Für NetRat / Pariser Pieper sind pas de blöd!

Mir fällt grade mal wieder was ein und ich widme diese Erinnerung der lieben NetRat_WTX, die mich so fein begrüßt hat, dass ich beinahe ein bisschen rot geworden wär und deren abgefahren-duftes blog ich mir bald mal ausführlicher reinziehen werde… Danke Dir!

(Es hat zwar nix mit Hundedrops zu tun, die ich in Zukunft natürlich weit umschweifen werde, – aber macht ja nix.)

Also:
Ich hab‘ da mal ’nen Bericht gesehen über Tiere in der Stadt. Und da ging’s unter anderem um Spatzen, die in einem Pariser Bahnhof wohnen. Diese Spatzen haben gelernt, Stadtzüge von den Zügen zu unterscheiden, die aus den ländlichen Vororten kommen. Die Landzüge sind rot (die anderen: weißnichmehr, aber anders).
Und was ist nun das Tolle an den Landzügen?
Auf dem Lande gibt’s mehr Insekten!
Diese zerpatschen auf der Fahrt durch Felder und Auen und kleben dann vorne noch warm auf den Lokomotiven drauf. Sobald also ein roter Zug in Paris ankommt, ist der Tisch quasi gedeckt und sofort von Spatzen umwölkt.
So’ne Art Bringdienst, ohne dass die Vögel ihre kleinen Portemonnaies rausholen müssen. Mich erinnert das auch ein bisschen an so Rentner, die Ihre letzten Jahre ganz faul auf Malle absitzen.

LG!

Mal was von Früher…/Werkstatterinnerungen I

Ich habe ja mal vor Jahren in einer sympathischen kleinen Werkstatt Acrylglas verarbeitet. Die dortige Chefin wurde ruckzuck eine meiner besten Freundinnen (Freundin T.). Wenn sie nicht da war, war ich für das Telefon zuständig.

Telefonat mit Kunde T. von der Firma B.

T: „Ich brauche so Streifen opales Material.“
Ich: „Welches Maß?“
T: „Ich muss mal schnell den Zollstock holen, Moment…“
(Die Verbindung bricht ab. Ich lege also auf. Es klingelt erneut.)
T: „Da ist der Hörer plötzlich vom Kabel abgegangen! Das ist mir noch nie passiert.“
I: „Öfter mal was Neues. Also: Die Maße?“
T: „Moment… äh… (murmel) von hier…“
I: „Ach, von hier bis da! Alles klar. (gnicker) Wieviele?“
T: „Na, also, zwei brauch ich nur. (lacht) Großbestellung!“
I: „Hmmm, wie sind denn nun die Maße?“
T: „Ja. 122…“
I: „Zentimeter?“
T: „Ja, genau. Und die Breite… Moment, jetzt muß ich den Zollstock wieder zusammenklappen, sonst bring‘ ich mich hier noch um…“
I: „Nö, das is‘ auch nix, so kurz vor Feierabend.“
T: „Genau, das lohnt sich nicht mehr… Wir waren bei Millimetern, ne? 4,3!“
I: „Zentimeter!“
T: „Joh.“
I: „Also, ich wiederhole noch mal: 1220 x 43 mm.“
T: „Äääh, genau! Wie viele Millionen muss ich denn mitbringen dann?“
I: „Ich weiß nicht, sag Ich ihnen morgen. (Ich hätt‘ sagen sollen: Wie viele könn’se denn tragen?) Also Millionen werden’s wohl nicht. Vielleicht 50 Mark oder so.“
T: „Aha. Wenn ich 100 Mark mitbringe, muss ich nicht abwaschen?“
I: „Nö. Ich hab‘ außerdem heute schon abgewaschen, da müssten sie nächste Woche wieder kommen.“
T: „*****straße. So’ne Holperstraße ist das doch!“
I: „Genau, die Holperstaße!“
T: „Alles klar. Dann bis morgen!“

Charakteristisch für diese Zeit war übrigens, dass Neukunden oft an (der zugegeben recht kleinen) T. vorbei wollten, um „den Chef“ zu sprechen. Worauf sie gerne antwortete: „Ich bin die Chef und das (zeigt auf mich) ist die Werkstattleiter!“. Manche konnten es wirklich kaum fassen und fragten mehrmals nach, worauf wir immer wieder beteuerten, dass wir „wirklich alles selber“ machen. „Auch die schweren Sachen, ja.“
Tssss.

Abgeperlt

Nach Monaten regnet’s seit gestern endlich mal. Dufte Gelegenheit, endlich mal meine neue Feuchtigkeits-Sonnencreme aufzutragen.

Neulich Diskussion mit Freundin S.: Was passiert eigentlich, wenn man Tagescreme am Abend aufträgt? Wird’s dann direkt wieder hell?
Und andersrum? Wenn man die Nachtpflege morgens auftapeziert, ist man dann den ganzen Tag über müde?

38 und zu doof zum Atmen

Ich liege auf dem Wohnzimmerfußboden und schreie. Meine Beine rudern durch die Luft und ich bin mächtig sauer: „Scheiße! Die wollen mich doch wohl verarschen! Das geht gar nicht!“ Ich versuche den Anweisungen zu folgen, komme durcheinander, brülle wieder dazwischen und verpasse den Anschluss.
Ich. Ich! Habe mir ein Pilates-Buch mit Trainings-CD gekauft, weil ich meine, ich käme jetzt in das Alter in dem man mal was für sich tun könnte. Angeblich wird man von Pilates total straff und fit überall.
Ich habe früher immer mal über längere Zeiten Yoga gemacht, weil ich dann ruhiger wurde und es außerdem praktisch fand, gelenkig zu sein. *g*
Vom Yoga kenne ich das so, dass man beim Einatmen anspannt und beim Ausatmen entspannt. Beim Pilates jetzt soll ich es genau andersrum machen! Das macht mich total bekloppt, weil ich es einfach nicht hinkriege. 38 und zu doof zum Atmen. Also rege ich mich auf. Ich liege mit dem Gesicht auf dem Teppich und motze: „Ihr wollt mich doch nur alle fertich machen!“
Außerdem verstehe ich noch nicht so richtig, was die CD-Stimme z.B. genau mit „oben“ meint, wo ich jetzt meine Arme hinstrecken soll. Meiner Meinung nach ist oben alles, was weiter weg ist vom Teppich. Um meine Arme in diese Richtung zu strecken, müsste ich sie mir brechen lassen. Ich versuche es trotzdem. Neenee, definitiv die falsche Richtung… Also einfach mal grade in Verlängerung der Wirbelsäule über Kopf ausstrecken. Das geht. Beschließe, dass das jetzt mein neues „oben“ ist. Fühle mich schon viel straffer.

Die Hintergrundmusik nervt. So ganz schlimmes Sythie-Geschwurbel. Ich finde es ganz anstrengend, mir das anzuhören. Leider verbrennt diese Anstrengung kaum Kalorien.
Ich habe mal im Fernseher gesehen, dass es ein Fitness-Video für Punks gibt. Da hopsen und arbeiten 3 missmutig guckende Punkmädels zu entsprechender Musik in dicken Stiefeln in einer abgerockten Halle rum. Natürlich wird dabei auch ordentlich getreten und geboxt. Stimmt echt! Leider habe mir damals die Bestelladresse nicht aufgeschrieben.

Rätsel des Alltags

Nein, in meiner Waschmaschine verschwinden keine Socken!
Aber schafft das irgendwer, mal seinen Wäschekorb komplett leer zu waschen? Bei mir bleibt immer noch ein Rest. Und warum sind Mülleimer immer nur ganz kurz leer und dann aber total lange fast voll? Beim Briefkasten andersrum.
Und wie schaffen das andere Leute, nicht mit Nesquick- oder Kaffeepulver alles vollzustreuseln, wenn sie’s umfüllen?
Und gemein: Wenn die Milch sauer geworden ist, steht immer noch „Frische Vollmilch“ auf der Tüte!

Und wieso wehrt sich eigentlich niemand außer mir, wenn in der Bäckerei (die außerdem inzwischen Backcenter, Brot-Shop oder Brötchenparadies heißt) neuerdings alle Sachen lustige Namen haben? Dazu werden renitente Verkäuferinnen darauf hin geschult, am Kunden Erziehungsdienst zu leisten.
Ich: „Ich hätte gern so ein belegtes Teil mit Hühnchen.“
Verkäuferin: „Sie meinen ein Verrücktes Huhn!
I: „Wenn’s denn sein muss.“

Ein andermal wollte ich ein rundes Streuselteil mit Pudding drin.
I: „Und so ein Puddingstreusel, bitte.“
V: „Das ist ein Zausel!
I: „Wieso?“
V: „Naja, weil das ja mit Streuseln ist. Und ist doch ganz lustig. Der sieht ja auch so ein bisschen zerzaust aus, oder?“ (Angriffslustiges Lächeln.)
I: „Aber müsste das denn nicht eigentlich Pusel heißen? Wegen dem Pudding auch?“
V: (Misstrauisches Abwägen. Dann) „Darf es sonst noch was sein?“

Ich wollte ja eigentlich auch noch Apfelkuchen, aber der hieß Evas Sünde.

Einige Jahre zuvor hatte ich im selben Laden, der aber damals noch unter anderem Namen betrieben wurde, eine herrlich patzige Verkäuferin angetroffen.

I: „Diese Teilchen hier, womit sind die denn gefüllt? Apfel oder Marzipan oder so?“
V: (genervt) „Woher soll ICH das denn wissen!?!“
I: (hoch erfreut) „Nehm‘ ich eins!“

Verleser

Das passiert mir dauernd, dass ich mich verlese.
Dabei kommen oft schöne neue Bedeutungen zum Vorschein. Gestern las ich was von „Östrogenland“, obwohl da eigentlich Ostgrönland stand. Und vor einigen Tagen freute sich Frau Merkel angeblich über „stinkende“ Arbeitslosenzahlen.
Einer meiner Lieblingsverleser ist aber schon ein Weilchen alt:
Ich war im Superladen, da traf ich auf ein Schild, auf dem stand:

Echte Göttin
Mettwurst

„Dufte!“ dachte ich, genau das was ich jetzt will! Aber da stand rechts was davor und als ich näher kam, hieß es dann natürlich:

Echte Göttinger
Mettwurst

Böh.

Manchmal muss ich mich aber auch gar nicht verlesen. Bei Plus gab’s echt mal „Kinderheimdecken“. Und auf einem Limonadekarton stand mal drauf gedruckt: „Wir machen ihren Durst erst schön!“ Da habe ich mir eine Flasche von der Limo gekauft und hatte dann zuhause den schönsten Durst meines Lebens…

Parallelwelt/Neulich im Sanitätshaus

Alles voll gestopft mit Schachteln und Tütchen, bis unter die Decke. Bin umgeben von „Tena Lady“, Pediküre-Zubehör und Angora-Hemdchen.
Alle 3 dort beschäftigten Personen (Mutter, Vater, Sohn) bewegen sich mit affenartiger Langsamkeit. Besonders der Sohn, der ungefähr 50 ist und eine Günther Netzer-Frisur trägt. Er sieht völlig verraucht aus. Alle sehen so aus, als wären sie seit 20 Jahren nicht mehr vor die Tür getreten, wo das Leben brummt.
Hinterm Tresen die Mutter, davor eine mollige Omi. Auf dem Tresen liegen ziemlich benutzte hautgräulichfarbene Kompressionsstrümpfe. Sie haben Laufmaschen und sollen repariert werden.

Das Telefon klingelt. Keiner der drei reagiert. Es klingelt lange.
Dann geht der Sohn unsicher darauf zu, als wäre es ein Päckchen mit unbekanntem Inhalt. Er hebt langsam den Hörer ab, sagt mit unsicherem Gesichtsausdruck ein langes: „Sssss…“, horcht gleichzeitig dabei, stellt fest, dass niemand mehr dran ist und legt genauso langsam wieder auf. Nicht auszudenken, wie lange es wohl gedauert hätte, bis er gesagt hätte: „Sanitätshaus Brandes + Gieseking; Gieseking Junior am Apparat…?“
Da hätte ich auch rechtzeitig aufgelegt, schon wegen der Telefonrechnung.

Anschließend hat das Telefon nie geklingelt.
Ich stehe nun schon seit 5 Minuten da und jetzt sieht er mich. Er fragt, was ich möchte. Ich sage, ich brauche so ein Teil, um meinen Sitzball aufzupumpen. Er sieht mich an, als hätte ich einen merkwürdigen Dialekt drauf. Sein Gesichtausdruck schwankt zwischen Misstrauen und Unverständnis. Ich erkläre genauer und kann zusehen, wie dabei der Groschen fällt, langsam fällt.
Er fängt an zu kramen, Schubladen aufzuziehen, verschwindet in Katakomben, findet nichts. Er will seine Mutter fragen: „Muddi, diese Kundin möchte so einen Aufsatz, um Petzi-Bälle aufzupumpen.“
Da quatscht die Kundin mit den Strümpfen wieder dazwischen und Muttern hat ihre kurze Aufmerksamkeitsphase überwunden, redet weiter mit der Strumpfoma. Sohn steht eingefroren daneben. Sekundenlang.

Dann dreht er sich zu mir. Ich bin noch da. Er erschreckt sich.
Ich kann jetzt auch nicht gehen. Ich will das hier zu Ende gucken.
Irgendwann schafft er es, Muddi abzuwerben. Sie sieht mich kurz an, geht zu einer der Schubladen, die ihr Sohn schon 2x durchgeguckt hat, greift ein Tütchen heraus, schnappt: „Kostet 1 Euro!“
Ich bezahle, gehe fröhlich grüßend hinaus und stelle fest, dass sie mir ein Ventil verkauft hat, das ich nicht wollte.