Buy-nothing-day 2008

Morgen bleibt hier das Portemonnaie kalt, da haben wir nämlich den „Kauf-nix-Tag“ bzw. „Buy-nothing-day“.

Das bedeutet, dass ich morgen nichts kaufen werde (von einer Zeitung mal abgesehen, die lasse ich mir grad‘ noch so durchgehen), ganz besonders natürlich keinen Schnick- schnack, den sowieso keiner braucht.

Das wollt‘ ich eigentlich nur mal eben erzählen…

Advent in Tüten

In den letzten zwei Wochen muss ich andauernd an meinen früheren Chef denken. Jedes Mal, wenn ich zum Fenster gucke, fällt mir nämlich ein, was der dazu gesagt hätte: „Frau G., da machen’se mal’n feuchten Lappen nass und gehen da eben mal drüber… – Dann sieht das optisch auch wieder gut aus!“ Mit anderen Worten: die Fenster hätten’s mal wieder nötig.

Aber es ist mir im Moment einfach zu kalt draußen und ich kann die ja nun schlecht nur von innen putzen. Ich hab’ auch ansonsten grade wenig Lust, rauszugehen, obwohl ich eigentlich einkaufen und zur Post müsste. Und vielleicht irgendwo noch ein Zweiglein Tan- ne abknipsen, das ich an den Adventskalender dranbinden könnte, den ich gestern für Freundin T. gebastelt habe.

Wir machen das seit vielen Jahren so, es ist eine nicht abgesprochene Tradition, dass wir uns manchmal ohne Verabredung gegenseitig Nonsense-Kalender herstellen. Manchmal kriegt sie einen, manchmal krieg’ ich einen, manchmal haben Beide das Glück. Jahre ganz ohne einen Kalender sind eigentlich selten. Letztes Jahr war zwar mal so eins, aber das ist gar nicht schlimm.

In die Päckchen kommt gern billiges oder kurioses Zeug, das sich sowieso seit Monaten in den Schubladen rumwälzt und unbedingt mal weg müsste. Außerdem stöbert man die Niedrigpreisecken in Drogerien und Schnickschnackläden durch, legt was noch Süßes zur Entschädigung drauf, packt dann den ganzen Kleinkrempel mühselig in noch kleinere Geschenkpapierfetzchen und denkt sich nebenbei doofe Sprüche dazu aus. In früheren Kalendern haben sich zum Beispiel befunden: Duschhauben, „Sexpielzeug“ (ich glaube:
1 Polsterknopf, 1 Büroklammer, 1 Glaskiesel, – das gibt Stoff für Phantasien!), Entkalker, tantiger Weihnachtsschmuck, Liebesromanheftchen, fiese Bonbons, 1 Tutschkastn

Und weil Freundin T. sich vorletztes Jahr fast täglich über mein Rumhühnern anlässlich meiner Fahrerlaubniserwerbung ausgescherzt hat (sie hat mir bspw. beschriftete Fotos von Tacho und Drehzahlmesser in den Kalender getan, bloß weil ich die mal während einer Fahrstunde ein bisschen verwechselt hatte, und auch noch so doof war, ihr davon zu erzählen), kriegt sie das jetzt alles wieder! Leider kann ich hier nicht beschreiben, was ich gestern alles so eingepackt habe, weil T. hier ja manchmal reinliest, – aber die wird schon ihren Spaß haben… – Leider bin ich nie dabei, um ihr Gesicht zu sehen.

Ach so, weil wir auch voneinander wissen, dass wir die Päckchen immer vorher neugierig abtasten und vorsichtig befühlen, steckt diesmal in jedem noch ein perfides Zettelchen mit einem irreführenden Hinweis auf das Päckchen vom Folgetag.

Hier ist jedenfalls das Prachtstück:Ts_Adventskalender

Ich verrate Euch jetzt einfach mal den Hinweis für das erste Päckchen, denn T. kommt sowieso heute Abend, um das Ensemble abzuholen, und weiß dann genauso viel wie Ihr: es ist das ganz rechte, fühlt sich ein bisschen weich an und der Hinweis lautet „Kartof- felpuffer!“. – Na?

Nachtrag:

In dem Päckchen war nämlich eine Gesichtsmaske… *g*

Schisser oder Schießer?

Also, hier im Viertel bin ich ja einiges gewöhnt: Krawallbolzen, die nachts das öffentliche Telefon verhauen, Jugendliche, die im BMirgendwas ihres Papas mal eben mit 100 durch die Spielstraße „müssen“ und Waldorfschulenkinder, die untereinander „Gesundheit!“ und „Danke sehr!“ sagen. Deswegen überrascht mich hier eigentlich nix mehr.

Letzte Woche bin ich aber doch plötzlich vor einem Laden zu stehen gekommen, der mir vorher noch nicht aufgefallen war. Muss also neu sein. Er heißt „Happy Babies“, und ich wollte mich gerade über den korrekten englischen Plural wundern, da fiel mein Blick ins Schaufenster.

Happy_Babies_1
Es soll sich ja wohl eigentlich um ein Geschäft für Baby- und Kleinkindzubehör handeln, in dem Klamotten, Spielzeug und Kleinkindvorsichherschiebegeräte aus zweifelhafter Billigproduktion verkauft werden. Das war jetzt aber nicht, was mich überrascht hat, sol- che Läden gibt’s hier schließlich an jeder dritten Ecke.

Happy_Babies_2

Allerdings ist das rechte Fenster vollgestapelt mit Softairwaffen. Und mein Blick bleibt auch noch an einer Liste hängen, die offenbar alles verzeichnet, was nicht mehr ins Fen- ster gepasst hat. Das wär’ sonst wohl komplett verdunkelt gewesen. Gleich daneben klebt zudem ein Aufruf, schnellstmöglich ein cooles Softairteam zu gründen. Vermutlich „aus Fun“ am Rumballern. Ist ja überhaupt nicht böse gemeint, sowas. Ich mein‘, sich gegen- seitig mit ordentlich Schmackes farbige Gallertkugeln auf dem Pelz zu brennen und für „tot“ erklärt zu werden, wenn man sich selbst zuviele davon einfängt, ist doch eigentlich auch nichts Anderes, als sich mal einen Nachmittag lang ordentlich mit Fingerfarben einzusauen und dafür ordentlich Schimpfe von Mutti zu kassieren. Muss man sich also sicher keine Gedanken machen.

Also bin ich ganz beruhigt. Ganz besonders, als ich sehe, wie die ja wohl dazu gehörigen Mannschafts“trikots“ aussehen:

Happy_Babies_3weiss_hochkant
weiss_hochkant
weiss_hochkant
weiss_hochkant

weiss_hochkant

 


Brrrrrr!

Heute war ich ziemlich viel und ziemlich lange draußen unterwegs und hatte dabei sowohl: „Schnee auf Brille im Gegenwind“ auf dem Fahrrad, als auch: „Zwei halbe Sonnenstrahlen auf Toast“ an einem Bahnsteig. Aber beides verflucht kalt.

Und ich muss sagen: Menno. Ich vermisse den Sommer!

Brominenfuss-mit-Libelle

Das ist übrigens höchstvermutlich eine „Blutrote Heidelibelle“ da auf meinem Sommerzeh…

Elli

Ich glaub’, so langsam muss ich mal meinen Vermieter fragen, ob das überhaupt o.k. ist. Ich weiß nämlich nicht, wie er’s mit der Tierhaltung so hat.

Vor einer Woche ist sie mir quasi zugelaufen und vorgestern habe ich ihr dann seufzend den Namen Elli gegeben, weil ich davon überzeugt bin, dass es sich um Weibchen han- deln muss. Elli ist nämlich total neugierig und treibt sich immer in meiner Nähe rum, um zu gucken, was jetzt schon wieder los ist. Wenn ich hier sitze und meine Bewerbungen schreibe, guckt sie mir über die Schulter und macht Geräusche. Vielleicht gefällt ihr nicht, was ich da so reinschreibe, aber ich kann schließlich nix dafür, dass man sich bei sowas wie Sauerbier anpreisen muss. Streicheln lässt sie sich übrigens überhaupt nicht, aber ich kann mich sowieso gerade noch beherrschen. Wenn ich ins Zimmer komme und fra- ge: „Na, Elli? Altes Haus? Wie steh’n die Aktien?“, dann tut sie ganz unbeteiligt, aber ich weiß genau, dass sie dann überlegt: „Aktien? Was denn für Aktien?“.

Ein paar Mal habe ich versucht, sie wieder rauszukomplimentieren, einmal wollte ich sie sogar aus dem Fenster schmeißen, aber sie hat sich am Fensterrahmen festgehalten und da konnte ich es nicht. Es ist ja jetzt auch so verdammt kalt geworden. Und kaum ist das Fenster wieder zu, tut sie natürlich so, als wolle sie da unbedingt raus. Das kenn‘ ich aber noch von meinen Katzen.

Wenn ich abends ins Bett will, dann gehe ich aus dem Wohnzimmer, wo wir zusammen ferngesehen haben, rüber ins Schlafzimmer. Dabei mache ich das Licht im Wohnzimmer aus, klar. Dann mache ich’s im Schlafzimmer an und Elli ist schon da. Zuerst dachte ich: „Was soll’s. Wenn’s dunkel ist, pecken Fliegen ja bekanntlich an der Wand!“ Diesen klugen Spruch habe ich vor vielen Jahren mal irgendwo aufgeschnappt, allerdings muss ich ehrlich sagen, dass ich ihn nie auf Wahrheitsgehalt überprüft habe. Ich habe mir im- mer eingebildet, dass die Biester im Dunkeln vermutlich zu wenig sehen und deswegen auch schlafen gehen, zwangsläufig. Nicht so Elli. Sie scheint über ein kleines Nacht- sichtgerät zu verfügen und saust damit über meinem Bett hin und her, dass es nur so eine Art hat. Ein bisschen wie Mädchen im Landschulheim, die wollen auch immer noch im Dunkeln quatschen und kichern. Dafür bin ich aber inzwischen zu alt, also stehe ich wieder auf, mache im Flur das Licht an, bleibe in der Türöffnung stehen und rufe: „Also, Elli. Du weißt, was jetzt kommt. Hopphopp ins Körbchen!“ Und dann fliegt sie an mir vorbei Richtung Flurlampe und sucht sich brummend ein Nachtlager im Flur.

Ich weiß nicht, vielleicht saust sie da ja dann auch die ganze Nacht rum, probiert meine Schuhe an und kontrolliert meine Manteltaschen, keine Ahnung. Wenn ich morgens auf- stehe, ist sie jedenfalls schon wieder putzmunter. Ich fürchte jetzt allerdings, sie will bis zum Frühling hier bleiben, bestimmt hat sie genau gemerkt, wie weichherzig ich bin. Aber dann will ich gefälligst anteilig Miete!

Im Moment sitzt sie übrigens gerade am Bücherregal und ich glaub’, sie hat eben lachend abgewunken.

Alle Zeichen stehen auf Sturm.

Gestern war Freundin T. hier, um mich zu warnen.

Naja, eigentlich war sie hier, um mit mir einzwei Schokoliköre auf die neuesten Entwick- lungen zu trinken, die sie vor Jahren mal von irgendwoher für mich herbeigewünscht hatte. Und mich nebenbei zu warnen. Erstmal kam sie aber in guter alter Tradition ein Viertel- stündchen zu spät und machte sich aber (wie immer) die Mühe, extra deswegen vorher anzurufen. Das war aber auch ganz gut so, denn sonst hätte ich die dünnen Spaghetti womöglich zwanzig Minuten gekocht statt fünf, um sie heiß auf den Tisch zu kriegen, und das hätte denen nicht gut getan.

Als T. dann da war, erzählte sie, sie hätte auf Arbeit noch schnell was fertig machen müs- sen, weil sie sich für heute spontan frei genommen hat. Wegen der Sturmkatastrophe, die angeblich auf uns zurast. Davon hatte ich noch gar nicht gehört! „Doch, doch“, meinte sie, „das soll sogar noch schlimmer werden als Kyrill! Da möchte ich lieber nicht auf der Land- straße unterwegs sein.“ Wenn ich sowas höre, kriege ich ja immer gleich Gänsehaut, weil ich Angst um meine Pappel habe. Die steht auf der anderen Straßenseite und rauscht mir von da aus zu. Sie fühlt sich wahrscheinlich etwas allein, seit „Kyrill“ damals mitten in der Nacht ihre Schwester umgefegt hat. Pappeln haben ja so schwächliche Wurzeln…

T. meinte dann noch, es sollen heute wohl gegen Mittag Schnee und Eis über uns herein- brechen, ganz wilde Sachen also, und ich dachte daran, dass ich genau gegen Mittag zu einem unangenehmen Termin müsste. Wenn es nach mir ginge, würde der kommende Sturm mal lieber das entsprechende Gebäude umknicken und meinen Baum stehen las- sen, aber ich fürchte, das ist wohl ein bisschen viel verlangt.

Freundin T. und ich erinnerten uns dann noch an vergangene Wetterkatastrophen. (Mir fällt jetzt noch spontan ein, wie ich ’78 oder ’79 mal tatsächlich eine Woche schulfrei hatte, weil die Schneewehen bis an unseren Balkon ranreichen. Wir wohnten übrigens im Hoch- parterre.) Zum Beispiel gab es auch Ende der Neunziger mal einen ordentlichen plötzli- chen Wintereinbruch. T., die damals noch meine Chefin war, hatte mich morgens noch angerufen, um mir den guten Tipp zu senden, ich solle mir unbedingt dicke Strümpfe über die Schuhe ziehen, damit käme man auf dem Glatteis ganz gut voran. Leider war ich da schon längst unterwegs und brauchte dann irre lang, um hier über die gewölbte Benno- Ohnesorg-Brücke drüberzukommen, weil ich immer wieder zurückrutschte. Zum Glück war ich da nicht die Einzige, deswegen war es eigentlich ganz lustig. Die Filmaufnahmen dazu hätte ich übrigens ganz gern.

Und dann gab’s ja noch dieses Blitzglatteis zu Weihnachten 2002, oder wann das noch mal war. Da hatte ich ausnahmsweise mal meine Mutter am Heiligabend eingeladen. Und sie kam auch tatsächlich aus Celle angefahren, im Schritttempo, und dann war der Ofen aus. Es gab kein Zurück und sie musste hier bleiben, bis die Straßen wieder frei waren.

– Eine Katastrophe!

Alle, Alle!

Gerade vor ein paar Tagen bin ich mal wieder drüber gestolpert.
Nämlich über das Argument: „Wenn das Alle machen würden!“

Wenn ich mich dann nicht gerade über den Anlass an sich ärgern muss, fange ich hier an zu schmunzeln. Denn dieser Ausspruch wird von mir fast immer auf dieselbe Art und Wei- se beantwortet, mit: „Ja, es machen aber nicht alle!“ Diese Antwort ist zwar fast genau so sinnvoll wie das Jägerzaun-Rasen-betreten-verboten-Argument selbst, aber sie löst immer- hin verwirrte Blicke aus. Und das ist doch auch schon was.

Ich glaube, „Wenn das Alle machen würden!“ rufen vor allem Leute aus, die sich selber nie irgendwas trauen, das vom geliebten DIN A4-Format abweicht. Solche Leute haben auch immer frisch rasierte Hecken mit scharfen Kanten, polieren samstags ihr Auto, schnippen Papierfitzel in den Rinnstein und gucken vor allem drauf, wo Andere sich Verfehlungen leisten, damit sie sich die Mütze des Allgemeinwohlhüters aufsetzen können. Dabei sind sie vielleicht klammheimlich ein bisschen neidisch, wenn Einer quer über’n Rasen läuft, denn das würden sie selbst sich niemals trauen. Erst, wenn’s noch 20-30 Andere tun, seufzen sie erleichtert und probieren auch mal aus, wie verwegen sich das anfühlt. Und wenn dann einer fragt, sagen sie: „Das haben doch aber Alle so gemacht…“ In der Herde muht sich’s eben am schönsten.

Und dann muss man ja auch mal gucken, dass man in einem angemessenen Verhältnis bleibt. Wenn eben einer über’n Rasen läuft, sogar mit gutem Grund vielleicht, kann man das anders betrachten, als wenn einer aus purem Daffke durch die Rabatten trampelt und dabei alle Tulpen zerknittert. Das nennt man übrigens „Ausnahmen bestätigen die Regel“.

Wenn jemand andere oder neue Wege geht, sind die Allgemeinwohlhüter grundsätzlich misstrauisch, denn neue Ideen widersprechen dem Glaubensgrundsatz des „Das haben wir schon immer so gemacht!“. Es gibt aber doch zum Glück immer Welche, die sich darin nicht einrichten wollen und deren Ideen über Zäune gucken und dann eben gern da hin wollen. Und eine neue Idee ist ja nicht automatisch eine schlechte Idee. Sondern eine schlechte Idee ist schlechte Idee. Dann wird sie sich aber höchstvermutlich auch nie durchsetzen. Wenn sie aber gut ist, dauert’s manchmal nicht lange, und dann machen es auch Alle so.

Und wenn es Alle so machen, dann weil sie es wollen. Und dann werden auch ganz fix die Regeln geändert. – Von Allen.

So. Und ich geh’ jetzt über einen Rasen laufen…

Werbung – informativ im Lesen.

lecker-im-Geschmack

Toll! Pfundweise Salatpampe für billig.

Adrett zurecht frisiert mit Peterlistrunk und Dillzweigerei. Doch offensichtlich war man sich noch etwas unsicher, ob das denn auch appetitanregend genug ausfällt, deswegen hat noch Einer zur Sicherheit „lecker im Geschmack“ drunter geschrieben. – Geradezu pfiffig ist das!

Und dieser dufte Einfall lässt sich sogar astrein auf weitere Artikel ausweiten.
Spontan schlage ich vor:

„Schuhe – gut im Gehen.“
„Schaumbad – seifig im Drinliegen.“
„Kaffee – heiß im Trinken.“
„Kartoffeln – schwer im Nachhausetragen.“
„Dosensuppe – anstrengend im Aufkriegen.“ … usw., usf.

Ölsonntag

Sonntags kaufe ich mir schon mal Brötchen.

An den anderen Tagen der Woche vermeide ich das eher, was aber nicht etwa daran liegt, dass Brötchen in Hannover nun so eine besondere Sonntagsspeise darstellen, sondern an der Verkäuferin, die die Brötcheneintüterei unter der Woche vornimmt. Die ist nämlich eine anstrenge Person.

Sie ist launisch und vorlaut. Man weiß, wenn man den schmalen Laden betritt, nie, wie sie wohl aktuell gelaunt ist. Ich wünsche mir, wenn ich doch mal hinmuss, eigentlich immer, dass sie schlechte Laune hat. Dann ist sie kurz angebunden bis wortlos, stopft einem die Brötchen in zu kleine Tüten, die dann oben nicht zugehen, schnappt sich die Knete und draußen ist man wieder. Die Sonntagsfrau hingegen ist übrigens immer min- destens mittelgut gelaunt, ehrlich freundlich und kann sogar im Kopf ausrechnen, wieviel zwei frische Brötchen und ein Pflaumenmuskrapfen vom Vortag kosten (94 Cent).

Wenn die Alltagsfrau gute Laune hat, ist sie wiederum nicht zum Aushalten, will plaudern (vielmehr tratschen), fragt frech nach meinem Privatleben („Wo hast Du Deinen Freund denn eigentlich kennen gelernt? Und was macht der so beruflich?“), nennt mich „Schatz“ und „Lady Di“ (fragt mich nicht, ich hab‘ kei-ne Ahnung!) und rückt das Gebäck erst raus, wenn ich mir halbwegs zufriedenstellende Antworten rausgequetscht habe (die auch schon mal frei erfunden sind. Ich möchte gar nicht wissen, was man im Viertel jetzt so alles über mich denkt).

Auch meinen liebsten Besucher hat sie gleich kalt erwischt, als er das erste oder zweite Mal dort hereinschneite und ganz arglos nach Brötchen verlangte. Offenbar wollte sie ihn gleich irgendwie einnorden, indem sie ihn donnernd fragte: „‚N Döner dazu?!?“ Dazu muss man sagen, sie ist kurdischer Herkunft. Und er ist Vegetarier. Die Beiden mochten sich sofort.

Auf dem Weg nach unten habe ich jetzt endlich mal mein Altpapier mitgenommen, zwei schwere gelbe Säcke, die unter anderem die verpflanzten Zeitschriftenstapel aus dieser Aktion beinhalteten. Und eigentlich hatte ich gehofft, das Gratis-Sonntagsblättchen läge schon unten aus. Der Zeitungsausträger steckt den Stapel nämlich gern in gelbe Säcke, bevor er sie vor die Haustür legt, um sie vor Regen zu schützen. Ich hole dann den Stapel rein und nehme als Belohnung die Tüte. Seit Längerem bin ich nämlich schon zu faul und zu vergesslich, mir eine neue Rolle davon zu besorgen…

Zu faul bin ich heute auch für irgendwas Sinnvolles. Obwohl ich gestern auf Trithemius‘ wieder mal wunderbarer Nachtwanderung eigentlich nur einen Piccolo getrunken habe (den zweiten habe ich nur angenippt), liege ich heute irgendwie „in Öl“. Aber soll ich ehr- lich sein? Manchmal mache ich das ganz gern. Besonders nach so einer feinen Nacht.

Deswegen lege ich mich jetzt wieder hin und frühstücke erstmal…