Frau Rabe hustet mal kurz vorbei.

Irgendwie hab ich das Gefühl, als hätte das Jahr 2012 bei mir noch mal so richtig auf die Tube gedrückt, um auch wirklich den letzten Rest rauszuquetschen. Die letzten beiden Monate habe ich im Dauerlauf genommen. Allerdings einem, bei dem man klobige Astronautenschuhe mit dicken Bleisohlen trägt. – Einarbeitung, stressige Weinproben, turbulentes Weihnachtsgeschäft,  und zwischen den Jahren auch noch schnell einen 3-tägigen Sondernoteinsatz in einer Filiale in einer anderen Stadt. Das hieß jeden Tag: Rocken, Rocken, Rocken! Und zwischendrin: Packen, Packen, Packen. Und natürlich: Zug fahr’n, Zug fahr’n, Zug fahr’n.

Weihnachten selbst fand in diesem Wust immerhin in aller Ruhe in Duisburg statt. Gut Essen, Luftschnappen und Platt-wie’n-Käfer-auffe-Couch-liegen muss ja schließlich auch mal kurz sein.

Zuende ging das Jahr gestern dann mit:
– Morgens bei der Post endlich(!) die lieben Weihnachtsgaben aus Berlin abholen, die dort seit über 1 Woche auf mich warteten.
– Vormittags arbeiten.
– Nachmittags Champagner trinken.
– Abends krank werden und um halb zwölf mit Halsweh ins Bett gehen.

Vom Bett aus konnte man einige der Raketen übrigens sehr schön sehen. Ab viertel nach fiel ich jedoch in den (eigentlich so gedachten) Heilungsschlaf, um heute morgen das neue Jahr mit Rabenstimme zu begrüßen. Trotzdem bin ich frohgemut. In diesem Jahr steckt meine Lieblingszahl, die 3, also wird’s wohl schon irgendwie werden.

Aus dem alten Jahr nehme ich noch schnell mit: Die Erkenntnis, dass es nicht immer so aus dem Wald zurückschallt, wie man hinein ruft. In manche Wälder kann man nämlich noch so nett-fragend reinrufen, da wird offenbar fast jeder Ton sofort verschluckt. Muss wohl am ruppigen Unterholz liegen. Also konzentrier‘ ich mich doch lieber auf die sonnenbeschienenen, grünen Fleckchen, wo’s nettes Miteinander und entzückendes Vogelpiepen gibt. Und das soll dann auch mein diesjähriger Vorsatz sein.

– Darauf einen Hustentee!

Morgendliche Frühstherumsausung & Nochmalige Jobgutfindungsbetonung.

Also, das hatte ich bisher auch höchst selten, dass ich um kurz vor sieben Uhr morgens schon mal eben in der Stadt war und mich -wieder zurück zuhause- quasi noch mal hinlegen könnte… Vermutlich kommen solche nächtlichen morgendlichen Ausflüge in nächster Zeit noch ab und an vor, denn durch meinen neuen Jopp verschiebt sich so manche Wochenendplanung, der Liebste reist heute in aller Herrgotts(oderdemsein- Bruder)frühe direkt aus dem molligen Brominenbettchen zur Arbeit nach Düsseldorf, und ich habe ihn selbstverständlich zum Zug begleitet. – Was bin ich froh, dass der Kerl solche Tänze fast ohne Murren mitmacht und mich unterstützt, wo er kann. Das muss ja auch mal gesagt werden! Ja. So.

Ich lege mich aber eben nicht wieder hin, sondern lasse mich gleich von meinem tapfer von Rödeldraht und Straßenstaub zusammengehaltenen Rad schultern und dann fahren wir Zwei mal einkaufen. Heute hab‘ ich nämlich frei und kann mich auch später noch auf dem Diwan wälzen und dort großräumig Kekskrümel verteilen. Was ich im Übrigen auch ganz genau zu tun gedenke! Lediglich die die Wahl des Krümelgeschmacks steht noch aus. (Soll ich Euch auf dem Laufenden halten?)

Erst morgen geht’s dann wieder weiter mit Paletten abladen, Weinkartons rumwuppen, Gläser polieren, Fachsimpeln, Pakete packen, mit Kollegen scherzen, Pullen in Regale sortieren, Kunden schmissig begrüßen, Flaschen entkorken, Holzkisten aufstemmen, Geschenke verpacken, Warenwirtschaftssystem befragen, Türen aufhalten, Kunden schmissig verabschieden, Weinprobe von nächster Woche vorbereiten und überhaupt: Lernen, Lernen, Popernen! Was übersetzt natürlich u.a. heißt: Zum Feierabend: Schlückchen, Schlückchen, Popückchen... – Hilft ja nix, ich muss die Weine kennen! Und so kommt es, dass ich fast jeden Abend leicht angebläut nach Hause fahre. Zum Glück muss ich ja die Straßenbahn nicht selbst steuern, das gäb‘ sonst sicher kicherndes Chaos, völlig neue Streckenführung und endlich mal witzige Durchsagen.

Also, was ich eigentlich sagen will: Der neue Jopp ist oft wirklich ziemlich anstrengend. Wenn wir viel zu verräumen haben, oder der Laden gut besucht ist, kann ich abends kaum noch die Arme heben. Muskelkatze ist mein neuer zweiter Vorname. Aber ich habe auch richtig viel Spaß, werde von den Kollegen gut aufgenommen, meine Kompetenz in vielen Dingen wird ausgiebig gelobt, und ich bin jetzt schon gespannt, was ich in einem halben Jahr alles wissen werde. Meine Vorratsecke in der Küche verwandelt sich langsam in einen Weinkeller, und überhaupt kann ich’s manchmal gar nicht recht fassen. Die Arbeitszeiten sind natürlich typisch Einzelhandel, was zum Beispiel heißt: Samstag ist selten frei, gerade jetzt, wo die Weihnachtszeit angerauscht kommt. Nicht ganz einfach, wenn man eine Fernliebe hat, aber auch da sind wir uns einig: Ist. Eben. Jetzt. Erstmal. So. Vermutlich längstens für ein Jahr. Und mit ein bisschen gutem Willen und Sondereinsatz geht das auch. Und wenn „Er“ mal grummeln sollte, mache ich ihn einfach mit richtig gutem Wein ein bisschen betrunken, hehehe…

Holländer können keine Treppen. Vermutlich, weil die nicht frittiert werden.

Die Treppen sind nämlich, das habe ich am Wochenende wieder mal eben persönlich nachgeprüft, fast immer so konstruiert, dass man sie unmöglich benutzen kann, wenn man eine Schuhgröße zwischen 32 und -nasagenwirmal- 168 hat. Für noch kleinere Füße sind die meisten Stufen kein Problem, denn diese sind so schmal, dass ich sie eigentlich seitwärts betreten müsste. Für richtig große Füße gibt’s dann noch die andere Sorte: Die Ultrabreitstufentreppe. Als normal gewachsener Mensch kann man jedoch auf beiden kaum bequem laufen, keine Ahnung, wie die Holländer das hinkriegen. Überall bauen sie diese verrückten Dinger in teilweise enormer Länge hin! Unsereins meint dann immer: Eigentlich hätt’s hier genauso gut eine Rampe getan. Eben eine steile oder flache, je nachdem.

Was Holländer dagegen richtig gut können, ist Sachen frittieren. Jedenfalls habe ich mich das ganze Wochenende von Frites, Kibbeling, wieder Frites und Zeug ernährt. (Und zurück in Duisburg beim Thai Sonntagabend gleich noch mal Frittierte-Vorspeisen-Platte und gebackene Banane. Dann war’s aber wirklich genug.) Zwischendrin gab’s zur Abwechslung eine ziemlich schlecht gesicherte Pizza, von der mir das, was meinen Mund erreichte, aber sehr gut schmeckte. (Und es ist übrigens ganz schön niedlich, wenn holländische Kellner einen auf schwungvoller Italiener machen.)

Das Wetter war der Jahreszeit angemessen. Also, mal so und mal so. Wenn es so war, saßen wir eben drinnen. Und wenn es wieder so war, gingen wir z.B. barfuß am Wassersaum entlang. Schließlich hatte ich einen therapeutischen Auftrag und sollte einen weißen Stein finden! Und jetzt finde mal einen Stein am Domburger Strand! Das gibt’s nämlich keine! Sand, Möwen, Muscheln, Tobehunde, Algengedöns, Drachensteiger, … – alles voll! „Steine gibt’s hier nicht. Das ist ein Sandstrand.“ stellte der Liebste trocken fest, aber ich glaubte ihm natürlich nicht. Tagelang drehte ich Muscheln um und rief mehr als mehrfach: „Verdammt! Das gibt’s dochnich!“ oder sogar: „Ach, am Arsch! Wieder ’ne Muschel!“ Doch am Sonntag lag da endlich einer: Ein kleiner weißer Stein. Wozu ich den brauche? Na, das behalte ich für mich. So. Aber ich kann nun verkünden: Domburgs Strand ist jetzt in der Tat absolut steinfrei.

Die kuschelige Pensionsdoppelvilla (mit Prachtkastanie von dem Haus!), in der wir wohnten, wird von einem sympathischen Ehepaar geführt. Um uns herum Kölner, Essener und Holländer. Man erkennt sie sehr gut daran, wie sie die Treppen herunter in den Frühstücksraum kommen. Das Frühstück selbst war liebevoll bereitet, lecker und sogar gänzlich unfrittiert. Unser Zimmer war direkt unterm Dach, weswegen wir nachts sogar Sterne gucken konnten. Leider auch unterm Dach, nämlich ebenfalls im hübschen Pensionszimmer, wohnte ein kleiner Kühlschrank, der aber brummen konnte wie ein großer. Im 10-Minuten-Takt sprang er uns ins direkt Ohr, bis ich rigoros den Schalter auf „aus“ zwirbelte. Zumindest nachts konnten wir auf die Kühlung der putzigen kleinen He*neken-Bouteillen, die wir uns da immer holen, ja verzichten. Hauptsache man weiß, wie sie, wenn sie kalt genug sind, aufgehen… Was der Kühlschrank konnte, vermochte die Heizung übrigens bedauerlicherweise noch nicht. Nämlich zutraulich brummen. Nicht mal ganz leise. Aber dafür waren wir ja nu‘ zu Zweit…

Piep! Beim nächsten Ton. Ist. Es.

Ich habe, das habe ich gestern schon erwähnt, viele Talente. Das mit der Wertverdopplung von Eintrittskarten hatte ich ja dann auch beschrieben. Auf dieses Talent würde ich aber sofort wieder verzichten, wenn ich dafür dasjenige bekommen könnte, mit dem man Lotterielose zu saftigen, lebenslangen Renten umfunktionieren kann. (Wenn ich es allerdings hinbekomme, von den ganzen, neulich gewonnenen 10 Euro meinen Rest- bestand an Lebenszeit sinnvoll zu finanzieren, wäre es mir bereits gelungen. Leider ist es dafür jetzt schon wieder zu spät, der Gewinn wurde bereits verprasst. Und zwar dergestalt, dass es nur so geklingelt hat, Potztausend!)

Ein anderes Talent ist, dass ich, auch ohne Uhr, immer ziemlich genau weiß, wie spät es gerade ist. Ich irre mich selten um mehr als sagenwirmal eine Viertelstunde, oft liege ich tatsächlich nur wenige Minuten daneben. Leider ist dies eine zwar rare Fähigkeit, aber auch eine, die auf dem offenen Arbeitsmarkt nur sehr selten gefragt ist. Vermutlich, weil sie eigentlich nicht zu bezahlen ist. Dabei stelle ich mir das so nett vor: Ich hätte ein hübsches, kleines, ganz und gar puscheliges Büro, in dem eine gemütliche Couch stünde. Neben der Couch eine Leselampe, vielleicht so eine mit Plüschbommeln oder Seidenfransen, jedenfalls so eine mit einer echten old-school-Glühbirne drin, die ein heimeliges Licht verbreitet. Vor der Couch läge ein flauschiger Teppich und auf der Couch drauf: Ich, unter einer kuscheligen Decke. Das Bild würde komplettiert durch einen niedlichen kleinen Beistelltisch in knapper Armlängenentfernung, darauf ein Kistchen feinster Schokoladentrüffel, ein altmodisches Telefon, das noch klingeln kann und nicht etwa enervierend herumfüdelt, und einen waghalsig aufgetürmten Stapel interessanter Zeitschriften.

So, und wenn jetzt einer meiner Kollegen in der natürlich riesigen Firma (ich sag‘ nur: Sozialleistungen!) mal wissen möchte, wann es zum Beispiel Zeit für ein Käffchen, die Mittagspause, andere wichtige Termine oder gar Feierabend ist, dann ruft er mich an, und ich sage ihm dann mit freundlich-weicher Stimme, wie spät wir es jetzt ungefähr fast ganz genau haben. Sehr, sehr nette Kollegen dürfen auch mal vorbeikommen und persönlich nach der Uhrzeit fragen, einen Tee mitbringen, ein bisschen schwatzen und sich eine Handvoll Pralinchen nehmen. Aber wirklich nur die netten. Solche, die kleinen Omis nicht die Tür aufhalten, können mich natürlich mal, die kriegen keine Schokolade.

Sicher seid Ihr mit mir einer Meinung, dass es so einen internen Service dringend in jeder vernünftigen Firma geben müsste, und dass er dann auch gar nicht großzügig genug honoriert werden kann. Was ich bloß nicht verstehe, ist, wieso sich das noch nicht richtig in den Stellenanzeigen durchschlägt. Hm.

Übrigens weiß ich auch ganz genau, wann es Zeit ist, ans Meer zu fahren.

Bis_bald_meer

(Foto: Schauzeit)

Nämlich morgen früh. Da geht’s für ein kurzes verlängertes Wochenende nach Domburg/ Zeeland/NL. Zwar nicht in unser heißgeliebtes Strandhuisje, aber dafür in eine nette Pension. (Das war eins meiner tollen Geburtstagsgeschenke im Mai.)

Und da vergess‘ ich dann mal die Zeit…

Listige Frauenaussuchungshilfe.

Diesen Fund machte ich neulich beim Zeitunglesen und wusste nach kurzem Auflachen und anschließendem (etwas längerem) Augengerolle sofort wieder, wieso ich mich bisher nie bei so einer „Online-Partner-Börse“ habe handeln lassen:
Hey_Ho_Frauencharakter

Ach, wär‘ das schön: eine Art GPS zum in-die-Brief- tasche klemmen! „Frauen, – einfach gemacht!“

Na, gucken wir doch mal, soviel Spaß darf sein:

1) Klassiker.

Gibt es offenbar immer noch, dass vermutet wird, Frauen seien automatisch jüngere Versionen ihrer Mütter. Also, wer z.B. meine Mutter anblicken will, muss ziemlich genau hinsehen, die ist nämlich ganz klein. Dafür ist sie mollig bis füllig. Wie soll ich das denn bittschön hinkriegen?! (Ich hab‘ eher die Figur meines Vaters abgekriegt, nur ohne die breiten Schultern.)

Ach nee, es geht ja um den Charakter, der sich durch „einen Blick“ erschließt. Entschuldigung. Bei dieser „Freundinnen“-Sache wäre ich jedenfalls gespannt, meine Lieben sind nämlich mal alle total unterschiedlich, und zwar sowohl vom Äußeren, als auch von ihren Charakteren und gewählten Lebensinhalten. Sieht man natürlich auch sofort. Naja, wieso, es soll ja Männer geben, die genau hingucken! Weiß ich aber nicht genau, denn Freunde, also männliche, habe ich selbstverständlich keine. Ist klar.

2) Also, da kann ich voll zustimmen!. Ich zum Beispiel bin in den eigenen vier Wänden der allerreinste Liebreiz in Person, werde gar niemals laut oder peinlich. Aber kaum, dass ich die Türschwelle zum Draußen überschreite, flippe ich aus, krakeele mich durch bevölkerte Straßenzüge, beschmiere mich absichtlich mit teuren Lebensmitteln, rülpse und halte un- flätige Reden. Je mehr Publikum, umso lieber. (Meine Freundinnen sind selbstverständlich auch alle so.) Lösung: Nie rauslassen, die Frauen. Immer schön zuhause behalten.

3) Der Putzcharakter, ja. Jaja.

4) Merke: Wenn es wirklich intim wird! Nicht etwa nur so larifari-intim, sondern eben wirk- lich. Vielleicht sogar mit Nackichmachen…! Das ist genau der Moment, in dem Männer aber allergenauestens auf charakterliche Eigenschaften gucken. (Das weiß ich übrigens aus Erfahrung.)

5) Hehehe. Sie guckt Kochsendungen, ist also für nix zu gebrauchen, strohdumm und verfressen. Aber wenn man Glück hat, kann sie Rührei.

6) Das lässt sich natürlich nur durch kon-se-quen-te Zeitabnahme per Stoppuhr wirklich zuverlässig ermitteln. Leider fehlt hier (wie überhaupt) eine anständige Tabelle zur genau- en Auswertung. Vielleicht steht sie auch bloß stundenlang heulend davor, weil sie nicht aussieht wie ihre Mutter…

7) Passiert Euch das auch ständig? Ihr glaubt Euch allein im Auto? Und dann dreht Ihr Euch um, und da sitzen 20-30 Leute auf der Rückbank und kriegen mit, dass Ihr eben zu Take Thats „Want you back (for good)“ laut mitgesungen habt? (Das hättet ihr aber auch schon früher merken müssen, denn die Hälfte dieser Hinterleute sind auch Frauen. Haben also ebenfalls mitgesungen.

8) Dazu muss ich ja wohl nix sagen.

Vermisst habe ich übrigens eine Liste, die aufzeigt, woran man den wahren Charakter eines Mannes erkennt. Für Vorschläge wäre ich somit zuallertiefst dankbar!

1…, 2…, 3…

Ich habe eine Freundin. Ich weiß gar nicht, wie alt sie ist, aber ich geh‘ sie oft besuchen und habe hier auch schon manchmal von ihr erzählt. Als wir uns vor über 10 Jahren ken- nenlernten sah sie noch ungefähr so aus, eine stolze, alte Dame:

Weide_07

Ich ging zu ihr, wenn ich ein besonders schweres oder leichtes Herz hatte, oder einfach bloß mal so… Dann lehnte ich mich an sie oder kletterte vorsichtig auf ihren Rücken und blieb gern ein halbes Stündchen. Gelegentlich fragte ich sie sogar um Rat und glaubte, dass sie mir eine Antwort andeutete. Und vor zweieinhalb Jahren dachte ich auch mal, es bedeute etwas Bestimmtes, als ich sie von einem schweren Sommersturm niedergebro- chen fand. (Das obige Foto war nur Tage vorher entstanden, als wollte sie sich noch mal in ihrer ganzen Pracht zeigen.) Ich war erschüttert und wusste, es war auch irgendwie ein Zeichen für mich. Doch ich deutete es damals etwas anders, als ich es heute tue.

Vor ein paar Tagen nun war ich wieder bei ihr, denn mich beschäftigt etwas. Sie sieht, besonders jetzt im Winter, auf den ersten und auch zweiten Blick traurig aus:

Weide_10

Doch ich habe gesehen, dass sie trotz ihres mittendurch gespaltenen Stammes in jedem Frühjahr weiter austreibt und ihre Finger dem Licht und der Wärme entgegenstreckt, und so wird es auch in diesem Jahr sein…

Ich legte mich also neulich in ihre Umarmung und machte meinen Kopf ganz frei.

– Und da war es:

Weiden_3

Es war da, seit Jahren. Aber gesehen habe ich sie jetzt erst, die 3. (Dreien müssen rot sein.)

Haltet mich ruhig für für eine Esoterik-Schwurbeline, aber die 3 tauchte schon in meiner Kindheit immer da auf, wo ich einen Tipp, eine Richtung oder etwas Magie & Mut brauch- te. Sie ist mir viel mehr als eine Lieblingszahl und ich könnte jetzt viel dazu erzählen. Von lustigen, unglaublichen und wunderbaren Begegnungen. Vielleicht ein andermal…

Es gibt jedenfalls ein feines Lied von Wir sind Helden – „Die Zeit heilt alle Wunder, darin:

Zaehl_bis_3

Und darum…

immer_zum_Licht

Gedankenwölfe und Unverständnis.

Also, das war wieder ’ne Nacht! Alle 15 Minuten aufzuwachen und dabei zugucken zu müssen, wie einem Gedanken durch den Kopf schießen, die man da nun wirklich nicht haben will, ist kein Späßchen. Gibt so Nächte. Aber was sollen die Gedanken sonst auch machen? Tagsüber wird ihnen ja der Zutritt konsequent verwehrt. Alles was sich perfide ranschleicht, wird an Kragen und Hosenboden gepackt und wieder zur Tür rausgeworfen. Ich probier‘ nämlich gerade zum 1. Mal eine beliebte Männermethode gegen Kummer: Verdrängen und Ignorieren. Gut, dass ich ab morgen wieder arbeite, denn „was Neues anfangen“ gehört ebenfalls zur Methode.

Entschuldigung, ich bin gerade etwas kratzbürstig. Ich hab‘ nicht nur ein paar Stunden „liegende Zermürbung“ hinter mir, sondern gestern auch noch im Fernseher gelernt, dass man wohl endlich sowas wie V*agra für Frauen gefunden hat! Bei der Männerpille hat uns ja schon keiner gefragt, ob wir die überhaupt wollen, jetzt sollen wir auch noch unsere eigene Libido tunen, um wieder gleichzuziehen. Da krieg‘ ich Hals. Und natürlich wird auch die wieder nur verschrieben werden, wenn wirklich große Not, bzw. ein erheblich demoliertes Selbstwertgefühl und deutlicher Leidensdruck vorherrschen. Angeblich sei das bei immerhin 10% der Frauen der Fall. Na klar. So war’s bei der blauen Pille ja auch, trotzdem wurden die verteilt wie Freifahrtscheine.

Interessanterweise ist die Damenpille eigentlich ein (täglich einzunehmendes) Antidepres- sivum, das nun unerwartete „Nebenwirkungen“ zeigt. Komisch, dass mich das gar nicht wundert.

Schon lange gibt’s eine Untersuchung darüber, dass es in Beziehungen, in denen der Mann auch mal im Haushalt hilft und seine Liebste sonstwie unterstützt, auch mehr Sex gibt. Die wird von den Herren aber weitestgehend ignoriert. ‚Ne Frau, die sich überlastet, unattraktiv, gestresst und vielleicht auch noch übersehen fühlt, braucht keine Pille. – Die braucht ’nen anderen Mann!

Einen, der ihr ab und an Blumen und Komplimente schenkt, ihr zuhört und auch mal was abnimmt, ohne dass sie danach fragen muss. Und wenn er dann noch weiß, wie die Flasche mit dem Massageöl aufgeht und ihr eine halbe Stunde Zuwendung schenkt, die nur für sie ist… Dann geht die Luzie aber rund. Versprochen. – Ich darf grad‘ gar nicht dran denken.

Sobald aber endlich eine Pille erfunden wird, die Männer dazu bringt, regelmäßig die Küche aufzuräumen, verständnisvoller und interessierter zu sein und zu begreifen, dass Frauenkörper keine Knöpfe zum Draufdrücken haben und einem auch noch nachts die bösen Wölfe vom Leib zu halten,…

… – stell‘ ich mich sofort in die Fußgängerzone, um die Dinger breitflächig zu verteilen!

Schluss! Aus! – Das war’s!!!

So ein Blog-Reprise ist schön und gut und hat (mir zumindest) reichlich Spaß gemacht, aber jetzt wird gefälligst wieder frisch und der Nase nach gebloggt!

Inzwischen ist bei der Bromine natürlich viel passiert. Also eigentlich sind den ganzen Januar durch ständig irgendwelche Sachen passiert. Aber das ist ja eigentlich immer so, dass im Januar Sachen passieren. Sogar bei anderen Leuten ist das so. Irgendwas ist ja immer. Aber von dem, was hier so passiert ist, habt Ihr eben kaum was mitbekommen. Und das ändert sich jetzt.

Wartet, gleich… – Soll ich?

Na gut. Also, am 1. Januar hab‘ ich…, – am 2. Januar dann…, – und am 3. erst, hoho!
Nein, ich mach‘ nur Witze.

Ich fasse mal lieber eben knappst zusammen: Arbeit, tiefe Freundschaft, Kummer, Lese- berge, glatte Schnitte, Stellensuche, Zankerei, „Eisenbiegerei“, Bewegung, Erkenntnisse, die Neuerfindung des Zwerchfells, innere Ruhe (da wo ich gar keine vermutet hätte), und: Stärke. So ungefähr war bisher mein Januar.

Was den Kummer angeht: Ein paar von Euch haben’s mitgekriegt. Den Anderen muss es eben so reichen.

Außerdem hatte ich Dienstag meinen letzten Arbeitstag. Vertrag ist um. Bisher habe ich fast alles, was mit meinem Job des letzten Jahres zu tun hatte, als „Freundeseintrag“ gepostet, so zur Sicherheit. Der Job war von der Aufgabe her schön, abwechslungsreich, und passte wirklich gut zu mir. Was gar nicht passte, war die einzige Kollegin in der Abteilung, über die ich mich mal lieber nicht weiter auslassen möchte. Jetzt nicht der Sicherheit wegen, sondern weil ich mich sonst bloß gleich wieder aufrege, mir die neue Frisur raufe, hektische Flecken kriege, mir die Galle überläuft… Und das soll ja nun alles mal schnell Vergangenheit werden. Die Verabschiedung war knapp und der aufmerksame Zuhörer hat sicher Steine fallen hören. Zumindest müssten da auch Löcher im Boden sein.

Der Abschied von den Chefs und den Kollegen der anderen Abteilungen war hingegen anerkennend, rührend, herzlich und trotz Allem aufbauend. Wer weiß, vielleicht sieht man sich sogar mal wieder. Nun bin ich also mal wieder auf Stellensuche, schreibe fleißig Bewerbungen, und ein paar Sachen sehen dabei schon besser aus als Andere, deshalb bin ich zuversichtlich, dass auch bald was klappt. In ein paar Tagen fahr‘ ich zum Beispiel in die Wedemark. Da war ich noch nie, aber ein früherer Schwarm von mir ist dort aufge- wachsen, deswegen kann es da ja so schlecht nun nicht sein. Leider ist der Schwarm inzwischen groß und wohnt meines Wissens in Berlin, aber da fahr‘ ich bestimmt auch bald mal wieder hin. (-Um mein Väterchen zu besuchen! Was denkt Ihr denn?)

Zuvor geht’s aber nach Köln, denn es ist bald ISM und ich kann an fast nix anderes mehr denken…

* * * * * * * * *

Doch, an eins noch:
Gestern um 18 Uhr 18 überknackte tatsächlich jemand die Marke der drei Millionen Seitenaufrufe.
3_Mio_u_eins

Diesem 3.000.001. Besucher gebühren selbstverständlich Blumen und Konfetti!

Blumen_u_Konfetti

Und allen weiteren, die hier seit dem 30.4.2007 vorbei- und reingelesen haben, sowieso.
(Meinetwegen sogar den Gockle-Bots…)

Blumen & Konfetti für alle!!!Und natürlich: Danke.

Eure Theo

Küchensofagedanken am Morgen (Teil 8) – Unsexy

(Erstveröffentlichung: 16. November 2007)

TheobrominenfuesseDarüber, was sexy ist, streiten die Experten zur Stunde noch. Wenn sie damit fertig sind, sollten sie direkt weiter streiten, finde ich. Nämlich darüber, was unsexy ist. Darüber wird leider viel weniger nachgedacht. Wieso eigentlich?

Ich habe z.B. in den letzten Jahren oft behaup-
tet: „Wenn ich einen Mann kennen lerne, der so unheimlich toll ist, dass ich gerne mit zu ihm nach Hause kommen möchte, und ich komme da rein, und der hat im Wohnzimmer so eine schwarzgraue, plastikbeschichtete Schrankwand mit dreieckiger, beleuchteter Vitrine dastehen, dann gehe ich aber sofort rückwärts wieder raus!“

Zum Glück ist dieser Fall aus verschiedenen Gründen nie aufgetreten. Womöglich hätte in der Vitrine auch noch eine Leon*rdo-Glas-Sammlung gestanden! Und zur Feier des Tages hätt’s bestimmt Sekt aus diesen Gläsern gegeben, der dann natürlich nach staubigem Schrankmuff geschmeckt hätte. Dabei sitzt man auf einem passenden Sofa, das ich mir jetzt lieber nicht ausmalen möchte. Gottogott. Jedenfalls ganz unsexy.

Ich hätte schlimme Nachhausegehschmerzen bekommen.

So wäre ich dann auch zum Glück nie im Schlafzimmer gelandet, in dem bestimmt so ein fürchterliches Baumarkt-Bild über’m Bett gehangen hätte, und auf dem Bett: Lustige Bett-
wäsche. Mit Schafen, die alles doof finden… Oder Kopfkissen, wo auf der einen Seite Gute Nacht draufsteht und auf der anderen Seite Guten Morgen. Wahrscheinlich kommt dann nachts jemand und zieht einem das Kissen unterm Kopf weg, um es umzudrehen und (hoffentlich sanft) wieder drunter zu schieben, damit man morgens auf der richtigen Seite aufwacht. Sonst ist man ja ganz durcheinander oder schläft einfach immer weiter.

Die allergrößte Sünde im Schlafzimmer fester Paare ist übrigens meiner Meinung nach der Wäscheständer, bzw. der Korb mit Bügelwäsche. Es gibt ja wohl nichts, das unsexier ist als dieser Anblick. Ich glaube, das machen Viele so, weil sie im Schlafzimmer alles unterbringen, was eventuelle Besucher nicht sehen sollen. Ist ja auch eigentlich sehr höflich, den Besuch nicht mit dem Anblick hässlicher Drahtgestelle mit ausgebollerter Wäsche drauf zu behelligen. Aber warum tut man’s dann ohne schlechtes Gewissen seinem Liebesleben an? Und stellt zusätzlich noch olle Kartons, den Staubsauger und anderen Krempel daneben? Versteh’ ich nicht. Dazu passt übrigens auch noch der Part-
nerlook, wenn ich schon dabei bin. Ich glaube irgendwie nicht, dass Menschen, die in den gleichen Jogginganzügen oder Freizeitjacken herumlaufen, so richtig losprickeln, wenn sie sich da gegenseitig wieder rauspellen. Eher steigen sie anschließend in Schlafanzüge aus Baumwolljersey. Solche mit Bündchen.

Ich hoffe, das Schicksal verhindert, dass ich mich jemals in einem Partner-Anorak wieder finde. Zum Glück habe ich berechtigte Hoffnung, dass mir das so bald nicht passiert. In meinem Schlafzimmer steht aber auch kein einziger Wäscheständer und das Bügelbrett klemme ich immer so hinter den Schrank, dass man es vom Bett aus auf gar keinen Fall sehen kann.

Aber selbst, wenn so eine Wohnung wie die von dem eingangs imaginierten schmucken Herrn bombig ist, mit schnieker Bettwäsche und dufter Couch und anständigen Gläsern, kann es immer noch zu einem spontanen „unsexy!“-Alarm kommen, wenn er plötzlich anfängt, Zigarillo zu rauchen. Dass ebenso plötzlich ein vorher noch nicht da gewesener Schnurrbart über dem Zigarillo auftaucht, ist zum Glück unwahrscheinlich. Wenn aber die Asche beim gemeinsamen Essen in die ausgelöffelte Eierschale oder den Teller gestippt wird, ist es sogar egal, ob Zigarillo oder normale Zigarette.

Da schüttelt’s mich eigentlich direkt zur Tür raus…

Blinzel.

(Erstveröffentlichung: 15. September 2007)

UnsichtbarstrasseHier geht’s zur Unsichtbarstraße.

Die Straße kann man nicht sehen, es stehen unsichtbare Häuser links und rechts am unsichtbaren Straßenrand und man sieht auch nicht, dass auf den unsichtbaren Klingelschildern unsichtbare Namen stehen. Macht nix, denn die Leute, die da wohnen, sieht man auch nicht. Das ist viel-
leicht auch besser so, denn sie sehen sich, und was sie tun, selber nicht und knöpfen deshalb ständig ihre unsichtbaren Strickjacken schief zu und merken auch nicht, wenn sie Krümel am Mund haben.

Wenn die Frauen sich schminken und frisieren, sähe das total lustig aus, wenn man es denn sehen könn-
te. Neulich hat die kleine Boutique in Nummer 7 mal eine Modenschau veranstaltet. Ist aber keiner hingegan-
gen. Alle waren beim Grillfest. Das endete allerdings in einer Klopperei, weil der Grillmeister die ganzen leckeren Sachen hatte total anbrennen lassen und jeder hinterher meinte, er hätte es besser gekonnt. Ich habe da so meine Zweifel.

Obwohl man ja nix sieht, waschen manche Typen in der Straße am Samstag ihr Auto und mähen den Rasen. Das machen sie nur der Geräusche wegen, damit die Nachbarn auch ja Bescheid wissen. Hier in der Straße wohnt einer, der kann nur mit dem Mund das Fahr-
geräusch eines protzigen dicken Wagens nachmachen, und er glaubt, die Nachbarn den-
ken: Der ist reich! Die Nachbarn wissen aber ganz genau, dass er nur so tut und fragen ihn manchmal, ob sie auf eine Spritztour mitdürfen. Dann erfindet er Ausreden, dass der Wagen gerade zur Jahresinspektion in der Werkstatt ist und windet sich verlegen. Aber das sieht man natürlich auch nicht.

An der Ecke ist ein Laden, der Parfums, laute Hackenschuhe und Glöckchen verkauft. Antipickelstifte und Selbstbräunercremes gibt es dort inzwischen nicht mehr, die sind aus dem Sortiment genommen. Der Ladenbesitzer ist dennoch ein wohlhabender Mann, denn die Unsichtbaren besprühen sich gern mit Stinkezeug und hängen sich die Glöckchen um, damit sie auf der Straße nicht umgerannt werden. Man kann sich also vorstellen, wie das ist, die Unsichtbarstraße langzulaufen: ohren- und nasenbetäubend.

Deswegen gehe ich da auch nie durch und weiß das alles nur, weil ich einen kenne, der mal in ein Mädchen aus der Straße verliebt gewesen sein soll. Das war nicht so einfach, sagt er. Er hat immer wieder an ihr vorbeigeküsst und dauernd gefragt: „Wo bist Du denn?“ Das fand sie gar nicht witzig und fand, er gäbe sich keine richtige Mühe. Irgendwann war sie dann plötzlich weg. Behauptet er. Vielleicht schmollt sie auch nur.