Oooooooommmmmmm…!

Heute bin beim Einkaufen an einer Schokolade hängen geblieben. Naja, Schokolade
Ich wusste natürlich, dass es Luftschokolade gibt. Schließlich gibt’s die schon immer und man weiß eigentlich nicht so genau, wie die Luft da innen reinkommt, und will’s vielleicht auch lieber nicht wissen…

So.

Luft ist bekanntlich eins der „vier Elemente“. Die anderen drei sind Wasser, Erde und Feuer. Diese Elemente sind angeblich in der Esoterikszene ungeheuer beliebt. Habe ich mir sagen lassen. Und man muss wohl immer dafür sorgen, dass die Vier sich ganzganz wohlfühlen und nicht etwa streiten, bis wieder einer heult… – Wenn man das hinkriegt, darf man entspannt sein. Und weil Esoterik und Wellness zurzeit so gut läuft, sind sich die Firmen nicht zu schade, jeden Krempel, den sie grad’ rumstehen haben, mit „Balance“, „Wellfit“, „Harmonie“ und „Relax“ zu beschriften und irgendwelche Jogadamen draufzu-
drucken, um ihn loszuwerden.

Und als ich nun vorhin an meinem Lieblingsregal langstrich, habe ich gesehen, dass ein Hersteller von Süßzeug inzwischen tatsächlich „Elemente-Schokolade“ herstellt.
Jaha, richtig: es gibt neuerdings Wasser- und Erdschokolade!

Ach so: Um echt ausgeglichen zu sein, muss man übrigens alle vier Tafel hintereinander wegessen…

Die Mauer muss weg!

Kinder, drückt mir bitte mal die Daumen!
Ich muss heute mal wieder eine Sache mit so einer bockbeinigen Behörde klären…

Der zuständige Sachheini da scheint mir ein echter Maurer zu sein. (Wäre er allerdings wirklich ein Maurer, würde seine Baustelle kaum über die Grundsteinlegung hinaus kommen.) Oder es grüßt ihn vielleicht ständig ein Murmeltier, denn er verlangt von mir immer dieselben Unterlagen, die bereits in mehrfacher Ausführung in seiner Schublade (wahlweise: Eingangskörbchen, Papierkorb, vor seiner Nase, hinter’m Aktenschrank) liegen, um diese dann sofort nach Erhalt zu ignorieren.

Das geht schon ziemlich lange so und ich kenne diesen jungen Mann inzwischen ganz gut. Wenn man mit ihm telefoniert, sagt er abwechselnd zwei Sätze: „Weiß ich auch nicht.“ und „Ja, – ist nicht mein Problem.“. Ach ja, und noch: „Bearbeitungszeit sind vier, sechs, acht Wochen.“ Deswegen vermeide ich es auch, mit ihm zu telefonieren, spreche möglichst mit seinen freundlichen Kollegen und stelle mir klammheimlich vor, wie ich dem Typ irgendwann mal so richtig die Luft aus den Reifen lassen kann.

Wahrscheinlich bin ich viel zu friedlich, aber heute bin ich kurz davor, eine ordentliche Dienstaufsichtsbeschwerde zu verfassen, was sonst ja so gar nicht meine Art ist. Mal sehen, was der Vorgesetzte nachher sagt. Beim letzten Mal hat er nur geseufzt, als er hörte, um wen es ging…

Schön, schön!

Also, ich kann mich ja noch an Zeiten erinnern, als eine zweite Klinge im Nassrasierer noch revolutionär war! Dazu gab’s im Werbefilm eine hübsche Animation, in der die eine Klinge es schaffte, das abzurasierende Haar erst anzuheben, bevor die zweite es dann abschnitt. Wie das genau vor sich ging, weiß ich aber nicht mehr, wahrscheinlich haben die Klingen sich vorher abgesprochen und eventuell auch mal untereinander getauscht. Ich erinnere mich aber noch, dass ich die Vorstellung für einen Mann eher unangenehm fand.

Neuerdings haben Herrenrasierer sogar 5 Klingen! Wer von denen da jetzt was macht, kann ich nicht sagen, ich bin ja kein Herr und der Werbespot schweigt sich dazu aus. Das Ding hat aber auch noch einen „Powergriff“! Leider habe ich auch hier wieder mal keine Ahnung, was einen Powergriff von einem normalen unterscheidet, aber sicher ist so ein Griff ganz was Tolles. Power heißt ja Macht und ich weiß, dass viele Leute ihre Fern-
bedienung so nennen („Gib’ mal die Macht, ich will was anderes sehen!“). Eventuell reicht es also, diesen Rasierer nur so ungefähr in Gesichtsnähe zu halten, um dann astrein ferngeglättet zu werden. Moderne Wissenschaft, eben. Ich sage jetzt mal voraus, dass zukünftige Rasierer breit wie Putzkellen werden, damit alle 289 Klingen darauf Platz finden. Und die Rasur findet dann vielleicht über’s Internet statt. Bis dahin dauert’s sicher nicht mehr lang.

Ich staune sowieso, was heutzutage schon alles möglich ist.

Mascara, der meinen Augenhaaren 12x mehr Volumen geben soll! Und dazu bildet er an-
geblich auch noch irgendwelche verlängernden Röhrchen um jede einzelne Wimper! Muss ich dann abends beim Abschminken womöglich den Klempner rufen? Ach, ich möchte eigentlich ungern mit irgendwelchen Rohrsystemen im Gesicht herumlaufen und finde außerdem, Frau Longoria sieht in dem Spot vielmehr aus, als hätte sie sich zwei Schuh-
bürsten über die Augen klemmen lassen. Ja, wer will denn so was!? Zum Glück wissen wir ja alle, dass die üppigen Wimpern im Spot computergeneriert sind und müssen uns da keine richtigen Sorgen machen.

Sorgen macht mir dann schon eher, weil ich immer noch viel zu oft schutzlos aus dem Haus gehe.

Wenn man nämlich den Werbeherrschaften glauben darf, sind wir Frauen Tag und Nacht stark schutzbedürftig. Offenbar herrscht die Auffassung, dass aus den Damen rund um die Uhr merkwürdige Sturzbäche heraus wollen, die ihnen selbst allergrößte Furcht einjagen und weswegen sie dringend ständige Sicherheit und Schutz brauchen. Die modernen Schutzengel haben glücklicherweise ebenfalls prima Flügel, und es gibt sie (ganz entge-
gen den herkömmlichen) sogar mit Frischeduft und ohne.

Ach was! Ich bin ein verwegenes Weib und traue mich auch ohne „Hauch von Kamille“ auf die Straße.

Wenn ich nicht gerade versuche, meine Haare „in den Griff“ zu kriegen. Die sind mir näm-
lich zu dünn (kraftlos heißt das neuerdings!) und auch irgendwie zuwenig und manchmal sogar ein bisschen spröde, wenn ich ehrlich bin. Alle diese drei Attribute passen meiner Meinung nach nicht zu mir, deshalb habe ich mir ein tolles „Repair“-Shampoo gekauft. In nur zwei Minuten soll ich damit eigentlich einen sensationellen seidig-glänzenden, ganz geschmeidigen Riesenhelm aus Frisur hingewaschen kriegen! Doch ich seh’ natürlich trotzdem aus wie immer; – hat sich was mit Reparatur! Na, eventuell ist auf meinem Kopf ja auch nichts mehr zu machen.

Pfffft!  – Dann schütt’ ich das Zeug eben auf mein Fahrrad, da geht nämlich schon seit Wochen das vordere Licht nicht…

Hällo – was?

Ich mein’, ich bin ja nun nicht Margot Käßmann, ihres Zeichens Landesbischöfin hier, und es ist mir deshalb auch ziemlich wurscht, ob die Kinder heutzutage Reformationstag, Ern-
tedank oder eben meinetwegen Halloween feiern. Sich gruselig zu verkleiden erscheint mir allerdings auch allemal lustiger als z.B. fleißig Garben zu binden oder an Kirchentüren rumzuhämmern…

Aber dieses Sekundärzeug immer!

Vielleicht liegt’s ja daran, dann ich von Kürbissen eigentlich nur die Kerne mag…
Deshalb muss ich im Moment auch im Zickzack durch den Superladen, um weder was mit schielenden Kürbissen, noch mit Weihnachtsmännern drauf kaufen zu müssen. Kuerbispapier
Ein Klopapier mit Kürbis“duft“ kommt mir jedenfalls nicht in die Hütte! So weit kommt’s noch. Da kann die Verpackung mich noch so im Dunkeln angrienen, der Sinn will sich mir nicht erschließen. Der Drang, den Drang mit aktuellen Anlässen auszuschmücken, lässt sich auch sinnvoller umsetzen: Druckt doch endlich mal Börsenkurse auf’s Flauschpapier-
chen!

Ach, und dann hätt‘ ich da auch noch die  „Schaurig schönen Blumengrüsse“:schaurige_Blumen
Weiß man ja: der Sinn des Blumenverschenkens ist es von jeher, möglichst große Furcht auszulösen. Den rechten Strauß können wir aber vernachlässigen, das ist ja eigentlich ein Erntedankstrauß, schließlich ist da Stroh drin. Da hätte man vielleicht besser ’nen Kürbis am Stiel genommen, paar lange Halme dazu, etwas Schleierkraut, – zack Folie drum!

Aber der linke! Der hat’s in sich! Man sieht’s am Namen: Walpurgisnacht. Das ist bekann-
tlich die zum 1. Mai, wenn die Hexen auf dem Brocken tanzen. Wenn der Strauß also in dieser Nacht wirklich frisch gebunden wurde, dann sieht er jetzt in der Tat schön schaurig aus…

Heute Nacht werden die Uhren umgestellt…

Soll ich mal ’nen Witz machen? So einen ganz doofen, flachen, richtig blöden? O.k.:
.…und zwar von der rechten Seite des Bettes auf die linke!!!

Im Ernst, wer wirklich Schwierigkeiten hat, sich zu merken,
wohin
er die Uhr stellen soll, – hier ist mein Trick:

Im Sommer stellt man die Uhr vor.
– Und im W
ünter wieder zurück.

Ich find‘ eigentlich, so geht’s ganz leicht…

Pfotenlose Hosen wären mir lieber.

Heute habe ich was gemacht, was ich bestimmt schon ein halbes Jahr nicht mehr gemacht habe. Und ich weiß eigentlich gar nicht richtig, warum ich es so lange nicht mehr gemacht habe, denn als ich’s vorhin machte, merkte ich sofort, wie sehr es mir gefehlt hat.

Ich hab’ meine Runde gedreht.

Will sagen, ich habe einen Spaziergang gemacht. Und zwar genau so einen, wie ich ihn jahrelang gemacht habe, d.h. immer dieselbe Strecke, immer der gleiche Weg. Sicher gibt es Menschen, die die Vorstellung, immer dieselbe Route zu nehmen, fürchterlich langweilig finden. Doch für mich hat dieser Spaziergang etwas Rituelles, auch was Medi-
tatives, Ordnendes.

Eine Gesundheitsfrau hat mir mal gesagt, ich sei wie ein Dampfkochtopf. Ich stünde im-
merzu unter einem inneren Druck, sähe aber von außen ganz unauffällig aus. Damals hab’ ich mich glatt irgendwie ertappt gefühlt. Allerdings haben Dampfkochtöpfe zum Glück ein Ventil, damit einem die Pellkartoffeln nicht einfach so um die Ohren fliegen. Mein Ventil ist „meine Runde“. Die dauert ungefähr eine Stunde, und ich gehe immer ziemlich forsch los und werde dann langsam langsamer.

meine_Runde_1Der Weg ist, wie ja schon gesagt, immer derselbe, und macht für mich sowas wie die Mitte aus. Außen verändert sich die Landschaft mit den Jahreszeiten und dem Wetter, so dass ich nie zweimal dasselbe sehe. Innen sind meine Gedanken, die sich beim Gehen ordnen. Durch die Bewegung werden sie wie durchgesiebt; – alles, was kleiner und nicht so wichtig ist, fällt durch die Maschen; – oben liegen bleibt, was Betrachtung nötig hat.

Ich gehe zunächst ein bisschen an der Ihme entlang, dann komme ich irgend-
wann unter einer Eisenbahnbrücke durch. An dieser Stelle denke ich jedes Mal an diese Szene aus „Cabaret“, in der Sally Bowles und der verklemmte Englischlehrer unter der Brücke stehen und auf den lauten Zug warten, damit sie mal so richtig losschreien können.

– Ich trau’ mich das nie.

Kurz danach gehe ich über eine kleine Holzbrücke, und dort kann ich nicht anders, es ist wie ein Reflex: ich schaue immer, ob ich im Bach darunter vielleicht doch mal das Euro-
stück blinken sehe, das ich vor Jahren mal symbolhaft dort reingeschmissen habe, als ich von dem rechtmäßigen Besitzer dieses Geldstücks furchtbar enttäuscht und verletzt wor-
den war. Dass es nun ein olles Eurostück war, ist vielleicht ein bisschen albern, aber ich hatte eben gerade nichts anderes von ihm zur Hand. Eigentlich hätte ich ihn damals in den Bach schmeißen und mir von dem Geld ein Eis kaufen sollen, aber man ist eben oft erst hinterher klüger. 

Nach der Brücke ist es nicht mehr weit zu einer alten Weide, die ich gern besuche. Sie ist vor einem guten Jahr bei einem Sturm umgestürzt, lebt und grünt aber munter weiter, die zähe alte Dame. Ich bilde mir immer ein, sie kann hören, was in mir so saust und braust, und sagt mir dann: Jetzt beruhige Dich erstmal…

Heute wollte ich mich gern mal wieder ein bisschen an sie lehnen, mal fragen, wie’s so geht, die Sonne genießen und dem allgemeinen Vogelgepiepe in ihren Ästen zuhören, als plötzlich ein kniehoher, bis zum Hals nasser und schlammiger Hund auf mich zugestürzt kommt und in mir wohl seinen lang vermissten Spielkameraden wiederzuerkennen glaubt. Das mittelalte Herrchen in wurstigem Anorak steht schon etwas weiter weg und ruft halb-
herzig nach ihm. Das Vieh springt sofort an mir hoch und kriegt sich vor Begeisterung gar nicht mehr ein. Zum Glück ist er ein durchaus freundlicher Hund, aber mir persönlich jetzt einfach zu ungestüm. Ich versuche es mit: „Aus! Ab zu Herrchen!!“ und „Pfui!“. Sinnlos. Herrchen pfeift derweil durch die Zähne, ruft wieder, rührt sich selbst aber keinen kleinen Zentimeter. Inzwischen hat mir der Hund meine frisch gewaschene Jeans und die Turn-
schuhe ordentlich mit Pfotenabdrücken eingesaut.

Ich rufe dem Hundebesitzer zu, sein Hund höre ja wohl nicht besonders und er solle jetzt gefälligst mal selbst herkommen und mir das Tier vom Leib halten. Der Typ pfeift und ruft lahm ein bisschen weiter, obwohl der Nutzen inzwischen offensichtlich ist, und ist nach wie vor zu faul, sich auf uns zuzubewegen. Er müsste dafür schließlich gute hundert Me-
ter seines Spazierganges zurückspulen und dann erneut laufen. Das ist natürlich schon irgendwie unzumutbar. Es dauert also noch eine ganze Weile, bis der Hund endlich von mir ablässt und seinem Herrn doch noch hinterherwetzt. Ich bin richtig sauer und meine Hose sieht aus, als wär ich damit auf ’nem Festival gewesen. Eine Entschuldigung be-
komme ich natürlich auch nicht. Kurz überlege ich, ob ich den beiden hinterher soll, um mir den ignoranten Kerl mal aus der Nähe anzugucken, aber ich male mir meine Erfolgs-
aussichten auf einen vernünftigen Wortwechsel als gering aus und lasse es eben sein.

meine_Runde_2Gerade bemüh‘ ich mich, den Vorfall innerlich ab-
zuhaken und beobachte ein paar Rotkehlchen und Baumläufer beim Beerenpicken, da sehe ich einen anderen Mann mit Baseballkappe und Bril-
le, der mit seinem Fahrrad am Bach entlangfährt, immer wieder anhält und dann am Ufer suchend herumspäht.

Und denke so bei mir: Hat der da vielleicht verbo-
tenerweise irgendwelche Angelschnüre liegen? Schließlich ist das ein Naturschutzgebiet hier und da darf nicht jeder alles. Als ich mit ihm auf gleicher Höhe bin, wirkt er merkwürdig verlegen, nestelt sein Handy raus und ich muss mich gar nicht anstrengen, ihn sagen zu hören: „Ich bin’s! Ich bin an der Aue. Die Leichen…“
Der Rest geht in Bäumerauschen unter.

Mir wird ganz anders. Mein Gang wird hölzern. Welche Leichen denn, um Himmelswillen?!

Doch dann fällt zum Glück bald der Groschen. Er meint: „Die laichen…“. Es scheint hier um Fische oder Amphibien zu gehen, und der junge Mann ist vermutlich ein Umweltschützer oder sonstwie Naturbeobachter. Puh! Wie schnell das Karussell im Kopf doch lossausen kann!

Die nächste Viertelstunde gehe ich ruhig und in Gedanken. Aus Satzfetzen bilden sich Ketten, alles sucht sich seinen Platz. Ich lausche auf die Geräusche um mich herum: ei-
ne empörte Ente, ein ferner Zug, das letzte Abschiedsrauschen der Blätter, bevor sie zu Boden fallen und stumm werden.

Als ich mit meiner Runde fast fertig bin, sich in mir manches sortiert hat, fällt mir auf, dass ich immer wieder versuche, mal andere Vögel zu entdecken als Meisen, Grünlinge, Krähen, Elstern und Amseln. Als wären die einen interessanter als die anderen. Dabei sieht man manche Arten eben bloß so oft, dass sie sowas wie „Inventarvögel“ werden. Die stehen wie selbstverständlich und zuverlässig in fast jeder Landschaft herum.

meine_Runde_Inventarkrähe

Während ich das so denke, fliegt eine Elster keckernd über mich weg. Sicher bin ich mir nicht, aber vielleicht hat sie ja gedacht: Noch so’n „Inventarmensch“. Ich möcht’ hier ei-
gentlich auch mal wieder prächtigen ’nen Eskimo sehen…

Bahnhof? Bahnhof!

Heute also mal keinen Kuchencontent… *g*

Ich les’ in letzter Zeit ziemlich viele Stellenanzeigen, und weiß oft nicht: liegt’s an mir, oder kann man das gar nicht alles verstehen? Was sind denn das bloß für Tätigkeiten!?

Also, wenn da z.B. steht:

„Souveräner Mystery-Shopper (m) 30-35 in Hannover gesucht“.

Schade, dass ich nun so gar kein Mann bin, sonst könnte ich vielleicht schon ab dem nächsten Ersten mit Trenchcoat und Sonnenbrille durch die Boutiquen streifen. So stell’ ich mir das vor. Bisher dachte ich übrigens immer, „Mystery“ sei ein Roman- bzw. Film-
genre. Aber dass man so auch einkaufen shoppen kann! In der weiteren Beschreibung erfahre ich dann übrigens, dass man pro Mysterykaufshop 30,-€ bekommt. Allerdings muss man dafür auch Vorabfotos der Ware machen und sie per Handy in eine Geheim-
zentrale schicken. Und das alles selbstverständlich ganz souverän und unauffällig. Das hätte ich bestimmt sowieso nicht hingekriegt…

Also vielleicht lieber:

„Gruppenleiter Konstruktion technische Gummiartikel“?

Das liest sich irgendwie merkwürdig. Das Kopfkarussell fährt Kurven. Hm, lieber nicht.

Andere Bezeichnungen kommen mir ebenfalls nicht für mich passend vor, aber das liegt vielleicht auch nur daran, dass ich ums Verrecken nicht weiß, worum’s da überhaupt geht:

„Seniors für den Bereich Transaction Tax / M&A“

 oder:

 „Senior Consultants operational Effektiveness“.

Also ein Transaktionstaxi zu fahren, traue ich mir schon deshalb nicht zu, weil ich meinen Führerschein noch gar nicht so lange hab’, da fehlt mir einfach die Fahrpraxis, ob jetzt mit Transaktionen oder ohne. Vielleicht hat’s aber auch irgendwie anders mit Steuern zu tun, das kann ich eben nicht sagen, da kenn’ ich mich nicht aus. Was das Zweite ist, weiß ich auch nicht. Ist denn „Senioren konsultieren effektive Operationen“ eine Tätigkeit, die neu-
erdings bezahlt wird? Dann überlege ich mir das in ein paar Jahren vielleicht mal, wenn die magere Rente ansteht, so kann ich mir ein bisschen was dazuverdienen.

Ich hab’s! Ich werde:

„Geschäftsführer/in für das Exzellenzcluster PRO³gression Diligent Production“.

Das scheint mir, warte mal, eine Filialleitung zu sein in einer Anhäufung kirchlicher Ober-
häupter
, die irgendwelche Abläufe emsig produzieren. Hoch 3! Also, höchstvermutlich taufen, predigen, verheiraten die am laufenden Meter, und ich müsste nur aufpassen, dass das ordentlich gemacht wird. Das krieg’ ich hin!

Ehrlich gesagt, glaub’ ich aber doch, dass es da um was Anderes geht…

Ich muss das aber nicht wissen oder gar verstehen, weil es sich hier ganz offenbar um Codewörter einer speziellen Branche handelt. Und es würde mich wundern, wenn die ihr Vokabular selbst durchgängig beherrscht. Meine Erfahrung ist die: je mehr dieser Code-
wörter benutzt werden, umso größer ist die Unsicherheit der Benutzenden. Die werfen sich solche Begriffe nämlich gern wie einen Zauberumhang über die Schulter. Wer hin-
gegen souverän ist wie ein Mysteryshopper, hat das nicht nötig und spricht lieber in verständlichen Worten. Ich hatte mal einige Jahre das Glück, in einer Werbeagentur zu arbeiten, die diese Affentänze eben auch nicht mitgemacht hat und in der auch mit Kun-
den auf Augenhöhe gesprochen wurde, ohne das ganze aufgepumpte Marketinggefloskel. Immer wieder wurde uns gesagt, wie durchaus angenehm das empfunden wurde. Wer sich beeindrucken lassen wollte, bis ihm die Frisur nach hinten absteht, ging eben woanders einkaufen.

Ha! Hier! Da hab’ ich doch noch was gefunden. Verständlich formuliert, so dass ich mir was drunter vorstellen kann:

„Fahrer/in für Kehrmaschine gesucht“.

Da hätte man frische Luft, es wär‘ eventuell sogar ganz lustig und sicher reichen dafür auch meine Fahrkenntnisse gerade so aus…

Der Brominen schnelllller Apfelkuchen

Ich weiß auch nicht, der vorgestrige Besuch der „Hausfrauenmesse“ hat wohl eine Art Heimchenschub in mir ausgelöst, welcher wiederum spontane Kuchenbackerei zur Folge hatte. Im Ergebnis sieht das jetzt so aus:

Appelkuchen

…und schmeckt mindestens noch ein bisschen besser, – vor allem saftig!
Da sind nämlich Mandeln, Pecannüsse und ein bisschen Likör drin…

Und weil ich mal nicht so sein will, und der Kuchen superschnell und einfach zusam-
menzurühren ist, rücke ich jetzt einfach mal ungefragt das Rezept dazu raus:

2 EL Zitronensaft
3 Äpfel
200g weiche Butter
150 g Zucker
1 Tütchen (echter) Vanillezucker
4 Eier
3 EL Lieblingslikör (z.B. Amaretto, Caramellikör, Calvados geht auch) oder Milch
200g Mehl
1 TL Backpulver
Je eine Handvoll Mandelstifte und Pecannüsse

– Äpfel schälen, in schmale Spalten schneiden, mit Zitronensaft beträufeln, wegstellen.
– Butter weich rühren, Zucker und Vanillezucker dazurühren.
– Dann Eier (eins nach dem anderen) dazu geben. Nur kurz rühren.
– Jetzt kommt der Likör oder die Milch.
– Zum Schluss Mehl und Backpulver und die Nüsse unterrühren.

Das Ganze in eine Springform streichen und die Äpfel drauf“stecken“.
Bei 160°C oder Gas/Stufe 3 ca. 30 – 45 Minuten backen.

Wer mag, streut für die Optik noch Puderzucker drauf und reicht Schlagsahne dazu.

Gutes Gelingen!
(Ich setz‘ dann schon mal Teewasser auf…)