Zwischendrin-Pieps (geht ja auch ohne Twitter…)

Vorhin erst sprach ich noch davon, dass ich mir keine Sorgen mache, wie’s beruflich wohl so weitergeht. (Denn ich vertrau‘ zum Glück auf ein paar meiner, natürlich hübsch hoch- glänzenden, Fähigkeiten.)

Da rappelt das Telefon, und während ich im Kopf eigentlich noch im Sonstwo bin, um ein Sonstwas erstmal vorsichtig zu enttüddeln, spricht eine Personalfrau der Vertretungsjob- firma von neulich zu mir, ob ich denn wohl am Freitag mal zu einem Vorstellungsgespräch kommen mag, sie hätte da was! Und dieses Was ginge dann ggf. so um den 20. rum los. (Allerdings gibt’s auch noch eine Mitbewerbung…) Aufgabe scheint o.k., Piepen locken in gefälliger Menge. Könnte was sein.

Ja nu‘ aber guck!

Schmuck, schmuck!

Gestern musste ich mal wieder mit vielen anderen Menschen über eine Stunde auf etwas warten. Das gab mir Gelegenheit, die Mitwartenden dabei zu beobachten, wie sie mit ih-
ren funkelnden, möpenden und blinkenden Lieblingsspielzeugen herumtaten, obwohl da mindestens fünf(!) verschieden große (also große bis riesige) Schilder aufgehängt waren, auf denen deutlich „HANDY AUS!“ stand. Und zwar in Worten und als Piktogramm.

Mein eigenes Handy ist zwar nicht gerade aus der Steinzeit, aber fast. Es kann nur schwarzweiß-Display, telefonieren und simsen. Und es geht nicht kaputt, wenn es mir mal wieder aus der Jackentasche fällt. Ich finde, das reicht. Was man noch alles damit kann, hat mich bisher nicht interessiert. Weder Klingeltöne noch Spiele wollte ich.

Doch neulich habe ich mit Erstaunen und Belustigung festgestellt, dass es neuerdings wohl sowas wie putzige Handy-Cleaner zu geben scheint, die man mithilfe eines Bänd-
chens an die Handys dranbammelt, damit man damit das Display immer mal blankputzen kann. Wahrscheinlich ist mein Gerät nur nicht speckig genug oder ich mache die falschen Sachen damit, aber in den drei Jahren, die es jetzt schon bei mir verbringt, habe ich noch nie einen einzigen Handy-Cleaner gebraucht. Auch binde ich mir da keine Kettchen oder Glitzertiere dran, weil ich einfach nicht rauskriegen kann, wozu eigentlich.

Weil das aber vielleicht doch mal nötig wird, wer weiß, hab’ ich mich eben mal für nix umgeschaut und einen Riesenmarkt für Sinnlosgebaumel entdeckt. Was mir da bisher alles entgangen ist! Ich könnte endlich meine ganzen Reichtümer loswerden für merk-
würdigen Plastikkrempel, der für nur ein paar Cent billig in Asien zusammengefummelt wird! Wenn ich nur nicht so orientierungslos in diesen Beschreibungen rumirren würde!

POOODLE
Let`s go Gassi! Ein Königspudel im Regenbogenlook, verdammt rich und chic.

Let’s go mal lieber blödwerden… – Es geht aber noch doofer:

FLAMINGO
Stolz und erhaben präsentierst Du Dich mit rosarot schillerndem Strass-Gefieder Deinen Lieben. Dieser ChinChin unterstreicht besonders Deine Repräsentanz und Schönheit.

Das möchte ich aber schon gern mal sehen, wie ein winziges Handygefiesel ChinChin meine, äh…, Repräsentanz und Schönheit unterstreicht. Beinahe hätte ich mir das Ding bestellt, obwohl es fast 20 Tacken kostet, aber dann konnte ich mich doch nicht zwischen „stolz und erhaben“ und plötzlicher „Lust auf Kuscheln“ mit dem Telefon entscheiden:

 True Friend, grau

Lust auf Kuscheln? Kein Problem, denn mit Deinem treuen Begleiter aus hellgrauem, flauschigen Fell hast Du immer Dein Kuscheltier dabei. Superweich und umwerfend süß! (Auch in den Farben weiß und braun erhältlich.)

Material: grauer Pelz
Größe: der treue Freund ist zwischen 8,0 und 9,0 cm lang.

Ja, es gibt sogar „Sexy black Puschls“ aus Zobel! – Meine Herren! Damit sind ja wohl alle körperlichen Bedürfnisse, die man an ein Handy stellen kann, erstmal abgedeckt, oder wie? 

Und sollte man doch noch ein Bedürfnis darüber hinaus haben, also eins, dass sich auf’s menschliche Geschlecht bezieht, gibt’s ja noch den „Handy-Nacktscanner“ zum Runter-
laden. In der TV-Werbung sieht man dann immer sehr schön die Funktionsweise: Man kann nämlich damit z.B. jungen Damen unter die Klamotten lugen und sie dann angeblich nackt sehen. (Sowas gab’s übrigens schon mal als Röntgenbrillen. Ist aber schon ein paar Jährchen her.) Das irre an diesen Geräten ist, dass sie ausgesprochen schlau und auch feinfühlig sind, man sieht’s auch in der Werbung.

Sie machen nämlich brav Halt bei der Unterwäsche…

Was nicht geht, geht eben nicht.

Gestern hab’ ich mein Handy verloren. Ich stand in der Umkleidekabine eines Klamotten-
ladens mit zwei Buchstaben und steckte mit einem Bein in meiner Hose und mit dem anderen Bein schon fast in der Jeans, die ich probieren wollte. Dabei purzelte es mir aus der Tasche, fiel auf den Boden und ich legte es erstmal auf den Hocker, weil ich mich ja nun auf die Beinkleider konzentrieren musste, wenn ich nicht der Länge nach hinschlagen wollte.

Als ich die Jeans endlich anhatte, sah sie natürlich total daneben aus, weil, das ist bei Jeans immer so. Ist sicher ein Gesetz oder so was. Neuerdings haben die ja auch die Taschen an den unmöglichsten Stellen! Ich wette, es ist kein Problem, eine Jeans zu bekommen, die zwar oben vorne keine Taschen hat, aber dafür hinten unten auf Höhe der Waden. Ich glaub‘, darüber hab‘ ich hier schonmal…

Jedenfalls stieg ich wieder in meine eigene Hose um, schnappte meinen Rücksack und rauschte maulig aus dem Laden. Erst zuhause fiel mir ein, dass das Handy ja noch auf dem Hocker lag. Ein Anruf in der Ladenzentrale und dann in der Abteilung ergab: datt Ding ist wech. Die Verkäuferin war wirklich sehr nett und bemüht und guckte überall nach, wo sie ein Handy vermutete, aber es half nix. Immer noch weg. Ihr letzter Tipp war, ich solle heute Morgen noch mal anrufen, eventuell fänden es die Putzfrauen inzwischen, weil es der „Finder“ aus Versehen unter einen Klamottenständer geschmissen hätte oder so.

Tja, und dann saß ich dann bestimmt eine halbe Stunde auf meinem Küchensofa und dachte darüber nach, wie lange ich mich geweigert hatte, mir so ein Biest von Überall-
erreichbarkeit überhaupt ins Haus zu holen, wie ich es vor drei Jahren dann doch getan hatte (und zwar einen schlichten Nichtskönner mit schwarzweißem Display, ohne Kame-
ra, ohne Internet, ohne MP3dings) und das Simsen spontan gut fand, das Telefonieren hingegen schrecklich. Und wie viele Nummern da jetzt wohl drin gespeichert sind, die ich mir natürlich sonst nirgends aufgeschrieben hab’. Und, dass ich mir jetzt doch so ein Viech kaufen muss, das 458 Funktionen hat und mich endgültig total gaga machen wird.

– Nee, dachte ich, das darf nicht weg sein! Das geht einfach nicht!

Und da:
Klingelt das Telefon (also, das Festnetztelefon, – das andere war ja, naja…) und die nette Verkäuferin ist wieder dran und sagt: „Ha! Wir haben’s jetzt wohl doch, ihr Handy. Gerade hat’s jemand abgegeben!“

Na, da war aber eine schöne Schokolade im Tausch fällig…
Und jetzt isser wieder zuhause, der kleine Racker.

Telekommt Donnerstag

Eigentlich sollte das ein vergnüglicher Abend werden, gestern. Aber als ich noch mal schnell ins Blog wollte, bevor Freundin S. mit den Getränken einbummelt, stellte ich fest, dass mein Internet tot ist und mein Telefon auch. Forschende Anrufe ergaben, dass das langhaarige Flatrate-Frollein keine Schuld trifft, sondern die gute alte Tante Teledings an meiner Leitung herumgeruckelt hat. Und zurückruckeln sei erst morgen, am Samstag möglich. Von wegen! Ist es nämlich nicht, weil ich da dann weggefahren sein werde…
Und wenn ich das nicht persönlich beaufsichtigen kann, ruckelt niemand an meinen Sachen herum! So weit kommt’s noch.

Also wird die Leitung erst nächste Woche Donnerstag untersucht und hoffentlich auch gleich durchgepustet. Freundin S. hat mich beim Telefonieren übrigens tatkräftig unter-
stützt, in dem sie jedes Mal, wenn ich zur Weiterleitung in der Service-Hotline ein Wort besonders deutlich sagen musste, mit den Bierflaschen in Kühlschrank herumgeklötert hat. Und dann sagte die automatische Servicemamsell: „Hm. Ich habe sie leider nicht verstanden. Wiederholen sie bitte.“ Ich erwarte von einem Apparat sowieso kein Verständ-
nis, denn das setzt ja Verstand voraus. Aber ich möchte auch irgendwie nicht, dass er „Hm.“ zu mir sagt. Da bin ich eigen, sowas irritiert mich. Später hatte ich dann eine patzige Schwäbin dran, die verstand mich eben sowenig. Wahrscheinlich aus den selben Gründen. Donnerstag jedenfalls kommt der Techniker, bis dahin kann ich ja eventuell von unterwegs bloggen. Jetzt sitze ich glücklicherweise gerade beim lieben Freund M. am Rechner. – Danke, M.

Trotzdem wurde es gestern noch ein toller Abend, denn S. und ich schauten, so wie wir uns das vorgenommen hatten, Germanysnexttopmodel und regten uns so richtig schön über diesen Viehmarkt auf. Als erstes fiel mir auf, dass Frau Klum in ihrer schmalen Hose sehr dünne Beine hatte, und spekulierten, ob das vielleicht ein neues Vakuumhosenmo-
dell sei. Und ob man das nicht eventuell mal mit Bratschläuchen in der eigenen Küche ausprobieren sollte, – oder doch lieber nicht.

Eins der ausgestellten Mädchen erklärte ernst, dass sie von Klamotten und ihrem Kauf eher wenig Ahnung hätte. Sie sprach: „Ich kaufe lieber Pferde ein, die halt etwas teurer sind. Davon hat man dann aber auch länger was.“
Finde ich ja auch, aber sie sind schwerer zu tragen, oder?

Später wurde dann noch „das Gesicht für den TV-Spot ‚Schuhe‘gesucht, und ein anderes Mädchen berichtete aufgeregt, sie habe ein „breites, langes Kleid“ angehabt. Genau. Das ist es, wonach ich auch immer noch suche, leider vergebens. Vielleicht könnte ein Kleiderhersteller sich das mal zu Herzen nehmen: Wir wollen breite Kleider, bittesehr. Und tief. Tief sollen sie auch sein. Ginge das?

Der Rest des Abends führte dann noch mit immer unverständlicherem, aber höchst vergnüglichem Durcheinandergerede in die Nacht…

"Hallo? Wer ist denn da?!?"

Vor ein paar Tagen schon hatte ich die neuen Bücher bei der Post mitgehen lassen und mich noch gewundert, dass ich diesmal gar kein Kärtchen bekommen hab‘. Gestern lag’s dann doch noch im Kasten, und ich muss sagen: Das haben sie fein gemacht da, die Kartenleute in der Marketingabteilung.

Telefonbuch

Sonst hätte ich jetzt gar nicht gewusst, dass im Telefonbuch neuerdings satte 30% mehr Inhalte drin sind. Wow! Dabei fühlt es sich noch nicht mal schwerer an! Haben sie sich denn jetzt einfach noch 150.000 Namen mehr ausgedacht? Oder haben sie mal eben den Zeilendurchschuss vergrößert, damit mehr Seiten rumkommen? Das würde auch erklären, warum das Gewicht gleich geblieben ist: Höhere Zeilen wiegen ja nix. Aber nö, sieht alles ganz normal aus.

Detail_Telefonbuch

Gar nicht mehr eingekriegt habe ich mich aber über die „Nutzerführung“. Die ist jetzt nämlich alphabetisch sortiert! – Spitze, oder?

Früher haben sie ja alle Inhalte einfach so reingekübelt und man musste auf gut Glück drauflos suchen. Bestimmt kam es häufig vor, dass Leute dann einfach nach ein paar Stunden Egalwen angerufen haben. Und ganz bestimmt haben sich so manchmal beim Plaudern die tollsten Neufreundschaften ergeben. Na, damit ist’s natürlich vorbei, – aber man spart jetzt eben total viel Zeit; – die kann man ja zum Beispiel verschlafen oder so.

Find’ ich super.

Ein Morgen im Schloss

Es gibt eine Behörde, wenn ich von der Post bekomme, weiß ich, der Tag ist gelaufen. Dann komme ich ins Rotieren, bis ich das Gefühl habe, ich bin nur noch in Einzelteilen. Sie schicken ihre Briefe normalerweise so, dass sie freitags ankommen. Weil man dann natürlich niemanden mehr dort erreicht. Also nimmt man den Ärger mit ins Wochenende, meistens regt man sich gezwungenermaßen ab, darauf spekulieren sie bestimmt.

Nun bekam ich mal wieder einen Brief, aber schon gestern, das muss ein Versehen sein. Heute Morgen rief ich dann an und geriet wieder an diesen Menschen, der lieber als Bibliotheksarchivar arbeiten sollte. Oder irgendwas anderes, wo man vielleicht in Keller-
räumen mit schönem Kunstlicht sitzt und nicht so viel mit Menschen zu tun hat, die was von einem wollen. Übelstes Geschnetz nämlich.

Grundsätzlich antwortet er auf alles, was ich ihm ruhig, freundlich und sortiert vortrage, oder ihn frage, mit: „Tja, das ist ihr Problem.“ „Das ist eben so.“ „Da müssen sie den Sachbearbeiter fragen.“ „Darauf kann ich ihnen keine Antwort geben.“ Auch schon mal: „Da heben sie eben Pech gehabt.“ Oder „Was soll ich dazu sagen?“
Die Frage meint er natürlich nicht ernst. Das erkennt man an dem Tonfall, der ist nämlich herablassend und leicht bockig. Ebenso gut könnte er auf alles mit „Nö.“ antworten und die Arme verschränken. So ist er, der Herr J., mit dem ich eben das Vergnügen hatte, mal wieder zu telefonieren. Wir kennen uns nun schon, denn das Problem ist eigentlich jedes Mal dasselbe. Es wird auch jedes Mal wieder zu meinen Gunsten geklärt, aber dafür ist mein Gestrampel nötig. Und wenn es dann läuft, schreibt Herr J. den nächsten Brief.

Er verwies mich aus reiner Unlust an den „zuständigen Sachbearbeiter“ Herrn D., dabei weiß ich genau, dass die Post von ihm war. Er schreibt die Namen anderer Mitarbeiter oben in den Briefkopf, obwohl er fast immer der Verfasser ist. Irgendwann verplapperte sich nämlich ein Vorgesetzter, an den ich mich gewandt hatte, weil ich mit Herrn J. mal wieder nicht weiter kam. Und der Vorgesetzte erzählte mir, dass Herr J. eigentlich gar kein richtiger Sachbearbeiter sei, sondern nur so Hilfsarbeiten ausführt. Aber weil da so viel los ist, darf er auch Sachen entscheiden und wichtige Briefe verfassen, aber er darf sie eigentlich nicht unterschreiben. Und auf so einen bin ich angewiesen!

Ich rief also Herrn D. an, der gleich sauer wurde auf den J., weil der mich in Gegend herumschickt, statt mir zu helfen. Offensichtlich kommt das öfter vor. Herr D. meinte knapp: „Moment mal eben, ja?“ und dann war die Leitung leer. Ich wartete 20 Minuten! Zum Glück haben sie da keine fiese Musik. Dabei stellte ich mir vor, wie Herr J. von Herrn D. anständig in die Mangel genommen wird, von wegen: „So geht’s ja nicht!“ Und: „Sie kümmern sich jetzt um die Frau! Der Fall ist doch ganz einfach!“

Und dann hatte ich plötzlich Herrn J. wieder in der Leitung. Ich fasste noch mal eben zu-
sammen, worum es geht, aber er antwortete nicht gleich. Er macht nämlich gerne auch so aushungernde Pausen. (Diesen Trick kenne ich aber von einer Ex-Liebe, darauf falle ich nicht mehr rein. Dessen zweiter Trick war übrigens, sich erstmal alles anzuhören und dann spöttisch zu fragen: „Meinst Du das etwa ernst?“)
Dann begann er etwas von „Bescheinigung durch den Arbeitgeber“ zu faseln. Ich muss jetzt dazu sagen, dass ich keinen solchen habe, denn ich bin freiberuflich selbständig. Er ließ aber nicht davon ab, ich solle eine Bescheinigung per Einschreiben schicken. Watt? So ging das eine Weile hin und her.

Irgendwann merkte ich, dass etwas komisch war an unserem Gespräch. Noch komischer als sonst… Ich brauchte noch ein Weilchen, bis ich es kapierte: offensichtlich oder –hörig war ich in ein anderes Gespräch geraten, – ich hörte aber nur Herrn J.!
Und antwortete ihm. Diesen Dialog hätte man aufnehmen sollen.

Ich kam mir vor wie bei Kafka.
Das irre ist, ich dachte wirklich, der spricht mit mir! Es war alles fast genauso wie sonst: Das Gefühl, wir sprächen über zwei verschiedene Dinge, sein Gemauer, der Tonfall, – alles. Der ist offenbar immer so, zu allen, die ihn belästigen. Ich dachte bisher, der schaltet das an, wenn er meinen Namen hört, weil ich immer so hartnäckig bin und mich an ihm festbeiße, bis er endlich mit ir-gend-was rausrückt. Wir sind also wahrscheinlich viele… Ich legte einfach auf. (Und frage mich nun, ob mich wirklich die Telefonanlage verulkt hat, oder ob dieser Mensch so gerissen…)

Und nachdem ich bei nun noch mal den netten Herrn D. angerufen habe, der mich gebe-
ten hat, es in einer Stunde noch mal versuchen, weil er die Sachlage sichten und klären will, bin ich nun gespannt, wie’s weitergeht.

Hilfe?

Scheint ein ulkiger Tag zu werden heute. Vorhin fiepte erstmal das Handy los. Das tut es eigentlich nie. Als ich dran ging, hörte ich nur merkwürdige stimmliche Laute.
„Ah, Ferkeleien!“, dachte ich und setzte mich gemütlich aufs Sofa, aber dann klang es doch nur einfach so, als hätte jemand aus Versehen und ohne es zu merken, beliebige Knöpfchen gedrückt. Ich rief noch ein paar Mal: „Hallo! Jemand dran? Huhu!“, dann legte ich auf.

Später stand ich unter der Dusche, da klingelte das Festnetztelefon. Das kommt ja nun auch so immer mal vor. Ich wollte aber doch nicht so gerne klatschnass hinlaufen und mich verkühlen, also wartete ich erstmal ab, ob da jemand auf den AB spricht. Da kam aber nix. Dafür klingelte es gleich wieder. Zweimal, dann war Ruhe.

Später guckte ich dann auf’s Display und las eine mir unbekannte Nummer. Neugierig geworden, rief ich zurück. Und da meldete sich jemand unfreundlich mit: “Therapeutische Arbeitswerkstätten Hannover?!“

Nanu?

„Ja, hier ist G…, Guten Morgen. Hat jemand bei ihnen versucht, mich zu erreichen? Ich hatte die Nummer hier auf dem Display.“

„Sind sie eine Privatperson?“
Na, den möchte ich mal erleben, der darauf mit „Nein“ antworten kann…

Also sagte ich: „Ja. Wieso?“

„Dann hat sich hier jemand verwählt!“ Und zack, war ich abgehängt.

Nun überlege ich die ganze Zeit, ob ich ir-gend-je-man-den kenne, der eventuell mit Arbeit zwangstherapiert wird und nun verzweifelt versucht, ans Telefon zu gelangen, damit man ihn oder sie da rausholt…
Ich wüsste eigentlich nicht.

Werkstatterinnerungen III (…noch mal was von Früher…)

Hin- und Hertelefoniererei mit einem Kunden und dem Zulieferer Herrn R.
Keine Ahnung, ob das mit dem Auftrag hinhaut bis morgen. Diskussion.
Herr R. sagt ständig zu mir: „Ich komm‘ dann noch mal durch!!!“
Jetzt weiß ich nicht, heißt das: „Ich komm‘ dir da gleich rübber! Geh’ mir weck middehm Scheiß!“
Oder heißt das: „Ich bin heute operiert worden und der Arzt sagt, ich schaff’s noch mal.“
Oder heißt’s einfach: „Ich ruf‘ später noch mal an.“
Aber er ruft nie an! Verwirrend.

Als Chefin/Freundin T. einen Wasserfleck auf dem Teppich entdeckt, ruft sie die Versicherung an und sagt tatsächlich: „Guten Tag, mein Name ist S***. Ich hab ’nen Schaden und wollte fragen, ob sie das bezahlen…?“
Mein explosionsartiges Gelächter im Hintergrund.
Der verständnisverzögerte Versicherungsheini fragt die nun ebenfalls hemmungslos kichernde T., was daran denn so lustig sei und bestätigt somit eins meiner Vorurteile über Versicherungssachbearbeiter. Bezahlt wird später trotzdem.

T. ist überhaupt gut für merkwürdige Aussprüche, empfiehlt sie doch auskunftheischenden Anrufern, sie sollten doch mal „im Telefonbuch nachfragen“, oder behauptet, ein Kunde „wohne da so am Waldrand“ und habe „nichts an“ (außer einer Wassersäule, deren Pumpmotor kaputterweise brummt).

Ein andermal ruft ein Kunde an. T. geht ans Telefon.
Ich höre nur: „Aha. Soso. Wie jetzt? Hm. …hm.“
Sie hält den Hörer zu und teilt mir mit: „Da will einer eine Hülle für sein Gerät. Ich weiß irgendwie nicht, was er meint, der drückt sich total umständlich aus! Jetzt will er’s erstmal ausmessen gehen!“
T.s Freund A. ist zufällig auch grade da. Wir frühstücken im Hintergrund und feixen natürlich.

T. wieder in den Hörer: „Ja?… So… Nee…, weiß nicht… So was zum Abdecken oder wie? … – ach, zum Drüberstülpen!?“
Sie hält wieder den Hörer zu und sagt: „Ich versteh‘ nicht, was er will! Der erzählt mir hier was von „Gerät mit Röhre“ und er will was zum Drüberstülpen. Und: Er sagt, er will nachher vorbei kommen und mir sein Gerät zeigen…!

A., plötzlich hellwach, ruft empört mit vollem Mund: „Kommt überhaupt nicht in Frage!!!“

(Ich bin natürlich neugierig und freu mich schon. Später handelt es sich bei dem gezeigten Gerät um ein altes Röhrenradio, das eine Abdeckhaube bekommen sollte. *gähn*)

Wenn wir nicht in der Hinterhofwerkstatt marodieren, sind wir auf Messen, die über weite Strecken unglaublich langweilig sind.
Da immer nur Eine von uns für die Standbetreuung abgestellt werden kann, hat man nicht mal Unterhaltung, außer mit den liebeshungrigen Jungs, die auf den Nachbarständen gehalten werden und mich ständig fragen „wo hier was los ist“. (Was im Grunde heißt: „Ich will dich nachher billig abfüllen und dann nimmst du mich mit zu dir, wo ich dir mein Gerät zeigen kann?“)

Immer mal wieder wird mir aufgetragen, ich solle die Chefin T. nett grüßen, wenn ich sie sehe. Das muss man mir ja nun nicht extra sagen, das mache ich doch sowieso immer, schließlich bin ich vernünftig erzogen und gebe, wenn’s sein muss, sogar die Hand!

Interessierte Kunden hingegen kommen nur dann, wenn man sich grade mal was Essbares hinter die Kiemen geschoben hat, was die jeweilige Kontaktaufnahme zunächst mal erschwert und die potentiellen Geldbörsenausschüttler und Scheckausschreiber Angst haben lässt, man könne vielleicht nur Zeichensprache.

Leider lässt sich dieser Effekt nicht erzwingen, was ich durch ausgedehnte Versuchsreihen zum Thema „Messestandbelebung durch exzessives Kekseverschnabulieren“ wissenschaftlich nachweise.
(Außerdem finde ich heraus, dass es unmöglich ist, in Würde ein Eibrötchen zu essen, weil man in meinem Fall nicht genau unterscheiden kann, wer da eigentlich wen isst.)

Ein wichtiger Artikel im Sortiment sind Sprudelwassersäulen in allen Größen. Wenn man die obere Abdeckung weglässt, hat man einen Luftbefeuchtereffekt, der als durchaus angenehm empfunden werden kann. Chefin/FreundinT. wird aber nicht müde, das Ganze etwas geschäftsschädigend als „Raumbefeuchter“ zu bezeichnen, was aber niemandem aufzufallen scheint.

Anlässlich einer besonders öden Messe erfinde ich aus purer, zäher Langeweile einen neuen Freizeitspaß: Ich entdecke, dass ich, an einer bestimmten Stelle des Standes postiert, jedes Mal wenn jemand vorbeikommt, 1-2 cm in die Höhe wippe, weil ein gewölbter Gullydeckel vom Gang bis unter unseren Messeteppich reicht. Dabei versuche ich, ein ganz ernstes Gesicht zu machen.

Aber bevor mir einfällt, wie ich diese Super-Aktivität protzig vermarkten könnte, ist die Messe leider vorbei…

Telefonier‘ mir!

Es war im Herbst des Jahres 2003, als mir das Telefon mittenmal abgestellt wurde. Ich will jetzt hier nicht kompliziert erklären, wieso und warum, aber’s war mitnichten meine Schuld. Auch will ich weder berichten noch beklagen, wie lange es dauerte, bis Madame de la Télécomme bereit war, mir einen neuen Anschluss zuzugestehen.
Lediglich erzählen möcht‘ ich, was dann geschah:

Nach Tagen des zähen Ringens sollte ich nun wieder erreichbar sein, was auch dringend Not tat, die neue Telefonnummer hatte ich schon vorfreudig in die Gegend posaunt, mir sogar einen neuen Apparat besorgt und war ganz überrascht und erfreut, als am nämlichen Morgen um halbe achte schon der Telefonierknochen losdüdelte.

Als ich mich gemeldet hatte, hörte ich, was man eigentlich nicht hören kann, aber trotzdem erkennt (vorausgesetzt, man verfügt über mein Talent):

Eine verwirrte Pause.

Ich fragte nach: „Hallo…?“
Anruferin (verunsichert): „Ist da nich‘ das Mülltelefon?“
Ich: „???! … Neenee, das ist ganz neu! …Hier spricht G…!“
A: „Huch! Denn hab‘ ich mich wohl verwählt. Entschuldigen Sie bitte!“
I (vergnügt): „Kein Problem. Das kommt schomma vor, nech?“
A: „Ja. Na ja…, auf Wiederhören.“
I: „Tschüssi!“

Es klingelt erneut.
Und ich melde mich erneut: „G…?“
A (vorsichtig): „Ist da das Mülltelefon?“
I: „Nee, ich glaube, sie haben die falsche Nummer. Kann das sein?“
A: „Ach bin ich jetzt wieder bei ihnen? Mein Mann hat mir die Nummer aufgeschrieben, ich sollte mich erkundigen…“
I: „Na, da wird sich ihr Mann vielleicht verschrieben haben. Ich hab‘ hier wirklich kein Mülltelefon. Das ist ein Privatanschluss. Echt.“
A: „Dann muss ich noch mal meinen Mann fragen… Das tut mir furchtbar leid, dass ich sie gestört habe!“
I (generös): „Das macht doch nix! Man kann sich doch mal vertun… Ich wünsche ihnen ein schönes Wochenende! Wiederhör’n…“

Es ist ruhig. Für 10 Minuten. Dann klingelt’s wieder.

I: „G…?“
Männerstimme: „Wie?“
I: „G…!“
M: „Ich hätte gern die Müllberatung!“
I: „Die is‘ hier nicht! War das ihre Frau eben?“
M (patzig): „Was? Wer spricht denn da?!“
I (gereizt): „G…! Das hier ist ein Privatanschluss! Und kein Mülldings.“
M: „Aber ich hab‘ doch hier die Nummer!“

So langsam bekam ich eine Ahnung. Ich guckte ins Telefonbuch.
Und unter A fand ich’s:
Abfallberatung. Und meine neue Nummer!!!

Ich rief also wieder mal beim Kundendienst an.
Die Dame dort versuchte, mir ihre Erheiterung nicht zu zeigen. Erfolglos.
Sie erklärte mir, das Müllberatungsbüro habe vor einem halben Jahr geschlossen (warum bloß, fragte ich mich; – Kunden schien es genug zu geben), somit sei die Nummer wieder zur Vergabe frei gewesen und ich(!) hatte sie nun bekommen. Und das neue Telefonbuch käme erst in einigen Monaten heraus.

Im Geiste sah ich mich schon, eine semi-professionelle, aber sehr, sehr teure Abfallberatung betreibend, als sie sagte: „Aber das ist ja nun echt nicht so schön.*gnicker* Ich sehe zu, dass sie ganz schnell eine neue Nummer bekommen. Wahrscheinlich gleich ab morgen!“

Den Rest des Tages verbrachte ich damit, Postkarten mit meiner neuen neuen Nummer zu beschriften, derweil das Telefon klingelte und klingelte…

Ohhhm-Container

„Ümma schööön ruhich bleiben…!“ sagt der Ohhhhm-Container.