Schulligung, aber das muss jetzt mal.
Heute Vormittag bekam ich plötzlich einen Heiterkeitsanfall, und das kam so: Ich kann nämlich endlich aufhören, alle Viertel- bis Halbjahre mal in eine ganz bestimmte Ecke des Internets zu gucken, in der ich mich sowieso nicht besonders wohl fühle. Vorgeschichte: Fast auf den Tag genau vor 10 Jahren hat mir mal einer massiven Kummer bereitet, in dem er sich aus meinem Leben geghostet hat. Mails wurden nur noch äußerst knapp beantwortet, Anrufe schon mal gar nicht. Die einzige Auskunft, die ich damals zur Trennung nach 2 Jahren turbulenter Beziehung bekam, war: „Du wirst alle Antworten in meinem Blog finden.“ Ja, Pustekuchen. Das, was in den nächsten Wochen dort zu finden war, war eine (hier bitte Adjektiv nach Wahl einfügen) Erzählung, an der ich schluchzendes Ding traurig herumrätselte. Mehr kriegte ich nicht, hatte aber so meine Theorien. Da wir beide zu dieser Zeit fleißige Blogger waren, mit vielen Blogfreunden, gemeinsamen Lesern und Kram, war die Sache irgendwie schwierig zu handhaben. (Ich weiß nicht, ob ich hier mittlerweile noch Leser habe, die ahnen, wovon überhaupt die Rede ist, aber das ist eigentlich auch Wurscht. – Wo war ich?) Ich hatte jedenfalls ziemlich lange mit der Verarbeitung zu tun. Nicht etwa, weil ich ihn vermisste, sondern weil diese Art der Trennung eigentlich nur in einem inneren Kraftakt zu überstehen ist. So war’s auch bei mir. Vieles habe ich dann später doch noch erfahren. Und es ist vielleicht nicht klug, aber eventuell menschlich, dass ich trotzdem ab und zu in seinen noch immer bestehenden Blog sphinxte. Dort las ich dann auch immer mal was von der Frau, deretwegen er damals nach Hannover gezogen war und wie unpassend die sich für ihn später erwiesen hatte, dachte aber jedesmal: „Pffff. Nee, nee. Die Frau, deretwegen du damals wirklich nach Hannover gezogen bist, die lebt in Aachen! – Und was soll das überhaupt?“ Gut war aber, bald zu merken, dass mich das Ganze immer weniger beschäftigte, denn mein Leben hat mich glücklicherweise von Jahr zu Jahr weiter davon entfernt.
So. Und heute Vormittag war wohl wieder mal ein Vierteljahr um oder was weiß ich…
Jedenfalls las ich vorhin, dass er sich damals von mir entfremdet hatte, weil ich gern auf der Couch liege und Kochsendungen schaue!
Ja. Genau. So hab‘ ich auch geguckt.
Und überlegt, ob ich wieder mal schweige, oder ob ich meinen Gedanken dazu ausnahmsweise mal Ausdruck verleihen soll.
Recht hat er selbstverständlich. Couch und Kochsendung. Das hat natürlich überhaupt kein Niveau! Vielleicht hätte ich lieber auf einem harten Lehnstuhl sitzen sollen, oder nebenbei Ergometer fahren. Oder Gardinen aufhängen. Duden stapeln? Hm. Ich kann mich sogar noch erinnern, dass wir ab und zu darüber sprachen, ob Kochen denn nun wirklich so wirklich so wichtig ist, dass man’s auf allen Kanälen senden muss. Ich finde das auch nach wie vor eine ganz interessante Frage, aber ich hab z.B. gar nicht alle Kanäle geguckt, sondern lediglich „Das perfekte Dinner“*, das guck‘ ich nämlich seit 2006 fast jeden Abend, wenn nichts Spannenderes los ist. Warum und wieso führ‘ ich jetzt nicht noch mal aus, obwohl ich’s könnte, aber für einen, der sich hauptsächlich von Käsebrötchen ernährt (sorry, aber der musste sein) war das wohl nicht unbedingt nachvollziehbar. Und offenbar hat er sehr darunter leiden müssen. So ist es halt: Der eine findet Brimborium rund ums Kochen und die Ergebnisse eben ganz interessant, der andere kann und will es partout nicht. Bon. Und wenn die Lebensrealitäten so unterschiedlich ausfallen, sollte man sich auch wirklich kon-se-quent trennen. Heute sehe ich das auch so.
Rückblickend betrachtet, war es eh gut, denn kurz danach lernte ich meinen Mann kennen, der zwar Kochsendungen stinklangweilig findet, es aber immerhin genießt, währenddessen mit mir Gardinen aufzuhängen. Wenn wir nicht gerade doch eng beieinander auf der Couch liegen… Wir nennen das „die Fresssendung gucken“. Ist doch furchtbar. Hör doch auf. Der Arme.
Auf alles Mögliche hatte ich jedenfalls getippt, aber auf die einfache Lösung dieses alten Rätsels wäre ich nie gekommen und kann mir jetzt endlich ein schönes Spiegelei drauf braten. Und damit is‘ dann auch gut.
* Die Alltags-Version natürlich. Die mit den ganz normalen Leuten, die gern für andere kochen. Nicht die pervertierte Promi-Variante, davon kriegt man furchtbar schlimme Augen.