Also, der Mann. Mir tut der irgendwie leid. Schon seit Tagen. Man muss sich ja bloß mal die ganze Abstrampel-Geschichte angucken: Erst dauert es Dekaden, bis er endlich Minipräsident werden kann (und es klappt auch erst, als der Schröder sich von hier aus auf Bundesebene verzieht und eine Lücke hinterlässt, die für ihn schmal genug ist), dann kriegt er den Absprung zur Bundespolitik nicht so richtig, obwohl Muddi ihn überall anpreist wie Sauerbier, dann wird er sogar überraschend, aber ungeliebt Bundespräsident im zweiten Anlauf… – Und noch immer zeigt niemand den Respekt, den er sich so wünscht! Die verstehen ihn alle einfach nicht!
Ganz im Gegenteil. Bei erster Gelegenheit stolpert er zur Hintertür schon wieder raus, kaum, dass er vorne reingeeiert war. War alles ein Nümmerchen zu groß. Und eben ist das passiert, da kübelt seine Tätowierte noch ein Eimerchen Doofdreck hinterher, indem sie Eheprobleme auf ewig zwischen Buchdeckeln festhält und u.a. alle wissen lässt, was völlig offensichtlich ist. Nämlich, dass der Mann keine „Ecken und Kanten“ habe. Soso. Nuja. Und deswegen lässt sie ihn nun mit seiner neuen Brille allein. Ich find ja sowieso, die steht ihm viel besser als die Frau.
Bisher hatte ich ja für Herrn Wulff kein einziges freundliches Wort übrig, fand immer schon ihn lächerlich-schwiegersohnig-farblos, und gewählt habe ihn selbstverständlich auch nie, diesen quakenden Polokragen, den. Möcht‘ auch gar nichts Genaueres wissen über niedersächsische Verfilzungen und so, da wird’s schon genug schwache Momente gegeben haben. Die kommen dann ja demnächst alle noch zum Vorschein, nehme ich an.
Aber was er jetzt so alles an Rundum-Häme über berufliches und privates Versagen einstecken muss, das gönne ich Keinem. Gab’s nicht mal so was wie Boxerehre?: Einen, der schon am Boden liegt, den tritt man nicht? Ich find das irgendwie alles ein bisschen zu viel. Und deshalb ist jetzt was eingetreten, was ich nie-im-Leben! gedacht hätte: Wenn ich den Mann im Fernseher seh‘, dann denke ich tatsächlich: Lasst den doch in Ruhe, der kann donnich mehr…