Saunier‘ mir!

Freundin T. hat rigoros entschieden, ich bräuchte jetzt „was Warmes, Kuscheliges“, und wo sie Recht hat, hat sie nun mal Recht. Es stellt sich dann aber raus, dass sie bloß mit mir in die Sauna will. Und weil ich am Wochenende direkt mal eben 1 1/2 Kilo abgenom- men habe, finde ich mich auch ausreichend schön dafür. Das finden eventuell auch die anderen Saunierer, denn wenn nicht neugierig geguckt wird, dann erklärt man uns sogar gerne, wo wir was am schönsten machen können, obwohl wir eigentlich gar nicht gefragt haben und nur so gucken.

Wir saunen antizyklisch, Freundin T. und ich. Antizyklismus bringt’s. Das ist nicht etwa ein neuer Wellness-Trend, sondern bedeutet lediglich, dass immer da, wo wir reingehen, die Anderen gerade rauswollen. Das Gute dabei ist natürlich, dass wir auch in der Sauna schwatzen können und uns ohne die Aufgüsse dabei sogar sehen können, weil keine lästigen Dampfschwaden zwischen uns wabern.

Wenn wir fix und fertig sind, gehen wir ins Wasser.
Und dann kommen wir wieder raus und legen uns in den Ruheraum.

Saunageschredder Einer der beiden Ruheräume ist ein riesiges Holzgebäude im Garten, mit luftiger Decke und Kamin. Es heißt sogar „Silentium“ und drinnen herrscht absolute Stille. Bis auf das Herumgekrame der Ruhenden natürlich.

Außerdem ist ein Holzgranulat ausgestreut, das fast soviel Lärm macht wie frisch ge- harkter Kies. Und wenn man die Schlappen auszieht, muss man ganz tapfer sein und sich zusammenreißen, um nicht vor Fuß- schmerzen laut „Kartoffelsalat!!!“ zu rufen.

Der Planer muss ein Witzbold gewesen sein, der bestimmt immer noch zuhause sitzt und sich verschmitzt die kleinen Händchen reibt vor Schadenfreude.

Kaum, dass wir liegen, kommt ein Fräulein vom Personal sehr leise durch die Tür, macht sehr leise die Kamintür auf, legt ausgesprochen leise ein paar Scheite hinein und versucht dann, leise ein Blatt Zeitungspapier zu zerknüllen. Wer Spaß dran hat, kann jetzt ja mal raten, ob es ihr gelungen ist…

Als wir fertig „geruht“ haben, und wieder in den Saunabereich wollen, hält uns ein netter Herr die Tür auf. Prompt kommen noch jede Menge andere Gäste und er kann die Tür nicht loslassen. Verdammte Höflichkeit. Ich sage noch: „Na, da haben sie jetzt aber den Abend lang zu tun, was?“, da hält uns zufälligerweise sein Freund gleich noch die zweite Tür dahinter auf. Wir bedanken uns artig und bekommen daraufhin den Türaufhalter sofort als „Hermann“ angeboten. Ich gucke kurz, brauchbar sieht er ja aus, der Hermann, aber dann fällt mir ein, dass ich ja noch drei Hermänner zuhause habe. Bei denen handelt sich zwar um Teig, aber Kuchen ist mir eventuell zurzeit ohnehin lieber. Der streitet sich nicht mit mir rum, und wenn, bring‘ ich ihn einfach um die Ecke und trinke noch Tee dazu.

Wir lassen Hermann also links liegen und muckeln uns wieder ins Warmheiße, bevor ich mich unter Fiepen komplett in sehr, sehr kaltes Wasser tunke, und wir danach im zweiten Ruheraum landen. Dort überlege ich bald, mal heimlich eine Kamera aufzustellen, die den ganzen Tag nur das ewige Deckenauf- und Zugefalte filmen darf. Jeder, der kommt, findet eine gefaltete Decke vor und hinterlässt eine ebensolche. Ein Kommen und Gehen und Wedeln und Ausschütteln und Falten ist hier an der Tagesordnung, dass die Luft nur so zirkuliert! Später stellen wir sogar fest, dass es wohl sogar den Beruf des Deckenfalters geben muss, denn da läuft einer vom Personal herum, der tut nichts anderes, als Decken zu falten. Ich stelle mir dann vor, wie ich irgendwo einen netten Herrn kennenlerne, und dann frage ich ihn, was er denn so beruflich tut. Und dann sagt der: „Ich bin Plaidfolding Manager in einem großen Wellness-Unternehmen!“

Weil T.’s Magen inzwischen so laut grumbelt, dass wir gegen die Ruheverordnung versto- ßen, kehren wir im Bistro ein. Ich bin entsetzt, dass sie dort gar nicht mehr dieses irre leckere Roastbeef mit Bratkartoffeln auf der Karte haben, auf das ich mich schon den ganzen Tag gefreut habe. Als ich mich dann endlich für die Entenkeule in Orangensauce entscheide, gibt’s die auch nicht mehr. T. bemüht sich, während des Essens nicht einzu- schlafen und ich versuche, die Beinchen adrett übereinanderzuschlagen. Es geht leider nicht, weil der Tisch zu niedrig ist. Wahrscheinlich hat den ebenfalls das Männlein entworfen, das auch das Granulat auf den Gewissen hat.

Als wir kurz darauf noch mal ruhen wollen, sind T.s Füße vom Essen so schwer gewor- den, dass sie ihre Liege fast nur mit tatkräftiger Hilfe nach hinten gekippt bekommt. Zum Glück ist Hermann grad‘ außer Sichtweite. Ein paar Reihen hinter uns hält sich jemand auf, den wir zwar auch nicht sehen können, aber: Ey du! Du, mit der rascheligen Plastik- tüte, in der du minutenlang herumgesucht hast, nur unterbrochen vom hektischen Auf- und Zuziehen des Reißverschlusses deiner Sporttasche, bis du dann unter lautem Schlapfen und Türenklappen den Raum verlassen hast: sag‘ uns ruhig nächstes Mal Bescheid, wenn du in die Sauna gehst! Ich bring‘ dann meine Bohrmaschine, den Staub- sauger und meine anstrengende Kollegin mit, dann wollen wir doch mal sehen! – Keine Ahnung, wie T. bei dem Lärm schlafen kann… Ich liege wach, gucke den hellen Nebel- schwaden draußen zu, die vom Solebecken aufsteigen und versuche, was Schönes zu denken.

Als T. wieder wach wird, saunieren wir noch mal, tauchen uns in noch kälteres Wasser (mindestens – 10 °C, wahrscheinlich Flüssigstickstoff), ruhen noch mal (eine Frau, die vor uns schläft, seufzt auf eine Weise, der man anmerkt, dass sie sich im Traum ausgespro- chen wohl fühlt. Ich würde ja jetzt gern behaupten, dass ich das war, aber das wäre leider gelogen.), dann reibt sich T. aus Versehen noch statt mit Körperlotion mit Duschgel ein, und dann gehen wir.

Und sind uns wieder mal einig: sowas machen wir jetzt öfter.

Arganöl, Bügelcondor und keine Schokolade.

Gestern hatte ich wieder das alljährliche Vergnügen, mit Freundin T. auf der Infa herum- zuspazieren. Da wir diesmal fest entschlossen waren, uns ü-ber-haupt nicht zu stressen, ging es erstmal damit los, dass es nicht losging und wir in Ruhe ein Brötchen in der Brominenküche aßen und erste Neuigkeiten austauschten. Dann ging es aber doch los.

Schon in der ersten Halle kaufte ich mir einen sehr schönen Schal, der wirklich zu Allem passt. (Außer wahrscheinlich, zu einem anderen Schal.) Freundin T. rieb sich nur kurz darauf freudig am Nebenstand mit Arganöl ein, während der ölige Verkäufer hartnäckig versuchte, mich davon zu überzeugen, dass der hohe Vitamin D-Gehalt des Zeugs eine rapide Verjüngung, die Abschaffung sämtlicher Hautprobleme wie Schrunden, Ausschläge und Pickel und überhaupt ein besseres Leben bewirke.

Das hatte ich aber alles genau so schon mal über Aloe Vera, Nonisaft und noch davor über „Spirula Irgendwas“ gehört und fand, meine Haut solle man ruhig weiter arganölfrei bleiben. Und sowieso wäre es doch merkwürdig, dass die Menschheit noch nicht längst von allem Übel befreit sei, bei soviel geballter Naturpower immerzu. Dazu mochte er nichts sagen, guckte aber genervt.

Also zogen wir weiter und Freundin T. fragte mich daraufhin alle halbe Stunde, ob sie denn nun schon viel jünger wirke und bat mich, ihr Bescheid zu geben, wenn ihre Stimme wie- der die glockenhelle einer 7-Jährigen sei. Dies versprach ich ihr gern.

Ich wusste bereits, was nächstes kommen würde, denn wir kamen zum Unicef-Stand, wo T. immer paketweise Weihnachtskarten kauft, die sie lawinenweise verschickt. Zum Glück stand mitten im Gang ein Korbstühlchen, auf dem ich’s mir gleich mal gemütlich machte und mir vorstellte, alle diese Leute kämen nur, um mich da sitzen zu sehen.

Infa_1_Leute

Ich weiß selber, dass das nicht stimmt. Aber wenn zu Robbie Williams in Berlin 10.000 Leute kommen, dann kann ich mir ja wenigstens mal kurz zum Spaß vormachen, bei mir wären es wenigstens acht. Und gedrängelt wurde bei mir auch viel weniger, das ist mir auch lieber, ehrlich gesagt. Und mit Sachen beworfen hat man mich auch nicht, das ist mir sogar fast noch lieber…

Infa_2_Hunde

Am nächsten Stand wurden zwei gelangweilte Hunde auf Stühlen ausgestellt. Wir warte- ten ein bisschen, ob aus dem Mauseloch vielleicht gleich eine Maus rausgeflitzt und dann ein bisschen Leben in die Sache käme, aber dann wollten wir doch lieber weiter.

Man glaubt ja eigentlich nicht, was auf Messen so alles verkauft wird! Und welche Aus- blicke man so genießt, während man in Camping-Klappsesseln Rückenmassagekissen ausprobiert und verkaufsfördernde Gesichter macht.

Infa_3_Fuesse

Nach der Massage war T. erstmal schwindelig (kein Wunder!), aber zum Glück kamen wir bald an einem Stand mit Klangschalen vorbei, an dem ihre Aura von einem netten jungen Mann direkt wieder zurechtvibriert wurde. Und prompt hatte sie wieder Farbe im Gesicht und fand, ich solle doch mal ein Foto vom Muxel’schen Spätzlewunder-Stand machen, weil sich das irgendwie lustig anhört, und ich kann ihr ja kaum was abschlagen.

Infa_4_Spaetzle

Worin das Wunder dann bestand, haben wir aber nicht geguckt, weil mich der Condor von nebenan ein bisschen abschreckte. Weder wollte ich von ihm gebügelt werden, noch hatte ich Lust auf eine zünftige Sprühextraktion, zumal ich lieber gar nicht wissen möchte, was damit im Einzelnen gemeint ist.Sicher helfen dann auch keine Klangschalen mehr.

An der nächsten Ecke wollte es irgendwie auch nicht besser werden. Immerhin weiß ich jetzt aber, woraus nächtliche Schrecken gemacht werden:

Infa_5_Alptraumholz

Vermutlich kann man da Material zum Selberschnitzen erwerben, aber wir hatten natürlich keinen Bedarf und wollten auch Niemandem zusehen, der so einen Bedarf hat und viel- leicht gerade das Sortiment prüft.

Wir wechselten stattdessen mal lieber die Halle und dabei kriegte ich mittenmal so richtig Weihnachtsgefühle:

Infa_7_Weihnachtsstimmung

Muss an diesem Stand mit exotischem Räucherwerk gelegen haben… – Wer hier nicht sofort Lust auf Kipferl und Bratapfel kriegt, ist ja wohl ein grober Klotz!

Und weil wir jetzt so richtig Appetit hatten, schmiss T. eine Runde leckeren Flammkuchen mit Gemüse und fing gleich eine Diskussion mit den beiden ältlichen Damen am Neben- tisch an, wieso es eigentlich nirgends Roiboostee zu trinken gäbe, sondern immer nur ollen schwarzen, Früchte-, Pfefferminz- und Kamillentee. Wo doch heutzutage kaum noch jemand keinen Roibosstee trinke! Außer eben in gastronomischen Einrichtungen. Vermut- lich ist das der Grund, warum ich lieber bei schwarzem Tee bleibe, denn davon findet sich immer noch ein zerknitterter Beutel hinten in der Schublade.

Eigentlich wollte ich mir hinterher noch tolle Schokoladen kaufen, aber es gab diesmal keine, obwohl das angeblich die Halle mit der schicken Lebensart sein sollte. Wie das ohne Schokolade, aber dafür mit Kunstpelz-Couchdecken und überteuertem Stoffblumen- nippes gehen soll, das wissen sicher Andere. Also suchte ich mir zum Trost ein Püllchen Blutorangen-Aperitiv-Essig aus, den ich demnächst Gästen aufzunötigen gedenke. Falls dann noch was übrig ist. Die Rillettes, die ich mir vor Kurzem hab‘ schicken lassen, ist nämlich auch schon wieder halb leer gegessen…

infa08_Freundin_TDann war’s auch gut und wir wollten gern nach Hause. Im Rausgehen fiel mir noch auf, dass die Stehlampen-
mode offenbar zum Größenwahn geht, denn im letzten Jahr sahen die Lampen bekanntlich ja schon so aus:

Ich fand das ja schon bedenklich, denn wer hat denn schon so riesige Glühbirnen im Haus, vor Allem jetzt, wo es bald nur noch diese winzigen LEDs geben soll!

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Aber das ist nichts gegen die Lampenmode in diesem Jahr! (Freundin T. hat zwar auch auf dem unteren Foto wieder eine weiße Tüte dabei und zufällig ähnliche Sa- chen an, aber ich schwöre, dass ich dieses Foto erst gestern gemacht habe.) Wie soll man denn sowas noch ins Wohnzimmer kriegen?!?
(Also, die Lampe, meine ich. Die gute T. passt ja ohne Weiteres in jedes Wohnzimmer.)

Infa_6_Lampe
Und was das eventuell über den Zusam- menhang von Konsum und Finanzkrise aussagt, das möcht‘ ich lieber gar nicht wissen.

Vielleicht lag’s ja auch doch am Arganöl, und T. war wieder ganz klein geworden. Ein Grund mehr, die Finger von dem Zeug zu lassen, nachher sind wieder Kinder- gartengebühren fällig! Na, das ist ja zum Glück jetzt eher das Problem von T.s Mann A., soll der sich drum kümmern…

Ich wurde noch 1A nach Hause gefahren und T. kam auch ohne Weiteres an die nötigen Pedale und sogar die Treppe hoch, um hier noch einen Tee zu trinken. (Roiboos! Aber den hatte sie sich jetzt vorsichthalber mitgebracht.)

Schön war’s wieder. Wie immer.
Und darum wie immer an dieser Stelle:

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Danke, liebe T., für den schönen und lustigen Tag & ganz liebe Grüße!

– Deine Theo

Schlank, aber bald rosa.

Hach Kinners! Herrlich, wie viel Schönes in eine Woche passen kann…

Jeden Tag hab‘ ich jetzt irgendwas Besonderes (also, besonders für mich) unternommen und zwischendrin in meiner Butze herumgetan. Mir ist nämlich wieder eingefallen, wie ich’s mir richtig nett machen kann und das hab‘ ich dann auch. So einzwei Tage würd‘ ich auch noch locker vollkriegen, ich hab nämlich doch nicht alles geschafft, bin aber sehr zufrieden. So zufrieden, dass ich mir gestern Abend direkt noch einen rosa Wollmantel auktioniert habe, von dem ich noch nicht weiß, ob ich damit wirklich je rausgehen werde. Rosa. Glücklicherweise ist er gar nicht teuer (11,50 €) und hat immerhin einen deutlichen Kaschmiranteil. Zur Not trage ich ihn eben nur zuhause, wenn die Heizung mal wieder ausfällt…

Und die passenden Handschuhe habe ich sogar auch schon dazu. Seit August oder so. Letztes Jahr im Herbst wollte ich unbedingt bunt geringelte Fingerhandschuhe ohne Fingerkuppen haben, aber dafür mit so einem Fäustlingsmützchen zum Drüberklappen. (Die Damen wissen jetzt sicher, was ich meine, die Herren lesen einfach drüber.) Mein letztes Paar hatten mir die Motten aufgegessen und ich war darüber untröstlich und hätte beinahe nächtelang geweint.

Wo ich auch fragte und guckte: nix. Bis ich im Spätsommer mittenmal direkt davor stand. – Ich meine, wenn’s im Sommer Spekulatius und Baumbehang gibt, dann find‘ ich es nur recht und billig, wenn man auch schon die warmen Handschuhe dazu zu kaufen kriegt. Und inzwischen ist es ja sogar schon kalt genug dafür (bisher für mich der einzige Grund, mich über’s Wetter zu freuen) und vielleicht ziehe ich die Handschuhe nachher sogar an, wenn ich mich mit dem netten Rebhuhn am Bahnhof treffe. Sie fährt nämlich nicht nur durch Hannover, sondern hält sogar ein Weilchen an. Dieses Weilchen werden wir mit Kaffee, Tee und Gerede anfüllen. Außerdem hat sie mir Marzipan-Nougat-Rauten ver- sprochen.

Ich gehe davon aus, dass wir  halbwegs geradeaus sprechen werden, und nicht so, wie ich das ständig im Fernseher zu hören kriege. Was ist denn z.B. bloß eine „Bedrullje“??? Ich höre immerzu, dass Leute da hineingeraten oder -kommen. Angeblich soll das sogar schon ein richtiges Fremdwort sein, was mich irgendwie nicht entzückt. Denn gemeint ist ja wohl eigentlich die „Bredouille„. Komischerweise bedeuten beide sogar dasselbe! Wenn ich also lange genug darauf bestehe, dass eine Verdrehung richtig ist, wird sie’s irgend- wann? Neenee…

Niedlich find‘ ich hingegen, dass eine Bekannte von mir hartnäckig behauptet, sie und ihre kleine Familie seien ihrer Etepetete-Schwester zu „proletanisch“, weswegen sie zu Feiern nicht mehr eingeladen würden (was sie im Übrigen als Erleichterung empfindet). Für mich klingt das nach einem bunten außerirdischen Völkchen mit kleinen Antennen am Kopf und Saugnäpfchen an den Fingern, aber gemeint ist sicher was ganz anderes. Interessie- ren würde mich nebenbei, ob die garstige Schwester eventuell selbst auf diesen nagel- neuen Ausdruck gekommen ist, wo sie doch eigentlich inzwischen „was Besseres“ ist.

Was war sonst noch?

Am Mittwoch saß mir in der Straßenbahn eine ältere Dame gegenüber, und als wir aus dem Tunnel fuhren, sahen wir gleichzeitig, dass es inzwischen zu regnen angefangen hatte. Synchron fingen wir an, in unseren vollen Taschen zu kramen. Unsere Blicke kreuzten sich amüsiert und ich sagte: „Der Regenschirm ist natürlich immer ganz unten, klar!“ Und sie meinte, sie hätte „ja kurz Muffe“ gehabt, dass sie ihren vielleicht gar nicht eingesteckt hätte, aber dann schwenkte sie ihn mir fröhlich hinterher, denn ich musste auch schon aussteigen.

Im Baumarkt habe ich dann Donnerstag sehr nett mit der Verkäuferin geplaudert, während die Maschine meinen Lack zusammenrührte. Und anschließend haben wir einstimmig festgestellt, wie man Lackdosen am besten schließt: In dem man sich nämlich vorsichtig auf den Deckel stellt. Alles andere macht da bloß Beulen rein.

Draußen vor der Tür hatte eine Omi ihr Fahrrad neben meinem angeschlossen und fragte mich, ob ich denn da rauskäme, oder ob sie erst zur Seite gehen solle. Ich sagte, was man da halt immer sagt, und zwar: „Och das passt schon, wir sind ja schlank, nech?“

Prompt legte sie los: „Ach früher! Aber jetzt?!? Diese Fettverteilung! Oben 38, unten 42. Man findet ja nichts mehr! Die Anzüge! Oben 38, unten 42…“

„Sehnse, bei mir isses fast genau andersrum!“

„Die verkaufen einem ja nicht zwei Teile! Da passt ja nix!“

„Naja, aber wir kommen schon zurecht, was?“

„Man kriegt ja nix! Es nützt ja nix! Auf Wiedersehen!“

Genau. Nützt ja nix. Sehe ich auch so.
Und überhaupt, in diesem Sinne: Proletanier aller Planeten, vereinigt Euch mal!

Hannover, es tut mir leid!

In der Zeitung stand gestern, dass Hannover im Ranking der beliebtesten deutsche Städte gnadenlos abgerutscht ist. Je nach Liste und Auswahlkriterien steht die Stadt nämlich mal auf Platz 7, mal auf Platz 15 von 50. Doch neuerdings hockt man schlecht gelaunt auf Platz 25 herum. Grund: Die Kriminalstatistik. Da steht, sie weise 15.059 Straftaten je 1.000 Einwohner aus und der Bundesdurchschnitt läge „nur“ bei 10.723 Delikten. Das kann ich zwar nicht ganz glauben, aber wenn’s doch in der Zeitung steht…

Und ich bin Schuld. Eingerechnet sind nämlich auch die Schwarzfahrvergehen. Und ja, ich gebe es zu: Ich bin Freitag schwarzgefahren! Mein Gewissen plagt mich so…, – aber ich hatte doch mein Portemonnaie in der anderen Jacke gelassen! Und hab’s erst am Bahnhof gemerkt! Und ich musste doch pünktlich bei der Arbeit sein! Und zurück habe ich mir dann auch eine Karte gezogen, wirklich!

Ich weiß nicht, wie sie es spitzgekriegt haben, aber Samstag stand’s halt schon in der Zeitung:

Meinetwegen_ist_H_jetzt_una

Auf Sonntag folgt Sonntag.

Gestern war aber wirklich mal ein verschrobener Tag.

Erstmal bin ich gar nicht richtig aufgewacht, sondern aus einem Traum wie rausgerutscht. Den Traum kannte ich schon, den habe ich seit vielen Jahren immer dann, wenn ich mir selbst was Bestimmtes zu sagen versuche. Zuletzt hatte ich übrigens vor ungefähr zwei Jahren so deutlich mit mir geredet.

Nach dem Aufstehen tat ich dann ein Weilchen etwas, dass ich beim besten Willen nicht anders als „Rummuckeln“ bezeichnen kann, obwohl ich mir wünschte, dass das Wort „Muckel“ in allen seinen Abformungen nicht zu meinem aktiven Wortschatz gehörte. – Sei’s drum! Ich hab‘ also in meinem kleinen, bunten Haushalt so’n büschen gemuckelt und bin dann anschließend mit dem Fahrrad los.

Als ich am Zeitungsladen vorbeifuhr, dachte ich noch: „Ham die Urlaub?“, aber als ich dann zum Lindener Markt kam, wo weder die zwei Apotheken, noch der Italienische Laden, noch die Post aufhatte, würde mir blümerant. Ich hatte wirklich für einen Moment das schräge Gefühl, ich hätte womöglich den ganzen Samstag (und die Nacht drauf auch noch) verschlafen und es wär‘ Sonntag. Dafür allerdings war der Traum irgendwie zu kurz gewesen… In der mündlichen Rede würde ich jetzt sagen, es hätte sich „strange“ ange- fühlt, aber geschrieben sieht das ja total blöd aus, auch wenn es hier passt. Das Gefühl war unwirklich und fremd. Zum Glück fiel mir rechtzeitig, bevor ich mich mal zu einer gründlichen Kopfuntersuchung anmelden konnte, ein, dass ja Tag der deutschen offenen Tür oder sowas war!

Da war ich natürlich kurz beruhigt, und dann aber gleich ziemlich sauer! Schließlich hatte ich total viel vor: Geld einzahlen, Zeitung besorgen, Wocheneinkauf, Tablettchen abholen und mir Blumen schenken… – Also alles ziemlich dringend und dann steh‘ ich da im kurzen Hemd. Und dann war auch noch der Geldautomat in der Post gestört und wollte mir keine Penunzen rausrücken!

Ich finde das sowieso grundsätzlich seit Monaten doof, dass ausgerechnet in dem ersten Jahr, in dem ich wieder auf dem „normalen Arbeitsmarkt“ zugange bin, die Feiertage so beknackt liegen. Menno.

Aber der Bäcker, der hatte immerhin auf! Und hat auf mein Geheiß auch sofort Brötchen auf die Theke gelegt. Geht doch. Auf dem Rückweg habe ich einer Konkurrenzbank beim Abheben vermutlich ein Bündel unsichtbarer, weil noch virtueller Geldscheine in den Rach- en geworfen (Fremdautomatenabhebegebühr oder wie das heißt) und bin grummelnd bis leise schimpfend nach Hause, wo ich mich dann für den Rest des Tages über Pralinen, mein Strickzeug und Gedanken zur Lage hermachte.

Zum Glück liegt in meinem Badezimmer aber das Hannöversche Stadtmagazin und das verriet mir, dass heute in der Innenstadt verkaufsoffener Sonntag ist. Dann eben sorum! Bittesehr. Wäre doch gelacht, wenn ich heute nicht noch an Zeitung, Blumen, Tomaten und Zeug komme! Los geht’s, konsumier‘ mir!

Und den Kopf, den kann ich ja auch genausogutundgerne ein anderes Mal nachgucken lassen.

Was man alles so hört.

Hier in meinem Viertel heißen ja viele Mütter Anne, das weiß ich ziemlich genau, weil meinem Haus gegenüber ein Spielplatz angebracht ist, von dem aus die kleinen Racker ihre Mütter ans Fenster rufen, damit die dann mal ein bisschen Geld für Eis runterschmei- ßen oder einfach bloß mal gucken, weil Lukas dem Mehmet gerade die Kekse wegfrisst.

Dieser Spielplatz ist offenbar so schön, dass die Kinder gleich dableiben, bis sie ungefähr 25 sind und nächtens um dreie Bier trinken, sich Witzigkeiten zubrüllen, gegen die Klet- tersachen treten und sich gegenseitig „voll bescheuerte“ Videos auf dem Handy zeigen, was wiederum zu eruptivem Gelächter und dem mehrmaligen lauten Wiederholen der Pointe führt. Den Rest der Handlung kann ich mir jeweils theoretisch dazu denken, wach wär’ ich dann ja schon mal…

Zwischen dem normalen Radau tagsüber und der nächtlichen Rumkobolzung gibt’s aber auch noch die Dämmerung, in der sich mitunter herzzerreißende, aber typische Szenen belauschen lassen. So wie vor ein paar Tagen zwischen Mutter und Kind:

„Los! Nach Hause!“

„Nee, noch nicht…“

„Doch, komm jetzt!“

„Gleich.“

„Ich will aber nach Hause.“

„Nur noch 5 Minuten…“

„Dann geh’ ich alleine!“

„Mir doch egal, ich bleib’ noch!“

„O.K. – Dann geh’ ich jetzt.“

„Du hast ja nicht mal’n Schlüssel…“

„Manno, ich will jetzt aber nach Hause. Ich hab’ auch riesigen Hunger!“

„Jaaahaaa! Gla-heich! Die Mami raucht jetzt noch in Ruhe ’n Kippchen und trinkt ihr Bier zuende, ja? Dann gehen wir nach Hause und ich koch uns was Schönes.“

Bakterielle Psychologie

In Hannover gibt’s ja ziemlich viel berühmte Medizin. Die MHH zum Beispiel. Oder diesen bekannten Gehirndokter, der sich hier vor Jahren eine eigene Spezialklinik in Hirnform hat bauen lassen und sowieso sein eigenes Hirn auch immer auf alle Promifotos draufhält.

Krank könnte man hier also ruhig mal werden, man wäre hier wohl ganz gut versorgt.

Der neueste Coup im Gesundheitssektor ist hierzulande nun das „Netzwerk“ gegen Bak- terien. Ich vermute ja, dass das ein ziemlich kleines Netz sein muss, wenn man die winzigen Biester wirklich damit fangen will. Trotzdem scheints irgendwie hinzuhauen, denn anschließend werden so-fort! strenge Bakterienerziehungsmaßnahmen eingeleitet.

Doch, wohl! Steht doch in der Zeitung!
Bak1

Im Innenteil geht’s sogar noch weiter:
Bak2

Sie könnten auch sagen: „Aus!“ oder „Pfui!!!“ oder mit so kleinen elektrischen Halsbänd- chen arbeiten. Und zur Not geht’s aber sicher auch einfach mal ohne Abendbrot ins Bett. Zumindest würde ich das so handhaben. Ich finde nämlich auch, man muss in solchen Dingen streng und vor allem konsequent sein, sonst lernen die das doch nie! Nein muss auch Nein! heißen. Basta.

Und wenn so eine niedliche Bakterie einen dann mit großen Schmelzaugen anblickt, muss man sich auch mal zusammenreißen können, um nicht etwa einzuknicken und zu sagen: „Naaa gut… Du darfst nach den Hausaufgaben noch ein bisschen mit deinen Freunden rumkeimen… – Aber um Punkt sieben bist Du zuhause!“

Das führt, sind wir doch mal ehrlich, auf lange Sicht nur zu Autoritätsverlust.

Und weil das mit der Konsequenz manchmal so schwierig ist, haben sich Hannovers Mediziner quasi stationsübergreifend zusammengetan. Sicherlich auch, um sich gegen- seitig den Rücken zu stärken. Ich stelle mir vor, wie sie sich untereinander anrufen und am Telefon Erziehungstipps austauschen:

„Meine ist gestern Abend wieder über’n Balkon abgehauen, als sie dachte, ich komm’ nicht mehr gucken.“

„Dann musst Du jetzt wirklich mal hart sein, Inge. Mach’s, wie Du’s angedroht hast: Keine neue Petrischale zum Geburtstag!!!“

Frühling is‘!!!

Kurz, bevor ich losging, hörte ich noch mal in aller Ruhe „Winter“ von Miss Amos, und tatsächlich strahlte die Sonne einmal ganz kurz mit voller Kraft durch’s Wohnzimmer- fenster! Doch kaum waren die letzten Töne verklungen, zog sich’s auch schon wieder zu. Sei’s drum, dachte ich und zog mich auch. – Nur eben an.

Rein in den Mantel, Regenschirm untergeklemmt und los! So richtig frühlingshaft sieht es da draußen ja nun ehrlich gesagt noch nicht aus, aber das wird hoffentlich noch. Zu wis- sen, dass auch Ihr Euch jetzt auf den Weg macht, machte das Grau natürlich irgendwie, naja, ungrauer.

Eigentlich wollte ich ja auf die alte Weide klettern und von dort aus meine beiden Kastanien werfen, aber als ich nach einer Viertelstunde bei ihr ankam, sah’s da so aus:
Frühling_Weide

Der Versuch, doch vielleicht einen Weg zu ihr finden, endete in nassem Strumpfwerk und einer gesunden Schlammpackung für Billigturnschuhe, die wie teure aussehen sollen. Zum Glück hatte ich aber für’s obere Ende ein kleines Ablenkungsmanöver mitgebracht.
Frühling_MatschuheFrühling_Sekt

 

 

 

 

 

 

Ich beschloss also spontan, stattdessen von hier zu werfen…Frühling_Brücke
…und dann war’s auch schon kurz vor zwölf…

Vielen Dank, Ihr kleinen braunen Bollen für Eure stille Unterstützung in den letzten trüben Monaten! Ich wünsch‘ Euch einen guten Flug und eine weiche Landung. Weg jetzt mit dem Winter! – Und huuuuiii….

Da flogen sie, sagen wir mal: mittelweit. (Den Wurf selber habe ich nicht geknipst, dafür musste ich mich schließlich konzentrieren.) Es bleibt mir übrigens immer ein kleines wehmütiges Gefühl, wenn die Kastanien dann tatsächlich weg sind, aber das kenn‘ ich schon, es gehört wohl irgendwie dazu…
Frühling_KastanienFrühling_Kastanien_weg

Also, das war’s nun mit dem Winter. Gefälligst.
Der soll sich hier erstmal nicht mehr blicken lassen!

Das hab‘ ich denen da übrigens auch gesagt, als ich mit dem Sektglas in der Hand meine Runde fortsetzte und bei Ihnen durch Wohnzimmer stiefelte:

Frühling_Graugänse
(Ich glaub‘, das wussten die aber schon…)

– Und wie war’s bei Euch? Erzählt doch ruhig mal!

Grünsprießende Grüße, Eure Theo.

Börsennews

Na, dachte ich eben, als ich nach Hause kam, was bloggste denn heute?

Das kommt übrigens wirklich manchmal vor, dass ich Na denke. Freundin T. denkt übrigens öfter mal Hm. Das geht dann so: „Hm, dachte ich, das musste Dir noch mal angucken…!“, – sowas erzählt sie mir zumindest dauernd…

Also, ich dachte jedenfalls daran, was ich denn mal so bloggen soll. Vorher war ich noch einkaufen gewesen, und zwar für fast genau fünf Euro. Die hatte mir mein Liebster ausge- liehen, weil ich mein Portemonnaie heute Morgen in der Eile ausnahmsweise vergessen hatte. Das war mir vormittags auch schon bei einem anderen Termin aufgefallen, wo ich aus demselben Grund meine Krankenversicherungskarte nicht vorzeigen konnte.

Und nun stand ich im Treppenhaus, ganz in Gedanken, mit einem Beutel Möhren und einer Tüte Milch unterm Arm und einer großen Dose Pfirsiche auf der Faust, und versuch- te meinen Briefkasten aufzuschließen.

Und heraus holte ich: mein Portemonnaie. – Potzblitz!Portemonnaie

Offenbar hatte ich das gar nicht liegenlassen, sondern es war mir aus der Manteltasche gepurzelt. Vermutlich, als ich mein Fahrrad aus dem Hinterhofschuppen zerren und auf- pumpen musste oder so. Man gut, dass ich es noch gar nicht richtig vermisst hatte! Und natürlich war ich gleichzeitig ziemlich erschrocken. Was da hätte alles passieren können, der ganze Ärger und so! Mit diesen gemischten Gefühlen ging ich die Treppe rauf und versuchte dabei, trotz Unteramgepäck und Pfirsichdose, zu gucken, ob auch noch alles drin war, was reingehört. Was auch der Fall war.

An der Wohnungstür klebte dann noch dieses Zettelchen:

Geldbörse_gefunden Der Nachbar, dieser Pfundskerl, hatte wirk- lich an alles gedacht: Er hat sogar den Text extra auf die Klebeseite geschrieben, damit er den Zettel so herum ankleben konnte, dass ihn nicht gleich jeder im Vorbeitrampeln lesen kann!

Und da sag’ noch mal einer, hier im Viertel wohnen nur Banditen und Haudraufs! Von wegen, nämlich. Also:

Lieber unbekannter Nachbar,

Du weißt jetzt also, dass meine Barschaft 31,41 € beträgt, ich Mitglied bei der AOK, der Stadtbücherei und der Postbank bin. Auch, dass ich einen Organspendeausweis und eine Antihistamintablette mit mir führe (jedenfalls meistens), zudem Briefmarken im Wert von 1,35 €. Und dass das Foto auf meinem Perso aus einer Fotofixkabine stammt, die damals wohl gerade kaputt gewesen sein muss (anders kann ich mir meinen deutlichen Bartschatten auf dem Bild nämlich nicht erklären). Auch meine Telefonnummer und email-Adresse könntest Du jetzt theoretisch haben (Visitenkarten). Was Du nicht weißt, ist, wie ungeheuer froh ich bin, dass Du mir diese „bunte Tüte“ vorhin in den Briefkasten und damit wieder zurück in meinen Besitz geschmissen hast!

Ich vermute mal, dass Du nicht gerade zufällig Stammleser in meinem Blog bist, sonst könnte ich mich wenigstens hier bedanken. Aber vielleicht kriege ich noch raus, welcher meiner Nachbarn Du bist. Und dann setzt es aber was!

Eine schöne Schokolade zum Beispiel…

Vielen, lieben Dank von der erleichterten Bromine.