Quartalsbericht aus’m Funkhaus.

Huch, hier liegt ja noch ein Blog rum! Der ist ja schon ganz staubich… *drüber pust* – Erst gestern habe ich noch mit meiner lieben Kollegin H. drüber gesprochen, wieso eigentlich noch niemand was gegen Staub erfunden hat. Also, gegen die ständige Neubildung von Staub natürlich. Den, der das hinkriegt, den erschlagen sie doch mit Geld! Wahrscheinlich traut sich deswegen keiner… (Na, ich hab ja heute mal frei, vielleicht habe ich später ein halbes Stündchen Zeit zum Erfinden, wenn ich von der ausgezeichneten Ostheopatin zurück bin, zu der ich heute gehe.)

Wo war ich? Ach so: Was ist seit dem letzten Kastanienwurf denn so alles passiert? Der Frühling hatte wohl Muskelkater oder sowas und kam nur schwer hoch. Aaaaber er kam, und inzwischen wuchern mir meine ausgesäten Blümchen auf der Fensterbank schon so die Fenster zu, dass ich versucht bin, mir eine hübsche Heckenschere anzuschaffen, damit ich tagsüber keine Taschenlampe brauche. Andererseits: Ich bin tagsüber sowieso nie zuhause, also soll der bunte Wildwuchs von mir aus schwelgen, wie und wohin er will.

Ach, und im Mai war dann mal wieder eine Woche der Lieblingswohnsitz dran, unser geliebtes, erseufztes Strandhaus in Holland. Diesmal sogar mit illustrer Nachbarschaft: Das liebste Frollein S. aus M. samt Leibkoch K. und zwei Meter großem (im Quadrat! Also lang und hoch.) Riesenhund. Es galt dieser Tage, die Waage zu halten zwischen würdigem Betrinken, haltloser Schlemmerei („Was Süßes, jemand?“) und tiefen- erholsamer, salzluftiger Nachinnengekehrtheit. Ging mühelos. Doch die beiden Namen der Nachbarskinder eins weiter werden wir Dank der dazugehörigen Mütter wohl nie mehr vergessen können. Selten -eigentlich nie- zuvor habe ich Kindern so heftig eine Hörschwäche gewünscht… Mauersegler gab’s diesmal noch keine, aber dafür eine stetige Hin- und Herwanderung von Geschirr, Besteck und anderen Küchenutensilien, teils sogar mit saftigen Lösegeldforderungen. „Versekering“ musste aber keine einspringen, das haben wir jeweils noch unter uns regeln können. Na, mal sehen, welche Begleitumstände uns nächstes Jahr erwarten werden, wenn wir’s in gleicher Besetzung mal im September versuchen. Ist schon gebucht.

Och, und sonst so? Die Arbeit ist Arbeit. Wie viel da zu tun ist, merkt man ja deutlich an meinem Engagement hier… Es ist und bleibt anstrengend. (Ein Wort, das ich normalerweise überhaupt nicht gern benutze, denn das sagen Männer besonders oft über Frauen, die sie irgendwie unbequem finden.) Die Tage sind mir seit Monaten zu kurz und meine Gesundheit ging deswegen auch rauf und runter, alle möglichen, ulkigen Tests sind mit mir angestellt worden, aber nun ist erstmal wieder Ruhe. Ich hab‘ nämlich einen neuen, zuckersüßen Arzt und komme langsam wieder in die Reihe. Auch hatten wir im Juni mal keine dieser Kraft raubenden, mehrtägigen Weinproben, das tut allen Kollegen gut, man kam ja aus der Erschöpfung gar nicht mehr richtig raus. Und, wie es oft so ist: Von oben kommt weiterhin stetiger Druck und wenig Anerkennung. Gut, dass die Kollegen untereinander alle so nett sind, allen voran der Filialleiter. Nur einer ist dabei, dem öfter mal der allwissende Schnösel durchbricht und der dann alle rumschickt, belehrt und sich in alles einmischt, besonders gern in (Kunden-)Gespräche. Aber so einer ist wohl immer dabei…

Inzwischen stelle ich übrigens auch immer mal verwundert fest, was ich schon alles Schönes gelernt habe und male mir aus, wohin mich das noch so führen wird. Oder kann. Man weißet ja nicht. Letzte Woche haben die eingangs erwähnte Kollegin und ich beispielsweise unser zweites Seminar gegeben, diesmal zum Thema Schaumweine. Und was soll ich sagen: Hat wieder richtig Spaß gemacht, das Seminar zu organisieren, durchzuführen und zu erleben, wie sich das Erdachte mit Leben füllt. – Ich. Will. Mehr. Mehr Zeit auch, um mal an einem Konzept zu stricken, mich auszuprobieren und die ganze lose Zettelsammlung im Kopf mal nach Themen zu sortieren und leserlich zu kriegen! Ich kann aber sagen, dass mich ein paar sehr liebe Menschen in meiner näheren Umgebung sehr ermutigen, der Liebste allen voran, das gibt immer wieder Schwung. Jetzt mache ich aber erstmal diese Weinsache zuende (bis mindestens Ende Oktober, voraussichtlich jedoch bis Ende Januar, so mein „Plan“), und denn guckn wa ma!

Ich weiß übrigens auch selber gerade nicht, ob ich nicht vielleicht doch schon auf dem gaaanz langsaaamen Sprung ins Ruhrgebiet bin. Zumindest habe ich demnächst ganz offiziell ein hübsches Zimmerchen dort! Wenn dazu jetzt noch ein dufter Job winkte… Dann wäre mein gemütliches Nest in Hannover zwar bald über längere Strecken verwaist, hergeben würd‘ ich’s trotzdem erstmal nicht, da bin ich eben eigen. Oder treu. Oder doof. Es ist jedenfalls gerade mal wieder so eine Zeit zwischen Baum und Borke, aber in solchen Zeiten entwickeln sich eigentlich auch die spannendesten Sachen. Meine Erfahrung ist: Wenn man alle Antennen auf Empfang stellt, kriegt man irgendwann auch Signale und Ideen rein.

(Und selber ein bisschen senden soll ja wohl auch helfen: „Biieep….biiieeeeep……bieeep-biiiieeeeeep!„)

Geburtstage, "Schwiebln" und wohlige Aussichten.

Hach, Kinners. (Hier Seufzer einfügen.) Die Wochen brausen ja bloß so um einen rum! Ich kann ja jetzt eigentlich nicht schon wieder was von „viel Arbeit“ schreiben, aber: – Ist doch wahr!

Wir hatten in der vergangenen Woche eine endlose Weinprobe von fünf(!) Tagen. Und danach war ich damit beschäftigt, tagelang Kreuze zu machen, weil sie endlich vorbei war. Es ist ja nicht zu fassen, wie ganz normale Leute werden, wenn’s irgendwo Probeschlückchen für nix gibt. Da merke ich immer wieder, wie dünn die Decke der Zivilisation über uns liegt. Ein kleiner Hauch, sie flattert davon und es herrscht wieder „Uga! Uga!“ („Kumma, mein Ellenbogen ist spitzer als Deiner!“)

Zum Glück gab’s im direkten Anschluss eine ruhige Fahrt gen Duisburg bzw. Moers, wo eine ganz bestimmte junge Dame jede Menge Fischiges einstrich. Geburtstag. Geschenke. Ihr wisst schon. (Es gab einen ferngesteuerten Lufthai sowie einen Fußknabberfischpedikürengutschein. Nur so, bevor jetzt merkwürdige Fragen entstehen. – Ich weiß, die entstehen wahrscheinlich trotzdem. (Hier noch einen Seufzer einfügen, bitte.))

Und am nächsten Morgen brauste der Liebste mit mir für zwei Tage gen Domburg/Zeeland, um dort in muckeliger Zweisamkeit und salziger Luft seinen Geburtstag zu feiern. Ergebnis: Demoliertes Pensionszimmer, leichter Sonnenbrand(!), zwei fremde Männer in der Dusche und „Schwiebln“. Und sehr viele langgezogene Seufzer. (Das mit der Demolage lässt sich übrigens einfach erklären: Ich wollte ja bloß eine hübsche Girlande aufhängen, da ist das Bild fast ganz von alleine abgefallen! Ehrlich! Einfach so! – But Pensionswirtin Debbie didn’t mind…)

Dienstag ging’s dann schweren Herzens schon wieder heim. Erst Auto, dann Zug, dann Waschmaschine. Und gestern wieder Arbeit. (Schien gestern eigentlich auch die Sonne? Ich hab’s nicht mitgekriegt.) Übrigens äuge ich schon genauestens auf Zweiglein, Bäume und Sträucher, und habe das Gefühl, die Kastanie in der Tasche wird langsam unruhig. Lange dauert’s jetzt wirklich nicht mehr, bis wir uns verabschieden werden. Sie muss sich jetzt ohnehin den Platz teilen mit einem weißen Steinchen, einem kleinen Seestern und einer Winzmuschel von da:

Domburg_04_03_13
(Hier bitte wieder beliebig viele Seufzer einfügen…)

Holländer können keine Treppen. Vermutlich, weil die nicht frittiert werden.

Die Treppen sind nämlich, das habe ich am Wochenende wieder mal eben persönlich nachgeprüft, fast immer so konstruiert, dass man sie unmöglich benutzen kann, wenn man eine Schuhgröße zwischen 32 und -nasagenwirmal- 168 hat. Für noch kleinere Füße sind die meisten Stufen kein Problem, denn diese sind so schmal, dass ich sie eigentlich seitwärts betreten müsste. Für richtig große Füße gibt’s dann noch die andere Sorte: Die Ultrabreitstufentreppe. Als normal gewachsener Mensch kann man jedoch auf beiden kaum bequem laufen, keine Ahnung, wie die Holländer das hinkriegen. Überall bauen sie diese verrückten Dinger in teilweise enormer Länge hin! Unsereins meint dann immer: Eigentlich hätt’s hier genauso gut eine Rampe getan. Eben eine steile oder flache, je nachdem.

Was Holländer dagegen richtig gut können, ist Sachen frittieren. Jedenfalls habe ich mich das ganze Wochenende von Frites, Kibbeling, wieder Frites und Zeug ernährt. (Und zurück in Duisburg beim Thai Sonntagabend gleich noch mal Frittierte-Vorspeisen-Platte und gebackene Banane. Dann war’s aber wirklich genug.) Zwischendrin gab’s zur Abwechslung eine ziemlich schlecht gesicherte Pizza, von der mir das, was meinen Mund erreichte, aber sehr gut schmeckte. (Und es ist übrigens ganz schön niedlich, wenn holländische Kellner einen auf schwungvoller Italiener machen.)

Das Wetter war der Jahreszeit angemessen. Also, mal so und mal so. Wenn es so war, saßen wir eben drinnen. Und wenn es wieder so war, gingen wir z.B. barfuß am Wassersaum entlang. Schließlich hatte ich einen therapeutischen Auftrag und sollte einen weißen Stein finden! Und jetzt finde mal einen Stein am Domburger Strand! Das gibt’s nämlich keine! Sand, Möwen, Muscheln, Tobehunde, Algengedöns, Drachensteiger, … – alles voll! „Steine gibt’s hier nicht. Das ist ein Sandstrand.“ stellte der Liebste trocken fest, aber ich glaubte ihm natürlich nicht. Tagelang drehte ich Muscheln um und rief mehr als mehrfach: „Verdammt! Das gibt’s dochnich!“ oder sogar: „Ach, am Arsch! Wieder ’ne Muschel!“ Doch am Sonntag lag da endlich einer: Ein kleiner weißer Stein. Wozu ich den brauche? Na, das behalte ich für mich. So. Aber ich kann nun verkünden: Domburgs Strand ist jetzt in der Tat absolut steinfrei.

Die kuschelige Pensionsdoppelvilla (mit Prachtkastanie von dem Haus!), in der wir wohnten, wird von einem sympathischen Ehepaar geführt. Um uns herum Kölner, Essener und Holländer. Man erkennt sie sehr gut daran, wie sie die Treppen herunter in den Frühstücksraum kommen. Das Frühstück selbst war liebevoll bereitet, lecker und sogar gänzlich unfrittiert. Unser Zimmer war direkt unterm Dach, weswegen wir nachts sogar Sterne gucken konnten. Leider auch unterm Dach, nämlich ebenfalls im hübschen Pensionszimmer, wohnte ein kleiner Kühlschrank, der aber brummen konnte wie ein großer. Im 10-Minuten-Takt sprang er uns ins direkt Ohr, bis ich rigoros den Schalter auf „aus“ zwirbelte. Zumindest nachts konnten wir auf die Kühlung der putzigen kleinen He*neken-Bouteillen, die wir uns da immer holen, ja verzichten. Hauptsache man weiß, wie sie, wenn sie kalt genug sind, aufgehen… Was der Kühlschrank konnte, vermochte die Heizung übrigens bedauerlicherweise noch nicht. Nämlich zutraulich brummen. Nicht mal ganz leise. Aber dafür waren wir ja nu‘ zu Zweit…

Piep! Beim nächsten Ton. Ist. Es.

Ich habe, das habe ich gestern schon erwähnt, viele Talente. Das mit der Wertverdopplung von Eintrittskarten hatte ich ja dann auch beschrieben. Auf dieses Talent würde ich aber sofort wieder verzichten, wenn ich dafür dasjenige bekommen könnte, mit dem man Lotterielose zu saftigen, lebenslangen Renten umfunktionieren kann. (Wenn ich es allerdings hinbekomme, von den ganzen, neulich gewonnenen 10 Euro meinen Rest- bestand an Lebenszeit sinnvoll zu finanzieren, wäre es mir bereits gelungen. Leider ist es dafür jetzt schon wieder zu spät, der Gewinn wurde bereits verprasst. Und zwar dergestalt, dass es nur so geklingelt hat, Potztausend!)

Ein anderes Talent ist, dass ich, auch ohne Uhr, immer ziemlich genau weiß, wie spät es gerade ist. Ich irre mich selten um mehr als sagenwirmal eine Viertelstunde, oft liege ich tatsächlich nur wenige Minuten daneben. Leider ist dies eine zwar rare Fähigkeit, aber auch eine, die auf dem offenen Arbeitsmarkt nur sehr selten gefragt ist. Vermutlich, weil sie eigentlich nicht zu bezahlen ist. Dabei stelle ich mir das so nett vor: Ich hätte ein hübsches, kleines, ganz und gar puscheliges Büro, in dem eine gemütliche Couch stünde. Neben der Couch eine Leselampe, vielleicht so eine mit Plüschbommeln oder Seidenfransen, jedenfalls so eine mit einer echten old-school-Glühbirne drin, die ein heimeliges Licht verbreitet. Vor der Couch läge ein flauschiger Teppich und auf der Couch drauf: Ich, unter einer kuscheligen Decke. Das Bild würde komplettiert durch einen niedlichen kleinen Beistelltisch in knapper Armlängenentfernung, darauf ein Kistchen feinster Schokoladentrüffel, ein altmodisches Telefon, das noch klingeln kann und nicht etwa enervierend herumfüdelt, und einen waghalsig aufgetürmten Stapel interessanter Zeitschriften.

So, und wenn jetzt einer meiner Kollegen in der natürlich riesigen Firma (ich sag‘ nur: Sozialleistungen!) mal wissen möchte, wann es zum Beispiel Zeit für ein Käffchen, die Mittagspause, andere wichtige Termine oder gar Feierabend ist, dann ruft er mich an, und ich sage ihm dann mit freundlich-weicher Stimme, wie spät wir es jetzt ungefähr fast ganz genau haben. Sehr, sehr nette Kollegen dürfen auch mal vorbeikommen und persönlich nach der Uhrzeit fragen, einen Tee mitbringen, ein bisschen schwatzen und sich eine Handvoll Pralinchen nehmen. Aber wirklich nur die netten. Solche, die kleinen Omis nicht die Tür aufhalten, können mich natürlich mal, die kriegen keine Schokolade.

Sicher seid Ihr mit mir einer Meinung, dass es so einen internen Service dringend in jeder vernünftigen Firma geben müsste, und dass er dann auch gar nicht großzügig genug honoriert werden kann. Was ich bloß nicht verstehe, ist, wieso sich das noch nicht richtig in den Stellenanzeigen durchschlägt. Hm.

Übrigens weiß ich auch ganz genau, wann es Zeit ist, ans Meer zu fahren.

Bis_bald_meer

(Foto: Schauzeit)

Nämlich morgen früh. Da geht’s für ein kurzes verlängertes Wochenende nach Domburg/ Zeeland/NL. Zwar nicht in unser heißgeliebtes Strandhuisje, aber dafür in eine nette Pension. (Das war eins meiner tollen Geburtstagsgeschenke im Mai.)

Und da vergess‘ ich dann mal die Zeit…