Vor ein paar Tagen habe ich doch tatsächlich mein erstes „Schoko & Wein“-Seminar gegeben, zusammen mit einer ganz lieben Kollegin. Im Vorfeld hatten wir an zwei Abenden ein bisschen rumprobiert und dann sechseinhalb gut funktionierende „Paare“ gefunden. Am Seminarabend hat sie sich dann um das Weinthema gekümmert, und ich mich um die Schokolade. Unser Filialleiter war zwar auch da, hat sich aber rausgehalten, bloß mal was nachgeschenkt und den üblichen Smalltalk gemacht.
Und: Es war echt gut. Wir sind hoch erfreut und zufrieden mit uns. Im Grunde können wir das genau so demnächst wieder abhalten. Die Leute waren zum Teil deutlich interessiert, haben schöne Fragen gestellt und sichtbar auch das eine oder andere Aha-Erlebnis gehabt. Offenbar war für jeden Geschmack was dabei. Zuerst war ich übrigens unheimlich nervös, aber nach 10 Minuten ging’s dann wie im Rausch… Mich hat das Ganze sogar noch bis in den nächsten Tag ungeheuer beflügelt, und ich weiß jetzt sicher: Ich will das öfter machen! – Ja! Ja! Ja!
Und da ich das bald in meinem Arbeitszeugnis drin haben werde (Hurra!), stehen die Chancen dafür jetzt auch immer besser…
(…) Samstag war nämlich aus 175 Geburtstagsgründen eine dicke Ruhrgebietsfeier in einem ganzganzganz kleinen Häusken anberaumt, das sich später aber doch als großzügig geschnittenes Veranstaltungszentrum herausstellte. Sogar so großzügig, dass ungefähr 100 Leute rein- und davorpassten, von denen eine gute Handvoll mir -wenn nicht persönlich, so doch zumindest schriftlich- mehr oder weniger bekannt waren. Sprich: Blogger aus allen Himmelsrichtungen. (…)
Eben war ich kurz mal in der Stadt, um Kleinklimper zu holen. Als erstes bin ich natürlich in ein Schokoladengeschäft, weil meine Vorräte hier im Moment rasant schwinden. Es ist bald nahezu egal, ob man die Bromine in die Schokolade steckt oder die Schokolade in die Bromine. Jetzt mal so, was die Mengenverhältnisse insgesamt angeht…
Aber einen Teil dieser Zufuhr renne ich mir schon vorher wieder ab, denn finde mal einen Laden, der sowohl „Lavendel mit Cranberry“ von C*ppeneur führt, als auch Maz*t’s „Voll- milch mit Caramel & Guérande-Salz“! Nicht mal im Internet findet sich so was leicht. Und hier eben auch nur, wenn man viel Glück hat. Und zwar in zwei Läden, die normalerweise eigentlich schon beide Sorten führen, aber heute natürlich doch wieder nur getrennt von- einander. Aber da kenn‘ ich nix, da renn‘ ich von der Lister Meile durch den Bahnhof bis zum Steintor hin!
Im Buchladen war ich auch, etwas später dann. Aber ich habe wohl irgendwas Fieses mit meinem Nacken angestellt, was mich seit Tagen gemein plagt, und kann nun den Kopf z.B. nicht schräglegen. Ja, aber lies‘ so mal die Buchtitel! Und die flach ausgelegten Foto- bücher waren mir zu schwer zum Hochheben. Ich meine, wenn ich schon der dekadenten Schokoladen wegen durch die halbe Stadt flitze, will ich mich doch im Buchladen nicht auch noch anstrengen müssen! Leider kam auch niemand darauf, einen netten Mitarbeiter freizustellen, der mir die Buchtitel mit schön sonorer Stimme vorliest oder wenigstens alles gut sichtbar unters spitze Näschen hält. Da bin ich eben gruß- und buchlos wieder raus.
Handyguthaben hingegen kriegt man zum Glück ganz ohne Halsverbiegung (Zumindest hat noch nie jemand zu mir gesagt: „Was?! Handyguthaben wollense? Legense mal den Kopf schräg, erst!“) und wiegen tut’s auch nix. Da hab‘ ich’s direkt mal krachen lassen und gleich für 20 Euro mitgenommen.
Berlin. So schreibt sich das. Und nicht etwa „Bärlin“ oder gar „Börlinn“. (Na, super. Da verschöllert sie erst ein paar Tage, meldet sich kaum mal und dann kommt sie gleich als erstes mit vorgezogenen Zurechtweisungen an, hier.) Ich bin, ehrlich gesagt, ein bisschen überfordert, weiß ich doch kaum, wo ich überhaupt anfangen soll. Drei Tage war ich nur weg, trotzdem… (Obwohl, stimmt gar nicht. Ich war nicht weg, sondern schon irgendwie die ganze Zeit da. Nur eben woanders.) Also war ich drei Tage woanders und davon wollte ich ja nun berichten. (Wirke ich etwa wirr? Egal.) Also.
Im gemütlichen, alten IC-Zug nach Berlin teilte ich das Abteil mit einer älteren Dame, die zwei ziemlich große Sträuße Tulpen bei sich führte. Diese Tulpen fielen ihr während der Fahrt mehrfach zu Boden, was zu wiederholten, reisezeitverkürzenden Herunterbeugungen beiderseits und entschuldigend gemeintem Lächeln ihrerseits führte. Nujoh, andere Leute nehmen sich halt Zeitschriften mit, um sich zu beschäftigen, aber die quietschen natürlich auch längst nicht so schön beim Aufheben. Und wenn ich jetzt noch frisch gestochenen Spargel zum Herumhantieren dabei gehabt hätte, hätten wir sogar hübsch zweistimmig quietschen können.
Am Berliner Hauptbahnhof wartete schon das Väterchen, bis zur Hutschnur gefüllt mit allem, was er mir seit unserer letzten Begegnung vor anderthalb Jahren unbedingt erzäh- len wollte. Und natürlich noch ein paar Sachen, die er mir sowieso jedes Mal erzählt. (Und dann heißt es immer, man könne niemals zweimal am selben Redefluss stehen oder so. -Von wegen.) Kurz darauf waren wir aber auch schon im schönsten Streit, ob das, was da auf dem Friedhof Alt-Mariendorf (wo nämlich meine lieben Großeltern liegen) wächst, nun Flieder sei oder eher was ganz Anderes. Ich war sofort für Flieder, weil es ganz genauso aussah und auch roch wie Flieder. Väterchen war für „ürgndwat Anderet“, – aber dafür vehement! Und zwar während der ganzen Fahrt nach Hause.
Dort angekommen, rief ich zunächst den werten Prinzen an. Und begrüßte ihn am Telefon erstmal schmissig mit „Hagebutte!!!“. (Das war aber nur, weil das Väterchen kurz vorher noch aus der Küche gebrüllt hatte: „Und wat’n für’n Tee?“) Rupi aber ist die Coolness in Person und lässt sich von Anruferinnen, die ihm Teenamen geben, gar nicht verwirren, sondern verabredete sich sogar direkt mit mir für den nächsten Mittag. Das läuft ja wie geschmiert, dachte ich, und wählte gleich auch noch den lieben Murr an, verkniff mir hier ausnahmsweise putzige Spitznamen, und prompt stellte er sich für alles Folgende zur Verfügung.
Der Nachmittag ging dann noch so dahin, man spazierte, sah berlintypische Schilder…
…ging was essen, sprach und hörte zu.
Abends gab’s Fernseherei, einen ganz schlimmen Krimi auf dem „zweiten“, den hätte ich mal besser nicht gesehen. Denn in dieser Nacht schlief und träumte ich wirr und leider unbequem. Vermutlich hatte der schlechte Drehbuchschreiber irgendwie meine kleine Seele gekapert und fuhrwerkte damit herum…
(Teil 2 und 3 blog-chronologisch unkorrekt hier drunter…)
Doch nichts konnte mich davon abhalten, am nächsten Tag zum „High-noon“ am Witten- bergplatz parat zu stehen, von wo Prinz Rupi mich zu einer wunderbaren Überraschung entführte. Er machte es zunächst ein kleines bisschen spannend, doch dann mittenmal standen wir vor dem doch ziemlich berühmten Geschäft der Familie Hamann, ihres Zei- chens Schokoladenfabrikanten, und mir bisher nur aus Netz und Fernsehen bekannt (vor allem für ihre feine Borkenschokolade). Rupi hatte uns sogar telefonisch angekündigt und um Besichtigung der Produktionsstätten gefragt! Und so durfte die Bromine mal gleich hinter den Tresen flitschen und von dort aus, an Packtischen und Lagerregalen vorbei, die Zauberküche betreten. Allein der Duft dort versetzte uns natürlich in Hochlaune.
Dann wurde interviewt, ein bisschen gezeigt und so Manches erklärt, während ich mit gla- sigem Blick versuchte, alles zu erfassen. Und überall stand und lag feine Bitterschokolade und lockte. Darüber vergass ich fast das Fotografieren, aber einzwei Bilder habe ich dann doch mitgenommen:
Links die fast 100 Jahre alte Schoko-Borken-Maschine mit ihren Granitwalzen. Die temperierte Schokomasse kommt in den Trichter, läuft über die kühlen Walzen und wird, wenn sie gerade so anzuziehen beginnt, auf der Rückseite mit einer Art Schablineal abgetragen. Rechts daneben alte Gussformen für Mokkaböhnchen und jugendstilige Pralinen.
Und natürlich konnte ich nicht mit leeren Händen zurückkommen, hier mal ein nicht mehr ganz aktuelles Bildchen vom Pegelstand der Beute:
Marzipankonfekt, Orangenplättchen, Marzipanbruch. (Und Ihr könnt ja mal raten, ob in der Schachtel noch was drin ist. *g*)
Mit ordentlich Süßhunger verließen wir diesen Schauplatz und steuerten als Nächstes „nibs cacao“ an, ein schmales Ladenlokal, in dem ich, Rupis gutem Beispiel folgend, eine „Spanische Schokolade“ bestellte und einen Becher sämigen, dunklen und heißen Para- dies-Trunks bekam, begleitet von zwei frittierten und süßen Gebäckstängelchen namens „Churros“ zum Stippen… Ich werde sofort eines der spanischen Lokale in meinem Viertel zwingen, das auf die Karte zu nehmen. – Carambös lecker!
Dermaßen angeregt, plauderten wir lebhaft und kletterten von Hölz- auf Stöckchen, bis die Zeit auch schon viel zu schnell vorbeigehuscht war und ich noch formvollendet zum Bahn- hof Zoo chauffiert wurde, um die Bahn nach des Katers‘ Moabit zu besteigen.
An der Birkenstraße nahm er mich auch gleich strahlend in Empfang und ab gings in ein gemütliches Café, in dem sogar Nichtkindern rotweiße Pommes serviert werden, die aber nicht mal von zwei schon ziemlich Erwachsenen aufessbar sind. Viel zu viel… Und im Milchkaffee hätte man seinen Freischwimmer machen können, wenn man denn in dem ganzen Milchschaum noch gesehen hätte, wo man langschwimmt. Da wir nun schon in Moabit waren, erwähnte ich, dass ich sogar ein paar Jahre in der Stephanstraße gewach- sen sei (ca. 1968-1973), Murr rief umgehend: „Na, das ist doch hier gleich!“ und schon standen wir vor dem Haus der Nummer 11. Seit damals war ich nicht mehr dort gewesen und erkannte auch erstmal nichts wieder, bis Murr alle Klingeln auf dem Brettchen durch hatte und tatsächlich Einer den Summer drückte.
„Reklame!“ miaute er, als sich die Gegensprech doch noch rührte, aber das war, ehrlich gesagt, total gelogen!
Das Hinterhaus war mir dann auch gleich viel vertrauter und ich meinte sogar, mich an manches zu erinnern. Zum Beispiel daran, wie ich mal als wohl 4-jährige Steppkine nach „Juh jork“ abhauen wollte, mal eben in einen Bus gestiegen und später von amüsierter Pullezei wieder zuhause abgeliefert worden war.
Nun, dann lernte ich noch schnell die freundliche Murreliebste und einen felligen, schüch- tern-neugierigen Oskar kennen, bevor es dann noch auf zwei kühle, henkellose Biere in ein kleines, sympathisches Lokal ging, wo die Bromine unter diesem Alkoholeinfluss noch um feinste technische Ausgebufftheiten erleichtert und dann allerfreundlichst zur Bahn geleitet wurde, bevor das Väterchen zuhause anfing, sich zu sorgen.
Draußen ist es grau, aber das ist mir heute ausnahmsweise mal so richtig schnurzpiepe. Auf meinem Küchentisch stehen pinkfarbene Ranünkelchen, die ich mir gestern vom Markt mitgebracht habe. Zudem hab‘ ich heute morgen meine drei Blumenkästen auf den Fensterbänken von oller Bröckelerde befreit, schöne neue reingeschaufelt, anschließend breitflächig Bunteblumensamen eingeharkt und ihnen gut zugeredet, dass sie bald ordent- lich wachsen. Während ich das tat, brüllten alle Vögel des Viertels durcheinander und ich hörte sogar ein paar Wildgänse von irgendwo weit oben. – Es wird also, es wird!
Mir geht’s guuut.
Eine Freundin hat mir gute Worte und Gedanken geschickt, ich habe mich vorhin spontan zu einem Wein & Schokolade-Sonntag angemeldet (leider erst im Juni, aber ich bin schon sehr gespannt), ein gemütliches Mittagsschläfchen gemacht, werde wohl gleich mal ein bisschen mit dem lieben Freund M. über die Straße telefonieren und danach das alleraller- allerleckerste Hühnchen in Mandelcurrysauce genießen (hab‘ gestern vorgekocht, also ist es jetzt schön durchgezogen). Hinterher gibt’s leckeren Obstsalat, belgische Pralinen von meinem Lieblings-Chocolatier und ein Buch.
Und den Abend habe ich meiner Badewanne versprochen…
Also, wir wollten ja nun auf die ISM, der Doc und ich. Und was macht es? Es schneit. Und zwar wie irre. Wir fürchten zwar, eventuell unterwegs steckenzubleiben, doch wir lassen uns nicht abbringen, beladen das Auto mit Decken, heißem Tee, Proviant für ca. zwei Wochen und Musikkassetten und fahren trotzdem los. Immerhin geht es um eine ernste Sache: Süßkram! Streckenweise sieht man die Hand vor Augen nicht, was aber daran liegt, dass da auch gar keine Hand vor Augen war.
Gegen halb elf betreten wir die heiligen Hallen. Und fast als erstes fällt uns ein unange- nehmer Brühwurstwassergeruch an. Sind wir auf der falschen Messe? Der „Brühwurst 2010“? Dafür sind die Stände entschieden zu bunt. Nein, wir sind hier richtig. Noch schüchtern wagen wir uns vom Imbissstand weg.
Gleich im zweiten Gang stelle ich fest, dass meine Kamera offenbar neuerdings unter Akkuinkontinenz leidet und nicht mehr muckst. Weswegen Totte so freundlich ist, ab da alles für mich zu knipsen, worauf ich deute und sage: „Ach, knips das doch mal bitte für mich!“ Wie zum Beispiel dieses prachtvolle, weißrussische Schokoladenaquarium.
„Spartakus ist übrigens der einzige Sandalenfilm, in dem kein Christengedöns vorkommt.“
Und eigentlich alles, was irgendwie pink oder mit „Hello K*tty“ oder „Barb*e“ beschriftet ist.
Ich bin die in der Mitte.
Auffällig ist schon da, dass eigentlich alle Aussteller total mies gelaunt und lümmelig in ihren Buden rumsitzen. Vermutlich ist das die neue Art, in den Zeiten der Krise Geschäfte zu machen, aber was wissen wir schon. Wir wollen ja bloß Süßes! Und das kriegen wir. Ich fühle mich wie ein Fisch im Wasser, während der Doc was von Cholesterinwerten fabuliert. – Hat der denn nicht die Teilnahmebedingungen gelesen?
Ein Geschäftsmann will seine Freundin Feodora besuchen, aber wie’s auch auf seiner Tasche steht: er kommt verspätet. Sie ist nicht zuhause, vielleicht ist sie gerade Nüsse holen oder so. Und da steht sogar schon einer und heult, weil er sie ebenfalls verpasst hat. Die Finger vor der Linse sind natürlich nicht meine. Ich hätte selbstverständlich die ganze Hand genommen, um diese traurige Szene zu überdecken.
Bei einem weltbekannten Juwelier werde ich gleich darauf kräftig behumst.
Das angebliche Collier ist bloß aus Schaumzucker! Und dafür habe ich jetzt 56.000 Euro aus sauer ersparten Schokotalern hingeblättert…
Ich lungere noch eine Weile auffällig vor der Filiale herum und hoffe, dass sie mir mein Geld wiedergeben, damit ich keine Szene mache, aber Pustekuchen: Sie bieten mir Marshmallows an. Empört verlasse ich die Szenerie und beschlie- ße, mir aber morgen wirklich endlich mal einen Anwalt anzuschaffen.
Zum Glück springt mir bald darauf eine kleine Hasenfamilie direkt in die Hand, was mich natürlich von meinem Ärger ablenkt. Die süßen Hasen!
Merkwürdigerweise verschwinden die Häschen genauso schnell, wie sie gekommen sind. Immerhin lassen sie die gute Laune da…
(Und weil dieser Text für Blog.de zu lang ist, findet Ihr den 2. Teil direkt drunter, obwohl das chronologisch nun nicht ganz astrein ist…)
…Wir ziehen unterdessen auch weiter, probieren fröhlich und machen uns Gedanken.
Wofür z.B. braucht man sowas?:
Oder sowas?
Und was ist eigentlich mit Jasmine passiert???
Ich meine: SOLL das etwa so?!?
Ist das etwa das neue Schönheitsideal, das uns Klums Heidi bald unterjubeln will? Riesenfüße, Mickeymaushände, eine Tüte überm Kopp und Plauze?
Es spricht einiges dafür, denn offenbar sind Kalorien der neue Ernährungstrend.
Spätestens zu Weihnachten will man uns nämlich aufgerundet sehen.
Wir folgen also dem Modediktat und gehen erstmal was essen. Am Nebentisch hat eine Dame lautstark „Glück, dass heute nicht so viel Mayonäse im Kartoffelsalat ist“. Ich ver- kneife mir, eine Bemerkung über die die Zubereitung von Speckkartoffelsalat und begucke die Leute um mich rum, wie sie dicke Bratwurst essen. Ich habe mir ein Käsebaguette gekauft, das leise geweint hat, weil es niemand wollte. Wenn ich gewusst hätte, dass ich ausgerechnet auf der ISM so viele Bratwürste sehen würde, wie noch nie zuvor in meinem Leben…! – Dann wäre ich aber trotzdem hingefahren.
Später sehen wir, dass wir uns eigentlich auch bloß bei diesen bestimmt lustigen (aber leider auf dem Bild nicht zu sehenden) Spaniern hätten dazusetzen müssen. Die Welt ist zum Verschnökern da. Prost.
Ihre feilgebotene „Süßware“ heißt offenbar „Hirschschinken & Rioja“, aber auch das rechtfertigt keinesfalls die Standgestaltung. Nichts rechtfertigt so eine Standgestaltung. Trotzdem haben die Herrschaften Spaß und die mitgebrachte Messemamsell geht sogar extra freundlich lächelnd rückwärts aus dem Bild, damit Totte den Schinken ohne ihr Dekolletee draufkriegt.
Ach so: in Wirklichkeit stellen die Spanier sowas hier her: Das muss wohl die Katze von Jasmine sein! Und die sieht auch genauso aus, wie eine Lutscherkatze aussehen muss, die von einem weinbesäuselten südeuropäischen Konditor zünftig zusammengebraut wurde… Verrückt, diese Iberer!
Als wir schließlich unsere Taschen voll haben, alle Hallen durchschritten, uns die Füße (mir) und der Blutdruck (Totte) wehtun, beschließen wir zum Glück, die erste (und eigent- lich auch beste) Halle noch ein zweites Mal anzugehen, denn wir wollen irgendwie noch nicht nach Hause. Glück deswegen, weil wir so auch noch mal am Stand einer Company vorbeikommen, die ich von früheren Reisen her kenne, und deren feine Produkte ich ganz besonders schätzen gelernt habe. Und diesmal sind wir auch nicht mehr schüchtern und wagen uns an die Auslagen heran.
Das ruft den Chocolatier persönlich auf den Plan, was mir Gelegenheit gibt, ihm in Eng- lisch-Deutsch-Französisch-Kuddelmuddel zu versichern, wie sehr ich seine kleinen Kunst- werke in Hannover vermisse. Am liebsten hätte ich ihn selbst gleich mitgenommen, und das beileibe nicht nur wegen seiner Süßkünste… Irgendwie muss sich ihm das wohl auch vermittelt haben, denn er schenkt mir ein feines Schokoladenherzchen und gibt mir seine Karte, inklusive aufgemalter Webshopadresse, damit ich nicht mehr darben muss. Also, das hat sich doch wirklich mal gelohnt!
Wir verlassen das Gelände, bis oben hin voll Zucker und Netzhautbrand (wegen bunt) und sind’s zufrieden. Denn das, wofür wir eigentlich gekomen sind, ruht sicher zwischen dem ganzen Schnökerzeugs:
Hauptsache wir haben Zwieback. Zwei Scheiben. Ohne alles.
Auf der Rückfahrt muss ich mir dann natürlich Fréderic-Witze anhören, aber das macht gar nix. Ich trinke später, wieder heil zuhause angekommen, sogar feinen Sekt drauf!
So, mein krummliges Bäumchen ist fertig aufgestellt und feierlich behängt. Hatte ich eigentlich schon mal erwähnt, dass ich ungeheuer auf diese bunten Klemmvögelchen stehe? Und diesmal habe ich nicht mal Brausebonbons zwischen den Zweigen ange- bracht, aber dafür Schleifchen mit Glitzersternen drauf… (Die wirken aufs Auge fast genauso prickelig.)
Mein „Tellerchen“ habe ich mir auch schon gefüllt:
… und gleich mal drei Bücher und zwei hübsch pinkfarbene Moleskinebüchlein in Baum- nähe gelegt. Jetzt stellt sich bloß noch die schwierige Frage: Nehm‘ ich mein leckeres Lachsfrühstück jetzt zu mir und fange dann mit dem Kochen an, oder mach‘ ich’s genau andersrum? – Einerseits Hüngerchen, – andererseits die Option auf „Schon-alles-fertig-und-nach’m-späten-Frühstück-nochmal-büschn-Schlummern-gehen“. Hm, hm…
…dass ich kaum weiß, worüber ich nu‘ schreiben soll. Geradezu beunruhigend wäre das, wenn ich momentan nicht so ausgeschlafen und ungestresst wäre und mich eben durch sowas beunruhigen ließe.
Gestern war ich richtig, richtig faul.
Die Woche war nämlich gesteckt voll mit Unternehmungen, prima Durchfahr-Besuch, etlichen Besorgungen, Erledigungen und Zeugzeugzeug! Und gestern hatte ich dann eigentlich nur noch zwei Dinge zu tun: Zeitung holen und Abwasch erledigen. Danach: Sofaflundern, Papierrascheln, Nickerchen. – Herrlich!
Was mich so ruhig macht? Ich habe fast alles an Weihnachtsvorräten bereits unter Dach und Fach, muss keine Geschenke mehr besorgen, habe Briefe und mails beantwortet, die Kollegin ist schon im Urlaub und draußen ist es sowieso zu kalt. Ich arbeite noch drei Tage, muss bloß noch einmal einkaufen gehen und habe es ansonsten hübsch, kerzenbeschienen und mollig.
Donnerstagfrüh kommt dann das Bäumchen aus dem Keller, kriegt seine sexy Netz- strumpfhose ausgezogen und wird liebevoll und knallbunt herausgeputzt. Dabei höre ich dann die Sonder-Frühschicht und das leise Knirschen meiner selbstgemachten Kipferl. Gegen Mittag werd‘ ich dann allmählich loskochen, und während es in den Töpfen leise bruddelt, kommt das Beste: Ich fülle meinen bunten Teller. In meinem Fall ist das ein großer Korb mit dem Leckersten vom Leckersten, mein Weihnachtsgeschenk an mich selbst. Und ich kann mir aussuchen, ob ich den lieber bei Sekt oder Rotwein plündern möchte. Es ist alles da.
Und dann warte ich in aaaaaller Ruuuuhe auf Silvester…