Böses Wetter, heute. So gar nicht frühlinglich Fieser Wind, kalter Regen, sogar Graupelschauer! Höchste Zeit für den einzig wahren, deutschlandweiten, offiziellen Frühlingsanfang! Und siehe da: Gegen zwei lugte (zumindest hier) dann doch gelegentlich die Sonne raus, so konnte es dann losgehen in die Ricklinger Masch, diesmal zu Zweit, zur alten Weide. Piccolo und Gläser (man hat ja doch Stil, und sei’s im Rucksack) sind auch dabei.
Und pünktlich werden die kleinen Bollen hervorgeholt (man meint, sie blinzeln sogar ein bisschen gegen’s Helle), gelobt und bedankt (meine hat mich durch die letzten Wochen im Stressjob gebracht, in die Kur begleitet, im Permafrost gewärmt, ) und dann heben sie ab:
Liebe Grüße nach Berlin, nach Hamburg, ins Ruhrgebiet Nach überallhin, wos heute geprasselt hat. Prost Frühling! (Und das Wetter, das wird auch schon irgendwann wieder werden. Geht ja nu gar nicht mehr anders.)
Und zwar am Samstag, den 31. März, um Punkt 14:00 Uhr!
Der Murrekater hat’s verfügt. Dieses gilt. Und nicht irgendwelche meteorologischen Messarien, kalendarischen Schnickschnacke oder vorauseilende Befindlichkeiten. In Berlin nämlich herrscht oft strenger, kalter Ostwind, da dauert’s auch schon mal einzwei Wochen länger, bis der Hauptindikator, das ist das erste erkennbare grüne Blatt am Zweig, sich hervorschiebt, vom sicheren Ende des Winters zu künden, denn Krokusse und noch geschlossene Knospen gelten nicht. (Und der lieb geäußerte Wunsch einer sich am selbigen Tag in Hamburg versammelnden umfassenden Wurfzelle von mindestens 5 Kastanienbeherbergern und -werfern wird auch eine kleine terminfindende Rolle gespielt haben. *g*)
Also grabt in Euren Taschen, holt die kleine Beschützerin hervor, haucht sie noch mal warm an, poliert sie ein bisschen und bereitet Euch langsam auf den baldigen Abschied vor. Nicht traurig sein: Sie wird ja nicht alleine in die Freiheit fliegen; überall in der Republik erhebt sich das wellig gewordene Bollending, den Winter kräftig zu verprasseln.
Bitte dokumentiert (/kommentiert, für die ohne Blog) Euer Mitmachen und spinnt/verlinkt unser feines Netzwerk zum KaterMurr hin.
Ach so: Und Piccolo kaltlegen auch nicht vergessen Schließlich will der Frühlingsjubel dann auch adäquat begossen sein!
Zur traditionellen, großen, herzwärmenden Kastanienbewegung geht es, wie auch schon im vergangenen Jahr, hier entlang. (Dort findet Ihr natürlich auch die Regeln und so.)
Vielen Dank, lieber KaterMurr, für das tapfere Hochhalten der Fahne!
Also: Beteiligt Euch wieder zahlreich, zeigt her Eure Kastanien, verlinkt zum Kater und der Zauber wird alsbald wirken; – versprochen!
(Hier ist meine: Sie ist schon ein bisschen angeschrumpelt, denn ich habe sie wirklich früh gefunden, schon am 3. September. Und sie hat einen ulkigen Knubbel, den ihr vielleicht ein vorwitziges Insekt mal verpasst hat, aber es war eben die erste, die ich sah…)
Liebe Kastanienbeherberger, (Liest hier denn noch einer? – Eigentlich ganz lustig, eine Stimme aus den Off zu sein!)
Morgen ist es soweit: Der Winter ist jetzt wirklich und bestimmt auch ganz sicher vorbei!
Also, morgen dann. Um 12:00 Uhr, wie gewohnt.
Der kastanienbewegungsnachgefolgte Kater hat gesprochen; es gilt. Ziehet also hinaus ins zaghaft Grüne und werft mit uns den Winter weit fort!
Ein Fotochen oder ein kleiner Eintrag mit Verlinkung an den guten KaterMurr trägt zur Erhaltung der Bewegung bei und wird mit Freude entgegengenommen.
– Ich zähl‘ auf Euch!
Blühende Grüße Eure Theo
Nachtrag, am 27. März 2011:
Geschafft! Unter aufmerksamer Beobachtung einiger Wildgänse stehend, saß ich erst ein Weilchen in den dicken Ästen meiner tapferen, alten Weidenfreundin, schraubte dann mein Sprudelfläschchen auf, nickte dem Winter noch einmal bedauernd zu, bedankte mich artig bei meiner Lachkastanie (denn sie hat ihre Sache diesmal wirklich gut gemacht!), drückte ihr ein paar Küsschen auf und ließ sie frei… – Jipphiiieee!!!
Ja, mich gibt’s noch. – Und wieso auch nicht? (Nein, ich fange nicht wieder an, hier zu bloggen. Aber besondere Situation erfordern ja durchaus mal besondere Mittel…)
Davon konnte sich am vergangenen Sonntag auch der gute KaterMurr überzeugen, der mir netterweise während einer Durchfahrt direkt, aber viel zu zurzzeitig auf’s Brominensofa rauschte. Da er mir, von ausführlichem Getränkegenuss am Vorabend leicht ermattet, nahezu wehrlos erschien, nutzte ich die günstige Gelegenheit, ihm mal gleich die Nachfolge für die große Kastanienbewegung unterzujubeln.
aufs Wunderbarste und würdig-liebevoll fortgesetzt. Ich freue mich wirklich sehr, dass KaterMurr sich bereit erklärt hat, denn bei ihm ist die Bewegung in allerbesten Händen.
Auch ich habe „meine“ für diesem Winter natürlich schon gefunden und sie hat ihre neue Wohnung in meiner Manteltasche bereits bezogen. (Foto kann ich jetzt nicht, ich sitze im Zug.) Dass sie, im Vergleich zur letztjährigen (die ordentlich dick wie eine Kartoffel war), geradezu zierlich ist, weist sicherlich darauf hin, dass der kommende Winter viel weniger hart, un- wirtlich und kraftraubend sein wird. Aber ich hab‘ sowieso guten Grund, dies anzunehmen. – Mir geht’s nämlich richtig fein und Euch hoffentlich auch!
Nun huscht erstmal hurtig ins Nochgrüne, findet Eure Taschenbewohnerin, und dann direkt weiter zum Murr, um Euch der diesjährigen Bewegung (wieder) anzuschließen…
Ich denk‘ oft an Euch, – liebe Grüße!
Eure Theo
Nachtrag am 10.10.2010:
Hier ist sie endlich, meine Kleine. – Und ich könnte schwören, sie lacht!
Man soll ja Männer, und wenn sie’s noch so gut meinen, nicht an Sachen fummeln lassen, mit denen sie sich nicht gut auskennen.
So geschehen vor einiger Zeit. Mit dem Ergebnis, dass die Gangschaltung meines Fahr- rades heillos verstellt war, nachdem sie vorher nur normal verstellt gewesen war. Plötzlich konnte ich nämlich von den sieben nur noch zwei Gänge benutzen: Den ersten (der mir ein schweres Hollandrad-Fahrfeeling bescherte), und den zweiten (Hollandrad mit Wohn- wagenanhänger). Blöd, wenn man dann so den Einkauf einer ganzen Woche auf dem Gepäckträger rumschaukeln muss.
Doch als ich mich neulich, quasi im Vorbeifahren mal bei Freund M. beklagte, guckte er bloß kurz und sprach: „Das geht bestimmt so und so. Musste mal gucken!“
Ich also guckte (musste ich ja!), und sah tatsächlich, wo zu drehen war. Und dann gleich noch, dass da so ein kleines, aber wohl wichtiges Käppchen mal eben verrutschen gegan- gen war. Denn kaum hatte ich’s zurückgerutscht, ließ sich alles wie frisch geschmiert in Position schräubeln, und der Gefährte bekam seine sieben Gänge zurück, sodass das Bromin jetzt wieder wie entfesselt rollert für und für…
Da lohnte es sich direkt, auch gleich mal die funkelnde, geburtstagsneue Klingel dranzu- machen!
Gestern jedoch fuhr ich Bahn. Und mit mir eine ziemliche Gruppe junger, aber dafür ganz schön angetrunkener Jugendlicher. Zwischen denen war ich freundlich eingekeilt und hatte ein bisschen Sorge um die Portion Fischenschipps, die ich eingewickelt auf einer Hand balancierte. Man war geschlossen auf dem Weg zur Stadionbrücke (was nun eben auch „meine“ Stadtbahnstation ist), um zum Papplickwjuuhing zu ziehen.
Es musste sich aber noch schnell gegenseitig in den drei Farben angemalt werden, was aufgrund des Pegelstandes und des Bahngeruckels nicht ganz einfach war. Man hatte zudem nicht so einen mehrfarbigen Idiotenstift, sondern drei Einzeltöpfchen, die hin- und rübergereicht werden mussten, was vermutlich auch wieder bloß ein Anlass war, in der Enge noch näher zusammenzurücken. Das Malergebnis wurde so erfreulich unakkurat.
Ein junger, schon fertig Vollgemalter brüllte derweil suchend umher, es rieche „voll nach Essen!“ und er habe „voll den Hunger!“. Ich sah mein Mittagsgericht schon in der Bahn aufgeteilt, doch er brachte Geruch und das Päckchen in meiner Hand offenbar nicht miteinander in Verbindung, weil er laut Eigenauskunft auch schon „sieben Biere“voll war.
Eventuell war der das auch, der mir aus Versehen Gelb auf meinen schönen Rucksack geschmiert hat, aber das sah ich zum Glück erst zuhause, sonst hätte die nette Tante, die den Jungs und Mädels mit Taschentüchern zum Farbfingerabwischen ausgeholfen hat, eins davon mal eben mit Spucke benetzt und ihm mit den Worten: „Du hast da was!“ ein bisschen im Gesicht rumgewischt.
Das wäre ja eigentlich ein schöner Titel für einen zünftigen Erotik-Western, in dem wort- knappe Pistoleros aufgerüschte Barmiezen verwegen ankniepen und ihnen dann hinter schwingenden Saloontüren heftig an die Federhütchen gehen, während das draußen in der Sonne angebundene Pferdchen dösig schnaubt…
Gemeint ist aber doch bloß, wie ich mich noch vor wenigen Tagen beim Renovieren gefühlt habe.
Nachdem ich fast eine ganze Woche gebraucht habe, um eigentlich nur zwei Schichten von Tapeten (plus eine besonders widerborstige Makulatur) inklusive der ihnen innewoh- nenden Geschichten und Erinnerungen per Spachtel von den alten Wänden meines Wohnzimmers zu hebeln (und mir dabei das Handgelenk beinahe zu ruinieren), stand ich fast knöcheltief in bunten, staubigen Fetzen, während draußen allerorten der Frühling nach Kräften vollgegrillt wurde.
Übrigens fasziniert mich immer wieder, wie sich Generationen von Nichtanständigtapezie- renkönnern vor vielen Jahren ausgetobt haben müssen. Merke: Die Zimmeroberkante (also da, wo die Decke anfängt) muss IMMER durchtapeziert werden. Egal, ob von unten oder oben. Das steht im „Großen Buch der Tapezier-Idioten“, nämlich.
Nur sieben Müllsäcke später konnte aber schon die Putzfarbe mittels breitem Quast auf- gebracht werden. Und aufgebracht widerum ist haargenau das richtige Wort für Brominen, deren Wohnzimmer zur Hälfte aus über Putz verlegten Heizungsrohren bestehen…
Zwischendrin im Baumarkt übrigens, und das wusste ich bisher gar nicht, lassen sich pri- ma lebenskluge Gespräche mit wohlgesonnenen Frauen führen: Eine Mitarbeiterin wies mich nämlich fürsorglich mit Blick auf mein Wägelchen darauf hin, dass ein 10-Liter-Eimer Binderfarbe locker 10 Euro günstiger sei als zwei 5-Liter-Eimer. Das war natürlich nett von der, aber das hatte ich mir zuvor auch schon ausgerechnet und dennoch zwei kleine Eimer aufgeladen. Meine Erklärung lautete: „Ich weiß, kluge Frau, doch hab‘ ich’s im Rücken, muss das Zeug in den dritten Stock hochzerren und hab‘ leider grad‘ keinen Kavalier zur Hand. Deswegen bezahl‘ ich man lieber die paar Euro mehr und kann aber anschließend noch die Arbeit fortsetzen.“ Sie grinste und meinte: „Ach sooo! Na, passt schon. Männer kommen Einen ja manchmal noch teurer zu stehen!“ Da hätte ich am liebsten direkt zwei schöne Stücke Erdbeerkuchen und Käffchen für uns geholt, aber ich musste ja noch was schaffen.
Nur noch so viel: Anstriche gab’s mehrere, da sich Irrfarben einfanden, die sich bei Über- schlafung als „total unmöglich“ erwiesen. Also neu gestrichen wurde. Geflucht wurde. Rumgeräumt wurde. Auf Leitern wurde man waghalsig. Einmal flogen sogar die Sicherun- gen raus. Aber nach anderthalb Wochen wurde es Freitag und doch noch alles gut.
Samstag wurd’s sogar noch besser, denn da kam furchtbar lieber Besuch mit und ohne Geschenken, und dann noch furchtbar liebe Geschenke mit und ohne Besuch. – Ja, ein Geschenk wurde sogar getanzt!
Ach, und es wurd‘ getrunken, gegessen und später mit Freundin T. der Songcontest geguckt. Motti des Abends: „Versteh‘ ich irgendwie nicht, was soll denn das…?!“, „Die spinnen doch alle!“ und „Ist in der Flasche etwa noch was drin?“. Fazit übrigens: Wenn was voller Rummsbeat und Pailletten ist, dann muss es aus’m Ostblock sein.
Der Sonntag ist dann ist fix erzählt: T. erfindet morgens als erstes den „Analphabetiker“, geht dann mit mir im strömenden Regen spazieren und überlässt mich zum guten, alten Schluss glücklich dem Lümmeldiwan, von dem ich dann nur noch aufstehe, um an den Kühlschrank zu gehen. Abends wird in der Badewanne eine Sprudelbombe gezündet (Yippiee! Herrlich!), nachts werden ulkige Frisuren und Zuckerstreusel geträumt.
Ach, und ab morgen wird wieder gearbeitet. Diesmal aber gegen Geld.
Am Mittwoch war ich zum 2. Vorstellungsgespräch und nachdem sich die ganze Chose ja nun über 5 Wochen hingezogen hat, und ich schon kurz davor war, zu sagen: „Nö. Nönö. Jetzt will ich nicht mehr!“, kam gestern nachmittag endlich der erlösende Anruf.
Sie haben sich für mich entschieden, und es geht frühestens zum 1. Juni los (das hängt jetzt noch an Internem), eventuell auch ein paar Tage später.
Das passt mir wunderbar, denn ich saß hier ja jetzt wochenlang „in Bereitschaft“, weil es erst hieß, es könne auch alles ganz fix von jetzt auf hopp losgehen. Nun habe ich wenigs- tens noch zwei Wochen, in denen ich hier ganz entspannt vor mich hinramentern kann, – herrlich! Und dann geht’s aber sicher ordentlich rund und wird mich voraussichtlich auch ziemlich fordern. Aber gucken wir mal.
Ich freu‘ mich jetzt jedenfalls erstmal und bin auch ein bisschen stolz auf mich, weil ich Anfang des Jahres schon irgendwie geahnt habe, dass es bestimmt bald irgendwohin weitergeht. Euch jedenfalls ganz vielen & ganz lieben Dank für stetige, ja geradezu unermüd- liche Daumendrückung, Mutmachung, Unterstützung (und speziell auch für’s „Überdendingenschweben“ *ggg*) und überhaupt für Alles. – Ihr seid super!!! Eure Theo
Berlin. So schreibt sich das. Und nicht etwa „Bärlin“ oder gar „Börlinn“. (Na, super. Da verschöllert sie erst ein paar Tage, meldet sich kaum mal und dann kommt sie gleich als erstes mit vorgezogenen Zurechtweisungen an, hier.) Ich bin, ehrlich gesagt, ein bisschen überfordert, weiß ich doch kaum, wo ich überhaupt anfangen soll. Drei Tage war ich nur weg, trotzdem… (Obwohl, stimmt gar nicht. Ich war nicht weg, sondern schon irgendwie die ganze Zeit da. Nur eben woanders.) Also war ich drei Tage woanders und davon wollte ich ja nun berichten. (Wirke ich etwa wirr? Egal.) Also.
Im gemütlichen, alten IC-Zug nach Berlin teilte ich das Abteil mit einer älteren Dame, die zwei ziemlich große Sträuße Tulpen bei sich führte. Diese Tulpen fielen ihr während der Fahrt mehrfach zu Boden, was zu wiederholten, reisezeitverkürzenden Herunterbeugungen beiderseits und entschuldigend gemeintem Lächeln ihrerseits führte. Nujoh, andere Leute nehmen sich halt Zeitschriften mit, um sich zu beschäftigen, aber die quietschen natürlich auch längst nicht so schön beim Aufheben. Und wenn ich jetzt noch frisch gestochenen Spargel zum Herumhantieren dabei gehabt hätte, hätten wir sogar hübsch zweistimmig quietschen können.
Am Berliner Hauptbahnhof wartete schon das Väterchen, bis zur Hutschnur gefüllt mit allem, was er mir seit unserer letzten Begegnung vor anderthalb Jahren unbedingt erzäh- len wollte. Und natürlich noch ein paar Sachen, die er mir sowieso jedes Mal erzählt. (Und dann heißt es immer, man könne niemals zweimal am selben Redefluss stehen oder so. -Von wegen.) Kurz darauf waren wir aber auch schon im schönsten Streit, ob das, was da auf dem Friedhof Alt-Mariendorf (wo nämlich meine lieben Großeltern liegen) wächst, nun Flieder sei oder eher was ganz Anderes. Ich war sofort für Flieder, weil es ganz genauso aussah und auch roch wie Flieder. Väterchen war für „ürgndwat Anderet“, – aber dafür vehement! Und zwar während der ganzen Fahrt nach Hause.
Dort angekommen, rief ich zunächst den werten Prinzen an. Und begrüßte ihn am Telefon erstmal schmissig mit „Hagebutte!!!“. (Das war aber nur, weil das Väterchen kurz vorher noch aus der Küche gebrüllt hatte: „Und wat’n für’n Tee?“) Rupi aber ist die Coolness in Person und lässt sich von Anruferinnen, die ihm Teenamen geben, gar nicht verwirren, sondern verabredete sich sogar direkt mit mir für den nächsten Mittag. Das läuft ja wie geschmiert, dachte ich, und wählte gleich auch noch den lieben Murr an, verkniff mir hier ausnahmsweise putzige Spitznamen, und prompt stellte er sich für alles Folgende zur Verfügung.
Der Nachmittag ging dann noch so dahin, man spazierte, sah berlintypische Schilder…
…ging was essen, sprach und hörte zu.
Abends gab’s Fernseherei, einen ganz schlimmen Krimi auf dem „zweiten“, den hätte ich mal besser nicht gesehen. Denn in dieser Nacht schlief und träumte ich wirr und leider unbequem. Vermutlich hatte der schlechte Drehbuchschreiber irgendwie meine kleine Seele gekapert und fuhrwerkte damit herum…
(Teil 2 und 3 blog-chronologisch unkorrekt hier drunter…)
Doch nichts konnte mich davon abhalten, am nächsten Tag zum „High-noon“ am Witten- bergplatz parat zu stehen, von wo Prinz Rupi mich zu einer wunderbaren Überraschung entführte. Er machte es zunächst ein kleines bisschen spannend, doch dann mittenmal standen wir vor dem doch ziemlich berühmten Geschäft der Familie Hamann, ihres Zei- chens Schokoladenfabrikanten, und mir bisher nur aus Netz und Fernsehen bekannt (vor allem für ihre feine Borkenschokolade). Rupi hatte uns sogar telefonisch angekündigt und um Besichtigung der Produktionsstätten gefragt! Und so durfte die Bromine mal gleich hinter den Tresen flitschen und von dort aus, an Packtischen und Lagerregalen vorbei, die Zauberküche betreten. Allein der Duft dort versetzte uns natürlich in Hochlaune.
Dann wurde interviewt, ein bisschen gezeigt und so Manches erklärt, während ich mit gla- sigem Blick versuchte, alles zu erfassen. Und überall stand und lag feine Bitterschokolade und lockte. Darüber vergass ich fast das Fotografieren, aber einzwei Bilder habe ich dann doch mitgenommen:
Links die fast 100 Jahre alte Schoko-Borken-Maschine mit ihren Granitwalzen. Die temperierte Schokomasse kommt in den Trichter, läuft über die kühlen Walzen und wird, wenn sie gerade so anzuziehen beginnt, auf der Rückseite mit einer Art Schablineal abgetragen. Rechts daneben alte Gussformen für Mokkaböhnchen und jugendstilige Pralinen.
Und natürlich konnte ich nicht mit leeren Händen zurückkommen, hier mal ein nicht mehr ganz aktuelles Bildchen vom Pegelstand der Beute:
Marzipankonfekt, Orangenplättchen, Marzipanbruch. (Und Ihr könnt ja mal raten, ob in der Schachtel noch was drin ist. *g*)
Mit ordentlich Süßhunger verließen wir diesen Schauplatz und steuerten als Nächstes „nibs cacao“ an, ein schmales Ladenlokal, in dem ich, Rupis gutem Beispiel folgend, eine „Spanische Schokolade“ bestellte und einen Becher sämigen, dunklen und heißen Para- dies-Trunks bekam, begleitet von zwei frittierten und süßen Gebäckstängelchen namens „Churros“ zum Stippen… Ich werde sofort eines der spanischen Lokale in meinem Viertel zwingen, das auf die Karte zu nehmen. – Carambös lecker!
Dermaßen angeregt, plauderten wir lebhaft und kletterten von Hölz- auf Stöckchen, bis die Zeit auch schon viel zu schnell vorbeigehuscht war und ich noch formvollendet zum Bahn- hof Zoo chauffiert wurde, um die Bahn nach des Katers‘ Moabit zu besteigen.
An der Birkenstraße nahm er mich auch gleich strahlend in Empfang und ab gings in ein gemütliches Café, in dem sogar Nichtkindern rotweiße Pommes serviert werden, die aber nicht mal von zwei schon ziemlich Erwachsenen aufessbar sind. Viel zu viel… Und im Milchkaffee hätte man seinen Freischwimmer machen können, wenn man denn in dem ganzen Milchschaum noch gesehen hätte, wo man langschwimmt. Da wir nun schon in Moabit waren, erwähnte ich, dass ich sogar ein paar Jahre in der Stephanstraße gewach- sen sei (ca. 1968-1973), Murr rief umgehend: „Na, das ist doch hier gleich!“ und schon standen wir vor dem Haus der Nummer 11. Seit damals war ich nicht mehr dort gewesen und erkannte auch erstmal nichts wieder, bis Murr alle Klingeln auf dem Brettchen durch hatte und tatsächlich Einer den Summer drückte.
„Reklame!“ miaute er, als sich die Gegensprech doch noch rührte, aber das war, ehrlich gesagt, total gelogen!
Das Hinterhaus war mir dann auch gleich viel vertrauter und ich meinte sogar, mich an manches zu erinnern. Zum Beispiel daran, wie ich mal als wohl 4-jährige Steppkine nach „Juh jork“ abhauen wollte, mal eben in einen Bus gestiegen und später von amüsierter Pullezei wieder zuhause abgeliefert worden war.
Nun, dann lernte ich noch schnell die freundliche Murreliebste und einen felligen, schüch- tern-neugierigen Oskar kennen, bevor es dann noch auf zwei kühle, henkellose Biere in ein kleines, sympathisches Lokal ging, wo die Bromine unter diesem Alkoholeinfluss noch um feinste technische Ausgebufftheiten erleichtert und dann allerfreundlichst zur Bahn geleitet wurde, bevor das Väterchen zuhause anfing, sich zu sorgen.