Rauschende Zeiten

Vor ein paar Tagen ist mir übrigens aufgefallen, dass ich das Blätterrauschen von Pappeln inzwischen mit geschlossenen Augen erkennen kann. Gegenüber meinem Haus wohnt ja eine mächtige Pappel, auf die ich auch jeden Morgen als erstes gucke. Und eben ihr Rau-
schen ist inzwischen längst eines meiner Lieblingsgeräusche geworden.

Neulich, unterwegs auf einer Radtour, hörte ich dann nämlich genau dieses Geräusch fes-
ter, glatter Blätter und wusste mittenmal ohne hinzugucken: Aha, da drüben: Pappeln. Birken rauschen nämlich z.B. ganz anders, – die puscheln mehr…

Gemeines Hörnchen

Dieses fürchterliche Fanfarenhupenhörnchen erschreckte mich soeben in einer großen Printanzeige für asiatische Autos.

Ruesselhoernchen

Angeblich ist es ein

 Gemeines Rüsseltierhörnchen (Rattus omni proboscis)

 und kann

CO² aus der Luft filtern

um dieses dann in

Vitamine zur Nahrungsergänzung

umzuwandeln. Allerdings macht es das erst im Jahre 3171, weil solche Hörnchen bisher nur in den besonders originellen Köpfen einer Werbeagentur existieren.

Außerdem steht da noch:

Bis die Natur sich selber hilft, senkt HerstellerX die CO²-Emissionen. Der XXX Soundso produziert Wasser statt Abgase. Weil Verantwortung der stärkste Antrieb ist. 

Wirklich, nix gegen gute Weiterentwicklungen, die den Ressourcenverbrauch und die Schadstoffemissionen eindämmen – immer gern gesehen – aber wenn die Natur sich irgendwann selbst hilft, wird sie vermutlich klugerweise als erstes den Menschen von der Platte putzen. Und ich wüsste auch schon, bei wem sie damit anfangen kann…

Büschen "relaxen" & Willkommen BlackLily!

Aaaaahaaach… – war datt schön!

In den letzten Tagen habe ich, ehrlich gesagt, nur ganzganzganz selten ans Bloggen ge-
dacht, hoffentlich hat das keiner gemerkt. Stattdessen war ich schön mit meinem tollen liebsten Besuch unterwegs am Mittellandkanal, in der Eilenriede, in der Stadt, auf’m Floh-
markt, im Biergarten.

Der Biergarten ist übrigens wunderschön gelegen, hoch oben auf dem Lindener Berg. Den Lindener Berg raufzukommen ist gar nicht mal so einfach, besonders wenn man noch ein bisschen Muskelkater vom Radfahren hat und schnell höhenkrank wird, denn der ist ziem-
lich steil und hoch. Ich müsste direkt mal kurz aufstehen, wenn ich von hier aus drüber gucken möchte! Aber so eine gemächliche Bergbesteigung lohnt sich allemal…

Wenn man danach endlich oben im Biergarten sitzt, kann man sich toll unter Kastanien erholen, derweil die junge Frau aus der Selbstbedienungsbude unermüdlich so schöne Sa-
chen wie „Kartoffelecken!!!“ und „Quarkbällchen!!!“ schreit, und man kann auch fremde Menschen vorsichtig dabei beobachten, wie sie regional beliebte, aber eher merkwürdig anmutende Getränke trinken (Altbierbowle mit fies aussehenden Früchten). Und man kann auch genau sehen, dass Männer Getränke im Allgemeinen anders vor sich hertragen als Frauen. – Herrlich!

Nebenbei hab’ ich dieser Tage eine 4 vorne dran bekommen, dazu viele tolle Schokoladen-
sachen, einen leichten Sonnenbrand, was zum Gucken, was zum Anziehen, was zum Hören (u.a. ein feines Ständchen auf meinem Anrufbeantworter. Danke, liebe Jule!), was Wunderschönes zum aufen Tisch stellen mit Wasser unten drum und dann die Nase nah dranhalten. Dazu wurden Biere und Sektflöten leer getrunken und der liebe Gott war mal wieder ein echt guter Mann.

Außerdem ist endlich meine Eismaschine angekommen!!! Da werde ich heute wohl teure Milch und Sahne reinkippen, und zudem alles, was sich in der Küche noch so findet. Hof-
fentlich schaffe ich’s, ein Foto vom Ergebnis zu machen, bevor ich’s verschlinge. Auch von den ganzen anderen Sachen habe ich noch ein paar Bilder, die ich eventuell noch zeige. Mal gucken.

Schokiblume_3Wochen

Aber zuerst gibt’s mal ein aktuelles Foto meiner Schokoblume, die ihre Arbeit fleißig auf meiner Fensterbank verrichtet. Damit man mal sehen kann, wie großzügig ihre Wohnung geschnitten ist, habe ich mal ein schmutziges Geld daneben gelegt. (Inzwischen liegt es aber nicht mehr da, denn davon kaufe ich mir gleich Eiswaffeln…)

Bleibt mir jetzt nur noch, endlich BlackLily zu be-
grüßen, die mir mit ihrer charmanten Einladung eine große Freude gemacht hat: Vielen Dank dafür, Willkommen & einen lieben Gruß!

Dufte!

SisalblumeIch mag Blumen, daran ist ja nix Verkehrtes. Besonders mag ich natürlich geschenkte Blumen, damit bin ich ziemlich leicht und zuverlässig zu begeistern. Besonders, wenn ich gar nicht damit gerechnet habe. Auch ein im Vorbeigehen gezupftes Tausend-
schönchen erfreut mich und kommt ins Knopfloch. Was für ein Glück, dass da wo ich so vorbei gehe, keine Sisalblumen wach-
sen, denn mit so was würde man mich wohl eher in die Flucht schlagen. Was soll ich denn auch mit einer doofen Riesenblume, die sich wie eine Fußmatte anfühlt? „Sisalblume“ klingt zudem wie irgendwas, was Betrunkene sagen, und „versch. Ausführun-
gen“ kann ja nun auch alles mögliche heißen. Im günstigen Fall steht es für „verschiedene Modelle“, also verstorbene.
 

SonnenblumeBei der Sonnenblume gefällt mir immerhin der Name etwas bes-
ser, die Optik allerdings… Seit es Technoparaden gibt, weiß ich, dass man sich solche Dinger wohl vor den BH tackert. Und dann muss man ordentlich Pillen einwerfen, um den eigenen peinlichen Anblick besser zu ertragen.

 

 

 

 

Kunstblume

Kunstblume_orchKunstblumenstrauss

Aber eine Kunstblume ist vielleicht gar nicht mal schlecht, die kann man immerhin auf Vernissagen oder in Museen mitnehmen, um sich als Kenner auszuweisen.

Wenn es sich bei der Kunst um besonders exotische, aber nährstoffarme handelt, ist man mit einer Kunstblume „Orchidee“ sogar noch passender dran. Doch wer will das schon beurteilen?

Und wenn die Ausstellung eine große oder gemeinschaftliche ist, hat man am besten ei-
nen ganzen Kunstblumenstrauß dabei. Dann kann überhaupt nix mehr schief gehen. Allerdings, was soll auf Ausstellungen schon schief gehen? Man steht ja eigentlich nur rum und guckt. Wenn man da schrottige Floristik mitbringt, stehen vielleicht die Anderen um einen rum und gucken. Das will man ja irgendwie auch nicht.

Ich bin sowieso und grundsätzlich gegen unechte Blumen, weil der Blümchenzauber doch stark leidet unter der Unvergänglichkeit und der Möglichkeit, sie im Geschirrspüler zu reinigen. Sowas sollte man mir also lieber nicht verehren, es sei denn, man möchte gern runtergezogene Mundwinkel sehen.

Freundin T. weiß das und hat mir vor zwei Wochen ein geheimnisvolles Döschen mitge-
bracht, in dem sich was ganz Feines verbergen sollte: Eine Schokoladenblume! Also, ich hatte vor zwei Jahren schon mal so eine Cosmee im Blumenkasten, die ganz dunkelrot, ja fast schwarz, blühte und dann auch toll nach Kakao duftete. Himmlisch! Allerdings hatte ich die damals schon etwas größer bekommen und deswegen wär es eher fies gewesen, sie einzudosen.

Schokiblume

In dieser Dose war nun ein Selbstbausatz für eine gelbe Verwandte. Der Blumentopf ist übrigens stolze 5 cm hoch! Auch das Samentütchen ist man gerade noch mit bloßem Auge zu sehen. Anfang letzter Woche habe ich dann drei der vier Samenkörner direkt mal losgepflanzt.

Schokiblume_1Woche

 

 

 

 

 

Und schaumalan! – schon eine Woche später zeigen sich die ersten Blättchen. Sie riechen natürlich noch nach nix, wie sie da so putzig in ihrem Becherchen hocken, aber freuen tu’ ich mich trotzdem schon mal…

Draußen

Gestern war ich so’n bisschen blogfaul…
Stattdessen bin ich endlich mal wieder spazieren gegangen! Mit’m Heuschnuppen geht’s jetzt nämlich wieder besser, und so hab’ ich mich mal wieder auf meine alte Spazierrunde getraut, um „meine“ olle Weide zu besuchen. – Und hab’ mich gleich geärgert, weil ich die Kamera nicht mitgenommen hatte. In meiner Quarantäne war mir nämlich tatsächlich ent-
gangen, dass der Frühling inzwischen volle Pulle losgelegt hat! Es sind schon reichlich Insekten unterwegs, die Vögel schreien aus vollem Hals (man gut, dass der Mensch das allgemein als angenehm empfindet), überall wird geblüht wie Bolle und in der Weide war ein Nest mit frischen Halmen drin. Ich vermute aber, das da kein Rasen ausgebrütet werden soll, sondern vielleicht Meisen oder so.

Und am schönsten: Die Mauersegler sind auch wieder da. Die krakeelen zwar besonders laut, aber ihre Kamikazeflüge kann ich mir stundenlang begucken. Dass die nie landen! (Außer in der Brutzeit.) Ist doch irre, oder?

Ganz in der Nähe der Weide bildet ein Seitenarm eines Baches einen kleinen Tümpel. Dass da richtig Betrieb war, konnte ich von weitem schon hören. Anscheinend wurde dort diskutiert, wer die tollsten Schenkel hat und die knackigste Brauntönung. Als ich näher kam und mich vorsichtig dazu setzte, ging überall um mich herum erstmal ein großes Gehopse los, beruhigte sich dann aber bald wieder. Die meisten waren vor mir ins Wasser geflüchet… Ich glaube, dass das Erdkröten waren, aber ich konnte nicht so genau sehen, ob sie nun kupferfarbene Augen hatten oder nicht. Da guckte zwar immer eine aus dem Wasser zu mir rüber, aber jedes Mal, wenn ich zurückguckte, kniff sie schnell die Augen zu. So lange bis ein Typ im Jogginganzug sein Klapperfahrrad vorbeischob. Dass der den Anzug nicht zum Joggen hatte, sah man sofort. „Na, willze Frösche fang’?!?“ rief er mir zu, aber ich tat so, als wüsste ich gar nicht so richtig, was ich mit Fröschen soll.

Nachdem er wieder abgeschoben war, machte ich mich auch wieder auf dem Weg, an dem einen Ufer des Baches entlang. Dort kam mir ein Paar auf Fahrrädern entgegen und (keine Ahnung wieso) der Mann rief mir fröhlich zu: „Wennse ihr’n Mann suchen: Der geht da drüben!“ Da hab’ ich natürlich sofort geguckt wo denn, und sah auf der anderen Seite des Baches einen Typen mit modischer Glatze, Metal-Shirt und Schäferhund durch die Rabatten stapfen. Das konnte also schon aus mehreren Gründen gar nicht meiner sein. „Das is’ überhaupt nich’ meiner!“ rufe ich dem Radfahrer dann auch hinterher und überlege, ob ich noch „Netter Versuch! Aber völlig unnötig!“ hinterherschicken soll, aber da ist er schon zu weit weg. Stattdessen zucke ich mit den Schultern. Schließlich hat „meiner“ Haare und verweigert sowohl T-Shirts als auch Hunde. Und am kommenden Wochenende geht er sicherlich auch gern wieder mit mir spazieren.

Heute allerdings ist erstmal Freundinnenprogramm dran. Die liebe T. kommt heut’ Abend und schleppt ein halbes Picknick mit. Per e-mail hat sie mir mitgeteilt, sie bringe

Polentastückchen
Quark mit Schnittlauch
Tomatenbutter
Kräuterbutter
Römersalat
Wassermelone

und Wurzelbrot (superlecker, zum Aufbacken)

mit. Also bin ich los und habe noch Käse, Tomaten und Frikadellenzutaten besorgt, damit wir komplett sind. Außerdem ist da noch eine Flasche Cidre, die wir beim letzten Mal (vor gefühlten hundert Jahren) nicht geschafft haben. Und wenn ich dann nachher schon zum Anfang der Woche etwas beduselt bin, gebe ich einfach den Schweden die Schuld! Der Möbelelch hat mir nämlich vor einigen Tagen in seinem „Family“-Newsletter mitgeteilt: „Leichtes Schwanken hilft Körper und Geist beim Entspannen.“

Da ging es zwar eigentlich um Hängematten, aber ich will da jetzt nicht so kleinlich sein.

Aus aktuellem Anlass… (Schollenente 2)

Nachdem ich ja neulich im Museum diese, öhm, angebliche Schollenente fotografiert und hier beschrieben hatte, fragte mich NetRat, ob ich nicht eventuell Lust hätte, das mal vor-
zulesen.

Und dabei aufzunehmen natürlich, damit sie das in der Dienstags-„Frühschicht“ bei Radio Unerhört Marburg senden kann. Und zwar in der schönen Reihe „Vogel der Woche“, die sie schon seit Jahren dort betreibt und in der sie uns Vögel vorstellt, die das menschliche Auge und Ohr bisher selten entdeckten.

Es war mir jedenfalls eine Ehre und (trotz hörbarer Heuverschnupfung) ein Spaß.
Also schrieb ich das Ding etwas um und hier ist das Ergebnis:


Schollenente

(MP3 – 1,8 Mb)


„QUAK QUAK QUAK!!!“

Frühling!

Entschuldigung, ich sehe heute wohl etwas derangiert aus. Mich hat jetzt endlich der Frühling gepackt und kräftig durchgeknüdelt. Nee, ich spreche nicht von Frühlingsgefüh-
len. Die sind ja auch zuweilen anstrengend und bringen einen dazu, so Sachen machen zu wollen wie „vor Glück platzen“ und so. Neenee, meinen Frühlingsgefühlen geht’s gut, aber zum Platzen hab’ ich gar keine Zeit. Also, zum Platzen selber hätte ich sie schon, Platzen geht ja ziemlich schnell. Aber das Putzen nachher…

Die Frühjahrsmüdigkeit ist es auch nicht. Darüber durfte ich neulich in artes Karambolage lernen, dass sie zwar in Deutschland eine anerkannte Krankheit ist, aber in Frankreich völlig unbekannt. Sie macht also genau an der Staatsgrenze halt, was wahrscheinlich daran liegt, dass die Franzosen kein Wort dafür haben, wenn sie im April müde sind. Ich bin das ganze Jahr über mal müde, mal nicht. Und wenn nicht allzu müde bin, kann ich mir jederzeit auch noch prima Erklärungen und Ursachen dazu ausdenken. Darüber, ob die dann auch immer vom Arzt behandelt werden würden, will ich jetzt mal lieber nicht spekulieren, vor allem nicht, wenn „Likör“ drin vorkommt.

Meine augenblickliche frühlingshafte Verquollenheit hat aber damit zu tun, dass hier die Birken fliegen. Und zwar offenbar genau auf meiner Höhe. Ich hab’ nämlich Heuschnupfen und bin mir sogar sicher, dass es den sogar in Frankreich gibt. Was Birken mit Heu zu tun haben, wird mir arte vielleicht mal eines Tages erklären. Was die wahrscheinlich aber auch nicht wissen, ist, wieso ich ausgerechnet auf meinen Lieblingsbaum so verschnupft reagiere. Schön ist das jedenfalls nicht.

Schollenente

Schollenente

Ich behaupte jetzt einfach mal frech (NetRat wird mich e-ven-tuell schimpfen, aber ich mach’s trotzdem), das hier sei eine Schollenente (anas schollensis irgendwas). Und man kann hier ganz schön erkennen, wie sie sich so fortbewegt. (Das sind jetzt natürlich nur Fotos, da bewegt sich nix, aber vorstellen kann man sich’s doch.) Schwimmen können die nämlich ganz gut… Wenn viele Schollenenten im Teich sitzen, geht’s da so lustig zu wie beim Autoscooter. Ob da allerdings dann andere Vögel mit Schnurrbart aufspringen, um Plastikchipse einzusammeln, weiß ich jetzt nicht, dazu gab’s keine Angaben in der Vitrine da.

Die Schollenenten gehen ungern tagsüber an Land, weil das einfach doof aussieht und sie die Sprüche, die dann kommen, nicht so abkönnen. Fliegen geht aber hervorragend, wenn sie’s erstmal in die Luft geschafft haben, weil die Schollen ganz gute aerodynamische Ei-
genschaften mitbringen. („Schnucki! Schau mal! Ich hab’ Dir aus der Stadt ein paar frische aerodynamische Eigenschaften mitgebracht!“) Der Landeanflug dauert deswegen auch et-
was länger als bei anderen Entenarten, weil das Aussegeln ja auch noch erledigt werden muss. Die noch junge, unerfahrene Schollenente verfehlt dann auch schon mal den Teich, weil sie über’s Ziel hinausschießt und dann auf Uferzonen oder Brachflächen ausrodelt. Das merkt die sich aber schnell und lernt dazu. Deswegen gibt’s Schollenenten eigentlich auch nur auf größeren, oder wenigstens längeren Teichen.

Küchensofagedanken am Morgen (Teil 10) – Schweigend genießen

TheobrominenfuesseEigentlich, wenn man’s genau nimmt, sollte hier heute gar kein Text neben dem Foto ste-
hen. Aber noch eigentlicher spreche ich ja nicht, weil ich das, das ich sagen will, schließ-
lich schreibe. Und die Zeiten, in denen ich beim Schreiben noch mitsprechen musste, sind zum Glück ungefähr 30 Jahre her. Weil das Schreiben aber nun mal eine Form des Sagens ist, kann man wiederum auch nicht richtig behaupten, dass ich heute schweige. – Sei’s drum.

Es geht also ums Schweigen. Schweigen ist eigentlich ganz einfach. Man muss nur mal eben den Mund halten. Dennoch fällt es vielen Menschen immer schwerer. Sie haben das Bedürfnis, sich immer und überall mitzuteilen. (Manche führen sogar ständig Selbstge-
spräche, – aber das ist ein ganz anderes Thema.) Es soll ja beispielsweise überall und ständig telefoniert werden, aus dem Fernseher heraus teilen uns ebenfalls dauernd Leute ihre privaten Ansichten mit. Und wenn sie nicht im Fernseher sind, dann bloggen sie viel-
leicht. Entschuldigung, aber: Ist doch wahr. Klar, man will ja auch irgendwohin mit den ganzen Eindrücken, die man so aufnimmt.

Hingegen ein Freund von mir ist ein ziemlicher Schweiger. Seine Antworten bestehen oft aus Einwortsätzen. Es macht ihm nichts aus, Pausen entstehen zu lassen, da bleibt er ganz er selbst. Eigentlich spricht er nur, wenn er auch wirklich was zu sagen hat. Oder wenn seine extrem redefreudige Frau mal ein Päuschen macht. (Oder aber, wenn er ziem-
lich betrunken ist. Das ist allerdings auch wieder ein ganz anderes Thema. Und außerdem versteht man das, was er dann sagt, sowieso nicht. Zum Glück ist ihm das aber ganz egal.) Er und seine Frau passen erstaunlich gut zusammen. Ihn stört’s nicht, dass sie viel redet. Sie mag’s, wenn er schweigt.

Ich weiß eigentlich erst seit Kurzem, dass ich auch gern mal schweige. Früher war mir das gar nicht so aufgefallen. Ich dachte nämlich immer, dass ich eher gern überall meinen Senf dazu gebe. Vielleicht hat das mit dem Gelegentlichgernschweigen aber auch gerade erst angefangen, das weiß ich nicht so genau. Eine Freundin von mir könnte jetzt protes-
tieren und sagen: „Aber so bist Du doch, seit ich Dich kenne!“, und das sind immerhin gute 12 Jahre.

Es gab nämlich zwischen uns ziemlich häufig folgende Situation: Wir gehen spazieren, die Sonne scheint, das Gras ist grün, der Himmel blau, und vielleicht sind da auch Blüm-
chen irgendwo. Vermutlich rauscht auch ein Bach oder ein Baum, und es piepen Vögel. Aber davon höre ich kaum was, weil die Freundin die ganze Zeit (und immer wieder von vorn) aufzählt, was sie sieht: „Hach…! Guck’ mal, wie blau der Himmel ist! Und wie toll die Sonne scheint! Ist das schön! Und da ist ein Baum! Und da ist noch ein Baum! Und da ist noch…“ Jaja, wahrscheinlich sind wir im Wald.

O.k., ich gebe zu, ich habe jetzt ein bisschen übertrieben, wir führen häufig auch gute Ge-
spräche über Dinge, die uns gerade beschäftigen, – sie wird es mir hoffentlich nachsehen. Aber garantiert sagt sie irgendwann noch: „Hör’ mal: die Amseln (die Meisen, der Bach, usw.)! Ist das schön!!!“ Schon oft habe ich zu ihr gesagt: „Ja-ha, ist ja gut jetzt! Ich bin doch auch hier und sehe das alles!“ Und ich würde das auch alles hören, wenn… Hält sie mich vielleicht für tumb? Wir könnten doch auch mal ein paar Minuten nicht sprechen und die Umgebung einfach wirken lassen. Aber es will unbedingt aus ihr heraus, da kann man wohl nichts machen.

Das ist ähnlich wie mit dem Publikum eines Feuerwerks. Überall wird „Oooooooooh!“ und „schööööön!“ gerufen und fleißig kommentiert, oder sogar gefachsimpelt. Wozu nur? Mir schmälert es das Vergnügen, wenn gleich alles so abgehandelt wird. Ich finde Feuerwerke fast immer ergreifend und möchte dieses Ergriffenwerden gern genießen können. Ein eifri-
ger Kommentator in meiner Nähe wirkt dann auf mich schon mal so wie eine Praline, die mittenmal eine Leberwurstfüllung hat. Wieso drängt der mir seine Gefühlsäußerungen auf? Dass er Feuerwerk schön findet, kann ich mir doch denken, sonst wäre er schließlich zu-
hause geblieben! Vielleicht sollte auch lieber ich zuhause bleiben, aber da gibt’s so selten Feuerwerk. Eigentlich sogar nie. Die Decken sind zu niedrig. Aus diesem Grund suche ich mir, wenn ich ein Feuerwerk besuche (und es möglich ist), einen Platz abseits, von wo ich es vielleicht nicht ganz so gut sehen kann, aber dann wenigstens in Ruhe.

Aber ich bleibe jetzt mal beim Spazierengehen, weil das so ein schönes Beispiel ist. Und schön ist eben auch, wenn man mal gemeinsam ein Stückchen schweigend gehen kann, in einem guten Rhythmus. (Ich hatte nämlich vor langer Zeit mal einen Freund, der blieb immerzu stehen, wenn er einen Gedanken ausformulieren wollte. Das hat mich ganz be-
kloppt gemacht. Irgendwann verlor er meine Hand aus seiner, weil ich einfach weiter ging. Aber das ist nun wirklich ein ganz anderes Thema.)

Vielleicht bin ich einfach zu oft allein spazieren gegangen. Das mache ich nämlich schon seit vielen Jahren. Auch, weil das Gehen mir den Kopf sortiert, ohne dass ich viel dazu tun muss. Dabei beobachte ich und lausche. Es werden Pflanzen beschnuppert, angefasst. Ich mache den Kopf frei, nehme Eindrücke, Bilder, Geräusche auf. Und dabei schieben sich heimlich innere Dinge zurecht. Und wenn ich in Begleitung gehe, dann genieße ich das alles ebenfalls, und dazu das Zusammensein, ein gutes Gespräch. Wenn ich aller-
dings immerzu sagen soll, wie schön ich nun alles um uns finde, komme ich kaum zum Genießen. Und das lässt sich zwar nicht auf alle, aber doch auf viele Situationen über-
tragen.

Irgendwer hat mir mal erklärt, dass, wenn man ein Gefühl eilig herauslässt, dann ist es: draußen. Und eben nicht mehr drinnen. Ich finde das eigentlich ganz treffend, denn man-
che Gefühle behalte ich wirklich ganz gern erstmal ein bisschen drinnen. Und wenn man sich ein bisschen kennt und mag, dann teilt man eine schöne Stimmung doch auch mal ein paar Minuten ohne Worte…