„Geschnitten oder am Stück?“

Heute Vormittag habe ich mal ein bisschen Zeit, denn man hat versucht, mir das feine lange Wochenende zu versauen, indem man mich für eine heutige Abendveranstaltung zum Dienst eingesetzt hat. Ich hab’ aber gleich gekontert und mir schön für Montag frei genommen, hehehe.

Deswegen kann ich jetzt hier sitzen, Birnen essend schreiben und Montag dann auch noch in die Stadt gehen, wenn die Geschäfte auch tatsächlich mal geöffnet haben (und dann nicht, wie samstags, bis unters Dach vollgestopft sind mit Leuten, die angeblich nur „mal gucken gehen“ wollen) und mir neue Brokate und Juwelen anschaffen. Eigentlich handelt es sich hierbei zwar eher um bequeme Schuhe, die ich natürlich für die Arbeit brauche, aber da denke ich lieber erst Dienstag wieder drüber nach. Und vielleicht finde ich ja auch noch ein hübsches Fähnchen für zwei Etagen drüber…

Hauptsache, ich seh’ nachher nicht so aus, wie die beiden erbarmungswürdigen Damen, die ich vorgestern in meinem Fernseher erleben musste. Die Sendung hieß tatsächlich, und da komme ich immer noch nicht drüber weg, „Extrem schön!“. Dass sich das wie ein Befehl liest, ist sicher kein Zufall. Zwei vermeintlich furchtbar hässliche Frauen werden aus ihren Leben rausgezerrt, an mehreren Baustellen operiert, getriezt, „gestylt“ und dann wie- der in ihre Familien zurückgespuckt. Leider sehen beide hinterher genau so aus wie die Stylistin der Sendung, Frau Carine Bartholomé, eine Friseurin aus München, die wohl für irgendwas berühmt ist. – Nein, stimmt nicht ganz: nur die eine, die andere Kandidatin sieht aus wie eine Mischung aus ihr und Amanda Lear. Aber Lila tragen müssen sie bei- de, da beißt die Maus keinen Faden ab. Lila getragen wird, zum Donnerwetter!

Ich konnte da ja kaum hingucken, war allerdings wohl zu schwach, die Knipse aus der Sofaritze zu kramen. Aber Laut geben konnte ich noch. Ich vermute, die Nachbarn denken jetzt, einer meiner Freundinnen geht es furchtbar, weil ich immerzu „Oh, Gott, die Arme!“ und „Oh nein, das nicht auch noch, bitte!“ gerufen hab’.

Besonders interessant fand ich aber die Reaktionen der Männer dieser beiden Kandida- tinnen. Der eine lechzte schon vor der Umformungsprozedur seiner Frau in die Kamera, dass es ja jetzt sicher bald richtigen Sex gäbe, wenn sie sich selbst nicht mehr so un- attraktiv fände. Der andere brütete während der Kontaktsperre gleich einen Heiratsantrag aus, damit ihm die jetzt Aufgehübschte nicht womöglich gleich mit einem passenden männlichen Pendant abhaut. Und was sagt sie dazu? „Der Antrag hat mich umgehauen. Und da bin ich glücklich von!“ – Na dann.

Weitere Sendungen muss ich mir nicht mehr angucken, denn ich weiß jetzt, worauf es im Leben so ankommt: So auszusehen, als hätte man eine Seriennummer unter der Fußsoh- le eingestanzt.

Na, das passt wenigstens auf einen kleinen Zettel.

Hilfe, ich bin birnensüchtig!

Gerne würde ich behaupten, diese Überschrift hätte ich mir nur ausgedacht, weil sie irgendwie sensationell und höchstvermutlich ungeheuer leseranlockend rüberkommt. Stimmt aber nicht.

Ich bin zurzeit tatsächlich birnensüchtig. Immer, wenn ich einkaufen gehe und zwangsläu- fig an der Obstabteilung vorbei muss, kriege ich Heißhunger auf die perfiden Dinger. Äpfel, Bananen und sogar Erdbeeren lassen mich völlig kalt; – lediglich Birnen bringens. (Viel- leicht habe ich aber auch bloß deshalb eine augenblickliche Neigung zur Birne, weil da wenigstens noch keine überflüssigen, nervigen Miniaufkleber drauf sind, so wie inzwischen bspw. auf allen Äpfeln. Deren Abgefiesel strengt mich nämlich mitunter so an, dass ich die Klebedinger am liebsten einfach mitessen möchte.)

Kaum zuhause angekommen, leere ich den Rucksack und zücke das Obstmesser. Und weil ich so furchtbar praktisch veranlagt bin (das wär’ übrigens mal ein komplettes, ande- res Thema), habe ich für Obst eine besondere Schneidetechnik entwickelt: Ich viertele die Birnen nicht, um sie dann mühselig vom Kernhäuschen zu entschnitzen, sondern schnei- de einfach glatt am Gehäuse vorbei und habe so einen praktischen Vierkantstrunk mit Anfasser zum Wegwerfen übrig.

BirneSo sieht das dann aus.

Der Vorteil ist, dass einem dabei keine Kerne ins Auge sprin- gen und man auch eine Woche später beim Saubermachen keine Birneninnereieneinzelteile unterm Sofa findet, die dann schon festgeklebt sind und nur mit einem scharfen Messer vom Boden abgehen, und dabei zerkratzt man dann sich die em- pfindliche Dielenlackierung, die man aus Umweltschutzgründen ja nur mit Aqualack gemacht hat, obwohl man ganz genau weiß, wie schnell der sich abnutzt. Gerade und besonders unterm Sofa.

Jedenfalls kaufe ich andauernd Birnen und kaum zwinkere ich einzweimal, sind sie auch schon wieder weg. Einen Mitbewohner, dem ich die Schuld dafür in die Schuhe schieben könnte, habe ich ja nicht. Nur einen Liebsten, der hier öfter mal weilt. Aber der isst mir eigentlich bloß nachts die übrig gebliebenen Kartoffeln aus dem Topf und behauptet dann ungerührt, da wären sowieso nur noch zwei drin gewesen und selbst aus fünf Kartoffeln hätte ich ohnehin keine lohnenswerte Portion Bratkartoffeln mehr zusammengekriegt.

Gestern habe ich jedenfalls mal wieder vier Birnen gegessen und heute bin ich auch schon bei der Zweiten, dabei ist es noch nicht mal elf Uhr! Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich auch schon wieder um sechse aufgestanden bin. (Wahrscheinlich plagte mich Birnenappetit.) Dabei haben Birnen nicht mal besonders schöne Namen! Wer isst schon gerne was, das „Abate Fetel“ heißt? Auch „Williams Christ“ finde ich nun nicht so… Es soll ja sogar Sorten geben, die nach Fisch heißen, aber zum Glück nicht da, wo ich momentan einholen gehe.

„Einholen“ hat übrigens meine Oma aus Springe immer gesagt, wenn’s um die Lebensmit- telbeschaffung ging. Sie sagte dann beispielsweise, wir müssten noch „das Brot für heute Abend einholen“, weswegen ich ziemlich lange glaubte, das Springer Brot sei irgendwie schneller als das Hannöversche. Meine Oma hätte vermutlich auch gewusst, was es mit einer schweren Birnensucht so auf sich haben könnte, denn sie hatte ein tolles medizi- nisches Hausfrauenwissen, weswegen ich zum Beispiel mal erst grob mit einer halben Zwiebel abgerieben und dann (gefühlt) stundenlang eine blanke Messerklinge flach an meinen dünnen Kinderhals gelegt kriegte, weil mich eine Biene knapp unterm Kehlkopf gestochen hatte. Geholfen hat’s. Und wer sich mit Bienen auskennt, wüsste sicher auch über Birnen toll Bescheid.

Zwar mache ich mir wegen meiner Birnensucht nun durchaus Sorgen, werde dieses spe- zielle Symptom aber ganz sicher nicht g**geln, weil ich mir schließlich nicht noch mehr Sorgen machen möchte. Nachher habe ich eine dubiose, rückwärts gewandte politische Krankheit. Oder eine schwere, sich immer weiter verstärkende Psychomacke, die sich auf die drohende Abschaffung bewährter Beleuchtungstechniken bezieht…
– Oder sogar irgendwas mit Fruchtzucker!

Sutéki na!

Ich habe bekanntermaßen eine ganz liebe japanische Freundin namens M.

Und M. reist einmal im Jahr zu ihrer Familie, um sich da den Bauch mit unaussprech- lichen Dingen vollzuschlagen und in heißen Quellen herumzusitzen, während sie mit Mutter und Schwester die neuesten Entwicklungen in der Nachbarschaft und im Bekann- tenkreis betratscht. Natürlich bringt M. auch immer Geschenke mit. Nach Japan führt sie jede Menge Schokolade aus, denn die ist da immer noch sehr teuer. (Hauptsächlich ex- portiert sie übrigens L*ndt-Pralinen und das auch gut so, dann müssen wir die hier nämlich nicht essen. Wie ja jeder weiß, schmeckt das Zeug wie Sägemehl. – Aber immerhin: die Schachteln sind wirklich hübsch gemacht…)

Und wenn sie schweren Herzens wieder zurück nach Hannover kommt, bringt sie mir die tollsten Dinge mit, weil sie weiß, dass ich dann vor Begeisterung das Fiepen und Piepen anfange. Letztes Mal hat sie mir z.B. ein Dutzend kleine Tütchen mit salziger Knabberei mitgebracht, da waren u.a. sehr leckere getrocknete, kleine Fischchen drin. Allerdings durfte ich die nur essen, wenn ich alleine war, sonst gab’s merkwürdige Bemerkungen von der anderen Seite des Sofas.

Und das hier ist die diesjährige Ausbeute:

Japanische_Mitbringung

Im Uhrzeigersinn: Auf 12 Uhr ein Päckchen ungeheuer feiner, zarter Kekse. Jeder natürlich einzeln verpackt (das ist, glaube ich, eine alte japanische Tradition, um die Altpapierabfuhrgötter zu heiligen).

Dann kommt ein 4er-Set von kleinen Plastikdöschen in Tierkopfform. Laut Aufschrift handelt es sich um Mayonnaise-Behälterchen für die Kindergarten-Lunchbox. Ich weiß aber aus Erfahrung, dass man auch sehr gut Blumensamen oder Perlen oder anderen Killefitt da rein tun kann.

Und weil ich es ein bisschen mit Hasen habe (frag’ mich keiner. Ich weiß nicht, wieso.), einen magnetischen Hasenhaken. Ich hoffe, ich muss da jetzt keinen richtigen Hasen dranhängen, aber das kriege ich noch raus.

Am allerschönsten finde ich aber die kleinen Sojasaucen-Fläschchen (ebenfalls für die Lunchbox) mit Tierköpfchen und Einfüllpipette für ca. einen halben Milliliter. Jeder Wo- chentag hat eins, und wie man deutlich sieht, ist Montag schon mal Hasentag. Das muss ja auch mal gesagt werden. (Sonntags wird übrigens zuhause gegessen.)

Das Päckchen mit der Socke drauf und das darüber beherbergen eine ganz große japa- nische Erfindung und ich bitte M. immer darum, mir unbedingt welche mitzubringen. Es sind Wärmepflaster in verschiedenen Größen, die sich aufs molligste erhitzen, wenn sie mit Sauerstoff in Berührung gebracht werden. Sprich: wenn man sie auspackt. Man kann sie sich in die Klamotten kleben (eben in die Socken oder eventuell hinten in den Hosen- bund), wo sie dann locker 8-10 Stunden vor sich hinwärmeln. Keine Ahnung, wie sie das machen, es ist ein grauschwarzes Pülverchen drin, vermutlich eine besonders aktive Kohle oder irgendwas ganz anderes. Aber wer, wie ich, immer mal Rückenmalesche hat, weiß diese Wunderdinger bald zu schätzen, zumal sie keine Wirk-/Schadstoffe abgeben. In Deutschland verkauft man sowas zwar inzwischen auch, allerdings zu reichlich gepfef- ferten Preisen. In Japan kostet ein Pflasterchen (M. hat das mal so grob umgerechnet) ca. 20 Cents. Bin gespannt, wann ein Importeur das mal rauskriegt und die Dinger endlich in Asia-Shops verkauft werden.

In der Mitte schließlich hockt ein Hasendöschen, bei dem ich noch immer überlege, was um Himmels Willen ich da reintun soll. Alles, was mir einfällt, sind Süßstofftablettchen. Nur: bei mir gibt’s ausschließlich anständigen, richtigen Zucker, weil meine Synapsen sonst direkt das Schmollen anfangen. Eventuell versuche ich demnächst mal, ob wenig- stens ein Zuckerwürfelchen reinpasst.

Bei der Mini-Pralinen-Dose (ja, die kann man aufklappen), die eigentlich ja ein Handy- schmuck ist (aber jetzt an meinem Schlüsselbund baumelt), wusste ich gleich, was ich reintu’: Eine schöne Schokolinse. Die passt da genau rein.

Für die Theobromin-Notversorgung unterwegs. Sicher ist sicher.

Bakterielle Psychologie

In Hannover gibt’s ja ziemlich viel berühmte Medizin. Die MHH zum Beispiel. Oder diesen bekannten Gehirndokter, der sich hier vor Jahren eine eigene Spezialklinik in Hirnform hat bauen lassen und sowieso sein eigenes Hirn auch immer auf alle Promifotos draufhält.

Krank könnte man hier also ruhig mal werden, man wäre hier wohl ganz gut versorgt.

Der neueste Coup im Gesundheitssektor ist hierzulande nun das „Netzwerk“ gegen Bak- terien. Ich vermute ja, dass das ein ziemlich kleines Netz sein muss, wenn man die winzigen Biester wirklich damit fangen will. Trotzdem scheints irgendwie hinzuhauen, denn anschließend werden so-fort! strenge Bakterienerziehungsmaßnahmen eingeleitet.

Doch, wohl! Steht doch in der Zeitung!
Bak1

Im Innenteil geht’s sogar noch weiter:
Bak2

Sie könnten auch sagen: „Aus!“ oder „Pfui!!!“ oder mit so kleinen elektrischen Halsbänd- chen arbeiten. Und zur Not geht’s aber sicher auch einfach mal ohne Abendbrot ins Bett. Zumindest würde ich das so handhaben. Ich finde nämlich auch, man muss in solchen Dingen streng und vor allem konsequent sein, sonst lernen die das doch nie! Nein muss auch Nein! heißen. Basta.

Und wenn so eine niedliche Bakterie einen dann mit großen Schmelzaugen anblickt, muss man sich auch mal zusammenreißen können, um nicht etwa einzuknicken und zu sagen: „Naaa gut… Du darfst nach den Hausaufgaben noch ein bisschen mit deinen Freunden rumkeimen… – Aber um Punkt sieben bist Du zuhause!“

Das führt, sind wir doch mal ehrlich, auf lange Sicht nur zu Autoritätsverlust.

Und weil das mit der Konsequenz manchmal so schwierig ist, haben sich Hannovers Mediziner quasi stationsübergreifend zusammengetan. Sicherlich auch, um sich gegen- seitig den Rücken zu stärken. Ich stelle mir vor, wie sie sich untereinander anrufen und am Telefon Erziehungstipps austauschen:

„Meine ist gestern Abend wieder über’n Balkon abgehauen, als sie dachte, ich komm’ nicht mehr gucken.“

„Dann musst Du jetzt wirklich mal hart sein, Inge. Mach’s, wie Du’s angedroht hast: Keine neue Petrischale zum Geburtstag!!!“

Medizinische Vorbeugung.

Ich trag’ ja im Winter meistens Strumpfhosen drunter, weil mir das sonst zu kalt wird. Ich weiß, dass das Viele jetzt lieber gar nicht so genau wissen wollten, besonders die Herren nicht.

Denn Frauen in schwarzen Baumwollstrumpfhosen sind auf der „supersexy“- Skala irgend- wo zwischen dem eingelegten Obst und der alten Skiausrüstung. Im Keller, nämlich. Das ist mir aber egal. Draußen muss ich ja normalerweise nicht sexy sein, jedenfalls nicht im Winter. Und deswegen: Strumpi. Dieses ausgesprochen schöne Wort habe ich übrigens von Freundin S., bei der es allerdings meistens in der kritischen Frage auftaucht: „Haste mal wieder Strumpi unter? – Wo die doch so auftragen!“

Find’ ich übrigens gar nicht. Außerdem schadet so ein bisschen Auftrag meiner Figur nicht im Mindesten. Sollen doch die Anderen frieren und Blasenkatarrhe kriegen! Da seh’ ich lieber dick aus.

Jedenfalls, gestern hatte ich die Strumpfhose schon an, als ich feststellte, dass ich links ein Zehenloch drin hatte. Erst wollte ich trotzdem so los, aber nachher drückt mich der Rand beim Laufen, und dann gehe ich komisch, und dann raunen die Leute hinter mir auf der Straße: „Guck’ mal, die Dicke, die geht aber komisch!“, und das wollte ich dann lieber doch nicht.

Also hab’ ich mein Handarbeitskörbchen mit Nadel und Faden geholt (mich bald gefreut, dass ich es immer noch schaffe, ohne Brille zackzack einzufädeln) und in den Sessel gesetzt, um die Lochzunähung direkt am Fuß vorzunehmen. Nein, ich habe mich nicht gestochen! Aber die Schere vergessen.

Und dann war ich sehr zufrieden, dass niemand mit einer Kamera in zufälliger Nähe war. Weil ich nämlich vornüber gebeugt durchs Wohnzimmer humpeln musste, den Faden noch am Fuß, die Nadel dazu auf Knöchelhöhe in der Hand, damit ich da nicht etwa aus Versehen reintrete. Und natürlich lag die Schere dann ausnahmsweise nicht da, wo ich sie normalerweise hinlege, sondern im Irgendwo der fernen Küche.

Ich überlege jetzt neuerdings, was eigentlich ungesünder ist: Blasenverkühlung oder Hexenschuß.

Küchensofagedanken am Morgen (Teil 12) – Selbstgespräche.

„Du gefällst mir gar nicht!“ sagt Hannelore Elsner in einem TV-Spot zu ihrem Spiegelbild.

TheobrominenfuesseIch finde ja, dass das eigentlich kein beson- ders guter Gesprächseinstieg ist, nicht mal für ein Selbstgespräch. Aber trotzdem muss ich ihr Recht geben: mir gefällt sie nämlich auch nicht. Und das sage ich ihr dann auch jedes Mal, obwohl sie mich vermutlich nicht hören kann. Bei mir steht ja nun nicht gleich ein Kamerateam bereit, wenn ich vor der Licht- kiste mal eben was zu mir selber sage. Ansonsten übrigens auch nicht.

Zwei Frauen führen also Selbstgespräche. Ich könnte jetzt natürlich wieder behaupten, dass ich das ja nur deshalb mache, weil mir Frau Elsner mit ihrer gehaucht-überspannt-räkeligen Art bisweilen gehörig auf den Geist geht, aber das würde mal wieder gar nicht stimmen. Ich mach’ das nicht deswegen, sondern kommentiere auch sonst fast alles, was ich im Fernseher sehe. (Danach sagt Frau Elsner übrigens: „Ich verschreib’ dir mal was!“ und medikamentiert sich selber mit Glutaminirgendwas aus süßen rosa Fläsch- chen. Leider scheint das nicht besonders gut zu helfen, denn zumindest mir gefällt sie danach auch nicht besser.)

Ganz oft rufe ich auch zum Fernseher: „Ha! Das muss ich mir aufschreiben!“, wenn wie- der einer was Schönes gesagt hat wie z.B. neulich ein Bodybuilder über einen anderen: „Er würde jeder alten Dame über die Ampel helfen.“ Ich finde das nämlich sehr nett von dem und nehme an, dass das sogar für die schwereren unter den alten Damen gilt.

Aber auch wenn der Fernseher nicht läuft, spreche ich gern mit mir selbst. Warum auch nicht? Schließlich bin ich doch die netteste und aufmerksamste Gesprächspartnerin, die ich mir nur wünschen kann! Und ich verstehe auch immer ganz genau, was ich meine und muss keine Sorgen haben, dass ich etwa an mir vorbeirede und mich dann falsch verstan- den fühlen muss. Und schwerhörig bin ich ja zum Glück auch nicht.

Als Teenagerin habe ich natürlich gern imaginäre Interviews gegeben, aber das machen ja alle. Heutzutage nehme ich schon mal wichtige Gespräche probehalber vorweg, um mich vorzubereiten. Das ist wirklich oft hilfreich, wenn dann das eigentliche Gespräch stattfin- det. (Obwohl ich dann manchmal nicht weiß: habe ich dem das jetzt eben schon mal gesagt, oder war der da noch gar nicht dabei?) Bei Vorstellungsgesprächen z.B. oder Amtsbesuchen finde ich sowas sinnvoll, weil man sich dann quasi vorher ein bisschen abreagieren kann. Ich habe ja meistens eine ungefähre Ahnung, wie beispielsweise dieser eine bockbeinige Beamte vermutlich wieder argumentieren wird und kann ihn dann (statt auszuflippen und ihm ’nen Aktenordner über den Scheitel zu ziehen) mit einer Gesprächs- taktik überraschen, die ihn kurzfristig mal aushebelt. Das nützt mir zwar auch nix, macht aber Spaß.

Das liest jetzt langsam so, als würde ich nun unentwegt mit mir selbst reden und vor mich hinbrabbeln. Aber so stimmt das auch nicht. Das mache ich nämlich erst, wenn ich über siebzig bin! Ich kann auch mal ein Weilchen schweigen… Wenn ich mich mit meiner bes- ten Freundin treffe, behalte ich vorher schön alles für mich, damit ich die Neuigkeiten besser mit ihr durchtratschen kann. Sie würde sich mit Recht beschweren, wenn ich ihr nicht als erster davon erzählen würde, wenn sich was Spannendes ereignet hat.

Beim Spazierengehen wiederum ist das Selbstgespräch sogar ein wesentlicher Bestand- teil. Denn wenn ich gehe, setzen sich auch meine Gedanken in Gang, entwickeln sich, trappeln aufgeregt herum und ich weise ihnen dann halblaut ihre Plätze zu. Oft entstehen so ganz neue Kombinationen und ich fühle mich gleich viel aufgeräumter. Das ist so ein bisschen wie Strickzeug enttüdeln.

Es wird ja übrigens immer gern behauptet: seit es diese Handys mit Freisprechfunktion gibt, fällt das nicht mehr so auf, wenn jemand in der Öffentlichkeit mit sich selbst redet. Ich kann aber versichern: doch, tut es wohl. Man gewöhnt sich allerdings irgendwann an die Blicke und das Gefühl, für nicht ganz dicht gehalten zu werden. Man kann sich sogar gelegentlich ’nen Spaß draus machen und einen bipersonalen Dialog imitieren:

– „Pscht! Jetzt sei doch mal still! Da kommen uns welche entgegen, die da gucken schon. Es ist voll peinlich, mit Dir spazieren zu gehen!“

– „Na und? Meinste, die haben keine eigenen Macken? Ich wette…“

– „Ruhe jetzt mal!“

Und dann guckt man den anderen Spaziergängern fest ins Auge, bis sie vorbeigegangen sind, bevor man wieder loslegt.

– „Also, die Frau hatte jedenfalls hinten ’ne ganz dreckige Jacke!“

– „Hihi, stimmt. Das sieht ganz schön merkwürdig aus!“

– …

Ausreden. Nix wie Ausreden.

Holzgeschnitzt
„Holzgeschnitzt“? – Also, ich kenne bisher nur „Handgeschnitzt“, was mir auch irgendwie passender vorkommt.
Und ich glaube, nicht nur mir. Das Christkind tippt sich doch wohl auch eindeutig gegen die Stirn, oder?

Ich könnte ja jetzt behaupten, ich würde schon eifrig an der Weihnachtsdekoration arbei-
ten und fleißig leckere Vanillekipferln backen (schließlich wird es höchste Zeit; – in der Stadt hängt schon die Weihnachtsbeleuchtung und es hat natürlich auch schon den ersten Glatteisunfall gegeben), und deshalb könnte ich dieser Tage nur flüchtig bloggen… Aber das würde ja gar nicht stimmen und wäre sogar rundheraus gelogen. Ich weiß ja noch nicht mal, wo ich dieses Jahr überhaupt Weihnachten feiern werde! Und ehrlich gesagt, ist mir das im Moment auch noch völlig schnurz.

Wenn ich aber bloß hinschreibe, dass ich (wie Alle, eigentlich) eine doofe Erkältung habe und mich schlichtweg zu schlapp und zu dösig fühle, um einen anständigen Text zusam-
menzuschustern, dann stimmt das zwar, aber es liest sich langweilig. Es geht aber sogar noch langweiliger: in meinem Kopf ist wirklich so wenig los, dass sich schon den ganzen Morgen dieser merkwürdige und völlig überflüssige Gedanke drin rumtreibt:

„Bettwäsche? – Da hab’ ich irgendwie keinen Bezug zu…“

Keine Ahnung. Fragt mich nicht.

Wohl vom Wickeltisch gefallen, was?

an_Cranberrys_denkenEben habe ich überlegt, ob ich bei dieser Anzeige viel-
leicht mal eben das Produkt unkenntlich machen soll, damit Ihr raten könnt, um was es hier eigentlich gehen soll.

Aber dann dachte ich: muss gar nicht. Der Sinn dieser Bild-Textkomposition ist auch so wirr genug.

Der berühmte Praktikant kann das eigentlich nicht verfasst haben, die geben sich nämlich viel mehr Mühe.

Es muss vielmehr jemand gewesen sein, dessen Asso-
ziationsketten so verheddert sind, dass da wahrscheinlich nur noch ein Schneidbrenner Abhilfe schaffen kann.

Aber dass der Kunde der Agentur das so abgenom-
men hat, wundert mich doch.
Doch schon. Ein bisschen.
weiß
weiß
weißweißweiß
weiß
weiß
weiß
weiß
weiß
weiß
weiß
weiß
weiß
weiß
weiß
weiß
weiß

Ich habe einen Apfel gegessen!

Und gestern hab’ ich auch einen Apfel gegessen! Und vorgestern habe ich auch einen Apfel gegessen! Und vorvorgestern

Ich bin mir natürlich darüber im Klaren, dass jetzt wahrscheinlich niemand auf die Straße rennen wird und brüllen: „Die Bromine hat tatsächlich einen Apfel gegessen! Und gestern hat’se auch schon einen Apfel gegessen! Und vorgestern usw., usf…“, obwohl ich eigent-
lich gar nix dagegen hätte. Und dass das jetzt natürlich auch keine Schlagzeile für die Zeitung oder gar eine Meldung für die Tagesschau ist, davon gehe ich auch aus.

Aber für mich ist das eine Sensation! Ich hab’ nämlich anderthalb Jahre keine Äpfel essen können, Kreuzallergien und so, und kam mir schon fast vor wie dieser olle Käpt’n Barbos-
sa aus diesem einen Fluchfilm da.

Und nun habe ich, weil mich zurzeit seltsame Dinge plagen, mal wieder einige Allergie-
tests machen lassen, bei denen plötzlich keine Lebensmittelallergien mehr festgestellt werden konnten. Auch keine gegen Äpfel. Also hab’ ich mich drangetraut und muss sagen: Wer einen speziellen Geschmack, den er liebt, mal bis fast in die Fußspitzen runter genießen will, der muss mal ein Jahr einen großen Bogen drum machen. Also, sowas Leckeres! Das reinste Feuerwerk.

Dass bei den Tests jetzt allerdings rauskam, dass ich wohl eine Histamin-Intoleranz habe und nun immerzu Tablettchen dagegen picken muss, ist mir schon fast egal. Hauptsache wieder Äpfel.

Hach, komm her, Du kleiner Rotbackiger! Die Tante verknurpselt dich jetzt…

Gerüsthusten, Herr Dokter.

Vermutlich der letzte Arbeitsplatz, an dem inzwischen noch kräftig geraucht werden darf:

Räucherwerk1Räucherwerk2
weiss
weiss

Gerne hätte ich die fleißig schmeukenden
Arbeitskräfte mit auf’s Bild gekriegt, aber die Kamera war leider ein Stückchen zu kurz. In dem Nebel hätte man ja eh‘ nix gesehen…

Als Bewohner eines solchen Hauses mit renovierungsbedürftiger Fassade würde ich je-
denfalls vorsichtshalber die Fenster immer schön geschlossen halten, um keine schwere Rauchvergiftung zu riskieren. Und um rauszukriegen, wie das Wetter draußen so ist, kann man ja schließlich auch ins Internet gucken.