Wir starten! – Aufruf zur 6. wunderbaren, herzwärmelnden Kastanienbewegung 2012/13

Theos_Kastanienbewegung_201 Liebe Herbstmelancholiker und Kastanienfreunde,

draußen wird es zunehmend kalt und zugig, die Tage werden kürzer, immer öfter weckt morgens der Laubbläser. Schon bald werden Mantelkragen hochgeschlagen und dicke Wollmützen aus dem Schrankdunkel gekramt. Das Licht wird weniger, und das verträgt nicht jeder gleich gut. Melancholie oder sogar depressive Stimmungslagen klopfen an. Zeit also für das bewährte Gegenmittel. Zeit, sich etwas Warmes & Gutes zu tun und für Herbst und Winter vorzusorgen, indem wir Kastanie_buns eine tröstende Hand- schmeichlerin zulegen. Nicht wenige von Euch haben mir ja schon geflüstert, dass sie ihre diesjährige Kastanie bereits gefunden und adoptiert haben. Für alle anderen gilt: Raus mit Euch, Taschenbollen suchen!

Diese sollen über die kalten Monate in unseren Mantel- taschen wohnen und uns daran erinnern, dass es irgendwann ja wieder Frühling werden MUSS. Denn dann werden wir an einem ganz bestimmten Tag alle (jeder an seinem Ort) unsere Kastanien hervorholen und mit ihr die kalten, dunklen Stunden des Winters weit fortwerfen. Dorthin ist’s von hier aus ein ziemlich langer Weg, und bis wir wieder soweit sind, soll sie unser lieber Gast sein.

Mitmachen? Ist ganz einfach:

  • Finde eine Kastanie. Die erste, die Dir vor die Füße rollt, ist Deine Winterkastanie. Deine Taschenbewohnerin. Deine Bollenfreundin. o
  • Knips‘ ein hübsches Foto von ihr und schreibe in den nächsten Tagen einen kleinen Blogeintrag, in dem Du hierher verlinkst. Das da oben rechts ist meine Kleine. Ich hab‘ sie schon vor zwei Wochen gefunden, inzwischen ist sie deutlich angehutzelt. (Das sage ich ihr aber nicht. Ich weiß ja nicht, ob sie vielleicht eitel ist.) o Du kannst übrigens, wenn Du magst, gern das obige Text-Banner in Deinen Eintrag einbauen. Du findest es in meinen Medien. Schön wäre es, wenn Du das tag „Kastanienbewegung“ verwenden würdest. o
  • Kommentiere hier und füge in Deinen Kommi den link ein, unter dem ich Deinen Eintrag finden kann. (Auch wenn Du kein Blog hast, kannst Du natürlich gern mitmachen! Dann wäre es toll, wenn Du mir zumindest einen Kommentar hier lässt. Sonst weiß ja niemand davon…) o
  • Ich nehme Dich dann in die Liste der Teilnehmer auf und verlinke wiederum zu Deinem Blog. o
  • Die Kastanie wandert nun in Deine Mantel- oder Jackentasche. Dort bleibt sie bis zum Frühjahr. Wenn Du die Jacke wechselst, wandert die Kastanie natürlich immer mit, denn sie soll ja bei Dir sein, wenn Du draußen unterwegs bist und es dort mal ungemütlich wird. Dann seid Ihr schon mal zu zweit. Und außerdem sind da ja noch all die anderen Kastanienbeweger, denen es womöglich gerade ebenso geht. Es hat sich herausgestellt, dass das gegen Trübsinn ausgezeichnet hilft. 😉 o
  • Wenn es in einigen Monaten dann ganz langsam wieder heller, wärmer und zartgrün wird, dann rufe ich hier einen bestimmten Tag, eine bestimmte Stunde aus, zu der jeder von uns (an seinem Ort), die Kastanie wieder hervorholt, sich freundlich bei ihr bedankt, und sie dann mitsamt dem Winter weit, weit, weit fortwirft. So läuten wir den Frühling ein! Wirst sehen, bis dahin wird sie Dir ans Herz gewachsen sein, und sie dann wieder „frei“ zu lassen, wird ein besonderer und auch feierlicher Moment sein. Das ist jedes Mal so, und je mehr von Euch mitmachen, umso schöner wird’s.

So, und jetzt freu‘ ich mich auf Euch, Eure Kastanien und Eure Einträge!

Laubraschelnde Grüße, Eure Theo

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Teilnehmer:

Schauzeit

Alexandra O.

VonB-lang & Der Ruhebewahrer

Wildschoen

AngelxofxBlood

Dark_Rose

DieHexe

carolahaze

Andrea S. aus E.

XDrachentoeterX

Verbalkanone (die vor zwei Wochen schon mal ein bisschen voraus gelaufen war…)

petramarkgraf

Einhard

DieGraefin 1978

Frolln S. aus M.

breakpoint

Watson123

KaterMurr

Kleiner Tiergarten zu Moabit (Berlin)

flogni & FlognisFreundin

Freundin T. (mit Kastanienbildchen im Kommentar, s.u.)

MsMimi

lilith_1508

Cabernet

greatmum

Gina-TV

andheu

KEKE0812

Sternschnuppentier

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PS: Hier übrigens für die, die neu sind, mal die Historie zur Blog-Kastanienbewegung.

PPS: Wer nahezu verzweifelt, weil er/sie unbedingt auch mal mitmachen will, sich aber nach Kastanien bekloppt gesucht hat, und sogar im Stadtpark (wo’s eigentlich immer welche gibt) keine einzige, klitzewinzige gefunden hat, kann mir eine PN mit Adresse schicken. Ich habe einen kleinen Vorrat an von theobromin’scher Hand gesammelten Kullerbollen, die ich zur Not auf Reisen schicken würde…

Liebe Kastanienbewegerinnen und -beweger, …

… noch ist ja Sommer, zurzeit sogar mal recht angenehm, doch die Zeichen kündigen bereits zaghaft den Herbst an. Will sagen: Neulich ist mir die erste, klitzewinzige Kastanie über’n Weg gelaufen.

Natürlich ist das Quatsch, denn sie lag eigentlich halb unter einer Brombeerhecke, halb in Brennnesseln, und ein tapferer Recke hat sie mir am langen Arm hervorgeangelt. Aber es dauert nun nicht mehr lang, bis sie ihre dickeren Schwestern herpfeift, und dann geht sie wieder los: Die phänomenale, internationale, lichtbewahrende, über-den-Herbst/Winter-wärmelnde Kastanienbewegung. Und weil es zum jeweiligen Starteintrag oft ungefähr solche Kommentare gab: „Das ist ja mal ’ne hübsche Idee, da würd‘ ich ja gern mitmachen, aber jetzt finde ich doch nie und nimmer mehr eine Kastanie!“, hier eben also mal diese kleine „Vormerkerei“. Wem somit jetzt in den nächsten Tagen und Wochen eine Kastanie vor die Füße rollt, der kann sie vorbereitend einsammeln und steht, wenn’s bald losgeht, gut da.

Hier noch mal eben die Idee, sowie die Regeln in Kürze (Ausführlicheres findet sich in den älteren Einträgen dazu):

Idee:
Da ich zum Herbst hin immer ein bisschen schwermütig und melancholisch werde, weil ich die Dunkelheit und ungemütliche Kälte, die sich dann für ein halbes Jahr einstellen, nicht besonders mag, fing ich vor vielen Jahren mal an, mir jeweils die erste Kastanie des Jahres in die Jacken-/Manteltasche zu stecken. Sie sollte mich einfach daran erinnern, dass es irgendwann auch wieder hell und warm werden wird. Also blieb sie einige Monate und tröstete mich als Handschmeichlerin, bis endlich der Frühling wieder auftauchte, ich sie wieder in die Freiheit werfen konnte und mit ihr die dunklen Tage und mumpeligen Stimmungslagen. Nachdem ich diese Geschichte vor einigen Jahren hier erzählt hatte, gab’s zu meiner freudigen Verwunderung nicht wenige, die mitmachen wollten und es entstand die jährliche Kastanienbewegung. – Wie geht die nun?

Regeln:
Im Herbst rufe ich also hier den Start aus. Wer mitmachen möchte, braucht bloß eine frisch gefundene Kastanie, schreibt einen kleinen Blogeintrag (möglichst mit Bildchen der kleinen Runden) und verlinkt darin freundlicherweise hierher zum Startartikel. Wer keinen Blog hat, kommentiert einfach unter dem Startartikel. Ich nehme dann alle Teilnehmer (samt Verlinkungen) in meine Liste auf.

Dann tragen wir die Kastanie bis zum Frühjahr in unseren Jacken- und Manteltaschen herum, wo sie uns z.B. bei besonders zugigem Fieswetter daran erinnert, dass wir erstens nicht alleine sind, und zweitens es bald ein gemeinsames Aufatmen gibt. Wenn es dann deutlich Frühling wird, rufe ich hier einen festen Termin an einem Wochenende aus, an dem wir gemeinsam (jeder an seinem Ort, Grüppchenbildung ist jedoch sehr erwünscht und hat’s auch schon gegeben!) die Kastanie mit Schmackes weit fort in die freie Wildbahn zurück werfen.

Jetzt wundern sich vielleicht welche, weil hier bisher nix vom KaterMurr stand, dem ich die Bewegung vor zwei Jahren angetragen hatte und der sie wirklich liebevoll betreut und umgesetzt hat, wofür ich ihm zutiefst dankbar bin. Damals brauchte ich dringend Abstand von blog.de und hatte mich auch bereits innerlich verabschiedet. Nur die Bewegung sollte eben nicht eingehen, und der liebe Murrekater machte und tat, illustrierte, bastelte und kümmerte sich rührend, für und für!

Na, und mittlerweile kommen zwei Dinge zusammen: Er hat inzwischen zu meinem großen Bedauern verflixt wenig Zeit zum Bloggen, was furchtbar schade ist, und ich habe so langsam wieder Lust, mich hier öfter zu zeigen. Und darum ist die Kastanienbewegung nun wieder zurückgewandert an den Ursprungsort, so ist das.

KaterMurr, wir danken Dir herzlich für’s Hochhalten der Kastanie!

Das musste unbedingt gesagt werden. – Na, und Ihr geht Euch mal schön umgucken, denn zum Startschuss kann es jetzt nicht mehr so lang sein! Ich habe übrigens wispern hören, dass man Kastanien besonders oft unter Kastanien findet, – wenn Ihr wisst, was ich meine…

Das Ruhrgebiet feiert und Venlo hat montags erstmal zu.

(…) Samstag war nämlich aus 175 Geburtstagsgründen eine dicke Ruhrgebietsfeier in einem ganzganzganz kleinen Häusken anberaumt, das sich später aber doch als großzügig geschnittenes Veranstaltungszentrum herausstellte. Sogar so großzügig, dass ungefähr 100 Leute rein- und davorpassten, von denen eine gute Handvoll mir -wenn nicht persönlich, so doch zumindest schriftlich- mehr oder weniger bekannt waren. Sprich: Blogger aus allen Himmelsrichtungen. (…)

Hier gibts den ganzen Eintrag…

Kastanienwurf 2012

Böses Wetter, heute. So gar nicht frühlinglich… Fieser Wind, kalter Regen, sogar Graupelschauer! Höchste Zeit für den einzig wahren, deutschlandweiten, offiziellen Frühlingsanfang! Und siehe da: Gegen zwei lugte (zumindest hier) dann doch gelegentlich die Sonne raus, so konnte es dann losgehen in die Ricklinger Masch, diesmal zu Zweit, zur alten Weide. Piccolo und Gläser (man hat ja doch Stil, und sei’s im Rucksack) sind auch dabei.

Und pünktlich werden die kleinen Bollen hervorgeholt (man meint, sie blinzeln sogar ein bisschen gegen’s Helle), gelobt und bedankt (meine hat mich durch die letzten Wochen im Stressjob gebracht, in die Kur begleitet, im Permafrost gewärmt, … ) und dann heben sie ab:

Kastanienwurf_2012
Liebe Grüße nach Berlin, nach Hamburg, ins Ruhrgebiet… – Nach überallhin, wo’s heute geprasselt hat. Prost Frühling! (Und das Wetter, das wird auch schon irgendwann wieder werden. Geht ja nu’ gar nicht mehr anders.)

Ich lass‘ mich nicht verbiegen!

Eben war ich kurz mal in der Stadt, um Kleinklimper zu holen. Als erstes bin ich natürlich in ein Schokoladengeschäft, weil meine Vorräte hier im Moment rasant schwinden. Es ist bald nahezu egal, ob man die Bromine in die Schokolade steckt oder die Schokolade in die Bromine. Jetzt mal so, was die Mengenverhältnisse insgesamt angeht…

Aber einen Teil dieser Zufuhr renne ich mir schon vorher wieder ab, denn finde mal einen Laden, der sowohl „Lavendel mit Cranberry“ von C*ppeneur führt, als auch Maz*t’s „Voll- milch mit Caramel & Guérande-Salz“! Nicht mal im Internet findet sich so was leicht. Und hier eben auch nur, wenn man viel Glück hat. Und zwar in zwei Läden, die normalerweise eigentlich schon beide Sorten führen, aber heute natürlich doch wieder nur getrennt von- einander. Aber da kenn‘ ich nix, da renn‘ ich von der Lister Meile durch den Bahnhof bis zum Steintor hin!

Im Buchladen war ich auch, etwas später dann. Aber ich habe wohl irgendwas Fieses mit meinem Nacken angestellt, was mich seit Tagen gemein plagt, und kann nun den Kopf z.B. nicht schräglegen. Ja, aber lies‘ so mal die Buchtitel! Und die flach ausgelegten Foto- bücher waren mir zu schwer zum Hochheben. Ich meine, wenn ich schon der dekadenten Schokoladen wegen durch die halbe Stadt flitze, will ich mich doch im Buchladen nicht auch noch anstrengen müssen! Leider kam auch niemand darauf, einen netten Mitarbeiter freizustellen, der mir die Buchtitel mit schön sonorer Stimme vorliest oder wenigstens alles gut sichtbar unters spitze Näschen hält. Da bin ich eben gruß- und buchlos wieder raus.

Handyguthaben hingegen kriegt man zum Glück ganz ohne Halsverbiegung (Zumindest hat noch nie jemand zu mir gesagt: „Was?! Handyguthaben wollense? Legense mal den Kopf schräg, erst!“) und wiegen tut’s auch nix. Da hab‘ ich’s direkt mal krachen lassen und gleich für 20 Euro mitgenommen.

Warst Du hier denn schon mal?

…Ruhige Schritte, der alte Weg. Lebensluft. Blätterrauschen. – Wind!
Sonne. Amseln. Meisen. Unbekanntes Gepiep. Die alte Dame Weide. Grüngrüngrüner…

Hummelsummen. Disteln. Löwenzahn. Hahnenklee. Zilpzalp. Kuckuck (schnell, die Geldbörse schütteln!). Pusteblumen. Sauerampfer. Bachrauschen. Tümpelglucksen. Erdkröte. Hirtentäschel. Balsamine. Hundeblümchen.

Sonne auf geschlossenen Augen – orange-rotes Leuchten.

Apfel- und Kastanienblüte. Finkenschlag. Ein Güterzug… Blesshuhn. Glocken. Geschäftige Jogger. Trillerpfeife (Rugbytraining). Ein Wolkenkaninchen in vollem Lauf. Krähen.

Alles ist da, die Luft ist voller Mauersegler. Und ich auch.

Saunier‘ mir! (4)

Freundin T. war das Grauwetter leid und verfügte, es wäre mal wieder Zeit für die Sauna.

Eigentlich muss sie da nicht großartig verfügen, weil ich mich ja sowieso jedes Mal freue, wenn sie mal Zeit für sowas und mich hat. Aber wenn sie gern ein bisschen verfügen möchte, dann lass‘ ich sie natürlich. Übrigens kann sie nicht nur prima verfügen, sondern sogar auch verfugen! Selbst gesehen habe ich das! Allerdings ist das eine ganz andere Geschichte…

Also, wir sind ins Warme. Herrlich, sich auszupellen und dann schummerbeleuchtet aufs Schwitzen zu warten! Wo macht man das schon sonst? (Naja. Jetzt fällt mir vielleicht doch noch ein weiteres Szenario ein…) Und endlich mal warme Füße! Hach. Und außer- dem diesmal netterweise lauter schwatzhafte Herren um uns (um das Glück komplett zu machen, dabei auch noch ausschließlich mit sich selbst beschäftigte) sodass wir diesmal einen Freibrief zum Schnattern haben. Also schnattern wir. Über den Job, wer was wann weshalb zu wem gesagt hat, ob man wirklich gern etwas trinken möchte, das „Antioxi- dant“ heißt und darüber, dass es hier aber mal ganz schön warm ist.

Nach zwei Gängen mit anschließender gehöriger Abschreckung (sicherlich kann man mir jetzt ganz leicht die Schale abpellen, aber zum Glück gibt es niemanden, der so eine Un- geheuerlichkeit auch nur andächte) und nachgeschobenem Nickerchen am Kamin gehen wir ins Bistro. Freundin T. meint dann, kaum dass wir sitzen, wir müssten wohl noch ein bisschen „abschwitzen“ und ich erkläre ihr (erklären, ja das tut sie gern), dass das bei Pferden so heißt: Abschwitzen. Bei Rennpferden z.B. Die würden meines Wissen sogar nach dem Lauf abgerakelt, wenn es sein muss. Freundin T. amüsiert die Vorstellung, wir seien Pferdchen, die quietschend abgezogen werden, da kommt auch schon der Kellner angetrabt, er bringt mein Malzbier.

„Wenn das jetzt auch noch kalt ist, drehe ich geradewegs durch!“ behaupte ich. Immerhin kann man es durchaus als kühl bezeichnen und T. bietet gleich an, mich später in die nächste Pferdepsychiatrie zu fahren. Leider haben wir auf dem Weg zum Saunabad aber bloß eine Kleintierpraxis gesehen und sind nicht sicher, ob die uns nehmen. „Wieso?“, führt T. an, „Früher diese Urpferdchen, die waren doch auch nur so groß wie Hunde!“ – „Ja, aber da waren die Hunde bestimmt noch größer, so Stockmaß von 2 m, bestimmt!“ – „Hm, hm.“

Jetzt kommt das Essen. Meinen Salat mit Spargel hat man mit einem besonderen Phäno- men bedacht: Spargel, der ab-so-lut geschmacksneutral ist. Ich meine, Spargel hat ja normalerweise schon einen eigenen Geschmack. Aber der hier ist ganz sicher eine teure Spezialzüchtung für Leute, die keinen Spargel mögen, und schmeckt nicht mal nach Lei- tungswasser. – Irre! Das versprochene Bärlauchbaguette ist dafür ein Kürbiskernbrot, aber kleine Pferdchen müssen wohl auch irgendwann mal lernen, dass sie nicht einfach immer so alles bekommen können, was sie wollen. Und wenn es noch so auf der Karte steht!

Dennoch sind wir echt vollgefuttert, als wir uns zum dritten Gang aufmachen. Eigentlich gehen wir ja bloß in die Sauna, weil der Ruheraum mit Kaminfeuer im großen Holzhaus so schön ist. Mal ehrlich gesagt. Wir liegen da also gemütlich (nachdem T. wieder ungefähr zwanzig Minuten gebraucht hat, sich ihrer inneren Vorschrift gemäß in die Decken einzu- wickeln), haben sogar den Ruheraum für uns allein (können also schwatzen), als unser Lieblingssaunameister M. reinkommt. Gerade rege ich mich so schön darüber auf, dass es in der Stadt nur noch so „Kunstlederjackensch…“ gibt, als er (wieder mal echt gut aussehend) fragt, ob er für uns denn noch mal einen neuen Scheit aufs Feuerchen legen soll. „Ach, das wäre aber reizend!“ flöte ich. Da bringt er gleich zwei und hampelt direkt vor uns mit seinem Geschirrtuchläppchen rum, das seine Arbeitskleidung darstellt. Muss wohl offensichtlich sein, dass wir uns bannich wohl fühlen, denn er meint: „Und jetzt noch ein Gläschen Rotwein, was?“ – „Au ja. Und Schnittchen! Mit Wurst und Ei.“ – „Und am besten noch ein Schnittchen, dass die Schnittchen serviert?“ – „Gern. Nix dagegen!“

M. verschwindet und wir überlegen direkt, ob man eine spezielle Ausbildung braucht, um solche Geschirrtücher tragen zu dürfen. „Koch, bestimmt.“ – „Meinste?“ – „Also, wenn er gut ist, kommt er in fünf Minuten mit zwei Gläsern Rotwein wieder.“ – „Aber bloß keine Schnittchen, ich kann nix mehr essen!“

Nach sechs Minuten stehen wir dann aber auf und gehen gut gelaunt kichernd allmählich den schönen Abend beschließen.

Listige Frauenaussuchungshilfe.

Diesen Fund machte ich neulich beim Zeitunglesen und wusste nach kurzem Auflachen und anschließendem (etwas längerem) Augengerolle sofort wieder, wieso ich mich bisher nie bei so einer „Online-Partner-Börse“ habe handeln lassen:
Hey_Ho_Frauencharakter

Ach, wär‘ das schön: eine Art GPS zum in-die-Brief- tasche klemmen! „Frauen, – einfach gemacht!“

Na, gucken wir doch mal, soviel Spaß darf sein:

1) Klassiker.

Gibt es offenbar immer noch, dass vermutet wird, Frauen seien automatisch jüngere Versionen ihrer Mütter. Also, wer z.B. meine Mutter anblicken will, muss ziemlich genau hinsehen, die ist nämlich ganz klein. Dafür ist sie mollig bis füllig. Wie soll ich das denn bittschön hinkriegen?! (Ich hab‘ eher die Figur meines Vaters abgekriegt, nur ohne die breiten Schultern.)

Ach nee, es geht ja um den Charakter, der sich durch „einen Blick“ erschließt. Entschuldigung. Bei dieser „Freundinnen“-Sache wäre ich jedenfalls gespannt, meine Lieben sind nämlich mal alle total unterschiedlich, und zwar sowohl vom Äußeren, als auch von ihren Charakteren und gewählten Lebensinhalten. Sieht man natürlich auch sofort. Naja, wieso, es soll ja Männer geben, die genau hingucken! Weiß ich aber nicht genau, denn Freunde, also männliche, habe ich selbstverständlich keine. Ist klar.

2) Also, da kann ich voll zustimmen!. Ich zum Beispiel bin in den eigenen vier Wänden der allerreinste Liebreiz in Person, werde gar niemals laut oder peinlich. Aber kaum, dass ich die Türschwelle zum Draußen überschreite, flippe ich aus, krakeele mich durch bevölkerte Straßenzüge, beschmiere mich absichtlich mit teuren Lebensmitteln, rülpse und halte un- flätige Reden. Je mehr Publikum, umso lieber. (Meine Freundinnen sind selbstverständlich auch alle so.) Lösung: Nie rauslassen, die Frauen. Immer schön zuhause behalten.

3) Der Putzcharakter, ja. Jaja.

4) Merke: Wenn es wirklich intim wird! Nicht etwa nur so larifari-intim, sondern eben wirk- lich. Vielleicht sogar mit Nackichmachen…! Das ist genau der Moment, in dem Männer aber allergenauestens auf charakterliche Eigenschaften gucken. (Das weiß ich übrigens aus Erfahrung.)

5) Hehehe. Sie guckt Kochsendungen, ist also für nix zu gebrauchen, strohdumm und verfressen. Aber wenn man Glück hat, kann sie Rührei.

6) Das lässt sich natürlich nur durch kon-se-quen-te Zeitabnahme per Stoppuhr wirklich zuverlässig ermitteln. Leider fehlt hier (wie überhaupt) eine anständige Tabelle zur genau- en Auswertung. Vielleicht steht sie auch bloß stundenlang heulend davor, weil sie nicht aussieht wie ihre Mutter…

7) Passiert Euch das auch ständig? Ihr glaubt Euch allein im Auto? Und dann dreht Ihr Euch um, und da sitzen 20-30 Leute auf der Rückbank und kriegen mit, dass Ihr eben zu Take Thats „Want you back (for good)“ laut mitgesungen habt? (Das hättet ihr aber auch schon früher merken müssen, denn die Hälfte dieser Hinterleute sind auch Frauen. Haben also ebenfalls mitgesungen.

8) Dazu muss ich ja wohl nix sagen.

Vermisst habe ich übrigens eine Liste, die aufzeigt, woran man den wahren Charakter eines Mannes erkennt. Für Vorschläge wäre ich somit zuallertiefst dankbar!

Berlin in Einzelteilen! (1)

Berlin. So schreibt sich das. Und nicht etwa „Bärlin“ oder gar „Börlinn“. (Na, super. Da verschöllert sie erst ein paar Tage, meldet sich kaum mal und dann kommt sie gleich als erstes mit vorgezogenen Zurechtweisungen an, hier.) Ich bin, ehrlich gesagt, ein bisschen überfordert, weiß ich doch kaum, wo ich überhaupt anfangen soll. Drei Tage war ich nur weg, trotzdem… (Obwohl, stimmt gar nicht. Ich war nicht weg, sondern schon irgendwie die ganze Zeit da. Nur eben woanders.) Also war ich drei Tage woanders und davon wollte ich ja nun berichten. (Wirke ich etwa wirr? Egal.) Also.

Im gemütlichen, alten IC-Zug nach Berlin teilte ich das Abteil mit einer älteren Dame, die zwei ziemlich große Sträuße Tulpen bei sich führte. Diese Tulpen fielen ihr während der Fahrt mehrfach zu Boden, was zu wiederholten, reisezeitverkürzenden Herunterbeugungen beiderseits und entschuldigend gemeintem Lächeln ihrerseits führte. Nujoh, andere Leute nehmen sich halt Zeitschriften mit, um sich zu beschäftigen, aber die quietschen natürlich auch längst nicht so schön beim Aufheben. Und wenn ich jetzt noch frisch gestochenen Spargel zum Herumhantieren dabei gehabt hätte, hätten wir sogar hübsch zweistimmig quietschen können.

Am Berliner Hauptbahnhof wartete schon das Väterchen, bis zur Hutschnur gefüllt mit allem, was er mir seit unserer letzten Begegnung vor anderthalb Jahren unbedingt erzäh- len wollte. Und natürlich noch ein paar Sachen, die er mir sowieso jedes Mal erzählt. (Und dann heißt es immer, man könne niemals zweimal am selben Redefluss stehen oder so. -Von wegen.) Kurz darauf waren wir aber auch schon im schönsten Streit, ob das, was da auf dem Friedhof Alt-Mariendorf (wo nämlich meine lieben Großeltern liegen) wächst, nun Flieder sei oder eher was ganz Anderes. Ich war sofort für Flieder, weil es ganz genauso aussah und auch roch wie Flieder. Väterchen war für „ürgndwat Anderet“, – aber dafür vehement! Und zwar während der ganzen Fahrt nach Hause.

Dort angekommen, rief ich zunächst den werten Prinzen an. Und begrüßte ihn am Telefon erstmal schmissig mit „Hagebutte!!!“. (Das war aber nur, weil das Väterchen kurz vorher noch aus der Küche gebrüllt hatte: „Und wat’n für’n Tee?“) Rupi aber ist die Coolness in Person und lässt sich von Anruferinnen, die ihm Teenamen geben, gar nicht verwirren, sondern verabredete sich sogar direkt mit mir für den nächsten Mittag. Das läuft ja wie geschmiert, dachte ich, und wählte gleich auch noch den lieben Murr an, verkniff mir hier ausnahmsweise putzige Spitznamen, und prompt stellte er sich für alles Folgende zur Verfügung.

Der Nachmittag ging dann noch so dahin, man spazierte, sah berlintypische Schilder…

Berlin_Bemerkungsfragen

…ging was essen, sprach und hörte zu.

Abends gab’s Fernseherei, einen ganz schlimmen Krimi auf dem „zweiten“, den hätte ich mal besser nicht gesehen. Denn in dieser Nacht schlief und träumte ich wirr und leider unbequem. Vermutlich hatte der schlechte Drehbuchschreiber irgendwie meine kleine Seele gekapert und fuhrwerkte damit herum…

(Teil 2 und 3 blog-chronologisch unkorrekt hier drunter…)

Berlin in Einzelteilen! (2)

Doch nichts konnte mich davon abhalten, am nächsten Tag zum „High-noon“ am Witten- bergplatz parat zu stehen, von wo Prinz Rupi mich zu einer wunderbaren Überraschung entführte. Er machte es zunächst ein kleines bisschen spannend, doch dann mittenmal standen wir vor dem doch ziemlich berühmten Geschäft der Familie Hamann, ihres Zei- chens Schokoladenfabrikanten, und mir bisher nur aus Netz und Fernsehen bekannt (vor allem für ihre feine Borkenschokolade). Rupi hatte uns sogar telefonisch angekündigt und um Besichtigung der Produktionsstätten gefragt! Und so durfte die Bromine mal gleich hinter den Tresen flitschen und von dort aus, an Packtischen und Lagerregalen vorbei, die Zauberküche betreten. Allein der Duft dort versetzte uns natürlich in Hochlaune.

Dann wurde interviewt, ein bisschen gezeigt und so Manches erklärt, während ich mit gla- sigem Blick versuchte, alles zu erfassen. Und überall stand und lag feine Bitterschokolade und lockte. Darüber vergass ich fast das Fotografieren, aber einzwei Bilder habe ich dann doch mitgenommen:

Berlin_Hamann
Links die fast 100 Jahre alte Schoko-Borken-Maschine mit ihren Granitwalzen. Die temperierte Schokomasse kommt in den Trichter, läuft über die kühlen Walzen und wird, wenn sie gerade so anzuziehen beginnt, auf der Rückseite mit einer Art Schablineal abgetragen. Rechts daneben alte Gussformen für Mokkaböhnchen und jugendstilige Pralinen.

Und natürlich konnte ich nicht mit leeren Händen zurückkommen, hier mal ein nicht mehr ganz aktuelles Bildchen vom Pegelstand der Beute:

Berlin_Teilbeute
Marzipankonfekt, Orangenplättchen, Marzipanbruch. (Und Ihr könnt ja mal raten, ob in der Schachtel noch was drin ist. *g*)

Mit ordentlich Süßhunger verließen wir diesen Schauplatz und steuerten als Nächstes „nibs cacao“ an, ein schmales Ladenlokal, in dem ich, Rupis gutem Beispiel folgend, eine „Spanische Schokolade“ bestellte und einen Becher sämigen, dunklen und heißen Para- dies-Trunks bekam, begleitet von zwei frittierten und süßen Gebäckstängelchen namens „Churros“ zum Stippen… Ich werde sofort eines der spanischen Lokale in meinem Viertel zwingen, das auf die Karte zu nehmen. – Carambös lecker!

Dermaßen angeregt, plauderten wir lebhaft und kletterten von Hölz- auf Stöckchen, bis die Zeit auch schon viel zu schnell vorbeigehuscht war und ich noch formvollendet zum Bahn- hof Zoo chauffiert wurde, um die Bahn nach des Katers‘ Moabit zu besteigen.

An der Birkenstraße nahm er mich auch gleich strahlend in Empfang und ab gings in ein gemütliches Café, in dem sogar Nichtkindern rotweiße Pommes serviert werden, die aber nicht mal von zwei schon ziemlich Erwachsenen aufessbar sind. Viel zu viel… Und im Milchkaffee hätte man seinen Freischwimmer machen können, wenn man denn in dem ganzen Milchschaum noch gesehen hätte, wo man langschwimmt. Da wir nun schon in Moabit waren, erwähnte ich, dass ich sogar ein paar Jahre  in der Stephanstraße gewach- sen sei (ca. 1968-1973), Murr rief umgehend: „Na, das ist doch hier gleich!“ und schon standen wir vor dem Haus der Nummer 11. Seit damals war ich nicht mehr dort gewesen und erkannte auch erstmal nichts wieder, bis Murr alle Klingeln auf dem Brettchen durch hatte und tatsächlich Einer den Summer drückte.

Berlin_KlingelMurr

„Reklame!“ miaute er, als sich die Gegensprech doch noch rührte, aber das war, ehrlich gesagt, total gelogen!

Das Hinterhaus war mir dann auch gleich viel vertrauter und ich meinte sogar, mich an manches zu erinnern. Zum Beispiel daran, wie ich mal als wohl 4-jährige Steppkine nach „Juh jork“ abhauen wollte, mal eben in einen Bus gestiegen und später von amüsierter Pullezei wieder zuhause abgeliefert worden war.

Nun, dann lernte ich noch schnell die freundliche Murreliebste und einen felligen, schüch- tern-neugierigen Oskar kennen, bevor es dann noch auf zwei kühle, henkellose Biere in ein kleines, sympathisches Lokal ging, wo die Bromine unter diesem Alkoholeinfluss noch um feinste technische Ausgebufftheiten erleichtert und dann allerfreundlichst zur Bahn geleitet wurde, bevor das Väterchen zuhause anfing, sich zu sorgen.

Hach.

(Teil 3 untendrunter, eins weiter…)