Butterbekenntnisse bringen Riesen zum Zittern.

Noch 3 Tage in meinem Kurvertretungs-Engagement.

Das heißt auch: noch 3 Tage Komplettüberwachung meiner Ernährungsgewohnheiten durch die Kollegin von der anderen Uferseite des Schreibtischs. Mal ohne, meistens mit tadelndem Blick: „Was!? Rosinensemmel schon zum Frühstück!?“, „Mmmh, das sieht aber gut aus, was ist denn das?“ (Baguette mit Putenbrust/Tomate-Mozzarellabrötchen/Nussecke), „Sie mit ihren Keksen, immer!“, „Oh, heute mal eine Apfelsine?“

Jedes Stück Schokolade, das ich mir in den Mund schiebe, wird unauffällig mitgezählt. Alles Anbieten hilft aber nix, es läuft dort nämlich ein innerer Kalorienzähler mit.

Nicht nur, was ich esse, wird protokolliert, auch Getränke müssen erfasst werden. „Was trinken sie denn da immer?“ – „Einen sauleckeren Trinkjoghurt. Wollense auch?“ (Ich weiß aber schon, was jetzt kommt.) – „Nee, um Gottes Willen! Zuviele Kalorien!“ (Bingo. Wenn es IHN allerdings gibt, hat er die Kalorien sicher miterfunden.) – „Ach, der hat ganz wenig. Die ganze (Halbliter-)Pulle nur 300, und komplett BIO isser auch noch! Mit echter Mango und Vanille.“ – „Neeneenee, lassense mal, das ist nix für mich…“ (Dann frag‘ doch nicht…)

Ich wette, Madame ist noch aus der Generation, für die BIO was mit Schmuddel und Un- gekämmtsein ist. (Und wer will schon ungekämmten Joghurt trinken.) Das erkennt man schon daran, dass sie sich ausschließlich von gekümmeltem Kochkäse, Streichmett- wurst und hartgekochten Eiern ernährt. Und natürlich Halbfettmargarine. Und mittags schnell heißgewellte Sauerkrautkartoffelstippe mit Speckstücken drin. Es muss also entweder fest in Plastik verschweißt sein oder gewissenhaft zerkocht. UnBIOiger geht’s gar nicht.

Halbfettmargarine käme mir ja nicht aufs Brot. Damit würd‘ ich nicht mal mein Fahrrad schmieren! Überhaupt: Margarine, pfui. Manche Leute denken ja „Margarine“ käme von „Mager“, aber das ist bloß eine akustische Täuschung. Margarine ist genauso fett wie Butter, schmeckt aber fies. Ein völlig überflüssiges Produkt, wenn man mich fragt.

Frag‘ mich doch endlich mal einer!

Ich würde rundheraus behaupten, Butteresser seien schöner, gesünder, stilvoller, klüger und hätten den besseren Sex. Und wer mir da mit „Cholesterin“ käme, dem würde ich sagen: „Ach ja. Cholesterin. Mömömömömö… Der Zusammenhang zwischen erhöhten Cholesterinwerten und Arterienkasper ist noch immer nicht nachgewiesen.* Sicher laufen irre viele Leute mit haushohen Werten herum, deren Herz aber vorzüglich vor sich hin- rumpelt. Untersucht werden ja immer nur die Kranken.“ Genau das würde ich sagen, weil ich das nämlich immer sage. Sogar ungefragt. (Ich spüre gerade etwas. Nanü, ein kleines Erdbeben? – Ist das eine Tablettenfabrik oder gar ein Pharmariese, der wo erzittert?)

Neulich sprach die Kollegin jedenfalls kurz vor der Mittagspause: „Werden sie mir jetzt aber nicht neidisch!“ und kramte geheimnisvoll in ihrer Tasche herum. „Ich habe heute Grünkohl dabei!!!“ und hielt stolz eine (leider transparente) Plastkdose in die Luft. Über ihre komplette Fehleinschätzung der Situation habe ich sie lieber nicht aufgeklärt. Ich konnte mich beim Neidischsein aber ziemlich gut beherrschen.

Doch, doch, das kriegte ich prima hin.

* Diese Info stammt von einem Kardiologen!

Hä?!?

Gestern auffer Arbeit:

Telefon. Die Kollegin geht ran, hört, sagt: „…Frag‘ ich mal und melde mich wieder.“
Dann geht sie nach nebenan zu den beiden Kollegen, die im Lager unterwegs sind und ruft:

„Hat einer von euch Beiden Interesse an einem Seh- und Hörtest bei Dr. G., dem Betriebsarzt?“

„Also ich nicht…“

„Hä?!?“

„Ich hör‘ genuch und bin auch froh, wenn ich nicht alles sehen muss!“

„HÄ?!?“

Oh, what a whole lot of Wiederholungen…

So. Also, seit gestern neuer Job.

Der Mann, der mich da einarbeitet, wäre ein Nervenbündel, wenn er denn irgendwie ge- bündelt wäre. Stattdessen fliegt er einem quasi in Einzelteilen um die Ohren, seine unzusammenhängenden Erläuterungen ebenso. – Hektik und Unkonzentriertheit, Eure Namen seien der, den ich hier bestimmt nicht hinschreiben werde!

Jungejunge.

Und ich bin die Vetretung von dem Typ, wenn er nächste Woche in die Kur fährt. Die Kur, die er offenbar schon vor Jahren mal längst hätte antreten sollen. Und jetzt muss ich ganz schnell SAP lernen, was für mich normalerweise wohl kein Problem wäre, wenn wir mal auch nur einen Vorgang von Anfang bis Ende komplett durchgehen könnten. Das ging bis- her nicht, weil z.B. gestern andauernd Kollegen unter irgendwelchen Vorwänden reinliefen (dabei wollten sie bloß mal „Aushilfe gucken“). Also musste jede Erklärung sofort mitten im Satz unterbrochen werden, damit stattdessen jeder Einzelne zur Belohnung die irre spannende Geschichte der vorgestrigen Darmspiegelung(!) des Kuristen erzählt kriegen konnte. – Und die des kaputten Heizkessels noch obendrauf für die, die echt Geduld hatten oder einfach länger gucken wollten.

Mein Tagesabschluss lautete gestern dann ungefähr: 30x Darmspiegelungsgeschichte, 20x Heizungskesselkaputtgehschilderung. Und beides wurde auch beim erneuten Zuhören nicht witziger, obwohl der Kollege sich wirklich Mühe gab. Das muss man schon sagen… ER hat jedenfalls jedesmal gelacht!

Heute war dann dran: Schneeschippgeschichte. Und wie ihm dabei die Schaufel von seinem Salzspaten abgefallen ist. Sowas Komisches! (25x bestimmt.)

Morgen kommt dann vielleicht: „Wie ich mir gestern Abend noch ein Wurstbrot belegt habe. Das haste noch nicht erlebt!.“ Mal sehen.

Jedenfalls taste ich mich nebenbei durch SAP, superkomplizierte Bestell-, Rücklauf- und Dokumentationslisten, knuffe mich mit BANF-Nummern, traue mich auch schon mal ans Telefon, loche und hefte, dass es nur so eine Art hat. Und jedesmal, wenn ich eine ganz bestimmte Liste öffne, bekomme ich gesagt: „Wie gesagt, sie müssen die nicht führen, ich habe mir die mal so angelegt, wie sie das dann machen, ist ihnen überlassen, wie gesagt.“ (50x, fast.) Und dazu ununterbrochenes Kuligeknipse und Fußgescharre. Wenn der so weitermacht, gehe ich Montag aber auch in Kur!

Ansonsten sind die Kollegen aber ausgesprochen nett und morgen ist dann auch die Dame wieder da, mit der ich in den nächsten 6 Wochen zusammenarbeiten werde.

Auf die bin ich jetzt aber wirklich sehr gespannt.

Nachtrag:

Die Kollegin ist zum Glück nett, seeehr ruhig und hat mir schon zu verstehen gegeben, dass es ab nächster Woche weniger hektisch zugehen wird. *zwinkerzwinker*

Gedankenwölfe und Unverständnis.

Also, das war wieder ’ne Nacht! Alle 15 Minuten aufzuwachen und dabei zugucken zu müssen, wie einem Gedanken durch den Kopf schießen, die man da nun wirklich nicht haben will, ist kein Späßchen. Gibt so Nächte. Aber was sollen die Gedanken sonst auch machen? Tagsüber wird ihnen ja der Zutritt konsequent verwehrt. Alles was sich perfide ranschleicht, wird an Kragen und Hosenboden gepackt und wieder zur Tür rausgeworfen. Ich probier‘ nämlich gerade zum 1. Mal eine beliebte Männermethode gegen Kummer: Verdrängen und Ignorieren. Gut, dass ich ab morgen wieder arbeite, denn „was Neues anfangen“ gehört ebenfalls zur Methode.

Entschuldigung, ich bin gerade etwas kratzbürstig. Ich hab‘ nicht nur ein paar Stunden „liegende Zermürbung“ hinter mir, sondern gestern auch noch im Fernseher gelernt, dass man wohl endlich sowas wie V*agra für Frauen gefunden hat! Bei der Männerpille hat uns ja schon keiner gefragt, ob wir die überhaupt wollen, jetzt sollen wir auch noch unsere eigene Libido tunen, um wieder gleichzuziehen. Da krieg‘ ich Hals. Und natürlich wird auch die wieder nur verschrieben werden, wenn wirklich große Not, bzw. ein erheblich demoliertes Selbstwertgefühl und deutlicher Leidensdruck vorherrschen. Angeblich sei das bei immerhin 10% der Frauen der Fall. Na klar. So war’s bei der blauen Pille ja auch, trotzdem wurden die verteilt wie Freifahrtscheine.

Interessanterweise ist die Damenpille eigentlich ein (täglich einzunehmendes) Antidepres- sivum, das nun unerwartete „Nebenwirkungen“ zeigt. Komisch, dass mich das gar nicht wundert.

Schon lange gibt’s eine Untersuchung darüber, dass es in Beziehungen, in denen der Mann auch mal im Haushalt hilft und seine Liebste sonstwie unterstützt, auch mehr Sex gibt. Die wird von den Herren aber weitestgehend ignoriert. ‚Ne Frau, die sich überlastet, unattraktiv, gestresst und vielleicht auch noch übersehen fühlt, braucht keine Pille. – Die braucht ’nen anderen Mann!

Einen, der ihr ab und an Blumen und Komplimente schenkt, ihr zuhört und auch mal was abnimmt, ohne dass sie danach fragen muss. Und wenn er dann noch weiß, wie die Flasche mit dem Massageöl aufgeht und ihr eine halbe Stunde Zuwendung schenkt, die nur für sie ist… Dann geht die Luzie aber rund. Versprochen. – Ich darf grad‘ gar nicht dran denken.

Sobald aber endlich eine Pille erfunden wird, die Männer dazu bringt, regelmäßig die Küche aufzuräumen, verständnisvoller und interessierter zu sein und zu begreifen, dass Frauenkörper keine Knöpfe zum Draufdrücken haben und einem auch noch nachts die bösen Wölfe vom Leib zu halten,…

… – stell‘ ich mich sofort in die Fußgängerzone, um die Dinger breitflächig zu verteilen!

Saunier‘ mir! (3)

Ist jetzt zwar auch schon wieder ein paar Tage her, aber ich könnte eigentlich genausogut behaupten, es wär‘ gestern oder sogar gerade eben gewesen, dass Freundin T. und ich erneut in der Sauna waren. Merken würde das doch wahrscheinlich keiner. Aber es würde natürlich gar nicht stimmen…

Egal jetzt. Als wir ins Gebäude kommen, geht’s gleich rund, weil da eine Großfamile rund um den Kassentresen tobt. Also, die Mutter selbst tobt nicht. Sie versucht, mit der nervö- ser werdenden Kassiererin abzurechnen, während ihre Blagen grade das Foyer mit Verve in Schutt und Asche legen. Na, Prost. Ich bin nur froh, dass die offenbar gerade gehen wollen. Freundin T. ist schon durch die Schranke, als eins der Kinder bei meinem Anblick den Alarmknopf drückt, der am Tresen (zugegebenermaßen etwas unglücklich) ange- bracht ist. Die Kassiererin fragt entsetzt: „Hat er jetzt etwa den Alarmknopf gedrückt?!?!“ Die Mutter nur cool: „Ja, klar.“ und wendet sich wieder ihrem Portemonnaie zu, um weitere Berge an Kleingeld rauszufummeln und gemächlich die Münzen miteinander zu vergleichen.

Ich enthalte mich eines Kommentars, wünschte, ich hätte so Werkstatt-Ohrenschützer dabei und warte darauf, dass ich endlich mein Magnetschlüsselbändchen bekomme, um die Szenerie verlassen zu können. Bis es dazu kommt, kann ich aber noch in aller Ruhe begucken, was man sich heutzutage so unter Erziehung vorstellt, nämlich nix. Die Kinder werden weder elterlich kommentiert noch sonstirgendwie strafverfolgt. Außerdem weiß ich jetzt aus eigener Anschauung, was eine „papierne Blässe“ ist, dafür muss ich nur einen Blick auf die Kassiererin werfen, als sie mir endlich das rote Gummiding über’n Tresen schiebt. Das anhaltende Piepen des Alarms scheint sie gar nicht mehr zu bemerken. Bevor eine dunkel geschminkte Sondereinsatztruppe mit quietschenden Reifen vor der Tür halten kann, bin ich aber fix durch die Schleuse zum Saunabereich.

In der Umkleide versuche ich, einen Schrank aufzubekommen, doch alles, woran ich den Schlüssel halte, blinkt rot oder muckst gar nicht erst. Ein Mitarbeiter mit Poloshirt und Geschirrtuch um die Hüften behauptet im Vorbeihuschen, ein freier Schrank müsse grün blinken, ohne dass wir groß nachgefragt hätten. T. hat ihren Schrank natürlich wieder aufgemacht, ohne zu gucken, wierum der jetzt geblinkt hat. Genau so habe ich das sonst auch getan, bloß heute wollte ich’s wohl mal wissen und habe hingesehen…

Währen Freundin T. sich auspellt, laufe ich also wieder raus zum Kassenfrollein und melde, der Schlüssel sei kaputt. Sie behauptet frech das Gegenteil und funkelt mich an. Ich überlege kurz, den Alamknopf auch noch mal zu drücken, kann mich aber gerade noch zusammenreißen. Ich will endlich ins Warme, verdammt noch mal! Stattdessen werde ich belehrt, dass ich den Schlüssel angeblich am Eingang an einen Automaten halten muss, damit der mir freundlicherweise sagt, wo ein Schrank frei ist und mir dessen Nummer anzeigt. Angeblich ist das auch „schon immer“ so.

Na klar, schon im Mittelalter sind die Edelleute vom Ross gestiegen, um sich Automaten- rat einzuholen. Und in der Bibel ist das Ding sicher auch erwähnt: „Und GOtt schuf Himmel und Wasser und den Saunaschlüsseldingsautomaten. Und siehe, es war gut.“ Bloß die Bromine und ihre Freundin latschen jahrelang gedankenlos durch die Schöpfung und reißen Schränke einfach so ohne zu gucken auf wie es ihnen grad‘ frommt.

Ich halte also vorschriftsmäßig den Schlüssel an das magische Dings, und das Dings sagt „332“. Netterweise ist das genau der Schrank neben dem von Freundin T., der eben noch rot geblinkt hatte, als ich was von ihm wollte. Wir stellen also fest: ein freier Schrank blinkt rot. Das ist logisch, das kann man sich prima merken, da hat sich einer was bei gedacht. Zaudern vor roten Lämpchen ist hier nicht angebracht. Mir ist’s egal, Hauptsa- che, ich komme endlich aus meinen Klamotten raus.

Zum Ausgleich für den Anfangsärger sind wenigstens heute mal die Duschen warm, das war beim letzten Mal nämlich nicht so. Da wussten wir auch erstmal, wie gut wir’s zuhause eigentlich haben!

Im Saunabereich geht unser erster Blick auf die Tafel mit den Aufgusszeiten. Schade, M. hat heute keinen Dienst. Der war uns nämlich beim letzten Mal als besonder nett und witzig und nicht unattraktiv aufgefallen. Dann gehen wir eben einfach in die Polarsauna, die ist nicht weit weg, trotz des merkwürdigen Namens schön mollig, und den einzigen Mann darin haben wir bald herausgehühnert. Ich finde das ja immer blöd, dass man in der Sauna und auch in den Ruheräumen nicht reden soll. Wenn ich mir allerdings anhöre, was Andere manchmal so zu erzählen haben, finde ich’s gleich wieder gut. Es müsste meines Erachtens wenigstens einen Ruheraum geben, in dem man komfortabel liegen kann, aber auch leise sprechen darf. Kein Wunder, dass man sonst anfängt, dann eben pantomi- misch Mätzchen zu machen.

Freundin T. und ich sind durch ein Gesellschaftsspiel, das wir früher oft und mit Begeis- terung gespielt haben, in der Lage, uns pantomimisch quasi blind zu verstehen. Eben teilt sie mir mit, dass sie beim Zurücklehnen und -klappen ihrer Liege das typische „ploink!“ vermisst, dass die Gummifüße des Dings normalerweise beim Aufprall auf die Fliesen machen. Ich schlage gleich vor, es noch mal mit richtig Schmackes zu versuchen, auf die Gefahr hin, dass die Stahlrohrliege sich dann in ein Katapult verwandelt und der Rückstoß sie an die verglaste Fensterfront schleudert, wo sie dann hängen bleibt wie diese Plüsch- monster, die Leute sich hinten an ihre Autoscheiben saugnäpfeln. Sie will es auch gleich ausprobieren, kann es aber vor unterdrücktem Gekicher nicht. Und ich hab‘ sowieso die Kamera nicht dabei.

Und so gehen wir mit Genuss abwechselnd ins Warme, ins Kalte, ins Ruhige…

Zwischendrin gehen wir was essen. Und diesmal wird alles sofort und ohne Umschweife gebracht, die Getränke sind kalt, das Essen heiß, es gibt Besteck und Brot und es laufen auch keine Quietschrentner vorbei. Sofort notiere ich mir das Datum.

Bevor wir müde, tiefenentspannt und leergekichert gehen wollen, fällt mir noch Einer auf, auf dessen Handtuch doch tatsächlich „Sc*tch Brite“ steht. Sind das nicht so Topfkratzer, eigentlich? Und ist das dann nicht eine etwas unglückliche Aufschrift für Handtücher? Ich meine, wer muss sich denn schon am ganzen Körper (womöglich angebrannte) Lebens- mittelreste abschrubben? Außer vielleicht junge Mütter nach der Fütterung.

Gut, dass ich so ein Handtuch nie brauchen werde! Schließlich habe ich beim Reinkom- men schon gesehen, was man sich mit Nachwuchs so einbrockt…

Und wer ist überhaupt "Frida"?

Spam bei der Arbeit. Betreff: „Wiegen Sie eine Tonne?“

Tonnewiegen

Nein, ich wiege keine Tonne! – Bin doch nicht blöd.

Es ist ja nun hinlänglich bekannt, dass eine Tonne genau 1.000 Kilo hat. Warum sollte ich mir also die Mühe machen?! Ich messe doch auch keinen Meter! Oder ist das viel- leicht im Sinne von „in den Armen rumschaukeln“ gedacht? Also, ich bin ja nicht nur schön, sondern auch stark (Ersteres im direkten, Zweiteres eher im übertragenen Sinn), aber Tonnen herumzuwiegen kann ich mir gerade noch verkneifen. Weiß doch jeder, dass die total schwer sind!

1.000 Kilo nämlich.

Im Wartezimmer. (Ohne Pointe)

(Erstveröffentlichung: 21. November 2007)

Links gegenüber: Eine zierliche, irgendwie ätherisch-durchgeistigt wirkende Frau liest in einem Buch. Dabei lächelt sie ganz selig. Ihre Bewegungen sind zart, ihre Haltung sehr aufrecht. Sie hat einen langen weiten Rock an, ein schönes Tuch um die Schultern dra-
piert, die Haare hochgesteckt.

Direkt neben mir sitzt ihr Gegenteil: Eine herbe, große Frau mit Pottschnitt und Gesund-
heitsbotten. Einen dicken Aktenordner hat sie auf dem Schoß und erledigt offensichtlich ihren Bürokram hier. Sie schreibt etwas und tütet das Geschriebene in einen Umschlag, den sie umständlich anleckt und verschließt. Sogar Briefmarken hat sie dabei!

Irgendwie ist mir die Herbe sympathischer. Als die Zarte aufgerufen wird („Frau Sänger, bitte!“ – wie passend… wie wohl die Andere heißt?), erhebt sie sich langsam und schrei-
tet hinaus, dabei verliert sie ein schwarzes Bändsel aus ihrer Tasche.

Herein kommt ein älterer Herr, will sich auf ihren Stuhl setzen, da sieht er das schwarze Dings auf dem Boden liegen. Er schnippt es mit dem Fuß einen halben Meter weiter nach links. So, wie ältere Leute eben oft auch Sachen vom Bürgersteig in die Gosse befördern. Jedes Mal frage ich mich, was das soll. Wahrscheinlich ist ein Stück Papier oder eben so ein Bändchen zu hoch zum Drübersteigen. Dann setzt sich der Mann auf den freien Stuhl. Er sitzt da und guckt immer wieder ganz angestrengt zu dem Bändsel hin. Es stört ihn, er kann es da nicht liegen sehen.

Eine alte Dame öffnet die Tür, sie hat einen Blumenstrauß dabei, und ruft mit kräftiger Stimme: „Morgen!“. Dann geht sie gleich wieder hinaus. Die Tür bleibt angelehnt. Der Mann guckt nun auf die Tür.

Angelehnt. Nicht richtig auf, nicht richtig zu.

Er steht auf, öffnet die Tür, schaut der Blumenfrau vorwurfsvoll hinterher, schließt die Tür ordentlich, guckt sich um, ob wir’s auch mitbekommen haben. Dann setzt er sich wieder und guckt das Bändsel weiter an. Hat sich immer noch nicht bewegt.

Als mich die Sprechstundenhilfe aufruft, möchte ich fast sagen: „Ich komm’ gleich! Ich muss das hier erstmal zu Ende gucken…“

Aber dann bin ich doch gleich hin.

SCD.

(Erstveröffentlichung: 14. September 2007)

Nee, nicht CSD. Das ist ja was ganz anderes und auch erst im Juni…

SCD kann man immer haben. Wann man will. Ich selbst habe mich noch vor zwei Tagen dabei erwischt, wie ich vor meinem Schrank stand und zu ihm sagte: „Ich hab’ irgendwie garnix anzuziehn!“ Peinlich. Allerdings liegt das daran, dass mir erstens die Mode der letzten paar Jahre oft nicht recht behagt, ich zweitens neulich ganz viel weggeschmis- sen habe und drittens meine Piepen zusammenhalte, wenn’s geht. Aber der Ausspruch rächte sich prompt. Ich hatte nämlich noch am selbigen Tag ein tolles „Magazin“ im Briefkasten: Es heißt „For me“ und ist ein Kundenmagazin von Protector & Gähnbel. Darin zu lesen auf Seite 15 unter folgender Überschrift:

Hilfe

Also, ich als Frau habe natürlich schon von der Anlage her immerzu die dollsten Gefüh- le. Das ist ja bei uns so eingebaut. Ab Werk, quasi. Deswegen müssen wir ja z.B. auch immerzu heulen und können auch keine Bierkisten tragen. (Also, wenn ich mal welche tragen soll, kommen mir jedenfalls immer die Tränen, das hat noch jedes Mal gewirkt.)

Aber es gibt nun wohl ein „Gefühl, das jede Frau kennt.“ Also wahrscheinlich bedeutet das, dass jede Frau dieses Gefühl schon mal hatte (ein viel benutztes, also), und nicht, dass es ein Gefühl gibt, dass so ein dickes Adressbuch hat, dass es alle Frauen kennt. Ist ja auch egal jetzt.

Die Wissenschaft hat es nun aber erforscht, das Gefühl. Es heißt SCD. Und jetzt fest- halten! Denn das bedeutet: Seasonal Clothes Disorder bzw. echt „Jahreszeitlich bedingte Kleidungsstörung“. Ich musste mehrfach lesen, aber das stand da wirklich!

Und damit Ihr mir’s glaubt:
SCD

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Verdammt, ich muss sofort Vanilletee kaufen, denn ich habe eine Kleidungsstörung!!! Hoffentlich finde ich einen guten Therapeuten! Vielleicht auch eine Selbsthilfegruppe, denn nicht nur mir geht es so schlecht… Auch diese Frau hier ist total verzweifelt und klagt den Baumwollgöttern ihr Leid.

das_hilft

 

Dabei müsste sie bloß mal nach unten gucken, da steht ja die Lösung. Grob zusammen gefasst, besteht sie aus folgenden Tipps:

1) Accessoires an die gestörte Kleidung pinnen, z.B. Ansteckblüten aus Wildleder (aha).

2) Im Internet einzwei schicke Gürtel ersteigern (soso).

3) Topmoderne Ketten und Ohrringe anbringen (hm, hm).

(Meiner Meinung nach ist das ja eigentlich nur ein Tipp, aber da kommt ja noch was: )

4) Klamottentausch-Party mit Freundinnen machen.

Na, die kennen meine Freundinnen nicht! Die haben doch ganz unterschiedliche Figu- ren, die guten. Bei einer Hose von Freundin T. wären mir die Beine viel zu kurz, bei einem Kleidchen von Freundin M. kriegte ich schomma den Reißverschluss gar nicht zu und Freundin S. wird bestimmt ihre Cowboystiefel nicht rausrücken und stattdessen nach Prosecco und Schnittchen verlangen. Die Freundinnen hätten natürlich ähnliche Probleme mit meiner Garderobe, und großartig was zu bieten hätte ich auch nicht, denn das, was ich kürzlich nicht weggeschmissen habe, will ich ja schließlich behalten. Das gibt doch bloß Gezeter. Muss ich mich wohl mit meiner Störung abfinden.

Vielleicht gibt’s ja bald ein lustiges Medikament dagegen. In Größe 38, bitte.

Wenn ich mal groß bin.

(Erstveröffentlichung: 25. Juli 2007)

Heute musste ich im Treppenhaus lachen. Wahrscheinlich denken die Nachbarn jetzt, ich würde langsam gaga, weil ich plötzlich in irres Lachen ausbreche. Hab’ aber nur meine neue Rentenhochrechnung bekommen. Mal sehen, wie ich das noch hinkriegen kann, was ich mir unter meinem „Lebensabend“ vorstelle. Eigentlich möchte ich so eine von diesen durchgeknallten Alten werden, die ohne Schuhe im Superladen stehen und mit den Kartoffeln reden. Zuhause werde ich mir die Kartoffeln wohl sowieso nicht leisten können. Das würde ja gerade noch passen.

Allerdings stelle ich mir außerdem eigentlich vor, mit anderen Alten meiner Generation eine lustige, hedonistische Villa-WG zu gründen, in der den ganzen Tag getrunken, ge- kokst und gepokert wird. Also alles, was ich mir jetzt nicht recht erlaube. Dazu wird’s Pflegepersonal geben, das hauptsächlich nach Knackigkeit und Nervenstärke ausgesucht wird und in der Küche steht die allerbeste Köchin der Welt und macht mir immerzu die tollsten Bratkartoffeln. Das ist es nämlich, was ich den Kartoffeln vorher erzähle: Was für ein unglaubliches Glück sie haben werden, auf diese wunderbarste Weise ums Eck ge- bracht zu werden. Und beruhigend streicheln werde ich sie bestimmt auch mal.

Einige meiner Freunde haben sich übrigens schon auf WG-Zimmer beworben.
Dann muss ich mich jetzt aber wirklich mal ranhalten mit den Rentenbeiträgen, damit’s auch was werden kann…