Also, ich wär‘ dann soweit!

Müde bin ich. Heute war ich noch mal in der Agentur. Ich hätte mir auch heute frei neh-
men können, aber es war doch gut, dass ich da war. So ist noch eine Entwurfsvariante entstanden und ich konnte eine Frau empört ausrufen hören: „Helmut?!?! Der sitzt unten und frisst meine hartgekochten Eier! Zehn Stück hatte ich! Jetzt sind’s nur noch vier, dabei hab’ ich nur eins davon gegessen!“ Allein dafür hat es sich gelohnt, hinzufahren, finde ich.

Nachmittags war ich noch in der Stadt, weil ich ausnahmsweise mal nach Schuhen (bequemen!) gucken wollte. Stattdessen fand ich lauter Zeug, nach dem ich gar nicht gesucht hatte. Wieder zuhause kriegte ich dann sofort einen zweistündigen Räum- und Kramanfall, nach dem ich immerhin aufgeräumt, gebügelt und meinen Koffer gepackt hatte. Sogar Brote für die Zugfahrt sind geschmiert. Gebadet bin ich auch. Kein Wunder, dass ich müde bin…

Morgen um halb sechs klingelt der Wecker, um halb acht fährt der Zug Richtung Rhein-
land. Mittwoch geht’s dann auf die Messe. Und damit sich’s Losfahren auch so richtig lohnt, bleibe ich gleich bis Freitag weg. Nur, dasser Bescheid wisst, nä?

Boah, ich freu‘ mich schon so!

Also, ich war’s jedenfalls nicht

Heute Morgen beim Wahlgang konnte ich live sehen, wie erloschenes Leben aussieht. In dem Raum mit der richtigen Zahl dran saßen 6 Männer, in kein Gespräch vertieft. Und alle bis auf einen sahen aus wie altgewordene Taxifahrer, die die ganze Nacht durch gefahren sind und dabei jeweils eine Stange Zigaretten weggeraucht haben. Niemand antwortete auf meinen Gruß. Bei dem Einen gab ich mein Kärtchen ab, der nickte nach sorgfältiger Prüfung einem Zweiten zu, der mir wortlos unter Aufbietung all seiner Restkraft den Wahl-
zettel 10 cm hoch über den Tisch hielt. Die anderen erschöpften sich im Zugucken, wie ich mich hinter die Pappwand verdrückte.

Meine zwei Kreuzlein hatte ich schnell gemacht, überlegte noch kurz, ob ich dazu schrei-
ben sollte: „Das gildet aber 7,9 Millionen Mal, bitteschön!“, denn so viele Einwohner soll’s hier geben, und ich hab’ Sorge, dass die überwiegend Mist ankreuzen werden. Dann ver-
kniff ich’s mir aber doch. Während ich meinen Zettel in die gelbe Tonne pfriemelte, wurden den Herren die Augenlider immer schwerer…

Beim Rausgehen rief ich fröhlich: „Tschüssi!“, und da muss einer aufgewacht sein. Denn als ich schon durch die Tür war, hörte ich ein leises „Wiederseh’n…“

Haltlose Versprechen

Morgen wird ja nun gewählt. Obwohl alle nach Hessen gucken, machen die Niedersach-
sen auch mit. Ich ebenfalls. Das Milchbrötchen ohne Eigenschaften hab’ ich mir nu’ lange genug angeguckt…

FDP_MamaDen Preis aber für das doofste Plakat kriegt diesmal die FDP. Ich mein’, ich wähle die so-
wieso nicht, weil mir bisher noch niemand richtig erklären konnte, wofür die überhaupt da ist. Aber Hannover mit beklebten Hartfaser-
platten vollstellen, das können sie genauso gut wie alle Anderen. Auf meinem Radweg zur Agentur konnte ich beobachten, wie sich eins davon scheinbar vor Verlegenheit schon los-
reißen wollte, um im Gebüsch Schutz vor Blicken zu suchen. Einen Kabelbinder hatte es schon durchgeknabbert und flatterte vorfreudig.

Papas trinken also Bier, Mamas Milch? Find’ ich gemein, sowas. Mama wird ja wohl auch mal ein Bierchen trinken dürfen! Und wieso müssen denn die Papas überhaupt zu Mamas werden? Die Mamas sind doch schon die Mamas! Brauchen Kinder keine Papas? Und was wird dann aus den Mamas, wenn die Papas Mama werden? Leider hat die FDP uns das nicht näher beantwortet. Oder soll man sagen: Zum Glück?

Wohle!

Die gute Nachricht des Tages, mit ausgesprochen guter Chance auf die „Top 5 der guten Nachrichten des Jahres“: Die Theobromine reist nächste Woche wohl zur ISM nach Köln! Und sie wird, gemeinsam mit ihrem charmanten Begleiter, die Süßwarenmesse sogar betreten und sich alles angucken! Jawohl. Denn hier liegen jetzt zwei Tickets auf dem Schreibtisch, die dies bewirken werden.

Und wie kam’s?

Die wunderbare Lady Juleika hat die quasi schon aufgegebene Angelegenheit kurzerhand zur Chefsache erklärt und wohl in ganz Aschaffenburg energisch herumgefragt. Bis sie an jemanden geriet, der im Zeichen der heiligen Zuckerrübe geboren, in der Lage und Willens war, die geheimnisvolle Herüberwachsung zweier solcher Zauberkarten zu erwirken.

Sowas! Macht sie einfach so! Aus 350 km Entfernung!

Ich bin noch ganz runter mitten Nerven und freue mich ab jetzt ununterbrochen auf Mitt-
woch, denn da soll’s passieren. Natürlich werde ich hier darüber berichten. Schon allein, um mich für Euren Zuspruch und die ganze Daumendrückerei zu bedanken.

Mein dickster Dank gilt aber natürlich und selbstverständlich der unglaublichen Jule:

TruffesDankeGrp

Zwischenmeldung

In der Agentur läuft’s ganz gut. Ich hab’ schon ein paar Ideen, obwohl man leider oft fest-
stellen muss, dass Entwürfe im Kopf einfach schöner aussehen als auf dem Schirm. Denn da passen dann manchmal die Bilder nicht oder es ist zuviel oder zuwenig Text. Mein Anspruch ist allerdings auch jedes Mal, das Rad neu zu erfinden. Obwohl ich gehört habe, es soll schon irgendwo welche geben. Wahrscheinlich in Neuseeland, wo sie ja angeblich auch diese runden Türen haben sollen.

Ich finde mich auch wieder ganz gut im Indesagichnich zurecht, obwohl ich es nie verwin-
den werde, dass sie mir mein geliebtes „Freihand“ abschaffen. Was hab’ ich damit alles Schönes gemacht! Aber heute lachen sie Dich aus, wenn Du damit um die Ecke kommst.

Und wie ich’s gedacht habe, musste ich meinen Keksteller hinter den Monitor schieben, damit die Chefin ihn nicht immer in der Blickachse hat. Sie will sich gerade vernünftiger ernähren und so. Doch der Chef lässt sich nicht beirren und krabbelt immer mal mit der Hand zum Teller. Immerhin hat er sich abgewöhnt, jedes Mal zu sagen: „Ich klau’ mir nomma ein’, ja? Wenn die da so stehen…“ Früher gab es Zeiten, da war das fast ein End-
losschleifensatz. Nee, stimmt gar nicht. Manchmal hat er auch gesagt: „Ich nehm’ mir mal gleich ein paar mit, dann muss ich nicht immer rübergerannt kommen.“

ABS

BabysockeIch hab’ da bestimmt was falsch verstanden, denn ich dachte eigentlich immer, ABS bedeu-
te Anti-Blockier-System. Wer aber schon mal auf Socken durch den Korridor schliddern woll-
te, weiß, dass das durchaus blockierend sein kann, wenn da so Radiergummis drunter kle-
ben. Das ist eventuell was für Leute, die auf Nasen-OPs stehen.

Und wozu brauchen Babys solche Socken?
Die können doch noch gar nicht laufen! Oder wirkt sich das in die Socke integrierte System auf die Lenkbarkeit des Kinderwagens aus? Und wieso gibt’s die Socken dann nicht auch speziell für Autofahrer?

Arbeit, ick hör’ Dir rufen

Gerade rappelte mein Telefon und mein früherer Arbeitgeber war mal wieder dran. Ob ich nicht vorbei kommen könne, und ein bisschen an einer Imagebroschüre für einen Groß-
kunden mit herum entwerfen. Ist ja immer gut, wenn möglichst unterschiedliche Sachen zusammenkommen, dann hat der Kunde mehr Perspektiven. Mal gucken, ob und was mir dazu einfällt.

Das heißt also, ich bin ab morgen erstmal für ein Weilchen „außer Haus“. Wie lange sich das hinziehen wird, ist noch nicht klar, das besprechen wir morgen. Ich freu’ mich, denn ich mag die Leute da, es ist immer ziemlich lustig und es ist eine schöne Abwechslung. Für sie und für mich. Wahrscheinlich denken sie sich gerade im Moment schon mal neue Klagen darüber aus, dass ich ihnen die Linie und den Appetit versaue. Meine erste Tat morgen wird nämlich wie immer sein: Ich stelle einen Teller mit „Schnökersachen für Alle!“ auf…

Waddema, ich hab’s gleich…

Gestern habe ich irgendwoher aus’m Fernseher gelernt, dass Leute, die sich viel mit an-
deren Leuten unterhalten, ein besseres Gedächtnis haben sollen, als solche die weniger Gelegenheit dazu haben. Weil so ein Gespräch irgendwelche Hirnareale anschieben soll.

Da musste ich kichern.
Wieso?

Weil ich, wie aus der Pistole geschossen, gleich drei Menschen aus meinem näheren Umfeld nennen kann, die sehr gern und viel gesprächeln, aber (auch nach eigenen Aus-
sagen!) über ein sagenwirmal ausbaufähiges Gedächtnis verfügen. Eine Freundin sagt sogar lachend, wenn ich mal überlegen muss, ob ich was Bestimmtes wirklich raustun soll: „Erzähl’ doch ruhig! Hab’ ich doch übermorgen sowieso wieder vergessen!“

Das ist also durchaus mal praktisch. Ich kann auch alle Lieblingsgeschichten immer wieder erzählen, sie klingen wohl immer wieder neu. Allerdings sehe ich (das ist ein Lerneffekt und reiner Selbstschutz) möglichst davon ab, mir von diesen Personen längere Witze erzählen zu lassen.

Ob ich mich viel und oft unterhalte?
Hmm, …wann war das noch, das letzte Mal…?

Jetzt reiß‘ Dich mal zusammen!

Ich fänd‘ es gar nicht schlimm, wenn dieser Satz aus Versehen verschwinden würde, denn er ist nicht nur ein Ausdruck herablassender Ungeduld, sondern auch ziemlich hässlich und unlogisch. Wie soll das denn gehen?! Wer so angesprochen wird, fühlt sich eigentlich immer schlechter als vorher. Ausnahme: Man sagt ihn zu sich selbst. Aber auch da gibt es wesentlich schönere Alternativen.

Ich weiß das, denn ich hab‘ immer mal Panikattacken.
Und seit Wochen überleg‘ ich schon, das hier mal unterzubringen.

Der Begriff Panikattacke verbindet zwei Wörter, die einzeln schon dramatisch daher kom-
men. Panik ist Angst, die nicht mehr kontrollierbar ist. Eine Attacke ist ein Angriff, der unerwartet heftig ist. Trotzdem können sich Manche unter Panikattacken nix richtiges vorstellen. Ein gebrochenes Bein ist deutlicher und man kann auf dem Gips sogar unter-
schreiben. Ich hingegen möchte nicht so gern, dass mich jemand zu unterschreiben versucht, während ich eine Panikattacke habe.

Das fühlt sich übrigens ungefähr so an:
Zuerst ist da eine unangenehme innere Unruhe, die mich dazu bringt, herumzutigern, fah-
rige Aktionen anzufangen. (Eltern, deren Kinder schon längst zuhause sein sollten, und die sich Sorgen machen, kennen diese Unruhe.) Als Nächstes bekomme ich einen komi-
schen Druck auf der Brust, der mir das Gefühl gibt, ich könne nicht richtig atmen, als würde die Luft irgendwie zäh. Das Herz schlägt schneller, Schwindel kommt hinzu. Dann beginne ich mir Gedanken um meinen Kreislauf zu machen. Nicht, dass ich vielleicht ohnmächtig werde oder so… Wenn es richtig rund geht, jagt, stolpert und bollert das Herz und ich habe Schiss, dass es irgendwann ganz aussetzt und das war’s. Das ist nicht schön. Wirklich nicht schön. Vor allem nicht, wenn es im Supermarkt stattfindet oder in einem fahrenden Zug. Aber auch zuhause nicht.

Und man kann sich nicht zusammenreißen. Weg kann man auch nicht, denn die Angst sitzt ja genau an der Stelle, die man selber von Haar- bis Fußspitze ausfüllt. Dass man keinen Grund hat, weiß man dann schon. Aber: Nützt nix.

Immerhin habe ich mal irgendwo aufgeschnappt, dass der Körper so einen Stress nicht länger als ca. 20 Minuten aufrechterhalten kann, dann ist das Adrenalin alle. Und danach man ist ziemlich erschöpft, dünnhäutig und überreizt.

Wieso ich das habe?
Also, ich hatte das vor vielen Jahren schon mal eine Zeitlang, als ich in einer ziemlich bedrückenden Lebenssituation steckte. Dann änderte sich mein Leben ganz radikal, und es hörte auf. Ich dachte damals eigentlich, ich wäre die Attacken für immer los. Doch seit einem Vierteljahr plage ich mich nun wieder damit herum.

Es hängt sicher damit zusammen, dass ich in den letzten Jahren ein paar heftige Schläge auf’s Fundament bekommen habe und wohl nicht genug Zeit zwischen den Einschlägen hatte, um mich davon wieder richtig zu erholen. Ich hab‘ immer gesagt: „Ich fahr‘ schon länger auf Reserve“, obwohl ich Mensch-/Maschinenvergleiche ja ablehne. Und in den letzten Monaten beschäftigten mich so einige Dinge stark. Viele sehr schöne, aber auch schwere. Das muss dann wohl irgendwie Sediment aufgewirbelt haben.

Naja, und jetzt hab‘ ich den Salat. Und weil mich das mitunter und wohl noch ein Weil-
chen beschäftigt, steht’s jetzt mal hier.

Beruf und Arbeit

Es gibt einen Unterschied zwischen Beruf und Arbeit. Den einen ergreift man, auf die andere geht man. Auch die Hersteller der dafür angemessenen Kleidung wissen das und stellen sich drauf ein. So gibt es für Arbeiter eine Arbeitslatzhose und für Berufstätige sogar einen schicken Zweiteiler, bestehend aus Berufsjacke und Berufshose.

 Berufshose

Manche können sich aber wohl nicht so ganz entscheiden, haben untenrum einen Beruf, z.B. vielleicht Marathonläufer, und obenrum Arbeit, sagenwirmal Brikettsschaufeln. Und dann können diese Herren kombinieren. Das finde ich ziemlich gut durchdacht.

 Freizeitweste

Ach nee, da hab’ ich nur nicht richtig geguckt: Das für untenrum ist ja eine Berufs-
Cordhose. Das heißt, die Hose ist von Beruf Cord. Oder so. Das ist verwirrend!
Nach Feierabend jedoch sind die Herren alle gleich, da tragen sie Freizeitweste.

SockenUnd vielleicht auch Sportsocken, wenn’s gerade passt. Die Arbei-
terherren haben’s da besonders gut, die können sogar während der Arbeit Socken tragen und sich ggf. ab und zu mal abtrocknen. Arbeitshandtuch

Berufssocken scheint es wiederum nicht zu geben. Aber verkauft werden die, die’s gibt, im 5er Pack, was mir irgendwie unlogisch erscheint. Aber wahr-
scheinlich ist die fünfte wieder die, die die Waschmaschine an-
geblich frisst.

Meine hat das übrigens noch nie gemacht, die kriegt aber auch immer ausreichend Strom und Wasser und Pulver und so. Sie hat bestimmt Spaß an ihrer Arbeit und könnte mit Freizeit-
socken auch überhaupt nix anfangen…