Primaten am Drücker

Wenn man, so wie ich, manchmal mit gewissen Ämtern zu tun hat, sollte man sich be-
mühen, sein Anliegen und das ganze Drumherum (Leben, Firmengründung, usw.) so zu gestalten, dass es möglichst einen Standardfall darstellt. Damit können die Herrschaften im Amt was anfangen. Das lässt sich prima lochen und abheften.

Sobald aber eine Besonderheit, eine Variante auftritt, kann man erleben, wie Mühlen nicht nur plötzlich langsamer mahlen, sondern sogar rückwärts!

Anders kann ich mir nicht erklären, wie das kommt, dass meine Sache im Stapel immer wieder aus Versehen nach unten wandert. Es müsste allerdings auch jemand was ent-
scheiden. Entscheiden ist sehr schwierig und gehört wahrscheinlich sowieso vom guten Hausarzt verboten. Leider gibt es auch keine amtliche Vorgaben, die das mal grundsätz-
lich untersagen. Stattdessen gibt es „Ermessensfragen“. Nach meinem persönlichen Ermessen müsste mein Anliegen ca. 2 Minuten bedacht und dann eben entschieden werden, – aber ich hab‘ hier ja auch nix zu sagen.

Im Oktober wurde mir versprochen, dass etwas „so schnell wie möglich“ geklärt würde. Man spricht ja so gern von „affenartiger Geschwindigkeit“… Wenn man dabei an Zwerg-
seidenäffchen denkt, ist der Zusammenhang ja auch prima herzustellen.

(Ich hab‘ da zufällig grade eins da. Es ist noch klein, aber viel größer wird’s auch nicht.)

ZwergseidenaeffchenIch würde mir sehr gern vorstellen, mein Sach-
bearbeiter sei so ein Zwergseidenäffchen, denn das ist nicht nur fast das allersüßeste Tier der Welt,
es ist auch flink und behände, hat seine Augen überall und würde meinen Fall innerhalb von Sekunden bearbeitet und vom Tisch haben.

O.k., aufgrund seiner Körpergröße, die man vielleicht eher Körper-
winzigkeit
nennen sollte, hätte es wohl Probleme mit dem Lochen und Abheften, und wahrscheinlich auch vorher schon mit der schweren Akte.

Aber Zwergseidenäffchen leben ja schließlich in Gruppen, da könnten die sich ja meinet-
wegen gegenseitig ein bisschen helfen. Mein Sachhengst gehört aber wohl eher zur Familie der Orangs. Er ist nicht doof, aber langsam. Vielleicht kämmt er sich den ganzen Tag seine langen Armhaare oder deckt sich mit einem ollen Lappen zu und spielt Verstecken. Jedenfalls kümmert er sich nicht um meinen Fall. Anfang Dezember versprach er mir, es dauere jetzt noch „ungefähr zwei Wochen“. Das ist fünf Wochen her. Als ich ihm vorhin anbot, ich könne ja gerne mal zur Klärung der Sachlage vorbeikommen, wollte er mal lieber schnell meine Telefonnummer haben, um mich morgen dann ganz bestimmt zurückzurufen. Schade, sonst hätte ich ihm gerne mal persönlich so’n bisschen den Kalender erklärt.

Nachtsicht & Ausblicke

Ich träum’ vielleicht in letzter Zeit ein wildes Zeug! Morgens wache ich auf und kratz’ mich erstmal am Kopf. Was da so alles drin ist… Aber ich bin froh, dass ich wieder träume, denn im Sommer hatte das mal für ein paar Monate ausgesetzt und das fand ich noch befremdlicher. Nein, – was ich geträumt habe, erzähle ich nicht. Es gibt ja wohl nichts Stinklangweiligeres, als anderer Leut’s Träume erzählt zu bekommen! Es sei denn, man kennt den Erzähler sehr gut, oder der Traum ist sehr witzig und gut erzählt.

Freundin T. und ich haben uns, als wir uns noch täglich sahen, oft Träume erzählt und gegenseitige Analysen versucht. Damals träumte sie immer wieder von rotweißen Bussen oder Schiffen, die sie fast über den Haufen fuhren. Wir wissen bis heute nicht, was das bedeutet und es ist ihr zum Glück auch nie passiert. Deswegen hat sie dann wohl auch aufgehört, davon zu träumen. „Hat ja doch keinen Zweck“, wird sich ihr Unterbewusstsein gedacht haben, „die kriegen das ja doch nicht raus.“

Ich hingegen habe zu jener Zeit immer wieder geträumt, dass ich irgendwo alleine herum-
stehe und es kommt ein Mann, der gar nichts sagt und mich einfach ganz ruhig umarmt. Meistens bin ich dann aufgewacht und mit diesem Umarmungsgefühl den halben Tag herum gelaufen. Das war gar nicht mal schlecht und ich konnte das damals richtig gut gebrauchen. Netterweise ist mir das seither auch gelegentlich mal im Wachzustand passiert. Wie gesagt: gar nicht mal schlecht, kann man immer gut gebrauchen…

Nun habe ich ja doch von Träumen erzählt!

O.K., also was Anderes.
Vorgestern war Freundin M. mit ihrer Lütten hier. Sie sollte ja auch noch diese bunten Dinger aus Holland kriegen (s. weiter u.). Ich glaube, sie hat sich beim Anblick etwas erschrocken. Leider sind die „Kinder-Petitfours“ auch gar nicht aus Marzipan, sondern aus einer merkwürdig schmeckenden Baisermasse. Die kleine Matilda hat eins davon immer wieder in den Mund gesteckt und dann mit verwirrtem Geschichtsausdruck wieder heraus-
gezogen. Auf den Tisch damit. Ein paar Sekunden später wieder das gleiche Spiel. So zehnmal vielleicht. Zumindest hat sie nun gelernt: Was lecker aussieht, kann durchaus, na ja ich will nicht sagen unlecker, aber doch zumindest ganz schön anders schmecken. M. und ich haben gleichzeitig überlegt, ob man da nicht einfach Magnete auf die Rücksei-
ten kleben kann, um sie an den Kühlschrank zu pappen. Vielleicht isst A. (M.s Mann) sie auch auf, – das wäre zu freundlich.

Ganz nebenbei erzählte mir Freundin M. von der neuen Wohnung, in die sie Anfang April umziehen werden. Jetzt wohnen sie noch schräg gegenüber, im selben Haus wie Freund M., aber bald dann auf der anderen Seite der Innenstadt, in der List. Sie haben guten Grund, eine größere Wohnung zu nehmen, denn sie werden ab Sommer mehr Platz für Nachwuchs brauchen. Natürlich freue ich mich für sehr sie, aber die spontanen Besuche auf einen Tee werden doch wahrscheinlich seltener werden…

Auch Freund M. ist nicht gerade begeistert. So halten wir jetzt hier die Stellung „im Dorf“. Na, vielleicht findet sich ja jemand im Freundeskreis, der die Wohnung übernehmen will. Eigentlich ist das nämlich schon so eine, die man über’s Hörensagen findet. Vor zwei Jahren hätte ich noch ganz laut „HIER!“ gerufen, aber dann wurde mir hier ein neues Bad in die Wohnung gebaut, und jetzt müssten sie mich schon mit den Füßen voran hier raus-
tragen. Am besten in der Badewanne. Naja, sie müssten die Wanne dann mal auf die Seite kippen, um durch die Tür zu kommen, denn das ist so ein großes, viertelkreisför-
miges Modell, und ich würde wahrscheinlich auch raus rutschen, aber davon merk’ ich dann ja nix mehr. Wenn sie mich nur hinterher wieder reinlegen.

Aber damit ich wenigstens vorher noch ein bisschen was sehen kann, werde ich mal gleich beim Optiker anrufen, ob meine neue Brille fertig ist. Eigentlich war sie schon letzte Woche soweit, aber als ich sie dann dort aufsetzte, „schwamm“ mir so merkwürdig der Blick. Das Brillenfrollein meinte erstmal ganz überzeugt, das könne ja an der anderen Form der Gläser liegen. Meine beiden älteren Brillen haben breitere, aber nicht so hohe Gläser, sind fast rechteckig. Sie sehen aber durch die starken Rahmen etwas streng aus. Vor zwei Jahren fand’ ich das ganz stylish, wie man ja immer so schön sagt. Was haben wir eigentlich gesagt, bevor wir stylish hatten? Modisch klingt ja wohl wie Frisierkommode. Außerdem war das Strenge zu dieser Zeit ganz gut, weil ich beruflich immerzu mit reni-
tenten Handwerkern zu tun hatte, die spurten dann irgendwie besser. Wirklich wahr!

Allerdings ist es nicht immer von Vorteil, streng zu wirken. Zum Beispiel, wenn der Umarmungsmann aus dem Traum auftaucht und dann sagt: „Nimm’ doch erstmal die Brille ab!“

Wo war ich? Achso, der schwimmende Blick. „Nee“, dachte ich und sagte sogar laut: „das kann nicht an der anderen Form liegen. Und die Sehstärke hat sich auch nicht geän-
dert. Ihre Kollegin hatte das doch extra noch mal durchgemessen!“ Also verschwand die Brille mit der Optikerin in einem Kämmerchen. Wahrscheinlich haben sie dort irgendwas besprochen, denn als sie wiederkamen, sagte das Frollein: „Jetzt weiß ich, was es ist: Die Kollegin hat auf dem Formular was falsch ausgefüllt. Es sind aus Versehen beide Gläser auf -1,75 Dioptrien geschliffen worden.“ Jetzt muss man wissen, dass ich zwar links kurzsichtig bin, dafür rechts kein bisschen. Rechts sehe ich zwar nur unter 15%, das dafür aber scharf. Das weiter zu erklären, würde jetzt zu weit führen. Es stört mich jedenfalls nicht, weil’s schon immer so war, und man sieht es mir auch nicht an. Bis eben auf die Brillen, die ich seit ein paar Jahren trage. Da kann man natürlich schon auf die Idee kommen, ich sei eventuell kurzsichtig. Aber eben nur links.

Jedenfalls setzte ich die Brille noch mal auf, kniff diesmal das rechte Auge zu und alles war prima! Aber so kann ich natürlich nicht rumlaufen, wie sieht das denn aus…

Also habe ich das neue Gerät noch ein wenig in der Obhut der Brillenmeisterinnung gelassen, damit sie mir da ein schönes Fensterglas rechts reinfummelt. So schwer kann das ja eigentlich nicht sein. Mal gucken.

Intern

Seit Wochen hadere ich ein bisschen mit meinem Blog. Ich weiß nicht, ob man’s merkt. Als ich es eröffnete, war ich natürlich begeistert und schrieb ein Durcheinander aus lus-
tigen, nachdenklichen, zum Teil auch sehr persönlichen Einträgen. Mit den Monaten sind die Einträge dann eigentlich immer mehr in eine Richtung gelaufen: Ich hab’ überwiegend versucht, mich und Andere zu unterhalten.

Die Begeisterung für’s Bloggen und alles, was dazu gehört, ist immer noch da, fast unge-
brochen, aber immer öfter denke ich: „Wenn meine Laune eben nun mal nicht lustig ist, wieso schreib’ ich das eigentlich nicht mehr?“ Oder nicht so richtig. Immer mehr von dem, was mich außerdem noch beschäftigt, deute ich nur noch vage an oder spare es ganz aus. Ich weiß gar nicht, wann ich mich dazu entschlossen habe.

Schließlich habe ich hier gar keine schlechten Erfahrungen gemacht, eigentlich eher im Gegenteil. Und trotzdem wird man irgendwann zurückhaltender. Naja, „man“ weiß ich nicht. Ich jedenfalls. Einschränken muss ich mich doch aber im Alltag schon oft genug. Wozu also? Ich kann hier doch eigentlich schreiben, was ich will! Freunde, die mich gut kennen, sind manchmal erstaunt darüber, wie groß der Kontrast sein kann zwischen dem Blogeintrag und dem, wie sie mich am Küchentisch erleben.

Und irgendwas in mir sagt: Da ist was quer. Das sollte anders. Und wird es.

Ich habe zudem den Eindruck, die große Müdigkeit hat sich über’s Blogland gelegt. Ich lese überall: „Ich mache Pause.“ „Ich bin Blogmüde.“ „Letzte Aktivität vor 11 Tagen.“ „Wenn ich wieder mehr Zeit habe, dann…“ Letzteres habe ich selbst schon manchmal geschrieben, weil ich ein schlechtes Gewissen hatte, wenn ich durch das sog. echte, richtige, reale Leben in Anspruch genommen war.

Vielleicht ist das ja die normale Winterstimmung im Blog. Das kann ich nicht beurteilen, ich bin erst seit einem guten halben Jahr dabei. Muss man sich denn, um neue Impulse zu bekommen, wirklich immer neue Blogfreunde suchen? Ich weiß, es hilft mitunter sehr, ein schönes Blog zu entdecken, das neben dem eigenen vor sich hinwächst und tolle Gedanken rüberwehen lässt. Doch meine Freundesliste ist überschaubar und es betrübt mich schon jetzt, wenn ich nicht alle Bildchen sehen kann. Außerdem habe ich jetzt schon gelegentlich das Gefühl, viel zu selten einen „Rundgang“ zu machen, obwohl ich doch fast alle Einträge lese. Wahrscheinlich kennt das jeder hier. Aber ich will mich jetzt nicht verzetteln, denn ich wollte ja was ganz anderes…

Was ich eigentlich nur sagen wollte, ist, dass ich von nun an wieder etwas freier von der Leber weg bloggen will. Na, das hätte eigentlich auch in einen Satz gepasst. Hapuh.

Ach so! Ich wollt‘ nur sagen: – Sie kämen dann jetzt.

Ufos

Noch vor ein paar Wochen hatte ich mir hier noch Gedanken darüber gemacht, wie Außerirdische wohl so daher kommen und die Vermutung geäußert, sie seien viel-
leicht so was wie 3 Meter große Mikroben, oder trügen Pullunder. Schließlich hat sie ja noch niemand richtig gesehen (meiner Meinung nach), da kann ich fröhlich jeden Tag was anderes behaupten, wenn ich da Bock drauf hab.

 

Meine heutige Vermutung kann ich sogar mit ’nem Foto unterstützen!

 

Ich vermute nämlich heute drauf los, dass Außerirdische nix anderes sind als Farb- und Konservierungsstoffe, die in einer wässrigen Lösung leben.

 

Ihre Namen sind: E330, E331, E300, E466, E211, E104, E110, E122, E124, E133, und ein Kind ist wohl auch dabei, das heißt: E150a. So steht’s auf der um-
gebenden Schutzhülle.

 

Sie werden nämlich mit Sack & Pack und Mutterschiff bei HEMA verkauft, im 6er-Pack für lächerliche 2 Euro fuffzich. Und zwar als „Limonade-Ufos“ in so mundwinkelverwirrenden Geschmacksrichtungen wie z.B. „Kaugummi/Apfel.“

Hollandse Geschmeck

Auf Reisen ist es für mich das Größte, nach landestypischen Spezialitäten Ausschau zu halten und dabei kleine Entdeckungen zu machen. Die Supermärkte und Kaufhäuser stel-
len dabei für mich durchaus echte Sehenswürdigkeiten dar.

 

Der Haken an der Sache: Hinterher sitze ich zuhause und denke an die vorzüglichen Man-
delkekse, die ich auf derundder Insel so gern gegessen hab… Denn meistens handelt es sich doch um Süßes, gern auch um Schräges oder Buntes. Ekliges lasse ich aus.

 

Wie gestern bereits angekündigt, zeige ich heute mal, was ich in Holland in der Süßwa-
renecke eines Warenhauses erbeutet habe. Anscheinend sitzt in der Marketingabteilung bei HEMA ein Geschichtenonkel, der die bunten Tüten höchstselbst betextet.
Zwei Beispiele habe ich eingepackt.

 

schokokonfettiZum Schokokonfetti fällt ihm also ein:

„sind elf rote + vierzehn gelbe – fünf schwarze genauso lecker wie zwölf orange x neun rosa – acht gelbe : fünf blaue? rechne es aus!“
Mal von der Groß- und Kleinschreibung abge-
sehen, an der sich die Schulkinder bitteschön kein Beispiel nehmen sollten, frag’ ich mich: What the heck meint der Mann damit?

 

Ich hab’s ausprobiert, dazu musste ich insgesamt ungefähr 14 Päckchen des süßlecke-
ren Zeugs in mich reinrechnen, kam aber zu keinem anständigen Ergebnis. Geht es hier eventuell um die Einwohner der verschiedenen Kontinente? Ich find‘, die schmecken alle gleich. Und wo wohnen dann die Blauen? Obwohl, so wie ich zurzeit manchmal friere, kann ich mich eigentlich selber glatt dazu zählen…

 

FrischeBertasDanach brauchte ich erstmal sofort einen anderen Geschmack. Also her mit den „Frischen Bertas“!

„Die Kuh Berta isst jeden Tag ein Kilo Minze. So hat sie immer einen frischen Atem. Da freut sich der Bauer!“
steht auf der Tüte.

 

Großbuchstaben scheint Berta immerhin zu kennen, aber ob Kühe wirklich soviel Minze fressen? Glaub’ ich irgendwie nicht, oder? Aber der Bauer, der freut sich! Den ganzen Tag lässt er sich nun begeistert von seinen Rindern, die alle Berta heißen, anatmen.

 

Und die Minze macht die Kühe so schulli, dass sie aus lauter Daffke Bockspringen in meiner Hand spielen, kaum, dass ich sie aus der Tüte gefieselt hab’. Das macht mich so nervös, dass ich sie direktemang verputze. So.

FrischeBertas1

 

Direkt verputzt (aber schon letzte Woche) habe ich auch die Schoko-Nuss-Fudges, die kann ich hier leider nicht mehr vorzeigen. Auch die doppeltsalzige Lakritze ist schon unter’s Volk gebracht. Geschichten standen da sowieso keine drauf. Doch hier wartet noch ein Kästchen auf Freundin M.: Petitfours
Der knallbunte Inhalt ist als „Kinder-Petit-Fours“ beschrieben. Es sind aber kleine Marzi-
panbomben, die mithilfe vieler kleiner E’s, die in heller Schokolade und Zucker wohnen, bemalt sind. Ich glaub’ nicht, dass die kleine Matilda (M.s Tochter, 1 ½) davon was ab-
kriegt. Da schnappt die doch sofort über! Die kriegt einen gesunden Apfel und ein paar Salzstangen auf die Faust, und die Minikuchen gehen an die Großen!

 

Petitfours2

 

 

 

 

 

 

 

 

Auch für mich habe ich kleinen Vorrat gesich-
ert. Und ich kann versichern, sie schmecken genauso, wie sie aussehen, hehe…

Magenschwindel & Ohrensausen

Letzte Woche war ich ja noch verreist. Zum Beispiel in Maastricht.

 

Dort erlitt ich plötzlich eine mittelschwere Hüngerchenattacke. Weil ich aber im Gegen-
satz zu Herrn Jean Pütz keine Schublade dabei hatte, aus der ächzend ein dreihaariges, anstrengendes, mit ungesunden Flecken übersätes Männchen springt, um mir „Milschreis zum Sällbabasteln“ mit zugehörigem „Tütschen“* anzudienen, und auch mein Begleiter keine Anstalten machte, eine solche Schublade unter’m Mantel herauszuzücken, suchten wir uns einfach eine Kneipe. Beziehungsweise ein „Eetcafé“, oder wie das dort heißt. Der Laden hatte auch einen ganz typischen holländischen Namen, und zwar: „C’est la vie!“

*(„Tütschen auf…, drübber…, – fechtisch!“ weckt bestimmt bei so Manchem alle möglichen Assoziationen, nur keine, die sich aufs Essen bezieht.)

 

Obwohl auf den Straßen irre viel los war, war es in der Kneipe sogar noch lauter, beson-
ders in der Ecke, in der wir noch Platz fanden. Da wurde nämlich das Geschirr aufbewahrt bzw. durcheinander geworfen, die spotzende Kaffeemaschine bedient und das Personal bebrüllte sich mit Anweisungen. Wir bestellten „Toasti mit Kaas und Ham ohne Ham“ (aber mit Toast und Kaas) und Kaffee. Jetzt erst fiel mir die Musik auf, aber zu spät: wir saßen schon und hatten bestellt. „You’re my heart, you’re my soul…“ Hoppla. Direkt im Anschluss: „Take these broken wings!“ Gefälligst.

 

Zum Glück kam jetzt unsere Bestellung. Der ersehnte Imbiss wurde begleitet von „Kyrie Eleison“ (/Marillion), das ein Herr am Nachbartisch auch noch ganz gut kannte und das „Ohohoooooo…!“ aus dem Refrain sogar leise (dachte er) mitsang. Da schmeckt einem doch die leckere Salatbeilage gleich noch mal viel knackiger!

 
Vielleicht hätte unsere Kellnerin auch gern mitgesungen, hatte sie doch eine, sagen wir mal, zutiefst männliche Stimme, die irgendwo hinter ihren unübersehbar weiblichen Attri-
buten hervorkam. (Eigentlich zu tief, um in Fish’s Geknödel einzustimmen. Eventuell, wenn was von Bonnie Tyler gelaufen wäre?) Das begeisterte sie übrigens anscheinend selber so, dass sie meinem Gegenüber gleich mal die leere Espressotasse umriss, sie dann aber schön ordentlich wieder auf der Untertasse zurechtstellte. Denn wer weiß schließlich, wozu wir die leere Tasse noch brauchen…

 

Das „Kyrie“ ging jetzt über in „One night in Bangkog“, offenbar hatte hier jemand vom Per-
sonal so eine 80er-CD an der Tanke mitgehen lassen, in dem Glauben, Touristen hörten so was gerne. Mir machte das auch tatsächlich immer mehr Spaß und ich fing an, mir Notizen zu machen. Wahrscheinlich erweckte ich dabei bei meinem lieben Begleiter den Eindruck, Maastricht gefiele mir nicht richtig, und ich würde mich sogar darüber lustig machen. Das liegt mir jedoch fern. Diese Kneipe hätte auch in Soltau sein können oder meinetwegen auf Texel (und auch dort hätten sie vielleicht versucht, statt der leeren Tasse Deine noch vollen Blättchen mit Hilfe eines Zaubertricks abzuräumen *g*), und Maastricht gefiel mir sogar so gut, dass ich unbedingt vorhabe, da noch mal hinzufahren, sobald sich die Gelegenheit bietet. Nach Texel übrigens auch. Soltau weiß ich noch nicht.

 
Gespannt wartete ich also auf das nächste Stück… Es war „Pass the Dutchie“. Das hatte ich nun echt über 20 Jahre nicht gehört. „Gimmidiemjusikmäkmijampampamp!“


damoklespulleNa, das sollte hier mal einer versuchen, denn der Laden war bis unter’s Dach vollgestopft mit Zeug und Leuten und Zeug. Direkt über mir hing, wie das be-
rühmte Damenkloschwert, eine riesige, wahrscheinlich  45-Liter-fassende J*ger-
meisterpulle.

 

Ich hatte ein bisschen Schiss, sie würde sich vielleicht ausgerechnet den heuti-
gen Tag aussuchen, um sich aus ihrer bestimmt fachmännisch verzwirbelten Drahtverankerung zu lösen und mich auf ihrem Weg nach unten zu erschlagen.

 

Vielleicht ist das Foto deshalb so verzit-
tert. Die anderen sehen sogar noch viel schlimmer aus!

 

Was nicht mit draufging auf’s Bild: „99 Luftballons“. Die hätte ich, statt im Ohr, wirklich lieber über mir gehabt, und zwar ohne Nenas Seufzgesang, dem man wohl nie mehr ganz entkommen wird.

 

Zeit also, zu gehen. Offenbar betrübt dies das Personal zutiefst, denn hinaus begleitet werden wir von „Each time you break my heart…“

 

Frisch gestärkt und (wenigstens anteilig) amüsiert, treten wir auf die Straße zurück und eine meiner Lieblingstätigkeiten an: Die Suche nach noch unbekanntem Geschmeck.

Bei der Ladenkette HEMA werde ich fündig.

 

Doch dazu morgen mehr…

So, bin seit vorgestern…

… Abend wieder zuhause.

Nachdem ich mich auf verschiedenen Bahnhöfen herumgetrieben habe, dabei zweimal bis ins Knochenmark gefrostet wurde, einen Anschlusszug wegen opulenter Verspätung ver-
passte, mir danach immerhin die eine Hand an einer Art Wassersuppe wärmen konnte (auch die Azteken haben ihren Kakao damals schließlich schon mit Wasser angerührt), mit Unterstützung der Bahngöttin (hl.Gleisa) trotzdem noch einen Sitzplatz im Nachfol-
gezug fand, und sogar, in Hannover angekommen, noch die Kraft fand, mir im Bahnhof einen Liter Milch und ein Pizzaeis im Flachkarton zu besorgen.

 

Im Wohnzimmer empfing mich der Weihnachtsbaum, den ich am ersten Feiertag über-
stürzt zurückgelassen hatte. Doch er schmollte nicht und sah noch prima aus.
Ich überlege jetzt, ihn vielleicht bis zu meinem Geburtstag stehen zu lassen.

 

Von der Reise habe ich ein paar nette holländische Produkte mitgebracht (zum Teil zeige ich die hier noch), was auch Freund M. gefreut hat, der gleich über die Straße gelaufen kam, um sich seinen Anteil zu begucken und sich bei dieser Gelegenheit in meine Bade-
wanne zu betten. Das macht er immer, wenn eine Erkältung was von ihm will, und er will aber nix von der. Natürlich wäre es einfacher, er würde zuhause baden, aber das geht gar nicht, weil er nur eine Dusche hat. (Es sei denn, man lässt das Stehen im knöcheltiefen Wasser als Baden durchgehen.)

 

Jedenfalls muss ich mich hier erstmal wieder sortieren, denn in meinem Kopf ramentert gerade alles durcheinander und ich gehe ein bisschen neben meinen Schuhen her, wie man hier so sagt. Allerdings ist der Januar sowieso auch ein von mir äußerst ungeliebter Monat, weil mir da in den letzten Jahren eigentlich immer die härtesten Sachen passiert sind. Da habe ich ab und an mal nicht aufpasst, wurde plötzlich auf links gedreht und hatte dann den Rest des Jahres damit zu tun, mich wieder zurückzukrempeln. Dazu kommt: Auch der Februar ist nicht schön. Schön wäre, ein bisschen am Kalender herum zu drehen, damit übermorgen März ist, aber das habe ich schon vergeblich versucht…

Also eben Schultern hoch, Augen zu und durch.

Glück muss man haben

Wenn das alte Jahr in ein neues kippt, wird ja gern orakelt.
Ich mach‘ das auch, Bleigießen und so (es ist ein Eichelhäher. Jetzt muss ich nur noch rauskriegen, was das bedeutet. Bestimmt was Gutes.).

Für die, die kein Orakelmaterial auf Küchenschublade haben, stelle ich diesen Glücks-
keks zur Verfügung, den mir ein geschäftstüchtiger China-Bringdienstbetreiber vor einigen Tagen brachte:
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Viel Glück damit!