Berlin in Einzelteilen! (2)

Doch nichts konnte mich davon abhalten, am nächsten Tag zum „High-noon“ am Witten- bergplatz parat zu stehen, von wo Prinz Rupi mich zu einer wunderbaren Überraschung entführte. Er machte es zunächst ein kleines bisschen spannend, doch dann mittenmal standen wir vor dem doch ziemlich berühmten Geschäft der Familie Hamann, ihres Zei- chens Schokoladenfabrikanten, und mir bisher nur aus Netz und Fernsehen bekannt (vor allem für ihre feine Borkenschokolade). Rupi hatte uns sogar telefonisch angekündigt und um Besichtigung der Produktionsstätten gefragt! Und so durfte die Bromine mal gleich hinter den Tresen flitschen und von dort aus, an Packtischen und Lagerregalen vorbei, die Zauberküche betreten. Allein der Duft dort versetzte uns natürlich in Hochlaune.

Dann wurde interviewt, ein bisschen gezeigt und so Manches erklärt, während ich mit gla- sigem Blick versuchte, alles zu erfassen. Und überall stand und lag feine Bitterschokolade und lockte. Darüber vergass ich fast das Fotografieren, aber einzwei Bilder habe ich dann doch mitgenommen:

Berlin_Hamann
Links die fast 100 Jahre alte Schoko-Borken-Maschine mit ihren Granitwalzen. Die temperierte Schokomasse kommt in den Trichter, läuft über die kühlen Walzen und wird, wenn sie gerade so anzuziehen beginnt, auf der Rückseite mit einer Art Schablineal abgetragen. Rechts daneben alte Gussformen für Mokkaböhnchen und jugendstilige Pralinen.

Und natürlich konnte ich nicht mit leeren Händen zurückkommen, hier mal ein nicht mehr ganz aktuelles Bildchen vom Pegelstand der Beute:

Berlin_Teilbeute
Marzipankonfekt, Orangenplättchen, Marzipanbruch. (Und Ihr könnt ja mal raten, ob in der Schachtel noch was drin ist. *g*)

Mit ordentlich Süßhunger verließen wir diesen Schauplatz und steuerten als Nächstes „nibs cacao“ an, ein schmales Ladenlokal, in dem ich, Rupis gutem Beispiel folgend, eine „Spanische Schokolade“ bestellte und einen Becher sämigen, dunklen und heißen Para- dies-Trunks bekam, begleitet von zwei frittierten und süßen Gebäckstängelchen namens „Churros“ zum Stippen… Ich werde sofort eines der spanischen Lokale in meinem Viertel zwingen, das auf die Karte zu nehmen. – Carambös lecker!

Dermaßen angeregt, plauderten wir lebhaft und kletterten von Hölz- auf Stöckchen, bis die Zeit auch schon viel zu schnell vorbeigehuscht war und ich noch formvollendet zum Bahn- hof Zoo chauffiert wurde, um die Bahn nach des Katers‘ Moabit zu besteigen.

An der Birkenstraße nahm er mich auch gleich strahlend in Empfang und ab gings in ein gemütliches Café, in dem sogar Nichtkindern rotweiße Pommes serviert werden, die aber nicht mal von zwei schon ziemlich Erwachsenen aufessbar sind. Viel zu viel… Und im Milchkaffee hätte man seinen Freischwimmer machen können, wenn man denn in dem ganzen Milchschaum noch gesehen hätte, wo man langschwimmt. Da wir nun schon in Moabit waren, erwähnte ich, dass ich sogar ein paar Jahre  in der Stephanstraße gewach- sen sei (ca. 1968-1973), Murr rief umgehend: „Na, das ist doch hier gleich!“ und schon standen wir vor dem Haus der Nummer 11. Seit damals war ich nicht mehr dort gewesen und erkannte auch erstmal nichts wieder, bis Murr alle Klingeln auf dem Brettchen durch hatte und tatsächlich Einer den Summer drückte.

Berlin_KlingelMurr

„Reklame!“ miaute er, als sich die Gegensprech doch noch rührte, aber das war, ehrlich gesagt, total gelogen!

Das Hinterhaus war mir dann auch gleich viel vertrauter und ich meinte sogar, mich an manches zu erinnern. Zum Beispiel daran, wie ich mal als wohl 4-jährige Steppkine nach „Juh jork“ abhauen wollte, mal eben in einen Bus gestiegen und später von amüsierter Pullezei wieder zuhause abgeliefert worden war.

Nun, dann lernte ich noch schnell die freundliche Murreliebste und einen felligen, schüch- tern-neugierigen Oskar kennen, bevor es dann noch auf zwei kühle, henkellose Biere in ein kleines, sympathisches Lokal ging, wo die Bromine unter diesem Alkoholeinfluss noch um feinste technische Ausgebufftheiten erleichtert und dann allerfreundlichst zur Bahn geleitet wurde, bevor das Väterchen zuhause anfing, sich zu sorgen.

Hach.

(Teil 3 untendrunter, eins weiter…)

Berlin in Einzelteilen! (3)

Und am dritten Tage ging’s ins Museum.

Allerorten wurd’s empfohlen: „Na, dieser Typ, der so heißt wie dieser Aschevulkan da!“Olafur Eliasson, nämlich. Im Martin-Gropius-Bau. Da war auch gleich ordentlich was los, denn Herr Eliasson macht duftes Zeug über Wahrnehmung innen und außen und beson- ders in der Stadt. Wer Gelegenheit (und ein bisschen Geld zuviel) hat, soll sich’s mal ruhig begucken, so wie das Väterchen und ich. Wer keins von beidem so recht ausgeben will oder kann, kriegt hier wenigstens drei heimlich geknipste Bilder:

Berlin_Eliasson_1
Vaddern hat fümf Schatten, eena dafon is jelb.

Berlin_Eliasson_2
Große bunte Lampe. Find‘ ich prisma!

Berlin_Eliasson_3
Wer sich traut, mal komplett die Orientierung abzugeben, tappt hier durch mehrere, mit nix als buntem Nebel möblierte Durchgangszimmer. Klingt jetzt wahrscheinlich ulkig, ist aber sehr empfehlenswert!

Oben drüber übrigens wohnt zur Zeit Frida Kahlo, aber die Dame hatte so viel Besuch, dass wir stattdessen lieber in die Kantine des Kreuzberger Rathauses gingen, um dort vom 10. Stock aus über Berlin zu gucken und Nudeln und Schöllchen zu verputzen. Aber nicht zu doll, denn für abends war ich ja noch bei Freundin A. in Neukölln eingeladen, die „uns was in den Ofen schieben“ wollte.

Nämlich handelte es sich dabei um Brötchen, die es zu einer ausgesprochen leckeren Rote Bete-Süßkartoffel-Suppe gab (wo bleibt eigentlich das Rezept, hm?). Den Sekt dazu bezog Madame dann aber doch lieber aus dem Kühlschrank, was den Vorteil hat, dass er dann kalt ist. Und Sekt muss kalt sein! Und während ich des Langen und Breiten erzählte, was mir so alles neulich und jüngstens wiederfahren ist, hatte A. klammheimlich ihre Zim- merpflanze angewiesen, ihre Blätter in Form eines süßen, zungestreckenden Häschens zu drapieren. Ausgeprochen aufmerksam, das!

Berlin_Hasenpflanze

Zur Belohnung durfte auch Freundin A. dann gelegentlich was sagen und mir sogar ver- beulte Bilder ihres Flauschigen zeigen. Ein feiner Abend auch dieser! Müd‘, vollgefressen und zufrieden trottete ich nach Kreuzberg zurück und schlief wie eine Kartoffel.

Mittwoch früh ging es dann noch mal mit dem Väterchen auf Rundgang über’n Kreuzberg zum Schinkeldenkmal hin, wo schon die geliebten Mauersegler durch die Luft flitzten, und durch’s Gleisdreieck, wo ich gleich mal lernte, was Berliner Kinder heutzutage so alles dürfen und was nicht:

Berlin_Kinder_düfen

Und dann fuhr leider auch schon wieder der Zug nach Hause…

Frau T. spricht in Zungen und erlebt sich so durch.

Immer, wenn ich nach Berlin fahre, holt mich ein spezielles Phänomen ein: Kaum, dass ich zwei Stunden da bin, fange ick mittenmal det Berlinern an. Und det hält denn onnoch wochenlang an! Ooch wennick schon längst wieder zuhause bin und schon allen jeröhich damit uffde Nerven jeh‘. Det kommt aba davon, det meine ersten fünf Lehmsjahre sich in  Kreuzberg und Moabit begaben, so dettick ersma Hochdeutsch lern’n musste, wie ick bei Hannover denn plötzlich einjeschult wern sollte. – Hat aber fix geklappt, seither weiß ich, dass ich wohl über ein Dialekte- und Sprachtalent verfüge.

Ach so, ach ja, ich hatte ja eigentlich vor, von hier aus immerzu und geradezu stündlich zu bloggen, was mir so widerfährt, aber nun widerfährt mir die ganze Zeit so viel, dass ich gar nicht dazu komme. Ständig treffe ich mich mit den allernettesten Menschen, laufe kilometerweit Boulevards entlang, springe in U-Bahnen und wieder raus (und dann wieder rein, weil’s doch die richtige war, aber das ist ’ne andere Geschichte). Und sobald das Väterchen meiner ansichtig wird, erklärt es mir die Welt, die Stadt, die politische Lage und Zeug. Also, alles so wie immer. Und so ging das gleich am Sonntag los und ist bis jetzt auch gar nicht besser geworden.

Und nachher fahre ich auch schon wieder nach Hause und werde versuchen, die anderthalb Stunden im Zug wenigstens mal vernünftig zu nutzen…

Was die Bromine nicht im Kopf hat, muss Freund M. in den Beinen haben.

Freundin T. hat mich gestern telefonisch beruhigt. Ich bin ganz normal.

Ich war nämlich gerade dabei, meinen Koffer zu packen, um damit für dreieinhalb Tage wegzufahren. Beziehungsweise hatte ich gerade fest vor, meinen Koffer zu packen, aber dann stand ich vor meinem halbleeren Kleiderschrank und hatte schon ziemliche Stapel auf dem Bett aufgebaut. Ich kann mich nämlich immer nur ganz schlecht entscheiden, was ich alles mitnehmen soll, wenn ich ein paar Tage wegfahre. Und zugenommen habe ich auch schon wieder, weswegen die Hälfte der infrage kommenden Leibchen und Hosen unterwegs zu unbequem sitzen würden. Also zuhause halte ich das zur Not mal einen Abend aus mit einem etwas zu engen Hosenbund, aber auf Reisen bin schon prinzipiell dagegen. In der Fremde fehlt mir ja immer schon mein gemütlicher Lümmeldiwan, der Kühlschrank mit den richtigen Sachen drin, die Lieblingsteetassen und die Schrankwand. Da muss mich nicht auch noch die Hose kneifen. Naja, und von dem, was vom Klamotten- berg übrigblieb, wollte ich nun ungefähr alles mitnehmen!

Freundin T. jedenfalls sprach: ”Ja, das ist aber auch echt egal, ob man drei Tage wegfährt oder zwei Wochen. Man weiß ja auch nicht, wie das Wetter so wird! Deswegen muss halt alles mit.” – “Genau!” sprach ich zurück. Und: “Nämlich!”

Seit der Kachelmann im Knast Kartoffelbrei portioniert, kennt man sich mit dem Wetter ja sowieso gar nicht mehr aus. Dürfen wir jetzt überhaupt noch eins haben? Oder müssen wir das jetzt alles selbst organisieren? Also lieber noch zwei Pullover eingesteckt. Und drei Paar Schuhe: eins, das ich auf der Fahrt trage, eins das so ziemlich zu allem passt, und ein paar billige Schläppchen aus dem Chinaladen, um die Ecken im Koffer auszustop- fen. Und dann ist da ja auch noch das ganze andere Gerümpel, was noch so mit muss! Kulturtasche (komischerweise groß und voll, obwohl alles darin Pröbchengröße hat), Mit- bringsel für alle Lieben, 5m Kabel für all die Piepsklickundklackgeräte, tolle japanische Wunderheizpflaster, Teebeutel, Stadtplan, Schrankwand und Socken. O.k., eins davon war gelogen. – Nee, donnich. – Doch, wohl…

Und dann noch den Rucksack, da muss das Netbook rein, Trinkjoghurt für unterwegs, Taschenmesserchen, Bonbons, Kamera, Schlüssel, Geld, Fahrkarte, Notizbuch, Not- fallsalbe und Taschentücher.

Na, aber hat ja dann doch geklappt: Wohnung quasi leer, Bromine im Zug, und ich finde, die Landschaft zwischen Wolfsburg und Stendahl haben sie eigentlich ganz hübsch hin- gekriegt. Original mit Gebüsch und Rapsfeldern, sogar Tiere bei.


Nachtrag,
Stunden später, inzwischen längst in B angekommen:

Alles hab‘ ich mit. ALLES. Und was habe ich nicht mit? Die doofe PIN für den Internetzu- gang des netbooks. Deswegen musste der gute Freund M. per Zweitschlüssel rüber in meine Wohnung, und mir die eben am Telefon vorlesen. – Danke, lieber M!

Na wattn, – schon 3!?

3_Jahre_klLieben Dank
an alle Brominenbesucher, die sich hier seit inzwischen drei Jahren gegenseitig Klinken in die Hand drücken (ein paar von Euch tat- sächlich von Beginn an, Ihr müsst ja Berge davon haben!) und mir dann womöglich auch noch freundliche, witzig-sprühende, kritische, ideengebende, durchgedrehte, kluge und weiterzuspinnende Gedanken da lassen.

Ich staune & freu‘ mich mal so vor mich hin!

Liebe Grüße, Eure Theo

Verklemmt!

Hilfe, ich klemme! Und zwar zwischen Baum und Borke, wie es gerne mal heißt. Oder klemm‘ ich zwischen Tür und Angel? Zwischen Herz und Verstand? Zwischen Stühlen?
– Nee, ach, dann lieber das mit dem Baum…

Und das kommt so:
Ich will nach Berlin für’n paar Tage. Ich könnt‘ glatt morgen oder Samstag losrudern. Aber: Die Personaldame von neulich schrieb mir vor ein paar Stunden, es sei noch nix entschie- den, es gäbe eventuell noch ein zweites Vorstellungsgespräch, sie meldet sich. Und wenn ich nun morgen nach Berlin sause, ruft sie bestimmt nachmittags an und muss mit dem Band reden, weil sie mich Montag sehen möchte (da will ich aber noch in B weilen, lohnt sich doch sonst alles nicht). Und wenn ich hierbleibe, meldet sie sich garantiert nicht vor Donnerstag…

Und dort anrufen, doof fragen, ob ich weg kann und die Pferde scheu machen, will ich auch nicht, weil, das macht einen unguten Eindruck. Wo ich doch gerade erst zweimal guten Eindruck hinterlassen habe.

Außerdem ist übermorgen 1. Mai. Und zwar ganz besonders in Berlin. Also, wenn irgend- wo 1. Mai ist, dann ja wohl da. Und in Hamburg noch. Letztes Jahr war hier auch 1. Mai, das weiß ich noch genau, da bin ich in einer Demo gegen Rechts mitgelaufen. Eigentlich hieß es, dass wir wahrscheinlich auch tatsächlich gegen Rechts laufen, aber Rechts war woanders pullezeilich aufgehalten worden, und das war mir dann, ehrlich gesagt, auch lieber so, sonst hätte ich da bestimmt angefangen, mit richtungsgeschwächten jungen Leuten rumzuzanken und mich bloß wieder aufgeregt.

Für den Berliner Maianfang fühle ich mich im Moment allerdings nicht aufbrausend genug, den müsste ich wohl eher umgehen, was eventuell per Zuganreise gar nicht so einfach wäre, aber da fehlt mir die Erfahrung. Ich weiß bloß noch, wie ich mal aus Versehen qual- voll im Zug verkeilt saß, weil ich übersehen hatte, dass in meiner Reiserichtung eine „Love-Parade“ stattfinden sollte. Gereist wurde dann aber kaum, sondern in knallvollen Waggons in knallvollen Bahnhöfen herumgestanden, bis der BGS kam und sich mal eben dazustellte. Also, schön war das nicht. Dafür hat’s ordentlich gedauert und um mich rum waren alle stinkbesoffen. (Mai-Randale und Love-Parade darf übrigens nur vergleichen, wer so eine Zugfahrt überlebt hat.)

Deswegen bleib‘ ich erstmal noch ein bisschen hinter meiner Borke und warte einfach die nächsten Stunden ab. Vielleicht wird mir die Entscheidung ja irgendwie bequem abgenom- men. Ich habe mal gehört, dass manche Leute so ganz gut durchs Leben kommen sollen, dann kann ich das ja auch ruhig mal ausprobieren…

Aber erst wird entschlossen gefrühstückt.

Bier, Brause & witzige Männer.

Das Fiese an meinen Schlafgewohnheiten ist, dass ich auch nach Parties und Alkohol- missbrauch spätestens um sieben Uhr wach werde und dann wie ein Geist zwischen den Möbeln herumschleiche, im Vorbeigehen Koppaua-Tabletten brauend und Tee brühend, bis ich dann mit Getränk links und rechts in der Hand hoffnungslos überfordert auf dem Sofa hocke. Keine Hand mehr frei für die Stirn.

Heute ist es zum Glück nicht so schlimm, denn ich habe gestern gerade mal 3 kleine Biere getrunken, Brause im Reißverschlussverfahren dazwischen, und angefangen hat dieser Riesenspaß schon nachmittags, sodass ich gegen halb elf mit allem durch und wieder zuhause war. Allerdings habe ich wieder geraucht, für meine Verhältnisse sogar ziemlich viel, und fühle mich jetzt wie ein kleiner, müder Aschekübel. Ich finde, als Nichtraucher (normalerweise) merkt man sehr deutlich, wie Nikotin und Zubehörstoffe johlend durch die Organe ziehen und überall ihr Zeug rumliegen lassen. Und das arme, körpereigene Reinigungssystem hat dann ordentlich zu tun, alles wieder gründlich auszufegen.

Aber ganz schön war’s. Viele Leute hatte ich bestimmt zwei Jahre nicht mehr gesehen. Bei manchen war die Wiedersehensfreude größer als bei anderen. Bei B. zum Beispiel, der zu den angenehmen Menschen zählt, mit denen man immer schnell ein interessantes oder kurioses Thema findet. Am lustigsten für mich wurde es allerdings, als M. sich dazu setzte und es plötzlich um Witze ging. M. erzählte den ganzganz doofen, aber kürzesten Witz, den man so kennt. B. guckte kariert und wartete. „Ja und? Da kommt doch noch was!“ – „Nee! Kommt ’ne Frau beim Arzt. Das ist der Witz. Der ist bescheuert, aber den kennt doch jeder!“ – „Der geht doch noch weiter! Das ist doch nicht der Witz! Da kommt doch noch was!“ (Inzwischen beide entrüstet.) – „Nein, Alter, das ist der Witz!“ – „Das ist doch kein Witz: Kommt ’ne Frau beim Arzt. Wo ist denn da der Witz! Das heißt doch: Kommt ’ne Frau zum Arzt und dann kommt noch was!“ – „Nee, nur die Frau kommt! Sonst keiner!

Das war dann tatsächlich das erste Mal, dass ich über diesen Witz ein bisschen lachen musste.

bartbromineBald darauf fuhr ich dann auch schon nach Hause, wo mir direkt vor dem Schlafengehen noch überra- schend ein Schnurrbart wuchs.

Da konnte ich nix für, das kam einfach so, aber nu‘ weiß ich auch wieder, wieso ich Bärte doof finde: Die stehen mir einfach nicht.

Und jetzt geh‘ ich erstmal weiter aufwachen und frühstücken…

Und mich dann rasieren. *g*

 

Top, Model!

Es hat zwar gar niemand gefragt, aber ich gestehe ohne langes Tamtam, ausführlichere Umschweife oder umständliche Ein- oder oder sogar Drumherumleitungen: Ich bin eine ausgewachsene Sofapflanze. Eventuell eine Karotte oder Banane, denn für ’ne Kartoffel halte ich mich nicht für rund genug und für ’nen Spargel hätte ich dann doch 3 bis 5 Kilo zuviel. Jedenfalls, tagsüber, besonders am frühen Morgen bis zum späten Mittag, bin ich hübsch kregel und dann geht das hier nur so zackzackzack. Ab dem Nachmittag werde ich dann aber immer langsamer und schaffe es abends oft gerade noch so eben auf mei- nen Lümmeldiwan vor den Fernseher, wo ich dann liege und (sogar für die Nachbarn) vernehmlich alles kommentiere, was sich nicht schnell genug wegschalten lässt.

Donnerstag zum Beispiel habe ich geschimpft wie ein Rohrspatz, weil man Miriam aus der Modelriege gefeuert hat. Das war nämlich so ziemlich die einzige, die ich deutlich von den anderen unterscheiden konnte. Und vernünftig sprechen und nettsein konnte sie auch. Die anderen Mädchen sind so blass, die kann man ja kaum mit bloßem Auge erkennen, und so bunte Klebezettelchen kann man janu leider nicht dranmachen von zuhause aus. Nun ist Miriam also raus und ihre kleine Zimmergenossin Hanna beklagte sich direkt unter Schluchzen, jetzt sei es in ihrem Zimmer „voll leer!“. Sie wurde natürlich sofort ganz foto- gen von den anderen getröstet; – wahrscheinlich versprachen sie ihr, ihre Bude irgendwie mit Schrankkoffern vollzurümpeln, damit sie wieder weniger Platz hat.

Hoffentlich krabbelt in diesen Koffern nicht aus Versehen noch die Vogelspinne rum, mit der sie da wieder mal „geshootet“ haben. (Das muss ja immer einmal dabei sein: vor Ekel zitternde 18-Jährige.) Jacqueline hat tatsächlich mitten in die Kamera gesagt, ihr sei dabei „der K*ckstift gegangen“. Entschuldigung, aber muss das so?! Ich dachte bisher, ich soll beim Gucken hauptsächlich an Lippenstift denken! Also, das hätten sie meinetwegen gern rausschneiden dürfen… Ich glaube, das ist ein Zeichen dafür, dass ich jetzt wirklich langsam alt und moralisch werde, denn ich zucke auch jedesmal zusammen, wenn jemand was „Porno!“ findet. Das soll wohl was Gutes sein, aber ich habe da so meine eigene Ansichten. Vielleicht finde ich bloß andere Sachen gut. Ist auch ein ganzes, völlig anderes Thema. Und ob man so wirklich Karriere macht? Vermutlich schon. Fragt sich bloß, was für eine. Jacqueline kann ja vielleicht in Zukunft als „Charm*ng“-Bär arbeiten.

Gina-Lisa L. ist da schon weiter. Sie hatte sich in der vorletzten Staffel nur kurz von der Dorfgöre zur Lady verbiegen lassen und ist jetzt elastischerweise wieder die, die sie immer war. Nur internationaler wohl. Da die Amis das mit der Bohne nicht verstehen (das hat hier ja schon keiner kapiert), streckt sie da eben das Kreuz noch ein bisschen mehr durch, wenn eine Kamera auftaucht. Und damit sie was zum Zeigen hat, wenn Frau Anderson zufällig neben ihr steht, war sie ein bisschen beim Polsterer. Scheint aber gut zu funktionieren, dieses Vorgehen. Neulich sprach sie nämlich fröhlich, sie habe sich „gerade eine Eigentumswohnung geholt“!

Wie sie das jetzt gemacht hat, das hätte ich ja nun wirklich gern mal gesehen! Das erfor- dert doch sicher eine ausgefeilte Logistik, schweres Gerät und leckere Handwerker. Und Frollein L. dazwischen, kerlig mit Dosenbier herumprostend und überhaupt keck aus der Unterwäsche guckend.

Echt, über jede langweilige Straßenüberquerung können sie stundenlang berichten, aber wenn mal was wirklich Interessantes passiert, filmt wieder keiner…

Borstigkeitspräsent und Taschentasche zum Selbstbehalt.

Gestern war ich mit Feund M. im Baumarkt, einen Besen kaufen.

So ein Besenkauf ist eine ernste Sache und nichts, was man über’s Knie brechen sollte. Immer gut, wenn man dann jemanden hat, mit dem man sich stundenlang beratschlagen, fachsimpeln und die besentlichen Funktionen auf Stiel und Borste genau prüfen kann. Außerdem ist ein anständiger Besen so sperrig, dass man eben am besten zu zweit auf Fahrrädern loszieht, um ihn auch wirklich sicher heimtransportieren zu können.

Eigentlich habe ich aber, ehrlich gesagt, schon einen Besen. Und M. hat auch einen. Deswegen verschenken wir das gute Stück am Samstag an Freund A., der seinen Geburtstag feiert.

A. ist Steinbildhauer und das heißt, wir feiern in seiner Werkstatt, und das wiederum heißt: Grillen und zünftiges Getränketrinken zwischen halbfertigen Grabsteinen und Brun- nenbecken. Und als M. den guten A. neulich gefragt hat, was er sich denn gerne so zum Geburtstag wünschen möchte, soll der angeblich steif und fest behauptet haben, er könne mal einen anständigen Werkstattbesen gebrauchen. Das hat er jetzt davon.

Vielleicht wollte er auch bloß nicht schon wieder guten Wein oder ein tolles Buch oder ein Obstbäumchen geschenkt bekommen. Also Besen. Und ich muss sagen, nach eingehen- der Prüfung sämtlicher Funktionen sind wir nun auch frohen Muts, das wirklich allerbeste Exemplar erwischt zu haben: der Besenstiel ist ein guter Jahrgang, die Farbe der Borsten wird zur Tapete passen und ein hübsches Geräusch macht das Ding sicher auch, wenn A. damit über den Betonboden schiebt. Wir fühlen uns sicher.

Was habe ich sonst noch so gemacht?

Nu ja. Vom Internet habe ich mich jetzt mal ein paar Tage eher fern gehalten und stattdes- sen lieber so „First-life“-Sachen gemacht, wie zum Beispiel: gute Bücher lesen (Haas! Kapielski! Murakami!), Indersonneliegen (das kann ich ja netterweise sogar auf meinem gemütlichen Bett erledigen, weil die Sonne da nämlich volle Pulle freundlich draufscheint), Rhabarber-Marzipanmuffins backen (und dann gleich wieder aufessen) und ein bisschen mit dem Fahrrad herumsausen, um Lieblingsschokoladen zu besorgen oder Anträge abzugeben.

Außerdem habe ich meine Nähmaschine endlich mal wieder rausgeholt und dem neuen netbook ein schickes und umsichtig gepolstertes Kleidchen genäht. Das ging sogar auf Anhieb gut und war gar nicht so schwierig! Weil, wenn ich normalerweise anfange, was zu nähen, das über Kantensäumen hinausgeht, passiert es nämlich oft, dass ich voller Elan loslege und dann merke ich: das was fehlt / der Faden immer reißt / eine Naht plötzlich da ist, wo sie nicht sein soll / irgendwas zu kurz oder lang ist.

Ende vom Lied: Das Angenähte wird irgendwo ins Regal gestopft und muss über seine Sünden nachdenken. Diesmal also nicht, wegen Aufanhiebklappung. Den Stoff hatte ich hier sowieso noch rumliegen, das ist eigentlich ein halbfester Möbelstoff, und was ich damit ursprünglich mal wollte, weiß ich gar nicht mehr genau, – jedenfalls passt der farblich super zu meinem neuen Rucksack und das ist auch sinnvoll, denn da soll das Päckchen dann ja auch immer schön rein. Kleiner Bruder, quasi. Matrioschka-Prinzip. Dickes Watteflies hatte ich mir ohnehin vorletzte Woche schon besorgt, das ist wichtig, nicht dass das böökchen unterwegs mal ein blaues Auge geschubst kriegt.

Hier aber jetzt endlich mal das Ergebnis (das nun wirklich hübscher ist als das olle Frot- teehandtuch, das ich da bisher zum Rausgehen drum hatte):

netbook-schlafsacknetbook-schlafsack-gr-brude
Geht doch, oder? Ich find‘, die sehen ganz zufrieden aus, die Zwei.

Und wenn ich unterwegs mal nicht bloggen will, kann ich auf der Wiese bequem mein Haupt betten und mit einem Halm im Mundwinkel in die Sonne blinzeln…