Schönen Guten Morgen mit Frau Baum

Heute bin ich wieder besserer Dinge.
Als ich aufwachte, tat ich das aus einem sehr merkwürdigen Traum heraus (nee, keine Bange, den erzähle ich hier nicht. Die Träume der anderen sind selten spannend..), den ich mit noch geschlossenen Augen zu Ende zu denken versuchte.

Dann habe ich was sehrsehr Schönes gelesen, dann was sehr Schönes gehört…

Aber am Wichtigsten ist, dass mein Baum noch da ist, wo er gestern war.

Gegenüber meinem Haus wohnt nämlich eine alte Pappel.
Die ist locker 20 m hoch (ich kann vom 3.Stock aus noch an ihr hochschauen) und rauscht ganz wunderbar mit ihren Blättern. Es hausen auch kackfreche Elstern, knarzende Krähen und Misteln drin.

Aber seit „Kyrill“ im Januar da war, ist sie allein.
Ihre Schwester war nämlich unter furchtbarem Getöse zusammen gebrochen. Ich lag schon im Bett und wusste sofort, was passiert war. Mir wurde urplötzlich ganz kalt ums Herz und ich rief immerzu: „Nein! Oh, nein! Nein, verdammt!“
Und geheult habe ich auch, wie sie da so lag, wohl 100 Jahre alt (was die wohl so alles mitgekriegt hat).
Und dann kamen die Aasgeier mit ihren Fotohandys und „Aaaaal-ter!“-Rufen und kletterten drauf rum. Ich stand noch ganz lange am Fenster und konnte es nicht fassen. Am nächsten Morgen schlich ich mich ganz früh rüber und sammelte mir ein paar Zweige ein, die ich dann in eine Vase stellte, wo sie noch einmal austreiben und blühen konnten.
Das Zersägen der Leiche habe ich nur gehört und extra nicht hingeguckt.

Jedenfalls ist der zweite Baum noch da und bog sich gestern in den Sturmböen so gehörig durch, dass ich echt Angst drum hatte.
Ich glaube, wenn der auch noch fiele, würde ich glatt darüber nachdenken, hier weg zu ziehen. Der wunderbare Ausblick, den ich hier habe, ist einer der Gründe, warum ich schon bald 7 Jahre hier bin. So lange, wie sonst noch nirgends…

Jedenfalls. So ein Baum, der da seit so vielen Jahren steht (und heute Morgen eben auch noch), der kann mich ganz gut in den Tag schieben.

Und nachher geht’s dann auch noch mit Freundin T. in die kestnergesellschaft, wo wir uns das dritte Teilstück der „made in germany“-Ausstellung angucken wollen.

Gute Aussichten also.

Dit kannick oooch!

Hat zufällig jemand gestern Abend Stefan Raab gesehen?
Ich mag den Raab ja persönlich überhaupt nicht, bleibe aber doch manchmal bei ihm hängen, wenn ich noch nicht schlafen kann. Und leider muss ich manchmal feststellen, dass ich ab und an vor einer seiner Leistungen Respekt habe.
Ich bin ja zum Glück fähig, das auseinander zu halten.

Gestern jedenfalls hatte er Besuch von zwei sympathischen Herren (besonders der eine!), die ein Buch geschrieben haben zum Thema moderne Kunst und „Das kannst ich auch!“.
In diesem Buch wird wohl erklärt, wie der Kunstzirkus so funktioniert und warum man so manches „Das“ eben nicht „auch“ kann, weil Vieles simpler aussieht als es dann doch ist und so.
Das ist ja erstmal vom Kunstmarkttheater, das unglaubliche Auktionspreise entstehen lässt, unabhängig.

Ich hab‘ mich natürlich doll gefreut, weil ich grade vor genau 1 Woche hier darüber schrieb und mich das auch immer aufregt, diese Sprüche zu hören. Nun überlege ich, mir dieses Büchlein zuzulegen, obwohl es ja wohl im Grunde genau das unterstützt, was ich sowieso schon finde. Weil ich das aber so fein finde, dass sich mal jemand des Themas annimmt, haben sie meinen Tantiemengroschen bestimmt verdient.
Und wer weiß: vielleicht eignet sich das Buch ja zum Verschenken an umgebende Banausen…;D

Zartbitter

Aus noch unbestätigten Quellen wissen wir, dass Frau Theobromina gestern Geburtstag hatte. Und das war so:

Als ich aus unruhigem Schlaf aufwachte (weil ich natürlich dachte, irgendwer wird mich bestimmt wieder um Mitternacht wecken und mich fröhlich ankieksen: „Hey! Alles Gute!!! Herzlichen Glückwunsch und so, – wiiie: Du hast schon geschlafen!?“) und aus dem Fenster guckte, sah ich sofort, dass es schon ewig geregnet hatte und auch noch ewig weiterregnen würde. Na Prost!

Also ging ich ausnahmsweise zu Fuß und mit Schirm Einkaufen, statt wie sonst mit dem Rad. Leider ist der Laden eine Ecke weit weg, die Verkäuferin an der Käsetheke hatte „Böse-Türsteher-Laune“ und hätte mir meinen Morbier wohl am liebsten gleich quer und am Stück reingeschoben, und als ich zurückkam, war ich nicht nur nass von den Füßen bis zu den Knien, sondern auch total hungrig und der Postbote war dagewesen und hatte ein Päckchen bei der Nachbarin abgegeben.
Und dann war die Nachbarin natürlich nach Diktat verreist.

Grade als ich den Tisch gedeckt hatte, rief Freundin T. an, um zu sagen, dass sie später kommt, weil ihr Dach undicht ist und es regnet rein und sie sucht das ganze Haus nach Auffangschüsseln ab und sie braucht was Eckiges, findet aber nur Rundes, dabei muss sie es doch ganz nah an die Wand stellen und sie kommt erst um halb 12.
Magenknurr.

Also noch mal bei der Nachbarin klingeln. Nachbarin abwesend.
Dafür total durchweichter Brief vom Väterchen, grade noch lesbar. Immerhin.

Um halb 12 kommt Freundin T., hat 2 tolle CDs und Blumen („Irgendwas mit A und drei Silben, hab’s vergessen…“), wir stürzen uns auf Brötchen, Wurst, Lachs, Tee, Sekt, Erdbeeren, Kuchen, alles gleichzeitig.
Gefühlte 15 Minuten später: „Ich kannich mehr!“

Also ab ins Sprengel-Museum. Auf dem Weg nach unten noch mal Nachbarins Klingel drücken.
Langsam mache ich mir vielleicht Sorgen…
Neee, quatsch; – ich will mein Päckchen, menno!

Im Museum schlagen T. und ich supergute Rabattleistungen an der Kasse heraus, laufen dafür aber in der Taschenaufbewahrung beide fast gegen den zu gut geputzten Spiegel.
Die Ausstellung an sich beginnt schon total deprimierend. Das erste Bild kann man sich kaum angucken, ohne sich entsetzt abzuwenden.
Und so ähnlich setzt sich das auch fort. Die zeitgenössischen Künstler sind offensichtlich alle sehr deprimiert, haben Zahnschmerzen, keine Illusionen mehr, aber dafür gute Fotoapparate.

Eins der Exponate ist ein Keilrahmen, der mit schwarzem Stoff bespannt ist. An einer Ecke ist der Stoff eingerissen. Das Stück heißt: „Kathedrale in Flammen.“
Also, da hätte ich beinahe sogar selber einen der 3 schlimmen Sätze (s. gestrigen Eintrag) gesagt!
(T. hat sich übrigens die Sätze selbst verkniffen und mir nur gesagt, wo ich den jeweiligen Strich hinmachen soll.)
Zum Glück gab’s aber auch doch noch 1-2 schöne Dinger, die uns dann wieder etwas aufgepäppelt haben. Für die anderen beiden Museen fehlte uns dann aber die Energie.

Also geht’s wieder nach Hause. Nachbarin liegt bestimmt tot hinter der Tür, verkrallt in mein Päckchen. Jedenfalls macht sie nicht auf.

Der beste Exfreund M. kommt, bringt duftes Buch mit. Darf bleiben.
Kuchenmümmeln. Telefon. Heftig und bekanntermaßen unerwünschte Person, schnell wieder auflegen. „Wo war ich stehen geblieben…?“
T. hat inzwischen ganz böses Bauchaua und ist ganz müde, kriegt Wärmekissen und hält sich ansonsten tapfer.
Irgendwann sind beide aber wieder weg.
Telefon. Väterchen.
„Wat is‘ denn bei dir los, det is ja so stille! Ick dachte, bei dir is‘ Party! Haste denn keene Freunde, sachma!?“
Das zieht mich jetzt schon ein bisschen runter, das sage ich ihm aber nicht…

Plötzlich ist mir alles zu still. Werde traurig. Zum Glück in kurzer Zeit 3x Telefon hintereinander. Freundin S. droht Familienbesuch für Freitag an. Mit Kuchen!
Fange mich wieder. Muss ja.
Freundin M. will noch rüberkommen, hat Sushi gemacht.

Und dann wird doch noch alles wieder ganz gut. Und der Sekt noch alle. Und der Likör auch. Und dann der andere Likör. Halb 12 liege ich im Bettchen und denke: „Geschafft.“

(Eben bei Nachbarin gewesen: Geburtstagspäckchen ist ein DSL-Kasten und soll dann bald mal auf Sendung gehen…)

39

So, in ca. 2 Stunden bin ich dann offiziell 39 Jährchen alt (mein „Profil“ behauptet das zwar schon länger, aber das wird schon seine Gründe haben), was ich gedenke, mit Freundin T. und einem dekadent-opulentem Frühstück zu feiern.
Sekt gibt’s auch. Abends freie Auswahl.
Ab jetzt habe ich ein Jahr lang Zeit, Angst vor der „schlimmen 4“ zu haben und mir dazu doofe Bemerkungen gefallen zu lassen. *augenroll*

Später geht’s dann leicht angeschullert inne Kunst.
Hier gibt’s nämlich seit Freitag eine dufte 3-Museen-Gemeinschafts-Ausstellung: Made in Germany. So mit ganz frischen Sachen. Da bin ich schon gespannt, wie oft ich den Satz: „das kann ich auch!“ hören muss (Strichliste mitnehmen!). Alternativ: „Damit kann man also Geld verdienen!“ und „Was will uns der Künstler damit sagen?!“ *nochvielmehraugenroll*

Punktestand wird hier beizeiten bekannt gegeben…