Diese Tibeter! – Teuer, aber nicht erhellend.

Kundin Frau R. beehrt uns gelegentlich. Sie ist die Art von Kundin, bei der man hinterher meistens so eine drehende Zeigerfingerbewegung neben der Schläfe vollführt. Sie redet immer direkt drauflos, meist ohne erkennbare Zusammenhänge, und scheut dabei auch nicht davor zurück, andere Kunden zu zähen Gesprächen zu nötigen, in denen die sich merklich unwohl fühlen. Vorhin rauscht Frau R. jedenfalls mal wieder mit deutlichem Flunsch bei uns in den Laden und ist gleich im Thema:

„Ich komm‘ ja grad‘ vom Dalai Lama; -ich bin vielleicht enttäuscht! Ich dachte, ich werde da erleuchtet, aber nee! Da war ja gar keine Ausstrahlung! Was der sagt, das ist in einfacheren Worten das Gleiche, was auch schon seit 1000 Jahren (na, wenn das mal hinkommt…) inner Bibel steht. Ist doch nix Neues! Das weiß man doch alles schon. (Luftholen…) Und dann, wie der sich benimmt! Mal ehrlich. Gähnt einfach, ohne sich die Hand vorzuhalten, kratzt sich ungeniert überall am Kopp und so. Und dann hat er sich geschneuzt und das Ergebnis erstmal in Ruhe beguckt. Nee, ich bin echt enttäuscht! (…) Und dann waren da nur so Holzbänke aufgestellt. Ich hab‘ gleich gedacht: Hier kannste doch nicht anderthalb Stunden sitzen, da tut Dir doch der Hintern nachher weh! Dann hab‘ ich gesehen, dass in den ersten Reihen noch was frei war, konnte man besser sitzen, bin ich eben da hin, dritte Reihe, das waren wohl so VIP-Plätze, egal. Und ich hab‘ ja auch immer so’n kleines Fernglas dabei, ich wollte ja alles sehen, auch die Mimik von dem und so. Diese Asiaten haben ja ganz glatte Haut, auch im Alter. Wie der dann da so sitzt, im Schneidersitz, mit seinen roten Socken! (…) Neulich war ich ja mal im Kloster Loccum bei der Frau Kässmann, die hat wirklich schön gesprochen, da war ich hinterher ganz beseelt, das hat noch 2-3 Tage angehalten, sogar. – Die kann das eben! Die hat mal einen ganz schönen Satz gesagt: Wer glaubt, ist nie allein. Ja, stimmt doch! Ist doch so! Wenn der Papst zum Beispiel mal käme, nach Hamburg oder so, da würde ich wohl auch mal hinfahren und mir den angucken. (…) Aber heute, beim Dalai Lama, also, das war mir zu schlicht. Ich hab‘ mich auch immer gefragt, was der wohl denkt, während der Übersetzer spricht. Da müsste man mal in den Kopf reingucken können, hab‘ ich gedacht. Die ganze Zeit im Schneidersitz. Und die Hände von dem, da sieht man auch, dass der nie gearbeitet hat. Der hat auch noch sehr gute Zähne! Aber ich war echt enttäuscht. (…) Das hat immerhin 38 Euro gekostet, da hab‘ ich mehr erwartet! Erleuchtung! War doch teuer. Na, muss ich erstmal sacken lassen…“

Kastanienbewegung 2013/14 – Auf, auf, Ihr Sammler!

Ihr Lieben,

der Sommer hat ja neulich mal eben auf den Hacken kehrt gemacht und -zack!- mittenmal hängen da auch schon wieder lauter gelbe Blätter zwischen den grünen! Wurde natürlich gleich wieder losgemunkelt: „Erste Kastanie gefunden…“ – „Wann’s wohl losgeht…?“ – „Ach, is‘ schon Herbst? Deswegen ist bei mir die Heizung an!“ – „Sachma, die Bollenbewegung müsste doch jetzt…?“

Genau.

Also. Herzlich Willkommen zu
Kastanienbewegung_2013_14
Wie es geht, wissen ja eigentlich die meisten inzwischen, trotzdem hier noch mal die Regeln:

1. Finde eine Kastanie. Nimm die erste, die Du siehst.

2. Knips‘ ein hübsches Foto von ihr und schreibe dazu einen kleinen Blogeintrag, in dem Du hierhier verlinkst. (Du kannst, wenn Du magst, gern das obige Banner aus meinen Medien mopsen und verwenden. Musst Du aber natürlich nicht.)

3. Kommentiere unter diesem (also meinem) Eintrag, dass Du dabei bist, und füge den link zu Deinem Eintrag mit ein. Ich nehme Dich dann gern in die Teilnehmerliste auf. So sehen wir, wer alles so mitmacht. Möge die Liste lang werden!

4. Auch, wenn Du Nicht-Blogger bist, bist Du selbstverständlich herzlich willkommen! Kommentiere einfach unten, wer Du bist und wo Du Deine Kastanie gefunden hast.

5. Wichtig: Jetzt wandert die Kastanie in die Tasche Deiner Winterjacke/Deines Winter- mantels. Sie begleitet Dich von nun an immer durch die kalte, nasse, öde, graue, stieselige, kurztagige, zugige, schneematschige, dunkle, „brrrrrrr“tige Herbst-/Winterzeit.

Das hilft nämlich ein bisschen, wenn man z.B. raus muss, obwohl man sich am liebsten an seiner Couch festkrallen würde. Oder wenn man -wie ich- allgemein ein bisschen zum Dunkle-Jahreszeit-Blues neigt. (Jaaa, es gibt auch schöne Herbst- und Wintertage, ich weiß… Da scheint dann die Sonne, und die Luft ist klar… Man macht sich’s gemütlich mit Tee und Keksen… Dennoch gibt es weite Strecken, in denen man fröstelt & schnieft oder einfach ein bisschen gefühlsmäßig durchhängt.) Und das Wissen, dass da in so vielen Jackentaschen kleine, handschmeichelnde, Tost spendende Rundbollen wohnen, macht es dann ein bisschen leichter.

6. Im Frühjahr dann, wenn das erste richtige Blatt am Strauch oder Baum auszumachen ist, treffen wir uns wieder hier, und der Tag und die Stunde des Kastanienfluges wird bekannt gegeben. Dann werfen alle Kastanienbeherberger ihre Taschengäste wieder in die Freiheit und zugleich die dunkle Jahreszeit weit von sich! Weil dann Frühling ist. Dass dieser Tag irgendwann kommt, daran erinnert uns die freundliche Bolle bis dahin.

So. -Wer hat seine schon?

Für meine habe ich Donnerstagmorgen extra einen kleinen Umweg durch den Von-Alten-Garten gemacht. Und da lag sie ganz allein und hat auf mich gewartet. Ich meine fast, sie wäre mir sogar ein bisschen auf die Hand gehüpft… -Pssst! Sie hat einen kleinen Bauchnabel. Für’s Foto hat sie sich aber doch lieber schüchtern zur Seite gedreht:
Theokastanie
Brominenbolle. Im Hintergrund die letzten Fensterbankblümereien.

Ich freue mich auf Euch und geh‘ dann jetzt mal Mäntel und Schals raussuchen, nech?

Liebe Grüße