Nestwärmehaushalt.

(Heute kommt mal was, das so gar nichts mit irgendeiner Kastaniensache zu tun hat. Ich weiß, ich rühr‘ mich hier nur noch höchst selten, aber das liegt erstmal daran, dass ich aus dem Schreiben mittlerweile sowas von raus bin… – Und dann isses noch so, dass ich auch nicht immer nur klagen will, wenn ich mich denn mal herbequeme.)

Aber. Mir. Geht’s. Manchmal. Nicht.        So.        Gut.

Ich fühle mich schwer, fremd und traurig. Ich möchte mich fragen: „Was mache ich eigentlich hier?“, traue mich aber nicht. Als ich aus dem geliebten Hannover schweren Herzens wegging, sah trotzdem erstmal alles ganz ansprechend aus: Hier in Duisburg erwarteten mich ja liebe Menschen und sogar ein neuer Job in einem netten Team! Ich würde mich schon eingewöhnen, schließlich war ich ja immer sehr anpassungsfähig. Was folgte, war erstmal wahnsinnig viel Arbeit und irgendwann die Erkenntnis, dass da zwar tatsächlich auch wirklich Nette in dem Team waren, es aber nach wie vor reicht, wenn eine Intrigenspinnerin im Hintergrund immer wieder dicht ihr Netz webt, durch das die Vorgesetzten irgendwann nichts mehr sehen. Und so wurde ich kontinuierlich an den Rand manövriert und letztlich rausgemobbt. Und das z.B. macht ganz schön was mit einem…

Hannover und alles was für mich dazu gehört, habe ich die ganze Zeit schmerzlich vermisst, aber ich war auch durch den täglichen Kampf im Job immer wieder abgelenkt. Nun aber habe ich zum ersten Mal viel Zeit, meine eigenen Gedanken wieder deutlicher zu hören. Und stelle fest: Ich fühl‘ mich hier oft ganz schön einsam.

Mir fehlt nicht nur meine Stadt und mein schönes Zuhause dort, sondern auch meine „persönliche Infrastruktur“. Meine Freunde. Menschen, die mich zum Teil seit Jahrzehnten kennen und sofort sehen, wenn mich etwas beschäftigt. Vor denen ich mich ohne Scheu ausbreiten kann, die mir geduldig zuhören, sich mir zeigen, selbst mal meinen Rat suchen, meine Unterstützung möchten, mit denen ich Nähe austausche. – Nestwärme, könnte man auch sagen.

Und natürlich, ja, hier sind ein paar liebe Menschen, die mich gut leiden können und mir das auch zeigen. Meistens Freunde des Liebsten, allesamt feine Leute. Aber irgendwie gelingt es mir nicht (mehr) so recht, aus den warmen Berührungsflächen richtige Verbindungen zu zaubern. Ich stelle an mir auch neuerdings so eine komische Verzagtheit fest, wegen der ich mich gar nicht mehr traue, mich auf jemanden zuzubewegen; das ist mir früher ganz klar leichter gefallen.

Ich krieg‘ mich selbst zudem irgendwie nicht verbunden und falle so wie in zwei Teile: Die D. in Hannover (die die Ruhrgebietler nicht kennen) und die D. In Duisburg (die die Hannoveraner nicht kennen). Der einzige, der beide ganz gut kennt, ist der Liebste. Der hört mir viel zu, tröstet und versucht, gute Ideen zu haben. Das und die Telefonate mit Freundin T. in Hannover halten mich ganz gut über Wasser.

Aber es gibt eben auch Tage wie heute…

Verheiratet mit zwei Klingelschildern.

Gestern habe ich mich was getraut. Etwas, wovon ich bis vor einem Jahr nicht gedacht hätte, dass es für mich mal was mit „sich trauen“ zu tun haben könnte. Ich hab‘ nämlich einigen Kollegen erzählt, dass ich bald schon wieder umziehen werde. Nicht, dass das nun was besonders Schlimmes wäre. (Mal abgesehen vom Umziehen an sich.) Allerdings bin ich ja gerade erst vor 3 Monaten nach Duisburg gezogen, zu meinem werten Herrn Ehegatten. Das hatte ich im Büro schon relativ freimütig erzählt, obwohl es ja eher ungewöhnlich ist, dass wir zwar verheiratet sind, jedoch vorher noch nie zusammen gewohnt haben. Aber dass wir jetzt nach bald sechs Jahren Fernbeziehung auch nur übergangshalber zusammen wohnen, weil der Plan immer klar war, dass wir auch in der selben Stadt wieder getrennte Wohnungen haben möchten, – das hatte ich bisher eher unter den Tisch fallen lassen.

Ich hatte schlichtweg keine Lust, mich zu erklären, womöglich zu rechtfertigen. Keine Lust auf Reaktionen wie: „Ahaaa… Das ist ja interessant… Naja, jeder wie er mag… Hm. – Aber ich könnte das nicht!“ Ich sollte vielleicht erwähnen, dass ich mittlerweile in einem Unternehmen beschäftigt bin, in dem man fast Beamtenstatus hat, also ist alles ziemlich konservativ. Ich wirke dort ja bereits ein wenig flippig, weil ich morgens mit dem Fahrrad zur Arbeit komme und nicht mit dem regelmäßig frisch polierten Wagen. Und in der Pause esse ich Bio(!)joghurts oder auch schon mal Curry oder selbstgemachte thailändische Sommerrollen. Das ist fast hippiesk. Wenn die wüssten, das ich auch gar nicht CDU wähle! Und nun bin ich zwar verheiratet, will aber gar nicht mit meinem Mann zusammen sein! Und davor bloß Fernbeziehung, aber heiraten! Versteh‘ das einer! Was ist das denn für ’ne Beziehung!? Und was das auch kostet, so mit zwei Wohnungen!

Meine neuen Kollegen hier sind aber übrigens alle sehr nett und manche sind sogar deutlich witzig. Einige von denen habe ich mittlerweile richtig gern. Vielleicht habe ich mich deswegen gesorgt, dass sie mich erst recht „komisch“ finden, wenn ich ein anderes Lebensmodell habe als sie. Ich hatte es hier im Blog ja noch nicht richtig erzählt, aber in der letzten Stelle in Hannover (im selben Unternehmen *räusper*) hatte ich zwei sehr garstige Kolleginnen, die übel mit mir umgesprungen sind. Ich verwende in diesem Zusammenhang selbst nicht gern das Wort „Mobbing“ (jedoch allerdings einige, die es direkt mitbekommen haben oder denen ich davon erzählt habe), aber eine deutliche Vorstufe war’s ganz sicher. Diese Kolleginnen waren sehr gehässig, gern schadenfroh und jederzeit auf lustige Macht- bzw, Erniedrigungsspielchen aus. Wer da ein bisschen anders war und es auch bleiben wollte, kriegte den ganzen Tag auf’s Fell. Leider war meines bald dünn und an einigen Stellen sogar kahl. Hilfreich beigesprungen ist mir leider erstmal niemand, teils aus Angst, selbst zur Zielscheibe zu werden (Kollegen), teils wegen Nicht-mitgekriegt (Chefs). Da wird man natürlich ziemlich vorsichtig, traurig und wütend. Auch als Individuum möchte man doch ganz gern einer Gruppe zugehörig sein oder wenigstens nicht dauernd beharkt werden. Vor allem, wo man doch im Job so viel Lebenszeit miteinander verbringt!

Die Reaktion auf meine Erzählung gestern war denn auch erstmal genau wie oben erwähnt, erstaunt, verwundert und irritiert. Aber dann glücklicherweise trotzdem nett. Nach kurzer Erklärung, wieso und warum, waren wir dann schnell schon wieder bei Mietverträgen, Quadratmetern, Wohnvierteln, Umzugsorganisation und schlimmen Tapetenmustern. Vermutlich wird man demnächst trotzdem hinter meinem Rücken so ein bisschen rätseln, wie eine Beziehung denn überhaupt so funktionieren kann, aber nuja…

Aber jetzt mal meine Frage: Wieso denn eigentlich nicht??? Verdorrinochmal!

Bloß, weil es eben allgemeiner Standard ist, dass Paare auch zusammen wohnen? (Erst recht verheiratete?) Die Zimmer teilen, Tisch und Bett und Unterbuxe? Das hatte ich übrigens schon zweimal, beide Male über Jahre (bis auf die Sache mit der Unterbuxe). Und war beide Male froh, als ich hinterher wieder meine eigene Bleibe hatte. Erstens bin ich einfach unheimlich gern alleine in meiner Wohnung, mache die Tür von innen zu und bin „für mich“. Punkt. Das kennt vermutlich fast jeder. Zweitens ist es so, dass sobald da noch mehr Leute sind, ganz viel von mir eben „für Andere“ ist. Meine Aufmerksamkeit richtet sich offenbar rasch nach außen. Wenn nämlich außer mir noch jemand da ist, bekomme ich auch immer nebenbei mit, was er gerade tut, sebst wenn wir grad‘ gar nichts zusammen machen. Ich sitze vielleicht einfach im Wohnzimmer und kriege mit: Aha, er geht in die Küche und trinkt ein Glas Wasser. Jetzt geht er ins Bad. Er sucht im Flur in seiner Tasche herum… – Ich habe also quasi immer meine Antennen draußen. Ich weiß, dass viele Menschen es total beruhigend finden, wenn da jemand in der Nähe ist. Mich macht das irgendwann unruhig, es kann mich sogar stressen (dafür gibt’s allerdings auch handfeste, uralte Gründe). Ich komme nicht richtig in die Ruhe, die ich brauche, um mich vom „Draußen“ und den Anforderungen des Alltags zu erholen. Auch nicht, wenn mir der Mensch sehr, sehr lieb und vertraut ist.

Also nehme ich mir die Freiheit, den Liebsten dann um mich zu haben, wenn wir beide das gern wollen und uns danach ist. – Erfreulicherweise ist das erstaunlich oft der Fall! Und ebenso erfreulicherweise braucht und genießt er sein Alleinsein dazwischen ebenso wie ich. Es wurde natürlich auch von außen mal kritisch gemutmaßt, wir kennten so ja nur die Sonnenseiten miteinander; – zur Beruhigung kann ich aber versichern, dass dem nicht so ist. Auch wir haben ab und zu hohe Wellen und müssen uns dann wieder einkriegen. Übrigens: Nicht etwa, dass ich ein Fan von Jürgen von der Lippe wäre. Echt nicht. Aber er wurde in einem Interview mal gefragt, wie das denn käme, dass er nun schon soundso viele Jahre mit seiner Ehefrau glücklich sei. Das wäre doch gerade im Showbiz ziemlich selten… Seine gut gelaunte Antwort: „Getrennte Wohnungen.“ Und ich weiß genau, was er meint. Der Liebste sieht mich normalerweise nicht mit Lockenwicklern und halbleergefutterter Pralinenschachtel in einem Zeitschriftenhaufen liegen, und ich rege mich nicht über schlecht zugeschraubte Zahnpastatuben auf, über nicht runtergebrachten Müll, oder darüber, wer mit was „dran“ ist. Sind wir bei mir, ist er ein bisschen mein Gast, bin ich bei ihm, ist es andersherum. Der Gastgeber kauft jeweils ein und kocht und hat meistens sogar sauber gemacht. Man geht auch irgendwie anders miteinander um. Das ist schön (weniger kompliziert, als man meint) und für uns ganz normal. Außerdem hat jeder gleich zwei Zuhause. Und dazu teilen wir die gemeinsame Zukunftsidee, eines Tages wohl auch mal ein gemeinsames Häuschen zu bewohnen: Einer unten, einer oben.

Und wisst Ihr, was auch ganz witzig ist? Manche sind erst mal verwundert wegen unseres Wohnmodells, besonders Paare, aber oft kommt nach einer Weile einer von Beiden (häufiger die Frau…) und raunt: „Könnt‘ ich mir, ehrlich gesagt, auch mal ganz gut vorstellen, sowas.“, gern mit verstohlenem Augenrollen zum Partner hin.

Alles neu macht angeblich der Mai. – Stimmt aber!

Seit heute Morgen halb zehn bin ich nun auch offiziell Neu-Duisburgerin. So steht’s jetzt jedenfalls auf meinem Ausweis. – Ist das nicht eine verrückte Welt? Vergangenen Samstag habe ich all‘ mein fragiles Gescherbel auf einen dicken LKW verladen lassen (ich habe die besten Freunde der Welt), mich dazu, und los ging’s. Aber nicht ohne vorher noch einen kleinen, heftigen Tränenanfall beim Zuziehen der hannöverschen Wohnungstür zu haben. War schon schwer…

Bis ich das alles so richtig begreife, wird’s noch dauern, soviel ist klar. Im Moment befinde ich mich in einem merkwürdigen Zwischenzustand, in dem ich abwechselnd ein bisschen heule, mich ablenke (neues, bierdeckelflaches Netbook!) oder von außen betrachte, während ich organisatorischen Listenkrempel abhake. Das Gefühl zur Situation ist eventuell auch noch auf Höhe Hamm unterwegs, vermutlich zu Fuß. Egal. Trotzdem. Lange genug über alles nachgedacht hab‘ ich ja nun wirklich. Vielleicht kommt die innere Verarbeiterei ja auch häppchenweise, mal gucken. Kurz vorm Umzug wurde zur Bekräftigung aber noch deutlich, dass es mit ’nem feinen Jopp in der neuen Heimat auch wunderbar hingehauen hat. Und ich bin ja so eine, die dann sofort meint: Dann soll das sowieso auch so! Am Mittwoch geht’s da jedenfalls schon los mit neuen Kollegen, neuen Aufgaben, neuem Alles.

Jetzt bin ich erstmal froh, dass die letzten Wochen überstanden sind. – Ach, ’ne kleine OP hatte ich ja auch noch mittendrin! Nix Schlimmes, aber watt mutt, datt mutt eben. Und so kam ich nun auch endlich mal in den Genuss einer richtigen Vollnarkose, sowas war mir bisher ja auch noch nicht untergekommen. Meine Meinung: Einmal reicht. Die ganze Aufregung! Und man darf 6 Stunden vorher zuletzt was essen. Meine OP sollte vormittags sein, also habe ich mir tatsächlich -nicht lachen!- einen Wecker für 4:00 Uhr nachts gestellt, um dann im Dunkeln ein vorgeschmiertes Marmeladenbrot zu verzehren. Ein freudloseres Frühstück im Bett gibt es nicht. Das schlimm trockene Schinkenbrot nach der OP habe ich jedenfalls mit deutlich größerem Vergnügen gemümmelt. Und nachmittags konnte ich schon wieder Kuchen. Da lag ich bereits fein auf’s heimische Küchensofa drapiert und wurde vom treusorgenden Gatten -naja- eben treu umsorgt. Das berühmte Möbelstück lagert derzeit übrigens in Essen in einer Lagerbox, zusammen mit meinem restlichen Hausrat, bis sich hier neue Einsatzmöglichkeiten auftun. Dann wird’s bestimmt schon wieder aufregend!

Von mir aus kann der Rest des Jahres dann übrigens gern stinklangweilig werden…

Quartalsbericht aus’m Funkhaus.

Huch, hier liegt ja noch ein Blog rum! Der ist ja schon ganz staubich… *drüber pust* – Erst gestern habe ich noch mit meiner lieben Kollegin H. drüber gesprochen, wieso eigentlich noch niemand was gegen Staub erfunden hat. Also, gegen die ständige Neubildung von Staub natürlich. Den, der das hinkriegt, den erschlagen sie doch mit Geld! Wahrscheinlich traut sich deswegen keiner… (Na, ich hab ja heute mal frei, vielleicht habe ich später ein halbes Stündchen Zeit zum Erfinden, wenn ich von der ausgezeichneten Ostheopatin zurück bin, zu der ich heute gehe.)

Wo war ich? Ach so: Was ist seit dem letzten Kastanienwurf denn so alles passiert? Der Frühling hatte wohl Muskelkater oder sowas und kam nur schwer hoch. Aaaaber er kam, und inzwischen wuchern mir meine ausgesäten Blümchen auf der Fensterbank schon so die Fenster zu, dass ich versucht bin, mir eine hübsche Heckenschere anzuschaffen, damit ich tagsüber keine Taschenlampe brauche. Andererseits: Ich bin tagsüber sowieso nie zuhause, also soll der bunte Wildwuchs von mir aus schwelgen, wie und wohin er will.

Ach, und im Mai war dann mal wieder eine Woche der Lieblingswohnsitz dran, unser geliebtes, erseufztes Strandhaus in Holland. Diesmal sogar mit illustrer Nachbarschaft: Das liebste Frollein S. aus M. samt Leibkoch K. und zwei Meter großem (im Quadrat! Also lang und hoch.) Riesenhund. Es galt dieser Tage, die Waage zu halten zwischen würdigem Betrinken, haltloser Schlemmerei („Was Süßes, jemand?“) und tiefen- erholsamer, salzluftiger Nachinnengekehrtheit. Ging mühelos. Doch die beiden Namen der Nachbarskinder eins weiter werden wir Dank der dazugehörigen Mütter wohl nie mehr vergessen können. Selten -eigentlich nie- zuvor habe ich Kindern so heftig eine Hörschwäche gewünscht… Mauersegler gab’s diesmal noch keine, aber dafür eine stetige Hin- und Herwanderung von Geschirr, Besteck und anderen Küchenutensilien, teils sogar mit saftigen Lösegeldforderungen. „Versekering“ musste aber keine einspringen, das haben wir jeweils noch unter uns regeln können. Na, mal sehen, welche Begleitumstände uns nächstes Jahr erwarten werden, wenn wir’s in gleicher Besetzung mal im September versuchen. Ist schon gebucht.

Och, und sonst so? Die Arbeit ist Arbeit. Wie viel da zu tun ist, merkt man ja deutlich an meinem Engagement hier… Es ist und bleibt anstrengend. (Ein Wort, das ich normalerweise überhaupt nicht gern benutze, denn das sagen Männer besonders oft über Frauen, die sie irgendwie unbequem finden.) Die Tage sind mir seit Monaten zu kurz und meine Gesundheit ging deswegen auch rauf und runter, alle möglichen, ulkigen Tests sind mit mir angestellt worden, aber nun ist erstmal wieder Ruhe. Ich hab‘ nämlich einen neuen, zuckersüßen Arzt und komme langsam wieder in die Reihe. Auch hatten wir im Juni mal keine dieser Kraft raubenden, mehrtägigen Weinproben, das tut allen Kollegen gut, man kam ja aus der Erschöpfung gar nicht mehr richtig raus. Und, wie es oft so ist: Von oben kommt weiterhin stetiger Druck und wenig Anerkennung. Gut, dass die Kollegen untereinander alle so nett sind, allen voran der Filialleiter. Nur einer ist dabei, dem öfter mal der allwissende Schnösel durchbricht und der dann alle rumschickt, belehrt und sich in alles einmischt, besonders gern in (Kunden-)Gespräche. Aber so einer ist wohl immer dabei…

Inzwischen stelle ich übrigens auch immer mal verwundert fest, was ich schon alles Schönes gelernt habe und male mir aus, wohin mich das noch so führen wird. Oder kann. Man weißet ja nicht. Letzte Woche haben die eingangs erwähnte Kollegin und ich beispielsweise unser zweites Seminar gegeben, diesmal zum Thema Schaumweine. Und was soll ich sagen: Hat wieder richtig Spaß gemacht, das Seminar zu organisieren, durchzuführen und zu erleben, wie sich das Erdachte mit Leben füllt. – Ich. Will. Mehr. Mehr Zeit auch, um mal an einem Konzept zu stricken, mich auszuprobieren und die ganze lose Zettelsammlung im Kopf mal nach Themen zu sortieren und leserlich zu kriegen! Ich kann aber sagen, dass mich ein paar sehr liebe Menschen in meiner näheren Umgebung sehr ermutigen, der Liebste allen voran, das gibt immer wieder Schwung. Jetzt mache ich aber erstmal diese Weinsache zuende (bis mindestens Ende Oktober, voraussichtlich jedoch bis Ende Januar, so mein „Plan“), und denn guckn wa ma!

Ich weiß übrigens auch selber gerade nicht, ob ich nicht vielleicht doch schon auf dem gaaanz langsaaamen Sprung ins Ruhrgebiet bin. Zumindest habe ich demnächst ganz offiziell ein hübsches Zimmerchen dort! Wenn dazu jetzt noch ein dufter Job winkte… Dann wäre mein gemütliches Nest in Hannover zwar bald über längere Strecken verwaist, hergeben würd‘ ich’s trotzdem erstmal nicht, da bin ich eben eigen. Oder treu. Oder doof. Es ist jedenfalls gerade mal wieder so eine Zeit zwischen Baum und Borke, aber in solchen Zeiten entwickeln sich eigentlich auch die spannendesten Sachen. Meine Erfahrung ist: Wenn man alle Antennen auf Empfang stellt, kriegt man irgendwann auch Signale und Ideen rein.

(Und selber ein bisschen senden soll ja wohl auch helfen: „Biieep….biiieeeeep……bieeep-biiiieeeeeep!„)

Zwischenpiepsung.

Erstmal an alle, bei denen ich mich schon wieder ewig nicht gemeldet habe: Verzeihung, ich krieg’s nicht auf die Kette. Irgendwie schaffe ich immer nur (fast) das Nötigste und irgendwas fällt immer hinten runter. (*ploink!* -Da war schon wieder was!) Ich räume mir quasi ständig selbst den Kram hinterher, den ich vor Wochen schon erledigt haben wollte… Und die Küche sieht aus!

Aber: Im Job ist es immerhin gerade mal zeitweilig etwas ruhiger. Zwar haben wir weiterhin alle vier Wochen 3-tägige Weinhölleproben, aber dazwischen geht’s grade mal. Mehr Zeit habe ich trotzdem nicht, weil jetzt immer ein Kollege im Urlaub ist, weswegen ich natürlich ran muss.

Und neulich war ich ja wieder auf der ISM (Internationale Süßwarenmesse), das haben sicher ein paar von Euch mitbekommen. – Schön war’s wieder, auch wenn ich langsam das Gefühl habe, dort jetzt bald alles mal gesehen zu haben. Trotzdem will ich unbedingt nächstes Jahr wieder hin, das ist klar! Das Thema an sich bleibt weiterhin total spannend, das geht irgendwie nicht weg. Am liebsten würde ich jedes zweite Wochenende zu einer Foodmesse fahren und Entdeckungen machen. Meine Begeisterung für gute Produkte ist ungebrochen, und irgendwas sagt mir, dass die Richtung einfach stimmt. Irgendwann wird das mein Job! (Mal sehen, in welcher Form, Wein ist ja gut & was Feines, aber nur ein Einstieg. Meine wahre Leidenschaft kommt erst bei Schokoladen und Feinkost auf, dann aber richtig!)

Darüber hinaus beschäftigte mich in den letzten Tagen ein vermisstes Paket samt ulkiger Begleitumstände. Zum Glück fand sich’s aber plötzlich wieder an. Im Ruhrgebiet kaufen nämlich die Asiaten das ganze Milchpulver aus den Drogeriemärkten weg und schicken’s in die Heimat. Warum auch immer. Eventuell wegen Fukushima, oder weil europäische Milchprodukte dort neuerdings schick sind, oder beides. Jedenfalls drohte ein armes Kind milchmäßig auf dem Trockenen zu sitzen, und ich hatte hier in Hannover jede Menge Abhilfe verfügbar. Getarnt in einem Weinkarton verschob ich also kurz entschlossen vor einer guten Woche einen veritablen Milchklotz von hier nach… – Weg warer!
(Und -guck!- gestern warer dann plötzlich wieder da.)

Und sonst so?

Ach, Anfang März geht’s mal für ein Wochenende raus aus allem, denn der Liebste hat Geburtstag und möchte den mal unter Meeresrauschen feiern. Ich ringe derweil verzweifelt die Hände, denn ich weiß nicht, was ich ihm schenken soll. Der hat doch alles! Und in den Koffer müsste es ja auch passen! Er hingegen schweigt hartnäckig und hat keine Lust, sich was zu wünschen. Langsam neige ich dazu, ihm einfach einen Kubikmeter Sand zu schenken, den er sich selbst aussuchen und anschließend in den Kofferraum schaufeln darf…

Hoffentlich liest er das jetzt nicht.

Weinstampede, Wunschverpuffung & Waagerechte.

Mannomann, wir hatten wieder dreitägige Weinprobe… Leute, das ist wirklich… Also…

Dann stürmen die Leute die Hütte und probieren alles, was rumsteht. Und auch das, was was nicht rechtzeitig weggeräumt wird. (Wirklich. Ich wundere mich, dass noch niemand die fiesen Rückschüttgefäße austrinken wollte. Darin schwappt ein -nennen wir’s mal- Spezialcuvee…)  Einer hat sich beispielsweise einfach eine auf dem Regal stehende Einzelflasche aufgeknöpft und halb leer getrunken, obwohl sie sichtbar nicht zur Probe gehörte. Die fand ich dann später. Was wir auch noch tagelang hinterher finden, sind leere, schmutzige Gläser, weil die Leute die einfach irgendwo ins Regal schieben, wenn sie genug haben. Schön is das nich. Da ich am Ausschank für die teuren Weine stehe (damit sich die Kunden das gute Zeug nicht etwa selbst portionieren), muss drei Tage am Stück redenredenreden. Und natürlich immer die selben Sachen sagen…

Deshalb war ich mir schon sicher, dass sich dann Sonntagmorgen zuhause folgender Dialog entspinnen würde:

Ich: „Frühstücksei?“
Er: „Ja, gern.“
Ich: „Hab‘ ich zwei Jahrgänge da. ’07er und ’09er. Welchen möchten Sie zuerst?“

Nur eiserne Selbstkontrolle sorgte übrigens dafür, dass das nicht geschah…

Mein „Wochenende“ bestand jedenfalls daraus, dass ich, als ich Samstagabend nach Hause zum Liebsten kam (leicht angekurvt vom „Endlich-geschafft!-Champagner mit den Kollegen), erstmal noch eine angefangene, halbe Flasche spanischen Weißweins mit ihm wegarbeitete, bevor wir auf den teuren Leckerriesling umstiegen, der noch im Kühli lag… Nebenbei kochte ich in meiner aufgedrehten Erschöpfung sogar ziemlich leckeres Paprikahuhn mit Nudeln. -Das Rezept krieg‘ ich nie mehr zusammen!

Nach einzwei Stunden krausen Herumredens und Gekichers fiel mir dann ein, dass ich ja noch Silvester nachholen muss! Da ich am 31.12. ja gegen 23:00 Uhr krank geworden war, war der traditionelle Abschuss meiner Jahreswechsel-Einzelrakete ausgefallen. Eine Rakete reicht mir nämlich voll und ganz, aber die muss dafür sein! Schließlich schicke ich damit meinen jeweils dicksten Wunsch für das Jahr näher zum Himmel, in der Hoffnung, dass der irgendwo Gehör findet. Seit ein paar Jahren verwende ich dafür eine von diesen Leuchtkugelbatterien, weil man normale Einzelraketen am Stöckchen ja nirgends mehr bekommt. So. Das musste jedenfalls noch erledigt werden, damit das Jahr auch „gilt“. (Außerdem stand die Knallkiste noch hier im Wohungsflur, und ich kam da immer mit dem Staubsauger gegen…)

Also zogen wir im Nieselregen los, jeder ein Glas vom feinen Riesling in der Hand, zu den Ihmeauen hin. Ich war sehr beschwingt, was leider dazu führte, dass ich eventuell etwas kleckerte. Vielleicht waren meine Ärmel aber auch bloß vom Nieselregen feucht. An „unserer“ Bank (die jedoch zwischenzeitlich Irgendjemand abmontiert hat, denn da waren nur noch die Füße… -dann sind das jetzt eben „unsere“ Füße), wurde das Gerät aufgestellt und ordnungsgemäß seiner Bestimmung als Wunschübermittler zugeführt. Piffpaff. Danach ging’s mir gleich viel besser. Darauf noch ein Schlückchen.

Das hier (s.u.) musste ich natürlich aufheben. Klebt jetzt in der Küche, wo immer alles klebt, was ich für ein Weilchen im Blick behalten möchte.

Anzuendung

Im Anschluss passierte eigentlich nicht mehr viel. Die Flasche wurde leer, ich schwindelte mich ins Bett, Licht aus.

Ja, und Sonntag konnte ich dann nur noch: Vorsichtig herumgehen, vorsichtig frühstücken, vorsichtig mal eben in die Stadt (Kuchen besorgen), vorsichtig liegen. Sogar Baden war zu anstrengend! Und gestern (ich hatte frei und eigentlich ganz viel vor), brachte ich um sechse morgens den Liebsten zum Zug und begab mich im Anschluss wieder in Liegeposition für den Rest des Tages…

– Und heute, wo ich endlich etwas Spannkraft zurück gewonnen habe, muss ich wieder arbeiten! (Hier resignierte Miene einfügen.)

Nützt ja nix, auf geht’s.

Frau Rabe hustet mal kurz vorbei.

Irgendwie hab ich das Gefühl, als hätte das Jahr 2012 bei mir noch mal so richtig auf die Tube gedrückt, um auch wirklich den letzten Rest rauszuquetschen. Die letzten beiden Monate habe ich im Dauerlauf genommen. Allerdings einem, bei dem man klobige Astronautenschuhe mit dicken Bleisohlen trägt. – Einarbeitung, stressige Weinproben, turbulentes Weihnachtsgeschäft,  und zwischen den Jahren auch noch schnell einen 3-tägigen Sondernoteinsatz in einer Filiale in einer anderen Stadt. Das hieß jeden Tag: Rocken, Rocken, Rocken! Und zwischendrin: Packen, Packen, Packen. Und natürlich: Zug fahr’n, Zug fahr’n, Zug fahr’n.

Weihnachten selbst fand in diesem Wust immerhin in aller Ruhe in Duisburg statt. Gut Essen, Luftschnappen und Platt-wie’n-Käfer-auffe-Couch-liegen muss ja schließlich auch mal kurz sein.

Zuende ging das Jahr gestern dann mit:
– Morgens bei der Post endlich(!) die lieben Weihnachtsgaben aus Berlin abholen, die dort seit über 1 Woche auf mich warteten.
– Vormittags arbeiten.
– Nachmittags Champagner trinken.
– Abends krank werden und um halb zwölf mit Halsweh ins Bett gehen.

Vom Bett aus konnte man einige der Raketen übrigens sehr schön sehen. Ab viertel nach fiel ich jedoch in den (eigentlich so gedachten) Heilungsschlaf, um heute morgen das neue Jahr mit Rabenstimme zu begrüßen. Trotzdem bin ich frohgemut. In diesem Jahr steckt meine Lieblingszahl, die 3, also wird’s wohl schon irgendwie werden.

Aus dem alten Jahr nehme ich noch schnell mit: Die Erkenntnis, dass es nicht immer so aus dem Wald zurückschallt, wie man hinein ruft. In manche Wälder kann man nämlich noch so nett-fragend reinrufen, da wird offenbar fast jeder Ton sofort verschluckt. Muss wohl am ruppigen Unterholz liegen. Also konzentrier‘ ich mich doch lieber auf die sonnenbeschienenen, grünen Fleckchen, wo’s nettes Miteinander und entzückendes Vogelpiepen gibt. Und das soll dann auch mein diesjähriger Vorsatz sein.

– Darauf einen Hustentee!

Was jetzt folgt…

…ist einer dieser üblichen „Mich-gibt’s-noch-aber-ich-arbeite-so-viel!“-Einträge.

Man kennt das.

Womit fang‘ ich an? Joh. Die viertägige Weinprobe haben wir geschafft, und ich kann Euch sagen: Es war so, wie ich mir ungefähr die Hölle vorstelle. Also, meine persönliche. Irre anstrengend auf allen Ebenen, – körperlich, seelisch, geistig. Man powert und powert und weiß: Das geht jetzt aber noch soundso lange weiter. Ausruhen is‘ nich’… Und dabei natürlich: Lächeeeeln! Freundlich bleiben! Charmante Antworten geben!

Irgendwann war das erledigt (naja, und wir dann aber auch). Jetzt läuft „nur“ noch das normale Weihnachtsgeschäft, was mir im Grunde auch völlig reichen würde. Schwer was los! Es passiert dabei ja nicht nur das, was die Kunden im Laden sehen, sondern es kommen jede Woche 6-7 Paletten mannshoch mit Weinkisten und -kartons bestapelt, die wir im Laden verteilen müssen. Jede Kiste wird mindestens einmal angefasst, sprich: hochgehoben und irgendwo verstaut. Stellt Euch einfach vor, Ihr würdet den ganzen Tag mit einem 10-Kilo-Gewicht in den Händen herumlaufen. (Das entspricht 40 Päckchen Butter. Oder dem soundsovielten Teil eines Mittelklassewagens. Weiß ich jetzt nicht.) – Ach so, und dann sind da noch die Versandaufträge für Firmengeschenke, die wir „ganz nebenbei“ vertüten und verpacken. Fuffzig Päckchen hier, siebzig Päckchen da… „Natürlich, gern, das ist gar kein Problem. Einen hübschen Aufkleber drauf?“ Das Telefon füdelt selbstverständlich minütlich dazu. Neue Anfragen sind das dann. Alle sind ja komplett durchgedreht wegen diesem Weihnachten.

Na, noch zwei Wochen.

Heiligabend habe ich netterweise frei, das hat sich irgendwie ganz gut ergeben. So habe ich dann ab Sonntag vier Tage Zeit, mich in Duisburg möglichst wenig zu bewegen; – mal sehen ob’s klappt… Ich bin ja auch schon ganz gespannt auf die ganzen Geschenke. Also, auf die, die ich verteilen werde. Ich hab‘ da schon einiges besorgt und sogar eingepackt, und nun weiß ich gar nicht mehr genau, was da so im Einzelnen drin ist.

„Zwischen den Jahren“ wird dann übrigens noch mal drei, vier Tage gearbeitet (Silvester z.B., aber nur bis nachmittags), dann wird rübbergerutscht, danach geht bei uns direkt ein dicker Ausverkauf los. Angeblich soll es, wenn der geschafft ist, ruhiger werden. Jedenfalls für die Kollegen. Die gehen dann nämlich erstmal nach und nach in den Urlaub…

(Eure Kommentare lese ich natürlich alle, auch die meisten Eurer Einträge. Die Antworten dazu sind sogar auch schon fix und fertig ausgedacht, nur eben leider noch nicht eingetippt.)

Peitschende Russen draußen, vergnügt genießende drinnen. Und ich hab‘ Halbzeit.

Angeblich kommt ja heute -oder war’s schon gestern?- die „Russenpeitsche“ zu uns rüber, also sollten wir uns wohl besser ordentlich warm anziehen.

Woher ich diese Info habe? – Na, aus der Straßenbahn. Ich saß nämlich vor ein paar Tagen neben Einem, der hatte eine ganz schlimme Zeitung aufgeschlagen, und da stands: Dann und dann „…kommt die Russenpeitsche!“ Dazu gab’s eine Landkarte von Deutschland und einen Pfeil, der breit, schwarz und bedrohlich von Osten kommend drüberlag. Ich weiß es jetzt natürlich nicht ganz genau, weil da nicht so lange reingucken wollte (davon kann man nämlich blind werden! Doch, wirklich!) aber ich glaube, es ging ums Wetter. Also, dass es jetzt halt kalt wird. Oder noch kälter. Weil es ja jetzt quasi Winter werden soll. Vielleicht sogar mit Schnee.

– Ja, da wirste doch bekloppt! Wo wir doch morgen erst Anfang Dezember haben, also normalerweise die klassische Zeit des Jahres für: Schläppchen, Röckchen und Töppchen, äh…, Tops! – Versteh‘ mal einer diese Russen…!

Obwohl, gestern hatte ich ein sehr nettes russisches Ehepaar zur Weinprobe da (mal ganz abgesehen von den ungefähr hundert anderen Kunden, die natürlich ebenfalls alles probieren wollten), die habe ich sogar sehr gut verstanden. Er sagte nämlich immer, Weine über 50,- Euro könne er eigentlich blind trinken, die schmeckten ihm immer. Sie pfichtete ihm mit glänzenden Augen bei, und beide waren vergnügter Laune, weil ich ihnen einen guten Tropfen nach dem anderen einschenkte und wir nebenbei herumscherzten über die guten Dinge des Lebens und so. Ich war eigentlich auch vergnügt, musste meine Aufmerksamkeit aber noch mit der Restumgebung teilen, denn da war ordentlich was los.

Reichlich besuchte Weinproben finden bei uns gleich mehrfach im Jahr statt, um besondere Weine nach Themen zu bewerben, und dann bekommen gute Kunden schicke schriftliche Einladungen dazu und können sich durchkosten. Vier Tage lang haben sie Zeit, sich von mir jeweils winzige Schlückchen verabreichen zu lassen und die dann eben irgendwie zu finden. Und am besten gleich kistenweise mitzunehmen. Das machen sie dann auch. Zuvor wird palavert, mit Weinwissen brilliert, geschmatzt und geschlürft, um den besten Platz vor meinem Verkostungstresen gekämpft. Es werden Notizen gemacht, Bekannte getroffen, Weingläser an unmöglichen Plätzen stehen gelassen, und manchmal quatscht sich einer bei mir fest und erzählt mir, welchen Wein er irgendwann mal auf welcher Reise wo getrunken hat, und ob wir den eventuell hätten? Haben wir nicht.

Diese Tage sind jedenfalls enorm Kräfte zehrend, kann ich Euch sagen. Zum Feierabend, wenn die Kunden alle wieder wieder weg sind, geraten wir dann regelmäßig in quietschalberne Stimmung, um die Anspannung und Erschöpfung loszulassen, und trinken selbst noch ein bis fünf Schlückchen, bevor wir mehr oder weniger beduselt nach Hause schleichen, um uns ein bisschen auszuruhen. Vorgestern hatte ich dazu noch einen verdammt langen Tag, da spürte ich abends meine Füße nicht mal mehr so richtig. Bloß nachts wachte ich mal auf, weil da am Fußende des Betts was unter der Bettdecke merkwürdig vor sich hin pochte.

Na, heute und morgen noch. Wenn ich dann morgen Abend nach Hause komme, schlafe ich vermutlich direkt bis Montagfrüh durch. Und in den Wachzeiten, sollte es welche geben und sie in der Nähe des Abends liegen, gönne ich mir mal ein schööönes Bierchen!

Morgendliche Frühstherumsausung & Nochmalige Jobgutfindungsbetonung.

Also, das hatte ich bisher auch höchst selten, dass ich um kurz vor sieben Uhr morgens schon mal eben in der Stadt war und mich -wieder zurück zuhause- quasi noch mal hinlegen könnte… Vermutlich kommen solche nächtlichen morgendlichen Ausflüge in nächster Zeit noch ab und an vor, denn durch meinen neuen Jopp verschiebt sich so manche Wochenendplanung, der Liebste reist heute in aller Herrgotts(oderdemsein- Bruder)frühe direkt aus dem molligen Brominenbettchen zur Arbeit nach Düsseldorf, und ich habe ihn selbstverständlich zum Zug begleitet. – Was bin ich froh, dass der Kerl solche Tänze fast ohne Murren mitmacht und mich unterstützt, wo er kann. Das muss ja auch mal gesagt werden! Ja. So.

Ich lege mich aber eben nicht wieder hin, sondern lasse mich gleich von meinem tapfer von Rödeldraht und Straßenstaub zusammengehaltenen Rad schultern und dann fahren wir Zwei mal einkaufen. Heute hab‘ ich nämlich frei und kann mich auch später noch auf dem Diwan wälzen und dort großräumig Kekskrümel verteilen. Was ich im Übrigen auch ganz genau zu tun gedenke! Lediglich die die Wahl des Krümelgeschmacks steht noch aus. (Soll ich Euch auf dem Laufenden halten?)

Erst morgen geht’s dann wieder weiter mit Paletten abladen, Weinkartons rumwuppen, Gläser polieren, Fachsimpeln, Pakete packen, mit Kollegen scherzen, Pullen in Regale sortieren, Kunden schmissig begrüßen, Flaschen entkorken, Holzkisten aufstemmen, Geschenke verpacken, Warenwirtschaftssystem befragen, Türen aufhalten, Kunden schmissig verabschieden, Weinprobe von nächster Woche vorbereiten und überhaupt: Lernen, Lernen, Popernen! Was übersetzt natürlich u.a. heißt: Zum Feierabend: Schlückchen, Schlückchen, Popückchen... – Hilft ja nix, ich muss die Weine kennen! Und so kommt es, dass ich fast jeden Abend leicht angebläut nach Hause fahre. Zum Glück muss ich ja die Straßenbahn nicht selbst steuern, das gäb‘ sonst sicher kicherndes Chaos, völlig neue Streckenführung und endlich mal witzige Durchsagen.

Also, was ich eigentlich sagen will: Der neue Jopp ist oft wirklich ziemlich anstrengend. Wenn wir viel zu verräumen haben, oder der Laden gut besucht ist, kann ich abends kaum noch die Arme heben. Muskelkatze ist mein neuer zweiter Vorname. Aber ich habe auch richtig viel Spaß, werde von den Kollegen gut aufgenommen, meine Kompetenz in vielen Dingen wird ausgiebig gelobt, und ich bin jetzt schon gespannt, was ich in einem halben Jahr alles wissen werde. Meine Vorratsecke in der Küche verwandelt sich langsam in einen Weinkeller, und überhaupt kann ich’s manchmal gar nicht recht fassen. Die Arbeitszeiten sind natürlich typisch Einzelhandel, was zum Beispiel heißt: Samstag ist selten frei, gerade jetzt, wo die Weihnachtszeit angerauscht kommt. Nicht ganz einfach, wenn man eine Fernliebe hat, aber auch da sind wir uns einig: Ist. Eben. Jetzt. Erstmal. So. Vermutlich längstens für ein Jahr. Und mit ein bisschen gutem Willen und Sondereinsatz geht das auch. Und wenn „Er“ mal grummeln sollte, mache ich ihn einfach mit richtig gutem Wein ein bisschen betrunken, hehehe…