Sonntag geht der Frühling los! – Kastanienbewegung 2009/10

So.

Eben habe ich ein Kamerateam losgeschickt, um mal rauszukriegen, was denn jetzt ist. Mit Frühling und so. Hier das Ergebnis der Recherche:

Minifruehling

Ich glaube wohl, das geht los… (Jedenfalls in meinen Blumenkästen.)

Deswegen muss unsere liebe Taschenbewohnerin in den nächsten Tagen ausziehen.

Genauer gesagt:
Am Sonntag fliegt sie! Taschenbewohnerin_09

Macht Euch auf, packt Euch vielleicht einen Pikkolo ein, schnallt die Gummistiefel unter, wenn’s sein muss, und sucht Euch ein schönes Plätzchen
zum Werfen. Nett wäre es natürlich, Ihr bedankt
Euch noch mal bei der kleinen Braunen, dass sie Euch durch den Winter (der ja nun aber mal wirklich lang genug… – also, gar nicht davon zu reden… – end-
los, quasi…) getröstet hat.

Und um Punkt12:00 Uhr schenkt ihr die Freiheit wieder. Aber mit ordentlich Ausholen und Schmackes!
Und denn: Ist Frühling. Gefälligst.

Ich freu mich auf Euch…

Bis dann & ganz liebe Grüße, Eure Theo

Ich seh‘ gern rot.

Eben an der roten Fußgängerampel:

Alle rennen wieder mal so rüber, bloß ich nicht. Als letztes zieht ein junger, ein bisschen persisch aussehender Mann an mir vorbei und ruft: „Komm‘ sie ruhisch! Ist nicht gefahr- lich!“ Ich sage: „Nö.“ und bleibe stehen. Auf der Mitte der Straße dreht er sich noch mal um, macht eine einladende Bewegung mit dem Arm: „Ach, kommen sie, bitte!“ Ich lache ihn an und rufe: „Neee!“ Da lacht er auch und trollt sich.

Er weiß ja nicht, dass ich so gut wie nie bei Rot über die Ampel gehe. Und das aus einem ganz bestimmten Grund. (Vielleicht sogar aus aus zwei Gründen. Der zweite wäre, dass es immer Alle tun. Und ich schon deshalb nicht mit rüber renne, weil ich nicht „Alle“ bin.)

Der eigentliche Grund ist aber, dass ich an roten Ampeln öfter an K. denken muss, mit dem ich mich mal eine Weile über einen bestimmten Max Goldt-Text amüsiert habe, in dem es irgendwie darum ging, dass man rote Ampelphasen gerade als Fußgänger ei- gentlich in höchsten Tönen preisen sollte, weil man endlich mal ein paar Sekunden oder sogar Minuten geschenkt bekommt, in denen man nicht geschäftig herumhetzen muss, sondern sich schöne Gedanken machen oder vielleicht sogar eine hübsche neue sexuelle Phantasie ausdenken kann. (Genau weiß ich’s jetzt aber nicht mehr, Herr Goldt würde’s mir hoffentlich nachsehen…) Das Warten an der Ampel ist jedenfalls demnach sowas wie eine unverhofft geschenkte Pause. Gelegenheit, innerlich zu verschnaufen.

Wir fanden das damals einen hübschen Gedanken und waren deswegen fast enttäuscht, wenn wir mal an eine Ampel kamen, die just auf Grün sprang. Das konnte der junge Mann eben natürlich alles nicht wissen. (Der dachte sicher:“Puh! Das ist bestimmt so eine ganz Rechtwinklige.“)

Wäre er aber neben mir stehengeblieben, hätt‘ ich’s ihm vielleicht erzählt…

Kurz mal über die CeBIT – Bromine & Bytes.

Herrschaftszeiten! Wenn ich noch einmal lesen muss, dass der Computer, der 1969 die Mondlandung berechnet hat, weniger Leistung als ein Handy hatte und dafür aber sum- mende, brummende 30 Kilo wog, dann schreie ich! Es muss doch auch irgendwo noch eine zweite Anekdote zu Computern & Co. geben…
– Bitte, liebe Journalisten, guckt doch noch mal in Euren Schubladen nach!

Da ich in diesem Jahr ziemlich viel mit der CeBIT zu tun hatte, habe ich aber nicht nur den Pressespiegel verfolgt, sondern bin auch mal auf schnellen Rundkurs durch die Hallen ge- gangen. Und, ganz ehrlich? Das sah für mich fast alles gleich aus… Computerkram halt. Und so Anzugjungs. Also, da hat mich der Aufbau der Messestände selbst schon mehr interessiert.

Aber ein bisschen was habe ich dann doch aufgeschnappt. Beispielsweise habe ich end- lich mal ein echtes, kapitales Gigabyte in freier Wildbahn gesehen:
Cebit_Ordentlich-Gibabyte

Die Post, diese Tausendsasserine, hat doch tatsächlich die e-mail erfunden, Hurra!
Cebit_Elektrick-Post

Und Einige freuen sich schon darauf, sich fuhrparkmäßig ordentlich zu verbessern, wenn erstmal dieses Geschoss in Serienproduktion geht:
Cebit_Cabrio-Anschmachtung

HIngegen findet nicht jeder Silbermännchen geil.Cebit_Mittelgeil

Vom Rest sah ich in dem Geschiebe nicht sehr viel. Dafür roch’s überall stark nach Pop- corn. Zuerst konnte ich mir das nicht erklären, denn ich sah keins, stattdessen höchstens mal Hot-Dog-Wägelchen. Freundin T. aber, die Bescheid weiß, klärte mich auf und meinte das mit dem Popcorngeruch sei Absicht. Angeblich finden die meisten Menschen diesen Geruch oder gern auch den von frischen Waffeln so angenehm, dass sie sofort alles kau- fen wollen, was mit diesem Geruch beworben wird. Es ist also anzunehmen, dass alle diese bunten Stände um riesige Puffmaismaschinen herum gebaut sind.

Vermutlich solche, die poppende, ploppende 30 Kilo wiegen.

Informier‘ mir!

Man kann so alt werden, wie man eben so alt wird, aber man lernt ja nu‘ nicht aus…

Aus dem Pressepiegel zur CeBIT (Neue Presse Hannover v. 02.03.2010):ITK-Branche

Und ICH dachte immer, es handele sich hierbei um Informations- und Kommunikations- technologie, die Technologien im Bereich der Information und Kommunikation hübsch zusammenfasst!

Tse…

Kantapper, kantapper…

Heute galoppier‘ ich nur mal schnell so durch…
Ich hab‘ nämlich gleich ein Vorstellungsgespräch. Dabei geht’s zwar nur um einen kleinen Übergangsjob für 6 Wochen, aber der ist wenigstens gut bezahlt und wenn man mich dort in guter Erinnerung behält (woran ich natürlich arbeiten werde), könnte später mal was richtig Interessantes draus entstehen.

Und wenn ich wiederkomme, lege ich mich für’n Stündchen auf’s Ohr, weil ich heute Abend mit Freundin S. und ihrem Mann auf ein ganz duftes Konzert (Depedro) gehe, wo ernsthaft ich vorhabe, einige Bierchen wegzutrinken, mich zu amüsieren und mal wieder so’n büschen umzugucken.

– Ja, man hat eben zu tun. Bis morgen (frühestens mittach!) dann!

HA!

(Erstveröffentlichung 24. August 2007)

Vor ein paar Jahren musste ich mal ein paar Monate in einer Firma arbeiten, die ich sehr bald nur noch „Die Kackbude“ nannte. Mir wurde der Arbeitsvertrag geradezu aufgenötigt, obwohl ich sogar extra mit zerknüllter Bluse und gelangweiltem Gesicht zum Vorstel- lungsgespräch erschienen war, bei dem ich dem Chef auch noch ständig ins Wort fiel und ihm widersprach, wo ich konnte. Das schien ihm entweder zu imponieren, oder gar nicht erst aufzufallen. Er wollte mich unbedingt als Marketingtante einstellen, obwohl ich ihm bestimmt fünfmal gesagt hatte, dass ich von Marketing so viel verstehe wie meinetwegen ein Konditor vom Trampolinspringen.

Die Firma, für deren Marketinggeschicke ich nun zuständig war, vertrieb Software für Kon- strukteure und Architekten. Im Grunde waren das alles Vertreter. Man sagt ja, dass das schon irgendwie eine Gruppe für sich ist, mit ganz eigenen Regeln. Nachdem ich heraus fand, dass offensichtlich niemand genau wusste, was eine Marketingfrau eigentlich so zu tun hat, machte ich einfach, was mir so einfiel, oder was man mir hinlegte.

Der Chef hieß B. und begann jeden Ausspruch mit der Einleitung: „Ich sach’ mal, halt, was könn’wir tun, was könn’wir machen, das ist dann halt die Sache, halt…“ Das machte mich ganz irre, und ich musste bald sehr aufpassen, ihm nicht aus Daffke genauso zu antworten.

Alles, was nicht so anfing, wurde gebrüllt. Und wie! Herr B. genoss es sichtlich, eine At- mosphäre von Angst und Schrecken zu verbreiten. Alle Kollegen sahen immer so aus, als wollten sie lieber zum Schutz unter den Tisch kriechen. Nur ich wieder nicht. Ich blieb ganz unbeeindruckt und antwortete jedes Mal in gut gelauntem Plauderton. Einmal mach- te ihn das so rasend, dass er tatsächlich anbot, mir den Hals umdrehen zu wollen. Ich lehnte das aber genauso ruhig ab wie alles andere. „Ach nein danke, Herr B., ich hab’ ja auch zu tun.“ Hinterher wollte er das als „Scherz“ gemeint haben. Deswegen also hatte ich so lachen müssen.

Die Kollegin, mit der ich in ein Büro gesetzt wurde, war 22, hatte unterm Bauchnabel so eine Tätowierung, die man wohl normalerweise auf der anderen Seite hat, wo sie dann „Geweih“ heißt. Der Rest von ihr sah wie etwas, dass man erst aus einem rosa Karton pellen muss. Und im Nebenkarton wohnt Ken. Trotzdem verstanden wir uns gut, denn der Rest der Belegschaft war männlich und nicht zum Aushalten.

Ich will sie nicht alle beschreiben, aber in einem Büro saßen z.B. ein Zweitmeterzehn- Mann und ein Terrier von höchstens 1,60 m zusammen, die nebeneinander einfach zum Schießen aussahen. Der Eine bog sich über seinen Schreibtisch wie ein Geier, während der Andere kaum über die Tischkante gucken konnte. Aus der offen stehenden Tür ihres Büros hörte ich immer wieder ein Geräusch wie von einem Nagelknipser, so etwa alle halbe Stunde.

Später fand ich heraus, dass der Geier sich nicht etwa in Zeitlupe die Nägel schnitt, son- dern so ein schickes Knipsfeuerzeug hatte, mit dessen Hilfe er den Terrier mit Zigaretten- rauch einnebelte. Bestimmt, um dessen doofes Gesicht nicht sehen zu müssen. Leider musste er ihn trotzdem weiterhin hören und darum beneidete ich ihn auch nicht gerade. Der Terrier war nämlich nie für irgendwas zuständig oder verantwortlich und sprach in „Wir“-Sätzen, wenn er „Du“ meinte. Zudem kam er aus Sachsen, was man deutlich hören konnte: „Ham wiör dännschö die CäDähs geprannd?“ Und er war ordentlich scharf auf die Barbie-Sekretärin, erklärte ihr ständig die Welt und merkte nicht, dass sie davon völlig unbeeindruckt blieb.

Eines Tages bekamen wir neues Geschäftspapier. Für Hannover und für Hamburg. Damit da keine Verwechslungen aufträten, sollten die Kartons beschriftet werden. Die Beschrif- tung nahm der Chef persönlich vor, mit dickem Filzschreiber. Ein Stapel Kartons wurde mit „H“ beschriftet, ein Stapel mit „HA“. Ich wollte dazu lieber ausnahmsweise nichts sagen. Wir mussten dann jedes Mal überlegen, welche der Kartons nun für welche Stadt waren, bis die „H“-Kartons endlich nach Hamburg gebracht wurden. Übrig blieben dann im Flur der hannöverschen Niederlassung diese Kartons, die sich offensichtlich genauso über die Verhältnisse dort amüsierten wie ich…

lustige_kartons

Laaaahaaangweiliger Lanzenbruch für Hannover.

(Erstveröffentlichung: 15. Mai 2007)

Hannover ist gar nicht so doof. Ich weiß, dass Viele das glauben, aber die sind vielleicht selber doof oder wahrscheinlich noch nie hier gewesen. Oder nur zur Messe vielleicht. Grundsätzlich finde ich Städtebashing sowieso sinnlos.

Ich wohn‘ echt gerne hier, besonders in meinem Stadtteil: Linden. Genauer: Linden-Süd. Noch genauer: sachichnich. Wird auch schon mal Spanisches Viertel genannt, weil hier ein spanisches oder portugiesisches Lokal neben dem anderen ist. Überhaupt wildes Durcheinander von Sprachen und Mentalitäten. (Kann mir jemand sagen, warum türkische Jungs soviel rotzen müssen? Regen Köfte den Speichelfluss so sehr an?) Man sieht hier auch jeden Tag ältere türkische Herren, die ganz zusammengeknüllt wie gegen einen imaginären Sturm antretend Rad fahren. Wenn sie noch langsamer fahren, fallen sie um. Die finde ich putzig.

Hier gibt’s außerdem noch: Nordafrikaner, Iraner, Japaner, Deutsche, Russen, Koreaner (bei Bedarf bitte ?Innen anhängen; – außer bei „Deutsche“). Idylle isses deswegen nicht, aber hier gibt’s weniger Stress als in dem „Gehobene-Mittelklasse-Stattteil“, in dem ich früher wohnte.

Und durch Linden fliesst außerdem die Ihme (eine kleine Schwester der Leine), an deren Gestaden es sich vortrefflich Bier und/oder Wein trinken lässt. Vorvorletzte Woche erlang- te diese Region kurz mal Berühmtheit durch eine hochschwangere Kuh namens Uschi, die ihrem Bauern ausgebüxt war und auf ihrer Flucht 2 Streifenwagen, 1 Bulli, mehrere Fahrräder und anderen Kleinkram demolierte. War in allen Nachrichtensendungen. Und jetzt kommt’s: Ich saß mit Freundin T. grade im Biergarten, als Uschi vorbei rannte!

Ich (T. unterbrechend): „Da ist grade ’ne dicke Kuh vorbei gerannt.“

T: „?????…!?!?“

Und dann kam schon die Meute: Pullezei, Feuerwehr, TV & Presse und Abenteuersucher. Hinterher: Der Bauer auf’m Fahrrad, total aus der Puste.

Also, da soll mal keiner sagen, hier wär nix los!

Nee, Hannover ist wirklich schön, total grün und mit viel Wasser und so. Und was die Kul- tur angeht, fühle ich mich gut versorgt: Gute phantasie- und liebevoll gemachte Clubs, Poetry Slams, dufte Kunstmuseen, nette Bühnen. Und so tolle Veranstaltungen wie: Feu-
erwerkswettbewerb, Chaostage (naja, früher), Seifenkistenrennen, Gemüseschlacht (bei der sich zwei Stadtteile mit doll angeranztem Obst + Gemüse beschmeißen), Open-Air-
Klassik-Picknick (wo Punks und Etepetetes nebeneinander auf der Wiese liegen, mit Dosenbier und Schampus), Fährmannsfest usw.

Man darf halt nicht in die Altstadt gehen; die ist wie alle Altstädte: Dumpf und schnurrbär-
tig. Auch die Innenstadt ist nicht besonders. Aber sehr ordentlich. (Mir egal, Hauptsache, wir haben jetzt eine Leysieffer-Filiale!)

O.K., das mit der EXPO damals hier hätte wirklich auch nicht sein müssen. Alle, die ich kenne, waren auch mächtig dagegen, hat aber nix genutzt. Ich bin dann doch mal gucken gegangen, und war auch nur mäßig begeistert. Jetzt mickert das Gelände so vor sich hin. Alle halbe Jahre steht dann wieder in der Zeitung, mit welcher Maßnahme man als nächs- tes vorhat, diesem Windspielplatz Leben einzubläuen. Der Herr „Horny“ Mousse T. hat da wohl schon länger sein Studio und, ehrlich gesagt, ist mir das total wurst.

Hier sind ja sowieso die falschen Leute prominent.
Ich mein‘: Scorpions! Fury in the Slaughterhouse! H.R. Kunze! *hust*

Von Herrn Schröder fange ich jetzt mal gar nicht großartig an. Nur, dass ich dem in mei-
ner Aushilfs-Kellnerinnenzeit mal Spaghetti serviert habe. Und was soll ich sagen: Der war ganz normal nett. Im Gegensatz übrigens zu Herrn Trittin, dem ich mehrfach Champagner ausschenkte, dessen Order ich jedes Mal als herablassend-arrogant empfand. Das war Anfang der 90er, als beide noch Minister hier waren.

Auf dem EXPO-Gelände ist seit einem guten halben Jahr aber nun auch eine dicke große IK*A-Filiale! Und das ist für mich dann schon eher ein Grund, da mal hin zu fahren. So wie neulich, als ich mit Bus und Bahn hinfuhr („Ich brauch‘ ja nur die zwei Sachen.“) und auf dem Rückweg natürlich das Problem hatte, mit einem Rucksack, einer Riesenpapiertüte, einem kleinen Tischchen und einem recht großen Spiegel auch wieder auf demselben Weg zurück zu müssen (2x umsteigen!).

Dazu muss man wissen, dass es für die Strecke zum Messegelände besondere, neue Bahnen gibt, auf die die Stadt sehr stolz ist. So genannte „Silberpfeile“. Die sehen auch richtig schnittig aus und haben einen duften Bonus: Ihr Bremssystem ist so knackig, dass bei jedem Bremsvorgang sämtliche Mitfahrende in immer neue Kombinationen zusammen geschüttelt werden. Das ist auf dem Hinweg noch komisch, auf dem Rückweg ist es film- reif. Ich möchte nicht wissen, wie viele Mitfahrer mich jetzt auf ihrem Fotohandy haben. Wahrscheinlich läuft der Clip im Netz in heavy rotation.

Eine Zeitlang war es auch unter Hannoveranern schick, Hannover langweilig und doof zu finden. Man schämte sich aus so einer Loser-Stadt zu kommen und entschuldigte sich woanders ständig dafür. Ich finde Hannover ist eigentlich ganz adrett, und in Linden ist es sogar richtig fein. Ich möchte fast nie mehr woanders wohnen.

Vor meinem Haus ist z.B. ein Spielplatz. Die kleinen Halunken dort lassen echt keine Gelegenheit aus, sich gegenseitig zu triezen. Nachdem sich zwei Jungs minutenlang wechselseitig wütend angebölkt hatten, wobei der Kleinere den Kürzeren zog, weil er nicht so viele schlimme Wörter kannte, entstand eine kleine Pause. Der Lütte dachte wohl fie- berhaft nach, wie er den Brüllstreit doch noch gewinnen könnte und was wohl das Aller- allerschlimmste sei, was man jemandem entgegenschleudern könnte. Bestimmt überlegte er, was denn bei den Eltern absolute No-go-Themen waren, holte noch mal ordentlich Luft und schrie:

„Du, du… Du sexueller Nazi!!!

Gewonnen.

Kunst aus Deutschland.

(Erstveröffentlichung: 27. Juni 2007)

Das wollte ich noch schnell erzählen, wer weiß, wann ich wieder Zeit zum bloggen finde…
Freundin T. und ich sind ja grade in der kestnergesellschaft gewesen, wo wir wegen der Kunst gucken wollten.

Ziemlich am Eingang steht auch gleich eine kleine Vitrine mit was drin und neben der Vi- trine ist so was wie ein kleiner Gullydeckel, der zwar nicht zur Kunst gehört, aber dafür schön klappert, wenn man drüber läuft. Ich will schon meinen tollen Messegullydeckeltrick machen und kichere so ein bisschen mit T. herum, als ein anderer Besucher uns böse anschaut. Wahrscheinlich findet er, man dürfe in Gegenwart von Kunst nicht lustig sein. Oder aber wir sind ihm zu „laut“. Woraufhin er dann auch mit ohrenbetäubend quietschen- den Schuhen und seiner weiblichen Begleitung ums Eck verschwindet.

Nach angemessener Zeit folgen wir in Richtung des ersten Saals. Laut Anleitung hat es dort irgendwas mit Otto Hahn auf sich. Im Saal steht erstmal ein braun lackierter Truck.

Huehnerbus

Daneben steht des Quietscheschuhens Frau und gackert. (Für’s Foto habe ich natürlich gewartet, bis sie weg war.) Nee, ist gar nicht die Frau. Auf der Ladefläche des Trucks sind sieben Hühner untergebracht, dazu eine versilberte Büste.

Rumhuehnern

Ist der da jetzt Otto Hahn? Und sind die Hühner seine chicks?
Kommt mir zusammenhängend vor. Doch nee, der Silberne ist nicht Hahn sondern Kleo- patra(!). Och so. Herr Hahn hängt an der Wand daneben.

Das eine Huhn zwinkert mir freundlich zu. Und zwar mit dem unteren Lid. Mir fällt ein tol- les Wort ein, das Frau Fanny Müller erfunden hat: Rumhühnern. Das ist, wenn wir Weiber so hühnerige Sachen machen. Ich liebe Frau Müller (für dieses Wort und auch sonst)!

Mit uns laufen da übrigens auch noch zwei Herren und eine Dame in dem Saal herum. Die Herren überlegen mal gleich, wie der Truck da wohl reingekommen ist. Durch den Türbo- gen da jedenfalls nicht.

Noch ein Stückchen weiter hat einer Fotos gesammelt und aufgehängt. Sein Künstlerna- me: Peter Piller. Na, das muss er ja nun wissen. Seine Fotos gefallen mir aber ganz gut.

Herrjeh! Jetzt muss ich über eine Luftnummer aus Aluminium gehen, was mir gar nicht passt wg. Höhenangst. Darunter befinden sich drei Meter freier Fall, das kann man durch die Ritzen sehen. Sowas kann ich gar nicht ab. Da kletter’ ich lieber auf Bäume. Also schnell Augen zugekniffen und übergesetzt.

Auf der anderen Seite kriegt man zur Belohnung gezeigt, wie ein hermaphrodiesischer Eisbär von unten aussieht. Leider darf ich das Bild nicht mitnehmen, und wenn ich auch noch so lieb gucke.

Zum guten Abschluss stehen wir vor einer Wand, auf die man mit Tontauben geschossen hat.

Diewandistauchhin

Es hat was mit der Durchdringung des Raumes zu tun, die aber nicht gelingen will. Überall liegen und stecken die Splitter. T. sagt knapp: „Na, die Wand ist auch hin.“
Also, wose Recht hat,…

Irgendwie können wir das alles heute nicht so mit gewichtigem Ernst nehmen. Mein Ver- hältnis zur Kunst ist ohnehin nicht grundsätzlich vorauseilend ehrfürchtig. Und heute jedenfalls bin ich viel zu gut gelaunt dafür. So wie der hier.

OnkelTod

Der Herr Onkel Tod. Steht kippelig und gut gelaunt in der Gegend herum.
Ich glaub‘ fast, der hat mir am besten gefallen.

Saunier mir! (2)

(Das Mal davor.)

Das hab‘ ich ja noch gar nicht erzählt! Zwei Wochen ist das jetzt schon wieder her, da waren Freundin T. und ich erneut in der Sauna. Also, als wir rein gingen, waren wir eher renovierungsbedürftig, erneut waren wir erst beim Rauskommen.

Man kennt das ja: erst heiß, dann kalt, dann liegen. Dann Hunger. Wir gehen in den Bistrobereich. (Ich mag ja irgendwie das Wort „Bereich“. Während man sich da aufhält, müsste man doch eigentlich Kohle bis Dorthinaus kriegen, oder?) Freundin T. entdeckt auf dem Nachbarsteller Kartoffelknödel und will sofort auch welche, – egal was es dazu gibt! Mir ist das aber nicht egal, denn sie versucht mir den dazugehörigen Sauerbraten aufzuschwatzen, obwohl ich heute die Entenbrust will, die ich beim letzten Mal leider nicht bekommen habe, weil sie „aus“ war. Da will T. auch lieber Ente, mit Klösschen.

Die Servierkraft ist neu hier und kriegt nichts auf die Reihe. Wir bestellen zweimal Ente, einmal mit Klösschen-wenn-das-geht, einmal normal. („Normal“ ist mit Schupfnudeln, das sind übrigens Klösschen-in-längs.) Dazu wollen wir spontan beide ein schönes, perliges Malzbier. Die Kellnerin gibt alles in eine Art PS2-Controller ein und meint, sie müsste aber erstmal gucken, ob Malzbier überhaupt noch da sei.

„Och nee!“, sage ich, „Machen’se mich nicht schwach… Ich brauch‘ jetzt’n Malzbier!“
Also geht sie nachgucken und kehrt bald darauf zurück: „Malzbier haben wir!“ Dann steht sie kurz da, rollt die Augen und spricht: „Ich müsste auch mal fragen, ob wir noch Ente haben…“ – „Nicht ihr Ernst!!!“ Sie zuckt die Schultern, schiebt ab und kommt wieder: „Doch. Ist auch noch da.“

Kurz überlege ich, noch etwas Drittes zu bestellen, verkneife mir das aber dann doch. Wir müssen schließlich irgendwann auch mal wieder nach Hause, und wenn’s noch so lustig ist. Um den Hunger zu überbrücken, fange ich an, von einer ausgesprochen interessanten Begebenheit zu erzählen. Aber bloß kurz. Der Nachbartisch mischt sich ein und wünscht viel Glück mit der Ente. Wir bedanken uns artig und ich fahre fort: „Jedenfalls hat er…“ Da kommt ein Malzbier. Eins. Diskussion. Ich fahre fort: „Jedenfalls habe ich…“ Da kommt das zweite Malzbier. Ich fahre fort: „Wo war ich? Also…“ Nachfrage: Ob wir denn wirklich nur eine Ente möchten. Nein, wir möchten zwei. Zwei Enten! Eine mit Klösschen, eine normal. Diskussion. Ich lege die Stirn zum Kühlen auf die Tischplatte und seufze laut: „Ichkannimehr!“ Die Kellnerin guckt erschrocken. Freundin T. bekringelt sich. „Ich versu- che hier schon die ganze Zeit, was zu erzählen, stattdessen muss ich immerzu dieselbe Bestellung aufgeben!“ Nun schleichen sich erstmal alle. Unser Tisch ist vorübergehend Bannzone. „Jeeeedenfalls…“, – jetzt habe ich natürlich den Faden verloren, und das Malzbier ist auch noch total warm.

Das Essen kommt. Ohne Besteck. Dafür mit Kännchen. „Sie können sich ja schomma um die Sauce streiten!“ ruft die Serviermamsell schmissig. Mit nachgeliefertem Besteck stellen wir dann fest, dass die Ente in etwa die Temperatur des Malzbieres hat. Mittel- europäische Durchschnittstemperatur, wahrscheinlich. Ich überlege kurz, den Teller später mit in die Sauna…, aber ich hab‘ wirklich Hunger.

(Ach, und von dem Rentner, der die ganze Zeit, mindestens dreimal mit seinen Quietsche- latschen ganz nah am Tisch hin und her gelaufen ist, will ich hier mal lieber gar nicht erst anfangen…)

Später, in dem schon mal beschriebenen wunderschönen Ruheraum mit dem großzügig ausgestreuten „Spezial“granulat, überlegen wir kurz, womit wir denn so einen Raum aus- legen würden. Wir sind uns einig, dass edler Holzfußboden schick passen würde, auch Naturstein oder ein dicker luxuriöser Teppich. Lustiger wären aber noch Reisszwecken, gekochter Sushireis, Kirschtomaten, Luftpolsterfolie…

… und dann muss T. mal kurz weggenickert sein.

Zynismus an der Brötchentheke.

Beim Bäcker gibt’s neuerdings „Sägespänekuchen“ und so sieht der auch aus. Ich möch- te wirklich gern langsam mal wissen, wer sich da immer so pupslustige Namen aus dem Kreuz leiert. An „Jogger-„, „Weltmeister-“ und „Wellenreiterbrötchen“ hat man sich ja schon gewöhnt. Ganz klar, auf Hawaii z.B. ist der Sonnenblumenkernbrötchenverzehr traditionell ganz ordentlich. Hawaii ist schließlich für seine gigantischen Sonnenblumen- felder unheimlich bekannt! Deswegen ist der Van Gogh ja auch damals da hin und hat sich dann aber blöderweise mit Syphillis… Doch, doch. Das weiß ich genau.

Beim selben Bäcker gibt’s auch „Babystollen“. Also, sowas kann ich nicht kaufen. Tut mir leid, da hab‘ ich wieder so Assoziationen, Herr Dokter. Außerdem weiß der Bäcker wohl anscheinend nicht, dass er doppelt moppelt. Der Stollen an sich ist doch schon das stili- sierte, in weiße Tücher gewickelte Jesuskind. Und das Ganze jetzt auch noch in klein? Sollte Jesus am End‘ ein Frühchen gewesen sein?

Jedenfalls erinnert mich dieser „Sägespänekuchen“ unangenehm daran, dass ich schon ein paarmal gehört habe, dass Leute früher zu Kriegszeiten den Brotteig mit Sägemehl oder Kleister verlängern mussten, damit die Brote überhaupt noch mit bloßen Auge auf dem Tisch zu erkennen waren und sich später im Magen halbwegs bemerkbar machten. Von Kuchen wird man da höchstens geträumt haben. Ich weiß, ich denke manchmal zuviel Zeug, die Leute wollen ja bloß ihre Ruhe und unterhalten werden.

Und eben zu diesem Zwecke hat man sich auch ein schönes Gewinnspiel einfallen las- sen, – „Panem et circenses“: Ein Spiel um ein Jahresabo Brot.

Brot-und-Spiele

Ich weiß ja noch, als wär’s gestern gewesen, als Juvenal feststellte, dass man mit Brot und Spielen das Volk ruhigstellen kann. Ein Bierchen dazu wäre übrigens auch gar nicht schlecht, aber zur Not geht’s auch ohne.

Bis heute.

Heißt jetzt bloß „Pizza und Fernsehen“. Aber der Bäcker versucht’s noch mal auf die traditionelle Art. Der Gewinn: Für ein Jahr jede Woche ein Sauerteigbrot gratis!

Ja, so ein Brot pro Woche, damit ist der Lebensunterhalt eigentlich geritzt. Eigent- lich interessant dabei ist, dass dieser Preis genau einmal vergeben wird. Das kostet die Bäckerei doch glatt 20-30 Euro!

Aber tausende Flyer drucken.

Ich weiß nicht, mir ist ein bisschen schlecht…