Freundin T. hat Schuld.
Vor ein paar Wochen hat sie mich mit Himbeerbollos infiziert. Ein berühmter Hersteller von so Hustelutschsachen hat eine neue Sorte mit Himbeergeschmack in so niedliche kleine Schachteln getütet und Freundin T. ist denen prompt auf den Leim gegangen und hat sie probiert. Und mir begeistert davon berichtet. Also habe ich auch probiert, und das habe ich jetzt davon. Ich kann nicht mehr ohne. In Hannover gibt’s die Dinger an jeder Ecke zweimal. Da, wo ich zurzeit weile, nirgends.
Nicht im Superladen, nicht im Kaufhaus, nicht in der Drogerie. Ich war überall. Freundin T. wird mir eine Schuhneubesohlung springen lassen müssen, das ist das mindeste! Ich sitze hier in einer fremden Stadt, die so schön sein könnte, wären die Einwohner fähig und willens, Himbeerbollos einer ganz bestimmten Sorte feilzubieten oder im Laden danach zu verlangen. Mir ist nämlich schon ganz blümerant. Wenn ich nach Hause komme, kaufe ich sofort eine Anstaltspackung und kippe die Hälfte davon in meinen Koffer, damit mir das nicht wieder passiert!
Da gibts nur eins, meine Liebe, überall nach Himbeerbollos fragen, die Geschäftsführer verlangen, Tränchen wegdrücken, bis man in der Himbeerbollodiaspora einsichtig wird und Lastzüge davon ordert.
Lieber Jules, genau so werde ich’s machen, beim nächsten Mal. Oder ich belade einen zweiten Koffer mit den Dingern, bevor ich losfahre. Ich könnte mich doch dort auf den Markt stellen und Kostproben verteilen, damit die Einwohner der Stadt Sturm auf die Geschäfte laufen. Dann bricht vielleicht die Verweigerungshaltung des Handels zusammen und es gibt endlich vergnügtes Bollogelutsche allerorten. Vielleicht werde ich für meinen Einsatz dann irgendwann sogar zur Himbeerheiligen erklärt. Könnte doch sein.