Küchensofagedanken am Nachmittag (Teil 8) – Unsexy

Theobrominenfuesse_HerbstwiDarüber, was sexy ist, streiten die Experten zur Stunde noch. Wenn sie damit fertig sind, sollten sie direkt weiter streiten, finde ich. Nämlich darüber, was unsexy ist. Darüber wird leider viel weniger nachgedacht. Wieso eigentlich?

Ich habe z.B. in den letzten Jahren oft behaup-
tet: „Wenn ich einen Mann kennen lerne, der so unheimlich toll ist, dass ich gerne zu ihm nach Hause kommen möchte, und ich komme da rein, und der hat im Wohnzimmer so eine schwarzgraue, plastikbeschichtete Schrankwand mit dreieckiger, beleuchteter Vitrine da stehen, dann gehe ich aber sofort rückwärts wieder raus!“

Zum Glück ist dieser Fall aus verschiedenen Gründen nie aufgetreten. Womöglich hätte in der Vitrine auch noch eine Leon*rdo-Glas-Sammlung gestanden! Und zur Feier des Tages hätt’s bestimmt Sekt aus diesen Gläsern gegeben, der dann natürlich nach staubigem Schrankmuff geschmeckt hätte. Dabei sitzt man auf einem passenden Sofa, das ich mir jetzt lieber nicht ausmalen möchte. Jedenfalls unsexy.
Ich hätte schlimme Nachhausegehschmerzen bekommen.

So wäre ich dann auch zum Glück nie im Schlafzimmer gelandet, in dem bestimmt so ein fürchterliches Baumarkt-Bild über’m Bett gehangen hätte, und auf dem Bett: Lustige Bett-
wäsche. Mit Schafen, die alles doof finden… Oder Kopfkissen, wo auf der einen Seite Gute Nacht draufsteht und auf der anderen Seite Guten Morgen. Wahrscheinlich kommt dann nachts jemand und zieht einem das Kissen unterm Kopf weg, um es umzudrehen und (hoffentlich sanft) wieder drunter zu schieben, damit man morgens auf der richtigen Seite aufwacht. Sonst ist man ja ganz durcheinander oder schläft einfach immer weiter.

Die allergrößte Sünde im Schlafzimmer fester Paare ist übrigens meiner Meinung nach der Wäscheständer, bzw. der Korb mit Bügelwäsche. Es gibt ja wohl nichts, das unsexier ist als dieser Anblick. Ich glaube, das machen Viele so, weil sie im Schlafzimmer alles unterbringen, was eventuelle Besucher nicht sehen sollen. Ist ja auch eigentlich sehr höflich, den Besuch nicht mit dem Anblick hässlicher Drahtgestelle mit ausgebollerter Wäsche drauf zu behelligen. Aber warum tut man’s dann ohne schlechtes Gewissen seinem Liebesleben an? Und stellt zusätzlich noch olle Kartons, den Staubsauger und anderen Krempel daneben? Versteh’ ich nicht. Dazu passt übrigens auch noch der  Part-
nerlook, wenn ich schon dabei bin. Ich glaube irgendwie nicht, dass Menschen, die in den gleichen Jogginganzügen oder Freizeitjacken herumlaufen, so richtig losprickeln, wenn sie sich da gegenseitig wieder rauspellen. Eher steigen sie anschließend in Schlafanzüge aus Baumwolljersey. Solche mit Bündchen.

Ich hoffe, das Schicksal verhindert, dass ich mich jemals in einem Partner-Anorak wieder finde. Zum Glück habe ich berechtigte Hoffnung, dass mir das so bald nicht passiert. In meinem Schlafzimmer steht aber auch kein einziger Wäscheständer und das Bügelbrett klemme ich immer so hinter den Schrank, dass man es vom Bett aus auf gar keinen Fall sehen kann.

Aber selbst, wenn so eine Wohnung wie die von dem eingangs imaginierten schmucken Herrn bombig ist, mit schnieker Bettwäsche und dufter Couch und anständigen Gläsern, kann es immer noch zu einem spontanen „unsexy!“-Alarm kommen, wenn er plötzlich anfängt, Zigarillo zu rauchen. Dass ebenso plötzlich ein vorher noch nicht da gewesener Schnurrbart über dem Zigarillo auftaucht, ist zum Glück unwahrscheinlich. Wenn aber die Asche beim gemeinsamen Essen in die ausgelöffelte Eierschale oder den Teller gestippt wird, ist es sogar egal, ob Zigarillo oder normale Zigarette.
Da schüttelt’s mich eigentlich direkt zur Tür raus.

Versuch einer Übersetzung

Kontaktanzeige
Er ist „kein Mann von der Stange“?
Ha, Moment! Das weiß ich! Das heißt nämlich: keiner, der in Nachtclubs für Andere tanzt, die ihm dann Scheinchen ins Dekolletee schieben dürfen. Wie eine „Frau aus der Brigitte“ ist, weiß ich wieder nicht…

Was „locker drauf“ und „aus der alternativen Ecke“ bedeutet, kann ich nur vermuten. Da schüttelt’s mich aber ein bisschen. Ein dünnbezopfter Latzhosenträger? Nicht so ganz abwegig. „Mache mir selbst nichts vor“ lässt sich bestimmt ganz gut mit „schon aus Faulheit unromantisch“ und/oder „nachlässig gekleidet“ übersetzen. Und „nehme dich so wie du bist“ könnte heißen: „…zur Not auch, während Du ’ne Weizenkleiemaske im Gesicht hast… Ganz egal. Ich will jetzt ’ne Frau!“

„Mein Hobby ist mein Leben“ ist wieder rätselhaft. Wie rum ist das wohl gemeint? Ist Leben sein Hobby? Einatmen, ausatmen? Stoffwechseln? Sowas? Oder hat er ein tolles Hobby, das sein Leben beherrscht, wie z.B. „Überleben in der Wildnis“ oder „alternative Ecken anlegen“?

„Sternzeichen ist o.k.“
Ja, Puh! Dann ist das ja gerade noch mal gut gegangen. Sie darf also eins haben…

Soweit alles klar. Und wenn ich das recht verstehe, möchte er jetzt erstmal eine „Gefähr-
tin für eine sensible, ehrliche Partnerschaft“
, und später dann mal „eine gute Frau für die Zukunft“. Wenn ihm auch total schnuppe zu sein scheint, wie die dann wird…

Blinzel

UnsichtbarstrasseHier geht’s zur Unsichtbarstraße.

Die Straße kann man nicht sehen, es stehen unsichtbare Häuser links und rechts am unsichtbaren Straßenrand und man sieht auch nicht, dass auf den unsichtbaren Klingelschildern unsichtbare Namen stehen. Macht nix, denn die Leute, die da wohnen, sieht man auch nicht. Das ist viel-
leicht auch besser so, denn sie sehen sich, und was sie tun, selber nicht und knöpfen deshalb ständig ihre unsichtbaren Strickjacken schief zu und merken auch nicht, wenn sie Krümel am Mund haben.

Wenn die Frauen sich schminken und frisieren, sähe das total lustig aus, wenn man es denn sehen könn-
te. Neulich hat die kleine Boutique in Nummer 7 mal eine Modenschau veranstaltet. Ist aber keiner hingegan-
gen. Alle waren beim Grillfest. Das endete allerdings in einer Klopperei, weil der Grillmeister die ganzen leckeren Sachen hatte total anbrennen lassen und jeder hinterher meinte, er hätte es besser gekonnt. Ich habe da so meine Zweifel.

Obwohl man ja nix sieht, waschen manche Typen in der Straße am Samstag ihr Auto und mähen den Rasen. Das machen sie nur der Geräusche wegen, damit die Nachbarn auch ja Bescheid wissen. Hier in der Straße wohnt einer, der kann nur mit dem Mund das Fahr-
geräusch eines protzigen dicken Wagens nachmachen, und er glaubt, die Nachbarn den-
ken: Der ist reich! Die Nachbarn wissen aber ganz genau, dass er nur so tut und fragen ihn manchmal, ob sie auf eine Spritztour mitdürfen. Dann erfindet er Ausreden, dass der Wagen gerade zur Jahresinspektion in der Werkstatt ist und windet sich verlegen. Aber das sieht man natürlich auch nicht.

An der Ecke ist ein Laden, der Parfums, laute Hackenschuhe und Glöckchen verkauft. Antipickelstifte und Selbstbräunercremes gibt es dort inzwischen nicht mehr, die sind aus dem Sortiment genommen. Der Ladenbesitzer ist dennoch ein wohlhabender Mann, denn die Unsichtbaren besprühen sich gern mit Stinkezeug und hängen sich die Glöckchen um, damit sie auf der Straße nicht umgerannt werden. Man kann sich also vorstellen, wie das ist, die Unsichtbarstraße langzulaufen: ohren- und nasenbetäubend.

Deswegen gehe ich da auch nie durch und weiß das alles nur, weil ich einen kenne, der mal in ein Mädchen aus der Straße verliebt gewesen sein soll. Das war nicht so einfach, sagt er. Er hat immer wieder an ihr vorbeigeküsst und dauernd gefragt: „Wo bist Du denn?“ Das fand sie gar nicht witzig und fand, er gäbe sich keine richtige Mühe. Irgendwann war sie dann plötzlich weg. Behauptet er. Vielleicht schmollt sie auch nur.

Das Jahr der fallenden Bäume

Wenn’s im Kopf saust und braust und alle Gedanken und Fragen gleichzeitig dran kommen wollen, gehe ich Spazieren. Der Rhythmus der Schritte bringt Ordnung ins Hirn und Ruhe in den Rest. Die Runde, die ich am liebsten gehe, führt mich an einer alten Weide vorbei. Ich meine, es wäre eine Knackweide.

 Weide1

Sie stand an einer großen Wiese, die von zwei Bächen umspült wird. Die alten Äste hingen tief und waren ideal, um darauf zu sitzen und über die Wiese zu schauen. Auf der Wiese kann man in der Dämmerung oft Kaninchen sehen und Graugänse, tagsüber sogar Falken, wenn man viel Glück hat.

Oft habe ich hier gesessen, wenn mich etwas sehr beschäftigte. Irgendwann mal entdeckte ich, dass jemand ein Herz in den Stamm geritzt hatte. Eins mit Initialen: D+K. Ich schwöre, dass ich das nicht war. Es haben ja noch andere Leute Vornamen, die so beginnen, aber merkwürdig fand ich es doch. So konnte ich ungefähr zwei Jahre beobachten, wie das Herz langsam nachdunkelte. Irgendwann war es nur noch für den zu sehen, der wusste, wo er gucken muss. Und Irgendwann guckte ich nicht mehr.

Vor ein paar Wochen habe ich hier noch mit V. auf der Wiese gepicknickt und der Weide ging es gut. Sie stand gebückt, wie alte Damen das manchmal eben tun. Und ausgerechnet heute, wo mir so viel durch den Kopf geht, finde ich sie so vor.

 Weide2

(Scheint das Jahr der fallenden Bäume zu sein. Das muss neulich passiert sein, als es gestürmt hat und ich so Sorge hatte um die Pappel vor meinem Fenster. Ihre „Schwester“ war ja von Kyrill umgeworfen worden. Nun also auch noch „meine“ Weide.)

Ich klettere vorsichtig auf ihren Stamm und nehme dort noch mal Platz. Ich werde aber gar nicht richtig traurig, weil mir plötzlich klar wird, dass hier das Zeichen ist, das ich heute brauchte. Dass die Weide ausgerechnet jetzt gefallen ist und ich sie heute so finde, hat zwar eigentlich niemand so geplant, aber symbolhaft finde ich es doch.
Die meisten schweren Dinge fallen oder vergehen irgendwann und machen Platz für Neues.
Eine Weile sitze ich noch da und werde immer zuversichtlicher, dann klettere ich langsam wieder herunter und springe das letzte Stück ins Gras. Dabei schürfe ich mir ein bisschen die Haut am Unterarm auf. Ist Recht, das wird mich in den kommenden Tagen erinnern.
Langsam gehe ich von der Wiese. Nur nichts überstürzen jetzt.

„Heinrich, der Wagen bricht.“
„Nein, Herr, der Wagen nicht,..“

(„Froschkönig“, Gebrüder Grimm.)


Küchensofagedanken am Morgen (Teil 1) – Blumen schenken

Heute Nacht bin ich um zwei aufgewacht, weil ich wirre Träume hatte und außerdem fror wie eine Schneiderin. Also bin ich im Halbschlaf umhergetappt, um mir noch eine Decke aus dem Wohnzimmer zu holen, wobei ich dachte: „Decke holn… im Juli!… brmbl…“
Dann bin ich zum Glück wieder eingeschlafen.

TheobrominenfuesseHeute Morgen dann, als ich auf dem Küchen-
sofa lag und meinen ersten Tee trank, wurde mir allerdings klar, was mich des nachts so hatte frösteln lassen: Heute ist ja der 7. 7. 07! Der Tag, an dem wie verrückt und am Fließ-
band geheiratet wird. Vermutlich hatte ich bloß vom Traualtar geträumt. Wahrscheinlich sind diese Termine so beliebt, weil die Damen hoffen, dass wenigsten ihre Ehemänner den Hochzeitstag nicht vergessen und ihnen jedes Jahr fleißig Pralinchen und Blumen schenken werden. Irgendwer hat mal geschrieben, dass wer glaubt, dass Blumen und Pralinen heutzutage als Mitbringsel für Damen nicht mehr zeitgemäß sind, keine Ahnung von der holden Weiblichkeit hat. Da hatter Recht, der Mann.

Allerdings bin ich mir sicher, dass sich auch die Herren über Pralinen und Blumen mal freuen. Sie rennen nur nicht herum und rufen mit hoher Stimme: „Oh, die schönen Blüm-
chen! Da muss ich aber mal schnell eine hübsche Vase holen!“
Es sei denn, sie sind am 17.5. geboren, und dann auch längst nicht immer.

Sie fragen eher erstmal erstaunt: „Blumen? Für mich?“ Sogar, wenn sonst gar keiner da ist. Und dann muss man ihnen manchmal mit der Vase helfen. Aber freuen tun sie sich doch.

Und jetzt kommt der Geheimtipp des Tages an Diejenigen, die vielleicht demnächst Blu-
men an eine Liebste verschenken möchten, das wird nämlich oft falsch gemacht. Es ist eigentlich ganz einfach, den Eindruck eines Connaisseurs zu hinterlassen; man muss nur einmal aufmerksam hingeschaut haben. Denn was machen denn die Damen nach Erhalt der Sträußchen als erstes? Hm?

Überleg, überleg, überleg…
Neee, nicht die Vase holen. Vorher noch.

Na, sie stecken ihr Näschen rein, um mal zu gucken, ob die Blumen duften!
(Der Satz ist zwar Quatsch so, aber da bin ich jetzt mal großzügig.)

Wer’s also richtig und richtig gut machen will, lässt teure doofe rote Langstielrosen links liegen. Die sind weder schön noch duftend und sehen in der Vase linkisch aus. Beson-
ders mit noch so zwei Grashalmen dran. Lieber nach Duftrosen fragen! Die Damen im Laden sind ja nicht nur zum Stängelkürzen da. Es gibt auch noch Päonien, Maiglöck-
chen, Veilchen, Freesien, wattweißich!

Oder wenigstens Blumen wählen, die nicht stinken. Ist doch nicht schön, wenn sie da immer drauf guckt und denkt: „Ach, der Liebe… So schöne Blumen. Aber die stinken!“
Tulpen sind meiner Meinung nach eher was für die Tante. Und Topfblumen verschenkt man sowieso nicht, außer vielleicht zur Wohnungseinweihung. Aber in allen Fällen macht man das Papier vorher ab!

Das ging mir vorhin so durch den Kopf, als ich da so lag.
Gern geschehen. Wenn jemand noch Fragen hat: ich bin dann wieder auf dem Sofa…

Schönen Guten Morgen mit Frau Baum

Heute bin ich wieder besserer Dinge.
Als ich aufwachte, tat ich das aus einem sehr merkwürdigen Traum heraus (nee, keine Bange, den erzähle ich hier nicht. Die Träume der anderen sind selten spannend..), den ich mit noch geschlossenen Augen zu Ende zu denken versuchte.

Dann habe ich was sehrsehr Schönes gelesen, dann was sehr Schönes gehört…

Aber am Wichtigsten ist, dass mein Baum noch da ist, wo er gestern war.

Gegenüber meinem Haus wohnt nämlich eine alte Pappel.
Die ist locker 20 m hoch (ich kann vom 3.Stock aus noch an ihr hochschauen) und rauscht ganz wunderbar mit ihren Blättern. Es hausen auch kackfreche Elstern, knarzende Krähen und Misteln drin.

Aber seit „Kyrill“ im Januar da war, ist sie allein.
Ihre Schwester war nämlich unter furchtbarem Getöse zusammen gebrochen. Ich lag schon im Bett und wusste sofort, was passiert war. Mir wurde urplötzlich ganz kalt ums Herz und ich rief immerzu: „Nein! Oh, nein! Nein, verdammt!“
Und geheult habe ich auch, wie sie da so lag, wohl 100 Jahre alt (was die wohl so alles mitgekriegt hat).
Und dann kamen die Aasgeier mit ihren Fotohandys und „Aaaaal-ter!“-Rufen und kletterten drauf rum. Ich stand noch ganz lange am Fenster und konnte es nicht fassen. Am nächsten Morgen schlich ich mich ganz früh rüber und sammelte mir ein paar Zweige ein, die ich dann in eine Vase stellte, wo sie noch einmal austreiben und blühen konnten.
Das Zersägen der Leiche habe ich nur gehört und extra nicht hingeguckt.

Jedenfalls ist der zweite Baum noch da und bog sich gestern in den Sturmböen so gehörig durch, dass ich echt Angst drum hatte.
Ich glaube, wenn der auch noch fiele, würde ich glatt darüber nachdenken, hier weg zu ziehen. Der wunderbare Ausblick, den ich hier habe, ist einer der Gründe, warum ich schon bald 7 Jahre hier bin. So lange, wie sonst noch nirgends…

Jedenfalls. So ein Baum, der da seit so vielen Jahren steht (und heute Morgen eben auch noch), der kann mich ganz gut in den Tag schieben.

Und nachher geht’s dann auch noch mit Freundin T. in die kestnergesellschaft, wo wir uns das dritte Teilstück der „made in germany“-Ausstellung angucken wollen.

Gute Aussichten also.

Schokotorte und Versorgungsirrtum

Nach dem ich mir das gestrige präsidiale Kopfaua schön weggeschlafen habe, war ich heute Vormittag in der wundervollen Lage, eine feine Schokotorte herzustellen. Und nun, auf die Gefahr hin, als fies verunglimpft zu werden, hier ein Foto derselben:

 

Schokotorte

Zutaten: Fast reine Schokolade innen und außen. Schließlich trage ich meinen Namen nicht unbegründet. Das Vergnügen, dieses sahnige, etwas zartbittere Wunderwerk mit mir verspachteln, hat heute Nachmittag die liebe M., die grade erst von Sizilien wieder da ist.
Ich hatte sie ja gebeten, mir von dort ein leckeres Eis mitzubringen, mal sehen, ob sie Wort gehalten hat. Falls nicht, haben wir ja auch die Torte…

Gestern war ich aber noch einkaufen. Da, wo ich eigentlich immer einkaufe.

Und wie so oft saß an der Kasse dieser junge Mann, der fast seine gesamte Energie ins Lässigsein investiert.
Das heißt, er versucht, gleichzeitig die Waren besonders geschwind zu scannen, Sachen einzutippen, cool auszusehen, Kolleginnen wichtige Anweisungen zuzurufen, aufzupassen, dass seine Krawatte nicht verrutscht, Kundengespräche zu führen und Wechselgeld aus der Kasse zu zählen.
Einzelne Tätigkeiten müssen unter dieser Gleichzeitigkeit leiden, weswegen er immer wieder in Stocken kommt, und damit stets viel länger braucht als die Damen an den anderen Kassen, denen ihr Gutrüberkommen schnurz ist und die einfach ihren Job machen.
Energie einzusparen versucht er aber immerhin dadurch, dass er die Einkäufe nach dem Einscannen bzw. –tippen nur so 2 cm vom Scanner wegbewegt, so dass man irgendwie gezwungen ist, unter seinem Arm hindurch zu greifen, wenn man die Erdbeeren auch wirklich mit nach Hause nehmen will.

Gestern hielt er wieder mal plötzlich mittendrin mit der Eintipperei meiner Einkäufe inne, stutzte, guckte auf sein Display, tippte wieder was, guckte zufriedener und setzte dann das Kassieren fort. Ich bezahlte brav, und schaute dann mal auf den Kassenbon.

8Lieblinge

Man hätte mir also beinahe aus Versehen 8 Lieblinge in Rechnung gestellt…

Also mal abgesehen davon, dass ich zurzeit nicht mal einen Liebling habe, könnte ich mir derer achte auch gar nicht leisten! Weder psychisch, noch physisch, noch finanziell.
(Die Unterhaltung derselben! Die Anschaffung  hingegen schien mir günstig.)
Keine Ahnung, was der gute Mann sich dabei gedacht hatte…
Zum Glück hat er seinen Fehler ja noch rechtzeitig korrigiert.

Sollte ich aber demnächst dringenden Bedarf an Lieblingen entwickeln, weiß ja ich nun, wohin ich mich wenden muss… (wie beruhigend!)

Schiebe-Trieb

Gestern wäre mir fast die gute Laune wieder flöten gegangen.
Als ich auf dem Heimweg vom Einkaufen mit dem Rad aus dem Park herausbollerte, sah ich meines Erachtens auf der anderen Straßenseite eine mir bekannte Person, was mich reflexartig den Lenker herumreißen ließ, um eine andere Route zu nehmen. (Vom Gefühl her war ich grade in einen elektrischen Weidezaun gefahren.)
Bis ich dann zuhause war, regte ich mich über mich selber auf, weil ich schließlich schon mehr als zweimal erwachsen bin und solche Manöver meiner einfach nicht würdig.
Und außerdem bin ich mir nicht mal sicher, dass er’s war!
Wann krieg ich denn endlich die bisher fehlende, aber dringend benötigte Coolness?!?
(Andererseits war ich ja immer stolz darauf, eben nicht cool zu sein.)

Herrjeh, ich bin eine fürchterliche Gefühlstrine! Ich kann doch nicht aus meinem lieben Hannover wegziehen, weil so ein Mensch, dem ich die Bröckchen immer wieder so zäh abringen musste, mir nicht aus dem Körper will!* Vielleicht sollte ich mich exmatri exkommu exorzieren lassen.

*am liebsten würde ich jetzt hier hinschreiben, seitenlang, was mir alles durchs Haupt flippert, aber ich hatte mir vorgenommen, das hier nicht zu tun, weil das für Unbeteiligte einfach total…

Beim Einkaufen in einem großen Superladen (r*al in Linden) war mir mal wieder aufgefallen, dass dieser eine Laden wirklich besonders ist.
Zunächst mal ist es da immer voll. Immer. Auch am Dienstagmorgen um acht. Oder Mittwochabend um sieben. Mittags auch. Nur sonntags nicht. Anzunehmen.

Auch bei neutraler Betrachtung kann man sagen, dass hier die Kunden eine Spezialtechnik haben, mit den Schiebewägelchen umzugehen: Sie schieben sie in eine Richtung, gucken aber in die andere. Alle! Jeder. Echt.
Und wenn sie die Wägelchen abstellen, dann genau da, wo sie am störendsten wirken können. (Man darf die Wagen aber nicht anfassen, wenn man nicht Haue angeboten kriegen möchte.)
Die Einkäufer selber stellen sich dann irgendwo genau in die Mitte eines Regalgangs und verharren dort wie diese vergoldeten Pantomimen aus den Fußgängerzonen. Man möchte ihnen Geld geben, damit sie sich bewegen. Sie gucken dann vorwurfsvoll, als hätte man vor, eine Autobahntrasse durch ihr Wohnzimmer zu bauen.
Ich wäre aber fast mal gelyncht worden, weil ich mich aus Versehen mit 14 Teilen an eine Schnellkasse angestellt hatte, wo nur 12 Teile erlaubt sind.
Es ist wie absurdes Theater. Wenn man das mal verstanden hat, ist es sehr amüsant.
Deshalb fahr ich da immer hin.

Ich habe mir übrigens Frotteeschnitzel gekauft.
Das sind so vegetarische Dinger, die so flauschig und lieb aussehen, dass man sie aufs Bett setzen möchte. Schmecken aber ganz gut (mit Salat bei).

Abends habe ich vom Fernseher gelernt, dass es wohl sowas wie eine Wörteraussortierliste zu geben scheint (in der D*denredaktion?).
Als „abgelaufen“ angesehen werden, auf den 1. drei Plätzen: Kleinod. Blümerant. Dreikäsehoch.

Bei „blümerant“ wurde mir ebenso, benutze ich das doch ständig!
Darf ich das dann nicht mehr?
O.K., „Kleinod“ liest man eigentlich nur noch in tantigen Landschaftsbeschreibungen.
Und der „Dreikäsehoch“? Naja, erstmal beinhaltet das Wort meine Lieblingszahl und außerdem isses putzig. Den gebe ich nicht her. Der Dreikäsehoch ist doch der Bruder des I-Männchens. Oder gibt’s das auch schon nicht mehr?

 An 10. Stelle der Liste steht übrigens der „Schlüpfer“.
Ein wunderbares Wort, für dessen Erhalt ich mich allerstärkstens einsetzen werde! (Ich weiß, dass mich Freundin S. hier tatkräftig unterstützen wird, benutzt sie dieses niedliche Wort doch ständig. Auch gern in der „Schlüpper“-Variante. Sie hat mir auch das Wort „Strumpi“ beigebracht. „Hasse wieder schön Strumpi unter?! Wo die doch so aufträgt!“)

Und dann gab’s noch einen hübschen Verhörer.
Jemand erzählte was vom Schiebe-Trieb.

Bevor ich richtig überlegen konnte, wie der sich wohl äußert, rutschte der Groschen weiter und pingte dann: Ski-Betrieb.

Puh! Warm hier.

Mensch Kinners! Hossa. Ich hab‘ letzte Nacht tatsächlich einen richtig knusprigen Traum gehabt (nein, den werde ich hier jetzt NICHT schildern; – träumt Euch gefälligst selber was!). Ich hatte mir aber auch einen leckeren Gespielen zusammengereimt.
Musste schon ein bisschen grienen, als ich aufgewacht bin. Zumindest zeigt das doch: Miss T. weiß noch, wie. (Wenn’s auch zurzeit an der *hüstl* Umsetzung mangelt.)
So ein netter Herr wie der ausm Traum darf mir heute gern auch im Hellen begegnen.
Er soll aber bitte nicht so Sachen sagen, wie:

„Du bist eigentlich nicht mein Typ.“
„Wir können doch eine schöne „Freundschaft“ haben. So ab und zu.“
„Ich bin Maschinenbauer.“
„Wollnwer heiraten?“
„…Meine Freundin und ich führen aber eine offene Beziehung.“
„Bissu auch hier!?!“
„Was hast du gegen Marillion? (wahlweise: Genesis, Supertramp, Meatloaf, Gehmirweck!)“
„Kann ich dich nachher zurück rufen?“

Er darf aber gerne so Sachen sagen wie:

„Soll ich dir auch noch ein Bier mitbringen?“
„Erzähl‘ doch bitte noch mal diese Geschichte mir den Fahrrädern!“
„Die Buxe steht dir echt gut!“
„Komm mal in den Arm…“
„Ich hab’ dir eine Valrhona mitgebracht, weil ich in der Stadt an dich denken musste.“
„Wollen wir mit zwei Flaschen Rotwein schreiend durchen Wald laufen?“

Verdient hättichs. Ich wär‘ dann soweit…