Outdoor, Indoor und ich dazwischen.

Was hat die Welt eigentlich früher ohne Jack W*lfskin-Klamotten gemacht? Das Zeug ist ja eine Pest! Man kann kaum auf die Straße gehen, ohne damit in Kontakt zu kommen, überall wird man optisch ange“tatzt“, neenee… So richtig aufgefallen war’s mir mal im Dänemarkurlaub. Dänemarkurlaub ist nämlich wunderbar langweilig: Man hat eine kuschelige Hütte, in der man Kochen, Saunen, Kamingeflacker faul bedösen kann. Zwischendrin geht man raus an einen dieser irre breiten Strände, etwas herumtoben, anschließend frische Kochzutaten und neues Kaminholz kaufen, – und dann geht die ganze Chose wieder von vorne los…

Wenn man tatsächlich mal etwas Ablenkung will, gibt es nur eine einzige Möglichkeit: Den Outdoor-Klamotten-Outlet. Davon gibt’s an jeder Ecke zwei, alle vollgestopft mit diesem Tatzenzeug. Fast ausschließlich. Deswegen laufen auch alle Dänemark-Urlauber spätestens am dritten Tag mit so ’ner Jacke rum. Dann weiß man: denen war zu langweilig. Und entweder fährt mindestens die Hälfte aller Deutschen ständig nach Dänemark, oder es ist auch hier eine Mode draus geworden, auch im Alltag sogenannte „Funktionsjacken“ zu tragen. Und das, obwohl es hier ja durchaus noch andere Sachen zu kaufen gibt.

Überhaupt: Outdoor-Jacken! Was ist denn das für’n Begriff? Eine Jacke für Draußen, soso. Sind Strickjacken somit also Indoor-Jacken? Geht das eigentlich irgendwen was an, wo und wann ich welche Jacke anziehe? Bin ich so dusslig, dass man’s mir dran schreiben muss? Bald steht auf Jeans womöglich drauf: Bitte überhalb des Schlüppers tragen! Nö, Outdoor bezeichnet eher Klamotten, die für sportliche Betätigung an der sehr frischen Luft gedacht sind. Wie Wandern, Klettern und anderes Zeug, bei dem man von morgens bis abends von allerhand Wetterumschwüngen und Eventualitäten getroffen werden kann. Inzwischen werden diese Sachen in der halbwegs-günstig-Variante aber überall angezogen und sehen an ihren Trägern oft alles andere als sportlich aus. (Dass man durchs Jackenüberstreifen dynamischer wird, das erzählen sie einem ja bloß… In Wirklichkeit stimmt das gar nicht.)

Naja, vielleicht ist das gut für den Fall, dass man beim Brötchenholen überraschend eine tückische, steile Felswand erklimmen muss und mittenmal kommt dazu noch ein unvorhergesehener Eissturm auf. Natürlich verlängern sich die Überlebenschancen dank der Jacke um immerhin 2,45 Minuten oder so, wegen der Beschichtung. Wenn allerdings ein Bär z.B. vor der Milchtheke angreift, nützt sie einem leider gar nichts, das ist schon schade.

Man sieht die Jacken in der Stadt, in der Bahn, an Bürogarderoben, an Autofahrern mit ungesunder Blässe. Das passt ja eigentlich ganz gut zu diesen ganzen SUVs, die meistens auch noch nie ein richtiges „Gelände“ gesehen, aber ein schönes Bullengitter vorne dran haben. Ich wette, wenn man in die Berge steigt, Wüsten durchquert oder durch dicke Wälder stromert, sieht man gerade die Tatzenjacken ziemlich selten. Da werden zwar ebenfalls Funktionsjacken getragen, aber dann halt richtige, die was taugen. Und die sind für bloße modische Statements einfach zu teuer. Die sollen aber auch gar nicht modisch sein, sondern praktisch und so, dass man sie am besten total vergisst, sobald man sie anhat. – Wenn überhaupt, dann hätte ich gern so eine. Aber auch wenn ich manchmal bei Seitwärts-Schneesturm Spaziergänge zur alten Weide mache oder im Herbstregen am Strand herumschlure, die meiste Zeit würde sie doch ungenutzt im Schrank hängen. Und wenn man sich schön einmummelt, geht es auch prima ohne und man kann für das gesparte Geld noch mal eine Woche Urlaub dranhängen. In ein buntes Pfotendings bekommt mich jedenfalls keiner!

Mir fällt gerade auf, dass ich mir womöglich soeben einen Teil meiner Leserschaft vergrault habe, weil ich ihre Jacken doof finde. Aber vielleicht perlt so ein Text auch einfach an der töften Beschichtung ab. *g*

Holländer können keine Treppen. Vermutlich, weil die nicht frittiert werden.

Die Treppen sind nämlich, das habe ich am Wochenende wieder mal eben persönlich nachgeprüft, fast immer so konstruiert, dass man sie unmöglich benutzen kann, wenn man eine Schuhgröße zwischen 32 und -nasagenwirmal- 168 hat. Für noch kleinere Füße sind die meisten Stufen kein Problem, denn diese sind so schmal, dass ich sie eigentlich seitwärts betreten müsste. Für richtig große Füße gibt’s dann noch die andere Sorte: Die Ultrabreitstufentreppe. Als normal gewachsener Mensch kann man jedoch auf beiden kaum bequem laufen, keine Ahnung, wie die Holländer das hinkriegen. Überall bauen sie diese verrückten Dinger in teilweise enormer Länge hin! Unsereins meint dann immer: Eigentlich hätt’s hier genauso gut eine Rampe getan. Eben eine steile oder flache, je nachdem.

Was Holländer dagegen richtig gut können, ist Sachen frittieren. Jedenfalls habe ich mich das ganze Wochenende von Frites, Kibbeling, wieder Frites und Zeug ernährt. (Und zurück in Duisburg beim Thai Sonntagabend gleich noch mal Frittierte-Vorspeisen-Platte und gebackene Banane. Dann war’s aber wirklich genug.) Zwischendrin gab’s zur Abwechslung eine ziemlich schlecht gesicherte Pizza, von der mir das, was meinen Mund erreichte, aber sehr gut schmeckte. (Und es ist übrigens ganz schön niedlich, wenn holländische Kellner einen auf schwungvoller Italiener machen.)

Das Wetter war der Jahreszeit angemessen. Also, mal so und mal so. Wenn es so war, saßen wir eben drinnen. Und wenn es wieder so war, gingen wir z.B. barfuß am Wassersaum entlang. Schließlich hatte ich einen therapeutischen Auftrag und sollte einen weißen Stein finden! Und jetzt finde mal einen Stein am Domburger Strand! Das gibt’s nämlich keine! Sand, Möwen, Muscheln, Tobehunde, Algengedöns, Drachensteiger, … – alles voll! „Steine gibt’s hier nicht. Das ist ein Sandstrand.“ stellte der Liebste trocken fest, aber ich glaubte ihm natürlich nicht. Tagelang drehte ich Muscheln um und rief mehr als mehrfach: „Verdammt! Das gibt’s dochnich!“ oder sogar: „Ach, am Arsch! Wieder ’ne Muschel!“ Doch am Sonntag lag da endlich einer: Ein kleiner weißer Stein. Wozu ich den brauche? Na, das behalte ich für mich. So. Aber ich kann nun verkünden: Domburgs Strand ist jetzt in der Tat absolut steinfrei.

Die kuschelige Pensionsdoppelvilla (mit Prachtkastanie von dem Haus!), in der wir wohnten, wird von einem sympathischen Ehepaar geführt. Um uns herum Kölner, Essener und Holländer. Man erkennt sie sehr gut daran, wie sie die Treppen herunter in den Frühstücksraum kommen. Das Frühstück selbst war liebevoll bereitet, lecker und sogar gänzlich unfrittiert. Unser Zimmer war direkt unterm Dach, weswegen wir nachts sogar Sterne gucken konnten. Leider auch unterm Dach, nämlich ebenfalls im hübschen Pensionszimmer, wohnte ein kleiner Kühlschrank, der aber brummen konnte wie ein großer. Im 10-Minuten-Takt sprang er uns ins direkt Ohr, bis ich rigoros den Schalter auf „aus“ zwirbelte. Zumindest nachts konnten wir auf die Kühlung der putzigen kleinen He*neken-Bouteillen, die wir uns da immer holen, ja verzichten. Hauptsache man weiß, wie sie, wenn sie kalt genug sind, aufgehen… Was der Kühlschrank konnte, vermochte die Heizung übrigens bedauerlicherweise noch nicht. Nämlich zutraulich brummen. Nicht mal ganz leise. Aber dafür waren wir ja nu‘ zu Zweit…

Piep! Beim nächsten Ton. Ist. Es.

Ich habe, das habe ich gestern schon erwähnt, viele Talente. Das mit der Wertverdopplung von Eintrittskarten hatte ich ja dann auch beschrieben. Auf dieses Talent würde ich aber sofort wieder verzichten, wenn ich dafür dasjenige bekommen könnte, mit dem man Lotterielose zu saftigen, lebenslangen Renten umfunktionieren kann. (Wenn ich es allerdings hinbekomme, von den ganzen, neulich gewonnenen 10 Euro meinen Rest- bestand an Lebenszeit sinnvoll zu finanzieren, wäre es mir bereits gelungen. Leider ist es dafür jetzt schon wieder zu spät, der Gewinn wurde bereits verprasst. Und zwar dergestalt, dass es nur so geklingelt hat, Potztausend!)

Ein anderes Talent ist, dass ich, auch ohne Uhr, immer ziemlich genau weiß, wie spät es gerade ist. Ich irre mich selten um mehr als sagenwirmal eine Viertelstunde, oft liege ich tatsächlich nur wenige Minuten daneben. Leider ist dies eine zwar rare Fähigkeit, aber auch eine, die auf dem offenen Arbeitsmarkt nur sehr selten gefragt ist. Vermutlich, weil sie eigentlich nicht zu bezahlen ist. Dabei stelle ich mir das so nett vor: Ich hätte ein hübsches, kleines, ganz und gar puscheliges Büro, in dem eine gemütliche Couch stünde. Neben der Couch eine Leselampe, vielleicht so eine mit Plüschbommeln oder Seidenfransen, jedenfalls so eine mit einer echten old-school-Glühbirne drin, die ein heimeliges Licht verbreitet. Vor der Couch läge ein flauschiger Teppich und auf der Couch drauf: Ich, unter einer kuscheligen Decke. Das Bild würde komplettiert durch einen niedlichen kleinen Beistelltisch in knapper Armlängenentfernung, darauf ein Kistchen feinster Schokoladentrüffel, ein altmodisches Telefon, das noch klingeln kann und nicht etwa enervierend herumfüdelt, und einen waghalsig aufgetürmten Stapel interessanter Zeitschriften.

So, und wenn jetzt einer meiner Kollegen in der natürlich riesigen Firma (ich sag‘ nur: Sozialleistungen!) mal wissen möchte, wann es zum Beispiel Zeit für ein Käffchen, die Mittagspause, andere wichtige Termine oder gar Feierabend ist, dann ruft er mich an, und ich sage ihm dann mit freundlich-weicher Stimme, wie spät wir es jetzt ungefähr fast ganz genau haben. Sehr, sehr nette Kollegen dürfen auch mal vorbeikommen und persönlich nach der Uhrzeit fragen, einen Tee mitbringen, ein bisschen schwatzen und sich eine Handvoll Pralinchen nehmen. Aber wirklich nur die netten. Solche, die kleinen Omis nicht die Tür aufhalten, können mich natürlich mal, die kriegen keine Schokolade.

Sicher seid Ihr mit mir einer Meinung, dass es so einen internen Service dringend in jeder vernünftigen Firma geben müsste, und dass er dann auch gar nicht großzügig genug honoriert werden kann. Was ich bloß nicht verstehe, ist, wieso sich das noch nicht richtig in den Stellenanzeigen durchschlägt. Hm.

Übrigens weiß ich auch ganz genau, wann es Zeit ist, ans Meer zu fahren.

Bis_bald_meer

(Foto: Schauzeit)

Nämlich morgen früh. Da geht’s für ein kurzes verlängertes Wochenende nach Domburg/ Zeeland/NL. Zwar nicht in unser heißgeliebtes Strandhuisje, aber dafür in eine nette Pension. (Das war eins meiner tollen Geburtstagsgeschenke im Mai.)

Und da vergess‘ ich dann mal die Zeit…

Kastanienbewegung 2011/2012

Ihr Lieben!

Zur traditionellen, großen, herzwärmenden Kastanienbewegung geht es, wie auch schon im vergangenen Jahr, hier entlang. (Dort findet Ihr natürlich auch die Regeln und so.)

Vielen Dank, lieber KaterMurr, für das tapfere Hochhalten der Fahne!

Also: Beteiligt Euch wieder zahlreich, zeigt her Eure Kastanien, verlinkt zum Kater und der Zauber wird alsbald wirken; – versprochen!

Liebe Grüße aus dem Off,
Eure Theo

Kastanie_2011
(Hier ist meine: Sie ist schon ein bisschen angeschrumpelt, denn ich habe sie wirklich früh gefunden, schon am 3. September. Und sie hat einen ulkigen Knubbel, den ihr vielleicht ein vorwitziges Insekt mal verpasst hat, aber es war eben die erste, die ich sah…)

Heute wurde nun geflogen! – Kastanienbewegung 2010/2011 – (inzwischen inkl. Nachtrag)

Liebe Kastanienbeherberger,
(Liest hier denn noch einer? – Eigentlich ganz lustig, eine Stimme aus den Off zu sein!)

Morgen ist es soweit: Der Winter ist jetzt wirklich und bestimmt auch ganz sicher vorbei!

Also, morgen dann.
Um 12:00 Uhr, wie gewohnt.

Der kastanienbewegungsnachgefolgte Kater hat gesprochen; es gilt.
Ziehet also hinaus ins zaghaft Grüne und werft mit uns den Winter weit fort!

Ein Fotochen oder ein kleiner Eintrag mit Verlinkung an den guten KaterMurr trägt zur Erhaltung der Bewegung bei und wird mit Freude entgegengenommen.

– Ich zähl‘ auf Euch!

Blühende Grüße
Eure Theo

Nachtrag, am 27. März 2011:
Geschafft! Unter aufmerksamer Beobachtung einiger Wildgänse stehend, saß ich erst ein Weilchen in den dicken Ästen meiner tapferen, alten Weidenfreundin, schraubte dann mein Sprudelfläschchen auf, nickte dem Winter noch einmal bedauernd zu, bedankte mich artig bei meiner Lachkastanie (denn sie hat ihre Sache diesmal wirklich gut gemacht!), drückte ihr ein paar Küsschen auf und ließ sie frei… – Jipphiiieee!!!

Damit ist es amtlich. Wir haben Frühling.
Kastanienwurf_2011

Kastanienbewegung(sweiterleitung) 2010/2011

Hallo Ihr Lieben!

Ja, mich gibt’s noch. – Und wieso auch nicht?
(Nein, ich fange nicht wieder an, hier zu bloggen. Aber besondere Situation erfordern ja durchaus mal besondere Mittel…)

Davon konnte sich am vergangenen Sonntag auch der gute KaterMurr überzeugen, der mir netterweise während einer Durchfahrt direkt, aber viel zu zurzzeitig auf’s Brominensofa rauschte. Da er mir, von ausführlichem Getränkegenuss am Vorabend leicht ermattet, nahezu wehrlos erschien, nutzte ich die günstige Gelegenheit, ihm mal gleich die Nachfolge für die große Kastanienbewegung unterzujubeln.

Sie wird nun also

hier

aufs Wunderbarste und würdig-liebevoll fortgesetzt. Ich freue mich wirklich sehr, dass KaterMurr sich bereit erklärt hat, denn bei ihm ist die Bewegung in allerbesten Händen.

Auch ich habe „meine“ für diesem Winter natürlich schon gefunden und sie hat ihre neue Wohnung in meiner Manteltasche bereits bezogen. (Foto kann ich jetzt nicht, ich sitze im Zug.) Dass sie, im Vergleich zur letztjährigen (die ordentlich dick wie eine Kartoffel war), geradezu zierlich ist, weist sicherlich darauf hin, dass der kommende Winter viel weniger hart, un- wirtlich und kraftraubend sein wird. Aber ich hab‘ sowieso guten Grund, dies anzunehmen. – Mir geht’s nämlich richtig fein und Euch hoffentlich auch!

Nun huscht erstmal hurtig ins Nochgrüne, findet Eure Taschenbewohnerin, und dann direkt weiter zum Murr, um Euch der diesjährigen Bewegung (wieder) anzuschließen…

Ich denk‘ oft an Euch, – liebe Grüße!

Eure Theo


Nachtrag am 10.10.2010:

Hier ist sie endlich, meine Kleine. – Und ich könnte schwören, sie lacht!

Lachkastanie


Küchensofagedanken am Morgen (Teil 14) – Gender-Irgendwas

Theobrominenfuesse– Puh! Warm, oder?

Also, in den letzten Tagen war mir teilweise so warm, dass ich vor lauter Schwitzerei meine eigenen Gedanken kaum hören, geschweige denn mitteilen konnte. Trotzdem freu‘ ich mich, dass so richtig Sommer ist! Heute scheint’s mir aber etwas kühler, und dann kann ich ja gleich mal erzählen, worüber ich mich neulich echt geärgert habe.

Und zwar:

Im Fernseher lief, während ich gerade einen prima Brief auf dem netböökchen schrieb, so ein komischer Produkttest zum Thema „Vibro Plate“. Ich hab‘ da aber nur mit halbem Ohr hingehört. Die Vorstellung von stark brummendem Geschirr lockte mich erstmal nicht und sowieso wollte sich mir der Sinn leise hüpfender Speisen nicht direkt erschließen. Man muss ja nun auch nicht mehr unbedingt jeden Trend mitmachen…

Irgendwann bekam ich aber doch mit, dass es wohl um ein Trainingsgerät ging, dass den Turner spürbar erschüttert und ihm so die Kalorien gründlich raussiebt oder so. Der Test bezog sich nun auf die Frage, ob man sowas für zuhause haben muss oder lieber ins Studio geht, um sich da mal nach Strich und Faden verbrummen zu lassen. Eins der beiden Testfrolleins, das sich das Bestellgerät für Zuhause aufbauen sollte, hatte wohl Schwierigkeiten mit dem Zusammenstecken der mehr als 3 Teile und sprach dann allen Ernstes, und jetzt kommt’s:

„Da muss man beim Aufbau aber echt einen Mann dabei haben, der sich mit diesen ganzen Schrauben auskennt und so. – Für Frauen ist das eher nix.“

Leider hatte ich an dieser Stelle doch kurz mal aufgeschaut und hingehört, – 1A-Haarsträubung war die Folge.

Ja, sind wir denn vielleicht 40 Jahre im Kreisel rumgefahren? „Neenee, schon schön, so’n Kreisel, hier bleibe ich noch ein-zwei Generatiönchen…“ Liegt das Sichauskennen mit Schrauben vielleicht neuerdings in den Genen, auf den Chromosomen verankert? Und wurden dafür Kippdübel benutzt? Und wieso glaube ich das nicht? Vielleicht, weil ich mich selbst mit Schrauben auskenne? Bin ich deshalb ein Mannweib? Und sind Männer, die des Schraubens unkundig sind, überhaupt richtige Kerle? Ach, und womit sind die Gren- zen zwischen den Geschlechtern eigentlich befestigt?

Seit ewigen Zeiten schon (hey, ich bin immerhin über 40!) fasziniert mich die Vorstellung, mal für 24 Stunden ein Mann sein zu können. Nein, nicht so mit Schnurrbart ankleben und verkleiden. Solche Versuche gibt’s schon zur Genüge, und die zeigen höchstens an, wie unterschiedlich die Umgebung reagiert. Sicher interessant, aber nicht ganz, was ich mei- ne. Nein, auch Prägungen, Denkweise und besonders körperliche Empfindungen würde ich gern mal ausprobieren. Tatsächlich hatte ich schon zweidreimal interessante Träume dazu, die ich aber garantiert nicht hier ausbreiten werde… – Na, so viel kann ich ja ruhig verraten: Es ging natürlich hauptsächlich darum, ob Männer wirklich nicht so schnell frieren, Rasieren echt so eine Plage ist und wie sich Klimmzüge so anfühlen.
(Das ist jetzt zwar schamlos gelogen, ich gebe jedoch unumwunden zu, dass mir das völlig schnuppe ist.)

Dass Männer und Frauen aber tatsächlich unterschiedlich ticken, erlebe ich wirklich jeden Tag. Nur war mir nie so recht klar, wieso eigentlich. Hat das was mit der Erziehung zu tun? Mit den zugewiesen Rollen? Man muss da ja mit solchen Überlegungen auch ein bisschen vorsichtig sein, sonst sitzt man plötzlich mit Frau Herrman in einem Boot und fährt zurück in die 50er Jahre! (Petticoats stehen mir nicht.) Oder man findet sich im Büh- nenprogramm von Herrn Barth wieder und muss zuhören oder einparken (wie war das noch mal?) und solche Sachen. Ich glaube übrigens, so sieht die Hölle aus.

Jahrelang habe ich mir verboten, Pink und Rosa zu mögen, nur wegen solcher massen- kompatiblen Fußhupen. Inzwischen habe ich irgendwann mal eine günstige Gelegenheit genutzt, mich selbst zur Seite zu nehmen und mal dahingehend zu beruhigen, dass ich Herrn Barth vermutlich niemals persönlich begegnen werde, um mir abgenudelte Schuh- kauf- und Handtaschenwitze anhören zu müssen. Seither steh‘ ich auch öffentlich zu meiner Pinkschwäche. Beispielsweise habe ich erst neulich einen hübschen pinkfarbenen Schlüsselhaken in Hasenform formvollendet und natürlich selbst an die Wand gedübelt. Vorher hatte ich da nämlich jahrelang bloß einen dicken, mal eben in die Wand gedon- nerten Nagel gehabt.

Im März gab’s zur Männer-/Frauenfrage einen wirklich interessanten Hinweis, da las ich mittenmal einen Artikel im St*rn, und zwar ein Interview mit Balian Buschbaum, der nach einer Geschlechtsangleichung auch äußerlich zum Mann wurde, nachdem er als Yvonne Buschbaum jahrelang ziemlich Erfolge als Leichtathletin eingefahren hatte. Das nur zur Erklärung, der spannende Teil (also, für mich) kommt noch: Im Interview gab Buschbaum u.a. an, wie er miterlebte, dass sich sein Denken verändert hatte mit der Gabe von Testo- steron und so. (Das Davor beschreibt er übrigens als „östrogenbehaftete Gedanken“.)

(…) Chaotisch, aber vielschichtig und empfindsam. Seit ich mir Testosteron spritzen lasse, verstehe ich die Frauen mit jedem Tag ein bisschen weniger. Es haben sich viele Türen in meinem Kopf geschlossen. Das empfinde ich als großes Glück, denn mein Leben ist es jetzt viel einfacher. Es gibt nur noch ja oder nein.(…)

(…) Sie meinen also, Männer sind einfacher gestrickt als Frauen? – Männer sind eben tendenziell eher klar und nüchtern strukturiert. Wir sind direkter und sagen, was wir denken. Frauen dagegen flattern Tausend Kolibris durch den Kopf. Sie kommunizieren dadurch viel mehr und machen oft Tausend Dinge zur selben Zeit. Multitasking. Für Männer ist das oft nicht zu schaffen. Wir haben oft wenig Verständnis dafür.(…)

(…) Wie ticken Frauen wirklich? – Frauen zweifeln mehr. An sich. An der Umwelt. Wie sie wahrgenommen werden. Wenn sie scheitern, ist es ein persönliches Versagen. Deshalb spielen sie bei Entscheidungsfindungen alle erdenklichen Möglichkeiten durch. In ihnen herrscht bisweilen ein großes Ungleichgewicht. Aber genau das macht auch die geniale Seite der Frau aus. Für mich ist klar: Östrogen macht Zweifel. (…)

Quelle: Stern 10/2010

So, und nu‘ kommst Du!

Das find‘ ich mal wirklich ’nen Augenzeugenbericht, und der deckt sich auch ganz gut mit meinen jahrelangen Vermutungen zum Thema. Ich meine, ich kenne natürlich Männer, die Entscheidungen ungefähr so scheuen wie pinke Handtaschen; – und Frauen, bei denen so eine Entscheiderei zackzack geht. Aber dass Frauen oft viel mehr zweifeln und dabei ver- suchen, alle Eventualitäten vorher mitzubedenken, kommt mir sehr bekannt vor. Genau deswegen kriegen wir aber auch gern so viel gewuppt, vermute ich. Allerdings ist ja auch bekannt, dass jeder alle möglichen Sorten Hormone in sich zirkulieren hat, sowohl männ- liche als auch weibliche. Das lohnt sich jedenfalls vielleicht doch mal, zu beobachten. – Und zwar nur zum besseren Verständnis untereinander, und nicht, nicht um da womöglich dran rumzudoktern!

Wenn ich dübel‘, mach‘ ich das trotzdem nicht mit Testosteron, da bin ich mir sehr sicher.
Das ist nämlich ein ganz anderes Paar Schuhe. – Die Farbe weiß ich jetzt aber nicht…

Sonntag wird Schontag.

Was seit Tagen von langer Hand vorbereitet wurde, soll morgen nun endlich gut werden: Nämlich will ich endlich mal wieder einen Tag lang auch nicht den kleinsten, zartesten Finger für ir-gend-was rühren, das nicht unmittelbar meinem kuschligen Wohlbefinden dient. Und das wird bedeuten, dass ich außer Lesen, Essen und Schlafen nicht viel tun werde. O.k., das Spiel werde ich wohl gucken. Aber sehr inaktiv. Wahrscheinlich lasse ich mir extra jemanden kommen, der mir das Püllchen aufmacht. – Freiwillige?

Lang ist’s jetzt her, dass ich mir so einen Tag gegönnt habe. Vermutlich irgendwo in den unergründlichen Tiefen der Vergangenheit… – Oder eben im Mai. Und zwar so in der Ge- gend, bevor ich renoviert und gleich darauf zu arbeiten begonnen habe, was ich seither ununterbrochen zu tun scheine. Und am Donnerstag war’s dann fröhlich soweit, dass ich nicht mehr genau wusste, ob’s nun Dienstag oder Freitag war.

Jedenfalls habe ich in den letzten Tagen immer schon versucht, möglichst viel zu erledi- gen, was mir sonst den Samstag und Sonntag verstopft (Wäsche, Einkaufen, Spülberge überklimmen) und damit verdiente, wochenendliche Erholung versperrt. Mit dem überaus erfreulichen Ergebnis, dass ich heute nur noch eine kleine Radtour nach Oberricklingen machen musste, um einen Gutschein vom italienischen Feinköstler zu besorgen, den ich demnächst freundlich zu verschenken gedenke. Und: mir auf dem Rückweg einen Mords- supermarkt zu erschließen, den ich bisher immer nur von außen kannte und der bei näherer Beguckung die Bezeichnung „Super“ aber auch mal wirklich verdient.

Der war nämlich so gut sortiert, dass ich da lauter Zeug fand, wofür ich sonst glatt vier verschiedene Läden strategisch abklappere! Zum Beispiel diesen tollen, in Kräuteröl eingelegten Ziegenfrischkäse, nach dem ich in meiner Verzweiflung schon geg**gelt hatte, um mir den wonneschenkenden Stoff über’n Versandhandel verdealen zu lassen. Jedoch: Mindestabnahme: 12 Becherchen! Eiwei! Die zwei Becherchen, die ich nun hier habe, sind genaugenommen auch schon nur noch 1 1/2, weil ich vorhin schon unter Fiepsern des Glücks eine leckere Baguette damit veredelt und vernascht habe.

Nach dem Vernaschen, das eigentlich nur eine Pause sein sollte, stellte ich mit Blick um mich fest, dass ich ja quasi eigentlich schon „frei“ habe und bin deswegen gleich noch mal auf’s Rad, um mir ein feines Plätzchen am See zu suchen, wo ich dann 2 Stunden gemütlich unter einer Birke saß und meinen schwappenden Gedanken nachhing.

Und so geht das vermutlich morgen noch den ganzen Tag so weiter…

Reparier‘ und beschmier‘ mir!

Man soll ja Männer, und wenn sie’s noch so gut meinen, nicht an Sachen fummeln lassen, mit denen sie sich nicht gut auskennen.

So geschehen vor einiger Zeit. Mit dem Ergebnis, dass die Gangschaltung meines Fahr- rades heillos verstellt war, nachdem sie vorher nur normal verstellt gewesen war. Plötzlich konnte ich nämlich von den sieben nur noch zwei Gänge benutzen: Den ersten (der mir ein schweres Hollandrad-Fahrfeeling bescherte), und den zweiten (Hollandrad mit Wohn- wagenanhänger). Blöd, wenn man dann so den Einkauf einer ganzen Woche auf dem Gepäckträger rumschaukeln muss.

Doch als ich mich neulich, quasi im Vorbeifahren mal bei Freund M. beklagte, guckte er bloß kurz und sprach: „Das geht bestimmt so und so. Musste mal gucken!“

Ich also guckte (musste ich ja!), und sah tatsächlich, wo zu drehen war. Und dann gleich noch, dass da so ein kleines, aber wohl wichtiges Käppchen mal eben verrutschen gegan- gen war. Denn kaum hatte ich’s zurückgerutscht, ließ sich alles wie frisch geschmiert in Position schräubeln, und der Gefährte bekam seine sieben Gänge zurück, sodass das Bromin jetzt wieder wie entfesselt rollert für und für…

Da lohnte es sich direkt, auch gleich mal die funkelnde, geburtstagsneue Klingel dranzu- machen!

Gestern jedoch fuhr ich Bahn. Und mit mir eine ziemliche Gruppe junger, aber dafür ganz schön angetrunkener Jugendlicher. Zwischen denen war ich freundlich eingekeilt und hatte ein bisschen Sorge um die Portion Fischenschipps, die ich eingewickelt auf einer Hand balancierte. Man war geschlossen auf dem Weg zur Stadionbrücke (was nun eben auch „meine“ Stadtbahnstation ist), um zum Papplickwjuuhing zu ziehen.

Es musste sich aber noch schnell gegenseitig in den drei Farben angemalt werden, was aufgrund des Pegelstandes und des Bahngeruckels nicht ganz einfach war. Man hatte zudem nicht so einen mehrfarbigen Idiotenstift, sondern drei Einzeltöpfchen, die hin- und rübergereicht werden mussten, was vermutlich auch wieder bloß ein Anlass war, in der Enge noch näher zusammenzurücken. Das Malergebnis wurde so erfreulich unakkurat.

Ein junger, schon fertig Vollgemalter brüllte derweil suchend umher, es rieche „voll nach Essen!“ und er habe „voll den Hunger!“. Ich sah mein Mittagsgericht schon in der Bahn aufgeteilt, doch er brachte Geruch und das Päckchen in meiner Hand offenbar nicht miteinander in Verbindung, weil er laut Eigenauskunft auch schon „sieben Biere“ voll war.

Eventuell war der das auch, der mir aus Versehen Gelb auf meinen schönen Rucksack geschmiert hat, aber das sah ich zum Glück erst zuhause, sonst hätte die nette Tante, die den Jungs und Mädels mit Taschentüchern zum Farbfingerabwischen ausgeholfen hat, eins davon mal eben mit Spucke benetzt und ihm mit den Worten: „Du hast da was!“ ein bisschen im Gesicht rumgewischt.

Versprochen.

Neulich mal sagte Axel Schulz aus meinem Fernseher heraus: „Nackte Leute find‘ ick schrecklich!“ Und ich muss sagen, da geht’s mir ganz genauso. Ich find die nämlich auch schrecklich, – aber bloß, wenn sie Axel Schulz sind. Dann finde ich sie allerdings angezo- gen genauso schrecklich. Außer vielleicht, sie ziehen sich vielleicht eine schöne, große Holzkiste aus dicken Brettern oder sogar ein Haus drüber.

Jetzt warte ich natürlich auf das Kamerateam, wo ich das mal reinsagen kann. Ist doch sowieso schon egal, wer was irgendwo raus- oder reinsagt. Im Zuge dessen könnte ich immerhin gleich noch ausschweifende Überlegungen anstellen über des Schulzens pfif- fige Berufswahl: Nacktleuteablehner, der aber selbst seinen Arbeitsalltag in Unterhosen ausübt. Oder ausgeübt hat. Heute ist er ja nicht mehr für’s Leutehauen bekannt, sondern eher dafür, dass er Mützen trägt, die wohl irgendwie aus Papptellern gemacht sind. Ich finde durchaus, das da aber mal wirklich zusammenkommt, was zusammengehört. Aber mich fragt ja immer keiner. Wahrscheinlich rede ich nicht kraus genug.

Vor ein paar Tagen behauptete zum Beispiel auch jemand, eine Geschäftsfrau wolle „ein zweites Standbein aufmachen“. Ich vermutete Chirurgisches und knipste schnell einen anderen Sender rein. Doch klingt’s überall gleich. Herr Hefner soll ja auch schon wieder irgendsowas gefeiert haben, und dabei „scharrten“ sich angeblich heiße Häschen um ihn. Na, da brauchte er sicher neue Auslegeware hinterher, aber der hat’s ja… Also, glaub‘ ich. Geld für Klamotten gibt er ja nun seit vielen, vielen Jahren nicht mehr aus, weil er lieber im Schlafanzug herumgespenstert. Das ist also quasi dem seine Arbeitskleidung, dabei schläft er sicher gar nicht so viel, schon allein wegen der Scharrgeräusche.

Eventuell gewöhne ich mir das Fernsehen doch mal eines Tages ab, weil mir das mitt- lerweile alles zu sehr an den Nerven zerrt, mir deshalb die Nägel brennen und ich immer seltener guter Hoffnung bin, dass Redewendungen und ihre Uhrsprünge überhaupt noch irgendwas bedeuten…