Gaumenkitzel

Schon wieder Sonntag. War nicht vorgestern erst Sonntag? Die Wochen fluppen nur so durch, der September ist auch schon halb rum. Die Freundinnen beschweren sich, dass sie seit soundso vielen Wochen nichts mehr von mir hören. Allerdings sind sie nicht richtig böse, die Guten. Nur neugierig.

Und ich sitze hier und plane herum, weil ich ja auch mal was schaffen will, und esse dazu Oliven, die mit Mandeln gefüllt sind. Eigentlich mag ich gar keine Oliven, aber ich esse fast alles, wenn Mandeln drin sind. Freundin A. schleppte mir mal, weil sie das weiß, eine leckere Süßigkeit an. Sie war ganz begeistert, sie mir zu überreichen und meinte: “Guck mal! Marzipan, mit Mandeln drinne! Das müsste doch was für Dich sein!“ Mein Blick muss wohl Bände gesprochen haben, trotzdem fragte ich sie in aller Ruhe noch mal, was sie denn meint, woraus Marzipan normalerweise bestünde. „Öh. Äaah… So wie guckst… aus Mandeln? Wahrscheinlich?“ Dann wurde schwesterlich geteilt.

Zum Glück hat sie mir kein Marzipan mit Oliven drin mitgebracht. Da wäre die Freude wohl weniger ausgeprägt gewesen. Ich hatte aber auch schon mal eine Schokolade mit Hirschschinken drin. Und ob man’s glaubt oder nicht: Die hat geschmeckt. Dabei waren gar keine Mandeln drin. Aber Rosmarin.

Neulich habe ich ein Gemüsegratin gemacht, da waren welche von diesen dunkelroten Möhren drin, die man jetzt überall kaufen kann. Eine alte Sorte, die man jetzt wieder nachzüchtet. Die wollte ich natürlich probieren und habe sie zu den Kartoffeln, den Zucchini, Paprika, Lauchzwiebeln dazugeschnibbelt, alles fein mit Sahne übergossen und in den Ofen gesperrt. Als ich’s wieder rausholte, war das Gratin rosa. Pink! Also, ich fand’s gut, aber der liebevoll Bekochte auf dem Sofa fand, ich solle mal lieber das große Licht ausmachen, das wäre ja sowieso viel gemütlicher. Im Halbdunkel verputzte er dann drei Portionen, während ich Mühe hatte, meinen Teller zu finden und mich nicht mit der Gabel zu pieksen.

Ob die Tartuffeln im Gratin aus Sülze waren, kann ich nicht sagen.
Ach so: Nee, nicht aus der Sülze. Sondern aus Sülze! Da ist nächste Woche richtig was los. Im Sinne von: Pommes. Mit Pommes dazu.

Kartoffelfest

Wir sehen uns dann nächste Woche auf einen Salinenschnappes in der „Sülzer Kartoffelfalle“!

 


Blinzel

UnsichtbarstrasseHier geht’s zur Unsichtbarstraße.

Die Straße kann man nicht sehen, es stehen unsichtbare Häuser links und rechts am unsichtbaren Straßenrand und man sieht auch nicht, dass auf den unsichtbaren Klingelschildern unsichtbare Namen stehen. Macht nix, denn die Leute, die da wohnen, sieht man auch nicht. Das ist viel-
leicht auch besser so, denn sie sehen sich, und was sie tun, selber nicht und knöpfen deshalb ständig ihre unsichtbaren Strickjacken schief zu und merken auch nicht, wenn sie Krümel am Mund haben.

Wenn die Frauen sich schminken und frisieren, sähe das total lustig aus, wenn man es denn sehen könn-
te. Neulich hat die kleine Boutique in Nummer 7 mal eine Modenschau veranstaltet. Ist aber keiner hingegan-
gen. Alle waren beim Grillfest. Das endete allerdings in einer Klopperei, weil der Grillmeister die ganzen leckeren Sachen hatte total anbrennen lassen und jeder hinterher meinte, er hätte es besser gekonnt. Ich habe da so meine Zweifel.

Obwohl man ja nix sieht, waschen manche Typen in der Straße am Samstag ihr Auto und mähen den Rasen. Das machen sie nur der Geräusche wegen, damit die Nachbarn auch ja Bescheid wissen. Hier in der Straße wohnt einer, der kann nur mit dem Mund das Fahr-
geräusch eines protzigen dicken Wagens nachmachen, und er glaubt, die Nachbarn den-
ken: Der ist reich! Die Nachbarn wissen aber ganz genau, dass er nur so tut und fragen ihn manchmal, ob sie auf eine Spritztour mitdürfen. Dann erfindet er Ausreden, dass der Wagen gerade zur Jahresinspektion in der Werkstatt ist und windet sich verlegen. Aber das sieht man natürlich auch nicht.

An der Ecke ist ein Laden, der Parfums, laute Hackenschuhe und Glöckchen verkauft. Antipickelstifte und Selbstbräunercremes gibt es dort inzwischen nicht mehr, die sind aus dem Sortiment genommen. Der Ladenbesitzer ist dennoch ein wohlhabender Mann, denn die Unsichtbaren besprühen sich gern mit Stinkezeug und hängen sich die Glöckchen um, damit sie auf der Straße nicht umgerannt werden. Man kann sich also vorstellen, wie das ist, die Unsichtbarstraße langzulaufen: ohren- und nasenbetäubend.

Deswegen gehe ich da auch nie durch und weiß das alles nur, weil ich einen kenne, der mal in ein Mädchen aus der Straße verliebt gewesen sein soll. Das war nicht so einfach, sagt er. Er hat immer wieder an ihr vorbeigeküsst und dauernd gefragt: „Wo bist Du denn?“ Das fand sie gar nicht witzig und fand, er gäbe sich keine richtige Mühe. Irgendwann war sie dann plötzlich weg. Behauptet er. Vielleicht schmollt sie auch nur.

SCD

Nee, nicht CSD. Das ist ja was ganz anderes und dieses Jahr auch schon gewesen…

SCD kann man immer haben. Wann man will. Ich selbst habe mich noch vor zwei Tagen dabei erwischt, wie ich vor meinem Schrank stand und zu ihm sagte: „Ich hab’ irgendwie garnix anzuziehn!“ Peinlich. Allerdings liegt das daran, dass mir erstens die Mode der letzten paar Jahre oft nicht recht behagt, ich zweitens neulich ganz viel weggeschmissen habe und drittens meine Piepen zusammenhalte, wenn’s geht. Aber der Ausspruch rächte sich prompt. Ich hatte nämlich noch am selbigen Tag ein tolles „Magazin“ im Briefkasten: Es heißt „For me“ und ist ein Kundenmagazin von Protector & Gähnbel. Darin zu lesen auf Seite 15 unter folgender Überschrift:

 Hilfe

Also, ich als Frau habe natürlich schon von der Anlage her immerzu die dollsten Gefühle. Das ist ja bei uns so eingebaut. Ab Werk, quasi. Deswegen müssen wir ja z.B. auch immerzu heulen und können auch keine Bierkisten tragen. (Also, wenn ich mal welche tragen soll, kommen mir jedenfalls immer die Tränen, das hat noch jedes Mal gewirkt.)

Aber es gibt nun wohl ein „Gefühl, das jede Frau kennt.“ Also wahrscheinlich bedeutet das, dass jede Frau dieses Gefühl schon mal hatte (ein viel benutztes, also), und nicht, dass es ein Gefühl gibt, dass so ein dickes Adressbuch hat, dass es alle Frauen kennt. Ist ja auch egal jetzt.

Die Wissenschaft hat es nun aber erforscht, das Gefühl. Es heißt SCD. Und jetzt festhalten! Denn das bedeutet: Seasonal Clothes Disorder bzw. „Jahreszeitlich bedingte Kleidungsstörung“. Ich musste mehrfach lesen, aber das stand da wirklich!

Und damit Ihr mir’s glaubt: SCD















Verdammt, ich muss sofort Vanilletee kaufen, denn ich habe eine Kleidungsstörung!!! Hoffentlich finde ich einen guten Therapeuten! Vielleicht auch eine Selbsthilfegruppe, denn nicht nur mir geht es so schlecht… Auch diese Frau hier ist total verzweifelt und klagt den Baumwollgöttern ihr Leid.

 das_hilft


Dabei müsste sie bloß mal nach unten gucken, da steht ja die Lösung. Grob zusammen gefasst, besteht sie aus folgenden Tipps:

1) Accessoires an die gestörte Kleidung pinnen, z.B. Ansteckblüten aus Wildleder (aha).

2) Im Internet einzwei schicke Gürtel ersteigern (soso).

3) Topmoderne Ketten und Ohrringe anbringen (hm, hm).

(Meiner Meinung nach ist das ja eigentlich nur ein Tipp, aber da kommt ja noch was: )

4) Klamottentausch-Party mit Freundinnen machen.


Na, die kennen meine Freundinnen nicht! Die haben doch ganz unterschiedliche Figuren, die guten. Bei einer Hose von Freundin T. wären mir die Beine viel zu kurz, bei einem Kleidchen von Freundin M. kriegte ich schomma den Reißverschluss gar nicht zu und Freundin S. wird bestimmt ihre Cowboystiefel nicht rausrücken und stattdessen nach Prosecco und Schnittchen verlangen. Die Freundinnen hätten natürlich ähnliche Probleme mit meiner Garderobe, und großartig was zu bieten hätte ich auch nicht, denn das, was ich kürzlich nicht weggeschmissen habe, will ich ja schließlich behalten. Das gibt doch bloß Gezeter. Muss ich mich wohl mit meiner Störung abfinden.

Vielleicht gibt’s ja bald ein lustiges Medikament dagegen. In Größe 38, bitte.

Parallaxenverschiebung

Wenn man tollen Besuch hat, bringt das Vieles mit sich.

Wenn er die Stadt nicht kennt, lernt man sie zwangsläufig auch viel besser kennen und sieht alles mal mit ganz anderen Augen. Zum Beispiel war mir gar nicht klar, wie viel Wasser es in Hannover gibt, im Vergleich zu anderen Städten. Leine, Ihme, Maschsee, Ricklinger Teiche liegen sogar quasi vor der Theobrominen Tür!
O.K., das wusste ich vorher auch schon, aber ich fand’s wohl ganz selbstverständlich, sodass mir der Luxus gar nicht bewusst war. Ich hatte ganz schön zu tun, den Besuch von täglichen, ja fast stündlichen Besuchen des Maschsees abzuhalten. Dass Hannover die grünste Stadt in Deutschland ist, wusste ich hingegen und erzähle es auch immer schamlos in der Gegend herum. Das sieht man ja schon, wenn man hier nur aus dem Fenster guckt!

Lieber Besuch verteilt seine Tabakkrümel großflächig ( sogar im Scanner!), bringt einen aber auch dazu, Dinge zu begucken, die man „schon eigentlich immer mal“ begucken wollte, aber „läuft ja nicht weg“ bzw. „kann man ja immer“. Man wird also plötzlich selber Tourist und findet schöne Wege, die man vorher nicht kannte. Vor allem, wenn man (wie ich) gern auf bewährten Pfaden kreist und feste Ein- und Ausflugschneisen hat. Eigentlich zeigt man sich ja gegenseitig die Stadt. Man legt Vorbehalte ab, besucht sogar mal wieder andere Stadtteile und entdeckt manches. Zum Glück auch, dass man doch noch einzwei Sachen aus dem Grundschulunterricht in Erinnerung hat, die vielleicht die Altstadt oder bestimmte Namensgebungen betreffen. Und es fallen einem wieder Begebenheiten und kleine Geschichten ein, die man eigentlich längst vergessen haben wollte, und die eher Kneipen oder bestimmte Plätze betreffen (zum Beispiel, wo man sich vor Jahren mal mit ziemlichem Brausekopp lustig verlaufen hat und so).

Und man kann endlich mal wieder in Cafés lümmeln, in denen man sich vielleicht früher mal die Hacken schief gelaufen hat, anregende Gespräche führen und doofe Kalauer reißen. Abends kann man die Küche in Schutt und Asche legen und dazu lokale Biersorten trinken. Herrlich ist das!

Nur zum Bloggen kommt man irgendwie nicht…

Aufregend

Minze Wenn ich will, kann ich mich in einer Tour über Kleinigkeiten aufregen. Meistens will ich das zwar nicht, aber manchmal komme ich irgendwie nicht dazu, was nicht zu wollen.

Es fing meines Wissens damit an, dass ich vor ein paar Tagen den Fernseher anmachen wollte, um „Die Ludolfs“ zu gucken. Da waren aber keine Ludolfs drin. Nicht mal was anderes. Nur eine Anzeige: „kein Signal“. Genauso gut hätte da stehen können: „Bin mal eben Milch holen“. Nach kurzer Forschung bekam ich heraus, dass es meinem uralten Fernseher gut geht, aber mein neuer DVB-T Receiver sich wohl hinge-
legt hatte. Na gut, dachte ich, dann gucke ich eben vom Schlafzimmer aus was anderes. Da habe ich nämlich noch einen kleinen Fernseher, den ich mir mal für Messegäste ausgeliehen hatte. Auch hier ist ein solcher Receiver angestöp-
selt, allerdings hat der ein paar Mucken. Seine Einstellungen sind nämlich über einen Code einbetoniert. Natürlich weiß inzwischen niemand mehr, welchen Code man da mal vor Jahren eingegeben hat, so dass ich keinen Sendersuchlauf machen kann. So ist es also Essig mit einigen Kanälen. Das hatte ich aber vorher einkalkuliert.

Was ich nicht wusste war, dass auch dieser Fernseher schwarz bleiben würde.
Das war mir dann aber doch komisch. Wenn aus beiden Fernsehern am selben Tag nix mehr rauskommt… Für einen Moment dachte ich: Jetzt isses soweit! Die Außerirdischen sind da und haben alle Fernseher tot gemacht!!!

Dann merkte ich, dass der Leihfernseher lediglich den Geist aufgegeben hatte. Dabei gehört der mir gar nicht! Hätte er mit dem Sterben nicht warten können, bis ich ihn wieder zurück gebracht habe? Na, das wird noch was.
Immerhin geht aber der geliehene DVB-T Receiver noch. Jedenfalls empfängt er eine Handvoll Programme. Zur Belohnung durfte er mit meinem Fernseher im Wohnzimmer zusammenziehen, und ich lag den ganzen Abend meckernd davor.

Ein paar Tage später wollte ich unbedingt Minze kaufen. Es gab aber keine. Und zwar überall. Den letzten Versuch unternahm ich in einem Laden mit einem beeindruckenden Kräuterregal. Auch hier: keine Minze. Bis ich dachte: Die Petersilie hier sieht aber komisch aus! Und die riecht auch komisch. Das ist doch… Nanü? Hömma, dat IS doch Minze! Wieso schreiben die denn da Petersilie drauf? Wollen die mich hier verkohlen oder was? Vielleicht waren die Petersilien in den anderen Läden auch schon alle Minzen gewesen. Und ich gökel’ durch die halbe Stadt und hab’ ja sonst nix zu tun! Jedenfalls kam die Minze mit und zuhause sah ich auch, dass auf dem kleinen weißen Aufkleber-
chen auch tatsächlich „Minze“ steht. Wahrscheinlich, damit die, die mich da verkohlen wollten, selber noch durchsteigen. Ich komm’ Euch schon auf die Schliche!
Irgendwo ärgert sich jetzt vielleicht einer, weil ich den Trick durchschaut habe. Ätsch, war lecker, Dein Kraut! Aber wehe, Du machst das noch mal und schreibst demnächst an die Kartoffeln womöglich „Vollmilch“ dran…

Und gestern musste ich mich sogar zweimal aufregen!
Zuerst darüber, dass ich schon wieder was lesen musste, worin jemand Hartz IV und Bier zusammen schmiss. Es sollte wohl für den Reim sein, aber mich strengt das kolossal an. Es steht nämlich keinesfalls im Antragsformular für Arbeitslosengeld II, dass man nur dann Leistungen beziehen kann, wenn man sie ausführlich in Bier investiert. Das weiß ich zufällig ganz genau. Und es soll sogar Hartz IV-ler geben, die überhaupt nie Bier trinken! Und auch gar keine Jogginganzüge tragen! Und die noch nicht mal richtig prollig sind! Ich weiß; – wenn das bekannt wird, löst es einen deutschlandweiten Skandal aus.

Und als ich mich gerade so richtig schön aufregte, beschloss ich, ein Bad zu nehmen. Und wollte gerade heißes Wasser einlassen, da blieb das Wasser einfach kalt. Beziehungsweise, es wurde sogar immer kälter. Da ging doch mittenmal die Therme nicht mehr! Onnoch! Na, da hat sich aber bestimmt jemand gewundert, wie viele Rohrspatzen in der Theobromine wohnen. Und was die plötzlich für Wörter kennt. Und wie energisch die mit dem Hausbesitzernachwuchs telefoniert, damit der gleich heute Morgen („Spätestens!“) einen Thermenheilpraktiker schickt.

Immerhin. Geholfen hat’s. Das Wasser sprudelt wieder mollig warm, später wird gebadet. Beruhigungsbad. Ist aber eigentlich nicht mehr nötig. Hab’ mich abgeregt und schon längst wieder prima Laune, das geht ja fix bei mir. Außerdem ist noch genug Schokoladeneis im Haus.

Fieber! (4)

So.
Die Grundbewegungsabläufe für einige
Disco-Tänze sollten ja inzwischen sitzen. Damit kann man schon in die nächste Tanzbude gehen und erste gute Erfolge erzielen. Wenn man sich an die Regeln hält, ist das Discotanzen an sich wirklich ein harmloses Vergnügen. Wenn.
Es wird aber leider nicht ausdrücklich genug vor den Gefahren gewarnt, die sich durch Nichtbeachtung der Vorschriften oder gar falsche Ausrüstung ergeben können. Genaueres kann man in der jeweils örtlichen Discodienstelle erfragen. Es gibt da ja bestimmt auch regionale Unterschiede.

Wie wichtig z.B. das Auswählen gutsitzender Kleidung sein kann, haben wir ja im zweiten Teil schon kurz angesprochen. Man kann das aber nicht oft genug sagen. Aber auch die Musikauswahl kann eine gewichtige Rolle spielen. Im Kombination können sich sogar ungeahnte Komplkationen ergeben. Deutlich wird das noch mal anhand dieses Beispiels:

Soul-Hip Diese Frau hat eine sogenannte „Chronische Seelen-Hüfte“, hervorgerufen durch Donna-
Summer-Discoknaller und eine viel zu schwere Gürtelschnalle. Man erkennt das daran, dass die Betroffenen einen merkwürdigen, ausschrei-
tenden Gang entwickeln, bekannt als „Mario-
netten-Syndrom“. Da kann die Oberbekleidung übrigens noch so bequem sein, das nützt dann auch nichts mehr…

Eigentlich wäre jetzt strenge Bettruhe einzu-
halten. Unsere Vortänzerin Frau Q. mag aber ihre Schülerschäfchen am Samstagabend in der Diskothek nicht sich selbst überlassen und hat sich doch aus den Federn gequält. Vielleicht hält sie sich auch bloß für unverzicht-
bar. Und dann hat man auch schon den Salat: Während sie die Tanzfläche überquert, um sich was zu trinken zu holen, legt der DJ die Pointer Sisters auf. Prompt haben alle Anwesenden ihre ungelenken Bewegungen als neue Tanz-
figur gedeutet und die Hölle bricht los!


Suzie_Q
Die Schüler wissen ja noch nicht, wie weit sie gehen dürfen und tanzen einfach los, bis sie bis unter die Hutschnur voll sind mit Extase. Sie benennen den eben erlernten Bewe-
gungsablauf sogar nach der erkrankten Dame und wollen gar nicht mehr aufhören! Dabei kann man dabei böse stürzen und sich den Schnurrbart brechen! Der Linken wächst sogar schon ein breiter Gürtel!

Frau Q. indes macht sich Sorgen, versucht die Massen zu beruhigen und den Sachverhalt aufzuklären, doch zu spät. Das Ganze hat sich längst verselbständigt. Nach Stunden erfolglosen Redens resigniert sie und ruft noch schwach: „Dann setzt wenigstens Helme auf und tragt Schutzkleidung! Ich muss jetzt jedenfalls wieder ins Bett. Mich plagt das schlechte Gewissen. Und überhaupt, hätte ich heute gar nicht herkommen sollen…“
Das mit den Helmen und so haben noch welche gehört, der Rest ging in dem lauten Gestampfe einfach unter.

Freak_Line_Dance
Einzelne rufen ihr noch zu: „Na und!? Können wir doch nix für! Das haste uns doch so vorgemacht, Suzie!“ Ja, da sind sie noch übermütig, aber später müssen ein paar von ihnen in die Nervenheilanstalt eingewiesen werden, weil sie sogar auf offener Straße Gummisandalen oder Pumps mit Ringelsöckchen getragen haben. Weiß ja jeder, dass so was nur total Durchgeschossene machen, und ansteckend ist es auch noch! Deswegen heißt das auch „Freak-Line-Dance“ und ist heute verboten.

So kanns gehen. Wenn man das aber nun alles weiß und beherzigt, kann man das Disco-
tanzen ganz unbeschwert genießen. Es ist, auch hier, wie mit allen guten Sachen: Die Dosierung macht’s.

Im Nachhall dieser klugen Worte schließe ich hiermit den Tanzkurs ab und wünsche für die Zukunft viel Freude und Glück mit dem hier Erlernten. Vielen Dank für die Teilnahme.

Zum Mitnehmen, bitte!

Man hört ja neuerdings so oft, dass man gefälligst mobil zu sein hat. Ehrlichkeit, Pünktlichkeit und Fleiß können nach Hause gehen. Hauptsache, man ist flexibel, ein Teamplayer und eben mobil. Das gilt nicht nur für Angestellte, sondern natürlich auch für Selbständige. Um auch unterwegs lästigen Bürokram erledigen zu können, bietet PLÜS dieser Tage das mobile Büro für einzwei Piepen fuffzich.

Zuerst sieht man’s mit bloßem Auge kaum, dann aber ist man schlagartig vollstens überzeugt. Alles dabei, was man braucht: Ein Druckbleistift, ein normaler Bleistift, ein Kuli. Und ein hübscher „Mini-Aktenvernichter“ von der Größe eines großen Päckchens Zigaretten. Und weil er so mini ist, hat er wenigstens eine auffällige Farbe, dann findet man ihn auch im Rucksack wieder, wenn man unterwegs mal eine Akte schreddern muss.
Ich würde das ja gerne mal sehen, wie das jemand ausprobiert. Der Schlitz zur Einspei-
sung der Akten ist gut und gerne 55 mm breit. Da schreddert man per Handkurbel ordentlich was weg und hat bis Einbruch der Dunkelheit bestimmt fast eine ganze DIN A4-Seite verwurstet. Toll.
Aber steht ja auch drauf:

Minibüro
– Handbetrieb

– Für sicherer Vernichtung von Ihrer   Akten zu Hause und ins Büro

– Kap. 55 mm

– 2 Gleitschutzfüße

 

 

 

 

 

 

 

 


Die Füße finde ich, glaubich, am Besten. Die hebe ich mir für den Winter auf. Wer weiß, vielleicht gibt’s da ja wieder mal so ein dickes Glatteis wie Ende 2002, als ich hier im Stadtteil über die gebogene Brücke am „Schwarzen Bären“ musste und ewig nicht rüberkam, weil ich immer wieder rückwärts wegrutschte. Der, der mich damals vielleicht beobachtet und heimlich ausgelacht hat, muss mir dann demnächst mal was vorschreddern.

Wer nicht zu spät kommen will, den bestraft das Leben

Als Freundin T. neulich mal wieder hier war, ich weiß nicht warum, fiel’s mir wieder ein: Es war Ende der 80er, und ich war mitten in der Ausbildung. Ich muss also so um die 20 gewesen sein, hatte bereits eine eigene Wohnung, die ich eigentlich nicht bezahlen konnte, und in der es vor allem echt wild aussah. Das Ordentliche hatte ich mir nämlich noch nicht angewöhnt, dazu hatte ich erst später Zeit.

Eine meiner Angewohnheiten war es damals, mir die Klamotten abends einfach vom Leib zu zerren und auf einen Sessel zu schmeißen. Eines morgens wachte ich viel zu spät auf, erschrak darüber, duschte so fix, dass das Wasser kaum Zeit hatte, warm zu werden, kramte meinen Krempel zusammen und ein frisches T-Shirt raus, stieg in die Jeans vom Vortag, schnappte eine Jacke und hetzte zur Straßenbahn, die mich zur Arbeit bringen sollte. Unterwegs guckten mir ein paar Leutchen hinterher, wie ich da so langrannte. An der Haltestelle guckten auch ein, zwei. Ich vermutete, weil ich so rot und zerzaust war, vom Gerenne. Dann kam die Bahn, ich stieg ein, fand keinen Sitzplatz und stellte mich irgendwo in den Gang.

Gerade wollte ich froh sein, weil ich jetzt sogar noch halbwegs pünktlich käme, da zupfte mich eine Frau am Ärmel: „Sie haben da was, Frollein…!“ Sie deutete ernst nach unten. Aus meinem Hosenbein hing ein guter Meter Nylonstrumpfhose hinten raus! Ich zog eine kleine schwarze Schleppe hinter mir her! Deswegen guckten die alle so… Und jetzt natürlich erst recht. Ich hatte die Strumpfhose im Hosenbein vergessen, als ich sie mir abends zuvor zusammen mit der Jeans einfach runterpellt hatte. (Damals trug ich durchaus gelegentlich mal Strumpfhosen unter der Jeans, das war ja so üblich. An dem Tag trug ich eigentlich keine. Dachte ich.)

Wahrscheinlich rauschte mir schlagartig das Blut komplett aus dem Kopf, denn ich kann mich ü-ber-haupt nicht mehr erinnern, was ich dann tat. Heutzutage würde ich bestimmt lachen und vielleicht sagen: „Ich weiß. Das gehört so!“ Ich schätze aber, ich bin damals in Duldungsstarre gefallen und habe versucht, die Tatsache, dass nun alle interessiert guckten, zu ignorieren. Sicher bin ich mir, dass ich mir sehrsehr heftig wünschte, die Station Kröpcke wäre endlich bald erreicht. Und dass ich in den Tagen danach früher aufgestanden bin, um eine andere Bahn zu nehmen.

Ich würde jetzt gerne behaupten, dass ich danach nie wieder Strumpfhosen getragen habe, aber das würde ja gar nicht stimmen…

Hummel, Hummel!

Hab’ gestern Tomaten gekauft.
„Norddeutsche Tomate“, steht auf dem niedlichen kleinen Schildchen, das sie tragen. Liest sich schomma ungewöhnlich. Die Tomaten sehen aber lecker aus. Eigentlich genau, wie Tomaten immer so aussehen. Auf des Schildchens Rückseite steht, man soll sie bei Zimmertemperatur aufbewahren, und zwar mitnichten im Kühlschrank.

Und dann steht da außerdem: „Durch Hummeln befruchtet.“
Befruchtet! Das klingt ja vielleicht.
Wieso nicht gleich:
„Wir lassen von Hummeln befummeln!“
„Wenn Blüte die Tomate ziert, die Hummel sich dort verlustiert!“
„Blüht die Blüte der Tomate, denkt die Hummel schon: Na warte!“
„Welch ein Gequietsche und Gesummel! Tut’s die Tomate mit der Hummel?“
„Wo die Hummeln leise schnaufen, geh’ ich mir Tomaten kaufen!“

Können die da nicht draufschreiben „Durch Hummeln bestäubt?“
Wahrscheinlich fand man aber „Frucht“ im Zusammenhang mit Tomaten schöner als „Staub“. Allerdings so im ersten Moment überlegt man doch kurz, ob man was essen möchte, das von irgendwem vorher befruchtet wurde.

Hummeltomaten

Zumindest werde ich sie schön abspülen. Aber das mache ich sowieso immer. Schon allein wegen der BSE-Viecher.

Verschossen

Neulich war ich mal wieder bei einem Feuerwerk. Ich hatte nämlich ganz lieben Besuch, und da dachte ich: Wenn Hannover schon einen Feuerwerkswettbewerb ausrichtet, der im Sommer an fünf Samstagen von verschiedenen Ländern bestritten wird, dann soll man das auch bei Gelegenheit zur Besucherbelustigung vorführen. Der Wettbewerb findet im großen Barockgarten in Herrenhausen statt, und man kann, wenn man pfiffig ist, eine gut gekühlte Flasche Sekt mitnehmen und was zum Schnabulieren, und sich’s schon vorher im Garten gemütlich machen, bis es dunkelt.

Man darf sich aber nicht stören lassen von herummarodierenden Sauftrüppchen, die tat-
sächlich mit Getränke-Bollerwagen und laut vorgetragenem Liedgut über die beheckten Wege ziehen. Ich war ja lange nicht dort gewesen und wunderte mich ein bisschen über die neuen Sitten. Sowas sieht man hier ja eher zu Himmelfahrt oder beim Schützenaus-
marsch. Neuerdings wird der Wettbewerb aber von einem schlimmen Radio präsentiert, und ungefähr genauso hatte ich mir die Hörer auch immer vorgestellt.

Dann hatte es fertig gedunkelt.
Wir wurden von Ordnern von der Bank gekämmt und sollten uns bitteschön in den vorderen Teil des Gartens bewegen, der Sicherheit wegen. Wessen Sicherheit, wurde nicht gesagt. Natürlich wollten wir einen feinen Ausguck finden, und nach meiner Erinne-
rung durfte man früher auch seitlich zum Geschehen stehen. Aber wir wurden überall weggejagt und mussten mitten zwischen die Leute, die im so genannten Ehrenhof zusam-
mengepfercht wurden. Das ist nämlich sicherer.

Wenn ich mir ein Feuerwerk angucke, habe ich immer Schiss, dass in meiner Nähe alles voller „Aaaah!“- und „Ooooh!“- Rufer ist. Ich hatte auch schon mehrmals das Vergnügen, vor oder neben einem „Chemiker“ zu stehen, der genau sagen konnte, mit welchen Pülverchen man welchen Farbeffekt erzielt („Magnesium für Silber, Eisen für Rot“…). Und der das auch tat, das Sagen. Und zwar ausführlich. Nie, nie, nie werde ich verstehen, warum man sich das nicht einfach angucken und still genießen kann!
Ich liebe nämlich Feuerwerk über alle Maßen und kann sehr traurig oder wütend werden, wenn man es mir zutrötet. Zum Glück hatten wir Glück, was das anging.

Weniger Glück hatten wir mit der Musik. Das Feuerwerk wurde von Südafrika ausgerichtet und nachdem sie die „Pflicht“ zu klassischer Musik eigentlich wunderbar hingelegt hatten, kam die „Kür“. Es fing gut an, mit ganz schöner spanischer Gitarrenmusike und ich war auch tüchtig ergriffen, als es plötzlich poppig wurde und mein Begleiter amüsiert fest-
stellte, dass ein gewisser Herr Frank Farian wohl neuerdings in Südafrika ganz groß rausgekommen sei. Da konnte ich auch nur noch lachen. Bon Jovis „Keep the faith“ in fieser Instrumentalversion.  Das kann ich so schon nicht leiden. Irgendwie musste ich an Eimer mit kaltem Wasser denken und beim Fernseher hätte ich jetzt den Ton runterge-
dreht. Dann kam ein Stückchen von Orffs „Carmina Burana“, aber genau an der Stelle, wo es toll wird (wenn die Becken und Pauken losdonnern!), bog das Ganze schon wieder zu farian’scher Pop-Fiesigkeit ab. Überraschenderweise schien das außer uns niemanden zu stören. Hinterher hörte man überall, wie schön das wieder gewesen sei. Ich mag aber nicht glauben, dass das alles Leute waren, die sich auch ohne mit der Wimper zu zucken Waldmeistersirup in den Champagner kippen würden… Ich glaube eher, dass viele sich eine Rechtfertigung für das Kaufen der doch ganz schön teuren Eintrittkarten zusammen-
reden wollten.

(Ich habe übrigens auch schon Feuerwerke gesehen, die zu Popmusik zusammengestellt waren, z.B. zu „Bohemian Rhapsody“ von Queen, oder „Dark side of the Moon“ von Pink Floyd. Das war reinewegs zum Gänsehaut kriegen! Aber am Schönsten finde ich’s doch immer noch zu klassischer Musik, am besten zu Arien. Warum macht nicht mal einer was zu „Lacme“ von Delibes, hm?)

Auf dem dunklen Nachhauseweg fuhr ich übrigens noch durch die Scherben einer Bier-
flasche, die jemand netterweise auf den Fahrradweg hatte fallen lassen. Wahrscheinlich hat er es nicht gemerkt, und deshalb lagen die da noch. Also schoben wir nach Hause, angetrunken, amüsiert und ein bisschen müde, während uns mein platter Vorderreifen ein Liedchen zusammenknautschte.

Am kommenden Wochenende ist Großbritannien dran mit Feuerwerkerei.
Ich weiß aber noch nicht, ob ich mich traue…