Ich träum’ vielleicht in letzter Zeit ein wildes Zeug! Morgens wache ich auf und kratz’ mich erstmal am Kopf. Was da so alles drin ist… Aber ich bin froh, dass ich wieder träume, denn im Sommer hatte das mal für ein paar Monate ausgesetzt und das fand ich noch befremdlicher. Nein, – was ich geträumt habe, erzähle ich nicht. Es gibt ja wohl nichts Stinklangweiligeres, als anderer Leut’s Träume erzählt zu bekommen! Es sei denn, man kennt den Erzähler sehr gut, oder der Traum ist sehr witzig und gut erzählt.
Freundin T. und ich haben uns, als wir uns noch täglich sahen, oft Träume erzählt und gegenseitige Analysen versucht. Damals träumte sie immer wieder von rotweißen Bussen oder Schiffen, die sie fast über den Haufen fuhren. Wir wissen bis heute nicht, was das bedeutet und es ist ihr zum Glück auch nie passiert. Deswegen hat sie dann wohl auch aufgehört, davon zu träumen. „Hat ja doch keinen Zweck“, wird sich ihr Unterbewusstsein gedacht haben, „die kriegen das ja doch nicht raus.“
Ich hingegen habe zu jener Zeit immer wieder geträumt, dass ich irgendwo alleine herum-
stehe und es kommt ein Mann, der gar nichts sagt und mich einfach ganz ruhig umarmt. Meistens bin ich dann aufgewacht und mit diesem Umarmungsgefühl den halben Tag herum gelaufen. Das war gar nicht mal schlecht und ich konnte das damals richtig gut gebrauchen. Netterweise ist mir das seither auch gelegentlich mal im Wachzustand passiert. Wie gesagt: gar nicht mal schlecht, kann man immer gut gebrauchen…
Nun habe ich ja doch von Träumen erzählt!
O.K., also was Anderes.
Vorgestern war Freundin M. mit ihrer Lütten hier. Sie sollte ja auch noch diese bunten Dinger aus Holland kriegen (s. weiter u.). Ich glaube, sie hat sich beim Anblick etwas erschrocken. Leider sind die „Kinder-Petitfours“ auch gar nicht aus Marzipan, sondern aus einer merkwürdig schmeckenden Baisermasse. Die kleine Matilda hat eins davon immer wieder in den Mund gesteckt und dann mit verwirrtem Geschichtsausdruck wieder heraus-
gezogen. Auf den Tisch damit. Ein paar Sekunden später wieder das gleiche Spiel. So zehnmal vielleicht. Zumindest hat sie nun gelernt: Was lecker aussieht, kann durchaus, na ja ich will nicht sagen unlecker, aber doch zumindest ganz schön anders schmecken. M. und ich haben gleichzeitig überlegt, ob man da nicht einfach Magnete auf die Rücksei-
ten kleben kann, um sie an den Kühlschrank zu pappen. Vielleicht isst A. (M.s Mann) sie auch auf, – das wäre zu freundlich.
Ganz nebenbei erzählte mir Freundin M. von der neuen Wohnung, in die sie Anfang April umziehen werden. Jetzt wohnen sie noch schräg gegenüber, im selben Haus wie Freund M., aber bald dann auf der anderen Seite der Innenstadt, in der List. Sie haben guten Grund, eine größere Wohnung zu nehmen, denn sie werden ab Sommer mehr Platz für Nachwuchs brauchen. Natürlich freue ich mich für sehr sie, aber die spontanen Besuche auf einen Tee werden doch wahrscheinlich seltener werden…
Auch Freund M. ist nicht gerade begeistert. So halten wir jetzt hier die Stellung „im Dorf“. Na, vielleicht findet sich ja jemand im Freundeskreis, der die Wohnung übernehmen will. Eigentlich ist das nämlich schon so eine, die man über’s Hörensagen findet. Vor zwei Jahren hätte ich noch ganz laut „HIER!“ gerufen, aber dann wurde mir hier ein neues Bad in die Wohnung gebaut, und jetzt müssten sie mich schon mit den Füßen voran hier raus-
tragen. Am besten in der Badewanne. Naja, sie müssten die Wanne dann mal auf die Seite kippen, um durch die Tür zu kommen, denn das ist so ein großes, viertelkreisför-
miges Modell, und ich würde wahrscheinlich auch raus rutschen, aber davon merk’ ich dann ja nix mehr. Wenn sie mich nur hinterher wieder reinlegen.
Aber damit ich wenigstens vorher noch ein bisschen was sehen kann, werde ich mal gleich beim Optiker anrufen, ob meine neue Brille fertig ist. Eigentlich war sie schon letzte Woche soweit, aber als ich sie dann dort aufsetzte, „schwamm“ mir so merkwürdig der Blick. Das Brillenfrollein meinte erstmal ganz überzeugt, das könne ja an der anderen Form der Gläser liegen. Meine beiden älteren Brillen haben breitere, aber nicht so hohe Gläser, sind fast rechteckig. Sie sehen aber durch die starken Rahmen etwas streng aus. Vor zwei Jahren fand’ ich das ganz stylish, wie man ja immer so schön sagt. Was haben wir eigentlich gesagt, bevor wir stylish hatten? Modisch klingt ja wohl wie Frisierkommode. Außerdem war das Strenge zu dieser Zeit ganz gut, weil ich beruflich immerzu mit reni-
tenten Handwerkern zu tun hatte, die spurten dann irgendwie besser. Wirklich wahr!
Allerdings ist es nicht immer von Vorteil, streng zu wirken. Zum Beispiel, wenn der Umarmungsmann aus dem Traum auftaucht und dann sagt: „Nimm’ doch erstmal die Brille ab!“
Wo war ich? Achso, der schwimmende Blick. „Nee“, dachte ich und sagte sogar laut: „das kann nicht an der anderen Form liegen. Und die Sehstärke hat sich auch nicht geän-
dert. Ihre Kollegin hatte das doch extra noch mal durchgemessen!“ Also verschwand die Brille mit der Optikerin in einem Kämmerchen. Wahrscheinlich haben sie dort irgendwas besprochen, denn als sie wiederkamen, sagte das Frollein: „Jetzt weiß ich, was es ist: Die Kollegin hat auf dem Formular was falsch ausgefüllt. Es sind aus Versehen beide Gläser auf -1,75 Dioptrien geschliffen worden.“ Jetzt muss man wissen, dass ich zwar links kurzsichtig bin, dafür rechts kein bisschen. Rechts sehe ich zwar nur unter 15%, das dafür aber scharf. Das weiter zu erklären, würde jetzt zu weit führen. Es stört mich jedenfalls nicht, weil’s schon immer so war, und man sieht es mir auch nicht an. Bis eben auf die Brillen, die ich seit ein paar Jahren trage. Da kann man natürlich schon auf die Idee kommen, ich sei eventuell kurzsichtig. Aber eben nur links.
Jedenfalls setzte ich die Brille noch mal auf, kniff diesmal das rechte Auge zu und alles war prima! Aber so kann ich natürlich nicht rumlaufen, wie sieht das denn aus…
Also habe ich das neue Gerät noch ein wenig in der Obhut der Brillenmeisterinnung gelassen, damit sie mir da ein schönes Fensterglas rechts reinfummelt. So schwer kann das ja eigentlich nicht sein. Mal gucken.