Piekspünkte

Heute Nacht bin ich mehrfach wach geworden und habe versucht, mich nicht überall zu kratzen. Anstrengend.
Wofür hat die Natur das eigentlich eingerichtet, dass Mückenstiche unbedingt jucken müssen. Ist das für irgendwas gut?
Und kennt einer ein gutes Gegenmittel? Im Moment behelfe ich mir mit Tigerbalm, das hilft immer so ein Stündchen.
Aber sich nachts halbwach und im Dunklen einzuschmieren ist nicht der wahre Jakob. Vor allem, wenn man morgens aufwacht und sich dann wie gewohnt die Äuglein reibt…

Gestochen scharf

Gestern war ich ja nun mit der lieben V. picknicken.
Wir haben uns eine schöne Wiese gefunden, den Schaumwein entkorkt und munter losgeschlemmert.
Die Abendsonne schien und dann rief der Kuckuck und weil ja jeder weiß, dass man dann seine Geldbörse schütteln soll (damit da immer ordentlich was drin ist), saßen da eben zwei angeschwippste Damen und johlten und schwenkten ihre Portemonnaies aufs Netteste.

Überhaupt: jede Menge Fauna.
Eigentlich sogar ein bisschen viel Fauna.
Anscheinend ist auf der Wiese da sonst nix los und deshalb kamen die alle mal zum Gucken vorbei.
Erst raschelten die Mäuse in der Nachbarschaft, dann fanden wir uns urplötzlich von Nacktschnecken eingekreist, die ganz wild auf unsere Vorräte waren. Eine baumelte an einem hängenden Grashalm herum und wir verfolgten gespannt, ob sie sich nun noch selbst verknotet oder nicht.
Oder nicht.

(Ich habe übrigens Fotos gemacht, wollte die dann aber lieber doch nicht der Öffentlichkeit zumuten.)

Als die Dämmerung aufkam, kamen auch noch monströse Mückenschwärme dazu.
Dann wollten wir doch lieber plötzlich gehen.

Zuhause angekommen stellte ich fest, dass mir eine Mücke (eigentlich muss das ein Rüde gewesen sein, obwohl ich weiß, dass das nur die Mückenmädchen machen) wohl ins Dekolletee geklettert war und sich dort mit reichlich Stichen verewigt hatte. Und zwar genau zwischen die (Entschuldigung) Möpse!
Das sieht donnich aus!
Jetzt muss ich bis Herbst meine Blüschen alle bis zum Hals zuknöpfen oder Rollis tragen.
Und in der Öffentlichkeit kratzen kann ich mich auch nicht…
Na, Vielen Dank auch. Hats wenigstens geschmeckt? Kannich abräumen?
Außerdem habe ich noch Stiche an den Beinen, am Bauch und an den Füßen. Und das, obwohl ich komplett angezogen gewesen war, mit Jeans und Allem!
Hart drauf, die Biester!
Dafür werden die einen schönen Rausch gehabt haben von meinem leckeren Promilleblut.
Ich hoffe, die hatten heute morgen auch so was wie Kater!

A propos: Kater.
Als ich heute morgen aus dem Haus kam, saß da ein Ensemble…
Ich hätte beinahe gerufen: „Tu da mal schnell was drüber, das sieht ja schlimm aus!“
Da hockte ein Herr aus dem Nachbarhaus und schraubte schimpfend an seinem bockigen Mofa rum.
Ich hatte die Rückansicht zu genießen. Und die gab jede Menge Rücken frei mit bösen roten Flecken und was weiß ich. Und zwar hauptsächlich unteren Rücken. Inklusive der allseits gefürchteten Klempnerfalte.
Beinahe wäre mir der Hunger vergangen.

Wieder glücklich zuhause mit Brötchen angekommen, schmiss ich den Fernseher an, um mal Nachrichten zu gucken. Und blieb erstmal bei Astro-TV hängen.
Dort gab es grade eine Sendung namens „RUNDumBLICK“, mit Kristallkugel gucken und so.
Hier ein schlechtes Foto:

RundumBlick

Angesichts der molligen Figur der beiden Damen fand ich den Namen der Sendung irgendwie vergnüglich.
Besonders die Linke der beiden schien sich aber sehr zu langweilen und guckte missmutig in die Gegend und puhlte sich zwischendrin am Unterarm oder an den Fingernägeln rum.
Vielleicht hatte ihr niemand gesagt, dass auch sie im Fernseher zu sehen ist.
Kurz habe ich überlegt, ob ich sie mal anrufen und aufklären soll, aber ich war einfach noch zu müde von gestern…

RUM

Hier sitz’ ich, es ist kuchz nach siebböhn und ich höre zum ersten Mal einer sehr lustigen Radiosendung zu. Es handelt sich um Radio Unerhört Marburg und die „Frühschicht“.

Und wer jetzt wissen will, wie und was, kann ja auch mal bei der NetRat gucken, denn die ist da Moderatorin. Offenhörig sind sie und ihr Mitmoderator Sven heute auch nonnich so ganz quietschmunter. Aber das passt, weil ich nämlich auch erst um zweie im Bettchen war und um halb sieben machte mein Weckerchen ein lustiges Geräusch. Der Weckpiep scheint sich grade zu verabschieden und so gab er nur ein sehr jämmerliches Geknötsche von sich, so dass ich gleich erstmal lachen musste.

Nach Teekochung (Ziehdauer 3 komma 5 Minuten! Nicht 17, hehe…) sitze ich nun hier und lache schon wieder!

Weil HikE und Sven da so schön liebenswert rumeiern. Aaaber: HikE kann Radios zum Zwinkern kriegen! Mit Kleber! (Oder so.) Daß ich hier sitze und irgendwie erfolglos versuche, auch ein Rückzwinkern zusammen zu koordinieren, sieht (zum Glück) niemand…

Jedenfalls: Feine Sache, das. Rock on! 

Klüger als zuvor aber besorgt…

Nachdem nun also geklärt zu sein scheint, dass „der da!“ wohl eine „die da!“* ist und dass der kleine schmutzige „Peanut“ Pigpen heißt, mache ich mir nun schon den ganzen Vormittag Gedanken darüber, ob Duschen wohl vielleicht die neue Abnehmmethode sein könnte.
Wenn ich jedes Mal nach dem Duschen 200g weniger habe, dann müsste ich in 25 Tagen wieder mein Wunschgewicht haben. Ich werde das mal verfolgen und wenn es klappt, werde ich stinkreich.
Wer jetzt glaubt: Das kann dann doch jeder!, der kennt meine Duschtechnik nicht!

 * Man erkennt es wohl an den weiblichen Zangen. Das passt doch wieder schön zum Thema „Frauen und Werkzeug“. Irgendwie scheinen in der Insektenwelt auch alle eine Art Werkzeugkoffer mit sich zu führen. Ob es wohl ein Tierchen gibt, welches einen 12er Maulschlüssel dabei hat? Und gibt es so was wie die Taschenmesser-Assel? Oder eine Hammer-Hummel? Ein Gehrungsladen-Gewürm? Eine ausklappbare Gliedermaßstab-Schrecke?
Hm. Mussich mal drauf achten.

Ich will mich ja nachher in eine Wiese legen, da kann ich mich dann umschauen
.

Heute gucke ich ständig mit in Sorgenfalten gelegter Stirn aus dem Fenster, weil ich doch heute eigentlich mit V. picknicken will. Darauf freuen wir uns schon länger, und nun ist es schon den ganzen Tag über bewölkt.
Da kaum der leiseste Lufthauch geht, wird das womöglich so bleiben.

(Grade bekomme ich eine sms von Freundin T., sie sei in Leipzig für einen Kongress.
Im Moment sei sie aber noch in der Straßenbahn unterwegs. In der Straßenbahn befänden sich so Klingelknöppe, an denen stünde „Kundenwunsch“ dran. Sie schreibt: „Hab mir Pommes rotweiß bestellt. Abwarten.“)

In meinem Kühlschrank schmiegen sich Sektpulle, Bulgursalat, selbstgefüllte Blätterteigdinger, Mascarponecreme und eine kleine Käseauswahl aneinander. Was soll ich denen denn sagen, wenn sie heute nicht raus dürfen.
Der Ausflug ist doch versprochen!

Ich seh’ uns da schon in Regenpelerine und mit Südwester sitzen.
Strömender Regen, aber watt mutt, datt mutt!

Spanner!

Der da…

Derda

… hat mich heute beim Duschen beglotzt!

Und noch was Interessantes ist passiert:
Nach dem Duschen wog ich 200g weniger als vorher!
Also ist entweder meine Waage kaputt, oder ich war seeehr schmutzig.
Ich muß seitdem an den kleinen „Peanut“ denken, der immer so eine Dreckundstaubwolke mit sich führte… wie hieß der noch…

Schiebe-Trieb

Gestern wäre mir fast die gute Laune wieder flöten gegangen.
Als ich auf dem Heimweg vom Einkaufen mit dem Rad aus dem Park herausbollerte, sah ich meines Erachtens auf der anderen Straßenseite eine mir bekannte Person, was mich reflexartig den Lenker herumreißen ließ, um eine andere Route zu nehmen. (Vom Gefühl her war ich grade in einen elektrischen Weidezaun gefahren.)
Bis ich dann zuhause war, regte ich mich über mich selber auf, weil ich schließlich schon mehr als zweimal erwachsen bin und solche Manöver meiner einfach nicht würdig.
Und außerdem bin ich mir nicht mal sicher, dass er’s war!
Wann krieg ich denn endlich die bisher fehlende, aber dringend benötigte Coolness?!?
(Andererseits war ich ja immer stolz darauf, eben nicht cool zu sein.)

Herrjeh, ich bin eine fürchterliche Gefühlstrine! Ich kann doch nicht aus meinem lieben Hannover wegziehen, weil so ein Mensch, dem ich die Bröckchen immer wieder so zäh abringen musste, mir nicht aus dem Körper will!* Vielleicht sollte ich mich exmatri exkommu exorzieren lassen.

*am liebsten würde ich jetzt hier hinschreiben, seitenlang, was mir alles durchs Haupt flippert, aber ich hatte mir vorgenommen, das hier nicht zu tun, weil das für Unbeteiligte einfach total…

Beim Einkaufen in einem großen Superladen (r*al in Linden) war mir mal wieder aufgefallen, dass dieser eine Laden wirklich besonders ist.
Zunächst mal ist es da immer voll. Immer. Auch am Dienstagmorgen um acht. Oder Mittwochabend um sieben. Mittags auch. Nur sonntags nicht. Anzunehmen.

Auch bei neutraler Betrachtung kann man sagen, dass hier die Kunden eine Spezialtechnik haben, mit den Schiebewägelchen umzugehen: Sie schieben sie in eine Richtung, gucken aber in die andere. Alle! Jeder. Echt.
Und wenn sie die Wägelchen abstellen, dann genau da, wo sie am störendsten wirken können. (Man darf die Wagen aber nicht anfassen, wenn man nicht Haue angeboten kriegen möchte.)
Die Einkäufer selber stellen sich dann irgendwo genau in die Mitte eines Regalgangs und verharren dort wie diese vergoldeten Pantomimen aus den Fußgängerzonen. Man möchte ihnen Geld geben, damit sie sich bewegen. Sie gucken dann vorwurfsvoll, als hätte man vor, eine Autobahntrasse durch ihr Wohnzimmer zu bauen.
Ich wäre aber fast mal gelyncht worden, weil ich mich aus Versehen mit 14 Teilen an eine Schnellkasse angestellt hatte, wo nur 12 Teile erlaubt sind.
Es ist wie absurdes Theater. Wenn man das mal verstanden hat, ist es sehr amüsant.
Deshalb fahr ich da immer hin.

Ich habe mir übrigens Frotteeschnitzel gekauft.
Das sind so vegetarische Dinger, die so flauschig und lieb aussehen, dass man sie aufs Bett setzen möchte. Schmecken aber ganz gut (mit Salat bei).

Abends habe ich vom Fernseher gelernt, dass es wohl sowas wie eine Wörteraussortierliste zu geben scheint (in der D*denredaktion?).
Als „abgelaufen“ angesehen werden, auf den 1. drei Plätzen: Kleinod. Blümerant. Dreikäsehoch.

Bei „blümerant“ wurde mir ebenso, benutze ich das doch ständig!
Darf ich das dann nicht mehr?
O.K., „Kleinod“ liest man eigentlich nur noch in tantigen Landschaftsbeschreibungen.
Und der „Dreikäsehoch“? Naja, erstmal beinhaltet das Wort meine Lieblingszahl und außerdem isses putzig. Den gebe ich nicht her. Der Dreikäsehoch ist doch der Bruder des I-Männchens. Oder gibt’s das auch schon nicht mehr?

 An 10. Stelle der Liste steht übrigens der „Schlüpfer“.
Ein wunderbares Wort, für dessen Erhalt ich mich allerstärkstens einsetzen werde! (Ich weiß, dass mich Freundin S. hier tatkräftig unterstützen wird, benutzt sie dieses niedliche Wort doch ständig. Auch gern in der „Schlüpper“-Variante. Sie hat mir auch das Wort „Strumpi“ beigebracht. „Hasse wieder schön Strumpi unter?! Wo die doch so aufträgt!“)

Und dann gab’s noch einen hübschen Verhörer.
Jemand erzählte was vom Schiebe-Trieb.

Bevor ich richtig überlegen konnte, wie der sich wohl äußert, rutschte der Groschen weiter und pingte dann: Ski-Betrieb.

Gute Laune & Fensterdecken

Heute hab‘ ich richtig gute Laune.

Ich hab‘ freundlich geträumt, was immer hilfreich ist, habe meine merkwürdigen Pilates- übungen weggearbeitet, dann hab‘ ich noch ein bisschen die Hüften zu Miss Winehouse‘ neuer Scheibe geschwenkt, bin kalt duschen gegangen und fühle mich jetzt frisch und fruchtig.

Also habe ich gleich mal meine Kapuzinerkresse ausgelichtet, bevor die beim Nachbarn unten wieder reinwachsen kann, denn er würde sonst ja doch bloß versuchen, die zu rauchen. Da würde der sich aber wundern! Obwohl: Es hätte vielleicht was von Menthol- zigarette… Vielleicht probier ich das sogar selber mal aus!

Gestern habe ich hier nur so rum gelegen im eigenen Saft und hab‘ mir in Bauch und Hüften gepiekst, geseufzt, und dann doch wieder Schokolade im Mund gehabt. („Ehrlich Herr Kommissar, ich weiß auch nicht, wie die da hin gekommen ist!“ *augenklimper*)
Einen kleinen Spaziergang habe ich allerdings unternommen und habe dabei gleich zwei Fotos gemacht, die mal bebildern, was ich am 24. Mai mit den Fenster-Decken gemeint habe.

Nämlich so was:

Deckenfenster3

Jetzt sagt bloß, so was habt Ihr noch nicht gesehn! Sollte das etwa eine regionale Spezi- alität sein? „Komm‘ nach Hannover! Wo die Tiere am Fenster hängen!“ Ach so: ich finde ja auch, dann sollte man den staubigen Kunstfaserschwitzlappen wenigstens richtig rum aufhängen!

Ich habe übrigens den Verdacht, dass Herr B. aus dem Erdgeschoß wegzieht. Das würde mir gut gefallen! Der hat nämlich Streit mit mir, sagt mir aber nicht, weshalb. Als ich ihn mal freundlich drauf ansprach, warum er nicht mehr grüßt, meinte er, ich wisse schon wieso! Nee, weiß ich nicht (ich ahne), aber wenn er (geschätzte Ende Fuffzich) sich wie ein bockiges Kleinkind aufführen will, soller doch! Ich habe ihn einfach weiter freundlich gegrüßt und er hat neulich versucht, mir die Haustür quasi ins Gesicht zu werfen. Doofer- weise (für ihn) ist da aber so ein „Schließarm“ oben dran, also wurde das Ganze ein wenig albern. Ich musste ihn einfach ein bisschen auslachen: „Neeeneeeneee, Herr B…“ Nun scheint er wohl frustriert weg zu ziehen.

Mal sehen, ob sich da vielleicht jemand Nettes einnistet.
Hoffentlich niemand mit Decke.

Mittenmang

Gestern habe ich etwas getan, was ich eigentlich nie tue:
Ich war auf dem Lister Meilen-Fest (Lister Meile ist hier so eine Schlender- und Geldloswerdstraße, die sich einmal jährlich selbst feiert). Anlass meines Hingehens war aber ein Auftritt, den die gute V. dort hatte. Das wollte ich doch gerne sehen.
Ohne diesen Anlass wäre ich mal schön zuhause geblieben.

Ich wurde aber von Freundin T. abgeholt, die sich einen lateinischen Hupfdohlenmeister angucken wollte und war eigentlich ganz froh, ein bisschen vor die Tür zu kommen.
Womöglich erlebt man da was!

Hauptsächlich erlebte meine Nase, wie schön Bratwurstgeruch, mit künstlichen Duftstoffen beträufelte (ach was: getränkte) Holzkugeln, Bierdunst, Pipiecken, Räucherstäbchen, verschwitze Leiber und gegrillter Schafskäse nicht zusammenpassen.
Die ganze Meile war quasi geruchsgestreift.
Ich aber hatte zuhause (mal wieder) Spargel, Schinken und Erdbeeren, die meiner geduldig harrten und war daher nicht zu locken.

Ich staune ja immer wieder, was man da für Leute sieht!
Eine Art Keith Richards-Double (total verlebtes Schmalgesicht, getigerte Klamotten, Stirnband, geschätzte 60 Jahre, 50 kg, Federohrring, Sonnenblende) stakste orientierungslos durch die schiebende Menge. Traute mich nicht, ein Foto zu machen.
Womöglich hätte er mir verwirrendes Gespräch und Autogramm aufgezwungen.

Plötzlich kommen wir an einem Käfig vorbei, in dem sich eine richtig arme Wurst völlig durchnässt und erschöpft festklammert.
Junggesellenabschied. Wäre er mal in den Urlaub abgehauen!

Wasserbomben

Passanten dürfen ihn mit Wasserbomben bewerfen. Das Merkwürdige (außer für mich): Keiner scheint richtig Spaß an der Sache zu haben. Der Eingesperrte ist mit den Nerven wohl schon länger kurz vor knapp, seine Freunde versuchen, sich aufzuregen, schaffen es irgendwie aber auch nicht.

Als wir an einem Kinderkarussell vorbei gehen, fragen wir uns, warum dort immer so furchtbare Schlager gespielt werden. Als elektrische Kinderkarussells sich (nach dem Kriege…?) überall verbreiteten, mag das ja die angesagte Musik dazu gewesen sein, aber seitdem hat sich ja wohl ein bisschen was getan.
Also, es gibt doch inzwischen mehr als zwei Musiksparten oder wie. Wir vermuten spontan, dass die Karussells schon mit eingebauten Platten ausgeliefert wurden und deswegen.
Und dass die Karussells von ehemaligen Schlagersängern gebaut werden und sie mit diesem perfiden Trick an ihre Tantiemen kommen.
Und andere müssens ausbaden!

Ein paar Schritte weiter: Eine dufte kleine Schnabuliertheke.

Lakritze

Was für „echte Rohstoffe“ uns dort dargeboten werden, ist unklar.
Wir vermuten, es handelt sich um so wertvolle Sachen wie Rohöl, Mangan, Kupfer oder sogar Holz.
Die feilgebotene „Lakritze“ sieht aus wie mehradrige Kabel und ich kann mich grade noch zurückhalten, sie zu probieren. Im Gegensatz zu T., die findet, der Geschmack sei (überraschenderweise!) „hm, irgendwie komisch“.
Die bebrillte Kundin scheint bereits einem Schwächeanfall zu erliegen.

Die Tatsache, dass beide Auftritte fast zeitgleich auf verschiedenen Bühnen stattfinden, bringt uns ein wenig in die Bredouille und führt zu vorübergehender, aber zeitlich begrenzter Trennung (jede darf sich innerhalb dieser Zeit auch mal mit anderen verabreden und ausgehen).

Ich guck mir also V.s prima Kurzauftritt an, bei dem getrommelt wird und galoppierende Sofas eine Rolle zu spielen scheinen, und T. arbeitet sich wieder zurück zur anderen Bühne, um sich mit Merengue und Tango vollhudeln zu lassen.
Als V. ihren Auftritt glücklich überstanden hat, beglückwünsche ich sie, bevor sie sich ihr verdientes Bier schnappt und folge T. zur anderen Bühne.

Dort isses grade losgegangen und T. hat sich natürlich mittig direkt vor der Bühne aufgebaut und wippt und schlenkert auch schon munter gutgelaunt vor sich hin.
Ich mag ja nicht gerne so exponiert stehen, überwinde mich dann aber und stelle mich dazu. Die Musik ist jetzt nicht sooo mein Fall, aber es gibt viel zu sehen und von hier hat man einen guten Rundumblick. Mir fällt auf, dass das hier die Trinkerecke zu sein scheint, denn es tauchen immer mehr total vertrunkene Visagen auf, die sich aber alle zu kennen scheinen.
Ohne Rücksicht auf Umstehende werden Bierflaschen in Gestikulation einbezogen und qualmende Zigaretten und Zigarillos unter fremde Nasen gehalten. Auch angerempelt wird. Allein von den Alkoholfahnen kann man sich ordentlich Promille einfangen.

Auch die üblichen „befreiten Tänzer“ fehlen nicht, werden aber durch einige entzückende Kleinkinder ausgeglichen, die mit teilweise ernstem Eifer ihre Kniegelenke ausprobieren.
T. und mir tun die Musiker leid, die ein schöneres Publikum verdient hätten.

Irgendwann fällt mir auf, dass T. sehr konzentriert auf den Bongospieler schaut und plötzlich am Grinsen fängt. Auf meinen fragenden Blick erklärt sie, sie habe sich nun minutenlang fasziniert gefragt, wie der die ganzen Töne denn da raushole, man sehe das ja gar nicht in der Bewegung.
Bis ihr endlich aufgegangen sei, dass die andere Hälfte des Handgetrommels ja vom Kongaspieler käme, der im Übrigen direkt daneben steht. (Eine ganz typische T.-Bemerkung, wennichdasmalbemerkendarf.:wave:)

Ein Stückchen von mir weg steht ein Typ, der mich immer mal geheimnisvoll anlächelt, so dass ich beginne, mich zu fragen, ob ich ihn vielleicht kenne (aber aufgrund seiner Sonnenbrille nicht er-), oder ob ihm meine verhaltenen Wippbewegungen amüsieren.
Dann ist die Müsike alle und T. und ich sausen in der Bahn nach hause.

Vor meiner Tür steht dann dieses Auto:

Ohrfrei

Bedarf, jemand?

(Und heute bleibe ich dann wahrscheinlich zuhause.)