Hollandse Geschmeck

Auf Reisen ist es für mich das Größte, nach landestypischen Spezialitäten Ausschau zu halten und dabei kleine Entdeckungen zu machen. Die Supermärkte und Kaufhäuser stel-
len dabei für mich durchaus echte Sehenswürdigkeiten dar.

 

Der Haken an der Sache: Hinterher sitze ich zuhause und denke an die vorzüglichen Man-
delkekse, die ich auf derundder Insel so gern gegessen hab… Denn meistens handelt es sich doch um Süßes, gern auch um Schräges oder Buntes. Ekliges lasse ich aus.

 

Wie gestern bereits angekündigt, zeige ich heute mal, was ich in Holland in der Süßwa-
renecke eines Warenhauses erbeutet habe. Anscheinend sitzt in der Marketingabteilung bei HEMA ein Geschichtenonkel, der die bunten Tüten höchstselbst betextet.
Zwei Beispiele habe ich eingepackt.

 

schokokonfettiZum Schokokonfetti fällt ihm also ein:

„sind elf rote + vierzehn gelbe – fünf schwarze genauso lecker wie zwölf orange x neun rosa – acht gelbe : fünf blaue? rechne es aus!“
Mal von der Groß- und Kleinschreibung abge-
sehen, an der sich die Schulkinder bitteschön kein Beispiel nehmen sollten, frag’ ich mich: What the heck meint der Mann damit?

 

Ich hab’s ausprobiert, dazu musste ich insgesamt ungefähr 14 Päckchen des süßlecke-
ren Zeugs in mich reinrechnen, kam aber zu keinem anständigen Ergebnis. Geht es hier eventuell um die Einwohner der verschiedenen Kontinente? Ich find‘, die schmecken alle gleich. Und wo wohnen dann die Blauen? Obwohl, so wie ich zurzeit manchmal friere, kann ich mich eigentlich selber glatt dazu zählen…

 

FrischeBertasDanach brauchte ich erstmal sofort einen anderen Geschmack. Also her mit den „Frischen Bertas“!

„Die Kuh Berta isst jeden Tag ein Kilo Minze. So hat sie immer einen frischen Atem. Da freut sich der Bauer!“
steht auf der Tüte.

 

Großbuchstaben scheint Berta immerhin zu kennen, aber ob Kühe wirklich soviel Minze fressen? Glaub’ ich irgendwie nicht, oder? Aber der Bauer, der freut sich! Den ganzen Tag lässt er sich nun begeistert von seinen Rindern, die alle Berta heißen, anatmen.

 

Und die Minze macht die Kühe so schulli, dass sie aus lauter Daffke Bockspringen in meiner Hand spielen, kaum, dass ich sie aus der Tüte gefieselt hab’. Das macht mich so nervös, dass ich sie direktemang verputze. So.

FrischeBertas1

 

Direkt verputzt (aber schon letzte Woche) habe ich auch die Schoko-Nuss-Fudges, die kann ich hier leider nicht mehr vorzeigen. Auch die doppeltsalzige Lakritze ist schon unter’s Volk gebracht. Geschichten standen da sowieso keine drauf. Doch hier wartet noch ein Kästchen auf Freundin M.: Petitfours
Der knallbunte Inhalt ist als „Kinder-Petit-Fours“ beschrieben. Es sind aber kleine Marzi-
panbomben, die mithilfe vieler kleiner E’s, die in heller Schokolade und Zucker wohnen, bemalt sind. Ich glaub’ nicht, dass die kleine Matilda (M.s Tochter, 1 ½) davon was ab-
kriegt. Da schnappt die doch sofort über! Die kriegt einen gesunden Apfel und ein paar Salzstangen auf die Faust, und die Minikuchen gehen an die Großen!

 

Petitfours2

 

 

 

 

 

 

 

 

Auch für mich habe ich kleinen Vorrat gesich-
ert. Und ich kann versichern, sie schmecken genauso, wie sie aussehen, hehe…

Magenschwindel & Ohrensausen

Letzte Woche war ich ja noch verreist. Zum Beispiel in Maastricht.

 

Dort erlitt ich plötzlich eine mittelschwere Hüngerchenattacke. Weil ich aber im Gegen-
satz zu Herrn Jean Pütz keine Schublade dabei hatte, aus der ächzend ein dreihaariges, anstrengendes, mit ungesunden Flecken übersätes Männchen springt, um mir „Milschreis zum Sällbabasteln“ mit zugehörigem „Tütschen“* anzudienen, und auch mein Begleiter keine Anstalten machte, eine solche Schublade unter’m Mantel herauszuzücken, suchten wir uns einfach eine Kneipe. Beziehungsweise ein „Eetcafé“, oder wie das dort heißt. Der Laden hatte auch einen ganz typischen holländischen Namen, und zwar: „C’est la vie!“

*(„Tütschen auf…, drübber…, – fechtisch!“ weckt bestimmt bei so Manchem alle möglichen Assoziationen, nur keine, die sich aufs Essen bezieht.)

 

Obwohl auf den Straßen irre viel los war, war es in der Kneipe sogar noch lauter, beson-
ders in der Ecke, in der wir noch Platz fanden. Da wurde nämlich das Geschirr aufbewahrt bzw. durcheinander geworfen, die spotzende Kaffeemaschine bedient und das Personal bebrüllte sich mit Anweisungen. Wir bestellten „Toasti mit Kaas und Ham ohne Ham“ (aber mit Toast und Kaas) und Kaffee. Jetzt erst fiel mir die Musik auf, aber zu spät: wir saßen schon und hatten bestellt. „You’re my heart, you’re my soul…“ Hoppla. Direkt im Anschluss: „Take these broken wings!“ Gefälligst.

 

Zum Glück kam jetzt unsere Bestellung. Der ersehnte Imbiss wurde begleitet von „Kyrie Eleison“ (/Marillion), das ein Herr am Nachbartisch auch noch ganz gut kannte und das „Ohohoooooo…!“ aus dem Refrain sogar leise (dachte er) mitsang. Da schmeckt einem doch die leckere Salatbeilage gleich noch mal viel knackiger!

 
Vielleicht hätte unsere Kellnerin auch gern mitgesungen, hatte sie doch eine, sagen wir mal, zutiefst männliche Stimme, die irgendwo hinter ihren unübersehbar weiblichen Attri-
buten hervorkam. (Eigentlich zu tief, um in Fish’s Geknödel einzustimmen. Eventuell, wenn was von Bonnie Tyler gelaufen wäre?) Das begeisterte sie übrigens anscheinend selber so, dass sie meinem Gegenüber gleich mal die leere Espressotasse umriss, sie dann aber schön ordentlich wieder auf der Untertasse zurechtstellte. Denn wer weiß schließlich, wozu wir die leere Tasse noch brauchen…

 

Das „Kyrie“ ging jetzt über in „One night in Bangkog“, offenbar hatte hier jemand vom Per-
sonal so eine 80er-CD an der Tanke mitgehen lassen, in dem Glauben, Touristen hörten so was gerne. Mir machte das auch tatsächlich immer mehr Spaß und ich fing an, mir Notizen zu machen. Wahrscheinlich erweckte ich dabei bei meinem lieben Begleiter den Eindruck, Maastricht gefiele mir nicht richtig, und ich würde mich sogar darüber lustig machen. Das liegt mir jedoch fern. Diese Kneipe hätte auch in Soltau sein können oder meinetwegen auf Texel (und auch dort hätten sie vielleicht versucht, statt der leeren Tasse Deine noch vollen Blättchen mit Hilfe eines Zaubertricks abzuräumen *g*), und Maastricht gefiel mir sogar so gut, dass ich unbedingt vorhabe, da noch mal hinzufahren, sobald sich die Gelegenheit bietet. Nach Texel übrigens auch. Soltau weiß ich noch nicht.

 
Gespannt wartete ich also auf das nächste Stück… Es war „Pass the Dutchie“. Das hatte ich nun echt über 20 Jahre nicht gehört. „Gimmidiemjusikmäkmijampampamp!“


damoklespulleNa, das sollte hier mal einer versuchen, denn der Laden war bis unter’s Dach vollgestopft mit Zeug und Leuten und Zeug. Direkt über mir hing, wie das be-
rühmte Damenkloschwert, eine riesige, wahrscheinlich  45-Liter-fassende J*ger-
meisterpulle.

 

Ich hatte ein bisschen Schiss, sie würde sich vielleicht ausgerechnet den heuti-
gen Tag aussuchen, um sich aus ihrer bestimmt fachmännisch verzwirbelten Drahtverankerung zu lösen und mich auf ihrem Weg nach unten zu erschlagen.

 

Vielleicht ist das Foto deshalb so verzit-
tert. Die anderen sehen sogar noch viel schlimmer aus!

 

Was nicht mit draufging auf’s Bild: „99 Luftballons“. Die hätte ich, statt im Ohr, wirklich lieber über mir gehabt, und zwar ohne Nenas Seufzgesang, dem man wohl nie mehr ganz entkommen wird.

 

Zeit also, zu gehen. Offenbar betrübt dies das Personal zutiefst, denn hinaus begleitet werden wir von „Each time you break my heart…“

 

Frisch gestärkt und (wenigstens anteilig) amüsiert, treten wir auf die Straße zurück und eine meiner Lieblingstätigkeiten an: Die Suche nach noch unbekanntem Geschmeck.

Bei der Ladenkette HEMA werde ich fündig.

 

Doch dazu morgen mehr…

15. Dezember

Sansibar hat mich gefragt:stern15

„Welche Fremdsprache würdest Du gerne können?“

Antwort:

Am liebsten würde ich natürlich ordentlich viele können, aber bei dieser Frage fällt mir immer spontan Italienisch ein. Ich finde, das klingt so schön, eine sehr musikali-
sche Sprache, irgendwie. Tatsächlich habe ich schon ab und zu überlegt, einen Italienischkurs zu machen, aber dann hab’ ich’s doch nie angefangen.

Ich hab’ nämlich erstmal nicht vor, bald nach Italien zu fahren, weil mir ulkigerweise von der Mentalität her andere Länder viel mehr liegen, – z.B. Norwegen! Da möchte ich nämlich schon lange unheimlich gerne mal hin, obwohl mir als Außenstehender die Sprache dort staubig und dröge vorkommt (aber die Norweger spre-
chen bestimmt eh’ nicht viel, da kommt man vielleicht auch so zurecht). Oder in ein paar asiatische Länder, deren Sprachen total schwer zu lernen sind, weil man sie gar nicht erst lesen kann.

Ich mag also scheinbar entweder die Sprache oder das Land. Nach Frankreich muss ich nämlich auch nicht unbedingt noch mal reisen, dabei könnte ich mich dort theoretisch sogar halbwegs verständigen.

Mein einziger richtiger Satz auf Italienisch ist übrigens bisher:
„Dov’ e la prossima chocolata, prego?“ *

Den kann ich auch noch in ein paar anderen Sprachen. Aber der fällt ja nun auch unter „lebensrettende Maßnahmen“. Überhaupt weiß ich in den gängigsten europäischen Spra-
chen eher die Lebensmittel zu unterscheiden. Das ist ja wohl auch am Wichtigsten! Nur krank oder orientierungslos sollte ich unterwegs nie sein…

Durch meine japanische Freundin M. schnappe ich auch immer einzelne Japanisch-Brok-
ken auf, muss aber gestehen, dass ich die meisten sofort wieder vergesse (bis auf die, die lecker klingen).

Die Länder mit den schönsten Sprachen haben meiner Meinung nach auch das tollste Essen, das fällt mir gerade so auf. Und die mit dem fadesten Essen haben dafür die atem-
beraubendsten Landschaften. Vielleicht ja als Ausgleich. Da muss man beim Essen dann eben schweigen und ein bisschen aus dem Fenster gucken…

So, lieber Sansibar, ich glaube, jetzt habe ich ungefähr die Hälfte Deiner Fragen beantwortet. *g*
Es kommen also noch welche…

Arrivederci allora e a presto,
La Theobromina

* „Wo gibt es bitte die nächste Schokolade?“

14. Dezember

Heute sind mal wieder zwei Fragen dran, eine
von Freundin T. und eine von kulturniprogram:

stern_14

Freundin T. hatte ja gleich mehrere Fragen gestellt.
Hier nun derer die zweite:

„Wieso wird lange vor der Ernte ein Streifen des Feldes abgemäht?“

 

Antwort:

 

Öh, ja. Darüber denke ich auch schon die ganze Zeit nach. So hier mitten in Hannover… Felder? Wattn für Felder? Da musste ich bei ihr direkt noch mal nach-
fragen, was sie damit genau meint.

 

Freundin T. wohnt ländlich und hat beobachtet, dass die Bauern vor der Ernte schon mal einen Streifen Feldes wegmähen. Das bedeutet übrigens nicht, dass sie da Schafe hin-
stellen und die motzen dann die Halme ein Stück weiter.

 

Ja, nu. Ich wusste nun auch nicht, hatte auch keine richtige Idee. Vielleicht testen die, ob das Korn trocken genug ist zum Ernten und Dreschen? Aber das wird wohl auch bei Nicht-Kornfeldern gemacht. T. selber meinte, es hätte vielleicht was mit Schädlingen zu tun. Also habe ich aus lauter Daffke mal ins Netz geguckt, ohne Hoffnung, da was zu finden. Ich fand aber doch: eine textstarrende Landwirtschaftsseite, die ungefähr 12m lang runterzuscrollen ging, bevor ich folgenden Tipp fand:

„(…) Pflegen sie Ihre Feldränder.

Durch das Abmähen oder Mulchen der Feldränder kann das Einwandern vor allem von Un-
gräsern in die Felder verhindert
werden. Auch Krankheiten werden durch das Abmähen der Feldränder bekämpft, (…)“


Aha, Freundin T. hatte also Recht. Da hätte sie mich ja eigentlich gar nicht fragen müssen. Ungräser, soso. Man kann sich die Einwanderungswellen der Ungräser ja gar nicht plastisch genug vorstellen! Bestimmt ist das in Wirklichkeit ein enormer Andrang, mit Sack und Pack. Und wenn man nicht aufpasst, witschen sie über die grüne Grenze, und dann hat man den Salat. Und wohin bringen sie dann wohl die rechtzeitig abgemähten Ungräser? Werden die kurzentschlossen zum Feldrand zuückgeflogen?

Dass man durch das Abmähen Krankheiten bekämpfen kann, wusste ich natürlich. Denn wenn ich Erkältung hab’, gehe ich immer mähen, und irgendwann ist die Nase wieder frei. Aber das weiß ja nun jeder. Wenn man also einen abgemähten Feldstreifen sieht, weiß man: Entweder „Einwanderungsstopp“ oder sogar „Bauer wieder gesund“. Da kann man dann ja eigentlich gleich mal vorbeigehen und gratulieren. Vielleicht wird man ja auf ein Stückchen Pflaumenkuchen eingeladen…

Liebe T., Danke auch für diese Frage. Nun weißt Du also, was Du eigentlich sowieso schon wusstest. Und das Tolle ist: Ich weiß es jetzt auch. Und ein paar Andere.

Mäh! Mäh! Määäh!
Deine Theobromina


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Zum Pflaumenkuchen passt jetzt aber gut noch die Frage von kulturniprogram. Er fragt mal rein so interessehalber aus seiner Schweiz heraus:

 „wieso schmeckt kaffee besser, wenn man statt kaffeepulver einen teebeutel verwendet?“

Antwort:

Knifflig.
Also, der Umkehrschluss funktioniert schon mal nicht. Tee schmeckt nicht besser, wenn man Kaffeepulver verwendet. Ich hab’s versucht. Dafür schmeckt Hühnerbrühe ebenfalls besser, wenn man statt Brühwürfel einen Teebeutel reintut. Auch alle 3-Minuten-Terrinen schmecken besser, wenn man das heiße Wasser stattdessen über ’nen Teebeutel giesst.

Bei Kakao funktioniert’s nicht ganz. Da bleibt’s bei: Unentschieden. Heiße Milch mit Teebeutel aufgekocht = genauso lecker wie mit Kakao. Beide vertragen gut zusätzliche Würzung mit fast allen Gewürzen, außer Salz und Pommesgewürz.

Oder begreife ich vielleicht die Frage falsch? Geht es wirklich nur um den Teebeutel? Soll ich den leerfieseln und dann in den Kaffeefilter legen? Schmeckt immer noch besser, als wenn ich Kaffeepulver verwende. Und weil da ja jetzt noch die Teekrümel nackt herumlie-
gen, empfehle ich, die auch gleich noch dazuzuschmeißen. Das ist vielleicht lecker!

Ich glaube einfach: Fast alles schmeckt irgendwie besser, wenn man einen Teebeutel reinhängt. Vielleicht ist das die Erklärung…

Danke Dir für diese etwas-spät-aber-doch-eingetrudelte Frage, kulturniprogram.

Viele Grüße und ein herzliches: „Rock on!“
Von der Theobromine

Öko-Überraschung

Als ich verreist war, ging ich einkaufen. In einem Bio-Superladen. An der Kasse gab’s, wie in anderen Superläden auch, Überraschungseier. „Hm.„, dachte ich, und: „Ach. Ob da wohl pädagogisch wertvolles Holzspielzeug drin ist?“ Eine Zeitlang mochte ich überrasch-
ende Schokoeier ganz gern und hatte die ganze Küche voll mit z.T. zweckentfremdetem Plastikkrempel.

„Na“, dachte ich dann weiter, „das probierste mal aus!“ Ich suchte mir das Ei aus, das noch am sorgfältigsten in ökologisch wertvoller Alufolie eingewickelt war. In diesem Fall kann man das Wort „sorgfältig“ ruhig genau nehmen, denn das arme derangierte Ei trug jede Menge Sorgenfalten. Kein Wunder, dass allem, was öko ist, eine gewisse äußere Schludrigkeit nachgesagt wird. Zurück vom Einkauf machte ich erstmal ein Beweisfoto:
Oek-ei








Dann wickelte ich das Ei aus.
Auf der Folie steht ja, die Überraschung sei „aus kontrolliert ökologischem Anbau“.

OekanbauJetzt war ich aber echt richtig neugierig. Also runter mit der Verpackung. Überraschung:
Ein Schoko-Ei! Es sieht schon ein bisschen mitgenommen-
verkratzt aus. Egal. Weiter jetzt.

Ich krieg‘ es kaum auf, die Nähte sind wohl besonders gut abge-
dichtet. Ein bisschen, wie diese Passivhäuser… Jetzt hab’ ich’s endlich auseinander! Drinnen ist ein zweites Ei, das überrascht mich, ehrlich gesagt, kein kleines bisschen. Damit man es nicht mit den klassischen Spielzeugeiern verwechselt, ist es grün. Das ist bestimmt umweltfreund-
licher. Ich erwarte jetzt, dass da vielleicht bunte Holzperlen drin sind, und ein Baumwoll-
faden zum Auffädeln. Oder ein kleines Murmelspiel, vielleicht ein Würfel und eine kleine Spielanleitung zum Zocken, oder irgendwas in der Art.

Als ich das grüne Plastikding endlich aufhabe, fliegt ein Zettelchen raus und etwas, das ich erst auseinanderzerren und dann wieder zusammenstecken muss. Das Ergebnis ist ein Vieh. Laut Zettel ist es eine Katze. Meiner Meinung nach muss sie sehr traurig sein über ihre Anatomie. Die arme Katze. Sie gibt sich aber pupslustig und gut gelaunt und streckt einen Finger hoch.  Inhalt_oek-ei
Meiner Meinung nach den Falschen.

Sofabesuch

Eben war Freundin T. hier, eigentlich wollten wir nach Bückeburg, aber dann ist das Wet-
ter so schlecht, dass wir lieber einen Spaziergang machen. Neben dem Gehweg auf dem bepflanzten Seitenstreifen steht, ordentlich aufgestellt, ein Paar nass geregneter SchuheSchuhe.

„Guck’ mal!“, sagt T. „war hier so’n Sturm, dass es die Trägerin da rausgefegt hat? Oder hat da gestern einer seine Schuhe hingestellt, damit der Nikolaus, wenn er hier vorbei kommt, was reintut?“

„Genau“, sag’ ich, “und dann kam ein zweiter Nikolaus und hat’s wieder rausgenommen…“

Vom Spaziergang zurück, erklärt sie mir, ihre Är-
ztin gebe „immer Annika Kügelchen“.

„Welcher Annika denn? Und was denn für Kügelchen?“, frage ich. Ich kenn’ nämlich gar keine Annika, aber ich hab’ mich auch nur verhört: Die Ärztin ist Homöopathin und gibt immer Arnika-Kügelchen. Dann erzähle ich ein bisschen vom Bloggen und davon, dass Besucher im Blog wohl manchmal eine „Hemdschwelle“ haben, und sich deswegen nicht recht trauen, Kommentare zu schreiben, was ich schade finde. Aber als ich meine letzte Hemdschwellung hatte, kam ich auch nur ganz schlecht an die Tastatur.

Und dann erzählt T. mir noch, wie sie Maronenpüree machen wollte. Wer’s nachmachen will, das geht ungefähr so (wenn ich’s noch zusammenkriege): Man kauft ein Netz Maro-
nen, sortiert die eine Hälfte wegen ungut aus, ritzt die Schale der anderen Hälfte ein, kocht sie 10 Minuten, dann schreckt man sie ab. Dabei zieht sich die Haut unter der Schale allerdings wieder zusammen, so dass man sie doch mit einem Messer schälen muss. Übrig bleibt ein Esslöffel voll erbsenwinziger heller Klümpchen. Die müssen jetzt püriert werden. In dem Topf erwischt der Pürierstab sie nur zufällig und schleudert die Bruchstücke durch die Küche und der Köchin ins Gesicht. In einem schmaleren, koni-
schen Gefäß nehmen sie genau den Platz unterhalb des rotierenden Schneidmessers ein. Irgendwann, wenn man alle Pürierstab-Gefäßkombinationen durch hat, stellt man jedenfalls fest, dass die Maronen eigentlich ganz leicht mit der Hand zu zerdrücken sind.

Jetzt, wo ich weiß, wie aufwendig das ist, ist mir auch klar, wieso Maronenpürree in Dosen immer so teuer ist…

(…und beim nächsten Treffen trinken wir dann den Rest vom guten Mozartlikör.) 😉

Tubenstress & Dankeschöns

Mensch, jetzt habe ich mich seit Freitag gar nicht blicken lassen…

Tubensortieren Aber ich hatte ja auch so viel zu tun! Ich muss mich erstmal setzen, ich bin nämlich fix und fertig. Seit Freitag habe ich Tuben sortiert. Und kann mich immer noch nicht entscheiden: Stell’ ich die mittlere nach rechts, oder die linke in die Mitte, oder wie? Welche war denn jetzt über-
haupt noch mal die mittlere? Menno.
Und schon bin ich wieder völlig durcheinander…
Kann ich noch mal von vorne anfangen!

So ist das, wenn man reist. Da muss man eben ganz anderen Anforderungen gerecht werden als zuhause. In Hannover stell’ ich die Dinger einfach so hin. Meistens auf den Kopf, so wie’s da immer drauf steht. Aber hier? Hier legt man wohl gesteigerten Wert auf gut sortierte Tuben. Verflixt schwierig. Naja, Hauptsache, die Knochen bleiben heil.

Und nachdem ich immer gemault habe, weil’s hier keine Himbeerbollos gibt, möchte ich bitte an dieser Stelle mal sagen: Aber B*unty-Eis! Das krieg’ ich nämlich in Hannover immer nicht und stand schon manche Stunde weinend vor der Kühltruhe. Und hier geht man einfach in den Laden, muss kein Formular ausfüllen und nix, und hat schon das schönste Kokoseis. Das muss man ja auch mal sagen.

Und dann möchte ich noch was sagen:

sternIch freue mich sehr, dass schon einige Fragen für meinen Advents- kalender eingegangen sind. Vielen Dank an die, die sich schon beteiligt haben. Sechs Fragen sind es bisher (2 kamen über PN. Danke, Sansibar.), sehr unterschiedliche, und so habe ich es mir ja gewünscht. Und nun wünsche ich mir dreist bis morgen Abend noch 18 weitere, denn ich freu‘ mich schon auf’s Beantworten. Hach, wär’ das schön!

 Liebe Grüße, Eure Theobromine

Küchensofagedanken am Morgen (Teil 7) – Vom Mögen

Theobrominenfuesse_HerbstwiIch hab’ ja vor ein paar Tagen schon davon er-
zählt, dass ich neuerdings versuche, mich mit Lakritze anzufreunden. Bisher klappt das recht gut. Der Geschmack von Süßholz & Salmiak wird es bei mir zwar nie auf die oberen Plätze meiner Geschmacksrangliste schaffen, (schon allein, weil man hinterher erstmal eine Weile nix anderes mehr schmeckt als das), aber ich erkenne schon deutliche Unterschiede und stelle erste Neigungen fest. Mit schwelgerisch-
er Liebe wird es bei uns Beiden wohl nichts, aber Freundschaft könnte es werden, wenn wir uns bemühen. Außerdem bin ich ja mal vor langer Zeit eine feste Beziehung mit gefühlvoll conchierten Kakaoprodukten eingegangen und immer noch sehr verliebt.

Etwas, das man vorher immer abgelehnt hat, plötzlich allein durch Vorsatz zu mögen, ist schon interessant und mir auch schon öfter passiert. Der persönliche Geschmack ändert sich ja schließlich auch mit den Jahren. Wenn ich überlege, was ich als Kind alles nicht mochte… Spargel zum Beispiel. Paprika. Tomaten. Pilze.

O.k., Pilze mag ich noch immer nicht. Mir reicht die Konsistenz schon. Geh mir weck.
Aber Paprika und Tomaten esse ich heutzutage, ohne mit der Wimper zu zucken.
Und Spargel liebe ich inzwischen geradezu. Immer her damit!
Man sollte vielleicht alles, von dem man glaubt, es nicht zu mögen, alle paar Jahre mal neu probieren. Nachher mag man’s doch! Eventuell war es beim ersten Probieren auch nur schlecht oder lieblos zubereitet. Damit kann man noch jedes Lebensmittel versauen.

Oder man macht es so wie die Restauranttester, die da ganz analytisch dran gehen. Sie müssen ja auch gelegentlich Sachen probieren und bewerten, die sie eigentlich nicht mö-
gen und gewöhnen sich das richtig an. (Es müssen ja nicht gleich frittierte Würmer oder karamellisierte Insekten sein. Da wäre meine Grenze auch längst erreicht.) Zunächst Fremdartiges kann sich dann durchaus zum Knüller entwickeln.

Ich probiere z.B. manchmal Merkwürdigkeiten der japanischen Küche, die meine Freundin M. mit aus der Heimat rübergeschickten Originalzutaten zubereitet. Sogar Natto habe ich mal getestet. Das ist schon mächtig ungewohnt und hat es auch nicht in die Top 10 geschafft. Aber sehrsehr salzig eingelegte japanische Pflaumen, Ume heißen die wohl, die schmecken mir sehr gut. Von köstlichen, salzigen Knabbermischungen, die kleine getrocknete Fischlein enthalten, fange ich jetzt lieber gar nicht erst an, sonst wird hier noch jemandem schlecht. Das will man ja nicht.

Ich kann das nur, weil ich es inzwischen meistens hinkriege, meine Erwartungshaltung und mein Misstrauen abzulegen, und erstmal loszuschmecken. Ich glaube, bei Lakritze war ich wohl auch deshalb etwas voreingenommen, weil ich beobachtet zu haben glaube, dass Menschen, die Lakritze lieben, allgemein und ansonsten eher nicht so anspruchsvoll sind in Essensdingen und den dazugehörigen Geschmacksfragen. Sie sind froh, wenn das Essen schmackhaft ist, reichlich und heiß. Gedrechseltes Verfeinertes ist ihnen nicht wichtig, der ganze Aufwand ist ihnen schleierhaft und auch zuviel. Sie fahren auch nicht durch die halbe Stadt, weil es da den leckeren Balsamico gibt. Oder diese vorzüglichen, sahnigen Trüffel. Hoffentlich fühlt sich von dieser etwas gewagten These nun niemand abgefrühstückt; das würde mich durchaus betrüben. Ausnahmen bestätigen da sowieso mal wieder die Regel, und auch der Umkehrschluss funktioniert nicht.

Mir wäre es übrigens manchmal lieber, wenn mir der Essgenuss nicht so wichtig wäre, denn dann bräuchte ich mich nie zu grämen, wenn das Geld gerade wieder nicht für die Feinkostbude reichen will. Wo ich doch so gerne Entdeckungen mache! Auch beim Ein-
kaufen im Urlaub gucke ich stundenlang in den Geschäften, was es dort an Leckerem oder Speziellem gibt. Ein toller, neuer Geschmack interessiert mich mehr, als beispiels-
weise schicke Schuhe es jemals könnten… *g*

Allerdings niemals, auch nicht mit dickstem Konto, würde ich mir ein Wasser kaufen, dessen 0,7l-Flasche mit Glitzerkristallen beklebt ist. Das verschwurbelt, gefiltert und mit Sauerstoff beschossen wird, und dann tatsächlich 75,- Euro kostet. Entschuldigung, da bin ich voreingenommen. Von dem Geld kann man in einem Dürregebiet ’nen ganzen Brunnen bohren, wahrscheinlich. Ich glaube nicht, dass so ein Wasser jemals allein im Kämmerchen getrunken wird, sondern bestimmt nur vor Publikum. Es wundert mich noch etwas, dass es das nicht in einer 0,2l-Miniflasche gibt, aus der man dann auf Parties mit Silberstrohhälmchen trinkt. Oder noch kleinere, die man dann gleich als Ohrringe tragen kann. Das passt doch viel besser zu den Klamotten als eine Dreiviertelliterpulle.

Zum Glück müssen weder mein Essen noch meine Getränke zu meinem Outfit oder dieser location passen. Dann gäb’s hier womöglich nur noch Wollkürbis und gestreifte Radieschen. Und die mag ich ja nun überhaupt nicht…

Süßholz für’s Wohlbefinden

Gestern oder Vorgestern ist mir wieder eingefallen, dass Lakritze den Blutdruck erhöht.
Ich weiß, dass das für viele Leute eher eine Hinderungsgrund sein kann, sich dicken Lakritzetüten hinzugeben. Für mich hingegen war der Hinderungsgrund bisher, dass ich Lakritze eigentlich fast überhaupt nicht mag. Allerdings haben neueste wissenschaftliche Tests ergeben, dass mein Blutdruck zu niedrig ist, und deswegen bilde ich mir seit ges-
tern ein, sie zu mögen.

Hier liegen jetzt so Brezeln und so Rauten und so salzige Heringe.
Das ist, was ich gestern auf Anhieb kriegen konnte, ohne ein Lakritzefachgeschäft zu betreten. Das liest sich jetzt ein bisschen so, als wäre ich keck pfeifend an mehreren Spitzenlakritzebesoinbuden vorbeigeschlendert. Dabei weiß ich gar nicht, ob wir so was hier überhaupt haben. Ich bin ja neu in der Süßholzszene.

Normalerweise einmal im Jahr, wenn’s hochkommt, stellt sich bei mir von selbst ein Lakritz-Verlangen ein. Es ist aber wohl eher so ein „mal-zwischendrin-was-Anderes-Ver-
langen“. Das ist schnell gestillt. Und sonst habe ich höchstens mal diese braunschwarzen Schichtdinger aus der Weingummi-Lakritzmischungstüte gefieselt, weil sie entfernt nach Kakao schmecken. Ich glaube aber, die gehen nicht so richtig als Lakritze durch.
Daher werde ich mich jetzt mal der richtigen Lakritze und ihrer Mögung zuwenden.

Aber erst wird gefrühstückt.