Hilfe, ich bin birnensüchtig!

Gerne würde ich behaupten, diese Überschrift hätte ich mir nur ausgedacht, weil sie irgendwie sensationell und höchstvermutlich ungeheuer leseranlockend rüberkommt. Stimmt aber nicht.

Ich bin zurzeit tatsächlich birnensüchtig. Immer, wenn ich einkaufen gehe und zwangsläu- fig an der Obstabteilung vorbei muss, kriege ich Heißhunger auf die perfiden Dinger. Äpfel, Bananen und sogar Erdbeeren lassen mich völlig kalt; – lediglich Birnen bringens. (Viel- leicht habe ich aber auch bloß deshalb eine augenblickliche Neigung zur Birne, weil da wenigstens noch keine überflüssigen, nervigen Miniaufkleber drauf sind, so wie inzwischen bspw. auf allen Äpfeln. Deren Abgefiesel strengt mich nämlich mitunter so an, dass ich die Klebedinger am liebsten einfach mitessen möchte.)

Kaum zuhause angekommen, leere ich den Rucksack und zücke das Obstmesser. Und weil ich so furchtbar praktisch veranlagt bin (das wär’ übrigens mal ein komplettes, ande- res Thema), habe ich für Obst eine besondere Schneidetechnik entwickelt: Ich viertele die Birnen nicht, um sie dann mühselig vom Kernhäuschen zu entschnitzen, sondern schnei- de einfach glatt am Gehäuse vorbei und habe so einen praktischen Vierkantstrunk mit Anfasser zum Wegwerfen übrig.

BirneSo sieht das dann aus.

Der Vorteil ist, dass einem dabei keine Kerne ins Auge sprin- gen und man auch eine Woche später beim Saubermachen keine Birneninnereieneinzelteile unterm Sofa findet, die dann schon festgeklebt sind und nur mit einem scharfen Messer vom Boden abgehen, und dabei zerkratzt man dann sich die em- pfindliche Dielenlackierung, die man aus Umweltschutzgründen ja nur mit Aqualack gemacht hat, obwohl man ganz genau weiß, wie schnell der sich abnutzt. Gerade und besonders unterm Sofa.

Jedenfalls kaufe ich andauernd Birnen und kaum zwinkere ich einzweimal, sind sie auch schon wieder weg. Einen Mitbewohner, dem ich die Schuld dafür in die Schuhe schieben könnte, habe ich ja nicht. Nur einen Liebsten, der hier öfter mal weilt. Aber der isst mir eigentlich bloß nachts die übrig gebliebenen Kartoffeln aus dem Topf und behauptet dann ungerührt, da wären sowieso nur noch zwei drin gewesen und selbst aus fünf Kartoffeln hätte ich ohnehin keine lohnenswerte Portion Bratkartoffeln mehr zusammengekriegt.

Gestern habe ich jedenfalls mal wieder vier Birnen gegessen und heute bin ich auch schon bei der Zweiten, dabei ist es noch nicht mal elf Uhr! Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich auch schon wieder um sechse aufgestanden bin. (Wahrscheinlich plagte mich Birnenappetit.) Dabei haben Birnen nicht mal besonders schöne Namen! Wer isst schon gerne was, das „Abate Fetel“ heißt? Auch „Williams Christ“ finde ich nun nicht so… Es soll ja sogar Sorten geben, die nach Fisch heißen, aber zum Glück nicht da, wo ich momentan einholen gehe.

„Einholen“ hat übrigens meine Oma aus Springe immer gesagt, wenn’s um die Lebensmit- telbeschaffung ging. Sie sagte dann beispielsweise, wir müssten noch „das Brot für heute Abend einholen“, weswegen ich ziemlich lange glaubte, das Springer Brot sei irgendwie schneller als das Hannöversche. Meine Oma hätte vermutlich auch gewusst, was es mit einer schweren Birnensucht so auf sich haben könnte, denn sie hatte ein tolles medizi- nisches Hausfrauenwissen, weswegen ich zum Beispiel mal erst grob mit einer halben Zwiebel abgerieben und dann (gefühlt) stundenlang eine blanke Messerklinge flach an meinen dünnen Kinderhals gelegt kriegte, weil mich eine Biene knapp unterm Kehlkopf gestochen hatte. Geholfen hat’s. Und wer sich mit Bienen auskennt, wüsste sicher auch über Birnen toll Bescheid.

Zwar mache ich mir wegen meiner Birnensucht nun durchaus Sorgen, werde dieses spe- zielle Symptom aber ganz sicher nicht g**geln, weil ich mir schließlich nicht noch mehr Sorgen machen möchte. Nachher habe ich eine dubiose, rückwärts gewandte politische Krankheit. Oder eine schwere, sich immer weiter verstärkende Psychomacke, die sich auf die drohende Abschaffung bewährter Beleuchtungstechniken bezieht…
– Oder sogar irgendwas mit Fruchtzucker!

28 thoughts on “Hilfe, ich bin birnensüchtig!

  1. Birnen sind gut für den Stuhlgang und sind für´s Bloggen sehr förderlich. Die sollen Dich angeblich auch krebsfrei halten. Damit meine ich, Du brauchst keine Angst haben, daß eines Tages 469 Krebse in Deine Wohnung eindringen.
    Des weiteren ist Deine Birnensucht vielleicht eine heimliche Liebe zu Helmut Kohl, der ultimativen Birne schlechthin.
    Die Merkel soll ja nach Meinung von Siddharta seine Reinkarnation sein.

    LG Emma

    • Das ist ja eben meine Angst! Dass ich nachher eventuell aus Versehen CDU wählen gehe oder sowas. Schreckliche Vorstellung!

      Krebse in meiner Wohnung hätte ich vielleicht sogar ganz gerne. Die haben doch immer so Schalen dabei, da könnte ich dann die Birnen reinlegen. 😉

  2. Birnen machen nur in flüssiger Form als ‚Willi‘ süchtig – und in diesem Zustand ist auch eine soweit gehende Verwirrung vorstellbar das man die CDU wählt :>>

  3. Ich kenn den Begriff einholen in dem Zusammenhang auch, aber auf diese interpretation bin ich noch nie gekommen. Witzig.

    Mit Birnen hab ich es nicht so – aber mein Kind ! Kein anderes Obst kommt in sein elitäres Schnütchen ! Zu gerne wüsste ich, wo er das her hat ? Du hast mir da nicht zufällig ein Kuckuckskind untergejubelt?

  4. läggäh birne!

    diese kannst du gern einholen, liebe theo! dabei ist es egal, ob mit oder ohne netz (wie die fischer) hauptsache das behältnis fasst genug der süssen weichen 🙂

    ich finde es schade, dass man sie so schlecht lagern kann. äpfel sind da „geduldiger“. und da ich sie von unserem regionalen anbieter zu füssen der berühmtheiten eckehard und uta hole, kann man sie dort aufkleberfrei aus riesengrossen sammelkisten selbst aussuchen.. die schmecken auch läggäh, ich „schnorpse“ gerade einen.

    ansonsten finde ich noch schaderer 😉 , dass ich dir gerade was leckeres zeigen wollte, dieses aber vielleicht garnicht mehr gibt. eine hiesige traditionelle firma für obst-brotaufstriche hat nämlich ausser marmeladen und ihrem berühmten „überrübe“-rübensaft auch noch die „überrübe“ mit birnengeschmack angeboten. das war eine leckere birne aufs brot…

    will wiederhabööhn!

    nungut, nun habe ich wenigstens schon einmal einen guten schältipp in der tasche. vielen dank dafür liebe gourmetine!

    *birnenlechz* jenne

    • „Birnenkraut“, das kenne ich! Seeeehr lecker! Sowas gab’s hier auch immer, müsste ich mal gucken gehen… Vielen Dank für den Tipp! Die Belgier machen sowas übrigens auch, es nennt sich dann „Lütticher Delikatesse“, und das gibt’s in Apfel/Dattel, Aprikose und Pflaume. Ich hab’s in Aachen in Jules Schrank gebunkert gehabt. 😉 Leider schlossen die Becherchen nicht so super, weswegen die Drei mit der Zeit dann ziemlich zäh wurden.

      Eben Tipp gegen Tipp, lieber Jenne.
      *an den Hut tipp* – Theo :wave:

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