Fensterfilm

Vor Jahren wohnte ich in Hannovers Nordstadt.
Das ist ein Viertel hinter der Uni und natürlich wohnen dort auch viele Studenten und es gibt ordentlich viele Kneipen, in denen es hoch her geht. Ich wohnte einer solchen Kneipe
gegenüber und hatte das Schlafzimmer unglücklicherweise zur Straße hin. Im Sommer mit offenem Fenster zu schlafen, war schwierig, weil bei jedem Öffnen der Kneipentür laute Musik und anderes Getöse in die Nachtluft schwappte. Aber selbst daran kann man sich irgendwann fast gewöhnen.

Eines Nachts wachte ich jedoch auf, weil auf der Straße ein betrunkenes Paar herumschrie. Dass die Frau Karin hieß, hörte ich bald. Dass sie überaus aufgebracht war, sogar noch davor.
Wie er hieß, weiß ich nicht, sie nannte ihn „Arsch!“, aber das war bestimmt nicht sein richtiger Name. Inzwischen stand ich am Fenster und konnte erkennen, dass er sich rechts davon hinter einem Auto versteckte und sie sich links von mir breitbeinig und vorgebeugt auf der Straße aufgebaut hatte.
Er rief von rechts: „Mensch Karin, jetzt beruhig’ dich doch! Da war doch gar nichts!“

Und sie kreischte von links zurück: „Los komm her, ich hau’ dir auf’s Maul! Komm’ her, jetzt! Oder trauste Dich nicht?“

Und er wieder: „Jetzt komm’ doch mal runter! Ich hab’ mich doch bloß mit der unterhalten!“

Sie wurde noch wilder und schrie: „ Los, Du Schlappschwanz! Du bist so feige! Ich mach’ Dich alle! Komm‘ her, wenn Du Dich traust!“

Ich ging wieder zum Bett, weil ich keine Lust hatte, da länger zuzugucken. Hören konnte man sie ja ganz gut. Dann trat auch sogar für einen Moment Stille ein.
Gerade aber, als ich mich wieder hinlegen wollte, schepperte es ganz gewaltig! Metall quietschte auf Asphalt und das hörte sich nicht gut an für das Metall…
Also
bin ich natürlich schnell wieder hin zum Fenster.

Karin hatte am Zaun Fahrräder entdeckt, die unvorsichtigerweise nicht am Zaun festgeschnallt waren und hatte mit einem von ihnen nach ihm geworfen!!!
Mit sprühenden Funken und allem.

Es dauerte eine Weile, aber als er dann vorsichtig ums Auto herum schielte und sie ihn so sah, mussten beide plötzlich furchtbar lachen. Ich am Fenster auch. Dann legte ich mich kopfschüttelnd und grinsend ins Bett und schlief bald wieder ein .

Am Morgen war weder von den Beiden noch von dem Fahrrad irgendwas zu sehen.

Fressen, Rauchen, Saufen

Der Auftrag, der mich zurzeit von zuhause und vom Bloggen abhält, schneckt sich so voran. Wenn ich dann dort in der Agentur den Rechner ausmache, möchte ich am liebsten auf gar nichts mehr gucken und mich durch pure Gedankenkraft nach Hause transportieren.
Heute aber fuhr ich mit der Bahn, und die hätte ich ohne Gucken gar nicht gleich gefunden. In der Bahn sitzend schloss ich dann aber doch die Augen für einen Moment. Als ich sie wieder öffnete, erblickte ich ein Phänomen, das ich bestimmt schon einige Jahre nicht mehr so erblickt hatte und auch noch direkt vor mir.
Das „*rsch-frisst-Hose“-Phänomen.
Auf, natürlich, Augenhöhe. Wie praktisch.

Eigentlich war das ja eher eine Erscheinung der 80er Jahre, in denen man Hosen trug, deren Bund bis zur Taille hoch ging. Wurden die Hüften dann runder, frass der Pöter langsam die Hose auf. Ich bin ja alt genug, mich da noch dran erinnern zu können.
Jedenfalls stand die Dame mit ihrer halbaufgefressenen Kehrseite direkt vor meiner Nase, was mich zwar irgendwie amüsierte, ich mir aber nicht gewünscht hatte.
Ich hatte mir ja gewünscht, nach Hause getransportiert zu werden.
Zum Glück fand das gleichzeitig trotzdem statt.

Zuhause angekommen, hörte ich gleich, dass mein Nachbar Besuch hat.
Er ist Sozialpädagoge und hört auf den wohl dazu passendsten Namen der Welt: Friedhelm.

Er spielt Wanderklampfe (schlecht) und singt neuerdings dazu (schlecht). Recht oft bekommt er Besuch von Sozialpädagoginnen, die dann mit ihm zusammen singen. Die Heutige hat sogar Klanghölzchen mitgebracht!
Sie singen eine deutsche Version von (Take these) „Broken wings“.
Leider kann ich das nicht aufnehmen und bloggen, aber der deutsche Text geht ungefähr so: „Also nimm! … (jetzt schnell gehudelt)deine gebrochen Flügeeeel! … Und lern’ zu Fliegen… und frei zu saahaaahaaain!“
Dazu Gitarrengeschrabbel und arhythmisches Klanggehölze.

Wenn ich noch Rauchen würde, würde ich jetzt erst mal eine rauchen.
Ich rauch‘ aber nur sehr selten und nur noch, wenn ich ziemlich viel getrunken habe.
Also müsste ich jetzt erstmal trinken, um dann rauchen zu können!
Ich habe zwar alles im Haus, will aber jetzt nicht beim Reinkommen schon eine Pulle Rotwein öffnen. Den habe ich mir für bessere Anlässe eingelagert.

Aber ich muss ja gar nicht unbedingt rauchen, weil ich ja noch diesen tollen Beipackzettel habe! Der wird mir die Laune wieder gut machen. Er war mal einer Packung Tabak „bei“ gepackt, die in einer flachen Blechdose daher kam. (Es war wohl irgendeine Sonderedition.) Die Blechdose hatte eine Art rundes Plexidurchguckfenster, das wohl an eine Kameralinse erinnern sollte. Das war mir schnurz, aber die Dose war praktisch.

Die Übersetzer waren entweder Besitzer eines duften Übersetzungsprogramms oder hatten auch laute Nachbarn und waren besoffen, um das auszuhalten.

Tabak

Alte Herren Liga

Herr B. ist gestern tatsächlich ausgezogen…

Und damit meine ich jetzt nicht, dass er sich seiner Klamotten entledigt hat.
Herr B. war ein unangenehmer Nachbar in Erdgeschoß, der mit einigen Leuten im Haus Streit angefangen hatte. Mit mir auch. Zuerst habe ich’s gar nicht gemerkt, aber dann…
Kann ich ja mal erzählen, aber Vorsicht, die Geschichte ist ein bisschen länger:

Im Hof hinten ist eine Werkstatt, mit dem dortigen Reparieronkel Herrn K. (nein nicht der K., ein anderer) habe ich immer ganz gut verstanden. Wann immer ich auf den Hof trat, kam der alte Herr aus seiner Hütte gelaufen und fing ein Gespräch mit mir an.
Einmal hat er mein Fahrrad repariert.
Es hatte einen komplizierten Lagerbruch, den konnte ich nicht allein beheben. Meine Fahrradreparaturen sehen normalerweise so aus, dass ich entweder warte, bis das lose Teil von allein abfällt, oder (wenn es ein wichtiges Teil ist) es wird schön mit Draht festgezwirbelt. Meine Zwirbeltechnik ist schon stadtteilberühmt und löst beim Betrachter immer mal Heiterkeit aus. Das ist ein angenehmer Nebeneffekt. Der Haupteffekt ist: Es funktioniert dann wieder und so ein Gefährt(e) wird auch nicht geklaut.

Also, der Reparieronkel hatte es neu belagert und plötzlich tat er dasselbe auch mit mir.
Er rief nun nämlich ständig bei mir oben an und wollte mit mir Eis essen und Ausflüge machen und so. Ich wollte das aber nicht und wand mich immer raus.
Er konnte aber nicht gut zwischen den Zeilen lesen. Ich war wohl irgendwie in sein Leben getreten und er weigerte sich, mich da wieder raus zu lassen.
Eine Zeitlang mochte ich nicht mehr über den Hof gehen.
Aber ich kann ja meinen Müll schlecht aus dem Fenster schmeißen.

Im Erdgeschoß war nun Herr B. eingezogen.
Wir kamen dann mal an der Straßenbahnhaltestelle ins Plaudern, weil man ja nicht so schweigend nebeneinander stehen kann. Er erzählte mir ein bisschen was von seinem früheren Beruf (Ingenieur) und ich gratulierte ihm, dass er in so ein nettes Haus gezogen war.
Als ich mal unter seinem Küchenfenster wieder an meinem Rad herumzwirbelte, kam er vorbei und bot mir seine Hilfe an. Es war aber nichts, was ich nicht allein hingekriegt hätte und ich lehnte ab. Worauf er sprach: „Ich hab sowieso zwei linke Hände.“

Einige Tage später traf ich ihn erneut und da fragte er mich, ob ich vielleicht einen seiner Wohnungsschlüssel in Verwahrung nehmen könne, falls er seinen verliert.
Ich hatte das ganz klare Gefühl: Dem geht’s nicht um den Schlüssel. Außerdem bin ich vorsichtig. Nachher fehlt bei dem irgendwas und ich soll’s dann gewesen sein.
Also lehnte ich auch das ab.

Das ist die Vorgeschichte.

Herr B. hatte ein altes Wohnmobil und das kaufte Herr K. ihm dann ab.
Als ich mal wieder in Hof kam, stand es da und Herr K. kletterte drin rum. Er wollte es mir unbedingt vorführen, aber er war mit seinem Kauf plötzlich nicht mehr so ganz zufrieden und fragte sich, ob er vielleicht behumst worden war.
Ich schaute mir das Ding von innen an, nickte ein bisschen und zuckte ein bisschen mit den Schultern und sah zu, dass ich weiter kam.

Dann vergaß ich die Sache.

Anderthalb Jahre später bekam ich Ahnungslose eine Vorladung. Schreck!
Ich war als Zeugin geladen im Rechtsstreit K. gegen B. Ich musste erstmal überlegen, um was es da gehen könnte. Schlagartig wurde mir aber auch klar, wieso Herr B. auf mein freundliches Grüßen in letzter Zeit immer so mürrisch reagiert hatte. Herr K. hatte mich an seine Seite gestellt, ohne mich zu fragen, oder mir überhaupt was davon zu sagen, obwohl er mir ja ständig über den Weg lief und mich penetrant anplauderte, worauf ich immer freundlich, aber knapp reagierte.

Da war ich aber sauer!

Ich marschierte schnurstracks in die Werkstatt und stellte ihn zur Rede.

Wenn er mich vorher gefragt hätte, hätte ich ihm ja sagen können, dass ich mich gar nicht mehr richtig an den Zustand des ollen Wohndings erinnern könnte und dass meine Aussage somit auch keine sei, auch wenn ihm gefühlsmäßig Recht gäbe in der Sache.
Außerdem mag ich es nicht, wenn man mich einfach stillschweigend vereinnahmt, das sei einfach schlechtes Benehmen und ich hätte das noch anders gelernt (der Mann ist mal locker 25 Jahre älter als ich!). Und noch außerdemer sei ich mächtig sauer auf ihn.

Er wand sich herum, er habe es mir ja sagen wollen, aber ich habe immer so kühl geschaut in letzter Zeit. Das erklärte ich ihm dann auch noch gleich mit.

In den nächsten Tagen war die Stimmung super, sobald ich einen der beiden Herren traf. Herr K. drehte den Spieß nun um und fand, ich sei überhaupt nicht hilfsbereit und ein schlechter Mensch. Das überzeugte mich endgültig.
Ich bin nämlich überhaupt kein schlechter Mensch und ansonsten sehr hilfsbereit. Ich mag nur nicht vor einem Gericht stehen und über etwas aussagen, an das ich mich überhaupt nicht mehr erinnere. Ich hätte Herrn K. nämlich auch damit schaden können!
Das kapierte der aber nicht.

Der Tag kam. Ich ging zu Gericht. Herr K. begrüßte mich zerknirscht, Herr B. ignorierte meine hingehaltene Hand herablassend. Ich sagte noch was wie: „Macht doch euern Dreck aleeene! So ein Kindergarten!“, nahm grummelnd auf dem Flur Platz und signalisierte, dass ich nicht angesprochen werde möchte, indem ich mein Notizbuch aufschlug und Strichmännchen malte. Die Herren verschwanden im Saal, es wurde verhandelt und nach einer halben Stunde wurde mir gesagt, ich könne wieder gehen.

Ich weiß bis heute nicht, wie es ausgegangen ist!

Mit Herrn K. ist das Verhältnis heute wieder freundlich, wir sagen uns „Guten Tag“, mehr nicht. Herr B. hingegen grüßt nach wie vor nicht mehr zurück und hat mich sogar mal auf der Straße verächtlich ausgelacht, als ich ihm „Hallo“ sagte.
Weil ich aber so was nicht gut haben kann, bin ich dann mal zu ihm hin, als er grade im Hof war. Ich fragte ihn, ob er mir mal sagen könne, was ich denn verbrochen habe.
„Das wissen sie ganz genau! Ich spreche mit ihnen nicht darüber!“ war die Antwort. Ich blieb aber so lange stehen, bis ich ihm erklärt hatte, dass ich das eben genau nicht wüsste und auch lange nichts von meiner Zeugenschaft geahnt habe und sowieso nichts gesagt hätte, weil ich in der Sache schlicht nichts zu sagen gewusst hätte. Er ignorierte mich nach Kräften.
Und wer da wen über’s Ohr gehauen habe, sei mir im Übrigen völlig piepe, aber bittesehr.

Zwei alte Herren, bockig wie die Vierjährigen!
Und ich, die gar nichts gemacht hat, als einfach des Weges zu kommen und freundlich zu sein.

Ich habe Herrn B. dann einfach weiter besonders freundlich gegrüßt und das hat ihn gemopst. Nun ist er ausgezogen und der Vermieter hat mir erzählt, dass er ihn auch immer vollgemeckert hat wegen jedem Dreck. Bestimmt ist er zu seinen vielen Freunden gezogen.
Mal sehen, wer da jetzt einzieht.

Ach so, und ein neues Fahrrad habe ich mir inzwischen auch gekauft und da fasst außer mir und dem lieben M. keiner was an! 😉

Isch reesch misch uff!

Ich sollte weniger Zeit vor der Lichtmaschine verbringen und stattdessen mal lieber öfter rausgehen oder lesen oder eben einfach nicht fernsehen.
Ich resigniere bald über sinnlosen Aussprüchen, verdrehten oder kastrierten Sprichworten, falsch ausgesprochenen Namen und lustig zur Schau getragener Dooftütigkeit.

Dazu kommen:
total abgaloppierte Allgemeinplätze
– wenn ich noch einmal hören muss, dass Frauen immer Schuhe kaufen (*schmunzelschmunzel!*), schreie ich so laut, dass man mich bis sagenwirmal Freiburg hören kann!

dämliche Vergleiche
– neulich: „Der in NRW geerntete Rhabarber entspricht im Gewicht dem des Eiffelturms.“
(watt???)
Ansonsten immer gerne: „…entspricht xmal der Entfernung von hier zum Mond, … der Größe von soundsovielen Fußballfeldern, …dem Gewicht von X Mittelklassewagen.“
Kann sich da ir-gend-je-mand was dadrunter vorstellen?
Fußballfelder sind doch gar nicht immer alle gleich groß, und Mittelklassewagen auch nicht und die werden ja auch sowieso allgemein immer schwerer.

und schlecht ausgebildete Sprecher
– gestern wieder: Prinz Harry hat angeblich eine „Kässrien Thmith“ angebaggert.

Und das ist alles aus „Nachrichtensendungen“!

Gegen offensichtlich nicht als Bildungsfernsehen gedachte Sendungen (Let’s dance, Vorabendsoaps, Germanysnexttopmodel, Renovier’ mir!-Serien, DSDS usw.) habe ich z.B. nichts. Da weiß man ja, was man kriegt und das kann mitunter sehr entspannen und auch mal unfreiwillig unterhalten.
Aus der letzten Big Brother-Staffel habe ich beispielsweise ein paar sehr schöne Redensarten extrahiert! Kostproben?

„Der Zug ist abgelaufen!“

„Ich muss mal wieder abnehmen, damit ich wieder in meinen Kleiderschrank passe!“

„Wenn ich so oft unterm OP-Tisch gelegen hätte wie die, würde ich auch anders aussehen!“

„Ich kann mich nicht entscheiden. Ich hab’ grad’ voll die Gehirnschwankungen!“

Sooo macht Fernsehen Spaß!
Aber das sind eben auch echte Leute, die dürfen und sollen das.
(Leider ist die jetzige Staffel da so überhaupt keine Fundgrube.)

Ansonsten wird seit einiger Zeit überall kräftig „mutiert“, Meinungen sind immer „definitiv“ und „absolut“, F-Promis sind „Stars“ (Perfektes Promi-Dinner z.B.: Die meisten Promis hab’ ich noch nie gesehen).
Alles ist natürlich mega– und obersonstwas.
(Gigageil klänge ja leider ein wenig nach Lilalaunebär)
Überall wird bis zum Anschlag übertrieben, bis es keine Steigerung mehr gibt.
Ich kannich mehr. Ich bin da zu alt für.

Klar kann ich auch immer schön arte und 3sat gucken.
Das ist mir aber auf Dauer einfach zu langweilig.

Klar kann ich den Fernseher einfach gelegentlich mal aus lassen…
Das will ich auch ab jetzt mal versuchen.

Und um mal den „Selber Schuld!“ Kommentaren zuvor zu kommen:
Weiß ich! Bätsch!

Aber ich muss mich halt auch mal aufregen!
Jetzt besser. Hapuh.

Gute Laune & Fensterdecken

Heute hab‘ ich richtig gute Laune.

Ich hab‘ freundlich geträumt, was immer hilfreich ist, habe meine merkwürdigen Pilates- übungen weggearbeitet, dann hab‘ ich noch ein bisschen die Hüften zu Miss Winehouse‘ neuer Scheibe geschwenkt, bin kalt duschen gegangen und fühle mich jetzt frisch und fruchtig.

Also habe ich gleich mal meine Kapuzinerkresse ausgelichtet, bevor die beim Nachbarn unten wieder reinwachsen kann, denn er würde sonst ja doch bloß versuchen, die zu rauchen. Da würde der sich aber wundern! Obwohl: Es hätte vielleicht was von Menthol- zigarette… Vielleicht probier ich das sogar selber mal aus!

Gestern habe ich hier nur so rum gelegen im eigenen Saft und hab‘ mir in Bauch und Hüften gepiekst, geseufzt, und dann doch wieder Schokolade im Mund gehabt. („Ehrlich Herr Kommissar, ich weiß auch nicht, wie die da hin gekommen ist!“ *augenklimper*)
Einen kleinen Spaziergang habe ich allerdings unternommen und habe dabei gleich zwei Fotos gemacht, die mal bebildern, was ich am 24. Mai mit den Fenster-Decken gemeint habe.

Nämlich so was:

Deckenfenster3

Jetzt sagt bloß, so was habt Ihr noch nicht gesehn! Sollte das etwa eine regionale Spezi- alität sein? „Komm‘ nach Hannover! Wo die Tiere am Fenster hängen!“ Ach so: ich finde ja auch, dann sollte man den staubigen Kunstfaserschwitzlappen wenigstens richtig rum aufhängen!

Ich habe übrigens den Verdacht, dass Herr B. aus dem Erdgeschoß wegzieht. Das würde mir gut gefallen! Der hat nämlich Streit mit mir, sagt mir aber nicht, weshalb. Als ich ihn mal freundlich drauf ansprach, warum er nicht mehr grüßt, meinte er, ich wisse schon wieso! Nee, weiß ich nicht (ich ahne), aber wenn er (geschätzte Ende Fuffzich) sich wie ein bockiges Kleinkind aufführen will, soller doch! Ich habe ihn einfach weiter freundlich gegrüßt und er hat neulich versucht, mir die Haustür quasi ins Gesicht zu werfen. Doofer- weise (für ihn) ist da aber so ein „Schließarm“ oben dran, also wurde das Ganze ein wenig albern. Ich musste ihn einfach ein bisschen auslachen: „Neeeneeeneee, Herr B…“ Nun scheint er wohl frustriert weg zu ziehen.

Mal sehen, ob sich da vielleicht jemand Nettes einnistet.
Hoffentlich niemand mit Decke.

Zartbitter

Aus noch unbestätigten Quellen wissen wir, dass Frau Theobromina gestern Geburtstag hatte. Und das war so:

Als ich aus unruhigem Schlaf aufwachte (weil ich natürlich dachte, irgendwer wird mich bestimmt wieder um Mitternacht wecken und mich fröhlich ankieksen: „Hey! Alles Gute!!! Herzlichen Glückwunsch und so, – wiiie: Du hast schon geschlafen!?“) und aus dem Fenster guckte, sah ich sofort, dass es schon ewig geregnet hatte und auch noch ewig weiterregnen würde. Na Prost!

Also ging ich ausnahmsweise zu Fuß und mit Schirm Einkaufen, statt wie sonst mit dem Rad. Leider ist der Laden eine Ecke weit weg, die Verkäuferin an der Käsetheke hatte „Böse-Türsteher-Laune“ und hätte mir meinen Morbier wohl am liebsten gleich quer und am Stück reingeschoben, und als ich zurückkam, war ich nicht nur nass von den Füßen bis zu den Knien, sondern auch total hungrig und der Postbote war dagewesen und hatte ein Päckchen bei der Nachbarin abgegeben.
Und dann war die Nachbarin natürlich nach Diktat verreist.

Grade als ich den Tisch gedeckt hatte, rief Freundin T. an, um zu sagen, dass sie später kommt, weil ihr Dach undicht ist und es regnet rein und sie sucht das ganze Haus nach Auffangschüsseln ab und sie braucht was Eckiges, findet aber nur Rundes, dabei muss sie es doch ganz nah an die Wand stellen und sie kommt erst um halb 12.
Magenknurr.

Also noch mal bei der Nachbarin klingeln. Nachbarin abwesend.
Dafür total durchweichter Brief vom Väterchen, grade noch lesbar. Immerhin.

Um halb 12 kommt Freundin T., hat 2 tolle CDs und Blumen („Irgendwas mit A und drei Silben, hab’s vergessen…“), wir stürzen uns auf Brötchen, Wurst, Lachs, Tee, Sekt, Erdbeeren, Kuchen, alles gleichzeitig.
Gefühlte 15 Minuten später: „Ich kannich mehr!“

Also ab ins Sprengel-Museum. Auf dem Weg nach unten noch mal Nachbarins Klingel drücken.
Langsam mache ich mir vielleicht Sorgen…
Neee, quatsch; – ich will mein Päckchen, menno!

Im Museum schlagen T. und ich supergute Rabattleistungen an der Kasse heraus, laufen dafür aber in der Taschenaufbewahrung beide fast gegen den zu gut geputzten Spiegel.
Die Ausstellung an sich beginnt schon total deprimierend. Das erste Bild kann man sich kaum angucken, ohne sich entsetzt abzuwenden.
Und so ähnlich setzt sich das auch fort. Die zeitgenössischen Künstler sind offensichtlich alle sehr deprimiert, haben Zahnschmerzen, keine Illusionen mehr, aber dafür gute Fotoapparate.

Eins der Exponate ist ein Keilrahmen, der mit schwarzem Stoff bespannt ist. An einer Ecke ist der Stoff eingerissen. Das Stück heißt: „Kathedrale in Flammen.“
Also, da hätte ich beinahe sogar selber einen der 3 schlimmen Sätze (s. gestrigen Eintrag) gesagt!
(T. hat sich übrigens die Sätze selbst verkniffen und mir nur gesagt, wo ich den jeweiligen Strich hinmachen soll.)
Zum Glück gab’s aber auch doch noch 1-2 schöne Dinger, die uns dann wieder etwas aufgepäppelt haben. Für die anderen beiden Museen fehlte uns dann aber die Energie.

Also geht’s wieder nach Hause. Nachbarin liegt bestimmt tot hinter der Tür, verkrallt in mein Päckchen. Jedenfalls macht sie nicht auf.

Der beste Exfreund M. kommt, bringt duftes Buch mit. Darf bleiben.
Kuchenmümmeln. Telefon. Heftig und bekanntermaßen unerwünschte Person, schnell wieder auflegen. „Wo war ich stehen geblieben…?“
T. hat inzwischen ganz böses Bauchaua und ist ganz müde, kriegt Wärmekissen und hält sich ansonsten tapfer.
Irgendwann sind beide aber wieder weg.
Telefon. Väterchen.
„Wat is‘ denn bei dir los, det is ja so stille! Ick dachte, bei dir is‘ Party! Haste denn keene Freunde, sachma!?“
Das zieht mich jetzt schon ein bisschen runter, das sage ich ihm aber nicht…

Plötzlich ist mir alles zu still. Werde traurig. Zum Glück in kurzer Zeit 3x Telefon hintereinander. Freundin S. droht Familienbesuch für Freitag an. Mit Kuchen!
Fange mich wieder. Muss ja.
Freundin M. will noch rüberkommen, hat Sushi gemacht.

Und dann wird doch noch alles wieder ganz gut. Und der Sekt noch alle. Und der Likör auch. Und dann der andere Likör. Halb 12 liege ich im Bettchen und denke: „Geschafft.“

(Eben bei Nachbarin gewesen: Geburtstagspäckchen ist ein DSL-Kasten und soll dann bald mal auf Sendung gehen…)

Unausgeschlafen

Gestern wieder ewiges Bettkastenkonzert.
Quietschen & Rappeln, Pause, Quietschen & Rappeln, Pause, Quietschen & Rappeln,…
Eine Etage drunter: Ich mit O*ropax, denkend: Oh nöööö… (es war nämlich schon halb einse, und um elfe war ich „schlafen“ gegangen. Die Beede aber oooch.).

Irgendwann, ehe ich’s mich selbst versah, klopfte ich doch an die Wand und war fast erschrocken deswegen. Es liegt mir nicht, in das Liebesleben Anderer regulierend einzugreifen.
Erschrocken waren auch die da oben. Plötzliche Stille. Verdutzung wahrscheinlich.
Und es blieb still. Wir horchten alle drei; die da oben, ich da unten.
Bis ich dann einschlief…

Heute Morgen dachte ich dann: Vielleicht waren die Beiden ganz froh, dass sie endlich aufhören konnten. Das ist ein junges Paar und dem Alter verwechselt man solcherlei Betätigung noch ab und an mit Leistungssport. Und dann traut sich vielleicht keiner aufzuhören. Oder so.
Jedenfalls „freue“ ich mich schon auf die nächste Begegnung im Treppenhaus, bei der ich dann eine gutmütige Erklärung abzugeben gedenke. Ich könnte ja auch z.B. Hilfe beim Bettkastenreparieren anbieten. Neenee, immer schön diplomatisch bleiben…

Ich hab‘ aber auch echt Glück mit meinen Obermietern. Bevor die fleißige Dame da einzog, wohnte dort ein spanischer Junggeselle, der einen schweren Schritt hatte und vor Allem sehr laut sprach.

Und so bollerte und brüllte er, dass es nur so eine Art hatte. Das merkte er selber aber gar nicht. Das Bollern vernahm ich vor Allem abends, es hörte sich an, als würde man einen schweren Sessel oder meinetwegen auch ein Klavier herum schieben oder auch mal ein Stückchen tragen, bevor es einem dann aber doch aus der Hand rutscht. Der Herr Spanier telefonierte auch immer sehr laut. Ich kann kein spanisch, aber „Hola!“, „Por favor“, „Manana“ und „Okeh, okeh…“ verstand ich einwandfrei. Auch dem Rest hätte ich sonst ganz sicher verstanden, deshalb war ich ausnahmsweise mal ganz froh über meine mangelnde Bildung.

Irgendwann war es mit der Junggesellerei vorbei und es zog eine Dame bei ihm mit ein, die auch noch einen ca. 15-jährigen Sohn mitgebrachte. Dass die Dame „Flores“ hieß, brauchte ich gar nicht großartig zu recherchieren, das hörte ich ja bald und fand es ganz putzig, weil das ja in etwa dem früheren Künstlernamen von Jasmin Wagner entspricht, nur eben auf Spanisch. Das Putzige daran war, dass die neue Nachbarin keineswegs einer zarten Pflanze ähnelte, sondern eher einem Baumstamm.
Der Sohn hieß Pablo und hatte nix als Unsinn im Kopf. So klebte er beispielsweise seine Kaugummis an die arme Pflanze, die ich ins Treppenhaus gestellt hatte. Nachdem ich das arme Geschöpf (die Pflanze) wieder in meine Wohnung zurückgeholt hatte, begann er, seine Jackentaschen vor meiner Wohnungstür auszuleeren, weshalb da nun immer Zigarettenschachtelpapierchen, Tempos und Bonbonfähnchen lagen, die mir von der Nachbarschaft scheele Blicke einbrachten. Das war mir aber egal. Ich mache die Treppe sowieso nie und irgendwann wandert das von ganz alleine bis ins Erdgeschoß und verschwindet dann da.

Jedenfalls, seit das „Pflänzchen“ mit dem Rabauken eingezogen war, stieg der Geräuschpegel in ungeahnte Höhen. Jetzt wurde jeden Tag mehrmals gezankt, wobei Senora unglaubliche Frequenzen erreichte und nie Luft holte. Zwischendrin wurden Schrankwände geworfen und Ringkämpfe ausgetragen.

Nach einer ganzen Weile kam ein neues Geräusch hinzu: Einer der beiden „Jungs“ wollte nun wohl das Schlagzeugspiel erlernen. Ich hatte jetzt erstmal sofort angenommen, dass es sich dabei nur um den Jungen handeln konnte, aber das noch relativ unrhythmische Getacker fand jedes Mal zu einem alten Phil Collins-Stück statt und da wurde ich dann doch unsicher.
Das Üben ging so: Man wartet, bis es mindestens 22°° Uhr ist und spielt dann das Phil Collins-Stück auf der Minianlage volle Pulle laut immer so halb bis dreiviertel, um dann abzubrechen und wieder neu anzufangen. Dazu wird ramentert. In dem Zimmer, das sich direkt über meinem Schlafzimmer befand.

Irgendwann hatte ich mal Besuch, während oben eine schwere Diskussion im Gange war. Da der Besucher über ausgezeichnete Spanischkenntnisse verfügte, konnte er mir simultan übersetzen: Der Junge hatte irgendwas kaputt gemacht und das ging nicht mehr heile und wer das denn jetzt bezahlen sollte! Er von seinem Taschengeld ja wohl nicht, aber er könnte sich ja mal einen Job suchen! Und überhaupt!
Ich hoffte dann sofort, dass das Kaputte vielleicht das Schlagzeug wäre oder wenigstens die Phil Collins-CD.
War aber nicht so.

Zum Glück zog die lustige Kleinfamilie irgendwann zwei Häuser weiter und kurzfristig zog ein Zwielichtiger ein. Man sah ihn nie, aber ich hörte ihn und seine geschätzten 40 Freunde, die wohl mit eingezogen waren. Zu dieser Zeit war unsere Hausfassade eingerüstet wg. Verschönerung. Ich kriegte manchmal mit, wie der Hausbesitzer oben klingelte und an die Tür wummerte, aber es öffnete Niemand, obwohl (zumindest mir) klar war, dass da jemand zuhause war.
Eines Abends plötzlich: Hausbesitzer mit Pullezei! Und die auch mit zwei Bullis gleich. Und zwei Hunde. Und Schlüsseldienst. Und grade, als ich mich aus dem Fenster hängen wollte, um mal zu gucken, was denn da…, wurde die Fassade per Strahler erhellt, damit da keiner heimlich übers Gerüst abhaut. Gottogott!
Und dann das berühmte: „Aufmachen! Pullezei!“
Als das keine Wirkung zeigte, wurde die Tür aufgebohrt. Und gezetert. Und gebellt (Hunde). Und abgeführt sogar.

Später erfuhr ich vom Hausbesitzer, dass der Zwielichtige ursprünglich eigentlich nur ein paar Wochen bleiben sollte, weil er irgendwie in Not gewesen war. Er hatte dann aber nie den kleinsten cent bezahlt und stattdessen ein halbes Dutzend seiner Kumpels mitgebracht, die die ganze Bude mit Matratzen ausgelegt hatten und sich ihr Essen auf Campingkochern zubreitet hatten.
Naja, und da war dem Hausbesitzer irgendwann der Kragen geplatzt.

Dann stand die Bude erstmal ein Vierteljahr leer und das war natürlich himmlisch ruuuuhiiig.

Bis das Bettkastenfrollein einzog…

Eingekauft

Komme grade vom Einkaufen wieder. Ich gönne mir heute die ersten deutschen Erdbeeren. Lecka!
Nicht, dass ich Obst gegenüber irgendwelche Territorialfeindseligkeiten hegte. Ich finde nur, dass unsere Sorten hier viel erdbeeriger schmecken. Und dann hat’s noch was mit unsinnigen Transportstrecken zu tun. Egal. Jedenfalls freue ich mich schon auf die Dinger.
Beim Einkaufen habe ich aus purem Daffke mal die ganzen Kalorienangaben gelesen und festgestellt, dass so ziemlich alles, was ich gerne mag 500 Kalorien hat auf 100g.
Da stecken doch bestimmt wieder diese Illuminati dahinter!

Auf der zudem erworbenen Chipstüte steht hinten drauf: „Für jede der unverwechselbar charakteristischen Sorten verwenden wir raffinierte Gewürze.“
Zutatenliste: Kartoffeln, Pflanzenöl, Salz.
Also sowas Raffiniertes!

Außerdem gekauft: Ba*ybel-Käsebollen. Und zwar nur, weil ich den Sohn (5 J.) von Freundin S. demnächst mit einem „Schpeidermann“-Schlüsselanhänger zu bestechen gedenke. Der hat nämlich grade seine Kratzbürstigkeitsphase.
Zumindest, wenn er mich sieht. Man kennt das: Ich darf dann nichts trinken, anfassen, betreten oder sonst irgendwie auch nur sein. 😉
Vielleicht kann Schpeidermann mir da helfen, schließlich isser ja’n Tophero.
Ich muss währenddessen die Käsebollen essen. Oder ich schmeiß die einfach aus’m Fenster, damit sie, wie in der Werbung, lustig durch die Gegend hüpfen und die Welt wieder gut machen.
Au ja, da läuft grade der doofe Nachbar aus dem Erdgeschoß vorbei, der mich seit einem halben Jahr nicht mehr grüßt (andere Geschichte). Mit dem fang‘ ich an!
„Huhu! Herr B****!!!“

Frau Nachbarin rulez!

Und zwar neuerdings meinen Schlafrhythmus.
Gestern gute 1 ½ Std. Bettkastenkonzert. (Man hört übrigens auch NUR den Bettkasten.)
Wie reagiert man denn da bloß? Mit ’nem Besenstiel an die Zimmerdecke tucken hat was von vertrockneter Hausmeisterin. Brrr.
Einen lustigen Zettel an die Tür machen? Das hätte den Vorteil, dass man sich die Konfrontation erspart und der Zettel als Trophäe später im Poesiealbum der Nachbarin landen könnte.
Oder doch lieber hingehen und persönlich drauf ansprechen? Hua! Das findet sie vielleicht erst recht unmöglich, weil peinlich. Oder sie wirft mir Neid vor.
Ich bin aber gar nicht neidisch, nur müde…
(Es klingt auch, ehrlich gesagt, nicht nach Spitzensex. Eher nach: Das müssen wir hier alles noch wegarbeiten und mein Bus fährt gleich…!)
Ich freu mich ja für die Zwei, dass sie was Sinnvolles mit ihrer Zeit anfangen! Ich finde das ja immer gut, wenn Menschen sich Liebe und Bestätigung geben, aber sie könnten sich dafür doch ruhig eine vernünftige Unterlage aussuchen. Eine, die nicht ächzt und quietscht und bollert. Das ist echt laut (gestern dachte ich, der Putz kommt runter)! Manchmal so laut, dass ich der Meinung bin, die Studi-WG unter mir könnte mich durchaus für die Verursacherin halten. Mal sehen, ob da demnächst feixende Blicke kommen.

Tagsüber neige ich dazu, das alles wieder gar nicht mehr schlimm zu finden.
Aber wenn ich dann spätabends pennen will und stundenlang hin- und hergerissen werde zwischen: Jetzt ham’ses aber! Jippiie!!! Und: Och neee, geht doch wieder los…, dann bin ich doch angenervt.

Soviel will ich eigentlich auch gar nicht über die Nachbarin wissen! Herrjeh.

Im Moment erscheint es mir am vernünftigsten, einfach abzuwarten. Normalerweise erledigt sich sowas nach einiger Zeit von allein. In diesem Fall gibt es sogar zwei Möglichkeiten: Entweder ziehen sie irgendwann das Schlafen vor oder der Bettkasten bricht auseinander. Ich bin für oder.

Our House

Menno. Da sind doch tatsächlich wieder mal Blattläuse in meinem Blumenkasten! Grade ist alles schön angewachsen und am Blühen, da sitzen schon wieder diese kleinen Drecksbiester auf den Tausendschönchen. Wie schaffen die das bloß immer wieder in den 3. Stock? Hangeln die sich an der Fassade hoch oder lassen die sich nachts abwerfen (in schwarzen Militärklamotten und mit gerußten Gesichtern)? Wahrscheinlich haben sie eine Amsel in ihre Gewalt genommen, entführt und zur Kursänderung auf meine arme unschuldige Fensterbank gezwungen.

Über mir poppt die Nachbarin. Das höre ich am ächzenden Bettkasten. Ihr Freund scheint so eine Art Kaninchen zu sein. Glückwunsch. Die Nachbarin eher Nilpferd, was die Schwere der Schritte angeht. Dabei ist sie ganz zierlich.
Ihr Handy-Klingelton ist die Titelmelodie der Simpsons, was ja eigentlich eher sympathisch ist. Aber manchmal stellt sie auf Vibrieren und scheint es dann auf dem Boden abzulegen. Wenn es dann losgeht, rappelt bei mir die Hütte! Ich finde das aber lustig.
Mein Nachbar zur Seite ist Sozialpädagoge, sieht aus wie eine dickere, aber 15 Jahre jüngere Version von Rolf Zuckowski mit Bürstenhaarschnitt und er spielt Gitarre. Ich wohne hier schon über 6 Jahre, aber es wird und wird nicht besser.
Er gibt leider nicht auf. Sondern Unterricht.

Und ab und zu bekommt er Besuch von angespannten Damen, die dann mit ihm und seiner Gitarre singen. Mit dünnen Kirchengesangstimmchen. Neulich sogar „My heart will go on“, den Titanic-Kracher. Ich stand im Flur und wusste nicht, ob ich lachen oder Nierenschmerzen kriegen sollte. Leider war es zum Aufnehmen nicht laut genug…

Ob ich eine gute Nachbarin bin, weiß ich gar nicht. Ich glaube nicht, dass man von mir viel hört. Ich bewege mich leichten Schritts barfuß durch meine Gefilde, höre selten Musik und wenn, gute. Aber nicht mal besonders laut. Dafür singe ich dann aber mit. Das dann schon eher laut. Ich kann aber ganz gut singen, deshalb ist das nicht so schlimm. Außerdem grüße ich brav im Treppenhaus und stelle meinen Müll nicht vor die Wohnungstür.

Was die Studi-WG unter mir stören könnte ist, dass mir immer mal Sachen runterfallen. Auch gerne mal morgens. Und meine Küche ist über einem der Schlafzimmer. Hat sich aber noch keiner beschwert bisher. Ich sage ja auch nix, wenn die ihren Skunk rauchen und dann das ganze Haus danach stinkt. Außerdem lüften sie ja auch. Blöd nur, dass der heftige Grasgeruch dann bei mir oben durch meine meistens geöffneten Fenster wieder reinweht. Dazu krieg ich das Neueste aus’m Hiphop-Sektor umme Ohren.
Und irgendwie ist mir das trotzdem sympathischer als die Essensgerüche des älteren Herrn aus dem 1. Stock. Der kocht sich nämlich schon morgens um 10 sein Mittag. Zwiebeln anbraten und geschmorte Paprika und so.
Das könntich nich.