Schiebe-Trieb

Gestern wäre mir fast die gute Laune wieder flöten gegangen.
Als ich auf dem Heimweg vom Einkaufen mit dem Rad aus dem Park herausbollerte, sah ich meines Erachtens auf der anderen Straßenseite eine mir bekannte Person, was mich reflexartig den Lenker herumreißen ließ, um eine andere Route zu nehmen. (Vom Gefühl her war ich grade in einen elektrischen Weidezaun gefahren.)
Bis ich dann zuhause war, regte ich mich über mich selber auf, weil ich schließlich schon mehr als zweimal erwachsen bin und solche Manöver meiner einfach nicht würdig.
Und außerdem bin ich mir nicht mal sicher, dass er’s war!
Wann krieg ich denn endlich die bisher fehlende, aber dringend benötigte Coolness?!?
(Andererseits war ich ja immer stolz darauf, eben nicht cool zu sein.)

Herrjeh, ich bin eine fürchterliche Gefühlstrine! Ich kann doch nicht aus meinem lieben Hannover wegziehen, weil so ein Mensch, dem ich die Bröckchen immer wieder so zäh abringen musste, mir nicht aus dem Körper will!* Vielleicht sollte ich mich exmatri exkommu exorzieren lassen.

*am liebsten würde ich jetzt hier hinschreiben, seitenlang, was mir alles durchs Haupt flippert, aber ich hatte mir vorgenommen, das hier nicht zu tun, weil das für Unbeteiligte einfach total…

Beim Einkaufen in einem großen Superladen (r*al in Linden) war mir mal wieder aufgefallen, dass dieser eine Laden wirklich besonders ist.
Zunächst mal ist es da immer voll. Immer. Auch am Dienstagmorgen um acht. Oder Mittwochabend um sieben. Mittags auch. Nur sonntags nicht. Anzunehmen.

Auch bei neutraler Betrachtung kann man sagen, dass hier die Kunden eine Spezialtechnik haben, mit den Schiebewägelchen umzugehen: Sie schieben sie in eine Richtung, gucken aber in die andere. Alle! Jeder. Echt.
Und wenn sie die Wägelchen abstellen, dann genau da, wo sie am störendsten wirken können. (Man darf die Wagen aber nicht anfassen, wenn man nicht Haue angeboten kriegen möchte.)
Die Einkäufer selber stellen sich dann irgendwo genau in die Mitte eines Regalgangs und verharren dort wie diese vergoldeten Pantomimen aus den Fußgängerzonen. Man möchte ihnen Geld geben, damit sie sich bewegen. Sie gucken dann vorwurfsvoll, als hätte man vor, eine Autobahntrasse durch ihr Wohnzimmer zu bauen.
Ich wäre aber fast mal gelyncht worden, weil ich mich aus Versehen mit 14 Teilen an eine Schnellkasse angestellt hatte, wo nur 12 Teile erlaubt sind.
Es ist wie absurdes Theater. Wenn man das mal verstanden hat, ist es sehr amüsant.
Deshalb fahr ich da immer hin.

Ich habe mir übrigens Frotteeschnitzel gekauft.
Das sind so vegetarische Dinger, die so flauschig und lieb aussehen, dass man sie aufs Bett setzen möchte. Schmecken aber ganz gut (mit Salat bei).

Abends habe ich vom Fernseher gelernt, dass es wohl sowas wie eine Wörteraussortierliste zu geben scheint (in der D*denredaktion?).
Als „abgelaufen“ angesehen werden, auf den 1. drei Plätzen: Kleinod. Blümerant. Dreikäsehoch.

Bei „blümerant“ wurde mir ebenso, benutze ich das doch ständig!
Darf ich das dann nicht mehr?
O.K., „Kleinod“ liest man eigentlich nur noch in tantigen Landschaftsbeschreibungen.
Und der „Dreikäsehoch“? Naja, erstmal beinhaltet das Wort meine Lieblingszahl und außerdem isses putzig. Den gebe ich nicht her. Der Dreikäsehoch ist doch der Bruder des I-Männchens. Oder gibt’s das auch schon nicht mehr?

 An 10. Stelle der Liste steht übrigens der „Schlüpfer“.
Ein wunderbares Wort, für dessen Erhalt ich mich allerstärkstens einsetzen werde! (Ich weiß, dass mich Freundin S. hier tatkräftig unterstützen wird, benutzt sie dieses niedliche Wort doch ständig. Auch gern in der „Schlüpper“-Variante. Sie hat mir auch das Wort „Strumpi“ beigebracht. „Hasse wieder schön Strumpi unter?! Wo die doch so aufträgt!“)

Und dann gab’s noch einen hübschen Verhörer.
Jemand erzählte was vom Schiebe-Trieb.

Bevor ich richtig überlegen konnte, wie der sich wohl äußert, rutschte der Groschen weiter und pingte dann: Ski-Betrieb.

Herr K. fragt was, Frau Theobromina hat Grübelsturz…

Ach, wie würde ich heute gerne was total Witziges, Lockeres hier hinschreiben.

Aber.

Sms gekriegt.
Will wissen, ob es mir besser geht.
Weiß keine Antwort, Traurigmacher.
Finde Schweigen aber kindisch und unhöflich.
Kann ihn nach wie vor weder sehen noch hören.
(Augen & Ohren sind aber in Ordnung.)

Der versteht das nicht. Egal was. Untersuchungen haben das ergeben.

„Ichfahredeinetwegenumwegezuckezusammenwenndireinerähnlichsiehterlebejedentag-
wasdasichdirerzählenmöchtevermissedeinkomischeslachenundanderesichhabedirdas-
allesschon1.000xerklärtundduverstehstesimmernochnichtdubistganzdoofherzballtsich-
dassollweggehenauaredenhatkeinensinnmehresistgarnichtdasWASsondernmehrdas-
WIEgewesenichdachtedubistauchirgendwiemeinfreundundichbrauchtedringendeinen-
freundunddanndas!dasgehtsonichtdaswarnichtrichtigichwilldichvergessenaberdu-
kannstjamanchmalanmichdenken“
passt nicht in eine sms.

Ich geh‘ mal weitergrübeln…

Bin morgen wieder da!

Hmmm, mal im Ernst…

Na, ich freue mich schon auf meine nächste Telefonrechnung, denn ich bin bestimmt die Letzte in Deutschland, die noch ein analoges Modem benutzt, um ins Netz zu kommen. Nix mit Flat und dicke Daten saugen! Immerhin schreib ich mein Zeug kurz vor und brauch‘ es dann nur noch hochjagen, aber man hält sich doch auch geraume Zeit hier auf…
Hab aber Schiss, mir eine DSL-Flat anzuschaffen. Dann sitze ich mir hier den Arsch platt; das geht schon aus ästhetischen Gründen nicht.

Ich möchte aber gerne hier soviel gucken und lesen! Menno.
Währenddessen klickern die kleinen ct-Stücke durch’s Kabel, ab durch die Wand und fallen bei so’nem T***kom-Bonzen irgendwann wieder aus der Wand raus in eine metallene Schublade. Das laute Klappergeriesel meiner Knete ist bestimmt dem Arsch sein Lebenselixier und überhaupt der Grund dafür, dass er morgens ins Büro fährt. Da freut der sich.

Und irgendwie bin ich immer unsicher, wie viel ich hier nun wirklich von mir erzählen soll. Denn bislang habe ich ja nur wenig zur jeweiligen Tagesform losgelassen. Und pässte das denn zusammen: Lustige Alltagsbeobachtungen und doofer Liebeskummer und z.B. Ämterstress?
Ich könnte doch gut einfach bei ersterem bleiben. Aber im richtigen Leben muss es ja auch irgendwie alles zusammen passen.
Und wie macht das denn, dass man in sowas wie der Öffentlichkeit schreibt und trotzdem dabei nicht an die Leser denkt? Ich glaub‘, das kann ich nicht, sonst wär‘ ich nicht hier.
Mögen die mich nur, wenn ich lustig bin? – Ich lass‘ mich scheiden!

Mich interessiert es ja auch, sagen wir mal: kaum, was Menschen, die mir wildfremd sind über ihren Herzschmerz oder ihre Herzabwesenheitvonschmerz (was ist denn eigentlich das Gegenteil von Schmerz?), also Verliebtheit so schreiben.
So wie man sich in der Gegenwart verliebter Paare oft langweilt, weil man sich so überflüssig fühlt.
Und so wie man sich gezwungen fühlt, Aufbauendes zu sagen, wenn jemand der Liebe wegen durchhängt. („Der hat dich gar nicht verdient.“ „Andere Mütter haben…“ „Der passte sowieso nicht zu dir.“ „Du kannst doch an jedem Finger Zehen haben!“)

Ich will auch nicht, dass das einer zu mir sagt! Doch, will ich wohl. Nee, donnich.

Dass Liebe toll ist und Nichtgegenliebe („Nichtgegen“ ist doch irgendwie doppelt, oder?) nicht so toll, weiß jeder und was jeder weiß, ist meistens echt langweilig.

Scheißegal. Ich werde Euch jetzt langweilen, dass Euch die Augen rausquellen!:

Er heißt K. und wir hatten vor längerer Zeit ein Techtelmechtel, das über ein paar Monate ging. „Ohne Verliebung!“ war die Ansage. Man weiß ja, was dann passiert: Einer hält sich nicht dran. In diesem Fall mal ich.
Da wir uns aber nun wirklich trotzdem nach wie vor sehr grün sind, bemühen wir uns jetzt schon jah-re-lang um einen Umgang, der funktioniert. Funktioniert aber nicht.
Ich liebe an dem rum, ohne Sinn und Verstand. Und er bemüht sich, mir das abzugewöhnen, ohne dass wir alles Verbindende abbrechen müssen. Kompliziert.
Das geht sooo laaangsaaam vorwärts, dass …chrrrr…

Jetzt hatter ’ne Freundin.
Damit habe ich schon lange gerechnet. Dafür hat’s echt lange gedauert.
Aber die Art und Weise, wie er mir das im Januar gesteckt hat, war nicht eben kreislauffördernd.
Stummes Entsetzen, Flucht nach Hause, dort in kürzester Zeit alles an Likör weggesippt was noch da war, dann 1 ½ stündiges Telefonat unter, na ja: Dings und Zähneklappern, seitdem Sendeschluß. Konsequent. Einzige Einschränkung: Wenn er in diesen Club geht (wo ich auch so gern…), schickt er mir ’ne sms, damit ich gewarnt bin. Darum hatte ich noch gebeten. Letzter Wille.
Das ist der Stand.
Meistens geht’s mir gut.

Herr K.

K. gesehen. Wir fuhren beide auf Rädern auf dieselbe Kreuzung zu, in entgegen gesetzter Richtung. Ich sah ihn schon von weitem, bog dann noch schnell vor der Kreuzung ab. Keine Ahnung, ob er mich gesehen hat.
Es gibt zwei Menschen, die ich nicht treffen will.
K. der eine, meine Mutter die andere (aber dit is ne anre Jeschischte…).

Jedenfalls: spontan wich mir vorübergehend sämtliche Kraft aus dem Körper. Gleichzeitig fühlte ich mich total kindisch. Das Treffen irgendwann ist ohnehin unvermeidbar. Er arbeitet nur zwei Straßen von meiner Wohnung entfernt, besucht gerne dieselben Clubs und Veranstaltungen wie ich.
Trotzdem schaffe ich es schon 4 Monate, ihm aus dem Weg zu gehen. Ich weiß, dass er gern mit mir sprechen würde über das, was im Januar passiert ist. Aber ich kann nicht. Und wozu auch? Ich habe ihm doch alles schon vorher so oft erklärt. Er ist immer voller Verständnis, ohne was zu verstehen. Dabei gibt es gar nicht mal so viel zu verstehen. Es wäre schon schön, wenn er so handeln würde wie er spricht.
Ich bin aber immer noch jedes Mal erstaunt, dass es nicht so ist. Und dass er das nicht merkt. Und jetzt will ich nicht mehr.
Mein Wunsch ist, dass er wieder aus Hannover wegzieht. Vor einiger Zeit sprach er öfter darüber. Aber jetzt hat er natürlich einen guten Grund, hier zu bleiben. Der Grund heißt F. Mein Vorname fängt anders an.

Als eben das Telefon klingelte, ging ich nicht gleich dran. Dachte: Womöglich isser das, weil er mich vorhin doch gesehen hat…
War aber meine Freundin T.
Was Besseres konnte mir jetzt gar nicht passieren.