Was gestern schön war. (17)

– Dass das Durchhalten bei R. Willemsens Buch nun doch im letzten Drittel belohnt wird mit einem Text über Herrn Karasek, der mir aber sowas von aus der Seele spricht! (Ich muss wohl nicht extra dazusagen, dass Herr K. darin nicht besonders gut wegkommt…) Ich hab‘ ja sowieso noch nie verstanden, wieso der Hellmuth soviel in den Medien herum- werkeln darf, für mich war der immer bloß so was wie eine Beilage, die man nicht mag und möglichst weit auf den Tellerand rausschiebt.

– Dass es nicht so heiß war wie vorgestern. Hätte ich nachmittags auf dem Nachhause- weg eine Pizza auf der flachen Hand getragen, wäre die zuhause durch gewesen.

– Dass der junge Kollege, mit dem ich manchmal Zug fahre, und der vor kurzem einen fiesen Unfall mit seinem Auge hatte (den er mir dann auch noch lang und breit mit allen Details so plastisch nacherzählte, dass ich wirklich fast umgekippt wäre) inzwischen schon wieder ganz fröhlich aus der Wäsche guckt. Letzte Woche hatte er nämlich noch Angst, auf dem Auge erblindet zu sein. Diese Woche hatte er aber schon wieder 70% Sehleistung drauf.

Und ich war so richtig froh und erleichtert für ihn, dass ich ihn am liebsten vor Begeisterung mal gedrückt hätte. – Wenn er nicht so komisch geguckt hätte…

– Ach so. Und dass mir sowas noch auffällt:Zwischen_wem
(Übrigens sogar ohne Brille.)

Was gestern schön war. (16)

– Auf dem Weg zur Arbeit dieses hübsche Kaninchen zu knipsen, bevor es aus dem Bild hopst.

Fluchtnickel

– Eine total nette Gruppe von rührigen Senioren durch die Ausstellung zu führen, die tatsächlich mal richtig interessiert sind, Fragen stellen und an den dafür von mir vorge- sehenen Stellen lachen. (Manchmal habe ich nämlich auch Stoikervereine oder die „Gesellschaft derer, die nie eine Miene verziehen“. Das ist dann echt Bergwerk.)

– Und daran komme ich auch jeden Tag vorbei:

Aufkleberflechte

Ist doch irgendwie beruhigend zu wissen, dass Aufkleber an Laternenpfählen sogar noch nützlich sind, wenn sie schon längst wieder ab sind. Der Aufkleberkleber beinhaltet offen- bar genug Nährstoffe, um ganze Kolonien von Moosen oder Flechten zu ernähren. (Ich wette, wenn man richtig nah ran geht, sieht man eine ganze kleine Weltstadt von oben…)

(Eure Kommentare kann ich leider erst morgen beantworten, ich muss nämlich schon wieder los…)

Was gestern schön war. (13)

– Die Bude voll zu haben mit lustigen Elektrikern, die dabei genau das machen, was sie sollen, sogar schneller als gedacht, und hinterher auch noch selbst staubsaugen und das Kaffeetablett brav in die Küche tragen.

– Ein Eimerchen leckerer Pflaumen mitgebracht zu kriegen.
(Hoffentlich halten die bis zum Wochenende! Ich würd gern versuchen, Pflaumen-Mohn-Walnuss-Marmelade draus kochen.)

– Das schon länger erwartete Erscheinen einer Aboprämie in Form einer Minianlage, die jetzt wahlweise Theobrominenbäder, schlafzimmerliche Voreinschlafviertelstündchen oder Grillabende vollmusizieren darf.

– Mit der lieben Freundin T. spontan am Weddigenufer zu picknicken und dabei kaum was zu essen zu kriegen, weil Mund und Arme so mit Gespräch beschäftigt sind.

– Besagte Freundin T. sagen zu hören, ihr Scheibenwerfer hätte neulich im Regen mal laut geqietscht. (Oho! Sie hat einen exaltierten Diskuswerfer? Einen wasserscheuen DJ? Sie macht eine Schönwetter-Glaserei auf? – Nein, der am Auto! Also meine spontane Diag- nose: da hat sich dann wohl der Scheinwischer verhakt.)

Was gestern schön war. (11)

– Eine mail zu schreiben und eine zu bekommen.

– Zu merken, dass mich das Gespräch von Donnerstag wirklich erleichtert hat.

– Mich mit Freundin T. für morgen Abend verabredet zu haben.

– Mir zu erlauben, doch nicht zu einer großen Sommerparty zu gehen, obwohl ich das eigentlich endlich mal wieder wollte, stattdessen mein Erholungsbedürfnis zu respektieren und mit ihm zuhause zu bleiben.

– Gefährlich leckere „Dark-Chocolate & Hazelnut-Cookies“.

Also, wie gesagt: Wegen datt Gespräch am Donnerstag.

Donnerstag. Kollegin hat zum Glück frei und kann mich nicht aus der Spur bringen.

Vormittags noch eine dicke Messebesprechung mit der Geschäftsleitung und mein Kopf war voll mit den ganzen demnächst zu erledigenden Dingen (ich hab so ’ne Messe ja noch nie mitgemacht, soll da aber ganz viel organisieren). Ich sollte mich für „unser“ Gespräch melden, sobald ich dann das Festgelegte ins Reine geschrieben hätte…

Mein armes Herz hat ganz ordentlich gebollert, muss ich sagen. Aber: ich wollte das so und dann gibt’s nur einen Weg; – durch.

Ich konnte ja überhaupt nicht einschätzen, was die Chefin nun schon wusste oder we- nigstens ahnte. Ich glaub’, das mit dem Ahnen fing dann in dem Moment an, als ich meine Zettel rausgelegt habe, auf die ich mir die wichtigsten Punkte in einer Art „güns- tiger-Gesprächs-Ablaufplan“ ausgedruckt hatte.

Zuerst habe ich natürlich erzählt, wie ich meinen Einstieg vor 6 Monaten so empfunden habe, wie ich mich auf mein neues Aufgabenfeld gefreut hatte und wie passend ich die Anforderungen für mich fand und auch immer noch finde. Dass mir die Arbeit oft richtig viel Spaß macht, wenn es gut läuft. Aber auch, welcher Druck da gleich auf mir lag, weil meine drei Vorgängerinnen alle nur kurz da gewesen waren und es offenbar nicht hinge- kriegt hatten. Ich hatte ja den Eindruck, nun endlich alles zum Guten wenden zu müssen und bloß keinen Fehler machen zu dürfen, wenn ich da überhaupt eine Chance haben wollte.

Da guckte sie schon, als wäre ihr das gar nicht so richtig klar gewesen.

Also erzählte ich weiter, dass ich anfing, mich irgendwann zu wundern, warum die anfäng- liche (und ja auch ganz normale) abendliche Einarbeitungsphasen-Erschöpfung gar nicht aufhörte und ich schon heftige Selbstzweifel bekam, ob ich vielleicht nix mehr vom Teller ziehe. Zum Glück konnte ich diese Zweifel im Freundeskreis/ehemaligen Kollegenkreis diskutieren und mir immer wieder sagen lassen: „Hömma, das kann nicht an dir liegen! Wir kennen dich fleißig, strukturiert, fix, verantwortungsbewusst und überblickend. Das muss ja ein Hammerjob sein, wenn der Dich so k.o. macht!“ Irgendwann hab’ ich das zum Glück auch glauben können und wurde da etwas lockerer.

Ich fing an, mir zu sagen: Wenn ich den Job nicht schaffe, dann sonst auch niemand! Und trotz dieser Erkenntnis fühle ich immer noch ständig so ausgepowert, dass ich schon gar kein richtiges Privatleben mehr habe.

Darauf fragte die Chefin nach meinen Überstunden, aber ich mache halt nicht so beson- ders viele. Das liegt nämlich daran, dass ich stattdessen einfach immer schneller werde, bis ich irgendwann nicht mehr kann. Ich bin wohl eher ein Sprinter als ein Marathonläufer. Und bei der Arbeit laufe ich inzwischen Marathon, nur eben im Sprinttempo. (Ich hab’ mich auch schon öfter mit einer Flipperkugel verglichen.)

Da wurde sie jetzt aber schon hellhörig. Es ist bekannt, dass bei uns viel zu tun ist, weil die Aufgaben komplex sind, aber so…

Ich also weiter: ich würde es unheimlich bedauern, dass ich eigentlich kaum dazu käme, so strukturiert und klar zu arbeiten, wie ich es bevorzuge, weil das tägliche Chaos immer im Weg wär’. Dass die Grundlagen zwar mal geschaffen worden seien (nämlich von ihr selbst), aber man kaum dazu käme, was zu aktualisieren oder weiterzuentwickeln oder einfach mal in Ruhe was auszuarbeiten.

Und dass man natürlich auf die Anfragen von Außen viel effizienter reagieren könnte, wenn denn die Basis stimmen würde.

Und da waren wir beim Knackpunkt.

Ich musste nun raus mit der Sprache, eierte erstmal rum mit „unterschiedlichen Arbeits- stilen“, die ja o.k. wären, wenn man sich gegenseitig lässt. Schließlich kenne ich das aus der Graphik (die Einen konzentrieren sich sofort und geordnet, die Anderen brauchen erst den „Kurz-vor-knapp“-Druck inkl. Chaos; – beides bringt Ergebnisse). Aber das setze eben auch das berühmte Teamwork bzw. Teamdenken voraus…

Jetzt war die Chefin aber ganz wach und fing an, nachzufragen. Sie fiel nämlich gerade ein bisschen aus den Wolken, hatte ich den Eindruck. Die Kollegin hatte offensichtlich vor der Geschäftsleitung immer so getan, als sei alles bestens und liefe nur so wie frisch geschmiert. Niemand hatte mitbekommen, dass ich ständig von ihr angefangene Sachen zu Ende bringe oder von ihr in meinen Abläufen unterbrochen werde. Ich mag es ja nun echt gar nicht, zu „petzen“ und das merkt man mir hoffentlich auch an. Aber hier mussten ein paar Dinge einfach mal auf den Tisch, nachdem direkte Gespräche mit der Kollegin ja bisher nichts einbringen. Also versuchte ich, den Schaden wenigstens klein zu halten und gab ein paar Beispiele an.

Auf die Wirkung musste ich nicht lange warten. Langgezogene „Ahaa“s und „Okeeeh“s
Sie gab nach einer Luftholpause bereitwillig zu, dass sie überrascht war (das sah man aber auch) und bedankte sich bei mir dafür, dass ich so offen und klar auf sie zugekom- men war. Sie sei mit meiner Leistung im Übrigen sehr zufrieden und wolle auch gern, dass ich da länger bliebe.

Zum Glück hatte ich auch direkt ein paar Lösungsvorschläge parat, die waren jetzt natür- lich hochwillkommen. Ganz einfache Sachen, wie: Einmal die Woche eine Besprechung, in der die Kollegin und ich uns mal austauschen über bevorstehende Aufgaben. Oder einen festen halben Wochentag für’s Büro. Oder dass jeder seine Aufgaben von Anfang bis Ende auch selbst erledigt. Sowas. Eigentlich Pipikram, das war uns beiden klar. Aber wenn es sogar daran fehlt…

Abschließend hat sie mich gefragt, ob sie mit der Kollegin denn nun mal allein reden solle oder ob es mir lieber sei, wenn wir Drei uns mal zusammensetzen.

„Ehrlich gesagt, mir wäre am liebsten, wenn ich jetzt mit ihrem Segen mal versuche, meine Vorschläge mit der Kollegin umzusetzen. Sie will ja sowieso auch mehr Wochen- stunden arbeiten, vielleicht bringt das ja genau die Entlastung, die nötig ist. Ansonsten ging es mir hauptsächlich darum, mal darzustellen, wie es mir hier so geht und womit ich zurzeit kämpfe. Dass das mal gesehen wird. Jetzt bin ich erstmal ganz schön erleichtert, dass sie es so gut aufgenommen haben. Wir können ja jetzt erstmal ein bisschen abwarten und gucken, ob es besser wird. Falls nicht, könnten wir uns doch immer noch zusammensetzen.“

Und genau so machen wir’s auch.

Was gestern schön war. (10)

– Die hübschen blauen Wegwarten, an denen ich jeden Tag vorbeikomme.

– Die beiden jungen Männer im Zug, die sich sehr ernst und ausgiebig über Bagels unterhalten haben, und wo die am besten schmecken und weshalb.

– Ein netter Plausch mit dem Kollegen L., der mir zum Schluss ein schönes Wochenende gewünscht hat und das auch so meinte.

– Meinen Arbeitsplatz total leergearbeitet verlassen zu haben.

– Die kleinen Wildkaninchen, die bei uns im Moment überall ums Gebäude hopsen.

– Der superleckere Salat, den ich mir zum Einstieg ins wohlverdiente Wochenende zusammengerührt habe (mit gebratenem Ziegenkäse und Hähnchenbrust!).

(- Und dass ich es geschafft habe, mir auch noch ein Bier dazu zu holen.)

Wegen datt Gespräch.

Ich werd‘ hier am Wochenende (also, wenn ich mehr Zeit hab‘) mal eingehender und nur für Freunde berichten, wie das Gespräch mit der Chefin so gelaufen ist. Ich kann aber jetzt schon sagen, dass ich hinterher ganz schön erleichtert war, weil ich ja schon seit Wochen (ach was: Monaten) darüber nachgedacht habe, was ich dabei nun anbringen will und was nicht. Vielen Dank schon mal für Eure Daumendrücker und unterstützenden Kommentare!

Liebe Grüße, – Eure Theo

Was gestern schön war. (9)

– Dass ich morgens eine ganz liebe sms von der fabelhaften Juleika bekommen habe.

– Dass das Gespräch mit der Chefin ziemlich gut gelaufen ist, eigentlich besser als ich dachte. Nun wird sich in der nächsten Zeit zeigen, ob sich das auch auf die allgemeine Situation auswirkt. Ich bin da glatt ein bisschen zuversichtlich, muss ich sagen.

– Dass die Waage mit ihren Angaben zurzeit etwas zurückhaltender ist.

– Abends mit meiner Lieblingszeitschrift und einer guten Schokolade auf dem Diwan zu liegen und das Gefühl zu haben: Doch. Das haste gut gemacht. Der Weg ist richtig.

Was gestern schön war. (6)

– Die Morgenkühle.

– Im Bahnhofsladen nach einiger Kramerei doch noch meinen Lieblings-Mango-Vanille-Trinkjoghurt ganz hinten im Kühlregal zu finden, nachdem ich schon enttäuscht dachte, es gäbe diesmal keinen mehr.

– Im Job eine wichtige Verbockung aus dem Weg geräumt zu haben (die ich allerdings nicht verbockt hatte), dafür ein schönes Lob von der Chefin einzusacken und bei dieser guten Gelegenheit gleich mal um ein „Standort“-Gespräch zu bitten, das nun wohl am Donnerstag stattfinden wird.

– Dass auf dem Heimweg im Zug zwei Sitarspieler waren, die mal eben ihre Instrumente auspackten und ein bisschen losspielten.

– Im Fernseher jemanden sagen zu hören: „Wir sind hier echt ein gutes Team. Wir helfen uns gegeneinander!“