Transportier‘ mir!

Jedes Jahr das Gleiche: Die Bromine wackelt los, um sich ihr Bäumchen aus dem Bau- markt zu holen. Gern darf es auch ein bisschen krumm und ungleichmäßig gewachsen sein, dann passt es, zumindest, äh…, mental, ganz gut zur Gastgeberin.

Es folgen: professionelle Festschnallung, mitleidige Blicke und eigentlich immer ein paar „fachmännische“ Kommentare, die ich aber alle überhöre; – bis jetzt habe ich nämlich noch jeden Baum (und noch ganz andere Sachen!) prima so nach Hause bekommen. Das können die Nachbarn, die dann gern auf dem Fensterbrett hängen und grienen, auf Nach- frage auch gern bestätigen.

Tannebaumtransport

Und nein, ich habe mich nicht obendrauf gesetzt und bin gefahren!

Lackier‘ und verzier‘ mir!

Kinder, mir geht’s gut.

Ich hab‘ eine kleine Woche Urlaub, hab‘ mich gestern mal schön massieren lassen und hab‘ endlich auch mal ein bisschen Schwung, um mir was vorzunehmen. Den Sommer- urlaub hatte ich ja eigentlich komplett verpennt, weil ich so erschöpft und durcheneine war…

Bei der Arbeit läuft es jetzt langsam runder, weil ich mehr gucke, dass ich mein Ding mache und mich auch nicht mehr so zermürben lasse. Die Resonanz ist super, beson- ders nach der Großveranstaltung, die wir vor einigen Wochen hatten. Seither sind die Kollegen vom Außendienst geradezu handzahm und bieten mir nun einer nach dem anderen das „Du“ an. Ich glaube, die haben jetzt einfach mal gesehen und verstanden, dass wir eine ordentliche Logistik zu wuppen haben. Mit den Chefs fühle ich mich auch immer wohler und bekomme da auch immer mal die Anerkennung, die ich verdiene. Und über den Rest werfe ich mal lieber den berühmten Schweigemantel, schließlich ist das alles öffentlich hier.

(Da fällt mir ein, einen schönen neuen Mantel könnt‘ ich auch langsam mal gebrauchen… Das olle Secondhand-Ding macht’s wirklich nicht mehr lange. Ob ich heute mal zwischen- drin ein bisschen in die Stadt…?)

Jedenfalls habe ich vor ein paar Tagen mal wieder Post von einer ganz bestimmten HikE gekriegt:

Hikepost
Inhalt: u.a. eine Häkelnadel, die aufgrund ihrer Farbe vermutlich nienienie verloren gehen kann! Ohnehin scheint mir das eine ganz besondere Häkelnadel zu sein, aber obwohl 2.0 draufsteht, habe ich noch kein Betriebssystem drauf entdecken können. (Das heißt ver- mutlich, ich muss jetzt echt selber häkeln lernen, wenn ich auch mal so ein schönes Häkeltierchen haben möchte wie die Absenderin.) Freudig erwartet hatte ich ja die zwei zierlichen Zierleistenbohrer da auf der weißen Pappe, aber dazu später.

Ursprünglich als Umschlag gedacht war mal die Nudelsuppenverpackung mit original Orient-Tischgeschmack. Leider hat die Post keinen Humor und wollte das hübsche grüne Ding nicht aus Marburg weglassen, weswegen es komplett neu eingetütet werden und mit einem kleinen Klaps auf den Po noch mal auf die Reise geschickt werden musste. Yüm, yüm… – Also: vielen, vielen Dank, nech? HikE? (Ich winke mal eben…)

Die Böhrerchen versetzten mich nun in die Lage, meinen im Sommer so richtig verhunzten Schlafzimmerschrank endlich mal fertig zurechtzuhübschen. Ich hatte nämlich vor länge- rer Zeit schon mal eine schicke Folie auf die weiß lackierten Schranktüren geklebt, aber weil die Folie an den Rändern immer so hochwellerte, setzte sich irgendwann in mir die Idee durch, das Ganze mal mit schmalen Leisten daran zu hindern. Und das Unglück nahm seinen Lauf…

Leisten finden war kein Problem. Aber. Weder annageln (Leistensplitterbruch), noch kle- ben mit: Holzleim, Heißkleber, doppelseitigem Klebeband, 2-Komponentenklebepaste wollte halten. Und siehe, die Bromine wurd irre und stieß unentwegt Wörter aus, die wollt Ihr bestimmt nicht hören. Nein, nein. – Nein.

Ergebnis: eine unrettbar verschmierte Schrankfront, von der der Lack auch noch wieder runterkam, wo ich versucht hatte, die Leisten vorsichtig wieder abzulösen. Partiell klebten sie ja! Ich klagte mein Leid zufällig per email nach Marburg, ignorierte ansonsten diesen Zustand so gut ich konnte und fischte mir monatelang im Dämmerdunkel mit halbge- schlossenen Augen meine Tagesgarderobe zusammen, bis Zeit und Post nun glücklich zusammenkamen.

Also, Samstag habe ich dann kurzentschlossen die alte Folie und den Lack abgespach- telt (das ging zum Glück super, nach zwei Stunden war „die Brause gelutscht“, wie der Handwerker sagt) und gleich mal neu gestrichen. 3-4 mal. Und gestern Mittag zog ich die neue Folie drauf und hab‘ die (jetzt ordnungsgemäß mithilfe der Minibohrer vorgebohrten!) Schmalspurleisten vorsichtig angenagelt.

– Et voilá!
Schrank1_2
Schrank_detail

Komm‘ mir jetzt bitte keiner mit „Kitsch!“ oder so. Ich habe ja schließlich nie behauptet, dass es bei mir wie in einer Rockerhöhle aussieht! Und ja, meine Schlafkemenate ist hell und freundlich, aber das soll so.

Der Schrank ist übrigens sowas wie ein Abfallprodukt aus der früheren Werkstatt von Freundin T. Er stand dort (in auberginefarben! Das Grün war noch darunter.) angestaubt und etwas ungeliebt im Lagerkeller, und T. bewahrte ihre angefangenen Ideen und Ent- würfe drin auf. Als sie die Werkstatt damals schloss, riss ich mir den Schrank sofort unter den Nagel und bezog seine Türen mit einem Blumenstöffchen. So blieb er ein paar Jahre, bis ich das Muster nicht mehr sehen konnte. Und jetzt ist er eben so. Er metamorphiert quasi, aber wir sprechen uns ab.

Jetzt bin ich eigentlich ganz glücklich, dass ich beim Aufwachen die Augen wieder direkt öffnen darf und nicht mehr erst im Badezimmer. Hab’s vorhin auch gleich ausprobiert und muss sagen: ist besser so.

Ins Badezimmer muss ich auch gleich wieder zurück, denn der Schornsteinfeger kommt nachher und da möchte ich lieber mit dem Duschen fertig sein, wenn er an der Badezim- mertherme herumuntersucht. Und ein Heizungsmann wird sicher auch noch eintreffen, denn meine Heizung war das ganze Wochenende ausgefallen (kein Problem, ich war ja meistens in Bewegung, und sonst verfüge ich über Wärmflaschen und Decken in ausrei- chender Zahl). Gestern legte sich erstmal der nette Hausbesitzer für ein Weilchen längs in meinen Flur, um die Heizung in Gang zu kriegen (die Klappe ist in Schienbeinhöhe), aber nun lässt sie sich nicht regeln und das soll natürlich anders.

Und heute Abend schließlich kommt Freundin S. aber endlich! mal zum Mädchenbier, denn das hatte vor Monaten schon mal doch nicht geklappt und ich hoffe, wir erkennen uns überhaupt noch wieder… Aber spätestens, wenn sie „Na Puppe!?!“ ruft, erkenne ich sie ja an der Stimme.

Wenn Freundinnen zu sehr telefonieren.

„Na? Was machst’n grade?“

„Hab‘ eben meinen neuen Schrittmacher repariert.“

„Du hast’n Schrittmacher?!? Seit wann?“

„Montag. Und nachdem der mir prompt runtergefallen war, ging er nicht mehr richtig. Da hab‘ ich ihn kurzerhand aufgeschraubt und gesehen, dass da bloß so ’ne winzige Feder lose war. Also hab‘ ich die mit Hilfe einer Stecknadel wieder über ihre Kontakte gezogen, und jetzt tickt das Teil wieder!“

„Wieso weiß ich davon nix, – warst Du denn im Krankenhaus?“

„Nö, die gab’s bei L*dl. So ein ganz kleiner silberner Kasten ist das.“

„Bei L*dl gibt’s Schrittmacher?!?“

„Jetzt nicht mehr, die waren sofort alle.“

„Und in Gang setzt man die dann selbst, ja?“

„Joh, da sind Batterien und alles bei, und die Einstellungen nimmt man dann selbst vor.“

„Du verarschst mich doch, oder?“

„…?“

„Du hast mir nie erzählt, dass Du herzkrank bist!“

„… Ach… – Schrittzähler! Entschuldige. Schrittzähler.“

„Kuh, Du!!!“

Heute Nacht werden die Uhren umgestellt…

Soll ich mal ’nen Witz machen? So einen ganz doofen, flachen, richtig blöden? O.k.:
.…und zwar von der rechten Seite des Bettes auf die linke!!!

Im Ernst, wer wirklich Schwierigkeiten hat, sich zu merken,
wohin
er die Uhr stellen soll, – hier ist mein Trick:

Im Sommer stellt man die Uhr vor.
– Und im W
ünter wieder zurück.

Ich find‘ eigentlich, so geht’s ganz leicht…