Mumpeln! Mumpeln! Mumpeln!

So, hm. Weihnachten ist jetzt vorbei, oder? Ich hab’ gar nicht mehr geguckt, aber meine Schokolade geht langsam zuende…

Vielleicht kommt’s ja daher, dass ich zurzeit manchmal ein bisschen mumpelige Laune hab’. Vielleicht liegt’s aber auch daran, dass ich überhaupt gar nicht zuhause in Hannover bin, und meine hiesige Laune und ich verstehen uns nur nicht so richtig, weil sie gelegent-
lich ganz plötzlich holländisch spricht und davon kann ich doch nur ein paar Brocken! Vielleicht ist die dann verwirrt, wenn ich nicht gleich antworte und meint, ich hätt’s nicht nötig? Nee, ich glaub’, das ist zu verstiegen… So Laune kann ja auch einfach nur so mal mumpeln. Wenn man übrigens das Wort „mumpeln“ ein paar Mal deutlich hintereinander weg laut sagt, ist das 1. eine schöne Unterkiefergymnastik und man bekommt 2. gleich ein wenig bessere Laune.

Vorgestern sah ich übrigens eine ausgesprochen gut gelaunte holländische Taube, die offensichtlich gerade einen ganzen Wäschekorb leerer dreiäugiger Grünhäschen in den passenden Container entsorgt hatte. Ich konnte gerade noch auf den Auslöser drücken, bevor sie wieder auf ihr Fahrrad stieg und davon radelte; – sonst glaubt einem das ja wieder keiner!

Fahrradtaube

Das wird eine ordentliche Weihnachtsparty gewesen sein, da zuhause bei Taubens. Nach zweidrei Grünhäschen auf ex geht da nämlich das Gurren und Kopprucken und Geflatter und Brustgepluster erst richtig los! Das weiß man ja, bzw. hört man ja so einiges. Getrunken wird übrigens solange, bis die Hasen wieder zwei Augen haben… Musik wird bei solchen Parties keine gebraucht. Kann sich ja jeder denken, wieso.

Bestimmt ist die Taube auch gleich wieder Nachschub holen gefahren, jetzt, wo wieder Platz im Gepäckkörbchen war. Schließlich wird doch morgen schon wieder gefeiert. Und garantiert sogar mit Geboller! Da müssen also noch Knallfrösche und Luftschlangen her. Meinetwegen auch Rummsböcke, Leuchtkäfer, Rumpelkämmerer, Knallchargen, Explo-
dierschweinchen und Zundern. Na, passt ja mehr als genug in den Korb.

Dass das Fahrrad drei Räder hat, liegt wohl daran, dass Tauben im Allgemeinen ein biss-
chen Schwierigkeiten mit dem Radfahren haben, wegen der Balance und so. Deswegen fahren die meisten Tauben am liebsten mit Stützrädern. In Holland jedenfalls. Oder gleich Liegerad. Es geht nämlich die Kunde, das sei einfacher. Im Gegensatz zu den meisten Tauben glaube ich das aber nicht.

Ich glaube aber, dass das eine gute Idee von dieser Taube war, sich mollige Flügelspit-
zenwärmer an den Lenker zu machen. Schade, dass sie gar nicht dran kommt.

24. Dezember

stern24Und die letzte Frage für den Kalender kommt wieder vom lieben Sansibar:

„Reichen die Fragen jetzt für den Ad-
ventskalender oder brauchst Du noch mehr?“

Antwort:

Ja Danke, die haben gereicht. Reichlich gereicht. Super gereicht.

Dank Dir und Trithemius, rebhuhn, magicmuffin, Doc Totte, Indogermane, Frieling, Allerweltsteufelchen, Annemikki, Träumer, NetRat_wtx, Juleika, kulturniprogram und Freundin T.

Und Litteratte, die ich hier leider nicht mehr verlinken kann, denn sie hat traurigerweise ihr Blog vor ca. 2 Wochen geschlossen (wir vermissen Dich, Susanna! Menno!).

Ich habe mich zwar bei allen bereits bedankt, möchte mich aber hier noch mal so richtig volle Pulle generalbedanken! Mir hat die Kalenderaktion richtig Spaß gemacht. Ich wusste ja nun auch nicht, was an Fragen auf mich zukommt, das war spannend!
Ich hoffe, Euch hat’s auch gefallen. 

Jetzt ist es also an der Zeit, die Ankunft von „Pucki, dem Gott der Fleißigen“, zu feiern, der uns jedes Jahr aufs Neue die dreikammrige Walnuss bringt. Seine Botschaft an uns:

Pucki

Recht hatter! Ich wünsche allen, die hier reinschauen, ein paar ruhige Tage, mit netten Menschen, Lieblingsessen, Füßehoch und nur ganzganz wenig Chaos. Für die Herren hoffe ich, sie müssen sich nicht über SOS (Schlips, Oberhemd, Socken) „freuen“. Für die Damen gilt das Gleiche im Bezug auf: Topfsets und Farb-und Stilberatungsgutscheine.

Und die Theobromine ruht sich nun auch ein bisschen aus und plündert ihre Schokola-
denschätze…

Dann feiert mal schön!

23. Dezember

Von Freundin T. hab’ ich auch noch eine Frage, und zwar:

„Stimmt es, dass Cocacola die rotweißen Weihnachtsmänner geschaffen hat?“stern23

 

Antwort:

Siehste, das habe ich ja auch immer gedacht!
Und hab’s fröhlich weiterverbreitet…

Und nun gucke ich nach und finde das und das. Hm.

 

Also, der Weihnachtsmann bzw. Santa Claus ist wohl sowas wie eine Zusammenführung aus Nikolaus (der ein Bischof war) und Knecht Ruprecht, der die Kinder auch schon mal bestraft, wenn sie nicht artig waren. Einen roten Mantel hat der Weihnachtsmann auch schon früh. Ebenso aber auch schon mal einen grünen oder braunen. Schon in den 20er Jahren scheinen sich die Weihnachtsmänner aber irgendwie zu synchronisieren und treten immer häufiger in Rot auf. Bärte haben sie bestimmt auch alle gehabt. Sogar die Statur wird schon immer ähnlicher.

 

Ab 1931 bringt CocaCola jährlich Weihnachtsmotive mit einem Weihnachtsmann heraus, dessen Gesichtszüge einem ehemaligen Mitarbeiter nachempfunden sind. Wahrscheinlich hat sich da jemand im Konzern gedacht: Dieser Weihnachtstyp da ist rot und weiß, und mit dem Gesicht von Mister Dingswieheißtdernoch passt der gut zu unserer Brause! Und weil das bei den Kunden gut ankam, überschwemmte der Brausebrauer die Welt nicht nur mit Flüssigbollo, sondern auch mit Bildern des netten alten Herrn. Und prägt damit das Bild des Weihnachtsmannes.

 

Heute ist es natürlich im Interesse des Colakonzerns, als „Erfinder des Weihnachtsman-
nes“ gesehen zu werden, darum werden sie einen Teufel tun und der Legende wieder-
sprechen. Man sollte aber wohl lieber sagen, sie haben ihn entdeckt, gepäppelt, getunt, gemanaged und auf Tingeltangel geschickt.

 

Hoffentlich sagen ihm nicht noch irgendwann, dass es ihn gar nicht gibt…

Liebe T., Danke schön für diese Frage! Rotweiß ist ja eine mir sehr angenehme Farbkombi. Da fällt mir gleich ein, dass ich noch gar nix gegessen hab’…

Ho! Ho! Ho!
Deine Theobromine

 

22. Dezember

stern22Hossa! Noch eine Frage von Sansibar:

„Wieso ist eine so lebenslustige, fröhliche, interessante Frau wie Du eigentlich nicht verheiratet?“

Antwort:

Erstmal Danke für die Blümchen, Sansibar. Muss ich mal gleich nach einer Vase gucken…

Dass ich nie geheiratet habe, liegt schlicht daran, dass Heiraten irgendwie wohl nix für Theobrominen ist. Wenn ich gewollt hätte, könnte ich vielleicht sogar schon mehrfach verheiratet sein, aber das ist ja zum Glück sowieso verboten.

Wenn Freunde von mir heiraten, finde ich das meistens schön und passend, das Zeremo-
nielle und so. Und ich versteh’ auch, warum sie das tun (auch, wenn viele sich mit der Steuer rausreden, weil sie nicht zugeben wollen, dass sie heimlich doch olle Romantiker sind). Ich war übrigens auch schon mal Trauzeugin. Offensichtlich nicht mal die schlech-
teste, denn die Ehe besteht noch immer.

Aber für mich selber finde ich das Verheiratetsein irgendwie nicht passend. Das war auch schon immer so. Eine Zeitlang habe ich immerhin gedacht, ich würde wohl bestimmt mal Kinder haben, aber dann kam’s doch nicht so und das ist auch völlig o.k. Wozu hab’ ich denn Freunde mit Kindern! Da kann ich wenigstens nach Hause fahren und nachts schön durchschlafen… Jetzt kann man das ja nun nicht auf’s Verheiratetsein umarbeiten (- wozu habe ich denn Freundinnen mit Ehemännern! Da kann ich wenigstens…).

Immerhin scheint es eine gute Ehevorbereitung zu sein, sich eine geraume Zeit in meiner unmittelbaren Nähe aufzuhalten, denn drei der Herren, die das in den letzten 20 Jahren taten, sind heute verheiratet und sogar Väter.

Vielleicht liegt’s auch daran, dass ich noch gelernt habe, dass man nicht sagt: „Ich will!“, sondern höchstens: „Ich möchte.“ Oder „Ich würde gerne…“

Oder daran, dass ich mal den Spruch gelesen habe:
„Wenn geheiratet wird, glauben die Frauen: jetzt wird alles besser.
Männer hingegen glauben: jetzt kann alles so bleiben.“

Nein, mein eigentlicher Grund, unverheiratet bleiben zu wollen, ist: Ich möchte bis ins hohe Alter mit „Frollein“ angeredet werden. Das finde ich schick. Pünktlich ab meinem 70sten Geburtstag werde ich auch Bubikrägelchen und einen winzigen Knödeldutt tragen. Und wenn sich jemand zur Verfügung stellt, würde ich, wer weiß, mit 80 auch glatt doch noch heiraten. Naja, ich überlege noch, ist ja noch ein bisschen hin.

Das Tollste ist ja, das hat mir neulich mal jemand ganz genau erklärt: „Unverheiratet sein“ bedeutet nicht, dass man dann unbedingt allein bleiben muss…      😉

(Und interessanterweise höre ich hier gerade die ganze Zeit ein Lied, in dem es u.a. heißt: „I’m not living to be the misses…“)

Auch für diese Frage vielen Dank, lieber Sansibar!
Viele Grüße, Theobromina

21. Dezember

Lieber Trithemius, heute beantworte ich nun Deine letzte Frage.  Du hattest mir ja netterweise gleich sechs Fragen für den Kalender geschickt:

stern21„Sagen Sie einmal, verehrte Theobromina, was bedeutet eigentlich das Versal-D auf dem Ring an deiner Hand auf dem Profilfoto? Spricht man in Hannover vielleicht das T so weich, dass es klingt wie Dheobromina? Oder steht das D eventuell gegebenfalls für Dada?“

Antwort:

Also, wenn man irgendwo das „T“ korrekt ausspricht, dann ja wohl in Hannover! Hör doch mal: „T!… T!… T!…“
– Nein, das ist es also nicht.

d_ringDas „D“ könnte also vielleicht für Dada stehen.

Oder für: Dame, Deckname, Definition, Dekolleté, Denken, Donner, Double, delikate Dosensuppe oder meinetwegen Düsseldorf.
Ist aber nicht so.

Eigentlich müsste da natürlich ein „T“ für „Theobromina“ draufsein, das stimmt schon. Bei dieser Gelegenheit kann ich ja mal einfließen lassen, was „Theobromina“ bedeutet.

Dieser Name hat überhauptnix mit Religion oder Theologie zu tun, auch wenn manche das vielleicht glauben. Sondern es geht um Theobromin. Das ist nämlich ein koffeinähnlicher Wirkstoff in der Kakaobohne. Er wirkt anregend und macht den Synapsen Spaß. Aller-
dings eher menschlichen Synapsen. Tiere vertragens eher nicht und Hunde können sogar ernsthaft in Mitleidenschaft gezogen werden.

Die Silbe „Theo“ hat insofern was mit Gott zu tun, als der Kakao bei den Azteken ein göttlicher Trank war. Das wird bei der Namensgebung (Kakaopflanze: Theobroma) wohl eine Rolle gespielt haben. Kakaobohnen waren ja früher auch richtig teuer, wurden sogar als Zahlungsmittel verwendet. Außerdem ist Kakao eben saulecker. Und für mich als olle Schokoladistin kam hier eben nur dieser Name für mich in Frage.

Der Ring ist übrigens aus der Tippfläche einer alten Schreibmaschinen-D-Taste gemacht (deshalb fand ich das auch einen schönen Kontrast für das Foto), und mein Väterchen hat ihn mir aus Berlin geschickt. Jetzt ahnt man auch schon: es könnte was mit meinem rich-
tigen Namen zu tun haben, der eventuell mit D beginnt.

Und das ist auch so! Hehehe…             🙂

Lieber Jules, ich hab‘ mir sehr gefreut, dass Du so fleißig mitgemacht hast beim Adventskalender! Deutlichen Dank Dir & stark kakaohaltige Grüße,

Deine Theobromine

20. Dezember

stern20Sansibar, der fleißige Fragenschreiber, fragte:

„Worüber denkst Du öfter nach: Über Deine Vergan-
genheit (Jugenderinnerungen, Streit mit den Eltern, erste Liebe, Kinderhoffnungen…) oder über Deine Zukunft (Pläne, Wünsche, Befürchtungen, Lebens-
ziele…)?“

Antwort:

Das ist leicht: Über die Vergangenheit.

Weil ich die kenne. Aus der Vergangenheit habe ich Bilder, schöne und unschöne, die sich immer mal einstellen, ob ich das will oder nicht. Die Zukunft kann ich mir ja nur vorstellen, weiß aber nicht richtig, wie sie aussehen wird. O.K., auch die Erinnerung verändert sich ständig, über die Zukunft kann man aber nun wirklich nur Vermutungen anstellen.

Ich hab’ fast noch nie so richtig viel geplant oder große Ziele gehabt. Und als ich es mal tat, kam natürlich alles ganz anders und ich hatte eine Weile ganz schön zu tun, damit klarzukommen. Heute bin ich übrigens sehr froh, dass meine Pläne von damals scheiterten.

Im Moment allerdings bin ich in einer Phase, in der ich planen müsste, und es fällt mir schwer, das merke ich. Eigentlich habe ich bisher immer darauf vertraut, dass die Dinge sich schon so hinschieben werden, bzw. ich flexibel genug bin, mit allem klarzukommen, was sich ergibt. Das ist aber immer weniger leicht. Es bieten sich auch nicht mehr stän-
dig neue Wege, ich muss mir immer öfter selbst welche bauen, und das find’ ich ziemlich schwierig.

Leider bin ich fast gar nicht ehrgeizig, was das Erreichen von Zielen angeht, deshalb setze ich mir auch kaum welche. Meine Energie lege ich eher in meinen Umgang mit Anderen. Da habe ich hohe Ansprüche an mich selbst und das spielt sich ja auch fast ausschließ-
lich im Jetzt ab. Also im Alltag. Aber natürlich hat das auch wieder viel mit vergangenen Erfahrungen zu tun.

Nach hinten zu gucken ist eben einfacher, denke ich. Selbst wenn man’s gar nicht bewusst tut, tut man’s. Nach vorne zu sehen ist ein aktiver Prozess, das tut man absichtlich. Oder?

Lieber Sansibar, ich glaub‘, mit all‘ Deinen Fragen könnte ich glatt bis Ostern durchkalendrisieren… Aber soweit plane ich ja nicht voraus. 😉
Lieben Gruß, Theobromina

19. Dezember

Der sätzefeilende Wortspieler Indogermane schrieb:

„Ich frage mich/Dich, welches wohl der hinterhältigste/ am aufwendigsten geplante/ lustigste/ durchschlagendste/ bösartigste oder einfach bloß bemerkenswerteste Streich war, den Du jemals jemandem gespielt hast. DAS würd mich wirklich brennend interessieren.“

(Die Frage schickte er mir per PN. Nicht ohne Grund, denn er beschrieb mir darin einen ganz schön durchtriebenen Streich, den er mal, allerdings wohl nicht allein, „Bekannten“ gespielt hatte.)

stern19Antwort:

Tja, lieber Indogermane, da habe ich jetzt echt lange drüber nachgedacht, und mir will beim besten Willen nix Richtiges einfallen! Du willst bestimmt so eine richtig schöne Reißerstory lesen…

Aber das so ungefähr Gemeinste, was ich mir erlaubt habe, ist, dass ich meinen da-
maligen Freund mal ganz bekloppt gemacht habe, als wir eine Zeitlang Schwankungen im Stromnetz hatten. Das Licht flackerte dann jeweils so ein bisschen, und er fragte dann immer: „Haste das gesehen? Da! Jetzt hat’s wieder so geflackert!“

Und ich habe mich jedes Mal doof gestellt und ganz unschuldig gefragt: „Flackern? Was denn für’n Flackern? Hab’ nix gesehen… Da war kein Flackern…“

Ihn machte das aber ganz nervös, weil er dachte, er wird jetzt doch verrückt oder sowas. (Er war nämlich so’n bisschen paranoid, das kam vom vielen Kräuterrauch.) Die Sache zog sich über mehrere Wochen, manchmal war tagelang alles ruhig, und dann ging es wieder los. Irgendwann konnte ich mir mein Grienen aber nicht mehr verkneifen, da merkte er’s natürlich… Hat er mir noch lange vorgeworfen.

Nicht sehr perfide, ich weiß; – aber ich bin halt nicht so!
Auch wenn’s vielleicht manchmal sogar ganz angeraten wäre.

Zum Ausgleich erzähle ich jetzt, was ich mal zum Thema Rache gelesen habe:
Eine Frau wurde von ihrem Liebsten aus der gemeinsamen Wohnung geschmissen, weil der eine neue Flamme hatte. Blöderweise dachte er nicht daran, dass seine Ex ja noch einen Schlüssel hatte. Sie konnte also, während er mit seiner neuen Freundin zwei Wo-
chen im Liebesurlaub war, in aller Ruhe dort werkeln: Sie wässerte alles. Den Teppich, die Sofalandschaft, das Bett, Tische, Stühle, – einfach alles. Und streute Kressesamen aus.

Kiloweise.

Als das verliebte Pärchen zwei Wochen später in der Tür stand, blickte es auf eine ziem-
lich grüne Wohnlandschaft! Keine Ahnung übrigens, wieso ich mir das gemerkt habe.

Und dann kann ich noch erzählen, warum jemand, mit dem ich mal eine Weile befreundet war, sich nicht traute, jemals zu heiraten: Er dachte sich nämlich jedes Mal ganz fiese Streiche aus, wenn einer seiner Kumpels heiratete. Bei einem wollte er die Wohnung prä-
parieren, kam aber nicht rein, weil der Bräutigam mitgedacht hatte. Also verbretterte der Übeltäter mit Hilfe eines Freundes kurzerhand die Wohnungstür sorgfältig von außen (ich glaube, es wurde sogar schnell ein neuer Türrahmen dafür gebaut und in den alten einge-
passt), hinterher setzten sie eine Deckplatte drauf, in die sie jede Menge Schrauben don-
nerten, auch an Stellen, wo gar keine hingemusst hätten. Hunderte.

Und um die Bescherung komplett zu machen, versenkten sie die Schraubenköpfe und spachtelten die Löcher zu!

Das arme Brautpaar brauchte so gefühlte drei Wochen, um in die Wohnung zu kommen. Und der Bräutigam war stinksauer, redete nicht mehr mit dem „Verbrecher“, schwor aber dafür ewige Rache. Leider kann ich nicht berichten, ob es inzwischen dazu kam, denn der Kontakt besteht nicht mehr. Aber immerhin haben die beiden Jungs sich vertragen, als der Freundeskreis sich gemeinsam das Video zu der Veranstaltung anguckte. Denn da muss-
te wohl sogar der Bräutigam lachen.

So, ich hoffe, mit diesen beiden Geschichten habe ich wenigstens ein bisschen für Ausgleich gesorgt, wenn ich schon selber nicht so durchtrieben bin…

Vielen Dank für Deine schöne, witzige Frage und ganz liebe Grüße,
von der Theobromine

18. Dezember

Heute beantworte ich mal wieder zwei Fragen von Sansibar. Und zwar:

„- In welcher Epoche der Weltgeschichte würdest Du leben, wenn Du es Dir aussuchen könntest? Und warum?

– Lächelst Du manchmal im Bus wildfremde Leute an?“

 

stern18Antwort:

Zur ersten Frage:
Da ich nicht zu den Frauen gehöre, die schon mal gelebt haben, kann ich jetzt gar nicht sagen, welche Epoche ich am schönsten fand. Wenn ich aber schon mal gelebt hätte, wäre ich bestimmt eine ägyptische Tempeltänzerin gewesen oder eine Mittelalterkräuter-
hexe. So wie alle anderen auch…

Im Ernst: Ich schätze, mir würde es reichen, wenn ich einfach 20 Jahre eher geboren wäre, allerdings dann lieber in Kalifornien. Dann hätte ich die Hippiezeit abge-
kriegt, den ganzen Rausch und die dazugehörigen Ideen, die Revolution der Musik und alles. Das hätte mir bestimmt gefallen. Ich bin ja auch so eine, die meint, man kriegt alles friedlich hin, wenn man’s wirklich will und man sollte sich doch gegenseitig unterstützen und so. Heute finden das alle lächerlich, karikieren es, und im Moment ist es sehr ange-
sagt, die 68er und ihre Ideale zu demontieren, aber ich glaube, die Ideen sind zum Teil immer noch ganz gut. Außerdem mag ich diesen ganzen indischen und marokkanischen Krempel, und den Gedanken, dass jeder lieber das machen sollte, was er will und gut kann. Naja, Peace, halt, Du… *g* Man muss dabei ja nicht gleich aussehen wie eine billige Nschtotschi-Kopie.

Außerdem war das wohl die letzte Phase, in der die Leute keine schlimme Zukunftsangst hatten, sondern eher in Aufbruchstimmung waren. Jedenfalls mehr als heute.

Allerdings hat mich Punk später auch fasziniert. Ich konnte ja auf dem Dorf, in dem man mich von 12-18 festgesetzt hatte, nicht mitmachen. Das Rotzige, Wütende sagte mir aber eine Menge, wenigstens innerlich. Also habe ich dann später versucht, das Äußere etwas nachzuholen, aber da war’s eigentlich auch schon ein bisschen zu spät dafür. Ende der 80er war Punk ja schon mal scheintot. Heute erlebe ich manchmal neue Punks, die rich-
tig spießig sind. Das amüsiert mich dann.

Eigentlich passen diese beiden Haltungen gar nicht zueinander, das musste ich mir schon oft anhören, aber inzwischen macht mir das nix mehr aus. Ich lebe quasi meine eigene Epoche, wenn ich das hinkriege.

Zur zweiten Frage:
Dann verwundert es jetzt wahrscheinlich auch nicht, wenn ich sage, dass ich durchaus öfter mal wildfremde Menschen anlächle. Am ehesten, wenn ich eine hübsche kleine Szene beobachte und mit dem Lächeln dann signalisiere, dass ich’s mitbekommen habe. Oder, wenn ich in der Straßenbahn so einen ernsten, prüfenden Kinderblick einfange.

Und gerade neulich erst ging ich dick bepackt über die Straße, da kam ein Radfahrer angefahren. Es war nicht ganz klar, ob er erst noch vorbeifährt oder ich zuerst auf den Bürgersteig hüppe. Und so bewegten wir uns beide mal zögernd-abstoppend, mal wieder beschleunigend. Das sah bestimmt total witzig aus. Er fing auch prompt das Grinsen an und fuhr dann demonstrativ ganz breite Schlangenlinien. Da gab’s natürlich Gelächter.

So was passiert mir ab und zu und kann mir dann auch mal den Tag retten. An dem Tag war aber sowieso schon alles schön. Für den Radfahrer kann ich jetzt allerdings natürlich nicht sprechen…

Danke, lieber Sansibar, auch für diese beiden Fragen!

Lächelnde Grüße nach Berlin,
von Theobromina

17. Dezember

stern17Da auch Trithemius mir gleich ganz schön viele Fragen gestellt hat, fasse ich heute mal drei davon zusammen, denn das bietet sich geradezu an. Er möchte nämlich wissen:

„Bist du Schröder in Hannover schon begegnet?
Was ist mit der Albrecht-Bagage? Und geisterte
nicht auch Herr Dosenpfand in Hannover herum?“


Antwort:

Erstmal vorweg:

– Wer Schröder ist, weiß ja vielleicht noch der Eine oder die Andere.

Ernst Albrecht war mal Ministerpräsident von Niedersachsen, hat uns in dieser Zeit jede Menge Atommüll eingebrockt, und ist außerdem der Vater von reichlich Kindern, eins davon heißt übrigens Ursula von der Leyen und will Kinder als Alkoholkauf-Spione einset-
zen. Herr Albrecht war lange Ministerpräsident (14 Jahre), hat mich als Kind mit seinem berühmten Gutsherrengrinsen ziemlich angestrengt, und wurde dann damals von Gerhard Schröder abgelöst. Das nur zur Erklärung.

– Herr Dosenpfand kann ja nur Jürgen Trittin sein, der tatsächlich auch lange in Hannover herumgewerkelt hat. Allerdings hatte er hier noch eine Schuhbürste im Gesicht, die ich im Geiste immer noch jedes Mal hinzufüge, wenn ich sein Gesicht irgendwo abgebildet sehe.

Und, na klar, kenne ich die alle persönlich, Hannover ist ja eher klein. Nee, stimmt gar nicht, aber ich kann tatsächlich von allen sagen, dass ich sie schon mal live vor der Nase hatte. Allerdings ist dabei nie was Spektakuläres passiert, – schade eigentlich. In den 90ern habe ich nämlich ziemlich viel gekellnert. Das lag daran, dass ich damals mit einem Koch verbandelt war, der hat mich da mit reingezogen… Und irgendwie bin ich wohl öfter mal dahin geraten, wo „man“ eben hinging, wenn man Hüngerchen hatte. Kann ich ja nix für.

Es muss so 1994 gewesen sein, als ich in einem italienischen Restaurant beschäftigt war. Eines Mittags tauchte dort Gerhard Schröder, damals noch Ministerpräsident, mit ein paar Bodyguards auf und bestellte Spaghetti Bolognese. (Er war ja noch mit „Hillu“ Hiltrud verheiratet, und die ist Vegetarierin und weigerte sich, ihm zuhause Schnitzel und sowas zu braten.) Ich war ziemlich nervös und hatte Angst, ihm vielleicht aus Versehen die Nu-
deln in den Schoß zu kippen. Zum Glück war wenigstens der Laden nicht so voll. Herr Schröder war aber wider Erwarten ganz normal nett, geradezu sympathisch, ich beruhigte mich und er aß in Ruhe seine Nudeln.

Da wusste ich ja zum Glück noch nicht, dass er mal Kanzler werden würde, sonst wären die Nudeln vor Aufregung doch sonstwo gelandet. Und wenn ich da schon gewusst hätte, wie sehr er sich mal für „lupenreine“ Demokraten einsetzen würde, hätte ich womöglich sogar nachgeholfen. Nett hin oder her.

Herrn Trittin hingegen hatte ich ein paar Jahre zuvor als eher arrogant und herablassend empfunden. Das war die Zeit, als ich in der Markthalle einen ziemlich umfangreichen Delikatessenstand alleine schmeißen musste. Der Stand war ein Ableger eines französi-
schen Feinkostladens mit kleinem Restaurant. Samstags war immer die Hölle los, denn es kamen nicht nur mehr Kunden zum Einkaufen, sondern auch die Möchtegern-Haute vollée zum Champagner-und-Schnittchen-Umtrunk. Da war der Herr Dosenpfand öfter mal mit seiner Entourage dabei und wollte natürlich immer alles sofort und pronto. Sollten die Anderen doch ruhig warten, und ich war ja eh’ nur die Schnittchenmamsell.

Ungefähr zur selben Zeit tauchte dann auch die Albrecht-Familie mal im dazugehörigen Restaurant auf. Wir hatten sonntags dort ein kleines, aber feines Brunch-Buffet. Die Albrechts kamen, ich weiß es nicht mehr genau, nicht ganz vollzählig, trotzdem sind es richtig viele gewesen. Schließlich hatten wir ja auch noch ein paar andere Gäste. Buffet-
erfahren, wie die Albrechts waren, rasierten sie uns komplett, scheuchten uns getränke-
herbeikarrend durch die Gegend, aber vom typischen Albrecht-Lächeln war nix zu sehen. Eine knappe Dreiviertelstunde später war der Spuk vorbei, sie gingen so schnell, wie sie gekommen waren und ließen uns erschöpft zurück. Danach zitterten wir jeden Sonntag, ob sie vielleicht noch mal kämen.

Mir war der ganze normale Betrieb ohne Promis immer viel lieber, und ich hab’ mich über meine ganz normalen, aber netten Stammgäste viel mehr gefreut. Da fing der Chef auch nicht an, sich zu überschlagen, es gab keinen Grund zur Nervosität und mehr Trinkgeld gab’s meistens noch dazu…

 
So, lieber Jules, eine Deiner Fragen habe ich nun noch übrig; – die kommt dann wohl kurz vor Weihnachten dran. Mal gucken.

Bis dahin, erstmal pinkgefiederte Grüße,

von Theobromina