Sonntag wird Schontag.

Was seit Tagen von langer Hand vorbereitet wurde, soll morgen nun endlich gut werden: Nämlich will ich endlich mal wieder einen Tag lang auch nicht den kleinsten, zartesten Finger für ir-gend-was rühren, das nicht unmittelbar meinem kuschligen Wohlbefinden dient. Und das wird bedeuten, dass ich außer Lesen, Essen und Schlafen nicht viel tun werde. O.k., das Spiel werde ich wohl gucken. Aber sehr inaktiv. Wahrscheinlich lasse ich mir extra jemanden kommen, der mir das Püllchen aufmacht. – Freiwillige?

Lang ist’s jetzt her, dass ich mir so einen Tag gegönnt habe. Vermutlich irgendwo in den unergründlichen Tiefen der Vergangenheit… – Oder eben im Mai. Und zwar so in der Ge- gend, bevor ich renoviert und gleich darauf zu arbeiten begonnen habe, was ich seither ununterbrochen zu tun scheine. Und am Donnerstag war’s dann fröhlich soweit, dass ich nicht mehr genau wusste, ob’s nun Dienstag oder Freitag war.

Jedenfalls habe ich in den letzten Tagen immer schon versucht, möglichst viel zu erledi- gen, was mir sonst den Samstag und Sonntag verstopft (Wäsche, Einkaufen, Spülberge überklimmen) und damit verdiente, wochenendliche Erholung versperrt. Mit dem überaus erfreulichen Ergebnis, dass ich heute nur noch eine kleine Radtour nach Oberricklingen machen musste, um einen Gutschein vom italienischen Feinköstler zu besorgen, den ich demnächst freundlich zu verschenken gedenke. Und: mir auf dem Rückweg einen Mords- supermarkt zu erschließen, den ich bisher immer nur von außen kannte und der bei näherer Beguckung die Bezeichnung „Super“ aber auch mal wirklich verdient.

Der war nämlich so gut sortiert, dass ich da lauter Zeug fand, wofür ich sonst glatt vier verschiedene Läden strategisch abklappere! Zum Beispiel diesen tollen, in Kräuteröl eingelegten Ziegenfrischkäse, nach dem ich in meiner Verzweiflung schon geg**gelt hatte, um mir den wonneschenkenden Stoff über’n Versandhandel verdealen zu lassen. Jedoch: Mindestabnahme: 12 Becherchen! Eiwei! Die zwei Becherchen, die ich nun hier habe, sind genaugenommen auch schon nur noch 1 1/2, weil ich vorhin schon unter Fiepsern des Glücks eine leckere Baguette damit veredelt und vernascht habe.

Nach dem Vernaschen, das eigentlich nur eine Pause sein sollte, stellte ich mit Blick um mich fest, dass ich ja quasi eigentlich schon „frei“ habe und bin deswegen gleich noch mal auf’s Rad, um mir ein feines Plätzchen am See zu suchen, wo ich dann 2 Stunden gemütlich unter einer Birke saß und meinen schwappenden Gedanken nachhing.

Und so geht das vermutlich morgen noch den ganzen Tag so weiter…

Reparier‘ und beschmier‘ mir!

Man soll ja Männer, und wenn sie’s noch so gut meinen, nicht an Sachen fummeln lassen, mit denen sie sich nicht gut auskennen.

So geschehen vor einiger Zeit. Mit dem Ergebnis, dass die Gangschaltung meines Fahr- rades heillos verstellt war, nachdem sie vorher nur normal verstellt gewesen war. Plötzlich konnte ich nämlich von den sieben nur noch zwei Gänge benutzen: Den ersten (der mir ein schweres Hollandrad-Fahrfeeling bescherte), und den zweiten (Hollandrad mit Wohn- wagenanhänger). Blöd, wenn man dann so den Einkauf einer ganzen Woche auf dem Gepäckträger rumschaukeln muss.

Doch als ich mich neulich, quasi im Vorbeifahren mal bei Freund M. beklagte, guckte er bloß kurz und sprach: „Das geht bestimmt so und so. Musste mal gucken!“

Ich also guckte (musste ich ja!), und sah tatsächlich, wo zu drehen war. Und dann gleich noch, dass da so ein kleines, aber wohl wichtiges Käppchen mal eben verrutschen gegan- gen war. Denn kaum hatte ich’s zurückgerutscht, ließ sich alles wie frisch geschmiert in Position schräubeln, und der Gefährte bekam seine sieben Gänge zurück, sodass das Bromin jetzt wieder wie entfesselt rollert für und für…

Da lohnte es sich direkt, auch gleich mal die funkelnde, geburtstagsneue Klingel dranzu- machen!

Gestern jedoch fuhr ich Bahn. Und mit mir eine ziemliche Gruppe junger, aber dafür ganz schön angetrunkener Jugendlicher. Zwischen denen war ich freundlich eingekeilt und hatte ein bisschen Sorge um die Portion Fischenschipps, die ich eingewickelt auf einer Hand balancierte. Man war geschlossen auf dem Weg zur Stadionbrücke (was nun eben auch „meine“ Stadtbahnstation ist), um zum Papplickwjuuhing zu ziehen.

Es musste sich aber noch schnell gegenseitig in den drei Farben angemalt werden, was aufgrund des Pegelstandes und des Bahngeruckels nicht ganz einfach war. Man hatte zudem nicht so einen mehrfarbigen Idiotenstift, sondern drei Einzeltöpfchen, die hin- und rübergereicht werden mussten, was vermutlich auch wieder bloß ein Anlass war, in der Enge noch näher zusammenzurücken. Das Malergebnis wurde so erfreulich unakkurat.

Ein junger, schon fertig Vollgemalter brüllte derweil suchend umher, es rieche „voll nach Essen!“ und er habe „voll den Hunger!“. Ich sah mein Mittagsgericht schon in der Bahn aufgeteilt, doch er brachte Geruch und das Päckchen in meiner Hand offenbar nicht miteinander in Verbindung, weil er laut Eigenauskunft auch schon „sieben Biere“ voll war.

Eventuell war der das auch, der mir aus Versehen Gelb auf meinen schönen Rucksack geschmiert hat, aber das sah ich zum Glück erst zuhause, sonst hätte die nette Tante, die den Jungs und Mädels mit Taschentüchern zum Farbfingerabwischen ausgeholfen hat, eins davon mal eben mit Spucke benetzt und ihm mit den Worten: „Du hast da was!“ ein bisschen im Gesicht rumgewischt.

Über sieben Etagen sollst Du geh’n…

Hach, heute bin ich ganz schön zufrieden mit mir!

Zwar habe ich unruhig geschlafen und wirr, dunkelbunt und sogar ein bisschen traurig ge- träumt, aber gleich nach dem Aufstehen hab‘ ich mich doch mal wieder an meine Pilates gemacht und erfreut festgestellt, dass meine Spannkraft irgendwie viel vorhandener war als erwartet. Da wälzt man sich doch gleich viel lieber über’n Wohnzimmerteppich, wenn man sich nicht wie ein nasser Mehlsack fühlen muss. Total spannkräftigst hopste ich an- schließend unter die Dusche, dann in die Klamotten und ging mal gleich auch noch eine Spazierrunde in strammen Tempo. Ich kenn‘ da ja nix, ich walke schon seit vielen Jahren nordisch in ganz normalen Klamotten und pflücke nebenbei sogar noch Blümchen. Ein entgegenkommender Hundemann wollte auch gleich wissen: „Na? Habense sich schon Salat für’s Mittagessen zusammengesucht?“ – „Joh, und dazu gibt’s ’n dickes Schnitzel!“ – Und hui! Weg war ich auch schon wieder, bevor der Hund sich genauer für das eventuell mitgepflückte Schnitzel interessieren konnte.

Vor_und_nachm_Sport
Ich hab‘ nämlich beschlossen, mal wieder ein bisschen was für mein allgemeines körper- liches Wohlbefinden tun (quasi als Gegenstück zum seelischen Wohlbefinden, dem hier ja oft mit Zartschmelzendem und Vollbädern geschmeichelt wird) und laufe jetzt auch seit einer Woche mindestens einmal, eher zweimal am Tag sieben ganze Etagen hoch, weil ich glaube, dass das schon für irgendwas gut sein wird und auch die Bänder und Sehnen des vielbeschäftigten Fahrstuhls schont, den ich sonst und stattdessen benutzen würde.

Im Treppenhaus meiner neuen Arbeitsstelle, in dem ich mich jetzt natürlich auch schon ganz gut auskenne (es gibt jede Menge Oben und Unten, habe ich rausgefunden), haben ideenreiche Leute so Schautafeln aufgehängt, von denen man ablesen kann, wieviele Ka- lorien, bzw. Naschereien man sich dann in welchem Stockwerk runtergestrampelt hat. Ein Stockwerk sind gerade mal eben 8 Kalorien, die angeblich in 1 einzigen Gummibärchen wohnen! Nicht auszudenken, was für Gebäude man hochklettern müsste, um eine ganze Tüte weghauen zu „dürfen“. Aber ich würde die Tüte dann sowieso nicht mehr aufkriegen.

Zum Glück steh‘ ich ohnehin nicht so auf Weingummi…

Woran ich mich jetzt noch zu erinnern glaube: Für ein Stück Schwarzwälder Kirschtorte muss man angeblich 66 Etagen unter sich bringen! Wann man da noch Zeit zum Kuchen- essen finden soll, bleibt jedoch unklar.

Der siebte Stock jedenfalls steht merkwürdigerweise für einen Pfirsich!

Also trainiere ich mir jetzt jeden Tag einzwei Pfirsiche ab, die ich leider gar nicht geges- sen habe, weil ich die nämlich nicht so gut vertrage… Außerdem muss ich jetzt sowieso immer, wenn ich Pfirsiche sehe, ans Treppensteigen denken. Weiß auch nicht wieso, aber das turnt wiederum meinen Appetit so’n bisschen ab. Ich tröste mich aber damit, dass mein Popek demnächst auch wieder wie so eine flaumige Rundfrucht aussehen wird und hoffe, dass eventuelle Betrachter dann aber gefälligst andere Assoziationen als die des Treppenhochechelns ausbrüten.

Versprochen.

Neulich mal sagte Axel Schulz aus meinem Fernseher heraus: „Nackte Leute find‘ ick schrecklich!“ Und ich muss sagen, da geht’s mir ganz genauso. Ich find die nämlich auch schrecklich, – aber bloß, wenn sie Axel Schulz sind. Dann finde ich sie allerdings angezo- gen genauso schrecklich. Außer vielleicht, sie ziehen sich vielleicht eine schöne, große Holzkiste aus dicken Brettern oder sogar ein Haus drüber.

Jetzt warte ich natürlich auf das Kamerateam, wo ich das mal reinsagen kann. Ist doch sowieso schon egal, wer was irgendwo raus- oder reinsagt. Im Zuge dessen könnte ich immerhin gleich noch ausschweifende Überlegungen anstellen über des Schulzens pfif- fige Berufswahl: Nacktleuteablehner, der aber selbst seinen Arbeitsalltag in Unterhosen ausübt. Oder ausgeübt hat. Heute ist er ja nicht mehr für’s Leutehauen bekannt, sondern eher dafür, dass er Mützen trägt, die wohl irgendwie aus Papptellern gemacht sind. Ich finde durchaus, das da aber mal wirklich zusammenkommt, was zusammengehört. Aber mich fragt ja immer keiner. Wahrscheinlich rede ich nicht kraus genug.

Vor ein paar Tagen behauptete zum Beispiel auch jemand, eine Geschäftsfrau wolle „ein zweites Standbein aufmachen“. Ich vermutete Chirurgisches und knipste schnell einen anderen Sender rein. Doch klingt’s überall gleich. Herr Hefner soll ja auch schon wieder irgendsowas gefeiert haben, und dabei „scharrten“ sich angeblich heiße Häschen um ihn. Na, da brauchte er sicher neue Auslegeware hinterher, aber der hat’s ja… Also, glaub‘ ich. Geld für Klamotten gibt er ja nun seit vielen, vielen Jahren nicht mehr aus, weil er lieber im Schlafanzug herumgespenstert. Das ist also quasi dem seine Arbeitskleidung, dabei schläft er sicher gar nicht so viel, schon allein wegen der Scharrgeräusche.

Eventuell gewöhne ich mir das Fernsehen doch mal eines Tages ab, weil mir das mitt- lerweile alles zu sehr an den Nerven zerrt, mir deshalb die Nägel brennen und ich immer seltener guter Hoffnung bin, dass Redewendungen und ihre Uhrsprünge überhaupt noch irgendwas bedeuten…