… Abend wieder zuhause.
Nachdem ich mich auf verschiedenen Bahnhöfen herumgetrieben habe, dabei zweimal bis ins Knochenmark gefrostet wurde, einen Anschlusszug wegen opulenter Verspätung ver-
passte, mir danach immerhin die eine Hand an einer Art Wassersuppe wärmen konnte (auch die Azteken haben ihren Kakao damals schließlich schon mit Wasser angerührt), mit Unterstützung der Bahngöttin (hl.Gleisa) trotzdem noch einen Sitzplatz im Nachfol-
gezug fand, und sogar, in Hannover angekommen, noch die Kraft fand, mir im Bahnhof einen Liter Milch und ein Pizzaeis im Flachkarton zu besorgen.
Im Wohnzimmer empfing mich der Weihnachtsbaum, den ich am ersten Feiertag über-
stürzt zurückgelassen hatte. Doch er schmollte nicht und sah noch prima aus.
Ich überlege jetzt, ihn vielleicht bis zu meinem Geburtstag stehen zu lassen.
Von der Reise habe ich ein paar nette holländische Produkte mitgebracht (zum Teil zeige ich die hier noch), was auch Freund M. gefreut hat, der gleich über die Straße gelaufen kam, um sich seinen Anteil zu begucken und sich bei dieser Gelegenheit in meine Bade-
wanne zu betten. Das macht er immer, wenn eine Erkältung was von ihm will, und er will aber nix von der. Natürlich wäre es einfacher, er würde zuhause baden, aber das geht gar nicht, weil er nur eine Dusche hat. (Es sei denn, man lässt das Stehen im knöcheltiefen Wasser als Baden durchgehen.)
Jedenfalls muss ich mich hier erstmal wieder sortieren, denn in meinem Kopf ramentert gerade alles durcheinander und ich gehe ein bisschen neben meinen Schuhen her, wie man hier so sagt. Allerdings ist der Januar sowieso auch ein von mir äußerst ungeliebter Monat, weil mir da in den letzten Jahren eigentlich immer die härtesten Sachen passiert sind. Da habe ich ab und an mal nicht aufpasst, wurde plötzlich auf links gedreht und hatte dann den Rest des Jahres damit zu tun, mich wieder zurückzukrempeln. Dazu kommt: Auch der Februar ist nicht schön. Schön wäre, ein bisschen am Kalender herum zu drehen, damit übermorgen März ist, aber das habe ich schon vergeblich versucht…
Also eben Schultern hoch, Augen zu und durch.
Von einer selfulfilling prophecy hast Du aber schon gehört? Stell Dir doch mal vor, dass dieser Januar das totale Gegenteil aller bisherigen Januare wird – der beste Monat des Jahres!
Der beste Monat ist doch aber der Mai, – was mach‘ ich denn dann mit dem? Der fängt dann doch das Schmollen an!
Nee, Du hast natürlich Recht, Doc. Ich sollte das vielleicht wirklich mal versuchen. Allerdings ist das nie so einfach, wie es klingt. Ich muss ja auch meine Umgebung irgendwie davon überzeugen, mit Ungemach bis zum Sommer zu warten oder mich am Besten mal ’ne Runde auszulassen.
Du meinst, die horten das Ungemach vor Weihnachten, um es Dir dann – bumms! – mit einem Schlag im Januar zu verpassen? Was für eine Umgebung!
So war zumindest zeitweise mein Eindruck, aber es gibt auch die berühmten Wahrnehmungsfallen. Vielleicht bin da immer mal reingepurzelt. Dieses Jahr würde ich aber gerne wenigstens den Januar über „ungemachfrei“ haben. Ist auch schon eingereicht. Allein, ob’s hilft? Vorsichtshalber könnte ich noch die Tür verbrettern…
Dann musst Du aber auch die Rollos runterziehen.
In meiner Verwandt- und Bekanntschaft hat übrigens – wie ich zum Teil erst die letzten Tage erfahre – das Ungemach noch zwischen Weihnachten und Silvester zugeschlagen:
Ein (sehr entfernter) Todesfall, ein schwerer Herzinfarkt mit anschließender Infektion auf der Intensivstation, eine gebrochene Schulter und ein angebrochener Lendenwirbel. Natürlich nicht alles an einer Person, außerdem ist bis auf den Todesfall letztlich alles glimpflich abgelaufen. Was kann da im Januar noch kommen?
Haua Ha! O.K., das ist dicke.
Aber beschrei’s lieber nicht…
Vielleicht ist der Januar ja auch nur mein persönlicher Unglücksrabenmonat, wer weiß. Zur Sicherheit habe ich jetzt aber auch noch die Rollos runtergemacht. Dabei hab‘ ich nicht mal welche!
Was hast Du dann als Alternative genommen? Bettlaken?
Erst habe ich’s mit „rolo“ versucht. Das deckte die Fenster aber kaum ab. Dann mit Rouladen, das löste Heißhunger aus. Also zog ich irgendwann einfach die Vorhänge zu… 😉
Gut, das geht natürlich auch. Und? Lauert das Ungemach bereits auf der Straße? Hat es schon an die Tür geklopft? Was, wenn es anruft? Auch könnte das Ungemach in Form eines Wasserschadens einfach durch die Decke hereinspazieren. Ach, ich bin ein Pessimist. :))
Hör‘ uff! Du bist ja schlimmer als ich! :))
Siehst Du, Du musst schon lachen über das Ungemach. Was kann da jetzt noch kommen?
Danke, Du Aufmunterer, Du! 😉
So bin ich. Bei mir selber ist das Glas immer halbleer. Oder halbvoll Gift. (Okay, bei Allen geklaut.)
Das kenn‘ ich. Ich bin bei Anderen auch oft besser als bei mir selbst. Besonders, wenn jemand noch mehr Muffe hat als ich. Dann werde ich zum Mut in Person. Bei Aufmunterung hingegen isses mal so und mal so…
Nimm doch einfach mal ab und zu einen anderen Kalender mit dem richtigen Wechsel der Systeme kannst du bequem einzelne Monate umgehen
In Korea z.B. ist erst im Februar Neujahr also schnell mal switchen und schon bleibt der Januar aussen vor 😉
Jungejunge, das sind aber viele! Da habe ich ja schon den ganzen Januar durch allein mit der Sichtung zu tun. Auch nicht schlecht… Danke für den link. 🙂
Siehste, schon März. Fünf Tage sogar schon! 🙂
Ja, für dieses Jahr hab‘ ich’s geschafft. Der nächste schlimme Monat ist erst wieder der November… 😉
Das stimmt, November ist furchtbar. Aber dann hat man ja wieder eine Taschenkastanie. 😉
Bei uns ist es schon richtig fruehlingshaft. 🙂