Kastanienbewegung 2019/20

Ihr Lieben. Da sind wir ja wieder.

Ich muss zugeben, dass ich kurz mal ernsthaft darüber nachgedacht habe, ob ich die Kastanienbewegung in diesem Jahr überhaupt anschieben soll. Die aktive Beteiligung wird ja nu‘ immer sparsamer… Sind wir doch mal ehrlich: Es gibt mittlerweile nur noch wenige Blogeinträge (kein Vergleich zu den Anfangsjahren!), auch kaum Posts in anderen sozialen Medien, ich verlinke immer häufiger lediglich zu schmalen f***book-Kommentaren ohne hübsche Fotos, geschweige denn wärmende Geschichten. Die Kreise schließen sich irgendwie nicht mehr, was bedauerlich ist, aber eben der Lauf der Dinge. Je mehr Möglichkeiten der Mensch hat, sich mitzuteilen, umso nachlässiger wird er wohl. Ich will gar nicht jammern, ist offenbar einfach so, ich seh’s ja oft auch an mir selbst. Aber dann freue ich mich doch jedes Mal über die Handvoll treuer Seelen, die sich hier jedes Jahr zuverlässig einfindet, fleißig Einträge bastelt und gewissenhaft verlinkt. Dann weiß ich plötzlich wieder, warum ich ein aktuelles Banner und einen Text gestrickt habe, obwohl ich eigentlich gar nicht mehr blogge (sind wir doch ruhig noch mal ehrlich…). – Ich frage mich (und jetzt Euch!): Sollen wir die „Bewegung“ vielleicht auch einmal freilassen? So wie die Kastanien im Frühling? Wer das Ritual lieb gewonnen hat, führt es ohnehin weiter und denkt sicherlich auch an die Anderen dabei. Seinen persönlichen Abwurftag findet aber jeder auch ohne meine Hilfe, oder? Hm. Oder nicht? Was meint ihr?

Nun aber mal zum Anlass unserer netten Zusammenkunft hier! Ich muss schon wieder was zugeben: Meine Winterkastanie habe ich schon vor zwei Wochen gefunden. Ich hatte schlimmen Budenkoller und musste dringend spazieren gehen. Das Naheliegendste war der Böninger Park, also bin ich los und in nullkommanix einmal drumherum gestratzt. Und da lag sie mittenmal vor mir, noch ganz in ihrer grünen, geschlossenen Hülle. Na gut, dachte ich, ich nehm‘ dich schon mal mit, die Erste ist eben die Erste, und du wirst dich schon noch zeigen, wenn dir danach ist. Und richtig, ein paar Tage später riss das Mäntelchen auf und die Kastanie schlüpfte quasi. Leider habe ich vergessen, direkt ein Foto zu machen, als sie ganz frisch schimmerte. Stattdessen kam sie in die linke Manteltasche und fuhr letzte Woche erstmal mit mir ans Meer.

Morgendlicher Domburghorizont. (Die Fotografin trägt übrigens Schlafanzughose und Sturmfrisur, zum Glück nicht im Bild.)

Obwohl die Wettervorhersage zum Fürchten war, verließen wir (und mit „wir“ meine ich jetzt den Liebsten und mich) uns darauf, dass ja bestimmt wieder doch alles ganz anders wird, weil das nämlich immer so ist. Und so war’s dann auch. Nachts wackelte die Hütte im Sturm, tagsüber hingen wir faul in den Liegestühlen und kriegten Sonnenbrand. Und zwischendrin schmissen wir uns wohldosiert in städtischen Trubel, denn was Gucken möchte man ja auch. Und Kuchen essen. Und Schnickschnack kaufen. Und dann halt wieder Kuchen essen. Und abends Biertjes trinken und Sonnenuntergänge gucken. – Herrlich!

Wo war ich? Ach so: Kastanie, genau.

Wieder zurück in Duisburg, hat sie schon etwas an Spannkraft eingebüsst, aber für mich ist sie natürlich trotzdem die Schönste. Ich bin mir sicher, sie wird mich gut durch die nächsten Monate begleiten. Dafür wird sie in der Tasche regelmäßig in meine hoffentlich warme Hand schlüpfen und dann ziehen wir Zwei zusammen durch Regenschauer (Schnee gibt’s hier ja irgendwie nicht so richtig), um zugige Hausecken oder unter kahlen Bäumen durch. Und wenn der Liebste mitgeht, sind wir schon zu viert, denn der hat dann ja auch eine in der Tasche wohnen.

Bis im Frühling das erste grüne Blatt am Strauch hängt und sie wieder ausgewildert wird…

Habt ihr denn auch schon eine? Ich weiß, draußen ist gerade Altweibersommer und noch mal Schläppchen-und-Hemdchen-Wetter. Aber habt ihr vielleicht trotzdem schon eure Bolle gefunden? Zeigt doch mal!

Ich freu‘ mich auf euch!

Frisch polierte Grüße
Eure Theo

 

PS: Ach so, die „Regeln“!

In Kurzform:

– Kastanie finden.
– Hier kommentieren (gern mit Verlinkung zum eigenen Blogeintrag o.ä.).
– Kastanie im Winter als tröstenden Handschmeichler immer dabei haben.
– Wissen, dass man nicht allein ist, wenn die Laune in der lichtarmen Zeit mal durchhängt.
– Im nahenden Frühling auf mein Zeichen weit, weit weg werfen (Wird hier 
   rechtzeitig angekündigt. Dann alle zusammen, aber jeder an seinem Ort.)
– Tiiief durchatmen. Geschafft. Frühling is‘. Hurra.

 

Diesjährige Teilnehmer (samt nachgewiesener Bolle):