Ärmelriegelpest und der Himbeerhund.

Seit ein paar Jahren (ungefähr) bekommt man keine schlichten Hemden und Blusen mehr. Solche, die einfach Ärmel haben. Es gibt fast nur noch welche, die merkwürdige Ärmelhochkrempelhilfen mit Haltelasche zum Festknöpfen haben. Weil ich die Fach- bezeichnung für diese Dinger nicht kenne, heißen sie bei mir Ärmelriegel, man könnte sie aber auch Krempelpest oder Deppenlaschen nennen (…weitere Vorschläge?). Ich weiß nicht, ob man die braucht. Meiner Erinnerung nach hat das Hochkrempeln von Ärmeln früher ohne Weiteres auch ohne Hilfslaschen funktioniert. – Ich kann es heute noch! Aber vielleicht ist der Anteil derer in der Bevölkerung gewachsen, die Unterstützung und ein Gefühl von Sicherheit (vor dem unerwartet plötzlichen Herabrollen des frischgekrempelten Ärmels) brauchen, – wer weiß es denn. Allerdings werden nachfolgende Generationen die Kunst des freien Krempelns so kaum noch erlernen und zu hilflosen Krempeldoofies erzogen. Schlimme Aussichten!

Und jetzt kommts: An Hosen sind die Dinger ebenfalls dran! (Vielleicht, damit man die Hosenbeine an dem Ärmeln festknöpfen kann.) Beim Einkaufen versuche ich jedenfalls, diese Riegelpest zu vermeiden, so gut es geht. Manchmal gehts aber nicht und kaufe ich doch mal ein Kleidungsstück mit, dann schneide ich die bescheuerten Laschen einfach ab, weil sie mich beim Bügeln jedesmal – naja – enervieren. Inzwischen habe ich bereits eine beachtliche, ansehnliche Sammlung alberner Stoffstreifen mit Knopfloch. Die schmeiße ich nämlich nicht weg, sondern in ein Nähkörbchen, weil ich immer denke, vielleicht kann man sie doch eines Tages mal in etwas Nützliches umwandeln. Ärmelriegelprotestarmbändchen oder so.

Vielleicht sind aber auch gar nicht so viele Leute krempeleingeschränkt, wie ich glaube, sondern wollen bloß so genannte „modische Details“, kann auch sein. Was für ein Detail, egal, hauptsache eins dran! Baumeln, riegeln, glitzern muss es! Zusatznutzen, Zusatznutzen! Mehrwert! Mehrwert! Hoffentlich hört das irgendwann mal wieder auf…

Und was hat das jetzt mit einem Himbeerhund zu tun?
Och, eigentlich gar nichts.

In der Nacht zu Freitag habe ich bloß von einem Pudel geträumt, dessen Fell aus Himbeeren und Tortenguss bestand. Er roch sehr gut und erzählte mir, dass neulich eine ältere Dame etwas kompliziert mit dem Ellenbogen in seinem Ohr stecken geblieben war, nachdem sie sich ein Weilchen zum Klönen auf ihn gestützt hatte. Es dauerte dann wohl etwas, und es mussten mehrere Leute mit anfassen und ziehen, bis Hundeohr und Ellenbogen wieder frei waren. Der Hund erzählte diese Begebenheit nicht ohne ein gewisses Amüsemang und schmunzelte vor sich hin…

Ich finde immer noch, das ist ein sehr hübscher Traum, und es wäre doch eigentlich schade gewesen, wenn ich ihn nicht noch schnell hätte erzählen können.

Sam und ich und die Schützen

Heute in den frühen Morgenstunden bewegte ich mich quasi schrittweise durch den Halb-
schlaf. Schrittweise deswegen, weil ich immer wieder von diffusem Lärm geweckt wurde. Zwischendrin träumte ich in Etappen von einem unbekannten Anrufer, der mir erzählte, dass Sam Earlyman, inzwischen sehr alt und auch leider erblindet, sich meiner erinnert hätte, und er wolle mir etwas Wichtiges hinterlassen. Mir kam zwar der Name bekannt vor, aber ich kam nicht drauf, woher, was mich ganz verrückt machte. Der Anrufer sagte dann aber auch noch, dass der gute alte Sam schon ziemlich verwirrt sei, weswegen es sich bei der „wichtigen Hinterlassenschaft“ durchaus um eine Apfelsine oder sowas han-
deln könne.

Als ich endlich richtig wach wurde, konnte ich mir diesen Traum so gar nicht erklären, wusste aber immerhin, was mich da immer wieder geweckt hatte: Hier in Hannover findet nämlich seit vorgestern das „größte Schützenfest der Welt“ statt, und die Vereine gehen mit ihren Kapellen und Spielmannszügen los und sammeln noch mitten in der Nacht ihre Mitglieder ein, um dann ab vormittags am großen Schützenausmarsch teilzunehmen, der sich immer am ersten Sonntag stundenlang mit Radau durch die Innenstadt zieht. Offen-
bar wohnen in meinem Viertel einige Schützen, die aus dem Bett getrötet und gequerflötet werden mussten.

Jetzt muss ich zugeben, dass ich auch mal an so einem Ausmarsch teilgenommen habe, aber das ist schon 17 Jahre her und gilt somit auch nicht mehr richtig. Außerdem war das beruflich. Ich arbeitete damals gerade in der Markthalle, wo ich französische Feinkost verkaufte. Die Halle hatte in jenem Jahr 100-Jähriges und unser Chef bestand darauf, am Festzug teilzunehmen. Dazu ernannte er einfach eine Mitarbeiterin zur „Champagner-
königin“ und schnallte sie oben auf dem Firmenwagen fest, von wo sie dann stundenlang herunterwinken musste, die Arme.

Ich gehörte mit einigen Kollegen zum „Fußvolk“, unsere Aufgabe war es, den jubelnden Zuschauern in den Straßen unsere Strohhütchen entgegen zu schwenken und Becher-
chen mit Sekt zu verteilen. Aber denkste! Weder – noch… Soweit ich mich erinnere, schenkten wir uns hauptsächlich gegenseitig aus den dicken Pullen nach und für die Zuschauer blieb irgendwie weniger als gedacht. Zum Hütchenschwenken hatten wir jedenfalls keine Hände frei.

Wie wir dann auf dem Schützenplatz angekommen sind, weiß ich gar nicht mehr, aber existierten Fotos davon, wie wir dort versuchten, „Lüttje Lage“ zu trinken. „Lüttje Lagen“ sind eine regionale Spezialität, die sozusagen in Einzelteilen auf den Tresen kommt. Man bekommt ein kleines Glas mit Dunkelbier und ein noch kleineres mit Hochprozentigem. Dann nimmt man beide in die rechte Hand und kippt ganz vorsichtig so, dass zuerst der Schnappes in das Bier und anschließend das Schnapsbier in den Durstigen fließt. Diesen komplizierten Vorgang nennt man „Kaskadentrinken“, und dabei geht immer mal was da-
neben, deshalb ist auch immer ziemliches Hallo in der Bude. Wer mag, bekommt ein Papierlätzchen umgebunden, was besonders an den Schützen mit ihren reich bebam-
melten und dekorierten Fantasie-Uniformen ziemlich albern aussieht.

Eigentlich hätte ich nicht übel Lust, das mal wieder auszuprobieren! Na, nächste Woche bekomme ich lieben Besuch, den zerre ich dann einfach in so ein Festzelt und nötige ihn, mit mir Lagen zu verschnabulieren. Belibt nur zu hoffen, dass er mich auch rechtzeitig wieder hinaus geleitet, bevor ich da womöglich anfange, die „Internationale“ zu singen oder den DJ frage, ob er nicht mal Led Zeppelin auflegen kann.

Eventuell wäre es hilfreich, vorher ein paar Futterbuden abzuklappern, was für mich ja der eigentliche Grund für den Besuch eines Rummels ist. – Waffelbruch! – Gebackener Blu-
menkohl! – Erdbeeren in Schokolade! – Pommes! Ach so, und freitags Feuerwerk.

Heute jedoch zieht es mich woanders hin: Auf dem Lindener Berg findet gleich ein lustig-
es Seifenkistenrennen statt, bei dem sich ein guter Bekannter von mir in einer alten, aber frisch aufgemotzten Kiste den Berg hinunterstürzen wird. Ich werde versuchen, halbwegs anständige Fotos davon zu machen. Beim letzten Mal waren nur bunte Streifen auf den Bildern und ich musste dann immer erklären, was das sein soll…

– Ach, und übrigens habe ich diesen Text zweimal geschrieben, weil mir vorhin der alte Monitor meines PCs endgültig abgeraucht ist, als ich gerade mit der ersten Fassung fertig war. Aber zum Glück habe ich ja noch meinen Laptop, auf dem ich noch mal alles neu schreiben konnte. Und ich weiß jetzt natürlich auch, wer der „alte, erblindete Sam Early-
man“ ist. Ich wusste nur nicht, dass ich meinem Monitor mal irgendwann einen Namen gegeben hatte.

Nun bin ich eigentlich nur noch neugierig, wo er denn die Apfelsine für mich deponiert hat.

Nachtsicht & Ausblicke

Ich träum’ vielleicht in letzter Zeit ein wildes Zeug! Morgens wache ich auf und kratz’ mich erstmal am Kopf. Was da so alles drin ist… Aber ich bin froh, dass ich wieder träume, denn im Sommer hatte das mal für ein paar Monate ausgesetzt und das fand ich noch befremdlicher. Nein, – was ich geträumt habe, erzähle ich nicht. Es gibt ja wohl nichts Stinklangweiligeres, als anderer Leut’s Träume erzählt zu bekommen! Es sei denn, man kennt den Erzähler sehr gut, oder der Traum ist sehr witzig und gut erzählt.

Freundin T. und ich haben uns, als wir uns noch täglich sahen, oft Träume erzählt und gegenseitige Analysen versucht. Damals träumte sie immer wieder von rotweißen Bussen oder Schiffen, die sie fast über den Haufen fuhren. Wir wissen bis heute nicht, was das bedeutet und es ist ihr zum Glück auch nie passiert. Deswegen hat sie dann wohl auch aufgehört, davon zu träumen. „Hat ja doch keinen Zweck“, wird sich ihr Unterbewusstsein gedacht haben, „die kriegen das ja doch nicht raus.“

Ich hingegen habe zu jener Zeit immer wieder geträumt, dass ich irgendwo alleine herum-
stehe und es kommt ein Mann, der gar nichts sagt und mich einfach ganz ruhig umarmt. Meistens bin ich dann aufgewacht und mit diesem Umarmungsgefühl den halben Tag herum gelaufen. Das war gar nicht mal schlecht und ich konnte das damals richtig gut gebrauchen. Netterweise ist mir das seither auch gelegentlich mal im Wachzustand passiert. Wie gesagt: gar nicht mal schlecht, kann man immer gut gebrauchen…

Nun habe ich ja doch von Träumen erzählt!

O.K., also was Anderes.
Vorgestern war Freundin M. mit ihrer Lütten hier. Sie sollte ja auch noch diese bunten Dinger aus Holland kriegen (s. weiter u.). Ich glaube, sie hat sich beim Anblick etwas erschrocken. Leider sind die „Kinder-Petitfours“ auch gar nicht aus Marzipan, sondern aus einer merkwürdig schmeckenden Baisermasse. Die kleine Matilda hat eins davon immer wieder in den Mund gesteckt und dann mit verwirrtem Geschichtsausdruck wieder heraus-
gezogen. Auf den Tisch damit. Ein paar Sekunden später wieder das gleiche Spiel. So zehnmal vielleicht. Zumindest hat sie nun gelernt: Was lecker aussieht, kann durchaus, na ja ich will nicht sagen unlecker, aber doch zumindest ganz schön anders schmecken. M. und ich haben gleichzeitig überlegt, ob man da nicht einfach Magnete auf die Rücksei-
ten kleben kann, um sie an den Kühlschrank zu pappen. Vielleicht isst A. (M.s Mann) sie auch auf, – das wäre zu freundlich.

Ganz nebenbei erzählte mir Freundin M. von der neuen Wohnung, in die sie Anfang April umziehen werden. Jetzt wohnen sie noch schräg gegenüber, im selben Haus wie Freund M., aber bald dann auf der anderen Seite der Innenstadt, in der List. Sie haben guten Grund, eine größere Wohnung zu nehmen, denn sie werden ab Sommer mehr Platz für Nachwuchs brauchen. Natürlich freue ich mich für sehr sie, aber die spontanen Besuche auf einen Tee werden doch wahrscheinlich seltener werden…

Auch Freund M. ist nicht gerade begeistert. So halten wir jetzt hier die Stellung „im Dorf“. Na, vielleicht findet sich ja jemand im Freundeskreis, der die Wohnung übernehmen will. Eigentlich ist das nämlich schon so eine, die man über’s Hörensagen findet. Vor zwei Jahren hätte ich noch ganz laut „HIER!“ gerufen, aber dann wurde mir hier ein neues Bad in die Wohnung gebaut, und jetzt müssten sie mich schon mit den Füßen voran hier raus-
tragen. Am besten in der Badewanne. Naja, sie müssten die Wanne dann mal auf die Seite kippen, um durch die Tür zu kommen, denn das ist so ein großes, viertelkreisför-
miges Modell, und ich würde wahrscheinlich auch raus rutschen, aber davon merk’ ich dann ja nix mehr. Wenn sie mich nur hinterher wieder reinlegen.

Aber damit ich wenigstens vorher noch ein bisschen was sehen kann, werde ich mal gleich beim Optiker anrufen, ob meine neue Brille fertig ist. Eigentlich war sie schon letzte Woche soweit, aber als ich sie dann dort aufsetzte, „schwamm“ mir so merkwürdig der Blick. Das Brillenfrollein meinte erstmal ganz überzeugt, das könne ja an der anderen Form der Gläser liegen. Meine beiden älteren Brillen haben breitere, aber nicht so hohe Gläser, sind fast rechteckig. Sie sehen aber durch die starken Rahmen etwas streng aus. Vor zwei Jahren fand’ ich das ganz stylish, wie man ja immer so schön sagt. Was haben wir eigentlich gesagt, bevor wir stylish hatten? Modisch klingt ja wohl wie Frisierkommode. Außerdem war das Strenge zu dieser Zeit ganz gut, weil ich beruflich immerzu mit reni-
tenten Handwerkern zu tun hatte, die spurten dann irgendwie besser. Wirklich wahr!

Allerdings ist es nicht immer von Vorteil, streng zu wirken. Zum Beispiel, wenn der Umarmungsmann aus dem Traum auftaucht und dann sagt: „Nimm’ doch erstmal die Brille ab!“

Wo war ich? Achso, der schwimmende Blick. „Nee“, dachte ich und sagte sogar laut: „das kann nicht an der anderen Form liegen. Und die Sehstärke hat sich auch nicht geän-
dert. Ihre Kollegin hatte das doch extra noch mal durchgemessen!“ Also verschwand die Brille mit der Optikerin in einem Kämmerchen. Wahrscheinlich haben sie dort irgendwas besprochen, denn als sie wiederkamen, sagte das Frollein: „Jetzt weiß ich, was es ist: Die Kollegin hat auf dem Formular was falsch ausgefüllt. Es sind aus Versehen beide Gläser auf -1,75 Dioptrien geschliffen worden.“ Jetzt muss man wissen, dass ich zwar links kurzsichtig bin, dafür rechts kein bisschen. Rechts sehe ich zwar nur unter 15%, das dafür aber scharf. Das weiter zu erklären, würde jetzt zu weit führen. Es stört mich jedenfalls nicht, weil’s schon immer so war, und man sieht es mir auch nicht an. Bis eben auf die Brillen, die ich seit ein paar Jahren trage. Da kann man natürlich schon auf die Idee kommen, ich sei eventuell kurzsichtig. Aber eben nur links.

Jedenfalls setzte ich die Brille noch mal auf, kniff diesmal das rechte Auge zu und alles war prima! Aber so kann ich natürlich nicht rumlaufen, wie sieht das denn aus…

Also habe ich das neue Gerät noch ein wenig in der Obhut der Brillenmeisterinnung gelassen, damit sie mir da ein schönes Fensterglas rechts reinfummelt. So schwer kann das ja eigentlich nicht sein. Mal gucken.

Fremdkörpererkennung

Jungejunge, heute war ich schon um fünf Uhr wach und eigentlich ganz gut beieinander. Ich hätte mal gleich Tee kochen und vielleicht noch was lesen sollen. Stattdessen nickerte ich noch mal weg und wachte zwei Stunden später völlig zerknüdelt wieder auf.
Dabei weiß das doch jeder, dass man das nicht machen soll.
Ich hatte sogar einen fiesen Traum über einen, der mir ein gegrilltes, tropfendes Steak auf meine Tastatur gelegt hatte, als ich gerade bloggen wollte (statt „gerade“ hatte ich eben „gerda“ getippt. Wer, um Himmels Willen, ist denn jetzt Gerda?). Der Rechner war in die Außenwand eines Hauses eingebaut und man musste die Tastatur herausziehen. Dabei stand ein Stuhl auf dem Bürgersteig, denn der Monitor war so ungefähr auf Hüfthöhe angebracht. Und geregnet hat es auch noch. Ich war total sauer. Kein schönes Zweitaufwachen, wenn man wutgeladen aus einem Traum kommt und sich dann aber erstmal eine halbe Stunde irgendwie breiig fühlt.
Jetzt geht’s aber wieder.

Und als ich eben meinen Blog betrat, sah ich, dass der Gockel heute eine Anzeige hier geparkt hat, die sich mit „Fremdkörpererkennung“ befasst. Es gibt da wohl extra Maschinchen, die das freundlicherweise übernehmen. Also, ich hatte bisher nie Probleme, fremde Körper auch ohne technische Mithilfe als solche auszumachen. Sogar in dämmrigen Partyschuppen, kurz bevor das Bier alle ist.

Oder geht es hier um’s „Erkennen“ im biblischen Sinne?
Da gibt’s Maschinen für? Was für eine Vorst…, – nee, das stell’ ich mir nicht vor! Ich bin ja froh, dass es diese Ganzkörper-Cybersex-Anzüge immer noch nicht für ’nen Zehner an jeder Ecke zu kaufen gibt! Also, hoffentlich bin ich nicht in der Nähe, wenn jemand seine Fremdkörpererkennungsapparatur anschmeißt.

In diesem Zusammenhang fällt mir jetzt noch ein, dass man ja bei der Polizei manchmal „erkennungsdienstlich behandelt“ werden muss. Also, was macht denn eigentlich ein solcher Beamter im Erkennungsdienst? Gut, dass ich eine so überaus redliche Bürgerin bin. Dabei werde ich vorsorglich auch bleiben.

Also, das sind ja Gedanken am frühen Morgen! Wäre ich mal um fünf aufgestanden!

Küchensofagedanken am Morgen (Teil 1) – Blumen schenken

Heute Nacht bin ich um zwei aufgewacht, weil ich wirre Träume hatte und außerdem fror wie eine Schneiderin. Also bin ich im Halbschlaf umhergetappt, um mir noch eine Decke aus dem Wohnzimmer zu holen, wobei ich dachte: „Decke holn… im Juli!… brmbl…“
Dann bin ich zum Glück wieder eingeschlafen.

TheobrominenfuesseHeute Morgen dann, als ich auf dem Küchen-
sofa lag und meinen ersten Tee trank, wurde mir allerdings klar, was mich des nachts so hatte frösteln lassen: Heute ist ja der 7. 7. 07! Der Tag, an dem wie verrückt und am Fließ-
band geheiratet wird. Vermutlich hatte ich bloß vom Traualtar geträumt. Wahrscheinlich sind diese Termine so beliebt, weil die Damen hoffen, dass wenigsten ihre Ehemänner den Hochzeitstag nicht vergessen und ihnen jedes Jahr fleißig Pralinchen und Blumen schenken werden. Irgendwer hat mal geschrieben, dass wer glaubt, dass Blumen und Pralinen heutzutage als Mitbringsel für Damen nicht mehr zeitgemäß sind, keine Ahnung von der holden Weiblichkeit hat. Da hatter Recht, der Mann.

Allerdings bin ich mir sicher, dass sich auch die Herren über Pralinen und Blumen mal freuen. Sie rennen nur nicht herum und rufen mit hoher Stimme: „Oh, die schönen Blüm-
chen! Da muss ich aber mal schnell eine hübsche Vase holen!“
Es sei denn, sie sind am 17.5. geboren, und dann auch längst nicht immer.

Sie fragen eher erstmal erstaunt: „Blumen? Für mich?“ Sogar, wenn sonst gar keiner da ist. Und dann muss man ihnen manchmal mit der Vase helfen. Aber freuen tun sie sich doch.

Und jetzt kommt der Geheimtipp des Tages an Diejenigen, die vielleicht demnächst Blu-
men an eine Liebste verschenken möchten, das wird nämlich oft falsch gemacht. Es ist eigentlich ganz einfach, den Eindruck eines Connaisseurs zu hinterlassen; man muss nur einmal aufmerksam hingeschaut haben. Denn was machen denn die Damen nach Erhalt der Sträußchen als erstes? Hm?

Überleg, überleg, überleg…
Neee, nicht die Vase holen. Vorher noch.

Na, sie stecken ihr Näschen rein, um mal zu gucken, ob die Blumen duften!
(Der Satz ist zwar Quatsch so, aber da bin ich jetzt mal großzügig.)

Wer’s also richtig und richtig gut machen will, lässt teure doofe rote Langstielrosen links liegen. Die sind weder schön noch duftend und sehen in der Vase linkisch aus. Beson-
ders mit noch so zwei Grashalmen dran. Lieber nach Duftrosen fragen! Die Damen im Laden sind ja nicht nur zum Stängelkürzen da. Es gibt auch noch Päonien, Maiglöck-
chen, Veilchen, Freesien, wattweißich!

Oder wenigstens Blumen wählen, die nicht stinken. Ist doch nicht schön, wenn sie da immer drauf guckt und denkt: „Ach, der Liebe… So schöne Blumen. Aber die stinken!“
Tulpen sind meiner Meinung nach eher was für die Tante. Und Topfblumen verschenkt man sowieso nicht, außer vielleicht zur Wohnungseinweihung. Aber in allen Fällen macht man das Papier vorher ab!

Das ging mir vorhin so durch den Kopf, als ich da so lag.
Gern geschehen. Wenn jemand noch Fragen hat: ich bin dann wieder auf dem Sofa…

Schönen Guten Morgen mit Frau Baum

Heute bin ich wieder besserer Dinge.
Als ich aufwachte, tat ich das aus einem sehr merkwürdigen Traum heraus (nee, keine Bange, den erzähle ich hier nicht. Die Träume der anderen sind selten spannend..), den ich mit noch geschlossenen Augen zu Ende zu denken versuchte.

Dann habe ich was sehrsehr Schönes gelesen, dann was sehr Schönes gehört…

Aber am Wichtigsten ist, dass mein Baum noch da ist, wo er gestern war.

Gegenüber meinem Haus wohnt nämlich eine alte Pappel.
Die ist locker 20 m hoch (ich kann vom 3.Stock aus noch an ihr hochschauen) und rauscht ganz wunderbar mit ihren Blättern. Es hausen auch kackfreche Elstern, knarzende Krähen und Misteln drin.

Aber seit „Kyrill“ im Januar da war, ist sie allein.
Ihre Schwester war nämlich unter furchtbarem Getöse zusammen gebrochen. Ich lag schon im Bett und wusste sofort, was passiert war. Mir wurde urplötzlich ganz kalt ums Herz und ich rief immerzu: „Nein! Oh, nein! Nein, verdammt!“
Und geheult habe ich auch, wie sie da so lag, wohl 100 Jahre alt (was die wohl so alles mitgekriegt hat).
Und dann kamen die Aasgeier mit ihren Fotohandys und „Aaaaal-ter!“-Rufen und kletterten drauf rum. Ich stand noch ganz lange am Fenster und konnte es nicht fassen. Am nächsten Morgen schlich ich mich ganz früh rüber und sammelte mir ein paar Zweige ein, die ich dann in eine Vase stellte, wo sie noch einmal austreiben und blühen konnten.
Das Zersägen der Leiche habe ich nur gehört und extra nicht hingeguckt.

Jedenfalls ist der zweite Baum noch da und bog sich gestern in den Sturmböen so gehörig durch, dass ich echt Angst drum hatte.
Ich glaube, wenn der auch noch fiele, würde ich glatt darüber nachdenken, hier weg zu ziehen. Der wunderbare Ausblick, den ich hier habe, ist einer der Gründe, warum ich schon bald 7 Jahre hier bin. So lange, wie sonst noch nirgends…

Jedenfalls. So ein Baum, der da seit so vielen Jahren steht (und heute Morgen eben auch noch), der kann mich ganz gut in den Tag schieben.

Und nachher geht’s dann auch noch mit Freundin T. in die kestnergesellschaft, wo wir uns das dritte Teilstück der „made in germany“-Ausstellung angucken wollen.

Gute Aussichten also.

Totgehen & die Folgen

Sollte tatsächlich letzte Nacht im Traum erschossen werden!!!
Aber noch nicht gleich. Und damit ich nicht abhaue, wurde ich erstmal mit der linken Handfläche an die Wand genietet (ich sach nur: Jesus!). Vorher durfte ich noch auf’s Klo.
Ich hatte natürlich ordentlich Angst und sagte mir immer wieder: „Ich darf mich nicht fürchten. Die Furcht lähmt das Bewusstsein…- Verdammt, wie ging’s nochmal weiter!?!“ Mir fiel der Rest (aus Dune) nicht auf Anhieb ein. Ging dann aber auch so…
Positiver Effekt solcher Träume ist, dass man sich echt total über’s Aufwachen freut!

Da fällt mir ein, was Freund M. mal über Evil Knievel und seinen letzten Stunt gesagt hat: „Er war nicht tot, aber danach hatter irgendwie nix mehr gemacht.“

Wenn mir langweilig ist, beschäftige ich mich manchmal mit der Frage, was mal auf meinem Grabstein stehen soll.
Im Moment bin ich bei: Ich hab’s ja gewusst!