Kaum zu fassen, Herbst.
Ich hab vom Sommer wirklich nichts gehabt. Das behaupten bestimmt Viele gerne mal, aber in meinem Fall ist die Behauptung erlaubt. – O.k., behaupten ist immer erlaubt. Herbst dagegen ist nicht er-, sondern entlaubt. Da darf man ruhig mal schlechte Wort- spiele machen. Ist gestattet. (Und bevor ich jetzt noch anfange mit er- oder sogar bestattet, hör‘ ich mal lieber gleich wieder damit auf.)
Herbst ist jedenfalls eins meiner persönlichen „four-letter-words“. Funktioniert zuverlässig. Sag „Herbst“ zu mir und ich krieg‘ Scheißlaune. Upps, Verzeihung. Mich deprimiert das eben, dass jetzt monatelang nur Schmuddel- und Frierwetter kommt, draußen alles immer unansehnlicher wird und mir der kalte Wind unter die Jacke kriecht. Und jedes Mal mache ich mir Sorgen, dass das vielleicht diesmal nicht aufhört, sondern einfach immer so bleibt. Geh‘ mir bloß weg mit bunten Blättern und Gemütlichkeit! Ich finde unzugiges Wetter bei freundlichen Außentemperaturen und bunte Blumen einfach gemütlicher. Haushoch. Frag‘ mich jetzt bitte niemand, was „haushoch gemütlicher“ sein soll. Wer sich’s nicht zusam- menreimen kann, soll eben einfach dran vorbei lesen.
Ich lass‘ mir den Herbst jedenfalls nicht schönreden. Alle Argumentation geht ja doch nur dahin, dass die Jahreszeit trotzdem schön ist… Man müsse eben die positiven Aspekte daran verstärken. Also, eine Jahreszeit, die ich mir erst schöntrinken muss, – nee danke! Ich bin dagegen. Ich bin für die komplette Abschaltung des Herbstes! Ob die Grünen da vielleicht mal was machen können? Denen muss das Ganze doch eigentlich ebenfalls großes Unbehagen machen, so rein vom Symbolcharakter her, wenn alles so loswelken will und so. Aber das mit der Abschaltung hat ja auch schon in anderen Bereichen nicht richtig hingehauen…
Also müssen wir schnell handeln.
Aufruf zur großen, beliebten und total
internationalen Kastanienbewegung!
Geht so:
Kastanie finden, in die Tasche stecken
und bei jedem Drüberreiben ist wieder
ein Stückchen Herbst geschafft und
Trost gewonnen. Und dazwischen
pflegen wir abwechselnd ein bis-
schen Melancholie und Jahres-
zeiten-Ignoranz. Und den Winter,
den kriegen wir damit auch irgend-
wie rum, bestimmt!
Dann im Frühling, wenn das erste grüne
Blatt aus dem Zweig will, dann wird sie wieder
weit, weit fortgeschmissen und mit ihr das olle Graue, Fröstelige…
Der Bollen hier ist also meine Kastanie, heute morgen gefunden. Die ist riesig!
Hier ein Beweisfoto:
Ich gehe selbstverständlich frech davon aus, dass es unheimlich viel Glück bringt, wenn die erste Kastanie, die einem im Herbst über’n Weg läuft, so groß ist wie eine Kartoffel und so schwer wie ein Golfball. (Zumindest meinem Orthodäden, wenn ich im Frühjahr ganz schief bin, weil ich vergessen habe, diesen Okolythen immer mal zwischen linker und rechter Tasche hin- und her zu tauschen.) Egal, es muss eben die erste sein, nur die gilt!
Ich freu‘ mich jedenfalls, wenn Ihr die Kastanienbewegung wieder zahlreich mittragt und wir im Frühling sogar zeitgleich schmeißen.
Und jetzt will ich Eure Kastanien sehen! 😉
Liebe Grüße, Eure Theo
Nachtrag
Bisher mit dabei (z. T. mit eigenen Einträgen):
– Hauslude
– Rebhuhn
– Pocemon
– AndiW
– Juleika
– Sansibar
– tara91
– Rolline
– McMannheim
– NetRat (und das Hifiding von nebenan)
– Schnoggel