Küchensofagedanken am Morgen (Teil 8) – Unsexy

(Erstveröffentlichung: 16. November 2007)

TheobrominenfuesseDarüber, was sexy ist, streiten die Experten zur Stunde noch. Wenn sie damit fertig sind, sollten sie direkt weiter streiten, finde ich. Nämlich darüber, was unsexy ist. Darüber wird leider viel weniger nachgedacht. Wieso eigentlich?

Ich habe z.B. in den letzten Jahren oft behaup-
tet: „Wenn ich einen Mann kennen lerne, der so unheimlich toll ist, dass ich gerne mit zu ihm nach Hause kommen möchte, und ich komme da rein, und der hat im Wohnzimmer so eine schwarzgraue, plastikbeschichtete Schrankwand mit dreieckiger, beleuchteter Vitrine dastehen, dann gehe ich aber sofort rückwärts wieder raus!“

Zum Glück ist dieser Fall aus verschiedenen Gründen nie aufgetreten. Womöglich hätte in der Vitrine auch noch eine Leon*rdo-Glas-Sammlung gestanden! Und zur Feier des Tages hätt’s bestimmt Sekt aus diesen Gläsern gegeben, der dann natürlich nach staubigem Schrankmuff geschmeckt hätte. Dabei sitzt man auf einem passenden Sofa, das ich mir jetzt lieber nicht ausmalen möchte. Gottogott. Jedenfalls ganz unsexy.

Ich hätte schlimme Nachhausegehschmerzen bekommen.

So wäre ich dann auch zum Glück nie im Schlafzimmer gelandet, in dem bestimmt so ein fürchterliches Baumarkt-Bild über’m Bett gehangen hätte, und auf dem Bett: Lustige Bett-
wäsche. Mit Schafen, die alles doof finden… Oder Kopfkissen, wo auf der einen Seite Gute Nacht draufsteht und auf der anderen Seite Guten Morgen. Wahrscheinlich kommt dann nachts jemand und zieht einem das Kissen unterm Kopf weg, um es umzudrehen und (hoffentlich sanft) wieder drunter zu schieben, damit man morgens auf der richtigen Seite aufwacht. Sonst ist man ja ganz durcheinander oder schläft einfach immer weiter.

Die allergrößte Sünde im Schlafzimmer fester Paare ist übrigens meiner Meinung nach der Wäscheständer, bzw. der Korb mit Bügelwäsche. Es gibt ja wohl nichts, das unsexier ist als dieser Anblick. Ich glaube, das machen Viele so, weil sie im Schlafzimmer alles unterbringen, was eventuelle Besucher nicht sehen sollen. Ist ja auch eigentlich sehr höflich, den Besuch nicht mit dem Anblick hässlicher Drahtgestelle mit ausgebollerter Wäsche drauf zu behelligen. Aber warum tut man’s dann ohne schlechtes Gewissen seinem Liebesleben an? Und stellt zusätzlich noch olle Kartons, den Staubsauger und anderen Krempel daneben? Versteh’ ich nicht. Dazu passt übrigens auch noch der Part-
nerlook, wenn ich schon dabei bin. Ich glaube irgendwie nicht, dass Menschen, die in den gleichen Jogginganzügen oder Freizeitjacken herumlaufen, so richtig losprickeln, wenn sie sich da gegenseitig wieder rauspellen. Eher steigen sie anschließend in Schlafanzüge aus Baumwolljersey. Solche mit Bündchen.

Ich hoffe, das Schicksal verhindert, dass ich mich jemals in einem Partner-Anorak wieder finde. Zum Glück habe ich berechtigte Hoffnung, dass mir das so bald nicht passiert. In meinem Schlafzimmer steht aber auch kein einziger Wäscheständer und das Bügelbrett klemme ich immer so hinter den Schrank, dass man es vom Bett aus auf gar keinen Fall sehen kann.

Aber selbst, wenn so eine Wohnung wie die von dem eingangs imaginierten schmucken Herrn bombig ist, mit schnieker Bettwäsche und dufter Couch und anständigen Gläsern, kann es immer noch zu einem spontanen „unsexy!“-Alarm kommen, wenn er plötzlich anfängt, Zigarillo zu rauchen. Dass ebenso plötzlich ein vorher noch nicht da gewesener Schnurrbart über dem Zigarillo auftaucht, ist zum Glück unwahrscheinlich. Wenn aber die Asche beim gemeinsamen Essen in die ausgelöffelte Eierschale oder den Teller gestippt wird, ist es sogar egal, ob Zigarillo oder normale Zigarette.

Da schüttelt’s mich eigentlich direkt zur Tür raus…

20 thoughts on “Küchensofagedanken am Morgen (Teil 8) – Unsexy

  1. *schudder*
    Ich kenn so Möbel. Die stehen immer im „Junges Wohnen“ Etablissement des Möbelhauses und haben so eine lustige Halogen-Plunderillumination integriert. Damen jeden Alters bestrahlen damit gewohnheitsmäßig ihre Kollektion von Rosina Wachtmeister-Katzen oder andere stilloses Gedöns.

    Wenn dann noch ein großes Jahrmarktplüschtier auf dem Sofa lauert…“Nachhausegehschmerz“ triffts schon ganz gut.

    Außerdem finde ich jede Art von Partnerklamotten böse – jede. Außer man spielt zufällig im gleichen Team Ball.

    Komplett abtörnend sind auch Frottee-Schlafanzüge. Die sind schon fies, wenn ich im Kaufhaus nur daran vorbeilaufen muss.

    • Bei Frotteeanzügen glaube ich eigentlich nicht, dass die noch jemand trägt, der über 8 ist. Die werden sicher bloß noch aus Gewohnheit angeboten.

      Das Jahrmarktsplüschtier hatte ich ganz vergessen, stimmt! :)) Wahlweise gehen auch Pierrot- und Clownspüppchen, die auch gern auf Schaukeln an der Wand oder im Fenster lungern. Das ist allerdings wirklich eher eine Frauenspezialität. Bei Männern stehen in den Vitrinen auch gern so Modellautos rum, bei denen ich mich frage: Watt machen die bloß damit?!?

    • Das hat mit Pingeligkeit aber auch so gar nix zu tun! Sondern mit Wohlfühlen und einer ungefähren, gemeinsamen Vorstellung davon, wie das geht. Ich nehme mir ja nicht vor, sowas abtörnend zu finden. Das ist einfach so! :))

  2. Wuuäääh, die Schrankwände sind der Heuler und ich meine HEULER, zum losheulen. Da kann ich direkt vor mir sehen wie der letzte Rest guten Geschmacks einen langsamen Tod gestorben ist, einsam in einer Ecke verkrochen, direkt neben der Halogenramschinsrampenlichtsetzbeleuchtung. Na, jetzt sinds mittlerweile schon eher LEDs, zumindest wenn der flotte Single – er IST doch Single? oder warum war hier auch von Paaren die Rede? -sich als voll auf der Höhe der Zeit geben möchte.

    • Was dazu alles noch passt, mag ich gar nicht aufzählen: doof gemusterte Polyesterteppiche, Glastische in „originellen“ Formen (Glastische überhaupt!), ebensolche 3er Deckenspotschienen und künstliche, ausgefranste Blumengebinde zur Staubanziehung. *schüttel*

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