Ich will Himbeerbollos, verdorri nomma!

Freundin T. hat Schuld.
Vor ein paar Wochen hat sie mich mit Himbeerbollos infiziert. Ein berühmter Hersteller von so Hustelutschsachen hat eine neue Sorte mit Himbeergeschmack in so niedliche kleine Schachteln getütet und Freundin T. ist denen prompt auf den Leim gegangen und hat sie probiert. Und mir begeistert davon berichtet. Also habe ich auch probiert, und das habe ich jetzt davon. Ich kann nicht mehr ohne. In Hannover gibt’s die Dinger an jeder Ecke zweimal. Da, wo ich zurzeit weile, nirgends.

Nicht im Superladen, nicht im Kaufhaus, nicht in der Drogerie. Ich war überall. Freundin T. wird mir eine Schuhneubesohlung springen lassen müssen, das ist das mindeste! Ich sitze hier in einer fremden Stadt, die so schön sein könnte, wären die Einwohner fähig und willens, Himbeerbollos einer ganz bestimmten Sorte feilzubieten oder im Laden danach zu verlangen. Mir ist nämlich schon ganz blümerant. Wenn ich nach Hause komme, kaufe ich sofort eine Anstaltspackung und kippe die Hälfte davon in meinen Koffer, damit mir das nicht wieder passiert!

Na, Prost Mahlzeit!

Gestern wurde mir gesagt, ich solle möglichst in nächster Zeit nix Scharfes mehr essen, nur ganz wenig Zucker und, jetzt kommt’s: nur noch gaaanz wenig Schokolade!
Das mir! Der Theobromine!!!
Es hat wohl was mit der Bildung von Serotoninkörnchen und der Herstellung körpereigener Melatoninsüppchen oder so zu tun. Meine Zirbeldrüse ist nämlich in den Urlaub gefahren. Und davon kommt, dass ich nicht gut schlafe. Und nicht gut schlafen macht schlapp.

Oder, um es auf den Punkt zu bringen: Ich kann mir aussuchen, ob ich nun schlapp, aber glücklich bin. Oder wieder fitter werde, aber immer schlechter gelaunt. Ein klassisches Dilemma also.

Ach so, da war noch was unten drin in der Geschenktüte, nämlich dieser kleine Trost: Dafür dürfe ich aber z.B. gerne Bier trinken, das täte mir gut…

Gaumenkitzel

Schon wieder Sonntag. War nicht vorgestern erst Sonntag? Die Wochen fluppen nur so durch, der September ist auch schon halb rum. Die Freundinnen beschweren sich, dass sie seit soundso vielen Wochen nichts mehr von mir hören. Allerdings sind sie nicht richtig böse, die Guten. Nur neugierig.

Und ich sitze hier und plane herum, weil ich ja auch mal was schaffen will, und esse dazu Oliven, die mit Mandeln gefüllt sind. Eigentlich mag ich gar keine Oliven, aber ich esse fast alles, wenn Mandeln drin sind. Freundin A. schleppte mir mal, weil sie das weiß, eine leckere Süßigkeit an. Sie war ganz begeistert, sie mir zu überreichen und meinte: “Guck mal! Marzipan, mit Mandeln drinne! Das müsste doch was für Dich sein!“ Mein Blick muss wohl Bände gesprochen haben, trotzdem fragte ich sie in aller Ruhe noch mal, was sie denn meint, woraus Marzipan normalerweise bestünde. „Öh. Äaah… So wie guckst… aus Mandeln? Wahrscheinlich?“ Dann wurde schwesterlich geteilt.

Zum Glück hat sie mir kein Marzipan mit Oliven drin mitgebracht. Da wäre die Freude wohl weniger ausgeprägt gewesen. Ich hatte aber auch schon mal eine Schokolade mit Hirschschinken drin. Und ob man’s glaubt oder nicht: Die hat geschmeckt. Dabei waren gar keine Mandeln drin. Aber Rosmarin.

Neulich habe ich ein Gemüsegratin gemacht, da waren welche von diesen dunkelroten Möhren drin, die man jetzt überall kaufen kann. Eine alte Sorte, die man jetzt wieder nachzüchtet. Die wollte ich natürlich probieren und habe sie zu den Kartoffeln, den Zucchini, Paprika, Lauchzwiebeln dazugeschnibbelt, alles fein mit Sahne übergossen und in den Ofen gesperrt. Als ich’s wieder rausholte, war das Gratin rosa. Pink! Also, ich fand’s gut, aber der liebevoll Bekochte auf dem Sofa fand, ich solle mal lieber das große Licht ausmachen, das wäre ja sowieso viel gemütlicher. Im Halbdunkel verputzte er dann drei Portionen, während ich Mühe hatte, meinen Teller zu finden und mich nicht mit der Gabel zu pieksen.

Ob die Tartuffeln im Gratin aus Sülze waren, kann ich nicht sagen.
Ach so: Nee, nicht aus der Sülze. Sondern aus Sülze! Da ist nächste Woche richtig was los. Im Sinne von: Pommes. Mit Pommes dazu.

Kartoffelfest

Wir sehen uns dann nächste Woche auf einen Salinenschnappes in der „Sülzer Kartoffelfalle“!

 


Aufregend

Minze Wenn ich will, kann ich mich in einer Tour über Kleinigkeiten aufregen. Meistens will ich das zwar nicht, aber manchmal komme ich irgendwie nicht dazu, was nicht zu wollen.

Es fing meines Wissens damit an, dass ich vor ein paar Tagen den Fernseher anmachen wollte, um „Die Ludolfs“ zu gucken. Da waren aber keine Ludolfs drin. Nicht mal was anderes. Nur eine Anzeige: „kein Signal“. Genauso gut hätte da stehen können: „Bin mal eben Milch holen“. Nach kurzer Forschung bekam ich heraus, dass es meinem uralten Fernseher gut geht, aber mein neuer DVB-T Receiver sich wohl hinge-
legt hatte. Na gut, dachte ich, dann gucke ich eben vom Schlafzimmer aus was anderes. Da habe ich nämlich noch einen kleinen Fernseher, den ich mir mal für Messegäste ausgeliehen hatte. Auch hier ist ein solcher Receiver angestöp-
selt, allerdings hat der ein paar Mucken. Seine Einstellungen sind nämlich über einen Code einbetoniert. Natürlich weiß inzwischen niemand mehr, welchen Code man da mal vor Jahren eingegeben hat, so dass ich keinen Sendersuchlauf machen kann. So ist es also Essig mit einigen Kanälen. Das hatte ich aber vorher einkalkuliert.

Was ich nicht wusste war, dass auch dieser Fernseher schwarz bleiben würde.
Das war mir dann aber doch komisch. Wenn aus beiden Fernsehern am selben Tag nix mehr rauskommt… Für einen Moment dachte ich: Jetzt isses soweit! Die Außerirdischen sind da und haben alle Fernseher tot gemacht!!!

Dann merkte ich, dass der Leihfernseher lediglich den Geist aufgegeben hatte. Dabei gehört der mir gar nicht! Hätte er mit dem Sterben nicht warten können, bis ich ihn wieder zurück gebracht habe? Na, das wird noch was.
Immerhin geht aber der geliehene DVB-T Receiver noch. Jedenfalls empfängt er eine Handvoll Programme. Zur Belohnung durfte er mit meinem Fernseher im Wohnzimmer zusammenziehen, und ich lag den ganzen Abend meckernd davor.

Ein paar Tage später wollte ich unbedingt Minze kaufen. Es gab aber keine. Und zwar überall. Den letzten Versuch unternahm ich in einem Laden mit einem beeindruckenden Kräuterregal. Auch hier: keine Minze. Bis ich dachte: Die Petersilie hier sieht aber komisch aus! Und die riecht auch komisch. Das ist doch… Nanü? Hömma, dat IS doch Minze! Wieso schreiben die denn da Petersilie drauf? Wollen die mich hier verkohlen oder was? Vielleicht waren die Petersilien in den anderen Läden auch schon alle Minzen gewesen. Und ich gökel’ durch die halbe Stadt und hab’ ja sonst nix zu tun! Jedenfalls kam die Minze mit und zuhause sah ich auch, dass auf dem kleinen weißen Aufkleber-
chen auch tatsächlich „Minze“ steht. Wahrscheinlich, damit die, die mich da verkohlen wollten, selber noch durchsteigen. Ich komm’ Euch schon auf die Schliche!
Irgendwo ärgert sich jetzt vielleicht einer, weil ich den Trick durchschaut habe. Ätsch, war lecker, Dein Kraut! Aber wehe, Du machst das noch mal und schreibst demnächst an die Kartoffeln womöglich „Vollmilch“ dran…

Und gestern musste ich mich sogar zweimal aufregen!
Zuerst darüber, dass ich schon wieder was lesen musste, worin jemand Hartz IV und Bier zusammen schmiss. Es sollte wohl für den Reim sein, aber mich strengt das kolossal an. Es steht nämlich keinesfalls im Antragsformular für Arbeitslosengeld II, dass man nur dann Leistungen beziehen kann, wenn man sie ausführlich in Bier investiert. Das weiß ich zufällig ganz genau. Und es soll sogar Hartz IV-ler geben, die überhaupt nie Bier trinken! Und auch gar keine Jogginganzüge tragen! Und die noch nicht mal richtig prollig sind! Ich weiß; – wenn das bekannt wird, löst es einen deutschlandweiten Skandal aus.

Und als ich mich gerade so richtig schön aufregte, beschloss ich, ein Bad zu nehmen. Und wollte gerade heißes Wasser einlassen, da blieb das Wasser einfach kalt. Beziehungsweise, es wurde sogar immer kälter. Da ging doch mittenmal die Therme nicht mehr! Onnoch! Na, da hat sich aber bestimmt jemand gewundert, wie viele Rohrspatzen in der Theobromine wohnen. Und was die plötzlich für Wörter kennt. Und wie energisch die mit dem Hausbesitzernachwuchs telefoniert, damit der gleich heute Morgen („Spätestens!“) einen Thermenheilpraktiker schickt.

Immerhin. Geholfen hat’s. Das Wasser sprudelt wieder mollig warm, später wird gebadet. Beruhigungsbad. Ist aber eigentlich nicht mehr nötig. Hab’ mich abgeregt und schon längst wieder prima Laune, das geht ja fix bei mir. Außerdem ist noch genug Schokoladeneis im Haus.

Hummel, Hummel!

Hab’ gestern Tomaten gekauft.
„Norddeutsche Tomate“, steht auf dem niedlichen kleinen Schildchen, das sie tragen. Liest sich schomma ungewöhnlich. Die Tomaten sehen aber lecker aus. Eigentlich genau, wie Tomaten immer so aussehen. Auf des Schildchens Rückseite steht, man soll sie bei Zimmertemperatur aufbewahren, und zwar mitnichten im Kühlschrank.

Und dann steht da außerdem: „Durch Hummeln befruchtet.“
Befruchtet! Das klingt ja vielleicht.
Wieso nicht gleich:
„Wir lassen von Hummeln befummeln!“
„Wenn Blüte die Tomate ziert, die Hummel sich dort verlustiert!“
„Blüht die Blüte der Tomate, denkt die Hummel schon: Na warte!“
„Welch ein Gequietsche und Gesummel! Tut’s die Tomate mit der Hummel?“
„Wo die Hummeln leise schnaufen, geh’ ich mir Tomaten kaufen!“

Können die da nicht draufschreiben „Durch Hummeln bestäubt?“
Wahrscheinlich fand man aber „Frucht“ im Zusammenhang mit Tomaten schöner als „Staub“. Allerdings so im ersten Moment überlegt man doch kurz, ob man was essen möchte, das von irgendwem vorher befruchtet wurde.

Hummeltomaten

Zumindest werde ich sie schön abspülen. Aber das mache ich sowieso immer. Schon allein wegen der BSE-Viecher.

Ich glaube, ich nehm ’ne Pommes…

Maeuerchen

Ich weiß gar nicht, wie oft ich hier schon achtlos vorbei gelaufen bin.

An dieser Kultstätte der Currywurstsekte. Wahrscheinlich habe ich meine Aufmerksam-
keit dann immer auf die Mitgliederversammlungen gelegt, die sich in lockeren Formationen auf dem Vorplatz ihres Gotteshauses gruppieren. Da ist schon wieder einer, der sich eine Glaubensrichtung aussuchen möchte. Vielleicht „Knüppel mit Gerümpel“?
Ich hörte einmal, das sei die geheime Umschreibung für „Currywurst mit Pommes“, also quasi der Code, mit dem sich die eingeschworene Gemeinde im Untergrund verständigt, ohne dass Außenstehende wissen sollen, was gemeint ist.
Der, der mir das verraten hat, den habe ich danach nie wieder gesehen…

Aber eigentlich frage ich mich heute, warum diese Trafokästen im Vordergrund durch ein Mäuerchen voneinander getrennt werden müssen. Auf der einen Seite zwei Große, auf der anderen Seite die Kleinen. Der kleine Schmuddelige vorn hat bestimmt mal einen von den Großen doof von der Seite angeredet, da hat der gar nicht lange gefackelt und ihm vor’s Schienbein getreten.
Oder eben das, was bei Trafokästen das Schienbein wäre, wenn sie eines hätten.
Und nun ducken sich die Kleinen hinter dem Mäuerchen zusammen und überlegen, wie sie mal pfiffig zurückschlagen können. Wie das wohl ausgeht?

Ich glaub’, die Uhr fragt sich das auch.

Freundinnen

In den letzten Tagen hatte ich endlich mal wieder Gelegenheit, mich mit meinen Freundinnen zu treffen. Am Mittwoch besuchte mich Freundin S., um mich über die allerneusten Neuigkeiten auszuquetschen und indiskrete Fragen zu stellen.
Ganz nebenbei und unauffällig füllte sie mich mit Prosecco ab. Kaum, dass ich zwinkerte, war mein Glas schon wieder voll und S. rief zackig: „Nur keine Müdigkeit vorschützen! Hopp, weg damit, Puppe!“ Nach kurzer Zeit war mir ziemlich schwurbelich zumute und ich konnte die Buchstaben aus Russisch Brot, die an meiner Kühlschranktür kleben, kaum noch lesen. Aber die Laune war prächtig, denn so was war längst überfällig gewesen.

Am Donnerstag, also gestern, kam Freundin T. Sie hatte eine Flasche Wein in ihrem umfangreichen Gepäck. T. hat immer reichlich Zeug dabei. Sie gehört zu den Frauen, die z.B. immer ein Nagel-Nessesaire dabei haben. Wahrscheinlich verbergen sich in ihrer Tasche auch eine Wasseraufbereitungsanlage, ein Iglu-Zelt, ein Lagerfeuer und mehrere Schrankwände. Sie ist also die Freundin, die man dabei haben sollte, wenn man in der Wildnis ausgesetzt wird. Wein schleppt sie normalerweise aber nicht herum, das war eine Ausnahme, denn T. trinkt selten mal was. Aber auch sie wollte mit mir anstoßen und das Neueste der letzten Wochen hören. Als wir nämlich zuletzt miteinander gesprochen hatten, hatte sie eigentlich gar nichts gesagt, weil sie eine furchtbare Stimmband-
entzündung hatte. Diesmal sagte sie auch wieder nicht viel, aber das lag zum Glück nur daran, dass ich einfach so viel mehr zu erzählen hatte. Und sie hatte ja auch mit ihrem Wein zu tun.

Wenn ich den Besuch beider Freundinnen auf einen Abend gelegt hätte, dann hätten wir auch fast Rommee spielen können. Ich kenn’ mich mit Kartenspielen nicht so gut aus, glaube aber, dass man für Rommee zu viert sein muss. Dazu hätten wir also noch eine weitere Freundin am Tisch gebraucht. Gut gepasst hätte die gute A. aus Berlin, die ich hier übrigens mal ganz lieb grüßen möchte! Huhu!

Und dann wäre der Abend vermutlich ähnlich verlaufen wie der in dieser kleinen Geschichte von Fanny Müller (deren Miniaturen aus dem hamburger Schanzenviertel ich liebe), die ich mal spaßeshalber mit meinem neuen Headset aufgenommen habe, das mir ein sehr lieber Mensch neulich geschenkt hat. Die Aufnahmequalität ist noch nicht so, wie sie sein sollte und die Datei ist dicke 3 MB groß, aber ich wünsche trotzdem:

Viel Spaß!


Rommee

(MP3 – 3,2 Mb)

Fanny Müller: „Wenn Frauen zu sehr Rommee spielen“, gelesen von Theobromina

Glück durch Fermentation

Noch in der letzten Woche war ich ja hübsch verreist und unterwegs. Und unterwegs ist gut in Straßencafés sitzen und Leute begucken. Am liebsten natürlich in netter Gesell-
schaft, die beim Begucken und Kommentieren hilft. Hatte ich. Sogar ganz ausgesprochen nette… Manchmal laufen aber kaum beguckbare Leute herum und dann liest man die Ge-
tränkekarte ausnahmsweise etwas genauer. Ich z.B. studierte eine Liste von Teesorten. Da gab es natürlich schwarzen Tee, „Earl Grey“, Hagebuttentee, sogar verschiedene Kräutertees und neuerdings gibt’s gern auch mal leckeren indischen „Chai“ oder merk-
würdig schmeckenden „Yogi-Tee“ in solchen Lokalen.
So eine Auswahl findet man schon ganz normal.
Aber dann las ich „Orange-Sahne-Ginkgo“-Tee. Und da blieb ich doch hängen. Das kann doch nicht schmecken und was ist daran noch Tee? Orange: na gut. Im Kombination mit Sahne: schon merkwürdiger. Aber Ginkgo? Wozu dattdenn? Wie schmeckt denn Ginkgo? Ein schöner Witz wäre es jetzt vielleicht, zu sagen: „Hab’ ich vergessen…“ Denn angeblich hilft das Zeug gegen Gedächtnisstörungen. Wozu man das zusammen mit Orange und Sahne im Tee haben muss, weiß ich nicht. Ich habe eine Vorstellung davon, wer sich so was bestellt, aber die schreibe ich hier nicht hin.

Darunter stand auch noch „Wind der Savanne“ in der Liste, also gehe ich davon aus, dass es sich auch hier um ein Brühgetränk handelte. Alles, was gebrüht wird, und kein Kaffee ist, kann ja nur noch Tee oder eben Brühe sein. Wie so ein Savannenwind schmeckt, kann ich mir noch weniger vorstellen als den Geschmack der Ginkgosache. Vielleicht ein bisschen nach staubigen Datteln? Ach nee, das wäre ja „Wind der Sahara“. Was gibt’s denn In der Savanne? Löwen! Der Tee schmeckt also wahrscheinlich nach staubigen Löwen.

Ich beschloss, mich demnächst etwas eingehender mit Teesorten zu befassen und bestellte erstmal gut gelaunt und ausnahmsweise Capuccino, mein lieber Begleiter orderte einen Milchkaffee. Wir bekamen auch bald zwei Tassen, die erheiterte Verwirrung bei uns auslösten. Mein Cappuccino war nämlich ganz schön groß, in einem großen hohen Becher. Sein Milchkaffee war etwa ein Drittel kleiner, in einer nach oben schlanker werdenden Tasse. Beide Getränke sahen aber sonst gleich aus. Kein Kakaopülverchen als Hinweis, nix, nur unterschiedliche Tassenform. Ein kurzer Test ergab, dass beide Getränke auch genau gleich schmeckten. Wir tauschten die unterschiedlichen Tassen, denn sein Kaffeedurst war größer als meiner und dann kamen mal wieder ein paar Leute zum Begucken vorbei, wir plauderten angeregt und ich vergaß fast die Sache mit den Tees wieder. Keine zwei Tage später jedoch kam ich nicht umhin, dieses Foto zu machen:

Druidentee

„Druiden-Zaubertee“ mit Erdbeer-Vanille-
Geschmack! (Deswegen auch das Foto. So was glaubt mir doch sonst wieder keiner.) Ich weiß auch schon, was der zaubert: Magengrimmen und verödete Geschmacksknospen, nämlich. Da würde ich auch lieber die Tüte dran lassen, wenn ich mir den in die Tasse täte!

Wieder zuhause wollte ich’s wissen und guckte mal so ein bisschen herum zum Thema „Sachen, die man mit heiß Wasser nass macht, die komische Namen haben, und an denen man sich bestimmt mehrere goldene Nasen ver-
dient, wenn man’s geschickt anstellt“. Ein großer Tee-Abfüller bietet im gut sortierten Superladen schon mal „Momente des Glücks“ an. Ja, sogar „Momente der Versuchung“! Das will ich mir gar nicht ausmalen. Vielleicht geht’s aber auch nur um den Versuch, eine trinkbare Plörre herzustellen. Im Internet fand ich die Teesorte „Quelle des Glücks“. Das ist ja einfach! Beutel auf, heiß Wasser drauf, das Glück 5-8 Minuten ziehen lassen, – fertig! Wahrscheinlich ist es eher mein Portemonnaie, das da als Glücksbrunnen dient, für den Herrn Teeeintüter. Was denken die sich denn sonst dabei?

Aber es geht ja noch weiter:
Doch vielleicht lieber eine „Atempause“? Also, sprich: mal eine Weile nicht atmen? Eventuell solange, bis der „Elfentau“ fertig gezogen hat? Dann sind die Lippen schon mal schön elfenmäßig blau. Und damit dann wieder Leben in die Bude kommt, hätten wir da ja noch die „Dschungelparty“ im Teebeutel! Hoffentlich sind da keine ausflippenden Orang-
Utans drin, die statt mit Konfetti mit Riesenradnetzspinnen und giftigen Tausendfüsslern werfen, der Stimmung wegen!
Oder wie wär’s mit „Kräuter-Kinder-Tee“? Also, da werden wohl Kräuter drin sein, und… Och nee, lieber donnich. Da kann ich ja gleich „Schlechtwetterhexen-Tee“ trinken!

Also doch lieber was Feines: „Champagner-Aprikosen-Tee“. Mist, die Sektflöten stehen noch im Abwasch. Und warmer Champagner ist auch nicht jedermanns Sache. Also, meine jedenfalls nicht. Auch nicht mit Aprikose, leider. Was denn nu?
Auch der „Grüne Schmorapfel“-Tee verheißt nix Gutes mehr. Schmorgeruch lässt mich entweder an Rindsroulade denken oder an Kabelbrand. Beides möchte ich nicht in der Tasse haben.

Ein wahrscheinlich probates Mittel übrigens, das jeweils andere Geschlecht per Heißgetränk zur Tür raus zu gruseln, ist meiner Meinung nach: 1. Sie setzt ihm „Bio-Liebes-Kräutertee“ vor und lässt es ihn auch noch wissen. (Der Mann, der so was freiwillig austrinkt, mit dem möchte man dann, glaubich, auch gar nicht mehr… Wo bleibt denn da die Würde?)

Oder 2.: Er kocht ihr „Alibabas 40 Düfte“-Tee. Man kann sich ja eigentlich vorstellen, wie jemand riecht, der gerade tagelang durch die Wüste geritten ist. Will man das denn? Nach Sesam jedenfalls wird er nicht riechen.

 Also vielleicht doch wieder Zuflucht zum Kaffee nehmen? Eigentlich bin ich doch überzeugte Teetrinkerin! Ich habe das hier ja auch schon mal beschrieben. Und ich will’s mir auch nicht gern damit verderben lassen. Och, nu kann ich mich gar nicht entscheiden… Ah, ich glaub’, jetzt habe ich’s!

Eine der wohl sinnlosesten Kreationen auf dem Teemarkt wird’s retten: Der „Caffé Latte“-Tee!

 (Alle hier beschriebenen Teesorten gibt’s wirklich! Und bestimmt noch viele mehr, die ich jetzt übersehen habe. Was es bisher wohl nicht gibt, sind so feine Sorten wie „Rocker-Tee“, „Schwitzende-Bauarbeiter-Tee“ und „Ich-bin-deprimiert-aber-das-soll-so!-Tee“)

Zeitunglesen ist schlecht für den Nervenhaushalt

TeurerDie Weltmarktpreise, die Weltmarktpreise!
Kaum wird mal was teurer, erschreckt sich gleich alles mit und wird ebenfalls teurer. Erst die Milch und nun soll’s auch noch die Schoko-
lade erwischen! Was die Margarine dabei soll, will ich lieber gar nicht wissen. Als ich meinen letzten Becher Margarine gekauft habe, liefen nämlich noch die „Teens“ im Radio. Mit anderen Worten: Das ist mir doch piepe, wattie kost’!

Aber Schokolade?
Die Sorten, die hier so durchwandern, kosten ohnehin schon selten unter 2 Euro für die Tafel. Eigentlich eher mehr. Von den Trüffelpralinen will ich jetzt gar nicht reden, sonst wird mir ganz schwindelig. Und ich lasse nun schon extra die teuren Milchprodukte weg…

Ich fürchte, da bleibt mir irgendwann nur die Beschaffungskriminalität. Ich werde Autoradios klauen müssen und den Jungs hier in der Gegend die Jacken und Turnschuhe abziehen, um mir weiterhin das leise „Knack“-Geräusch leisten zu können, das entsteht, wenn man von einem feinen Schokotrüffel abbeißt. Nicht nur mir wird es so gehen. Wahrscheinlich wird es Aufstände geben, jeden Tag zwei, mindestens. Ich habe mich ja schon gewundert, dass es seit der Einführung von „Hartz IV“ noch nicht zu täglichen Amokläufen gekommen ist, aber die Kakaoverteuerung wird jetzt das Fass endlich mal zum Überlaufen bringen. „Die Weihnachtsmänner erwischt es als Erstes.“ Das klingt schon ziemlich nach Kanonenfutter, oder? Die Armen!

Himmel, ich muss mich beruhigen, meine Hände zittern ja! Da war doch noch ein Rest von der 45 %igen Feodora…