noch vor ein paar Tagen sah es in mir ungut duster aus. Vermutlich mal wieder irgendwelche falsch zusammengeschraubten Synapsen, die da außer Rand und Band waren. Heute ist es zum Glück wieder besser, was wohl u.a. auch daran liegt, dass wir gestern in einem feinen Zoo (Gelsenkirchen) waren, wo ein freilaufender roter Vari spontan meinen Ring anknabbern wollte. Der Ring ist sehr hübsch, leuchtend pinkfarben und schimmert wohl vitaminverheißend. Und hätte die Tierpflegerin unser verliebtes Zwiegespräch nicht irgendwann unterbrochen, hätte ich das schöne Tier gern stattdessen auf diverse, ausführliche, ja, wochenlange Fruchtsalate eingeladen! – Ich bin jetzt ein bisschen böse auf die Tierpflegerin, muss ich sagen.
Aber mal zum Thema. Wir haben bereits deutlich September und mich erreichen erste Anfragen nach Bewegung. Und zwar Kastanienbewegung. Ich mag ja vielleicht ein bisschen spät dran sein, aber beinahe wär’s genau andersum gewesen, und ich hätte schon im Mai ausgerufen. – Wieso das? Meine liebe Freundin T. hat mich nämlich im Frühsommer besucht und direkt vor meiner Haustür eine frischgelegte Kastanie gefunden. Und das, obwohl hier weit und breit kein passender Baum dazu wächst. – So, und nu‘ kommst Du!
Statt jetzt aber in wochenlanger Bruthitze mit wärmelnder Taschenbolle rumzulaufen, habe ich dann aber mal lieber doch entschieden, zu warten, bis mich die erste „richtige“ Herbstkastanie findet, was auch zuverlässig am vergangenen Wochenende in Antwerpen passierte, wo wir mit ausgesprochen schnuckeligen Menschen zwei schöne Tage verbrachten, bis uns die Füße wehtaten. Und hier sind sie nun beide (die Kastanien, nicht die Menschen):
Dieses süße „Eekhoorntje“ aus Middelburg/Zeeland betreut fremdsprachige Kastanien aus Antwerpen und Duisburg. Na, wenn das mal gut geht!
Die hintere ist die vom Mai, die vordere von letzter Woche, beide werden mich im Winter begleiten und im Frühling dann ausfliegen. Wer jetzt übrigens gar nicht weiß, wovon ich rede, der kann hier unterm Stichwort „Kastanienbewegung“ gern mal die letzten elf Jahre nachlesen*, dann flott selbst eine Kastanie finden und sich uns anschließen. Kastanienbewegung hilft nämlich gegen Herbst-/Winterblues (sogar, wenn man gar keinen hat). Wie so’n zartes, freundliches Geländer durch Matschewetter, Lichtmangel und um zugige Ecken rum. Und dann kommt man irgendwann im Frühling wieder raus.
1A Wachtposten. Frühlingsverpassung quasi unmöglich.
Und an alle, die schon wissen, worum’s geht: Schon was gefunden? Falls nicht, dürft Ihr jetzt den Kopf hängen lassen, aber nur, bis Ihr Eure erste Bolle findet. Bin schon neugierig auf Eure Bilder und Berichte! Schön, dass Ihr immer wieder dabei seid! Das frischgebastelte Banner oben dürft Ihr natürlich gern wieder mopsen, wenn Ihr Blogger seid, und Ihr macht mir ’ne große Freude, wenn ihr mit Kastanienbewegung taggt. Aber es geht ja auch ohne Blog, über fb oder einfach die Kommentare hier. Ich verlinke Euch dann wieder in der Teilnehmerliste.
Jetzt wünsch‘ ich uns jetzt erstmal einen gemütlichen Herbst und dann einen wohl gesonnenen Winter.
– Kastanie finden. – Hier kommentieren (gern mit Verlinkung). – Kastanie im Winter als tröstenden Handschmeichler immer dabei haben. – Wissen, dass man nicht allein ist. – Im nahenden Frühling auf mein Zeichen weit, weit weg werfen (Wird hier rechtzeitig angekündigt. Dann alle zusammen, aber jeder an seinem Ort.) – Tiiief durchatmen. Geschafft. Frühling is‘. Hurra.
(Heute kommt mal was, das so gar nichts mit irgendeiner Kastaniensache zu tun hat. Ich weiß, ich rühr‘ mich hier nur noch höchst selten, aber das liegt erstmal daran, dass ich aus dem Schreiben mittlerweile sowas von raus bin… – Und dann isses noch so, dass ich auch nicht immer nur klagen will, wenn ich mich denn mal herbequeme.)
Aber. Mir. Geht’s. Manchmal. Nicht. So. Gut.
Ich fühle mich schwer, fremd und traurig. Ich möchte mich fragen: „Was mache ich eigentlich hier?“, traue mich aber nicht. Als ich aus dem geliebten Hannover schweren Herzens wegging, sah trotzdem erstmal alles ganz ansprechend aus: Hier in Duisburg erwarteten mich ja liebe Menschen und sogar ein neuer Job in einem netten Team! Ich würde mich schon eingewöhnen, schließlich war ich ja immer sehr anpassungsfähig. Was folgte, war erstmal wahnsinnig viel Arbeit und irgendwann die Erkenntnis, dass da zwar tatsächlich auch wirklich Nette in dem Team waren, es aber nach wie vor reicht, wenn eine Intrigenspinnerin im Hintergrund immer wieder dicht ihr Netz webt, durch das die Vorgesetzten irgendwann nichts mehr sehen. Und so wurde ich kontinuierlich an den Rand manövriert und letztlich rausgemobbt. Und das z.B. macht ganz schön was mit einem…
Hannover und alles was für mich dazu gehört, habe ich die ganze Zeit schmerzlich vermisst, aber ich war auch durch den täglichen Kampf im Job immer wieder abgelenkt. Nun aber habe ich zum ersten Mal viel Zeit, meine eigenen Gedanken wieder deutlicher zu hören. Und stelle fest: Ich fühl‘ mich hier oft ganz schön einsam.
Mir fehlt nicht nur meine Stadt und mein schönes Zuhause dort, sondern auch meine „persönliche Infrastruktur“. Meine Freunde. Menschen, die mich zum Teil seit Jahrzehnten kennen und sofort sehen, wenn mich etwas beschäftigt. Vor denen ich mich ohne Scheu ausbreiten kann, die mir geduldig zuhören, sich mir zeigen, selbst mal meinen Rat suchen, meine Unterstützung möchten, mit denen ich Nähe austausche. – Nestwärme, könnte man auch sagen.
Und natürlich, ja, hier sind ein paar liebe Menschen, die mich gut leiden können und mir das auch zeigen. Meistens Freunde des Liebsten, allesamt feine Leute. Aber irgendwie gelingt es mir nicht (mehr) so recht, aus den warmen Berührungsflächen richtige Verbindungen zu zaubern. Ich stelle an mir auch neuerdings so eine komische Verzagtheit fest, wegen der ich mich gar nicht mehr traue, mich auf jemanden zuzubewegen; das ist mir früher ganz klar leichter gefallen.
Ich krieg‘ mich selbst zudem irgendwie nicht verbunden und falle so wie in zwei Teile: Die D. in Hannover (die die Ruhrgebietler nicht kennen) und die D. In Duisburg (die die Hannoveraner nicht kennen). Der einzige, der beide ganz gut kennt, ist der Liebste. Der hört mir viel zu, tröstet und versucht, gute Ideen zu haben. Das und die Telefonate mit Freundin T. in Hannover halten mich ganz gut über Wasser.
gerade eben waren’s noch über 30°C, ich lag japsend auf’m Diwan und murmelte ermattet: „Also, raus gehste aber erst, wenn das Wetter wieder zur Vernunft gekommen ist!“ Sommer ist ja wirklich ganz schön – Aber muss das denn immer alles so ruckartig sein?!? Uff.
Und als sich am Freitag dann die vielen kleinen Grad Celsiusse urplötzlich über Nacht schon wieder irgendwohin verzogen hatten, wo es jetzt vielleicht noch bunter zugeht, radelte ich in frühster Morgenkühle frisch zur Arbeit und fand dort beim Parkplatz prompt meine erste Kastanie des Jahres auf mich warten. Sowas!
Sie war offensichtlich gerade erst absichtlich vom Baum gefallen (bestimmt, weil sie mich schon gegenüber an der Ampel hatte stehen sehen), schimmerte fein und roch nach ganz frischem Herbst. Eine passende Manteltasche hatte ich nu‘ noch nicht dabei, also Hosentasche. Dafür zeigte ich ihr abends erstmal den Balkon (der ja auch gleich ’nen viel hübscheren Bildhintergrund ergibt als so ein oller Parkplatz):
Gestatten: Brominenwinterbegleitung und persönliche Bluesabwehrbeauftragte.
Da standen wir nun. Und obwohl man gar nicht viel mehr hörte als ein bisschen Vogelzwitschern und etwas Stadtgebrumm, war das natürlich der Startschuss für
Das Banner ist neu, wie jedes Jahr. Aber den Rest kennt Ihr ja schon. Trotzdem zur Erinnerung und für Neueinsteiger hier noch mal die Regeln:
Finde eine Kastanie. Die erste, die Dir vor die Füße rollt, ist Deine Winterkastanie. Deine Taschenbewohnerin. Deine Bollenfreundin für die nächsten Wochen und Monate.
Kommentiere unter diesem Eintrag, dass Du auch mit dabei bist! Ich nehme Dich dann gern (ggf. verlinkt) in die unten stehende Liste der Teilnehmer auf.
Die Kastanie wandert nun in Deine Mantel- oder Jackentasche. Dort bleibt sie bis zum Frühjahr. Wenn Du die Jacke wechselst, wandert die Kastanie natürlich immer mit, denn sie soll ja bei Dir sein, wenn Du draußen unterwegs bist und es dort mal ungemütlich wird. Dann seid Ihr schon mal zu zweit. Und außerdem sind da ja noch all die anderen Kastanienbeweger, denen es womöglich gerade ebenso geht. Es hat sich herausgestellt, dass das gegen feucht-kalten Trübsinn ausgezeichnet hilft.
Wenn es in einigen Monaten dann ganz langsam wieder heller, wärmer und zartgrün wird, dann rufe ich hier rechtzeitig einen bestimmten Tag, eine bestimmte Stunde aus, zu der jeder von uns (an seinem Ort), die Kastanie hervorholt, sich freundlich bei ihr bedankt, und dann werfen wir die liebe Bolle alle gleichzeitig mitsamt dem Winter weit, weit, weit fort. – So werden wir den Frühling einläuten! Wirst sehen, bis dahin wird sie Dir ans Herz gewachsen sein, und sie dann wieder „frei“ zu lassen, wird ein besonderer und auch feierlicher Moment sein. Das ist jedes Mal so, und je mehr von Euch mitmachen, umso schöner wird’s.
Und welchen Sinn soll das jetzt haben?
Naja, also, ich mache das schon seit bestimmt 20 Jahren so, dass ich die erste Kastanie, die ich finde, jeweils in die Tasche stecke. Dort dient sie über den Herbst/Winter als Handschmeichlerin und erinnert mich vor Allem daran, dass auch die ungemütlichen, grauen Zeiten wieder vergehen und es dann wieder heller wird. Mit anderen Worten: Eine kleine Selbstmedikation gegen Stimmungsdurchhänger in funzligen, usseligen Jahreszeiten, für die ich ziemlich anfällig bin. Andere offenbar auch, denn nachdem ich mal darüber gebloggt hatte, machten spontan ganz viele mit, seither heißt die Sache „Kastanienbewegung“. Das gemeinsame Ritual des Winter-Wegschmeißens im Frühling hilft wohl nicht nur meinen Lebensgeistern. Aber auch ohne Winterblues ist so ein kleines Ritual ganz hüsch. (Übrigens ist das dann in diesem Jahr schon die 10. Kastanienbewegung!)
Jedenfalls: Wenn Du ebenfalls Blogger bist, freue ich mich natürlich besonders über einen Eintrag, der Deine Kastanie beschreibt und/oder zeigt, am liebsten getaggt mit „kastanienbewegung“ und einer Verlinkung hier herüber. Das obige Banner kannst Du natürlich gern einfügen. Gib‘ mir in Deinem Kommentar einen Wink, wo ich Deinen Eintrag finden kann, damit ich Deinen Namen in der Teilnehmerliste auch vernünftig zurückverlinken kann. Ich weiß, dass es Teilnehmer und Leser gibt, die sich da sehr gern durchstöbern und dabei auch schon mal neue Blogs für sich entdecken. (Außerdem mag ich es, wenn sich Kreise schließen.)
Auch falls Du keinen Blog betreibst, bist Du natürlich hier willkommen. Einfach mal in den Kommentaren zwinkern oder „Piep!“ machen oder so. Manche von Euch sind vielleicht auch bei faceb**k, auch da kannst Du vielleicht ein Bildchen posten… – Ich freue mich, Dich zu sehen. So oder so oder so… – Los geht’s!
Das letzte Einhirn hat mich, es ist nun schon ein bisschen her, für diese Aktion nominiert. Ich wusst‘ allerdings erstmal gar nicht: Was hat es denn mit diesem Award überhaupt auf sich, der da im Netz offenbar so verbreitet ist? Die kurze Recherche ergibt: Es scheint sich um eine Art netten Kettenbrief zu handeln, den man an Blogs weitergibt, die einem gut gefallen. Die man also gern liest, und auf die man gern mal hinweisen möchte. Und so verlinkt sich alles miteinander hübsch kreuz und quer, was für mich sowieso immer ein wichtiger Aspekt im Bloggen überhaupt war: Stöbern gehen, gute Texte finden, innerlich bereichert werden, Kontakt herstellen. – Preisverleihungen im eigentlichen Sinne gibt’s übrigens keine, aber jeweils ein bisschen verdiente Aufmerksamkeit für Menschen, die sich gern mal etwas krummlegen für’s geschrieben Wort.
Es gilt also einen Fragebogen auszufüllen, dessen Fragen wohl ihren Ursprung im klassischen FAZ-Fragebogen haben. Der ausgewählte Blogger sollte wenigstens 11 Fragen daraus beantworten, darf sich aber auch gern eigene ausdenken, was die Sache noch ein wenig persönlicher/origineller/spannender/überrraschender machen kann. Anschließend wird der Award weiter gereicht, samt anständiger Verlinkung zur nächsten Station. – Das zu den Regeln, die ich so gefunden habe. Und nun Obacht. Hier kommt meine Bleiwüste…
Was ist für Sie das größte Unglück?
Na, das fängt ja sonnig an. Ich glaube, das größte Unglück ist, unter Zwängen zu stehen, die einen daran hindern, der zu sein, der man ist. Vermutlich macht nichts Menschen unglücklicher.
Wo möchten Sie leben?
An einem Ort, an dem gleichzeitig (oder abwechselnd) Leben und Ruhe stattfindet. Ich mag die vielen, anregenden Möglichkeiten einer Stadt, bestehe dort aber auf einer ruhigen Seitenstraße. Spazierfläche mit Wasser darf auch gern in der Nähe sein. – Und vor allem Bäume! Und sowieso: Ein anständiges Süßwarengeschäft. Diffuser Plan: Der Liebste sorgt irgendwann für angemessenen Wohnraum mitten in der Stadt, aber so-richtig-idyllisch, und ich mache an der nächsten Ecke eine ordentlich brummende Feinkostbude auf.
Was ist für Sie das vollkommene irdische Glück?
Mit mir selbst im Reinen zu sein. Von Lebensfreude gekitzelt zu werden, bis ich lachen muss. Die Umarmung des Liebsten.
Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten?
Wenn jemand wirklich nicht anders konnte…
Ihre liebsten Romanhelden?
Pünktchen und Anton. Leo Hertzberg. Frau K. – Die fallen mir spontan ein.
Ihre Lieblingsgestalt in der Geschichte?
Hm. Möff… Geschichte, ja?
Ihr wichtigster Lehrmeister?
Ganz ehrlich? Ich selbst. In meiner Kindheit war ich mir meistens selbst überlassen und habe früh gelernt: Lies viel, hör‘ viel zu, guck‘ Dir ab, wie’s geht. Pick‘ Dir raus, was Du brauchst. Bis Mitte Zwanzig war ich dennoch ziemlich chaotisch, wurschtelte mich mehr oder weniger durch. Dann muss es plötzlich im Kopf irgendwo „Ping!“ gemacht haben, seither übe ich mich in Eigenverantwortung. – Klappt heute noch ganz gut.
Ihr Lieblingskomponist?
Miss A., always.
Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einem Mann am meisten? Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einer Frau am meisten?
Na, die Zwei fasse ich direkt mal zusammen. Ich mag bei Beiden gleichermaßen: Wenn jemand zuhören kann und des Sehens fähig ist, Respekt und Interesse für Andere hat (die vielleicht sogar so richtig anders sind). Und ich mag Leute, die nicht nur selbst Humor haben, sondern ihn auch an anderen wertschätzen und ihm Platz einräumen.
Ihre Lieblingstugend?
Ehrlichkeit, bitte unbedingt gepaart mit freundlicher Diplomatie.
Ich verabscheue z.B. hingekübeltes Runterputzen, das mit einem nachgeschobenen „Ich bin wenigstens ehrlich!“ legitimiert werden soll. – Diplomatie und Empathie sind Königsdisziplinen. Hätte ich gern öfter in der Welt.
Ihre Lieblingsbeschäftigung?
Gucken und Atmen. So ein bisschen Herum-Sein. Noch schöner mit Handhalten und/oder Kuchen.
Wer oder was hätten Sie sein mögen?
Im nächsten Leben: Mauersegler. Die sind immer in der Luft. (Wer’s nicht glaubt, sollte mal g**geln.)
Ihr Hauptcharakterzug?
Uff. Da behauptet jetzt wahrscheinlich eh‘ jeder was Anderes… – Helft mir mal!
Was schätzen Sie bei Ihren Freunden am meisten?
Siehe etwas weiter oben.
Ihre größte Schwäche?
Die Unfähigkeit, rauszukriegen, wie das mit dem dicken Fell geht. Immer noch, nach all‘ den Jahren… (Und: Sätze mit drei Pünktchen beenden.)
Ihr Traum vom Glück?
Ganz profan und doch so schwer: Zeit und Mittel zu haben, um den ganzen Tag zu tun, was ich möchte. Manchmal möchte ich schlichtweg stundenlang große Löcher in die Luft gucken, während mir alles Mögliche durch’s Hirn tollen darf, manchmal lieber in einer Werkstatt ganz praktisch mit irgendwas Schönem spontan loslegen können. – Also: Freiheit.
Ihre Lieblingsfarbe?
Diese Frage ist schwerer zu beantworten als gedacht. Früher, in den 90ern, war es mal Blau. Je mehr, desto besser. Ich glaube aber, dass eine Lieblingsfarbe einem immer das geben soll, was gerade im Leben fehlt. Blau steht für Klarheit, aber auch für Distanz, Ferne, Kühle. Blau entfernt bzw. entzieht sich. Offenbar fehlte mir das mal. In den 2000ern hatte ich auch mal eine Pinkphase, die ich mir jedoch nicht richtig gestattete, weil Pink nun mal doof assoziiert ist. Ich wollte nicht, dass man das auch auf mich überträgt, also habe ich sparsam dosiert oder kombiniert. Grundsätzlich liebe ich Farbe, mag Weiß als Bühne für bunte Akzente, mag es wild, aber auch gern Ton in Ton. Schwarz aber gibt’s bei mir nur als Klamotte, in meiner Einrichtung kommt es nur aus Versehen einmal vor: Der Schreibtischstuhl, den gab’s nur in schwarz. Ich überlege seit Jahren, ihm mal einen Überzieher zu nähen. Aber ich hab‘ das Gefühl, er möchte eigentlich lieber bleiben, wie er ist. Braun lehne ich schon aus politischen Gründen ab. Aber z.B. als Baumstamm, zierliches Gezweig oder Schokolade ist es natürlich willkommen.
Ihre Lieblingsblume?
Pfingstrose. Und da ich immer um Pfingsten herum Geburtstag habe, bekomme ich manchmal sehr schöne Sträuße aus den Gärten der Freundinnen.
Ihr Lieblingstier?
Na, Mauersegler! Und der Hase. Und Eichhörnchen. Eigentlich alles. Außer Mücken.
Ihr Lieblingsschriftsteller?
Es gibt keine Nummer eins.
Kästner, S. Hustvedt, F. Müller, H. Miller, Capote, Fitzgerald, Willemsen, Borowiak, Juretzka, J. Zeh, (…)
Ihr Lieblingslyriker?
Rainer Maria Rilke. (Eignet sich auch hervorragend als Stoßseufzer, übrigens.)
Ihre Helden in der Wirklichkeit?
Tapfere Mädchen. Die halten irgendwie alles zusammen.
Was verabscheuen Sie am meisten?
Flauschiges Zeug im Kühlschrank? Ungerechtigkeit und Aggression kann ich aber auch nur schwer aushalten.
Welche Erfindung bewundern Sie am meisten?
Sprache und Schrift, vielleicht.
Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen? *dicker Seufzer* Langmut.
Wie möchten Sie sterben?
Bewusst und friedlich. Wenn’s eventuell ginge, sogar fröhlich.
Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?
Wenn ich auch hier ganz ehrlich bin: Ich habe mich gerade ein bisschen verloren und hoffe, mich bald wiederzufinden. Ich vermisse mich mitunter nämlich ganz schön.
Ihr Motto?
„Wenn im Zweifel, – tu’s nicht.“
(Alternativ: „Männer weichen ein, Frauen waschen ab.“ – Danke dafür an Frau Müller.)
Eigene Frage: Wozu Bloggen? – Was ist Bloggen für Sie?
Eine Möglichkeit, mich in Texten auszuprobieren und das Ergebnis einer kleinen Öffentlichkeit hinzuhalten. Ist immer mal jemand dabei, der ahnt, was ich da sagen möchte. Wenn in Kommentaren dann noch gute Gespräche entstehen, ist es eine Erfüllung. Seit 2007 blogge ich, früher bei Blog.de, wo ich mit erstaunlich vielen herzensguten, klugen, witzigen Menschen und einigen absolut Bekloppten in Kontakt kam. Ein paar Jahre war der allgemeine Austausch sehr intensiv, ich war zeitweise ganz elektrisch, hatte erfreulich viele Leser, bloggte was das Zeug hielt, wurde später dann zunehmend ruhiger, auch vorsichtiger. So wie fast alle. Insgesamt hat Bloggen deutlich Einfluss auf mein Leben gehabt. Beispielsweise hat es mir, neben ordentlich Trubel, eine lange Fernbeziehung, eine spätere Eheschließung und schließlich einen Umzug nach Duisburg eingebracht. Mittlerweile, auf der eigenen Webseite, fehlt mir die Vernetzung von Früher doch ganz schön, weil man eher in einen weiten Raum spricht und zögerlicher Antwort bekommt. Ich versuche aber, nicht zu sehr mit Früher zu vergleichen und schreibe ab und zu, wenn ich merke, dass sich da wieder mal Webstaben im Kopf zusammenrotten und gern raus möchten.
Eigene Frage:Genusstyp oder nicht?
Ja. Jajaja. Ja! Ich genieße, wo und wann ich kann. Gutes Essen, Berührung, wohlige Stimmung, Ausblick, Geräusch, Nähe, Stille, Bewegung, Harmonie. Menschen, die es sich nicht ab und zu mal richtig nett machen können, irritieren mich. Ist ganz egal, ob Süßkram oder lieber Chips, Sofa oder Freeclimbing, Modellbau oder Kochen: Jeder sollte etwas haben, das er genießt, das ihn ab und zu aus dem Alltag rettet.
Gemopste Frage von „Das letzte Einhirn“:Welcher Geruch erinnert Dich sofort an früher?
Der Geruch, der aus manchen Kellern kommt. Diese feucht-dunkel-erdige. Ich bin dann wieder das kleine Mädchen, das vorsichtig die Kellertreppe im Reihenhäuschen der Großeltern in Springe heruntertappst, nachdem es mit dem Drehschalter Licht angeknipst hat, um für den Opa eine Flasche Bier zum Abendbrot hochzuholen, oder eine der Mettwürste, die am Regal hängen. Oder ein Glas von Omas eingekochten Kirschen oder so. Wenn ich bei meinen Großeltern war, durfte ich zum Abendbrot ein Schnapsglas voll Bier trinken. Das wurde vorher zum Anwärmen auf die Heizung gestellt und sollte wohl sicherstellen, dass das Kind bald müde wird und schön durchschläft. Das waren noch andere Zeiten! Heute müssen die Kinder mit Conny-Geschichten ins Bett.
So. Ja. Puh, das war’s soweit.
Nominieren fällt mir jetzt schwer, ich würde mich freuen, wenn die liebe Bellona vielleicht…? Wenn Zeit und Lust vorhanden…? Ansonsten betrachte sich bitte jeder als eingeladen, diesen Fragebogen weiterzutragen und nach Herzenslust zu verkürzen oder zu erweitern. (Gern auch in den Kommentaren, übrigens. Es hat ja nicht jeder einen Blog.) Hier sind auch noch mal die Fragen:
Was ist für Sie das größte Unglück?
Wo möchten Sie leben?
Was ist für Sie das vollkommene irdische Glück?
Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten?
Ihre liebsten Romanhelden?
Ihre Lieblingsgestalt in der Geschichte?
Ihr wichtigster Lehrmeister?
Ihr Lieblingskomponist?
Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einem Mann am meisten?
Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einer Frau am meisten?
Ihre Lieblingstugend?
Ihre Lieblingsbeschäftigung?
Wer oder was hätten Sie sein mögen?
Ihr Hauptcharakterzug?
Was schätzen Sie bei Ihren Freunden am meisten?
Ihre größte Schwäche?
Ihr Traum vom Glück?
Was möchten Sie sein?
Ihre Lieblingsfarbe?
Ihre Lieblingsblume?
Ihr Lieblingstier?
Ihr Lieblingsschriftsteller?
Ihr Lieblingslyriker?
Ihre Helden in der Wirklichkeit?
Ihre Lieblingsheldinnen in der Wirklichkeit?
Was verabscheuen Sie am meisten?
Welche Erfindung bewundern Sie am meisten?
Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen?
Wie möchten Sie sterben?
Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?
Ihr Motto?
Gestern habe ich mich was getraut. Etwas, wovon ich bis vor einem Jahr nicht gedacht hätte, dass es für mich mal was mit „sich trauen“ zu tun haben könnte. Ich hab‘ nämlich einigen Kollegen erzählt, dass ich bald schon wieder umziehen werde. Nicht, dass das nun was besonders Schlimmes wäre. (Mal abgesehen vom Umziehen an sich.) Allerdings bin ich ja gerade erst vor 3 Monaten nach Duisburg gezogen, zu meinem werten Herrn Ehegatten. Das hatte ich im Büro schon relativ freimütig erzählt, obwohl es ja eher ungewöhnlich ist, dass wir zwar verheiratet sind, jedoch vorher noch nie zusammen gewohnt haben. Aber dass wir jetzt nach bald sechs Jahren Fernbeziehung auch nur übergangshalber zusammen wohnen, weil der Plan immer klar war, dass wir auch in der selben Stadt wieder getrennte Wohnungen haben möchten, – das hatte ich bisher eher unter den Tisch fallen lassen.
Ich hatte schlichtweg keine Lust, mich zu erklären, womöglich zu rechtfertigen. Keine Lust auf Reaktionen wie: „Ahaaa… Das ist ja interessant… Naja, jeder wie er mag… Hm. – Aber ich könnte das nicht!“ Ich sollte vielleicht erwähnen, dass ich mittlerweile in einem Unternehmen beschäftigt bin, in dem man fast Beamtenstatus hat, also ist alles ziemlich konservativ. Ich wirke dort ja bereits ein wenig flippig, weil ich morgens mit dem Fahrrad zur Arbeit komme und nicht mit dem regelmäßig frisch polierten Wagen. Und in der Pause esse ich Bio(!)joghurts oder auch schon mal Curry oder selbstgemachte thailändische Sommerrollen. Das ist fast hippiesk. Wenn die wüssten, das ich auch gar nicht CDU wähle! Und nun bin ich zwar verheiratet, will aber gar nicht mit meinem Mann zusammen sein! Und davor bloß Fernbeziehung, aber heiraten! Versteh‘ das einer! Was ist das denn für ’ne Beziehung!? Und was das auch kostet, so mit zwei Wohnungen!
Meine neuen Kollegen hier sind aber übrigens alle sehr nett und manche sind sogar deutlich witzig. Einige von denen habe ich mittlerweile richtig gern. Vielleicht habe ich mich deswegen gesorgt, dass sie mich erst recht „komisch“ finden, wenn ich ein anderes Lebensmodell habe als sie. Ich hatte es hier im Blog ja noch nicht richtig erzählt, aber in der letzten Stelle in Hannover (im selben Unternehmen *räusper*) hatte ich zwei sehr garstige Kolleginnen, die übel mit mir umgesprungen sind. Ich verwende in diesem Zusammenhang selbst nicht gern das Wort „Mobbing“ (jedoch allerdings einige, die es direkt mitbekommen haben oder denen ich davon erzählt habe), aber eine deutliche Vorstufe war’s ganz sicher. Diese Kolleginnen waren sehr gehässig, gern schadenfroh und jederzeit auf lustige Macht- bzw, Erniedrigungsspielchen aus. Wer da ein bisschen anders war und es auch bleiben wollte, kriegte den ganzen Tag auf’s Fell. Leider war meines bald dünn und an einigen Stellen sogar kahl. Hilfreich beigesprungen ist mir leider erstmal niemand, teils aus Angst, selbst zur Zielscheibe zu werden (Kollegen), teils wegen Nicht-mitgekriegt (Chefs). Da wird man natürlich ziemlich vorsichtig, traurig und wütend. Auch als Individuum möchte man doch ganz gern einer Gruppe zugehörig sein oder wenigstens nicht dauernd beharkt werden. Vor allem, wo man doch im Job so viel Lebenszeit miteinander verbringt!
Die Reaktion auf meine Erzählung gestern war denn auch erstmal genau wie oben erwähnt, erstaunt, verwundert und irritiert. Aber dann glücklicherweise trotzdem nett. Nach kurzer Erklärung, wieso und warum, waren wir dann schnell schon wieder bei Mietverträgen, Quadratmetern, Wohnvierteln, Umzugsorganisation und schlimmen Tapetenmustern. Vermutlich wird man demnächst trotzdem hinter meinem Rücken so ein bisschen rätseln, wie eine Beziehung denn überhaupt so funktionieren kann, aber nuja…
Aber jetzt mal meine Frage: Wieso denn eigentlich nicht??? Verdorrinochmal!
Bloß, weil es eben allgemeiner Standard ist, dass Paare auch zusammen wohnen? (Erst recht verheiratete?) Die Zimmer teilen, Tisch und Bett und Unterbuxe? Das hatte ich übrigens schon zweimal, beide Male über Jahre (bis auf die Sache mit der Unterbuxe). Und war beide Male froh, als ich hinterher wieder meine eigene Bleibe hatte. Erstens bin ich einfach unheimlich gern alleine in meiner Wohnung, mache die Tür von innen zu und bin „für mich“. Punkt. Das kennt vermutlich fast jeder. Zweitens ist es so, dass sobald da noch mehr Leute sind, ganz viel von mir eben „für Andere“ ist. Meine Aufmerksamkeit richtet sich offenbar rasch nach außen. Wenn nämlich außer mir noch jemand da ist, bekomme ich auch immer nebenbei mit, was er gerade tut, sebst wenn wir grad‘ gar nichts zusammen machen. Ich sitze vielleicht einfach im Wohnzimmer und kriege mit: Aha, er geht in die Küche und trinkt ein Glas Wasser. Jetzt geht er ins Bad. Er sucht im Flur in seiner Tasche herum… – Ich habe also quasi immer meine Antennen draußen. Ich weiß, dass viele Menschen es total beruhigend finden, wenn da jemand in der Nähe ist. Mich macht das irgendwann unruhig, es kann mich sogar stressen (dafür gibt’s allerdings auch handfeste, uralte Gründe). Ich komme nicht richtig in die Ruhe, die ich brauche, um mich vom „Draußen“ und den Anforderungen des Alltags zu erholen. Auch nicht, wenn mir der Mensch sehr, sehr lieb und vertraut ist.
Also nehme ich mir die Freiheit, den Liebsten dann um mich zu haben, wenn wir beide das gern wollen und uns danach ist. – Erfreulicherweise ist das erstaunlich oft der Fall! Und ebenso erfreulicherweise braucht und genießt er sein Alleinsein dazwischen ebenso wie ich. Es wurde natürlich auch von außen mal kritisch gemutmaßt, wir kennten so ja nur die Sonnenseiten miteinander; – zur Beruhigung kann ich aber versichern, dass dem nicht so ist. Auch wir haben ab und zu hohe Wellen und müssen uns dann wieder einkriegen. Übrigens: Nicht etwa, dass ich ein Fan von Jürgen von der Lippe wäre. Echt nicht. Aber er wurde in einem Interview mal gefragt, wie das denn käme, dass er nun schon soundso viele Jahre mit seiner Ehefrau glücklich sei. Das wäre doch gerade im Showbiz ziemlich selten… Seine gut gelaunte Antwort: „Getrennte Wohnungen.“ Und ich weiß genau, was er meint. Der Liebste sieht mich normalerweise nicht mit Lockenwicklern und halbleergefutterter Pralinenschachtel in einem Zeitschriftenhaufen liegen, und ich rege mich nicht über schlecht zugeschraubte Zahnpastatuben auf, über nicht runtergebrachten Müll, oder darüber, wer mit was „dran“ ist. Sind wir bei mir, ist er ein bisschen mein Gast, bin ich bei ihm, ist es andersherum. Der Gastgeber kauft jeweils ein und kocht und hat meistens sogar sauber gemacht. Man geht auch irgendwie anders miteinander um. Das ist schön (weniger kompliziert, als man meint) und für uns ganz normal. Außerdem hat jeder gleich zwei Zuhause. Und dazu teilen wir die gemeinsame Zukunftsidee, eines Tages wohl auch mal ein gemeinsames Häuschen zu bewohnen: Einer unten, einer oben.
Und wisst Ihr, was auch ganz witzig ist? Manche sind erst mal verwundert wegen unseres Wohnmodells, besonders Paare, aber oft kommt nach einer Weile einer von Beiden (häufiger die Frau…) und raunt: „Könnt‘ ich mir, ehrlich gesagt, auch mal ganz gut vorstellen, sowas.“, gern mit verstohlenem Augenrollen zum Partner hin.
Ich kann mich gerade nicht entscheiden: Schreibe ich etwas über Tee oder über’s Recht auf Faulenzen? Das klingt ja erstmal gar nicht sehr weit voneinander entfernt, wenn man sich so vorstellt, dass jemand in Ruhe eine schöne Tasse Tee genießt und sich dabei mal kurz ausklinkt. Oder? Genauer betrachtet sind es dann aber doch zwei ganz unterschiedliche Themen. Und zwar weil: Bei dem Einen geht’s um ein immer wieder kehrendes gastronomisches Ärgernis, bei dem Anderen um eine immer wieder kehrende Amüsiertheit meinerseits.
Wattauchimma! Wie’s aussieht, ist heute Beides dran. Also Tee zuerst. Meinetwegen.
Ich trinke Tee. (Vor langer Zeit -lass‘ es 9 Jahre her sein- bloggte ich bereits einmal ausführlich dazu. Ist jetzt aber lange genug her, finde ich.) Schwarzen Tee. So ungefähr wie viele Ostfriesen. Oder von mir aus auch Briten. Aber geh‘ mal hierzulande in ein Lokal und bestell‘ Dir einen! Schwarzen Tee haben manche Lokale gar nicht erst auf der Karte. Dafür aber lustige Früchtetees (gern wild aromatisierte) mit so Namen wie „Erdbeer-Rhabarber-Einhorngarten“, „Tropical-Schlachmichtot“ oder „Waldbeeren-Inferno“. Kräutertee gibt’s auch schon mal (nicht näher definiert, es existieren ja eigentlich auch nur zwei Kräuter. Vieleicht auch vier.), manchmal sogar ambitionierten Grüntee… Wenn es jedoch „Schwarzen Tee“ gibt und ich ihn bestelle („Einen schwarzen Tee mit Milch, bitte.“), bekomme ich sehr oft Darjeeling. Der ist sicher ganz lecker, hat seine Liebhaber, wird aber eigentlich ob seiner zarten Blumigkeit überhaupt nicht mit Milch getrunken. Eher mit einem Spritzer Zitrone. Nur mal so als Randnotiz für kleine Besserwisser. Und Servicepersonal. Wenn ich keinen Darjeeling bekomme, dann wird mir leider genauso oft Earl Grey serviert, den finden viele wohl schick, weil er so einen eleganten Namen hat. Earl Grey ist aber ein heftig mit Bergamotte aromatisiertes Zeug, das eigentlich mit Schwarztee nur noch so viel gemeinsam hat, wie ein Radler mit einem Bier. Er schmeckt deutlich nach Zitrusöl, das soll ja auch so. Das wissen die Lokalbetreiber bzw. Servicekräfte aber fast nie, weil sie selber sowas nie im Leben trinken möchten. Ebenso wenig wie ich übrigens, denn das muss man schon mögen. Ich mag’s nicht.
Ich mag Assam-Tee. Übrigens ist sowohl in „English Breakfast“- als auch in „Ostfriesen-Tee“-Mischungen der überwiegende Teil Assam. Und der ist so kräftig-malzig-erdig im Geschmack, dass man ihn hervorragend mit Milch oder Sahne trinken kann, so dass er ein rundes, stärkendes Gebräu ergibt. Besonders mit ordentlich Zucker.
In Konditoreien und klassischen Caféhäusern hat man oft noch Glück und bekommt auf Nachfrage Assam-Tee. (Beutel oder lose ist mir im Übrigen schnurz. Auch loser kann von loser Qualität sein, während Beutel durchaus öfter angenehm lecker daherkommen. Also: – Pffft!) Wer jetzt oben beim Lesen aufgepasst hat, weiß nun, dass ich Tee immer mit Milch bestelle. Und was bekomme ich in 95% der Fälle hingestellt?
Kaffeesahne. *örks*
Kaffeesahne ist eine schlimme Erfindung sadistischer Lebensmittellaboranten, die sich die Welt mittels eines perfiden Plans irgendwie unterwerfen wollen. Ich weiß noch nicht, wie das genau vonstatten gehen soll, aber mit Kaffesahne fängt es an, und sie ist überall. – Kaffeesahne will man ja nicht mal im Kaffee haben! Und so gucke ich immer wieder neidisch auf den Milchkaffee des Liebsten, der mit fluffig aufgeschäumter Haube daherkommt, und kippe mir grummelnd das gelblich-ölige angebliche Molkereiprodukt in den Tee. Ich weiß schon, wie das schmeckt, bevor ich nur dran genippt habe. Ich könnte jetzt einen Aufstand machen und noch mal nach Frischmilch fragen, aber glaubt mir, ich habe schon alles gehört: „Die ist doch frisch!“ – „Haben wir nicht!“ (???) – „Weiß nicht, wie ich das bonieren soll…“ – „Wir haben haben leider nicht diese kleinen Kännchen, wissense?“ Ich trink’s und leide (mehr oder weniger) still. Jedesmal denke ich, ich frage nächstes Mal vorher, ob es richtige Frischmilch gibt, aber wenn sie dann „Leider nein.“ sagen, schleppe ich dann meine Begleitung wieder raus und woanders hin?
Es geht auch anders: In Hannover gibt’s beispielsweise ein zauberhaftes Eiscafé am Lindener Markt. Dort stehen nicht nur verschiedene Schwarztees auf der Karte (in einem Eiscafé!), man bekommt dann auch noch das Kännchen auf einem kleinen Stövchen serviert mit (und jetzt kommt’s!) einem Timer, der drei Minuten runterzählt. So weiß man zum Beispiel, dass der Tee nicht schon 20 Minuten ziehend am Tresen herumstand. Das Ding piepst also, man nimmt den Beutel raus, schüttet etwas frische Milch(!) aus einem possierlichen Kännchen dazu und hat den perfekten Teegenuss. Klar ist das ein bisschen Brimborium, das weiß ich. Aber ich nehme sonst auch gern einen schlichten, frisch aufgebrühten Beuteltee im einfachen Becher. Kandis, Keks* und Schickimicki muss übrigens auch überhaupt nicht sein, nur eben etwas frische Milch, büddebüdde…! Macht doch sogar weniger Arbeit als ein Cappuchino, oder? – Danke.
* Ach so. Extrathema: Diese ewigen Karamellspekulatiuskekse, die offenbar billig in der M*tro wachsen. Bäh!
* * *
Und nun zum Faulenzen. Dazu erstmal eine kurze Erläuterung. Ich habe stressige, kraftraubende Zeiten hinter mir und stecke dennoch schon wieder mittendrin. So, als ob sich mein Energiehaushalt stetig bei einem Kontostand von 30-50% bewegt. Das macht mir Sorgen. Und wenn ich deswegen wieder mal besonders durchhänge, macht’s auch dem Liebsten Sorgen. Und so verhänge ich in gewissen Abständen, und wenn es passt, mal Tage an denen ich „Nix!“ mache. Diese Tage kündige ich lange vorher an, mitunter 2 Wochen im Voraus, und sage deutlich, dass ich dann wirklich mal „Nix!“ machen werde. Nur das, worauf ich Lust habe und was mich entspannt, z.B, Lesen, Fernsehen, Nickerchen einlegen, im Netz rumgurken… Und keine Hausarbeit, keine Verabredungen, keine „Sachen-die-gemacht-werden-müssen“. Die erledige ich meistens vorher, damit’s mit der Entspannung auch wirklich klappt. Klare Sache, eigentlich. Oder? Der Liebste fragt mich dann trotzdem regelmäßig, ob ich vielleicht wenigstens mit ins Café gehe oder auf einen kleinen Spaziergang…? „Und was machste dann am Sonntag?“ – „Ja, nix! Hab‘ ich doch gesagt!“ – „Ich geh‘ mit Schwesterchen Eis essen, möchtest Du da vielleicht mit?“ – „Nee, ich will einfach nur rumliegen und entspannen.“ – „Hm.“ Er kennt das irgendwie nicht und kriegt es darum wohl auch schwer in den Kopf. Und da wir bis vor Kurzem nicht zusammenlebten, hat er’s bisher auch nie mit mir erlebt. Mich amüsiert das ja, aber ich verstehe wiederum nicht, was daran so schwer… Naja.
Heute ist übrigens so ein Tag. Nachdem wir auf dem Balkon gefrühstückt haben (obwohl ich an solchen Tagen sogar meistens das klassische Frühstück ausfallen lasse), saß ich erst noch eine Weile lesend in der Sonne, während er wohl spontan noch eine Maschine Wäsche anwarf. Später, als ich dann schon in meinem Zimmerchen gemütlich auf dem Diwan herumlag, kam er, um sich kurz zum Schwesterchentreff zu verabschieden. Und um mich zu fragen, ob ich denn dann später die Wäsche aufhänge…?
– Den Rest der Konversation könnt Ihr Euch bestimmt denken, nehme ich an.
*freundlich abwink’*
seit Wochen geht das schon so: Ist nun noch Winter? – Ist schon Frühling? – Bekommen wir doch noch mal Schnee und Eis? – Aber die Vögel singen doch schon Brautgesänge!? – Morgens liegt aber noch überall Raureif! – Aber wieso sind dann überall schon Krokusse und Blausternchen zu sehen? – Aber vielleicht blüht uns auch noch mal ein dicker Frost?!
Papperlapapp!
Die selbsterfundenen Regeln sagen ganz klar: Genau dann, wenn Bäume und Sträucher die ersten frischen, zartgrünen Blättchen kriegen; – beginnt der Frühling! (Krokusse und vereinzelt sonnige Nachmittage sind herrlich, aber nicht relevant, da müssen wir leider streng sein.) Selbstverständlich habe ich Gesträuch und Gebäum unter genauester Beobachtung (Hannover-Duisburg-Domburg) und kann sagen: Da sind schon Blättchen dran! Wir können also starten, juchuuu!!!
Im Süden ist Blätterschmuck eventuell schon deutlicher zusehen, in Berlin mögen die Grünspitzen noch lütsch sein, aber ich denke, es sollte passen, wenn die Kastanien alle gemeinsam am Sonntag, den 20. März um 12:00 Uhr fliegen werden.
Macht Euch also bereit, behaucht und poliert die lieb gewonnenen Begleiterinnen noch ein paarmal, damit sie hübsch schimmern und eine gute Aerodynamik bekommen.
Zugegeben, diesmal sind wir etwas spät dran. Aber es hat eben auch seine Zeit gedauert, bis dieser hübsche Ostflügel meiner Homepage endlich angegangen und mit all‘ den Geschichten und Bildern meiner Blog.de-Vergangenheit gefüllt werden konnte. Der Liebste und ich haben dann schließlich gestern stundenlang ex- und importiert, Pixel geruckelt und im Kreis geklickt, dass es nur so eine Art hatte. Zum Glück mit erfreulich anschaubarem Ergebnis.
Und hier ist sie nun:
Vermutlich haben schon alle langjährigen Bollenfreunde eine Begleitung für diesen Winter gefunden und adoptiert. Ich natürlich auch, hier ist sie:
Gefunden habe ich sie Anfang September am Ufer der hannöverschen Ihme. Klein ist sie in diesem Jahr (und mittlerweile sogar noch kleiner), aber lieb habe ich sie natürlich trotzdem, und sie hat in den letzten Wochen auch schon fleißiges Taschenhopping betrieben: Trenchcoat, Dufflecoat, Parka-äh-coat… – War ja alles schon dran in diesem Herbst!
Die Meisten von Euch wissen ja auch schon genau, wie man Teil der Kastanienbewegung wird. Doch für die, die gern dazukommen möchten, hier noch mal die die Idee dahinter und die Regeln:
Idee:
So ein Herbst ist nicht immer und für jeden schön. Manchen (so auch mir) drückt’s zuweilen ordentlich auf die Seele, wenn das Licht immer weniger wird und kalte Witterung unter die Klamottenschichten oder sogar ins Gemüt kriechen will. So hatte ich in den 90ern mal den Einfall, im Herbst eine freundliche Kastanie bei mir aufzunehmen, sie in usseligen Zeit in der Tasche fest mit der Hand zu umschließen und sie, wenn es endlich wieder Frühling wird, erleichtert weit von mir zu werfen und damit auch das trübe, olle Grau. Der Gedanke, dass dieser Tag ja doch jeden Tag ein bisschen näher kommt, hat’s mir immer ein bisschen leichter werden lassen. Irgendwann (war das 2007?) habe ich die Sache mal so nebenbei gebloggt, und plötzlich wollten auch andere so eine Stimmungsbodygardistin! Daraus ist schnell die alljährliche Kastanienbewegung Vieler geworden samt Stichtag für den Kastanienfrühlingsflug, der den Winter endgültig vertreibt. Basta. Wahrlich herzwärmelnd.
Also, die Regeln:
Finde eine Kastanie. Die erste, die Dir vor die Füße rollt, ist Deine Winterkastanie. Deine Taschenbewohnerin. Deine Bollenfreundin.
Kommentiere unter diesem Eintrag, dass Du auch mit dabei bist! Ich nehme Dich dann gern (ggf. verlinkt) in die Liste der Teilnehmer auf.
Die Kastanie wandert nun in Deine Mantel- oder Jackentasche. Dort bleibt sie bis zum Frühjahr. Wenn Du die Jacke wechselst, wandert die Kastanie natürlich immer mit, denn sie soll ja bei Dir sein, wenn Du draußen unterwegs bist und es dort mal ungemütlich wird. Dann seid Ihr schon mal zu zweit. Und außerdem sind da ja noch all die anderen Kastanienbeweger, denen es womöglich gerade ebenso geht. Es hat sich herausgestellt, dass das gegen Trübsinn ausgezeichnet hilft.
Wenn es in einigen Monaten dann ganz langsam wieder heller, wärmer und zartgrün wird, dann rufe ich hier rechtzeitig einen bestimmten Tag, eine bestimmte Stunde aus, zu der jeder von uns (an seinem Ort), die Kastanie hervorholt, sich freundlich bei ihr bedankt, und dann werfen wir die liebe Bolle mitsamt dem Winter weit, weit, weit fort. – So werden wir den Frühling einläuten! Wirst sehen, bis dahin wird sie Dir ans Herz gewachsen sein, und sie dann wieder „frei“ zu lassen, wird ein besonderer und auch feierlicher Moment sein. Das ist jedes Mal so, und je mehr von Euch mitmachen, umso schöner wird’s.
Wenn Du ebenfalls Blogger bist, freue ich mich natürlich besonders über einen Eintrag, der Deine Kastanie beschreibt und/oder zeigt, getaggt mit „kastanienbewegung“! Du kannst hierher verlinken und mir den link zu Deinem Blog hier in den Kommentar posten. (Ich weiß, dass es Teilnehmer gibt, die sich da sehr gern durchstöbern und dabei auch schon mal neue Blogs für sich entdecken. Außerdem mag ich es, wenn sich Kreise schließen.)
Wenn Du keinen Blog betreibst, bist Du natürlich ebenfalls willkommen. Einfach mal in den Kommentaren zwinkern oder „Piep!“ machen oder so. Manche von Euch sind vielleicht auch bei faceb**k, auch da kannst Du vielleicht ein Bildchen posten… – Ich freue mich, Dich zu sehen. So oder so oder so… – Los geht’s!
Um halb zwölf stand der Liebste absatzscharrend an der Tür, während ich noch hastig mit meinen widerspenstigen Schnürsenkeln herumtüdelte. Ungewohnt, denn meistens ist es bei uns eher andersrum, aber heute ist ja auch ein besonders besonderer Tag. da kann man schon mal schnürsenkelkonfus werden. Schließlich waren die Füße denn auch endlich vorschriftsmäßig eingwickelt, und es konnte losgehen: Auf in den Duisburger Stadtwald, Mission erfüllen! Warm eingepackt zockelten wir erst ein paar Waldwege entlang, überzeugten uns unterwegs vom ordnungsgemäßen Zustand der Botanik und…
Grünt. Kann losgehen mit dem Frühling jetzt.
… standen dann bald an einer Art Lichtung, wo man extra ein hübsches, neues Bänkchen für uns installiert hatte, damit wir auch einen guten Platz für unsere Sektgläser hatten. – Richtig nett, diese Duisburger Forstleute!
Traute Bollen, Lebewohl sagend.
Die liebgewonnenen Winterbegleiterinnen werden hier noch mal warmgerieben, dankbar beguckt, fein gelobt und ein bisschen abgeküsst.
Glattgeschmeichelte Kastanienfreunde mit hübschen Bauchnabeln.
Gut haben sie ihre Sache wieder mal gemacht! Der Winter war ja wirklich nicht allzu bitter, nur etwas lichtarm vielleicht. Aber jetzt soll er vorbei sein und darum bekommen die Kastanien nun auch ihre Freiheit wieder und segeln um Punkt 12:00 Uhr in sagenwirmal mittelhohen Bögen durchs Gebälk. Wer ganz leise ist und genau hinhört, kann sogar kleine Juchzer vernehmen… Dann raschelt’s noch mal, und weg sind sie auch schon.
Na, wer findet die Kastanien?
Wir hingegen stoßen noch mal feierlich an, prosten in die -zwar unsichtbare, aber doch irgendwie spürbare- Runde der Kastanienträger, und sind ein bisschen erleichtert. Wieder mal geschafft, der Winter. Und tatsächlich: Der Zauber funktioniert. – Nur wenige Minuten später ist zum ersten Mal am heutigen Tag die Sonne zu sehen! Die noch schlummernden Birken und Buchen leuchten hell auf und uns zieht’s lächelnd erstmal wieder ins Warme.
Juckt’s Euch schon in der Wurfhand? Ich glaub‘, so langsam wird’s, oder?
Dieser Winter war zwar schmuddelig, wir haben selten den Himmel oder gar Sonne gesehen, aber böse, sibirische Fröste blieben zum Glück, naja, in Sibirien oder so. Und neulich hatten wir ja sogar schon mal deutliche Plusgrade, die sich sehr frühlingshaft anfühlten. Und prompt hat die Eine oder der Andere spontan mit verfrühtem Kastanienrauswurf reagiert, wie man so liest. *grins* Hier macht ja anscheinend jeder, was er will. – Recht so! Überschwang ist Überschwang, da muss das manchmal eben sein.
Aber ich muss mich natürlich an die Regeln halten, – schließlich habe ich sie erfunden.
Und die Regeln besagen: Frühling ist nicht, wenn Schneeglöckchen blühen (das merkt man ja schon am Namen, eigentlich). Nicht mal, wenn die Krokusse loslegen (auch, wenn sie natürlich bildhübsch sind). Und auch nicht, wenn die Sträucher und Bäume dicke Knospen haben.
Nein, richtig Frühling ist erst dann, wenn sich aus diesen Knospen auch wirklich die ersten grünen Blättchen schieben. Man muss natürlich regelmäßige Kontrollgänge unternehmen und auch schon mal Zweige vorsichtig befühlen und beäugen. Das habe ich immer wieder getan, und meine Recherchen haben nun Folgendes ergeben: Sowohl in Hannover als auch in Duisburg finden sich schon deutlich sichtbare grüne Blattspitzen, die leise wispern: „Raus! Raus! Nix wie raus!“ In Süddeutschland werden sie wohl schon viel besser zu erkennen sein, in Berlin hingegen braucht man eventuell noch die gute, alte Lupe, denn da herrscht öfter mal pfiffiger Ostwind.
Insgesamt sollte es aber am nächsten Wochenende gut passen, denke ich. Und deshalb rufe ich den gemeinsamen Kastanienwurf in dieses Jahr für Sonntag, den 22. März um 12:00 Uhr aus.
Schnappt Euch die ollen Winterjacken, ein Likörchen oder vielleicht auch ein Heißgetränk, sucht Euch ein hübsches Plätzchen, prostet vielleicht mal in die unsichtbare, aber fühlbar anwesende Bloggerrunde, herzt und küsst die kleine Verschrumpelte noch mal, sagt artig „Danke schön!“ und schenkt ihr anschließend einen aufregenden Flug in die Freiheit!