Rieta und Knut.

(Erstveröffentlichung: 21. Mai 2007)

In meinem Hirn wohnt ein Ehepaar. Sie heißen Rieta und Knut. Rieta heißt nicht nur Rita, sondern eben Rieta, weil man das „i“ sehr betont spricht. Knut heißt Knut, weil er knapp und bündig ist. Mit Eisbären hat das nix zu tun, denn das Ehepaar gibt es in meinem Kopf bestimmt schon zehn Jahre oder so.

Rieta und Knut kommen immer da vor, wo ich einen Vergleich ziehe zu Anderen, quasi aus dem Volke. So ähnlich wie Lieschen Müller (die mir aber vom Charakter zu brav er- scheint) oder Gabi Mustermann (die mir immer die künstliche Gestalt blieb, die sie ist).
Es geht eher so in die Richtung Otto Normalverbraucher, nur etwas pointierter. Ich habe eine klare Vorstellung von Rieta und Knut, weiß wie sie aussehen, wie ihre Stimmen klingen, was sie mögen und wie sie wohnen.

Rieta ist um die 50, etwas füllig, aber nicht dick, hat schwarz gefärbte Locken und lässt sich überhaupt einmal die Woche die Haare machen. Im Sommer ist sie immer ungesund braun, weil sie jede freie Minute in der Sonne verbringt und sie hat recht lange Fingernä- gel, die sie perlmütterlich lackiert. Ich glaube, sie raucht und ganz sicher trägt sie jede Menge Kaufhausschmuck (echtes Gold, aber synthetische Steine und furchtbar fantasie- lose Gestaltung). Sie trägt auch Kaufhaus- bzw. Bestellkleidung, die sie schick und adrett findet, manchmal vielleicht ist diese ein wenig zu jugendlich.

Rieta hat eine energische, laute Stimme. Ob sie selber das auch weiß, ist nicht klar. Obwohl sie 50 ist, hat sie etwas Naseweises und Kokettes. Sie glaubt immer, sie hat Ahnung und manchmal stimmt das auch.

Knut hat schon recht weißes Haar, ist so fünf Jährchen älter als seine Frau und ist Früh- rentner. Was er früher gemacht hat, weiß man nicht. Vielleicht war er beim VW oder so in der Fertigung. Er hat dünne Beine und einen Bauch, aber nur vorne. An Schmuck trägt er nur den Ehering und eine Armbanduhr mit Metallarmband, an deren Verschluss er gele- gentlich herumnestelt. Knut spricht wenig. Er überlegt lange und spricht dann mal in Rie- tas Sprechpause rein. Man kann aber an seiner Mimik erkennen, wie er so zum Thema steht.

Er trägt oft Kurzarmhemden mit grafischen Mustern, die eine Lebendigkeit versprechen, die Knut nicht halten kann. Ich sehe ihn aber immer in einem Feinrippunterhemd vor mir, denn meistens sind Rieta und Knut in ihrem Schrebergarten zu finden. Dort sitzen sie in einer Plastiksitzgruppe mit Auflagen in der prallen Mittagssonne und bräunen. Backen trifft es eher. Rieta trägt einen Badeanzug und ihr Dekolleté ist ganz zerknittert, Knut ist überall da braun, wo das Unterhemd die Haut frei lässt. Eincremen tun sie sich nicht, weil: „Dat wär‘ ja Quatsch, dat brauchen wer nich‘. Wir sind ja de Sonne gewöhnt!“ Sie trinken den ganzen Tag lang Kaffee, mal mit mal ohne Koffein, je nach Tageszeit. Ab 17 Uhr trinkt Knut Feierabendbier, das er sich in ein Bierglas einschenkt und Rieta trinkt Weinschorle.

Obwohl man sie ein bisschen lächerlich findet, sind die Beiden sympathisch. Rieta hat so etwas Piffiges und Knut in seiner Brummigkeit etwas Verschmitztes. Die Rollen sind klar verteilt und sie sind lange genug zusammen, um in fast Allem einer Meinung zu sein.

Diese Meinung ist es, die mir manchmal in den Sinn kommt, wenn ich Kontakt aufnehme zu den Paralleluniversen um mich herum. Oder wenn ich mit Ästhetik geplagt werde, die so gar nicht meine ist. Jeder kennt das, wenn man sich die Frage stellt: „Wer kauft denn so was?“ Die Antwort ist meistens: Na, Rieta und Knut, die Beiden!

Es macht total Spaß, so ein fiktives Ehepaar zu beherbergen. Man kann es oft befragen, ohne es direkt ansprechen zu müssen oder man kann Geschichten darüber erfinden und ausbauen.

Jedenfalls: Rieta und Knut werden hier bestimmt mal wieder auftauchen…

Neulich bei "Krauses…

(Erstveröffentlichung: 11. Mai 2007 – Freundin T.s liebster…)

Wolf-&-Hase
…Schweinehaus“ versteckte sich der kleine Mülltütenhase vor dem hungrigen Wolf.


Und:

Wenn Frauen zu sehr Kater haben…

(Erstveröffentlichung: 12. Mai 2007 – Freundin T.s liebster…)

„Jetzt sammel hier mal deine Strohballen ein und nimm endlich die Schubkarre aus’m Mund!“ (Freundin S. zu ihrem kleinen Sohn, der das Aufräumen zugunsten von Playmo verbummelt.)

Überhaupt: Freundin S.! Bei Kater: Sie gereizt und patzig; ich spitzfindig und trocken. Unlängst beim Frühstück. Restalkohol und wenig Schlaf gehabt. S. kann nichts essen, hält sich an einer Tasse Brühe fest, ich schneide mir sorgfältig ein Brötchen auf und waide es gewissenhaft aus, indem ich das weiche Zeug herausarbeite.

S. beguckt sich das grimmig, schnappt: „Machst’n da!?!“
Ich (ruhig): „Ich höhl‘ das aus und dann male ich in die Höhle gleich auch noch kleine Mammuts und so rein…“

Für einen Moment habe ich sie mundtot gemacht. Ich greife nach dem Lachs.

S.: „Der Lachs bleibt zu! Sonst muss ich brechen!“
I.: „Dann brich doch. Da lang.“

Ich mache den Lachs auf, lege mir eine Scheibe auf’s Brötchen, greife nach einem Plastiktöpfchen.

S.: „Was wird’n das jetzt? Sssn das für’n Zeug?“
I.: „Das ist Farmersalat und kommt jetzt aufen Lachs. Lecker!“
S.: „Pharmasalat?“
I.: „Genau.“
Beide gleichzeitig: „Gibt’s da auch was von Ratio*arm???“

Teee trinken.

(Erstveröffentlichung: 13. Mai 2007)

Ich bin eine Teetrinke.

Aber keine Sorge: Ich werde morgens genauso patzig wie ein Kaffeetrinker, wenn ich mein Zeug nicht kriege: Stämmiger schwarzer Tee ausm Beutel. Die Gerüchteküche raunt: Teebeutel sind des Teufels… Stimmt aber gar nicht so immer. Warum sollten sich anerkannte Teebeutelteeabfüller die Mühe machen, extra schlechten Tee einzukau- fen und einzutüten? Der Tee ist lediglich meistens kleiner gebröselt als der lose. (Und der wird ja nun auch überwiegend in, wenn auch größeren, Beuteln verkauft.) Und ich habe auch schon häufig genug richtig schlimmen losen Tee trinken müssen! Die Form bestimmt also nicht unbedingt die Qualität.

Mein derzeitiger Freund heißt schlichtweg „Me*mer Klassik“ und wohnt hier in handli- chen 100er Packs, die so ’nen Monat vorhalten. Der ist gut genug für mich. Dazu habe ich zwei dicke, schwere geräumige Tassen, die erwirken genau das richtige Beutel-/ Wasserverhältnis, also bette ich das niedlich gefaltete Tütchen rein, schütte bis einen Damendaumenbreit untern Rand kochend Wasser drauf und tippe auf ein Piepsding, das dann den Countdown von 3:30 runterzählt. Wenn es fiept, drücke ich den Teebeutel mit bloßer Pfote („huarlk!“) über der Tasse aus, genieße das zart fauchende Geräusch, das der Zucker macht, wenn er vom Löffel in den Tee rauscht und fülle das Ganze mit guter Vollmilch auf.

Wenn ich woanders übernachte, habe ich immer Teebeutel dabei. Man weiß ja nie. Meine Freunde sind meistens rührend bemüht, kramen dann aber oft irgendwas altes, zerknittertes aus den Küchenschrank und wollen es mir gern aufbrühen. Allerdings ist manchmal auch keine Milch im Haus, oder nur H-Milch („Brrrr!“) oder fettarmes Milch- wasser oder sogar Kaffeeweißer, von dem keiner weiß, wie alt der schon ist und was da eigentlich genau drin ist. Da muss ich dann durch, will dann aber auch bald nach Hause.

Auch im Profibereich macht man schlechte Erfahrungen. In Cafés kriegt man oft warmes Wasser mit traurigem Schwimmkörper. Das Wasser ist nicht warm genug, um beleben- de Essenzen entstehen zu lassen. Irgendwann setzt eine Art Schlierenbildung ein, man beginnt, den Teebeutel im Glase auf und ab zu bewegen, quasi Herzlungenmassage. Doch es hilft nix. Blasse Brühe bleibt’s.

Und dann gibt’s auch noch so Tassen mit Deckelchen und Siebeinsatz, in dem sich uffjedunsene Teeblätter befinden. Nie sagt einem der Service dazu, wie lange das Zeug schon gärt. Man hebt also den Siebeinsatz zum Gucken an und schon hat man Schwei- nerei. Wieso kriege ich den Tee nicht fertig gezogen gebracht? Kaffee wird doch auch nicht am Tisch aufgebrüht! („Hier. Halten’se doch mal den Filter!“) Dazu gibt’s merkwür- diges Zeug. Ein Monster der Verpackungsindustrie: Kaffeesahne oder Kondensmilch. Weder das eine noch das andere hat was mit Milch zu tun, da bin ich sicher. Immerhin bin ich trickreich genug, mich damit nicht auch noch einzusauen. Und sollte ein Zucker- streuer auf den Tisch stehen, kann ich davon ausgehen, dass die Zuckerkristalle sich dadrin aneinanderkrallen und auf keinen Fall voneinander getrennt werden wollen, was mich dazu zwingt, das Streuerteil auf den Tisch zu donnern…

Gucken wieder alle.

Im Café bestelle ich darum meistens Cappuccino oder Milchcafé. Da muss ich nicht rumhantieren, schließlich will ich mich ja entspannen. Und wenn da ein Streuer steht, trinke ich das Zeug eben ungesüßt.

Laaaahaaangweiliger Lanzenbruch für Hannover.

(Erstveröffentlichung: 15. Mai 2007)

Hannover ist gar nicht so doof. Ich weiß, dass Viele das glauben, aber die sind vielleicht selber doof oder wahrscheinlich noch nie hier gewesen. Oder nur zur Messe vielleicht. Grundsätzlich finde ich Städtebashing sowieso sinnlos.

Ich wohn‘ echt gerne hier, besonders in meinem Stadtteil: Linden. Genauer: Linden-Süd. Noch genauer: sachichnich. Wird auch schon mal Spanisches Viertel genannt, weil hier ein spanisches oder portugiesisches Lokal neben dem anderen ist. Überhaupt wildes Durcheinander von Sprachen und Mentalitäten. (Kann mir jemand sagen, warum türkische Jungs soviel rotzen müssen? Regen Köfte den Speichelfluss so sehr an?) Man sieht hier auch jeden Tag ältere türkische Herren, die ganz zusammengeknüllt wie gegen einen imaginären Sturm antretend Rad fahren. Wenn sie noch langsamer fahren, fallen sie um. Die finde ich putzig.

Hier gibt’s außerdem noch: Nordafrikaner, Iraner, Japaner, Deutsche, Russen, Koreaner (bei Bedarf bitte ?Innen anhängen; – außer bei „Deutsche“). Idylle isses deswegen nicht, aber hier gibt’s weniger Stress als in dem „Gehobene-Mittelklasse-Stattteil“, in dem ich früher wohnte.

Und durch Linden fliesst außerdem die Ihme (eine kleine Schwester der Leine), an deren Gestaden es sich vortrefflich Bier und/oder Wein trinken lässt. Vorvorletzte Woche erlang- te diese Region kurz mal Berühmtheit durch eine hochschwangere Kuh namens Uschi, die ihrem Bauern ausgebüxt war und auf ihrer Flucht 2 Streifenwagen, 1 Bulli, mehrere Fahrräder und anderen Kleinkram demolierte. War in allen Nachrichtensendungen. Und jetzt kommt’s: Ich saß mit Freundin T. grade im Biergarten, als Uschi vorbei rannte!

Ich (T. unterbrechend): „Da ist grade ’ne dicke Kuh vorbei gerannt.“

T: „?????…!?!?“

Und dann kam schon die Meute: Pullezei, Feuerwehr, TV & Presse und Abenteuersucher. Hinterher: Der Bauer auf’m Fahrrad, total aus der Puste.

Also, da soll mal keiner sagen, hier wär nix los!

Nee, Hannover ist wirklich schön, total grün und mit viel Wasser und so. Und was die Kul- tur angeht, fühle ich mich gut versorgt: Gute phantasie- und liebevoll gemachte Clubs, Poetry Slams, dufte Kunstmuseen, nette Bühnen. Und so tolle Veranstaltungen wie: Feu-
erwerkswettbewerb, Chaostage (naja, früher), Seifenkistenrennen, Gemüseschlacht (bei der sich zwei Stadtteile mit doll angeranztem Obst + Gemüse beschmeißen), Open-Air-
Klassik-Picknick (wo Punks und Etepetetes nebeneinander auf der Wiese liegen, mit Dosenbier und Schampus), Fährmannsfest usw.

Man darf halt nicht in die Altstadt gehen; die ist wie alle Altstädte: Dumpf und schnurrbär-
tig. Auch die Innenstadt ist nicht besonders. Aber sehr ordentlich. (Mir egal, Hauptsache, wir haben jetzt eine Leysieffer-Filiale!)

O.K., das mit der EXPO damals hier hätte wirklich auch nicht sein müssen. Alle, die ich kenne, waren auch mächtig dagegen, hat aber nix genutzt. Ich bin dann doch mal gucken gegangen, und war auch nur mäßig begeistert. Jetzt mickert das Gelände so vor sich hin. Alle halbe Jahre steht dann wieder in der Zeitung, mit welcher Maßnahme man als nächs- tes vorhat, diesem Windspielplatz Leben einzubläuen. Der Herr „Horny“ Mousse T. hat da wohl schon länger sein Studio und, ehrlich gesagt, ist mir das total wurst.

Hier sind ja sowieso die falschen Leute prominent.
Ich mein‘: Scorpions! Fury in the Slaughterhouse! H.R. Kunze! *hust*

Von Herrn Schröder fange ich jetzt mal gar nicht großartig an. Nur, dass ich dem in mei-
ner Aushilfs-Kellnerinnenzeit mal Spaghetti serviert habe. Und was soll ich sagen: Der war ganz normal nett. Im Gegensatz übrigens zu Herrn Trittin, dem ich mehrfach Champagner ausschenkte, dessen Order ich jedes Mal als herablassend-arrogant empfand. Das war Anfang der 90er, als beide noch Minister hier waren.

Auf dem EXPO-Gelände ist seit einem guten halben Jahr aber nun auch eine dicke große IK*A-Filiale! Und das ist für mich dann schon eher ein Grund, da mal hin zu fahren. So wie neulich, als ich mit Bus und Bahn hinfuhr („Ich brauch‘ ja nur die zwei Sachen.“) und auf dem Rückweg natürlich das Problem hatte, mit einem Rucksack, einer Riesenpapiertüte, einem kleinen Tischchen und einem recht großen Spiegel auch wieder auf demselben Weg zurück zu müssen (2x umsteigen!).

Dazu muss man wissen, dass es für die Strecke zum Messegelände besondere, neue Bahnen gibt, auf die die Stadt sehr stolz ist. So genannte „Silberpfeile“. Die sehen auch richtig schnittig aus und haben einen duften Bonus: Ihr Bremssystem ist so knackig, dass bei jedem Bremsvorgang sämtliche Mitfahrende in immer neue Kombinationen zusammen geschüttelt werden. Das ist auf dem Hinweg noch komisch, auf dem Rückweg ist es film- reif. Ich möchte nicht wissen, wie viele Mitfahrer mich jetzt auf ihrem Fotohandy haben. Wahrscheinlich läuft der Clip im Netz in heavy rotation.

Eine Zeitlang war es auch unter Hannoveranern schick, Hannover langweilig und doof zu finden. Man schämte sich aus so einer Loser-Stadt zu kommen und entschuldigte sich woanders ständig dafür. Ich finde Hannover ist eigentlich ganz adrett, und in Linden ist es sogar richtig fein. Ich möchte fast nie mehr woanders wohnen.

Vor meinem Haus ist z.B. ein Spielplatz. Die kleinen Halunken dort lassen echt keine Gelegenheit aus, sich gegenseitig zu triezen. Nachdem sich zwei Jungs minutenlang wechselseitig wütend angebölkt hatten, wobei der Kleinere den Kürzeren zog, weil er nicht so viele schlimme Wörter kannte, entstand eine kleine Pause. Der Lütte dachte wohl fie- berhaft nach, wie er den Brüllstreit doch noch gewinnen könnte und was wohl das Aller- allerschlimmste sei, was man jemandem entgegenschleudern könnte. Bestimmt überlegte er, was denn bei den Eltern absolute No-go-Themen waren, holte noch mal ordentlich Luft und schrie:

„Du, du… Du sexueller Nazi!!!

Gewonnen.

Kunst aus Deutschland.

(Erstveröffentlichung: 27. Juni 2007)

Das wollte ich noch schnell erzählen, wer weiß, wann ich wieder Zeit zum bloggen finde…
Freundin T. und ich sind ja grade in der kestnergesellschaft gewesen, wo wir wegen der Kunst gucken wollten.

Ziemlich am Eingang steht auch gleich eine kleine Vitrine mit was drin und neben der Vi- trine ist so was wie ein kleiner Gullydeckel, der zwar nicht zur Kunst gehört, aber dafür schön klappert, wenn man drüber läuft. Ich will schon meinen tollen Messegullydeckeltrick machen und kichere so ein bisschen mit T. herum, als ein anderer Besucher uns böse anschaut. Wahrscheinlich findet er, man dürfe in Gegenwart von Kunst nicht lustig sein. Oder aber wir sind ihm zu „laut“. Woraufhin er dann auch mit ohrenbetäubend quietschen- den Schuhen und seiner weiblichen Begleitung ums Eck verschwindet.

Nach angemessener Zeit folgen wir in Richtung des ersten Saals. Laut Anleitung hat es dort irgendwas mit Otto Hahn auf sich. Im Saal steht erstmal ein braun lackierter Truck.

Huehnerbus

Daneben steht des Quietscheschuhens Frau und gackert. (Für’s Foto habe ich natürlich gewartet, bis sie weg war.) Nee, ist gar nicht die Frau. Auf der Ladefläche des Trucks sind sieben Hühner untergebracht, dazu eine versilberte Büste.

Rumhuehnern

Ist der da jetzt Otto Hahn? Und sind die Hühner seine chicks?
Kommt mir zusammenhängend vor. Doch nee, der Silberne ist nicht Hahn sondern Kleo- patra(!). Och so. Herr Hahn hängt an der Wand daneben.

Das eine Huhn zwinkert mir freundlich zu. Und zwar mit dem unteren Lid. Mir fällt ein tol- les Wort ein, das Frau Fanny Müller erfunden hat: Rumhühnern. Das ist, wenn wir Weiber so hühnerige Sachen machen. Ich liebe Frau Müller (für dieses Wort und auch sonst)!

Mit uns laufen da übrigens auch noch zwei Herren und eine Dame in dem Saal herum. Die Herren überlegen mal gleich, wie der Truck da wohl reingekommen ist. Durch den Türbo- gen da jedenfalls nicht.

Noch ein Stückchen weiter hat einer Fotos gesammelt und aufgehängt. Sein Künstlerna- me: Peter Piller. Na, das muss er ja nun wissen. Seine Fotos gefallen mir aber ganz gut.

Herrjeh! Jetzt muss ich über eine Luftnummer aus Aluminium gehen, was mir gar nicht passt wg. Höhenangst. Darunter befinden sich drei Meter freier Fall, das kann man durch die Ritzen sehen. Sowas kann ich gar nicht ab. Da kletter’ ich lieber auf Bäume. Also schnell Augen zugekniffen und übergesetzt.

Auf der anderen Seite kriegt man zur Belohnung gezeigt, wie ein hermaphrodiesischer Eisbär von unten aussieht. Leider darf ich das Bild nicht mitnehmen, und wenn ich auch noch so lieb gucke.

Zum guten Abschluss stehen wir vor einer Wand, auf die man mit Tontauben geschossen hat.

Diewandistauchhin

Es hat was mit der Durchdringung des Raumes zu tun, die aber nicht gelingen will. Überall liegen und stecken die Splitter. T. sagt knapp: „Na, die Wand ist auch hin.“
Also, wose Recht hat,…

Irgendwie können wir das alles heute nicht so mit gewichtigem Ernst nehmen. Mein Ver- hältnis zur Kunst ist ohnehin nicht grundsätzlich vorauseilend ehrfürchtig. Und heute jedenfalls bin ich viel zu gut gelaunt dafür. So wie der hier.

OnkelTod

Der Herr Onkel Tod. Steht kippelig und gut gelaunt in der Gegend herum.
Ich glaub‘ fast, der hat mir am besten gefallen.

Amüsemang deluxe.

(Erstveröffentlichung: 18. Mai 2007)

Es ist schon ein paar Jährchen her, da hörte ich bei der Arbeit so nebenher Radio. Die Moderatorin rief die Hörer auf, im Studio anzurufen und zu erzählen, was aus ihrer Er- fahrung der beste oder schlimmste „Anmach-Spruch“ sei.

Natürlich riefen dann erstmal reichlich Jungs an, die meinten den „ultimativen“ Spruch drauf zu haben, mit dem sie angeblich bei den Mädels reihenweise Schwächeanfälle auszulösen vermochten. Ich zweifelte das eher an, denn das waren natürlich so Sachen wie: „Ich hab‘ meine Nummer verloren, kann ich deine haben?“ und „Jemand hat zwei Sterne von Himmel geklaut…“ Blabla… Da konnte ich mir schon denken, warum die Damen Ohnmachten vorgetäuscht hatten.

Grade als ich eine Kassette einschmeißen wollte, rief eine Frau an, die offenhörig schon etwas dem Teeniealter entwachsen war und vergnügt folgende kleine Geschichte zum Besten gab:

Ihre halbwüchsige Nichte hatte sie auf dem Lande besucht. Irgendwann beschlossen die Damen „mal zu rauszukriegen, wo hier was los ist“. Sie erfuhren auf Nachfrage von einer Disco in der Nähe. Abends machten sie sich ein bisschen schick und auf den Weg. Als sie bei der Disco ankamen, war nicht mehr zu übersehen, dass es sich um eine echte „Dorfdisco“ handeln musste, denn ein paar der Jungmänner waren offensichtlich mit dem Traktor vorgefahren.

Drinnen war die Stimmung gut, alles war voller karierter Flanellhemden und Dauerwellen, die Musike laut und, wie auf dem Lande üblich, gezecht wurde ordentlich. Die beiden Damen schauten sich um, tanzten wohl auch mal ab und an und amüsierten sich prima.

Einer der Flanelljungs war offensichtlich sofort von der Nichte wie gebannt gewesen und ließ diese nicht mehr aus den Augen. Er blieb aber steif in seiner Ecke stehen und trank ein Getränk nach dem anderen. Es war ihm wohl deutlich an der Stirne abzulesen, dass er verzweifelt über Kennenlernmöglicheiten nachdachte und versuchte, sich dafür Mut anzutrinken.

Irgendwann, wohl reichliche Zeit später, musste er eine Eingebung gehabt haben. Er setzte sich ruckartig in Bewegung und wankte quer durch den Laden auf Tante und Nichte zu. Die beiden warteten gespannt darauf, was denn jetzt nun käme.

Glücklich angekommen, baute der Jungmann sich möglichst grade vor ihnen auf, kriegte eine knallrote Birne, zögerte, schluckte, schluckte noch mal und platzte schließlich heraus:

„Tach!! Bissu auch hier?!???“

38 und zu doof zum Atmen.

(Erstveröffentlichung: 8. Mai 2007)

Ich liege auf dem Wohnzimmerfußboden und schreie. Meine Beine rudern durch die Luft und ich bin mächtig sauer:„Scheiße! Die wollen mich doch wohl verarschen! Das geht überhaupt gar nicht!“ Ich versuche den Anweisungen zu folgen, komme durcheinander, brülle wieder dazwischen und verpasse den Anschluss.

Ich. Ich! Habe mir ein Pilates-Buch mit Trainings-CD gekauft, weil ich meine, ich käme jetzt in das Alter, in dem man mal was für sich tun könnte. Angeblich wird man von Pilates total straff und fit überall. Früher hab‘ ich immer mal über längere Zeiten Yoga gemacht, weil ich dann ruhiger wurde und es außerdem praktisch fand, gelenkig zu sein. *g*

Vom Yoga kenne ich es so, dass man beim Einatmen anspannt und beim Ausatmen entspannt. Beim Pilates soll ich es jetzt genau andersrum machen! Das macht mich total bekloppt, weil ich es einfach nicht hinkriege. 38 und zu doof zum Atmen. Also rege ich mich auf. Ich liege mit dem Gesicht auf dem Teppich und motze: „Ihr wollt mich doch nur alle fertich machen!“

Außerdem verstehe ich noch nicht so richtig, was die CD-Stimme z.B. genau mit „oben“ meint, wo ich im Moment meine Arme hinstrecken soll. Meiner Meinung nach ist oben alles, was weiter weg ist vom Teppich. Um meine Arme in diese Richtung zu strecken, müsste ich sie mir brechen lassen. Ich versuche es trotzdem. Neenee, definitiv die falsche Richtung… Also einfach mal grade in Verlängerung der Wirbelsäule über Kopf ausstrecken. Das geht. Beschließe, dass das jetzt mein neues „oben“ ist. Fühle mich schon viel straffer.

Die Hintergrundmusik nervt. So ganz schlimmes Sythie-Geschwurbel. Ich finde es ganz anstrengend, mir das anzuhören. Leider verbrennt diese Anstrengung kaum Kalorien.
Ich habe mal im Fernseher gesehen, dass es ein Fitness-Video für Punks gibt. Da hopsen und arbeiten 3 missmutig guckende Punkmädels zu entsprechender Musik in dicken Stiefeln in einer abgerockten Halle rum. Natürlich wird dabei auch ordentlich getreten und geboxt. Stimmt echt!

Leider habe mir damals die Bestelladresse nicht aufgeschrieben.

Derdiedas "Theobromina-Blog-Reprise" im Januar!

Ihr Lieben,

nachdem ich ein paar Tage hin und her überlegt hatte, wie ich hier mal für’n Weilchen etwas kürzer treten kann, ohne dem Getümmel fernzubleiben, kam mir im Gespräch mit meiner lieben Freundin T. folgende Idee:

Der Januar gehört demderdas „Theobromina-Blog-Reprise“!

Eine kleine Auswahl aus fast 3 Jahren Archiv, vor allem aber aus meiner Anfangszeit, als ich noch fast für mich allein hier rumgebloggt habe. Da liegen einige hübsche kleine Tex- te, die wollen auch noch mal… Und ich hab‘ sowieso grade viel Äußeres und Inneres zu sortieren und komm‘ jetzt eh‘ nicht zum Schreiben, bin aber natürlich zum Beantworten Eurer Kommentare da. Und im Februar bin ich dann sogar wieder dada. Spätestens. (Dann berichte ich u.a. von der ISM, der Kölner Süßwarenmesse, zu der Doc Totte und ich Ende Januar/Anfang Februar fahren werden…)

Mein persönlicher Extrakt aus diesem Blog bisher, quasi. Wem das jetzt als müde Wie- derholung erscheint, na, der soll erstmal abwarten… *g*

Los geht’s!Eure Theo

(Dieser post bleibt zur Erklärung und Einleitung als oberster stehen, darunter findet Ihr jeden Tag einen „Reprise“-Eintrag.)