Tout doucement

An diesem Wochenende lass’ ich’s mir gut gehen. Eben bin ich in zarter Laune durch den Frühlingsregen spaziert, war auf dem Markt und habe mir Spargel, neue Kartoffeln, Erd-
beeren und ein hübsches Sträußchen Pfingstrosen gegönnt. Letzteres hält hoffentlich etwas länger, der Rest reicht wohl für zwei Tage, liegt jetzt artig versammelt in der Küche und harrt der sorgfältigen Zubereitung.

Schon am vergangenen Wochenende habe ich Spargel und die ersten Erdbeeren des Jah-
res genossen. Scheel guckend lasse ich nämlich spanische und marokkanische Früchte wochenlang links liegen und freue mich auf die hiesigen, weil nur sie so schmecken, wie sie eben schmecken. Wenn ich sie dann probiere, ist es für mich immer ein ganz seliger Moment. Ganz besonders in diesem Jahr, denn ich saß mit einem mir nahen Menschen in der Sonne, vor mir einen leckeren Milchcafé und in der Tüte neben dem Stuhl die frische Beute vom Markt. Leute zogen vorbei, ein leiser Wind wehte und von gegenüber hörte man den eifrigen Spargelverkäufer rufen.

Und weil ich partout nicht bis zuhause warten konnte, stibitzte ich uns schon mal eine Beere aus der Tüte… Ich muss schon sagen: nur selten hat mir eine halbe Beere so gut gemundet.

Ohrenkuss

„Rehe, das ist eine Seele mit vier Beinen und haben einen großen Hals und einen großen Kopf.“ (Tobias Wolf)

Diesen ganz wunderbaren Satz und noch viele weitere findet man auf der Webseite des Magazins „Ohrenkuss“. ohrenkuss_titel_heft20

Ich hatte von diesem Projekt schon vor einigen Jahren mal gelesen, damals öfter dort ge-
stöbert und dann, wie das eben manchmal so ist, rutschte es mir in den weniger aktiven Be-
reich des Hinterkopfes.

Bis neulich: ich lag so auf dem Sofa, und da war mittenmal ein Bericht darüber im Fernsehen, der mich glücklicherweise wie-
der daran erinnerte. – Und was ist denn nun ein „Ohrenkuss“?

Den hat jeder schon erlebt:

Man hört und sieht ganz vieles – das meiste davon geht zum einen Ohr hinein und sofort zum anderen Ohr wieder hinaus.

Aber manches ist auch wichtig und bleibt im Kopf – das ist dann ein Ohrenkuss.

Einen Ohrenkuss gibt es alle sechs Monate.

Und zwar seit inzwischen zehn Jahren als wunderbar gestaltetes Heft, das man über ein Abo beziehen kann. Auch auf der Webseite findet man einen großen Teil der Texte und ruckzuck ist beim Stöbern ein Stündchen vergangen, weil man sich mit Lust verspaziert hat.

Wer sind die Macher vom Ohrenkuss?

Mehr als 20 Personen machen beim Ohrenkuss-Team in Bonn mit:

Zwölf Personen mit Down-Syndrom schreiben die Texte.
Drei Personen begleiten die Menschen mit Down-Syndrom.
Drei Personen kümmern sich um das Geld und um das Verschicken der Hefte.
Mehrere Leute fotografieren für den Ohrenkuss.
Eine Person gestaltet den Ohrenkuss.
Eine Person macht das Stimm- und Kommunikationstraining.
Im Moment arbeiten mindestens vier Menschen an der Internet-Seite des Ohrenkuss.
Und fast vierzig Personen mit Down-Syndrom, die nicht in Bonn leben, schreiben Texte für den Ohrenkuss.

Das aktuelle Impressum findet sich übrigens hier.

Damit ist ja eigentlich alles erklärt?

Nee, da sollte man schon mal selber gucken! Ich sitze jetzt selbst wieder immer mal total durchgerührt vor dieser Webseite, und möchte Euch das ebenfalls ganz nah ans Herz legen. Die Texte sind kraftvoll, bildreich, überraschend, bewegend und witzig. Die Autoren schreiben sie entweder direkt selbst oder diktieren sie einem Assistenten. Es wird nicht korrigiert oder sonstwie drüber gefahren, nur in Form gebracht.

Jedes Heft behandelt ein Thema, und zwar von allen Seiten (zurzeit geht’s um das „Aben-
teuer Liebe“, aber ich empfehle unbedingt, auch mal ins Archiv zu schauen. Den Satz über Rehe findet man z.B. im Heft „Tiere“), die Fotos sind super und man sieht eigentlich schon auf den ersten Blick, wie viel Herzblut und Können im ganzen Projekt steckt. Und dann liest man sich fest…

Und hier noch ein paar Kostproben, bevor Ihr dort selber mal entdecken geht:

(Aus dem aktuellen Heft: „Abenteuer Liebe“ 20/2008):

Wie es ist

Kuscheln, streicheln und einen Freund.
Liebhaben ist schön, aber auch anstrengend.
Das ist so.

Mirco Kuball

Ich liebe Dich

Ich scheinken dir ein Herz mit Blumenstrauß
mit einen vogel über die Liebe ich will dich wieder sehen
ich will mit dir verabreden
ich will mit dir zusammen sein
ich will wieder mit dir einkaufen
ich will wieder liebe.
Viele Grüße für von Mädchen.
Ich liebe dich.

Verena Günnel

(Aus dem Heft „Tiere“ 12/2004):

Der Hahn krähte wie ein Berserker

Als die von dem großen trip von Bremen / es doch nicht klappte und schon dann schon schliefen erstmal / aber als einer von den Räuber kam und / und das feuer legen wollte / sprang auf ihm und spie und kratzte in seinem Gesicht / und dann der hund biss ihn dolle / so das er aufschrie / und irgentwie dann der Esel der ihm in den hintern vollekanne eins so richtig volle tritt / und dann der han der sehr laut krähte wie ein berserker / und der Räuber suchte sich das weite und dann schliefen sie weiter.

(Kaylynn)

Fürsiche an und pfirsich.

In ein paar Wochen ist es soweit: Miss T. durchbricht eine Schallgrenze! Beziehungsweise steigt sie mal eben über ein zierliches Mäuerchen. – Ja, was denn nu? Herrjeh, es fühlt sich eben mal so und mal so an…

Tausende Artikel sind darüber bestimmt schon weltweit verfasst worden. Es passiert stän-
dig überall. Mir ist es zwar noch nie passiert aber es wird mir bald passieren. Zum Glück aber wohl nur einmal. Wissenschaftliche Untersuchungen führender Labors auf der ganzen Welt haben ergeben, dass es Jedem eigentlich nur einmal passiert. Reicht ja auch. Aber es wird eben darüber geredet und auch geseufzt. Also bitte, hier kommt jetzt die Stelle, an der geseufzt wird: Seufz.

Wieso seufz? Hatte ich das noch gar nicht gesagt? Ach so. Ich werde 40.

Ja, seufz. Sag’ ich doch. Die alte Leier.
Ist schon komisch, dass man sich von einem Datum so erschrecken lässt. Es ist ja nicht so, dass ich über Nacht, BAM!, altere, und wenn ich dann morgens in den Spiegel gucke, sind da plötzlich 20 Jahre mehr im Gesicht abgeheftet.

Trotzdem wird mich die Zahl stören, weil ich finde, sie steht mir nicht. Mir sind nämlich manche Zahlen schon immer unsympathisch, und die 2 und die 4 mochte ich noch nie, ganz besonders die 4 nicht. Die ist mir irgendwie zu pieksig. Meine Lieblingszahl ist und bleibt die 3, und die gebe ich jetzt auch ganz ungern her. Meinetwegen könnte ich jetzt noch 10 Jahre lang irgendwas mit 3 davor sein, und dann direktemang 50 werden. Die 5 hab’ ich nämlich auch ganz gern und die steht mir dann bestimmt auch wieder viel besser.

Eventuell hat der Argwohn gegenüber der 40 auch was mit solchen Zeichen zu tun, dass z.B. die Damen in „Liebe her!“-Anzeigen immer höchstens 39 sein sollen und wollen. Dahinter beginnt wohl so eine Art Niemandsland. Wer will da schon hin. Das hätte dann also was mit der Angst vor schwindender Attraktivität zu tun. Jetzt sagen natürlich alle: „Quatsch! Wieso soll eine Frau mit 40 denn nicht attraktiv sein? Da musste doch drüber stehen!“ Schon, aber deswegen kann es mir ja trotzdem mal auffallen, oder? Das merke ich aber sowieso schon länger, dass die Jungs nicht mehr so gucken wie früher. Zuerst dachte ich: nanü, die gucken ja gar nicht mehr. Werde ich vielleicht langsam unsichtbar? Aber weil im Freundes- und Bekanntenkreis eigentlich niemand Probleme hatte, mich optisch auszumachen, dachte ich dann: Ach, phhhh…, wer will denn schon von Jungs beguckt werden! – Die Männer, die gucken nämlich schon noch… 

Und Frauen, die vierzig sind, kriegen außerdem meistens keine Kinder mehr. Da findet also schon eine Art heimliche Staffelübergabe statt und da sagt irgendsoein Steinzeittrieb eventuell „Abwinken“. Da kann man sich noch so gut gehalten haben.

Was die Kinderfrage angeht, bin ich ja sowieso etwas verdreht. Früher wollte ich durchaus eines Tages Mutter werden. Aber irgendwie wollten die Männer, mit denen ich ernsthaft zusammen war, auf gar keinen Fall Kinder. Bis auf einer. Der sagte irgendwann, er wün-
sche sich sogar ganz doll eins von mir. Bevor ich aber richtig überlegen konnte, ob ich ihm das nun zum Geburtstag oder lieber zu Weihnachten schenken soll, machte er sich vom Acker. Man gut, dass wir noch nicht angefangen hatten damit! Direkt auf der anderen Seite des Ackers stand übrigens die Frau, der er das Kind noch viel lieber machen wollte. Und heute bin ich amüsiert und sogar richtig froh drüber, dass es so gelaufen ist. Der wär’ nämlich wirklich der Falsche dafür gewesen. Das eigentlich Irre ist aber: Alle diese Herr-
schaften, mit denen ich länger zu tun hatte, wurden in der Beziehung nach der unseren Vater. (Bis auf Freund M. Der will das nämlich wirklich nicht.)

Eventuell bin ich also keine Frau, mit der man Kinder will, obwohl ich eigentlich gar nicht so richtig wüsste, wieso. Und vielleicht ist das auch gar wirklich nicht so, es wäre aber eigentlich nicht schlimm. Mit dem Thema bin ich inzwischen sowieso, nach sorgfältiger Auseinandersetzung damit, durch. Nur, wenn mal wieder eine Freundin muttert (so wie Freundin M. zurzeit), flackert kurz auf, dass das ja eigentlich schon ganz schön ist, so was… – Aber ich kenn’ das schon, das ist nichts Ernstes, dauert ungefähr 2-3 Monate und geht dann von alleine wieder weg. Was man von Kindern nun wieder nicht behaupten kann.

Müsste ich mich jetzt eigentlich für diesen ziemlich privaten Exkurs entschuldigen? Nö. Da denke ich halt so drüber nach. Ich behaupte jetzt mal frech: Das ist evolutionär so angelegt, das Frauen um die vierzig immer mal über Quark nachdenken müssen. Da können die nix für. Aber es reinigt die Hirnwindungen, also lass ’se mal.

Das sind eben die Sachen, die einem so einfallen können, wenn man 40 wird. Ob Männer das dann wohl mit der 50 haben? Dieses etwas unangenehme Gefühl, mal gucken zu müssen, was man eigentlich bis hier geschafft hat, und ob man noch irgendwo hin will? Hin will ich schon irgendwo, weiß aber im Moment nicht so Recht, wohin.

„Wohin?“ fragen mich gelegentlich auch Freunde und so. Da denke ich manchmal direkt bergeweise drüber nach, und weiß hinterher immer: Nee, da war jetzt noch nix dabei. Es muss schon laut und deutlich „PLINGGG!“ machen. Und Vieles hab’ ich ja auch schon gemacht: Ausbildung, Arbeiten in einigen total unterschiedlichen Sparten, Entwicklung von Universaltalenten, Musikmachen, Selbständigkeit, Liebe mit Zusammenwohnen, Liebe mit Getrenntwohnen, Freundschaft, Trennung, Krisen, Wiederaufstehen, Weitermachen.

Soweit also die Bilanz.

Und was mache ich denn an meinem Geburtstag? Also, soll ich das auch noch feiern, oder wie? Und mir launige Sprüche über die 40 anhören? Mich „altes Haus“ nennen lassen? Mein ganzes Taschengeld für Bier ausgeben, damit die Gäste dann fröhlich behaupten, ich sähe „keinen Tag älter aus als 39!“? Ich sehe sowieso höchstens wie 36 aus, dass das mal klar ist.

Eigentlich würde ich viel lieber wegfahren, ich vermisse das Meer sowieso schon seit län-
gerer Zeit. Und Muscheln stellen auch keine doofen Fragen und schenken einem keine T-Shirts, auf denen draufsteht: „Ich bin 40, bitte helfen sie mir über die Straße!“ O.K., das machen auch meine Freunde nicht, da würd’ ich denen nämlich was husten. Ebenso, wenn mir einer auf die Schulter haute und riefe: „Na? Und? Schon Mitleidskrise? Hahaha!“ Schließlich habe ich das oder Ähnliches im letzten Jahr bei Freundin S. beobachten kön-
nen, die mir zum Glück neulich mal erzählte, ihr sei die 40 auch immer noch nicht recht geheuer, obwohl sie schon ein Jahr damit rumläuft. Leider reicht aber meine Haushalts-
kasse nicht so richtig zum Wegfahren. Und wenn ich nach Hause käme, müsste ich die Biere ja trotzdem noch ausgeben. Ich könnte mich eventuell tot stellen. Aber auf Beerdi-
gungen wird ja für gewöhnlich sogar noch mehr gesoffen als auf runden Geburtstagen. Weiß ich also noch nicht…

Na, bis mir was einfällt, altere ich einfach noch ein bisschen vor mich hin…

Frühling!

Entschuldigung, ich sehe heute wohl etwas derangiert aus. Mich hat jetzt endlich der Frühling gepackt und kräftig durchgeknüdelt. Nee, ich spreche nicht von Frühlingsgefüh-
len. Die sind ja auch zuweilen anstrengend und bringen einen dazu, so Sachen machen zu wollen wie „vor Glück platzen“ und so. Neenee, meinen Frühlingsgefühlen geht’s gut, aber zum Platzen hab’ ich gar keine Zeit. Also, zum Platzen selber hätte ich sie schon, Platzen geht ja ziemlich schnell. Aber das Putzen nachher…

Die Frühjahrsmüdigkeit ist es auch nicht. Darüber durfte ich neulich in artes Karambolage lernen, dass sie zwar in Deutschland eine anerkannte Krankheit ist, aber in Frankreich völlig unbekannt. Sie macht also genau an der Staatsgrenze halt, was wahrscheinlich daran liegt, dass die Franzosen kein Wort dafür haben, wenn sie im April müde sind. Ich bin das ganze Jahr über mal müde, mal nicht. Und wenn nicht allzu müde bin, kann ich mir jederzeit auch noch prima Erklärungen und Ursachen dazu ausdenken. Darüber, ob die dann auch immer vom Arzt behandelt werden würden, will ich jetzt mal lieber nicht spekulieren, vor allem nicht, wenn „Likör“ drin vorkommt.

Meine augenblickliche frühlingshafte Verquollenheit hat aber damit zu tun, dass hier die Birken fliegen. Und zwar offenbar genau auf meiner Höhe. Ich hab’ nämlich Heuschnupfen und bin mir sogar sicher, dass es den sogar in Frankreich gibt. Was Birken mit Heu zu tun haben, wird mir arte vielleicht mal eines Tages erklären. Was die wahrscheinlich aber auch nicht wissen, ist, wieso ich ausgerechnet auf meinen Lieblingsbaum so verschnupft reagiere. Schön ist das jedenfalls nicht.

Küchensofagedanken am Morgen (Teil 9) – Frauen und Männer

Theobrominenfuesse_1sockeNeulich mal bin ich echt zusammengezuckt. Ich knipse so im Fernseher herum, bleibe bei sog. Comedy hängen, und muss doch tatsäch-
lich über Mario Barth lachen… Puh!

Grundsätzlich mag ich nämlich seine Männer-/
Frauen-Frontenbildung überhaupt nicht, und da kann man sich wegen eines rausgerutschten Lachers schon mal tüchtig erschrecken. Leider ist dieser Typ aber längst nicht der Einzige, der es sich zum Thema gemacht hat, wie achso unterschiedlich die Geschlechter doch angeb-
lich sind.

Wieder angefangen hat das wohl mit diesen komischen Büchern, nach denen Frauen den ganzen Mars zuparken oder so. Ganz bestimmt gibt es Unterschiede zwischen Männern und Frauen, manche kann man sogar mit bloßem Auge deutlich sehen, wenn man ganz genau hinguckt.

Aber wieso muss das jetzt neuerdings wieder ständig aufs Tapet? Ist das die Kapitula-
tionserklärung an die Emanzipation? „Emanzipation“ ist ja, so wie’s aussieht, zu einer Art Schmuddelwort geworden, keine Ahnung, wieso. Die war doch auch noch gar nicht fertig! Ich hab’ das eigentlich immer für beide Seiten wichtig und notwendig gefunden, scheint aber sonst kaum noch jemanden zu interessieren. Wir interessieren uns merkwürdiger-
weise im Moment wieder viel mehr für die Sitten der Steinzeit. Nanu? Und ja: Frauen kaufen Schuhe, ich weiß. Hab’ ich auch schon gemacht. Das ist aber doch nicht lustig! Soll ich vielleicht mal aufschreiben, was ich außerdem schon alles gekauft habe? Vielleicht ist da noch was Lustigeres dabei…

Was mich in diesem ganzen Zusammenhang häufig auch sehr stört, ist die Art und Wei-
se, wie mit dem dazugehörigen Thema Erotik und Sexualität umgegangen wird. Obwohl wir seit knapp 40 Jahren sowas wie „befreit“ sein sollen, finde ich den Umgang damit nach wie vor sehr verkniffen. Verfügbar und öffentlich ist alles. Sinnlich hingegen ist es nur sel-
ten. Zuhause wird immer noch viel zu selten über Bedürfnisse und Vorlieben gesprochen. Wenn überhaupt, geht man damit ins Fernsehen, aber da wird dann gleich wieder alles auf Mainstream gebürstet. Ich lass’ mir sowas Feines jedenfalls nicht von Experten aus der Hand nehmen. Expertin für mich selbst bin immer noch… Na? Wer? Eben. Ich selbst. Und ich habe es auch viel lieber, wenn mir mein Liebster persönlich erklärt, wo er genau gekrault sein will. Die anderen Herren sehen bitte davon ab, mich mit solcherlei Informa-
tion zu beliefern. Was soll ich denn auch damit.

Denn leider muss ich mich als Frau auch immer noch auf oft reichlich niedrigem Niveau anmachen lassen. Herrschaften, das geht mir auf den Zeiger! Wahrscheinlich bin ich nur nicht befreit genug, wenn ich es nicht mag, wenn man mit meinem Dekolletee spricht oder mir doofe Angebote macht, die ich nie eingeholt habe. Ich sollte das dann wohl anregend finden, – muss an mir liegen. Doch es greift mich manchmal regelrecht an und bügelt mir meine 3-Meilen-Zone platt. Ich kleide mich übrigens weder oll und trutschig, noch auffällig sexy. Letzteres schon allein, weil ich keine Lust habe, unterwegs beglotzt zu werden wie ein Frühstücksbuffet. Das hat durchaus schon mal Einfluss auf meine morgendliche Kla-
mottenauswahl, z.B., was das Tragen von Sommerröcken angeht. Natürlich weiß ich, dass viele Frauen diesen Effekt einfach ignorieren, und wiederum andere ihn durchaus sehr genießen. Ich gehöre halt nicht unbedingt dazu, nur manchmal. Ab und zu eben. (Man sollte das eigentlich auch an der Körpersprache merken, aber die sprechen leider nicht viele Leute.) Tja, so wenig, wie es „die Männer“ gibt, gibt es eben „die Frauen“.

Ein charmantes Geplänkel hingegen habe ich sehr gern, doch das gibt’s leider selten, stattdessen wird leider allzu häufig direkt mit dem Holzhammer auf die armen Planken gehauen. Davon krieg’ ich Ohrenschmerzen, und das will man ja schließlich nicht. Des-
halb halte ich mich übrigens auch hier im Blog überwiegend zurück, obwohl mir zu Erotik eine ganze Menge einfällt! Prüde bin ich nämlich keineswegs. Doch das freundliche Ab-
wehren wird eher überlesen und man muss das grobe Werkzeug holen, quasi das letzte Mittel, die Zickenzange. Die bestätigt dann aber unter Umständen wieder herrschende Vorurteile, herrjeh.

Ich hab’ auch irgendwie keine Lust, gegen Männer zu sein, weil ich eine Frau bin. Kann ich doch nun nix für! Ich mag Männer. Ich kenne sogar welche persönlich. Oder als Frau grundsätzlich entweder berechnend oder graumauslangweilig zu sein. Wir führen nämlich angeblich die Herren entweder vorsätzlich am Sch an der Nase herum, oder stehen nur auf Blümchensex im Dunkeln. Dazwischen gibt’s wohl irgendwie nix. Was ist denn eigentlich „Blümchensex“? Das muss ja wohl der reinste Horror sein! Dabei sind Blümchen doch so hübsch. Die armen.

Mir geht es, man mag’s ja gar nicht schreiben, um Verständnis zwischen „denen“ und „uns“. Ich bin halt so’ne Durchgeknallte. Doch Zeitschriften, merkwürdige Bücher und diese Comedy-Hanseln erklären uns den ganzen Tag, dass wir uns gar nicht verstehen können, uns aber trotzdem gegenseitig mit Tricks steuern sollen.

Versteh das mal einer.

Darf’s ruhig ein bisschen mehr sein?

Gestern hat jemand zu mir gesagt: Du bist mir vielleicht eine!“

Und ich hab‘ geantwortet: „Sei doch froh, dass ich nicht zwei bin!“

Aber im Moment wär‘ ich ganz gerne mal Zwei. Na, heute noch ein paar Stunden in der Agentur, dann kann ich mich auch mal wieder um den ganzen anderen schönen Krempel kümmern, der hier zurzeit versandet. Da kann man’s doch mal wieder sehen, dass Stern-
zeichen einem ü-ber-haupt nichts nützen! Wozu bin ich denn Zwilling? Pustekuchen!

Ach so: Valentins-Tag.

Wohle!

Die gute Nachricht des Tages, mit ausgesprochen guter Chance auf die „Top 5 der guten Nachrichten des Jahres“: Die Theobromine reist nächste Woche wohl zur ISM nach Köln! Und sie wird, gemeinsam mit ihrem charmanten Begleiter, die Süßwarenmesse sogar betreten und sich alles angucken! Jawohl. Denn hier liegen jetzt zwei Tickets auf dem Schreibtisch, die dies bewirken werden.

Und wie kam’s?

Die wunderbare Lady Juleika hat die quasi schon aufgegebene Angelegenheit kurzerhand zur Chefsache erklärt und wohl in ganz Aschaffenburg energisch herumgefragt. Bis sie an jemanden geriet, der im Zeichen der heiligen Zuckerrübe geboren, in der Lage und Willens war, die geheimnisvolle Herüberwachsung zweier solcher Zauberkarten zu erwirken.

Sowas! Macht sie einfach so! Aus 350 km Entfernung!

Ich bin noch ganz runter mitten Nerven und freue mich ab jetzt ununterbrochen auf Mitt-
woch, denn da soll’s passieren. Natürlich werde ich hier darüber berichten. Schon allein, um mich für Euren Zuspruch und die ganze Daumendrückerei zu bedanken.

Mein dickster Dank gilt aber natürlich und selbstverständlich der unglaublichen Jule:

TruffesDankeGrp

Och Menno

Gerade habe ich die Mail bekommen, auf die ich gewartet habe. Und wie ich befürchtet habe, hat das, was ich wollte, nicht geklappt. Aber der Reihe nach:

Ich weiß nicht mehr, wann ich zum ersten Mal davon gehört habe, dass es in Köln alljähr-
lich eine Süßwarenmesse (ISM) gibt. Ich schätze, das war vor ungefähr 15 Jahren. Seither träume ich davon, diese Messe zu besuchen. Sie ist wohl ganz schön groß und es dreht sich alles um Süß- und Knabberkram in allen Preislagen. Das Paradies… Blöderweise ist es nur für Fachleute zugänglich. Man muss im größeren Stil mit Süßwareneinzelhandel oder –produktion zu tun haben. Und das soll man nachweisen, indem man einen Handels-
registerauszug oder einen Gewerbeschein hinfaxt.

Ich hab’ in den vergangenen Jahren in alle Richtungen gefragt, bei Freunden und Bekann-
ten angeklopft, ob da irgendwo was möglich ist. Aber es geht wie mit dem Teufel zu. Mein einziger Kontakt zur Süßwarenliga ist und bleibt der als einkaufende, neugierige, jagende Gourmette. Konsumieren darf ich, Gucken und Schwelgen nicht. Dabei wünsch‘ ich’s mir doch so!

Als ich noch Feinkost und Delikatessen verkaufte, war ich mal auf einer kleinen Süßwa-
reneinkäufermesse hier in Hannover. Davon zehre ich heute noch, dabei ist das ewig her. Es gab alle fünf Schritte die feinsten Sachen und wir wurden mit Proben überhäuft, bis ich drei große Tüten voll leckersten Geschmecks hatte.

Gestern meinte ich einen Hinweis auf der ISM-Webseite entdeckt zu haben, dass auch Werbe-, Marketing- und PR-Leute Karten bestellen dürften. Gleich ging mir das Herz ein bisschen schneller. Ich dachte mir: Wozu bin ich denn Gestaltungstante? Hab’ einen schicken Brief verfasst und den zusammen mit meiner Steuernummer hingefaxt. (Als Frei-
berufler braucht man ja keinen Gewerbeschein, nur die Nummer.)

Gegen Abend kam eine Antwort. Ich darf nicht. Ich bin keine Fachbesucherin.

Da habe ich zurückgemailt, ich sei wohl eine Fachbesucherin, denn ich hätte schließlich Kunden in diesem Bereich (das war ein bisschen gemogelt) und überhaupt, was denn mit den Werbe- und Marketingfuzzis sei, von denen da die Rede war.

Eben kam die zweite Antwort: Es sei sehr wichtig, dass die ISM eben nur für Fachleute gedacht ist. Und in diesem Jahr hätten sie die Kriterien zur Legitimation noch mal ver-
schärft und Marketing und Werbung wollen sie schomma sowieso gar nicht mehr da haben! Mit Ausrufezeichen. Ja, dann sollen sie doch den Hinweis rausnehmen, meine Güte. Ich dürfe aber gerne kommen, wenn ich eine Einladung eines Ausstellers vorweisen könne. Mit anderen Worten: Da ist die Tür. Von außen. Du Krethi und Plethi!

Mist.

6. Dezember

Erstmal möchte ich Allen einen dicken Nikolaus und schokoladig-mandarinige Stiefel wünschen! Und dann komme ich auch schon zu Träumers prima Frage:

stern6„Warum stellen Frauen den Männern immer wieder Fragen, bei denen sie die Antworten eh nicht glauben?“

Antwort:
Ich schätze mal, es geht um so Fragen wie: „Gefallen dir meine Haare?“ „Schmeckt es dir?“ „Findest Du mich zu dick?“, „Mut-
ter kommt! – Freust Du Dich?“ und „Steht mir das?“

Dass die Frauen die Antworten oft nicht glauben, liegt daran, dass sie die Frage überhaupt erst stellen müssen! Das klingt vielleicht kompliziert, ist aber ganz einfach.

Es geht nämlich gar nicht um den Inhalt der Frage selbst, sondern um den Umstand, dass sie Euch erst mit der Nase draufstupsen müssen. Wahrscheinlich fehlt den Frauen gerade ein bisschen was Schönes, wie z.B. Zuwendung. Also lenken sie die Aufmerksamkeit männerseits mit Hilfe einer solchen Frage auf sich. Wenn er dann was Liebes antwortet, glaubt sie allerdings eventuell, das sage er „jetzt doch nur so!“, weil sie es ihm in den Mund gelegt hat. Das nervt natürlich. Aber es fühlt sich eben auch nicht so wie gewünscht an.

Sobald man den Damen aber zuvor kommt, glauben sie’s eher, denn das möchten sie auch eigentlich. Wenn er seiner Liebsten mal von ganz allein sagt, wie klasse sie heute aussieht oder wie dufte sie irgendwas hingekriegt hat, dann nimmt sie ihm das viel lieber ab. Gesetzt den Fall, er findet wirklich, dass sie klasse aussieht und das Regal astrein angedübelt hat. Sonst isses unglaubwürdig.

Leider wissen viele Männer überhaupt nicht, was für durchschlagende Erfolge sie erzielen könnten, wenn sie eben mal einfach ein schönes Kompliment machen, ihr was Gutes tun, oder auch eine Kleinigkeit mitbringen (Achtung! Gebetsmühle: Pralinen, leckere Pralinen! *grins* Ein gutes Buch, vielleicht. Oder ’ne CD. Ein Eis & ’ne Zeitschrift von der Tanke. Oder ein hübsches Blümchen. Eine Massage. Etwas, das nur für sie ist.). Aber auch nicht gleich übertreiben, sonst denkt sie womöglich, er hat eine Freundin…

Manche Männer wissen erschreckenderweise nicht mal, was ihre Frauen überhaupt mö-
gen! Mir ist das unbegreiflich, denn es lässt sich ja leicht ausprobieren und beobachten. Und kostet auch überhaupt fast nix. Ich kann dieses Ausprobieren nur empfehlen. Es ist nämlich nicht so, dass es ausreicht, alle zwei Jahre mal nebenbei fallen zu lassen, dass sie meinetwegen schöne Knie hat, und ansonsten zu behaupten: „Das weißt Du doch, habe ich Dir doch schon mal gesagt!“ Darum geht’s nicht.

Und es geht auch nicht ums Schleimen oder um sinnloses Schmeicheln. Sondern eigent-
lich nur darum, die Zähne mal auseinander zu kriegen und ein bisschen Bestätigung raus-
zurücken. Und die braucht ja wohl Jede und Jeder.

Übrigens können solche Aufmerksamkeiten auch den Nörgelfaktor enorm senken. Zumin-
dest vorübergehend. Wenn das kein Argument ist! Denn das ist es, worum es eigentlich geht, um Aufmerksamkeit. Sich Mühe geben. Wertschätzung.

Und noch übrigenser, und das geht jetzt an die Frauen, gilt das alles natürlich auch andersum! Und überhaupt ganz allgemein in der Liebe… Jedenfalls meiner Meinung nach.

Ganz was anderes wäre es natürlich, wenn es um so Fragen ginge, wie: „Wie geht noch mal die Relativitätstheorie?“ oder „Wann machste denn endlich den Geschirrspüler heile?“

Da, lieber Träumer, kann ich Dir dann leider nicht weiterhelfen… 😉

Liebe Grüße, auch an die Gattin,
– von der Theobromine