Von hier aus weiter…

Hallo Ihr Lieben,

ich bin ebenfalls auf der anderen Seite angekommen!

In der Silvesternacht wurde sehr gut gegessen, viel getrunken, geredet, geflucht (das einzig verfügbare Feuerzeug, meins, hatte noch ungefähr 3mm Benzin), mutig geballert, gelacht, warm umarmt, herzlich geküsst und getanzt. (Deswegen lag ich gestern dann auch entsprechend und verdient darnieder. Aua.)

Mit etwas Verspätung wünsche ich Euch also ein „Frohes Neues!“ mit allem Zipp’n’Zapp, weniger Sorgen und mehr Licht.

Mir ist gestern, dank der guten Freundin T. am Telefon, eins aufgegangen. Und ich werd‘ mich jetzt mal drum kümmern, dass es nicht gleich wieder ausgeht…

Saunier mir! (2)

(Das Mal davor.)

Das hab‘ ich ja noch gar nicht erzählt! Zwei Wochen ist das jetzt schon wieder her, da waren Freundin T. und ich erneut in der Sauna. Also, als wir rein gingen, waren wir eher renovierungsbedürftig, erneut waren wir erst beim Rauskommen.

Man kennt das ja: erst heiß, dann kalt, dann liegen. Dann Hunger. Wir gehen in den Bistrobereich. (Ich mag ja irgendwie das Wort „Bereich“. Während man sich da aufhält, müsste man doch eigentlich Kohle bis Dorthinaus kriegen, oder?) Freundin T. entdeckt auf dem Nachbarsteller Kartoffelknödel und will sofort auch welche, – egal was es dazu gibt! Mir ist das aber nicht egal, denn sie versucht mir den dazugehörigen Sauerbraten aufzuschwatzen, obwohl ich heute die Entenbrust will, die ich beim letzten Mal leider nicht bekommen habe, weil sie „aus“ war. Da will T. auch lieber Ente, mit Klösschen.

Die Servierkraft ist neu hier und kriegt nichts auf die Reihe. Wir bestellen zweimal Ente, einmal mit Klösschen-wenn-das-geht, einmal normal. („Normal“ ist mit Schupfnudeln, das sind übrigens Klösschen-in-längs.) Dazu wollen wir spontan beide ein schönes, perliges Malzbier. Die Kellnerin gibt alles in eine Art PS2-Controller ein und meint, sie müsste aber erstmal gucken, ob Malzbier überhaupt noch da sei.

„Och nee!“, sage ich, „Machen’se mich nicht schwach… Ich brauch‘ jetzt’n Malzbier!“
Also geht sie nachgucken und kehrt bald darauf zurück: „Malzbier haben wir!“ Dann steht sie kurz da, rollt die Augen und spricht: „Ich müsste auch mal fragen, ob wir noch Ente haben…“ – „Nicht ihr Ernst!!!“ Sie zuckt die Schultern, schiebt ab und kommt wieder: „Doch. Ist auch noch da.“

Kurz überlege ich, noch etwas Drittes zu bestellen, verkneife mir das aber dann doch. Wir müssen schließlich irgendwann auch mal wieder nach Hause, und wenn’s noch so lustig ist. Um den Hunger zu überbrücken, fange ich an, von einer ausgesprochen interessanten Begebenheit zu erzählen. Aber bloß kurz. Der Nachbartisch mischt sich ein und wünscht viel Glück mit der Ente. Wir bedanken uns artig und ich fahre fort: „Jedenfalls hat er…“ Da kommt ein Malzbier. Eins. Diskussion. Ich fahre fort: „Jedenfalls habe ich…“ Da kommt das zweite Malzbier. Ich fahre fort: „Wo war ich? Also…“ Nachfrage: Ob wir denn wirklich nur eine Ente möchten. Nein, wir möchten zwei. Zwei Enten! Eine mit Klösschen, eine normal. Diskussion. Ich lege die Stirn zum Kühlen auf die Tischplatte und seufze laut: „Ichkannimehr!“ Die Kellnerin guckt erschrocken. Freundin T. bekringelt sich. „Ich versu- che hier schon die ganze Zeit, was zu erzählen, stattdessen muss ich immerzu dieselbe Bestellung aufgeben!“ Nun schleichen sich erstmal alle. Unser Tisch ist vorübergehend Bannzone. „Jeeeedenfalls…“, – jetzt habe ich natürlich den Faden verloren, und das Malzbier ist auch noch total warm.

Das Essen kommt. Ohne Besteck. Dafür mit Kännchen. „Sie können sich ja schomma um die Sauce streiten!“ ruft die Serviermamsell schmissig. Mit nachgeliefertem Besteck stellen wir dann fest, dass die Ente in etwa die Temperatur des Malzbieres hat. Mittel- europäische Durchschnittstemperatur, wahrscheinlich. Ich überlege kurz, den Teller später mit in die Sauna…, aber ich hab‘ wirklich Hunger.

(Ach, und von dem Rentner, der die ganze Zeit, mindestens dreimal mit seinen Quietsche- latschen ganz nah am Tisch hin und her gelaufen ist, will ich hier mal lieber gar nicht erst anfangen…)

Später, in dem schon mal beschriebenen wunderschönen Ruheraum mit dem großzügig ausgestreuten „Spezial“granulat, überlegen wir kurz, womit wir denn so einen Raum aus- legen würden. Wir sind uns einig, dass edler Holzfußboden schick passen würde, auch Naturstein oder ein dicker luxuriöser Teppich. Lustiger wären aber noch Reisszwecken, gekochter Sushireis, Kirschtomaten, Luftpolsterfolie…

… und dann muss T. mal kurz weggenickert sein.

Expresspäckchenausfahrer klingeln besser als Normalepäckchenausfahrer.

Kinder, war das ein ulkiger Tag gestern.

Nach der Schmückerei und dem anschließenden Rouladenrollen (gefrühstückt hab‘ ich danach, während die brav vor sich hin geschmort haben) stand ich ein bisschen am Fenster und sah da noch ein gelbes Auto stehen. Der Fahrer unterhielt sich mit einem Nachbarn, hatte ihm offenbar gerade ein Päckchen ausgehändigt und ich dachte noch: Ach, ’n Päckchen würd‘ ich heute auch glatt nehmen. Dann hörte ich erstmal das hier, schüttelte mich vor Vergnügen und warf ich mich dann auf den Diwan, um eine Satire- zeitschrift durchzublättern.

Gegen halb drei oder so miepste meine Klingel mal kurz und unerwartet, und es kam ein gelber Mann die Treppe heraufgejagt. Er hatte auch ein gelbes Kartönchen dabei und sprach was von: „Expresszustellung“, da beeilte ich mich natürlich mit dem Unterschrei- ben. Das Kartönchen war als Überraschung aus Moabit gerannt gekommen, von einem lieben Katertier abgesandt, und enthielt eine Weihnachts-CD der besonderen Art (Herr Numminen singt. Eine Entdeckung für mich!), ein Büchlein, eine hübsche Dose mit lecker Keksen und Eierlikörchenpralinen drin und dazu ein Häslein namens Seneca. Und kluge Hasen kann man schließlich immer brauchen. Darum auch hier noch mal: Ganz lieben, gerührten Dank dafür, guter Murr.

Als ich dann mal zum Briefkasten runterstieg, um zu gucken, was die „normale“ Post denn wohl gebracht hatte, fand ich das vor, was man eine „gemischte Tüte“ nennen könnte. Vorneweg versperrten mir nämlich erstmal zwei große, braune Umschläge die Sicht. Absagen auf Bewerbungen, die ich schon vor Wochen abgeschickt hatte…

Liebe Personalmenschen,
ich kann ja verstehen, dass Ihr Eure Schreibtische vor Weihnachten noch blank kriegen möchtet. Aber entweder beeilt Ihr Euch vorher ein bisschen oder Ihr lasst den Kram einfach doch noch ein paar Tage liegen. Absagen so zu verschicken, dass sie prompt zu Heiligabend ankommen, ist mitnichten freundlich! (Zum Glück sagt das mehr über Euch aus als über mich…)

Doch als ich die Riesenumschläge dann endlich aus dem Kasten gefummelt hatte, lagen dahinter tatsächlich noch:

Brominscher_Tannebaum_09– eine orangefarbene Benachrichtigungskarte: Päckchen für Sie, nicht vor Montag 16 Uhr abholen! (Aber ich war doch zuhause! Das mit dem Klingeln war wohl doch sehr schwierig. Hrrrmmpf… Ich vermute leckeres Kekswerk in dieser Post!),

– eine klasse bunte, liebevoll verzierte Weih- nachtshühnerkarte der lieben Annemikki (Dankedanke, Du Süße! Drücke Dich.)

– und ein dicker prinzlicher Umschlag, eben- falls aus Berlin. Darinnen: ein feines Büchlein, das mir bald größte Reichtümer bescheren wird, ein besonders hübsches Lesezeichen, eine Karte mit ’ner kopflosen Dame drauf und ein Zeitungsausschnitt mit nützlichen Karriere- vorschlägen-mal-zum-Überdenken und guten Dealeradressen in der Hauptstadt. Auch Dir, lieber Rupi, ganzganz lieben Dank für diese herzwärmende Post!

Die nächsten beiden Stunden verbummelte ich dann so und freute mich so vor mich hin.

Gegen 17 Uhr machte ich dann die allerköstlichste Sauce seit Menschengedenken und genoss mein Weihnachtsessen. Dazu gab’s Rosésekt, Musik und den (natürlich von echten Kerzen) erleuchteten Baum, später vorsichtshalber einen lustigen Film. Und um halb neun war ich schon so müde, dass ich tatsächlich in mein Bettchen schlich und dachte: Komisch, wie ein Tag so besonders, intensiv und gemischt sein kann! Dabei fängt der doch, genau wie die anderen, morgens an und hört abends auf…

Irgendwie hängt doch alles an den Menschen mit denen Du verbunden bist.

Weihnachte mir!

So, mein krummliges Bäumchen ist fertig aufgestellt und feierlich behängt. Hatte ich eigentlich schon mal erwähnt, dass ich ungeheuer auf diese bunten Klemmvögelchen stehe? Und diesmal habe ich nicht mal Brausebonbons zwischen den Zweigen ange- bracht, aber dafür Schleifchen mit Glitzersternen drauf… (Die wirken aufs Auge fast genauso prickelig.)

Mein „Tellerchen“ habe ich mir auch schon gefüllt:Bunter_Brominenteller

… und gleich mal drei Bücher und zwei hübsch pinkfarbene Moleskinebüchlein in Baum- nähe gelegt. Jetzt stellt sich bloß noch die schwierige Frage: Nehm‘ ich mein leckeres Lachsfrühstück jetzt zu mir und fange dann mit dem Kochen an, oder mach‘ ich’s genau andersrum? – Einerseits Hüngerchen, – andererseits die Option auf „Schon-alles-fertig-und-nach’m-späten-Frühstück-nochmal-büschn-Schlummern-gehen“. Hm, hm…

Wie auch immer die Sache ausgeht:
Weihnachten_09

Ganz liebe Grüße, Eure Theo

Ich bin gerade so entspannt…

…dass ich kaum weiß, worüber ich nu‘ schreiben soll. Geradezu beunruhigend wäre das, wenn ich momentan nicht so ausgeschlafen und ungestresst wäre und mich eben durch sowas beunruhigen ließe.

Gestern war ich richtig, richtig faul.

Die Woche war nämlich gesteckt voll mit Unternehmungen, prima Durchfahr-Besuch, etlichen Besorgungen, Erledigungen und Zeugzeugzeug! Und gestern hatte ich dann eigentlich nur noch zwei Dinge zu tun: Zeitung holen und Abwasch erledigen. Danach: Sofaflundern, Papierrascheln, Nickerchen. – Herrlich!

Was mich so ruhig macht?
Ich habe fast alles an Weihnachtsvorräten bereits unter Dach und Fach, muss keine Geschenke mehr besorgen, habe Briefe und mails beantwortet, die Kollegin ist schon im Urlaub und draußen ist es sowieso zu kalt. Ich arbeite noch drei Tage, muss bloß noch einmal einkaufen gehen und habe es ansonsten hübsch, kerzenbeschienen und mollig.

Donnerstagfrüh kommt dann das Bäumchen aus dem Keller, kriegt seine sexy Netz- strumpfhose ausgezogen und wird liebevoll und knallbunt herausgeputzt. Dabei höre ich dann die Sonder-Frühschicht und das leise Knirschen meiner selbstgemachten Kipferl. Gegen Mittag werd‘  ich dann allmählich loskochen, und während es in den Töpfen leise bruddelt, kommt das Beste: Ich fülle meinen bunten Teller. In meinem Fall ist das ein großer Korb mit dem Leckersten vom Leckersten, mein Weihnachtsgeschenk an mich selbst. Und ich kann mir aussuchen, ob ich den lieber bei Sekt oder Rotwein plündern möchte. Es ist alles da.

Und dann warte ich in aaaaaller Ruuuuhe auf Silvester…

Immerhin…

…konnte ich gestern mal wieder ein bisschen zu Freundin T.s Belustigung beitragen, weil ich mich nämlich irgendwie außerirdisch-stimmbrüchig anhöre und unabsichtigt Kiekser und Pfeitöne einbaue, wo ich’s gar nicht vorhabe. Das liegt aber bloß daran, dass ich total heiser bin. Offenbar springt mich im Moment alles an, was in der Luft liegt. Naja, und wenn man erstmal damit angefangen hat… – Vielleicht macht’s mir ja irgendwann sogar Spaß.

Das Lustige daran ist, dass ich gestern wieder total viel zu erzählen hatte und T. immer bloß ansetzte: „Hab‘ ich Dir denn schon erzählt, dass ich meinen Geburtstag erst im Januar…?“ – „Hast du.“ – „Und dass wir die Reise schon gebucht…?“ – „Neulich am Tele- fon.“ – „Wie nett meine neue Kollegin..?“ – „Bekannt.“ – „Mist. Ja dann musst Du!“ und schon ging das Gekicher wieder los.

Ich glaube, die Nachbarn denken, ich hätte mir einen sprechenden Raben angeschafft.

Saunier‘ mir!

Freundin T. hat rigoros entschieden, ich bräuchte jetzt „was Warmes, Kuscheliges“, und wo sie Recht hat, hat sie nun mal Recht. Es stellt sich dann aber raus, dass sie bloß mit mir in die Sauna will. Und weil ich am Wochenende direkt mal eben 1 1/2 Kilo abgenom- men habe, finde ich mich auch ausreichend schön dafür. Das finden eventuell auch die anderen Saunierer, denn wenn nicht neugierig geguckt wird, dann erklärt man uns sogar gerne, wo wir was am schönsten machen können, obwohl wir eigentlich gar nicht gefragt haben und nur so gucken.

Wir saunen antizyklisch, Freundin T. und ich. Antizyklismus bringt’s. Das ist nicht etwa ein neuer Wellness-Trend, sondern bedeutet lediglich, dass immer da, wo wir reingehen, die Anderen gerade rauswollen. Das Gute dabei ist natürlich, dass wir auch in der Sauna schwatzen können und uns ohne die Aufgüsse dabei sogar sehen können, weil keine lästigen Dampfschwaden zwischen uns wabern.

Wenn wir fix und fertig sind, gehen wir ins Wasser.
Und dann kommen wir wieder raus und legen uns in den Ruheraum.

Saunageschredder Einer der beiden Ruheräume ist ein riesiges Holzgebäude im Garten, mit luftiger Decke und Kamin. Es heißt sogar „Silentium“ und drinnen herrscht absolute Stille. Bis auf das Herumgekrame der Ruhenden natürlich.

Außerdem ist ein Holzgranulat ausgestreut, das fast soviel Lärm macht wie frisch ge- harkter Kies. Und wenn man die Schlappen auszieht, muss man ganz tapfer sein und sich zusammenreißen, um nicht vor Fuß- schmerzen laut „Kartoffelsalat!!!“ zu rufen.

Der Planer muss ein Witzbold gewesen sein, der bestimmt immer noch zuhause sitzt und sich verschmitzt die kleinen Händchen reibt vor Schadenfreude.

Kaum, dass wir liegen, kommt ein Fräulein vom Personal sehr leise durch die Tür, macht sehr leise die Kamintür auf, legt ausgesprochen leise ein paar Scheite hinein und versucht dann, leise ein Blatt Zeitungspapier zu zerknüllen. Wer Spaß dran hat, kann jetzt ja mal raten, ob es ihr gelungen ist…

Als wir fertig „geruht“ haben, und wieder in den Saunabereich wollen, hält uns ein netter Herr die Tür auf. Prompt kommen noch jede Menge andere Gäste und er kann die Tür nicht loslassen. Verdammte Höflichkeit. Ich sage noch: „Na, da haben sie jetzt aber den Abend lang zu tun, was?“, da hält uns zufälligerweise sein Freund gleich noch die zweite Tür dahinter auf. Wir bedanken uns artig und bekommen daraufhin den Türaufhalter sofort als „Hermann“ angeboten. Ich gucke kurz, brauchbar sieht er ja aus, der Hermann, aber dann fällt mir ein, dass ich ja noch drei Hermänner zuhause habe. Bei denen handelt sich zwar um Teig, aber Kuchen ist mir eventuell zurzeit ohnehin lieber. Der streitet sich nicht mit mir rum, und wenn, bring‘ ich ihn einfach um die Ecke und trinke noch Tee dazu.

Wir lassen Hermann also links liegen und muckeln uns wieder ins Warmheiße, bevor ich mich unter Fiepen komplett in sehr, sehr kaltes Wasser tunke, und wir danach im zweiten Ruheraum landen. Dort überlege ich bald, mal heimlich eine Kamera aufzustellen, die den ganzen Tag nur das ewige Deckenauf- und Zugefalte filmen darf. Jeder, der kommt, findet eine gefaltete Decke vor und hinterlässt eine ebensolche. Ein Kommen und Gehen und Wedeln und Ausschütteln und Falten ist hier an der Tagesordnung, dass die Luft nur so zirkuliert! Später stellen wir sogar fest, dass es wohl sogar den Beruf des Deckenfalters geben muss, denn da läuft einer vom Personal herum, der tut nichts anderes, als Decken zu falten. Ich stelle mir dann vor, wie ich irgendwo einen netten Herrn kennenlerne, und dann frage ich ihn, was er denn so beruflich tut. Und dann sagt der: „Ich bin Plaidfolding Manager in einem großen Wellness-Unternehmen!“

Weil T.’s Magen inzwischen so laut grumbelt, dass wir gegen die Ruheverordnung versto- ßen, kehren wir im Bistro ein. Ich bin entsetzt, dass sie dort gar nicht mehr dieses irre leckere Roastbeef mit Bratkartoffeln auf der Karte haben, auf das ich mich schon den ganzen Tag gefreut habe. Als ich mich dann endlich für die Entenkeule in Orangensauce entscheide, gibt’s die auch nicht mehr. T. bemüht sich, während des Essens nicht einzu- schlafen und ich versuche, die Beinchen adrett übereinanderzuschlagen. Es geht leider nicht, weil der Tisch zu niedrig ist. Wahrscheinlich hat den ebenfalls das Männlein entworfen, das auch das Granulat auf den Gewissen hat.

Als wir kurz darauf noch mal ruhen wollen, sind T.s Füße vom Essen so schwer gewor- den, dass sie ihre Liege fast nur mit tatkräftiger Hilfe nach hinten gekippt bekommt. Zum Glück ist Hermann grad‘ außer Sichtweite. Ein paar Reihen hinter uns hält sich jemand auf, den wir zwar auch nicht sehen können, aber: Ey du! Du, mit der rascheligen Plastik- tüte, in der du minutenlang herumgesucht hast, nur unterbrochen vom hektischen Auf- und Zuziehen des Reißverschlusses deiner Sporttasche, bis du dann unter lautem Schlapfen und Türenklappen den Raum verlassen hast: sag‘ uns ruhig nächstes Mal Bescheid, wenn du in die Sauna gehst! Ich bring‘ dann meine Bohrmaschine, den Staub- sauger und meine anstrengende Kollegin mit, dann wollen wir doch mal sehen! – Keine Ahnung, wie T. bei dem Lärm schlafen kann… Ich liege wach, gucke den hellen Nebel- schwaden draußen zu, die vom Solebecken aufsteigen und versuche, was Schönes zu denken.

Als T. wieder wach wird, saunieren wir noch mal, tauchen uns in noch kälteres Wasser (mindestens – 10 °C, wahrscheinlich Flüssigstickstoff), ruhen noch mal (eine Frau, die vor uns schläft, seufzt auf eine Weise, der man anmerkt, dass sie sich im Traum ausgespro- chen wohl fühlt. Ich würde ja jetzt gern behaupten, dass ich das war, aber das wäre leider gelogen.), dann reibt sich T. aus Versehen noch statt mit Körperlotion mit Duschgel ein, und dann gehen wir.

Und sind uns wieder mal einig: sowas machen wir jetzt öfter.

Arganöl, Bügelcondor und keine Schokolade.

Gestern hatte ich wieder das alljährliche Vergnügen, mit Freundin T. auf der Infa herum- zuspazieren. Da wir diesmal fest entschlossen waren, uns ü-ber-haupt nicht zu stressen, ging es erstmal damit los, dass es nicht losging und wir in Ruhe ein Brötchen in der Brominenküche aßen und erste Neuigkeiten austauschten. Dann ging es aber doch los.

Schon in der ersten Halle kaufte ich mir einen sehr schönen Schal, der wirklich zu Allem passt. (Außer wahrscheinlich, zu einem anderen Schal.) Freundin T. rieb sich nur kurz darauf freudig am Nebenstand mit Arganöl ein, während der ölige Verkäufer hartnäckig versuchte, mich davon zu überzeugen, dass der hohe Vitamin D-Gehalt des Zeugs eine rapide Verjüngung, die Abschaffung sämtlicher Hautprobleme wie Schrunden, Ausschläge und Pickel und überhaupt ein besseres Leben bewirke.

Das hatte ich aber alles genau so schon mal über Aloe Vera, Nonisaft und noch davor über „Spirula Irgendwas“ gehört und fand, meine Haut solle man ruhig weiter arganölfrei bleiben. Und sowieso wäre es doch merkwürdig, dass die Menschheit noch nicht längst von allem Übel befreit sei, bei soviel geballter Naturpower immerzu. Dazu mochte er nichts sagen, guckte aber genervt.

Also zogen wir weiter und Freundin T. fragte mich daraufhin alle halbe Stunde, ob sie denn nun schon viel jünger wirke und bat mich, ihr Bescheid zu geben, wenn ihre Stimme wie- der die glockenhelle einer 7-Jährigen sei. Dies versprach ich ihr gern.

Ich wusste bereits, was nächstes kommen würde, denn wir kamen zum Unicef-Stand, wo T. immer paketweise Weihnachtskarten kauft, die sie lawinenweise verschickt. Zum Glück stand mitten im Gang ein Korbstühlchen, auf dem ich’s mir gleich mal gemütlich machte und mir vorstellte, alle diese Leute kämen nur, um mich da sitzen zu sehen.

Infa_1_Leute

Ich weiß selber, dass das nicht stimmt. Aber wenn zu Robbie Williams in Berlin 10.000 Leute kommen, dann kann ich mir ja wenigstens mal kurz zum Spaß vormachen, bei mir wären es wenigstens acht. Und gedrängelt wurde bei mir auch viel weniger, das ist mir auch lieber, ehrlich gesagt. Und mit Sachen beworfen hat man mich auch nicht, das ist mir sogar fast noch lieber…

Infa_2_Hunde

Am nächsten Stand wurden zwei gelangweilte Hunde auf Stühlen ausgestellt. Wir warte- ten ein bisschen, ob aus dem Mauseloch vielleicht gleich eine Maus rausgeflitzt und dann ein bisschen Leben in die Sache käme, aber dann wollten wir doch lieber weiter.

Man glaubt ja eigentlich nicht, was auf Messen so alles verkauft wird! Und welche Aus- blicke man so genießt, während man in Camping-Klappsesseln Rückenmassagekissen ausprobiert und verkaufsfördernde Gesichter macht.

Infa_3_Fuesse

Nach der Massage war T. erstmal schwindelig (kein Wunder!), aber zum Glück kamen wir bald an einem Stand mit Klangschalen vorbei, an dem ihre Aura von einem netten jungen Mann direkt wieder zurechtvibriert wurde. Und prompt hatte sie wieder Farbe im Gesicht und fand, ich solle doch mal ein Foto vom Muxel’schen Spätzlewunder-Stand machen, weil sich das irgendwie lustig anhört, und ich kann ihr ja kaum was abschlagen.

Infa_4_Spaetzle

Worin das Wunder dann bestand, haben wir aber nicht geguckt, weil mich der Condor von nebenan ein bisschen abschreckte. Weder wollte ich von ihm gebügelt werden, noch hatte ich Lust auf eine zünftige Sprühextraktion, zumal ich lieber gar nicht wissen möchte, was damit im Einzelnen gemeint ist.Sicher helfen dann auch keine Klangschalen mehr.

An der nächsten Ecke wollte es irgendwie auch nicht besser werden. Immerhin weiß ich jetzt aber, woraus nächtliche Schrecken gemacht werden:

Infa_5_Alptraumholz

Vermutlich kann man da Material zum Selberschnitzen erwerben, aber wir hatten natürlich keinen Bedarf und wollten auch Niemandem zusehen, der so einen Bedarf hat und viel- leicht gerade das Sortiment prüft.

Wir wechselten stattdessen mal lieber die Halle und dabei kriegte ich mittenmal so richtig Weihnachtsgefühle:

Infa_7_Weihnachtsstimmung

Muss an diesem Stand mit exotischem Räucherwerk gelegen haben… – Wer hier nicht sofort Lust auf Kipferl und Bratapfel kriegt, ist ja wohl ein grober Klotz!

Und weil wir jetzt so richtig Appetit hatten, schmiss T. eine Runde leckeren Flammkuchen mit Gemüse und fing gleich eine Diskussion mit den beiden ältlichen Damen am Neben- tisch an, wieso es eigentlich nirgends Roiboostee zu trinken gäbe, sondern immer nur ollen schwarzen, Früchte-, Pfefferminz- und Kamillentee. Wo doch heutzutage kaum noch jemand keinen Roibosstee trinke! Außer eben in gastronomischen Einrichtungen. Vermut- lich ist das der Grund, warum ich lieber bei schwarzem Tee bleibe, denn davon findet sich immer noch ein zerknitterter Beutel hinten in der Schublade.

Eigentlich wollte ich mir hinterher noch tolle Schokoladen kaufen, aber es gab diesmal keine, obwohl das angeblich die Halle mit der schicken Lebensart sein sollte. Wie das ohne Schokolade, aber dafür mit Kunstpelz-Couchdecken und überteuertem Stoffblumen- nippes gehen soll, das wissen sicher Andere. Also suchte ich mir zum Trost ein Püllchen Blutorangen-Aperitiv-Essig aus, den ich demnächst Gästen aufzunötigen gedenke. Falls dann noch was übrig ist. Die Rillettes, die ich mir vor Kurzem hab‘ schicken lassen, ist nämlich auch schon wieder halb leer gegessen…

infa08_Freundin_TDann war’s auch gut und wir wollten gern nach Hause. Im Rausgehen fiel mir noch auf, dass die Stehlampen-
mode offenbar zum Größenwahn geht, denn im letzten Jahr sahen die Lampen bekanntlich ja schon so aus:

Ich fand das ja schon bedenklich, denn wer hat denn schon so riesige Glühbirnen im Haus, vor Allem jetzt, wo es bald nur noch diese winzigen LEDs geben soll!

weiss
weiss
weiss
weiss
weiss
weiss
weiss
weiss
weiss

Aber das ist nichts gegen die Lampenmode in diesem Jahr! (Freundin T. hat zwar auch auf dem unteren Foto wieder eine weiße Tüte dabei und zufällig ähnliche Sa- chen an, aber ich schwöre, dass ich dieses Foto erst gestern gemacht habe.) Wie soll man denn sowas noch ins Wohnzimmer kriegen?!?
(Also, die Lampe, meine ich. Die gute T. passt ja ohne Weiteres in jedes Wohnzimmer.)

Infa_6_Lampe
Und was das eventuell über den Zusam- menhang von Konsum und Finanzkrise aussagt, das möcht‘ ich lieber gar nicht wissen.

Vielleicht lag’s ja auch doch am Arganöl, und T. war wieder ganz klein geworden. Ein Grund mehr, die Finger von dem Zeug zu lassen, nachher sind wieder Kinder- gartengebühren fällig! Na, das ist ja zum Glück jetzt eher das Problem von T.s Mann A., soll der sich drum kümmern…

Ich wurde noch 1A nach Hause gefahren und T. kam auch ohne Weiteres an die nötigen Pedale und sogar die Treppe hoch, um hier noch einen Tee zu trinken. (Roiboos! Aber den hatte sie sich jetzt vorsichthalber mitgebracht.)

Schön war’s wieder. Wie immer.
Und darum wie immer an dieser Stelle:

weiss

Danke, liebe T., für den schönen und lustigen Tag & ganz liebe Grüße!

– Deine Theo

Lackier‘ und verzier‘ mir!

Kinder, mir geht’s gut.

Ich hab‘ eine kleine Woche Urlaub, hab‘ mich gestern mal schön massieren lassen und hab‘ endlich auch mal ein bisschen Schwung, um mir was vorzunehmen. Den Sommer- urlaub hatte ich ja eigentlich komplett verpennt, weil ich so erschöpft und durcheneine war…

Bei der Arbeit läuft es jetzt langsam runder, weil ich mehr gucke, dass ich mein Ding mache und mich auch nicht mehr so zermürben lasse. Die Resonanz ist super, beson- ders nach der Großveranstaltung, die wir vor einigen Wochen hatten. Seither sind die Kollegen vom Außendienst geradezu handzahm und bieten mir nun einer nach dem anderen das „Du“ an. Ich glaube, die haben jetzt einfach mal gesehen und verstanden, dass wir eine ordentliche Logistik zu wuppen haben. Mit den Chefs fühle ich mich auch immer wohler und bekomme da auch immer mal die Anerkennung, die ich verdiene. Und über den Rest werfe ich mal lieber den berühmten Schweigemantel, schließlich ist das alles öffentlich hier.

(Da fällt mir ein, einen schönen neuen Mantel könnt‘ ich auch langsam mal gebrauchen… Das olle Secondhand-Ding macht’s wirklich nicht mehr lange. Ob ich heute mal zwischen- drin ein bisschen in die Stadt…?)

Jedenfalls habe ich vor ein paar Tagen mal wieder Post von einer ganz bestimmten HikE gekriegt:

Hikepost
Inhalt: u.a. eine Häkelnadel, die aufgrund ihrer Farbe vermutlich nienienie verloren gehen kann! Ohnehin scheint mir das eine ganz besondere Häkelnadel zu sein, aber obwohl 2.0 draufsteht, habe ich noch kein Betriebssystem drauf entdecken können. (Das heißt ver- mutlich, ich muss jetzt echt selber häkeln lernen, wenn ich auch mal so ein schönes Häkeltierchen haben möchte wie die Absenderin.) Freudig erwartet hatte ich ja die zwei zierlichen Zierleistenbohrer da auf der weißen Pappe, aber dazu später.

Ursprünglich als Umschlag gedacht war mal die Nudelsuppenverpackung mit original Orient-Tischgeschmack. Leider hat die Post keinen Humor und wollte das hübsche grüne Ding nicht aus Marburg weglassen, weswegen es komplett neu eingetütet werden und mit einem kleinen Klaps auf den Po noch mal auf die Reise geschickt werden musste. Yüm, yüm… – Also: vielen, vielen Dank, nech? HikE? (Ich winke mal eben…)

Die Böhrerchen versetzten mich nun in die Lage, meinen im Sommer so richtig verhunzten Schlafzimmerschrank endlich mal fertig zurechtzuhübschen. Ich hatte nämlich vor länge- rer Zeit schon mal eine schicke Folie auf die weiß lackierten Schranktüren geklebt, aber weil die Folie an den Rändern immer so hochwellerte, setzte sich irgendwann in mir die Idee durch, das Ganze mal mit schmalen Leisten daran zu hindern. Und das Unglück nahm seinen Lauf…

Leisten finden war kein Problem. Aber. Weder annageln (Leistensplitterbruch), noch kle- ben mit: Holzleim, Heißkleber, doppelseitigem Klebeband, 2-Komponentenklebepaste wollte halten. Und siehe, die Bromine wurd irre und stieß unentwegt Wörter aus, die wollt Ihr bestimmt nicht hören. Nein, nein. – Nein.

Ergebnis: eine unrettbar verschmierte Schrankfront, von der der Lack auch noch wieder runterkam, wo ich versucht hatte, die Leisten vorsichtig wieder abzulösen. Partiell klebten sie ja! Ich klagte mein Leid zufällig per email nach Marburg, ignorierte ansonsten diesen Zustand so gut ich konnte und fischte mir monatelang im Dämmerdunkel mit halbge- schlossenen Augen meine Tagesgarderobe zusammen, bis Zeit und Post nun glücklich zusammenkamen.

Also, Samstag habe ich dann kurzentschlossen die alte Folie und den Lack abgespach- telt (das ging zum Glück super, nach zwei Stunden war „die Brause gelutscht“, wie der Handwerker sagt) und gleich mal neu gestrichen. 3-4 mal. Und gestern Mittag zog ich die neue Folie drauf und hab‘ die (jetzt ordnungsgemäß mithilfe der Minibohrer vorgebohrten!) Schmalspurleisten vorsichtig angenagelt.

– Et voilá!
Schrank1_2
Schrank_detail

Komm‘ mir jetzt bitte keiner mit „Kitsch!“ oder so. Ich habe ja schließlich nie behauptet, dass es bei mir wie in einer Rockerhöhle aussieht! Und ja, meine Schlafkemenate ist hell und freundlich, aber das soll so.

Der Schrank ist übrigens sowas wie ein Abfallprodukt aus der früheren Werkstatt von Freundin T. Er stand dort (in auberginefarben! Das Grün war noch darunter.) angestaubt und etwas ungeliebt im Lagerkeller, und T. bewahrte ihre angefangenen Ideen und Ent- würfe drin auf. Als sie die Werkstatt damals schloss, riss ich mir den Schrank sofort unter den Nagel und bezog seine Türen mit einem Blumenstöffchen. So blieb er ein paar Jahre, bis ich das Muster nicht mehr sehen konnte. Und jetzt ist er eben so. Er metamorphiert quasi, aber wir sprechen uns ab.

Jetzt bin ich eigentlich ganz glücklich, dass ich beim Aufwachen die Augen wieder direkt öffnen darf und nicht mehr erst im Badezimmer. Hab’s vorhin auch gleich ausprobiert und muss sagen: ist besser so.

Ins Badezimmer muss ich auch gleich wieder zurück, denn der Schornsteinfeger kommt nachher und da möchte ich lieber mit dem Duschen fertig sein, wenn er an der Badezim- mertherme herumuntersucht. Und ein Heizungsmann wird sicher auch noch eintreffen, denn meine Heizung war das ganze Wochenende ausgefallen (kein Problem, ich war ja meistens in Bewegung, und sonst verfüge ich über Wärmflaschen und Decken in ausrei- chender Zahl). Gestern legte sich erstmal der nette Hausbesitzer für ein Weilchen längs in meinen Flur, um die Heizung in Gang zu kriegen (die Klappe ist in Schienbeinhöhe), aber nun lässt sie sich nicht regeln und das soll natürlich anders.

Und heute Abend schließlich kommt Freundin S. aber endlich! mal zum Mädchenbier, denn das hatte vor Monaten schon mal doch nicht geklappt und ich hoffe, wir erkennen uns überhaupt noch wieder… Aber spätestens, wenn sie „Na Puppe!?!“ ruft, erkenne ich sie ja an der Stimme.

Wenn Freundinnen zu sehr telefonieren.

„Na? Was machst’n grade?“

„Hab‘ eben meinen neuen Schrittmacher repariert.“

„Du hast’n Schrittmacher?!? Seit wann?“

„Montag. Und nachdem der mir prompt runtergefallen war, ging er nicht mehr richtig. Da hab‘ ich ihn kurzerhand aufgeschraubt und gesehen, dass da bloß so ’ne winzige Feder lose war. Also hab‘ ich die mit Hilfe einer Stecknadel wieder über ihre Kontakte gezogen, und jetzt tickt das Teil wieder!“

„Wieso weiß ich davon nix, – warst Du denn im Krankenhaus?“

„Nö, die gab’s bei L*dl. So ein ganz kleiner silberner Kasten ist das.“

„Bei L*dl gibt’s Schrittmacher?!?“

„Jetzt nicht mehr, die waren sofort alle.“

„Und in Gang setzt man die dann selbst, ja?“

„Joh, da sind Batterien und alles bei, und die Einstellungen nimmt man dann selbst vor.“

„Du verarschst mich doch, oder?“

„…?“

„Du hast mir nie erzählt, dass Du herzkrank bist!“

„… Ach… – Schrittzähler! Entschuldige. Schrittzähler.“

„Kuh, Du!!!“