16. Dezember

stern16Der hochwohlgeborene Frieling hat mir folgende Frage gestellt:

„Warum sehen im Tierreich die Männchen stets prächtiger aus als die Weibchen, und wieso sollte das bei uns Menschenaffen anders sein?“

 

Antwort:

 

Naja, es ist wohl so, dass im Allgemeinen die Weibchen aussuchen, mit wem sie sich so fortpflanzen möchten (darum dreht sich’s nun mal meistens, sogar, wenn sich’s nicht drum dreht). Und wer aussuchen darf, wird eben auch umworben.

 

Bei den Tieren ist es ganz oft so geregelt, dass die Weibchen den Nachwuchs allein großkriegen müssen, die Männchen haben nur zu zeugen. Die Weibchen sind natürlich daran interessiert, das gesündeste, kräftigste Männchen zu erwischen. Gute Gene und so. Sonst ist die ganze Aufzuchtarbeit nachher umsonst und inne Wicken. Also suchen sie sich das Männchen aus, das auf dem ersten Blick am prächtigsten rüberkommt.

 

Da wir Menschenweibchen aber nun ziemlich lange schwanger sind, und dann auch noch ewig brauchen, bis wir dem Nachwuchs beigebogen haben, wie man isst, läuft, spricht, Spülmaschinen ein- und ausräumt, arbeiten geht, muss das Männchen nicht nur prächtig sein, sondern auch noch arbeitsam und sozialverträglich. Damit sich’s möglichst ein Weilchen damit aushalten lässt. Zumindest, bis die herzigen Blagen aus dem Gröbs-
ten raus sind. Ich schätze mal, dafür hat die Natur auch so was wie Liebe erfunden. Sie konnte ja schließlich nicht ahnen, dass das alles verkomplizieren würde.

 

Beim Menschen wird also zwar auch nach dem Aussehen ausgewählt, aber nicht nur. Der Status, die Erfahrung, die Fähigkeit zur Zusammenarbeit fließen ebenfalls in die Entschei-
dungsfindung ein. Das erklärt, warum auch doofe, unansehnliche, aber wohlhabende Män-
ner oft trotzdem hübsche Frauen haben. Oder hübsche, dafür aber doofe, arme Männer eine abkriegen. Oder eben reiche Männer, die relativ klug, aber leider hässlich sind.

 

Dass die Frauen bei den Menschen auch oft so schön sind, hat bestimmt auch wieder was mit diesen guten Genen zu tun, schließlich muss so ’n Mann ja auch überlegen, wer da seine Prachtkinder ausbrüten und aufziehen soll. Da ist jung und gesund natürlich praktisch. So ein Weibchen kann sich noch lange kümmern, bevor sie umfällt. Außerdem ist es auch schöner zu begucken, wenn man schon jahrelang dableiben und helfen soll.

 

Wer aber nun bei den Menschen schöner ist, möchte ich lieber nicht entscheiden. Es gibt von beiden Sorten Schöne und Nichtsodolle. Mir sind ja runde, fließende Konturen und weiche Formen grundsätzlich angenehmer. Trotzdem steh’ ich gar nicht auf Frauen, sondern ganz standardmäßig auf Männer. Komisch, eigentlich. Männer empfinde ich aber eher als eckig bzw. fest und kantig, ja manchmal geradezu sperrig. Trotzdem mag ich die lieber. Verrückt.

 

Es gibt ja aber auch schmale, feste (knabenhaft genannte) Weibchen und durchaus rund-
liche, weiche Männer. Manche sind auch nur obenrum rundlich und haben unten dann wenig Substanz, also dünne Beinchen (bekannt als: Ei auf Stelzen). Und speziell bei Frauen gibt es ziemlich oft: obenrum schmal, aber ab Hüfte abwärts ordentlich rund. Da komm’ ich ja jetzt selbst ganz durcheinander… Mir persönlich ist ein Mann am liebsten, der insgesamt in Länge und Breite so ganz gut zu mir passt, das gilt vor allem auch für den Inhalt der Hirnschale.

 

Was schön ist, entscheidet bei den Menschen wohl eher jeder selbst. Das hat ja auch viel mit Kultur zu tun. Beispielsweise reißen mich Schmucknarben nicht so vom Hocker. Wäre ich aber eine Hamer- oder Ibo-Frau, würde ich mir bestimmt die Finger danach lecken. In der westlichen Kultur sind neuerdings magersüchtige Frauen der letzte Schrei, in anderen Kulturen würden sie sie erstmal ordentlich rund füttern oder, wenn das nicht geht, möglichst viele davon nebeneinander als Zaunlatten aufstellen.

 

In unseren Breiten würde man, wenn man wollte, eventuell sagen: Das Eckige gehört ins Runde. Oder eben andersum. Je nachdem. Alles schön.

 

Henry Kissinger hingegen hat gesagt:

„Das Schönste an den meisten Männern ist die Frau an ihrer Seite.“


– Lieber Rupiprinz, ich weiß jetzt nicht, ob das Deine Frage irgendwie beantwortet. Ich bin mir selbst nicht so besonders sicher, was den Begriff der Schönheit angeht. Sie liegt ja bekanntlich im… Na, wo war das noch…! Wo lag die noch mal? Also, da muss ich jetzt gleich mal gucken gehen…

Vielen Dank für’s Mitmachen & die Frage,
– und ganz schöne Grüße,

von Deiner Theobrbrbrb

Geschenke (2)

Hätte ich eine kleine Tochter, dann wüsste ich genau, was ich ihr zu Weihnachten schen-
ken würde.

Da das Spiel für die lieben Kleinen ja ein vorbereitendes Üben für das spätere Leben sein soll, könnte das fiktive Töchterlein hier schön lernen, was sie später als alleinerziehende Mutter können muss. Nämlich, eine Doppelbelastung aushalten: Mies bezahlter Job und krankes Kind zuhause.

Pädagogisch wertvoll.

Morgen_Kinder_wirds

15. Dezember

Sansibar hat mich gefragt:stern15

„Welche Fremdsprache würdest Du gerne können?“

Antwort:

Am liebsten würde ich natürlich ordentlich viele können, aber bei dieser Frage fällt mir immer spontan Italienisch ein. Ich finde, das klingt so schön, eine sehr musikali-
sche Sprache, irgendwie. Tatsächlich habe ich schon ab und zu überlegt, einen Italienischkurs zu machen, aber dann hab’ ich’s doch nie angefangen.

Ich hab’ nämlich erstmal nicht vor, bald nach Italien zu fahren, weil mir ulkigerweise von der Mentalität her andere Länder viel mehr liegen, – z.B. Norwegen! Da möchte ich nämlich schon lange unheimlich gerne mal hin, obwohl mir als Außenstehender die Sprache dort staubig und dröge vorkommt (aber die Norweger spre-
chen bestimmt eh’ nicht viel, da kommt man vielleicht auch so zurecht). Oder in ein paar asiatische Länder, deren Sprachen total schwer zu lernen sind, weil man sie gar nicht erst lesen kann.

Ich mag also scheinbar entweder die Sprache oder das Land. Nach Frankreich muss ich nämlich auch nicht unbedingt noch mal reisen, dabei könnte ich mich dort theoretisch sogar halbwegs verständigen.

Mein einziger richtiger Satz auf Italienisch ist übrigens bisher:
„Dov’ e la prossima chocolata, prego?“ *

Den kann ich auch noch in ein paar anderen Sprachen. Aber der fällt ja nun auch unter „lebensrettende Maßnahmen“. Überhaupt weiß ich in den gängigsten europäischen Spra-
chen eher die Lebensmittel zu unterscheiden. Das ist ja wohl auch am Wichtigsten! Nur krank oder orientierungslos sollte ich unterwegs nie sein…

Durch meine japanische Freundin M. schnappe ich auch immer einzelne Japanisch-Brok-
ken auf, muss aber gestehen, dass ich die meisten sofort wieder vergesse (bis auf die, die lecker klingen).

Die Länder mit den schönsten Sprachen haben meiner Meinung nach auch das tollste Essen, das fällt mir gerade so auf. Und die mit dem fadesten Essen haben dafür die atem-
beraubendsten Landschaften. Vielleicht ja als Ausgleich. Da muss man beim Essen dann eben schweigen und ein bisschen aus dem Fenster gucken…

So, lieber Sansibar, ich glaube, jetzt habe ich ungefähr die Hälfte Deiner Fragen beantwortet. *g*
Es kommen also noch welche…

Arrivederci allora e a presto,
La Theobromina

* „Wo gibt es bitte die nächste Schokolade?“

Geschenke (1)

Also, ich wünsch’ mir in diesem Jahr:

Einen schönen Brocken (nicht BR*CKHAUS! Brocken. Am liebsten so einen Super Brocken.). Ich will mir nämlich was einbrocken, aber so richtig. Super, halt. Dafür brauch’ ich den.

Und dann hätt’ ich gern noch einen hübschen Komposter. Ich weiß noch nicht: Soll’s einer sein, um mein altes 470 l-Handy endlich mal…? Oder lieber einen, in den ich endlich meine ganzen ollen Juwelen reinschmeißen kann?

Geschenke

Na, ich sag’ Euch dann einfach noch mal Bescheid, gell?

14. Dezember

Heute sind mal wieder zwei Fragen dran, eine
von Freundin T. und eine von kulturniprogram:

stern_14

Freundin T. hatte ja gleich mehrere Fragen gestellt.
Hier nun derer die zweite:

„Wieso wird lange vor der Ernte ein Streifen des Feldes abgemäht?“

 

Antwort:

 

Öh, ja. Darüber denke ich auch schon die ganze Zeit nach. So hier mitten in Hannover… Felder? Wattn für Felder? Da musste ich bei ihr direkt noch mal nach-
fragen, was sie damit genau meint.

 

Freundin T. wohnt ländlich und hat beobachtet, dass die Bauern vor der Ernte schon mal einen Streifen Feldes wegmähen. Das bedeutet übrigens nicht, dass sie da Schafe hin-
stellen und die motzen dann die Halme ein Stück weiter.

 

Ja, nu. Ich wusste nun auch nicht, hatte auch keine richtige Idee. Vielleicht testen die, ob das Korn trocken genug ist zum Ernten und Dreschen? Aber das wird wohl auch bei Nicht-Kornfeldern gemacht. T. selber meinte, es hätte vielleicht was mit Schädlingen zu tun. Also habe ich aus lauter Daffke mal ins Netz geguckt, ohne Hoffnung, da was zu finden. Ich fand aber doch: eine textstarrende Landwirtschaftsseite, die ungefähr 12m lang runterzuscrollen ging, bevor ich folgenden Tipp fand:

„(…) Pflegen sie Ihre Feldränder.

Durch das Abmähen oder Mulchen der Feldränder kann das Einwandern vor allem von Un-
gräsern in die Felder verhindert
werden. Auch Krankheiten werden durch das Abmähen der Feldränder bekämpft, (…)“


Aha, Freundin T. hatte also Recht. Da hätte sie mich ja eigentlich gar nicht fragen müssen. Ungräser, soso. Man kann sich die Einwanderungswellen der Ungräser ja gar nicht plastisch genug vorstellen! Bestimmt ist das in Wirklichkeit ein enormer Andrang, mit Sack und Pack. Und wenn man nicht aufpasst, witschen sie über die grüne Grenze, und dann hat man den Salat. Und wohin bringen sie dann wohl die rechtzeitig abgemähten Ungräser? Werden die kurzentschlossen zum Feldrand zuückgeflogen?

Dass man durch das Abmähen Krankheiten bekämpfen kann, wusste ich natürlich. Denn wenn ich Erkältung hab’, gehe ich immer mähen, und irgendwann ist die Nase wieder frei. Aber das weiß ja nun jeder. Wenn man also einen abgemähten Feldstreifen sieht, weiß man: Entweder „Einwanderungsstopp“ oder sogar „Bauer wieder gesund“. Da kann man dann ja eigentlich gleich mal vorbeigehen und gratulieren. Vielleicht wird man ja auf ein Stückchen Pflaumenkuchen eingeladen…

Liebe T., Danke auch für diese Frage. Nun weißt Du also, was Du eigentlich sowieso schon wusstest. Und das Tolle ist: Ich weiß es jetzt auch. Und ein paar Andere.

Mäh! Mäh! Määäh!
Deine Theobromina


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Zum Pflaumenkuchen passt jetzt aber gut noch die Frage von kulturniprogram. Er fragt mal rein so interessehalber aus seiner Schweiz heraus:

 „wieso schmeckt kaffee besser, wenn man statt kaffeepulver einen teebeutel verwendet?“

Antwort:

Knifflig.
Also, der Umkehrschluss funktioniert schon mal nicht. Tee schmeckt nicht besser, wenn man Kaffeepulver verwendet. Ich hab’s versucht. Dafür schmeckt Hühnerbrühe ebenfalls besser, wenn man statt Brühwürfel einen Teebeutel reintut. Auch alle 3-Minuten-Terrinen schmecken besser, wenn man das heiße Wasser stattdessen über ’nen Teebeutel giesst.

Bei Kakao funktioniert’s nicht ganz. Da bleibt’s bei: Unentschieden. Heiße Milch mit Teebeutel aufgekocht = genauso lecker wie mit Kakao. Beide vertragen gut zusätzliche Würzung mit fast allen Gewürzen, außer Salz und Pommesgewürz.

Oder begreife ich vielleicht die Frage falsch? Geht es wirklich nur um den Teebeutel? Soll ich den leerfieseln und dann in den Kaffeefilter legen? Schmeckt immer noch besser, als wenn ich Kaffeepulver verwende. Und weil da ja jetzt noch die Teekrümel nackt herumlie-
gen, empfehle ich, die auch gleich noch dazuzuschmeißen. Das ist vielleicht lecker!

Ich glaube einfach: Fast alles schmeckt irgendwie besser, wenn man einen Teebeutel reinhängt. Vielleicht ist das die Erklärung…

Danke Dir für diese etwas-spät-aber-doch-eingetrudelte Frage, kulturniprogram.

Viele Grüße und ein herzliches: „Rock on!“
Von der Theobromine

13. Dezember

stern_13Der Teppichhändler und Flamingovermehrer meines Vertrauens, Trithemius, hatte wohl den Schalk im Nacken und hat mich gefragt:

„Was steht auf dem Grabstein von Kurt Schwitters?“

Ich bin mir ziemlich ganz sicher, dass er als Schwittersbewunderer das selber genau weiß, aber natürlich beantworte ich auch diese Frage sehr gern. *g*

Antwort:

Also, Kurt Schwitters ist ja Hannoveraner gewesen. Und damit meine ich jetzt kein Pferd, sondern ein Einwohner Hannovers.

Das an sich ist ja schon schön, aber Schwitters war zudem Künstler.
Er malte, war DADA, collagierte, assemblierte, baute und dichtete seine von ihm so be-
nannte Merz-Kunst. Und er muss Humor gehabt haben. Zu seinen bekanntesten Werken gehören das Gedicht „An Anna Blume“ und der Merzbau, dessen Original sich über mehrere Etagen seines Wohnhauses erstreckte. Das Haus wurde im Krieg zerstört (als einziges in der ganzen Häuserzeile!), aber man kann eine Reproduktion des Merzbaus im Sprengel Museum hier in Hannover betreten und begucken.
Mehr über Kurt Schwitters und seine Arbeit findet sich u.a. hier oder dort.

Die Nazis fanden ihn entartet, deshalb floh er 1937 zunächst nach Norwegen und setzte dort seine Arbeit fort. Als er dort auch nicht mehr bleiben konnte, ging er nach England. Dort ist er 1948 auch gestorben und war zunächst dort beigesetzt. 1970 wurde er nach Hannover überführt und ist nun in seiner Heimatstadt begraben.

Und auf seinem Grabstein steht: „Man kann ja nie wissen -„

Hier ist ein Foto:

Schwittersgrab

Das Grab von Kurt Schwitters auf dem
Engesohder Friedhof in Hannover.
(Zum Vergrößern anklicken)

Mir gefällt die Inschrift sehr.
Und am besten gefällt mir der Gedankenstrich.

Man sollte sich wirklich ab und an mal die Zeit nehmen, darüber nachzudenken, was man gerne später mal auf dem eigenen Stein stehen haben möchte. Das ist eigentlich über-
haupt nicht gruselig, sondern ganz interessant. Man kann es zwar dann selbst nicht mehr lesen, aber falls mal Besuch kommt…

Man könnte ja z.B. schreiben lassen:

„Schön hier.“

 „Setz’ Dich doch. – Hast Du mir Blumen mitgebracht?“

„Hör‘ doch mal, …“

Da ich aber (wohl im Gegensatz zu Herrn Schwitters) zur zu einer gewissen vorlauten Naseweisheit neige, bin ich für meinen Stein zurzeit noch immer bei: „Ich hab’s ja gewusst!“

Oder hat noch jemand eine Idee für eine gute Inschrift? – Jules?
(Dann kann ich in der Zwischenzeit weiter über die nächsten Fragen nachdenken…)

Quietschlebendige Grüße,
von Theobromina

Flamingo-Tage im Teppichhaus (3)

Pssssst…, auch heute ist noch Flamingo-Tag im Teppichhaus, Leute…

Flamingo-von-A
Die gute A. hat mir gestern am Küchentisch von Freundin S. spontan zwei Flamingos gezeichnet. (Bei Flamingo 2 hätten die Beine wohl nicht mehr auf’s Blatt gepasst. In Ermangelung eines pinkfarbenen Stifts sind aber dafür die auszumalenden Flächen gewissenhaft angegeben. Danke, liebe A.!)

12. Dezember

stern12Das Allerweltsteufelchen will schon ganz ungeduldig wissen:

„Warum parfümieren sich Weibchen
während der „Bauchauazeit“? 😉
(Ich erwarte keine ernsthafte Antwort. ;-))“

Antwort:

Ich fasse die Frage mal so auf: „Wenn Bauchauatage, dann Befruchtung und Nachkommenschaft ausgeschlos-
sen, also Beduftung zwecks Anlockung paarungswilliger Männchen zwecklos. Wozu also? Ist doch Kappes!“

Erstmal ist es ja wirklich ganz schön, wenn Männer sich ein bisschen mit den Gezeiten auskennen, da hab’ ich nämlich schon die wildesten Thesen gehört. „Bauchauazeit“ hin-
gegen kannte ich noch nicht, das ist putzig.

Also, jetzt aber mal zur Frage:
Die ist wirklich nicht ganz uninteressant. Ich habe nämlich mal einen Fernsehbericht ge-
sehen, in dem gezeigt wurde, dass Frauen, bei denen gerade das Ei springt, sich anders kleiden, wenn sie in die Disco wollen, als solche, bei denen gerade nix springt. Die Dame mit Sprung zeigt deutlich mehr Haut.

Dennoch ist der Mensch ja eine ulkige Mischung aus Ur- und kultiviertem Sozialwesen. Was beim Einzelnen überwiegt, muss jeder selbst rausfinden. Das Einnebeln mit Duft-
stoffen hat ja auch schon eine lange Tradition, entstand mal aus dem Verbrennen von wohlriechenden Kräutern und Ölen (daher auch noch die Bezeichnung „Parfum“, es kommt von „par fumer“, was soviel bedeutet wie „zum Verräuchern“), und war den Göttern vorbehalten. Heute wird das ja noch mit Weihrauch gemacht. Da Könige sich oft auch noch für Götter hielten, dufteten die auch. Und dann bestimmt irgendwann der Hofstaat und die Reichen. Es wurde schick, nach was anderem als sich selbst zu riechen. Später wurden Verfahren zur Gewinnung von Duftstoffen entwickelt, die es auch dem Volk möglich machten, sich zu bedüsen.

Eigentlich ist der Eigengeruch ja aber für was gut. Da kommt dann wieder das Urtier durch. Die Natur hat sich da eigentlich ’ne ziemliche Mühe gemacht, Rezeptoren und so Zeug zu basteln. Das war bestimmt nicht ganz einfach, funktioniert aber immer noch prima. Ich sag’ nur: Limbisches System. Das ist der Teil vom Hirn, den wir auch als Krokodile schon hatten, und der auch Gerüche verarbeitet und sie in Emotionen umsetzt. Das ist u.a. gut für: Nahrungsaufnahme, Selbstverteidigung und Partnerwahl.

Wenn man da jetzt was drübersprüht, meint man, dass das besser riecht, was bei Vielen sogar der Fall ist. Trotzdem bleibt der Eigengeruch ja erhalten und wird grundsätzlich wahrgenommen.

Ich persönlich besprühe mich nicht oder nur selten. Das ist ’ne Glaubensfrage. Ich mag natürlich Düfte von Blumen und Hölzern und Früchten und so. Sehrsehrsehr. Die Natur hat sich mich aber nicht als Zitrone gedacht, sondern als Theobromina. Eine mit empfindlicher Nase. Und die Nase hat schon genug zu tun mit Shampoos, Seifen, Deos, Waschmitteln, Cremes und so weiter. Alle 5 cm riecht man anders. Und dann auch noch, und Achtung!, jetzt kommt mein Hauptargument: Nach künstlich erzeugten Duftstoffen, die irgend-
welche verrückten Wissenschaftler in Labors erfinden und zusammenstecken.
Mein Limbisches System sagt aber: „Nö, das ist keine Rose, das ist eventuell aus alten Autoreifen destilliert, bäh.“ Und weigert sich, das anzuerkennen. Ich halte es für einen großen Fehler, das LS verkohlen zu wollen. Und mit Allergieauslösern fange ich jetzt mal gar nicht an. Mal ganz davon abgesehen, dass doll einparfümierte Mitmenschen unge-
heuer anstrengend sein können. Na gut, ungewaschene auch, aber das ist ja ein ganz anderes Thema.

Wenn also Duft, dann wenigstens aus echten Blümchen und so. Und sparsam.

Und so langsam komme ich jetzt zurück zur Frage…
Da der Mensch in Sozialverbänden lebt und die Körperpflege kultiviert hat, möchte er immer gut riechen und adrett rüberkommen. Auch und gerade die Damen. Es könnte ja sein, dass so eine Bauchaua-Frau ihr Parfum selber mag und sich wohl fühlt, wenn sie es trägt. Und vielleicht lässt es sie auch ein bisschen das Bauchaua vergessen. Und wenn das auch den umstehenden Männern gefällt, kann sie vielleicht schon mal einen Kontakt knüpfen, der nützlich sein könnte, wenn das nächste Ei losspringen möchte. Vielleicht ist ja einer dabei, dessen Limbisches System gerade im Urlaub ist…

So, ungeduldiges Teufelchen, ich hoffe, damit habe ich Deine Frage beantwortet. Ob nun ernsthaft oder nicht, entscheidest Du. Ich danke Dir noch mal für’s Mitmachen, Du hattest Dich ja sogar als Erster vorgetraut und musstest jetzt soooo lange warten! 😉

Unparfümierte Grüße,
von der Theobromine

11. Dezember

 

stern_11NetRat, die vielleicht einen Pffft!-Vogel krie-
gen würde, nennte ich sie hier „die liebe NetRat“,  – also die lustige, kluge, gehörig angeschrägte, vielseitige und von mir echt so richtig gern gelesene und gehörte NetRat hatte folgende Frage für den Weihnachts-
kalender:

„Warum passiert immer alles Mögliche gleichzeitig? Ich mein jetzt nicht Weih-
nachten und Ostern und Neujahr auf einem Termin, sondern warum gehn immer alle möglichen, vollkommen verschiedenen Sachen im Rudel kaputt oder verloren… oder Konzert, Kino-
abend, Betriebsfeier und alter-Freund-
in-der-Stadt stapeln sich einem einzigen Termin… oder Lottogewinn, neue Arbeitsstelle, wunderbarer Blumenstrauß und eine lang gesuchte LP …“

Antwort:

Ich glaube das hat was mit Neutrinos, Synapsen, Blutzuckerspiegel und Wahrnehmungs-
fallen zu tun. Ich weiß jetzt nur nicht, was.

Wenn man morgens schlechtgeträumt aufsteht, im morgendlichen Brass gegen den Tür-
rahmen bumpert, dann löffelt man auch schon mal das Kaffeepulver ohne Filter in die Kaffeemaschine, die dann so laut das Spotzen und Röcheln anfängt, dass sich der Kühl-
schrank erschreckt und kaputt geht. Dann kann es schon sein, dass man das Gefühl kriegt, der Tag läuft nicht so gut an.

Und in so’ner Laune kommt’s einem auch so vor, als würden die Kollegen mufflig zurück-
grüßen, wenn man doch eigentlich ganz freundlich „Mong!“ gesagt hat. Und die Kollegen sind dann auch verantwortlich dafür, dass man die Computermaus vielleicht ein bisschen zu fest und zu ruppig über ihr Pad schiebt, was zur Folge hat, dass die Zicke von Rechne-
rin sich beleidigt hinlegt und schmollt. Da ja das Internet überall rein- und rausgucken kann, erfährt der Postminister natürlich davon und schickt auf einen Schlag alle doofen Briefe ab, die man eigentlich verteilt auf’s nächste Vierteljahr kriegen sollte.

Die Briefe klatscht man zuhause auf die Kommode, die dann auf einer Seite einknickt, obwohl man gar nichts gemacht hat. Da ist man eigentlich trotzdem gut gelaunt, man merkt es nur eben nicht. Hormone, vielleicht. Die kleinen Biester. Stattdessen glaubt man, man sei eventuell nicht gut drauf, oder die Welt wär’ heute mistig und kratzig wie ein Pulli aus Akopads. Dass Sachen verschwinden, hat aber wirklich was damit zu tun. Meistens sind das die sensibleren unter den Sachen, die merken, wenn man glaubt, schlecht gelaunt zu sein, und die verstecken sich, bis die Luft wieder rein ist oder stellen sich doof und den Betrieb erstmal ein.

Andersrum ist es auch so, nur andersrum.

Man wacht frisch und munter auf, bollert fröhlich gegen den Türrahmen, schaufelt das Kaffeepulver ohne überflüssigen Filter in die Kaffeemaschine, klatscht in die Hände, ruft: „Hossa! Caramba! Karacho!“, weil der Kaffee so lecker ist und Kaffeesatz gut ist zur Rei-
nigung der Zahnzwischenräume. Der Kühlschrank, den man aus Sicherheitsgründen ohnehin nicht mehr aufmacht, weiß was sich gehört und zieht sich respektvoll zurück.

Dann geht’s zur Arbeit, wo die netten Kollegen auf das gutgelaunte „Mong!“ mit zartestem Gewisper antworten. Die Rechnerin freut sich über beherzte Mausmassage und gönnt dem User ein schönes Päuschen zur Belohnung. Davon erfährt der Postminister und schickt zur Unterhaltung ein Bündel lustiger Briefe mit neuen, witzigen Denksportauf-
gaben.

Die Kommode im Flur knickst ehrfurchtsvoll, obwohl man gar nichts gemacht hat. Man kommt sich irgendwie vor wie gut gelaunt. Toll, so Hormone! Oder egal wer. Hauptsache toll. Und nirgends Sachen, die herumliegen, der Blick kann frei schweifen, mit ein biss-
chen Glück über einen Strauß Blumen oder über einen alten Freund, der da schon die ganze Zeit sitzt und einem noch gar nicht aufgefallen ist. Das kommt einem dann fast wie ein Lottogewinn vor. Man könnte beinahe wirklich gute Laune kriegen! Braucht man aber nicht, denn man glaubt ja schon, welche zu haben.

So ungefähr funktioniert das. Glaub’ ich.
(Wenn man allerdings dicke Augen haben muss, dann darf man mit Fug und völlig zu Recht schlechte Laune kriegen, finde ich. Gute Besserung!)

Vielen Dank und schön, dass Du mitgemacht hast, HikE.

Gelaunte Grüße nach Marburg,
von Theobromina

Öko-Überraschung

Als ich verreist war, ging ich einkaufen. In einem Bio-Superladen. An der Kasse gab’s, wie in anderen Superläden auch, Überraschungseier. „Hm.„, dachte ich, und: „Ach. Ob da wohl pädagogisch wertvolles Holzspielzeug drin ist?“ Eine Zeitlang mochte ich überrasch-
ende Schokoeier ganz gern und hatte die ganze Küche voll mit z.T. zweckentfremdetem Plastikkrempel.

„Na“, dachte ich dann weiter, „das probierste mal aus!“ Ich suchte mir das Ei aus, das noch am sorgfältigsten in ökologisch wertvoller Alufolie eingewickelt war. In diesem Fall kann man das Wort „sorgfältig“ ruhig genau nehmen, denn das arme derangierte Ei trug jede Menge Sorgenfalten. Kein Wunder, dass allem, was öko ist, eine gewisse äußere Schludrigkeit nachgesagt wird. Zurück vom Einkauf machte ich erstmal ein Beweisfoto:
Oek-ei








Dann wickelte ich das Ei aus.
Auf der Folie steht ja, die Überraschung sei „aus kontrolliert ökologischem Anbau“.

OekanbauJetzt war ich aber echt richtig neugierig. Also runter mit der Verpackung. Überraschung:
Ein Schoko-Ei! Es sieht schon ein bisschen mitgenommen-
verkratzt aus. Egal. Weiter jetzt.

Ich krieg‘ es kaum auf, die Nähte sind wohl besonders gut abge-
dichtet. Ein bisschen, wie diese Passivhäuser… Jetzt hab’ ich’s endlich auseinander! Drinnen ist ein zweites Ei, das überrascht mich, ehrlich gesagt, kein kleines bisschen. Damit man es nicht mit den klassischen Spielzeugeiern verwechselt, ist es grün. Das ist bestimmt umweltfreund-
licher. Ich erwarte jetzt, dass da vielleicht bunte Holzperlen drin sind, und ein Baumwoll-
faden zum Auffädeln. Oder ein kleines Murmelspiel, vielleicht ein Würfel und eine kleine Spielanleitung zum Zocken, oder irgendwas in der Art.

Als ich das grüne Plastikding endlich aufhabe, fliegt ein Zettelchen raus und etwas, das ich erst auseinanderzerren und dann wieder zusammenstecken muss. Das Ergebnis ist ein Vieh. Laut Zettel ist es eine Katze. Meiner Meinung nach muss sie sehr traurig sein über ihre Anatomie. Die arme Katze. Sie gibt sich aber pupslustig und gut gelaunt und streckt einen Finger hoch.  Inhalt_oek-ei
Meiner Meinung nach den Falschen.