Ich weiß auch nicht, der vorgestrige Besuch der „Hausfrauenmesse“ hat wohl eine Art Heimchenschub in mir ausgelöst, welcher wiederum spontane Kuchenbackerei zur Folge hatte. Im Ergebnis sieht das jetzt so aus:
…und schmeckt mindestens noch ein bisschen besser, – vor allem saftig!
Da sind nämlich Mandeln, Pecannüsse und ein bisschen Likör drin…
Und weil ich mal nicht so sein will, und der Kuchen superschnell und einfach zusam-
menzurühren ist, rücke ich jetzt einfach mal ungefragt das Rezept dazu raus:
2 EL Zitronensaft
3 Äpfel
200g weiche Butter
150 g Zucker
1 Tütchen (echter) Vanillezucker
4 Eier
3 EL Lieblingslikör (z.B. Amaretto, Caramellikör, Calvados geht auch) oder Milch
200g Mehl
1 TL Backpulver
Je eine Handvoll Mandelstifte und Pecannüsse
– Äpfel schälen, in schmale Spalten schneiden, mit Zitronensaft beträufeln, wegstellen.
– Butter weich rühren, Zucker und Vanillezucker dazurühren.
– Dann Eier (eins nach dem anderen) dazu geben. Nur kurz rühren.
– Jetzt kommt der Likör oder die Milch.
– Zum Schluss Mehl und Backpulver und die Nüsse unterrühren.
Das Ganze in eine Springform streichen und die Äpfel drauf“stecken“.
Bei 160°C oder Gas/Stufe 3 ca. 30 – 45 Minuten backen.
Wer mag, streut für die Optik noch Puderzucker drauf und reicht Schlagsahne dazu.
Gutes Gelingen!
(Ich setz‘ dann schon mal Teewasser auf…)
Ich geh‘ ganz gern auf Messen, solange ich da nicht arbeiten muss (wie früher). Beson-
ders gern gehe ich mit Freundin T., so ja auch gestern. Aber hübsch der Reihe nach:
Nachdem wir schon im Eingangsbereich erste Ellenbogenangriffe kiebiger Seniorinnen überstehen, betreten wir die erste Halle und genehmigen uns erstmal was zu trinken. Der Saft ist dermaßen gut gekühlt, dass ich befürchte: wenn ich das Fläschchen so austrinke, muss ich zusätzlich ein paar Cranberrytabletten einwerfen. Doch zum Glück entdecken wir gleich vor Ort heimelige Liegewiesen mit Kissenbergen drauf, auf denen wir unsere mitgebrachten Stullen auspacken und warten können, bis der Saft eine günstigere Trink-
temperatur erreicht hat. Schließlich haben T. und ich uns ja auch schon wieder drei Wochen nicht mehr gesehen und müssen uns erstmal wieder gegenseitig „auf Stand bringen“. Dann geht’s aber wirklich los!
Die erste Halle ist immer die Erlesene, da gibt’s „Wohnaccessoires“, die in ihrer Fülle auf der Messe meistens traumhaft aussehen, als Einzelteile zuhause allerdings oft enttäu-
schen, wenn sie erstmal mit Zeitschriftenstapeln, Ü-Eierfiguren und selbst bemalten Blumentöpfen gruppiert werden. Also schön zum Gucken, aber nix zum Kaufen.
In der zweiten Halle wird es schon deutlich nüchterner. Gleich als erstes treffen wir auf eine Art Umfrage, durchgeführt von irgend-
einer Glaubensvereinigung. Sie möchte von uns, dass wir rote Bällchen in Röhren wer-
fen, um anzugeben, wie wir denn unseren Vornamen finden. Auf den Röhren steht: „modern“, „passend“, „aussagekräftig“, „wunderschön“, „antiquiert“, „unpassend“, „peinlich“, „nichtssagend“.
„Klingt ein bisschen wie ein Halbfettbrot-
aufstrich“ ist nicht dabei, deswegen gibt’s von mir auch kein Bällchen. Die meisten Leute scheinen aber ihren Namen passend zu finden, wasdaran liegen kann, dass man sich natürlich an fast alles irgendwann gewöhnen kann.
Weiter geht’s. Ich gewinne wieder mal sehr deutlich den Eindruck, dass der Mensch wohl ganz gern massiert werden möchte. Das kann ich übrigens gut verstehen, denn eine schöne Massage ist ja nun wirklich was Feines. Vor Allem natürlich für den Massierten, der Massagegebende hat mitunter ordentlich zu tun.Vermutlich werden deswegen auch andauernd Geräte erfunden, die die wohltuende Berüh-
rung der menschlichen Hand mal lieber ersetzen sollen. An jeder Ecke brummt dieses hoffnungslose Unterfangen. Wir sehen, ohne uns groß umzugucken, Massagesessel (auf denen Freundin T. sich vor einiger Zeit mal fast einen Rückenbruch geholt hätte, wie sie mir plastisch schilderte), Magnetmassage (danach bleiben vermutlich dauernd Schrauben, Büroklammern und Fahrräder an einem kleben), und Massagedelfine (die kannte ich bis-
her allerdings irgendwie kleiner und aus anderen Anwendungsbereichen, wenn auch nicht aus persönlichen…). Wir verzichten also lieber und strolchen weiter.
Weil ich mir ja Handschuhe kaufen möch-
te, streben wir dem „Basar der Nationen“ zu, wo ich beim letzten Mal fündig gewor-
den war. Dort gibt es fast alles!
Kartoffellampen, deren Sinn sich mir wohl noch erschließen wird. Kräftig singende, brötchenschmierende Italiener. Und eine Frau, die sog. „Heilmäuschen“ herstellt, wobei es sich um mit Körnern und Kräutern gefüllte Schmusekissen handelt, die dann erwärmt, Schmerzen lindern sollen.
Die Heilmäuschenfrau hat sich zwei ganz tolle Gedichte dazu ausgedacht, die an der Rückwand ihres Messestandes festgepinnt sind. Als ich diese fotografiere, herrscht sie mich an, ich solle das gefälligst sein las-
sen. Ich versuche sie zu beruhigen, dass ich keinesfalls ihre Waren fotografiert hätte und biete freundlich an, das Foto dann eben wieder zu löschen. Sie ist aber gar nicht zu beruhigen und wird immer unwir-
scher, es handle sich um ihre kreative Arbeit und das fotografieren sei gefälligst verboten. Und an den anderen Ständen auch!!! Ich frage sie, ob sie mir das nicht im Ge-
sprächston vermitteln kann, statt mich so heftig anzufahren. Sie wirkt nämlich, als wolle sie mich gleich am Kragen packen und über ihre Kissenstapel zerren oder die Polizei rufen. Inzwischen hat sie sich auch alle ihre Kunden vergrault, die ihr wohl ihre Fürsorge für leibliches Wohlbefinden nicht mehr so ganz abkaufen. Ich bleibe erstaunlich ruhig und möchte ihr glatt eins ihrer Lavendelmäuschen empfehlen, so zur Beruhigung, unterlasse das aber lieber und lösche nebenbei das Foto. Leider lösche ich dabei ein anderes mit, das ich eigentlich behalten wollte.
Weiter geht’s also mit der Handschuhsuche, ich finde stattdessen jedoch eine hübsche kleine indische Baumwolltasche und einen afrikanischen Gürtel, der aber gar nicht afri-
kanisch aussieht. Beinahe hätte ich mir auch noch einen Verwandlungsschal gekauft, aber als er sich partout nicht in die gewünschten Handschuhe verwandelt, lasse ich ihn dort.Freundin T. hingegen verbringt einige Zeit damit, getrocknete Samen und Hülsen anzu-
schwärmen. Das scheint gerade so’n Trend zu sein, dem ich nicht ganz folgen kann.
Man legt sich das wohl zuhause irgendwo hin.Ich bin bloß die ganze Zeit froh, sowas nicht hinten im Hemd drin zu haben und dann viel-
leicht nicht dranzukommen. Vorsichtshalber mache ich ein Foto, vielleicht erschließt sich mir der Sinn ja noch. Der Standbetreiber steht beim Fotografieren übrigens neben mir und macht keinen Mucks. Offenbar hat er keine Sorge, dass ich irgendwelche dicken Bohnen oder Distelblüten plagiiere. Bis T. wieder ansprechbar ist, stelle ich mir vor, das ganze Gestrüpp mit einer schönen Tube Weltraumkleber zu einer Skulptur zu verbinden und der Heilmäusefrau überzustülpen. Leider ist weit und breit kein Weltraumkleberverkäufer zu sehen. Als wir schon wieder Durst und Hunger krie-
gen, wechseln wir die FressMarkthalle, wo es kaum möglich ist, ein Getränk zu bekommen, das man auch mitnehmen kann. Das einzige, was man uns anbietet, sind gleich drei Liter-
pullen Wasser in einer Baumwolltasche. Wir lassen uns aber nicht verkohlen, denn jeder sieht, dass das gar keine richtigen Baum-
wollbeutel sind. – Die sind doch wohl deutlich aus Plastik!
Also kehren wir lieber in eine Art Seemannsklause ein und dort bittet mich T., ein Foto für sie zu machen von „diesen schrägen Brettern da“.Auf Nachfrage erklärt sie: „Ich hatte schon immer die Idee, so Bretter indirekt zu beleuch-
ten, aber ich wusste nie, wozu! Dabei kann ich die doch einfach an die Wand schrau-
ben!“ Dieser bestechen Logik will ich mich natürlich keinesfalls verschließen und mache das Foto, bevor wir weiterziehen.
Ums Eck schauen gar nicht mal wenige Leute zwei jungen Damen beim Abwasch zu. Wir überlegen kurz, es sind ja noch Plätze frei, doch solche nervenzerfetzende Action ist jetzt irgendwie nichts für uns.
Wir lassen uns lieber ein paar Meter weiter erklären, wie eine Lebendfalle für Marder funk-
tioniert. Freundin T. hatte schon Probleme mit solchen Tieren und ist interessiert. Der Erfinder zeigt uns das Gerät von vorne bis hinten, kennt sich mit Mardern offensichtlich prima aus und antwortet auf meine Frage, was ich mit so einem eingefangenen Marder denn dann anstellen soll, ich solle ihn ca. 12-15 km weit wegfahren und dort aussetzen. So ein Marder bliebe dann ganz bestimmt vor Ort, weil sein inneres GPS nur wenige Kilo-
meter Radius hätte.
Als ich bemerke, dass ich dann aber hoffe, da wohne nicht zufällig ein Nachbar in 12-15 km Entfernung, der mir zum Tausch dann seinen Marder vor die Tür setze, versichert er mir, dass das ganz bestimmt nicht passiert… Derart beruhigt verabschieden wir uns und machen uns auch allmählich auf den Nachhauseweg.
Als wir gerade aus der Halle wollen, sehe ich ihn aber doch noch, den Superklebermann!Ja, er ist sogar ein Sensationsklebermann! Ich bin so aufgeregt, dass mir das Foto leider etwas misslingt. Deswegen kann man blöderweise auch nicht erkennen, welche Sensa-
tionen dort gerade untrennbar zusammengefügt werden. Schade. Ich traue mich auch nicht, ihn anzusprechen. So ein Sensationsmann redet vielleicht nicht mit jedem, und ich möchte nicht aufdringlich erscheinen. Noch ein begehrlicher Blick aus gebührendem Ab-
stand, dann streben wir müde dem Ausgang zu.
Als wir auch die letzte Halle verlassen, stelle ich be-
sorgt fest, dass Freundin T. wohl ein bisschen was von ihrer Körpergröße eingebüsst haben muss. Ständig verliere ich sie aus dem Blick. Vermutlich ist der stetige Flüssigkeitsmangel Schuld. Wir hätten doch die Drei-
literkiste kaufen sollen! Erst, als sie zufällig unter einer Hockerlampe durchläuft, kann ich sie wieder für einen Moment mit bloßem Auge erkennen und sammle sie hurtig ein, damit sie mich wieder gemütlich nach Hause fährt…
Puh! – Ein Glück!
Es wäre zu schade gewesen, wenn dieser gelungene Ausflug noch in Kuddelmuddel geendet hätte.
Vielen Dank, liebeliebe T., für diesen schönen und lustigen Tag!
Bekanntermaßen guck’ ich gern „Das perfekte Dinner“. Inzwischen wusste ich eigentlich kaum noch, wieso. Aber egal. Geguckt wird. Seit gestern weiß ich’s aber wieder; – also wieso: wegen der Sätze, die da manchmal ganz wie nebenbei auch noch mitzusammen- gerührt werden.
Gestern also mal wieder das Wochenfinale. Ein sympathischer Mensch namens Bernd stellt folgende raffinierte Speisefolge zusammen:
Vorspeise: „Nou Fusion“ – Jacobsmuscheln in der Sesamkruste auf Hoisin, Zwiebeln und Avocado.
Hauptgang: „Mar y Montana einmal anders“ – Kaninchenfilet und Gambas auf zweierlei Pflaumengemüse mit Ingwer-Thymian-Schaum und Wildreistimbalen.
Dessert: „Katalanisches Dreierlei“ – Garnaxta-Parfait, Wildpfirsichflan mit Balsamico-Topping, Creme de Xocolate mit Orangen.
Na, da lief mir aber schon das Wasser im Munde zusammen! Allein das Dessert…
Weil einer der Mitkandidaten (der Marco) aus lauter Dooftütigkeit aber nicht schnallte (oder nicht schnallen wollte), dass es sich den vielen unbekannten um spanische Wörter handelte, vermutete er einfach herablassend, das sei bestimmt so ein „Star-Trek-Dinner“, denn der Bernd stehe ja wohl auf sowas. Das könne aber natürlich niiiemals so gut sein, wie sein eigenes Dinner vom Dienstag.
Da hatte er seinen Gästen übrigens u.a. selbst eingefärbte und darum knallgrüne Nudeln vorgesetzt, deren Appetit abregende Wirkung auch durch die Beilagen wohl nicht wettge- macht wurde.
Jedenfalls maulte und mäkelte der Missgünstige wo er nur konnte, was schon anfing, mich zu ärgern, weswegen ich nun wieder ungehalten in Richtung meines Fernsehers wurde und ihm schon das Wegschalten androhte. Und doch: das Durchhalten lohnte sich, denn der Miesepeter schenkte mir diesen schönen Satz:
„Ein Parfait ist ein Mousse, das in einer Art Wasserbett liegt und in den Backofen kommt!“
Genau, lieber Marco.
Und Kaltschale ist, was man abpellen muss, wenn man eine schöne Kugel Eis essen will.
Und gestern hab’ ich auch einen Apfel gegessen! Und vorgestern habe ich auch einen Apfel gegessen! Und vorvorgestern…
Ich bin mir natürlich darüber im Klaren, dass jetzt wahrscheinlich niemand auf die Straße rennen wird und brüllen: „Die Bromine hat tatsächlich einen Apfel gegessen! Und gestern hat’se auch schon einen Apfel gegessen! Und vorgestern usw., usf…“, obwohl ich eigent- lich gar nix dagegen hätte. Und dass das jetzt natürlich auch keine Schlagzeile für die Zeitung oder gar eine Meldung für die Tagesschau ist, davon gehe ich auch aus.
Aber für mich ist das eine Sensation! Ich hab’ nämlich anderthalb Jahre keine Äpfel essen können, Kreuzallergien und so, und kam mir schon fast vor wie dieser olle Käpt’n Barbos- sa aus diesem einen Fluchfilm da.
Und nun habe ich, weil mich zurzeit seltsame Dinge plagen, mal wieder einige Allergie- tests machen lassen, bei denen plötzlich keine Lebensmittelallergien mehr festgestellt werden konnten. Auch keine gegen Äpfel. Also hab’ ich mich drangetraut und muss sagen: Wer einen speziellen Geschmack, den er liebt, mal bis fast in die Fußspitzen runter genießen will, der muss mal ein Jahr einen großen Bogen drum machen. Also, sowas Leckeres! Das reinste Feuerwerk.
Dass bei den Tests jetzt allerdings rauskam, dass ich wohl eine Histamin-Intoleranz habe und nun immerzu Tablettchen dagegen picken muss, ist mir schon fast egal. Hauptsache wieder Äpfel.
Hach, komm her, Du kleiner Rotbackiger! Die Tante verknurpselt dich jetzt…
Man sagt ja angeblich, dass manche Frauen wie Kartoffeln aussehen. Ich kenn’ mich da jetzt nicht so aus, aber ich würde spontan behaupten, dass es da sicher auch noch Un- terschiede gibt: Die einen sehen vielleicht aus wie „Bamberger Hörnchen“, andere mehr wie „Drillinge“ und blaue Kartoffeln soll’s auch noch geben. Manche haben sich bereits in eine leckere Knödelform gebracht, einige sind eher krokettig unterwegs. Es gibt schlanke und ganz pfeifenreinigerdünne Pommesfiguren und sogar Herzoginkartoffeln. Wer aussieht wie Gratin, sollte schleunigst was unternehmen.
Da ist es ja nur naheliegend, wenn die Kartoffelzüchter ihre Sorten mitunter nach ihren Frauen benennen. (Gibt es eigentlich eine Gemüsesorte, die besonders gern nach Ehe- männern benannt wird?) Meine Wirklichkurzrecherche zur Kartoffel hat nicht nur ergeben, dass das Bundessortenamt überraschenderweise hier in Hannover seinen Sitz hat, son- dern auch, dass es anscheinend Kartoffelbauer-Frauen gibt, die „Albatros“, „Big Rossa“, „Django“, „Fausta“, „Golf“, „Panda“, „Pom Queen“, „Stärkeprofi“, „Ulme“ oder „Zorba“ heißen. Kann ja alles sein…
Was mich aber nun grübeln lässt ist die Frage: Was wäre mir wohl lieber? Wenn man eine eher Festkochende oder eine Mehlige mir benennen tät’? Hm.
Wenn ich mir diese Schilder so betrachte, kommen Fragen in mir auf. Zum Beispiel: Wer von denen ist denn eigentlich der Meister? Und würde da ein Tröpfchen Öl vielleicht…?
Die Briten trinken zuviel. Beziehungsweise: Die Briten schlucken ganz schön was weg. Also jedenfalls, ziemlich viele von denen. Und offenbar wird schon lange versucht, raus- zukriegen, wieso eigentlich. Die naheliegendste Erklärung für Allesmögliche scheint auch in England das Wetter zu sein. Wetter gibt’s schließlich immer irgendwie und das wehrt sich auch nicht. Ich kenn’ das selber gut. Wenn ich wieder mal total schlapp bin, miese Laune hab’, mir nix richtig schmeckt, das Fahrrad kaputt ist, der Laden zu hat, dann liegt das auch sofort am Wetter. Wenn es also immerzu regnet oder kühl ist, kann das natür- lich genauso gut ein prima Grund zum Saufen sein.
Dann müsste die Saufhauptstadt Deutschlands doch eigentlich Hamburg sein, oder? Man hört doch immer, das Wetter sei dort so londonerisch. Als Saufhauptstadt Deutschlands hätte ich in einem Einbürgerungstest jetzt aber spontan eher München angegeben, denn wann immer ein Münchner im Fernseher zu sehen ist, hat er einen dicken hässlichen Glasklumpen in der Faust, der aussieht, als hätte man ihn eben aus lauter kleinen Lego- glasbausteinen zusammengesteckt. Und da sind dann doch immer so 2-3 Liter Bier drin. (Außer vielleicht beim, äh…, wie heißt der, äh…, noch, der, der… Der hat doch angeblich immer Kamillentee da drin. Der mit dem Bahnhof.)
Die Hamburger hingegen sieht man erstens viel seltener im Fernsehen, aber zweitens: wenn, dann haben sie meistens die Hände frei. Das scheint ihnen aber gar nichts auszu- machen, sie fangen trotzdem nicht an, wild mit den Armen herumzuschlenkern oder in die Kamera zu winken. Ich wette, Hamburger sieht man, genauso wie alle anderen Städter, eher mit Bier in der Hand, wenn die Sonne scheint, weil sie sich so freuen, dass es mal kurz nicht regnet. Das wird dann bestimmt gleich gefeiert und so.
Das Wetter finde ich also als Grund nicht ganz ausreichend. Da hat ja sicher auch jeder eine andere Zielsetzung. Der Eine trinkt, weil’s regnet, der Andere, weil’s sonnig ist. Und wer nicht so viel trinken möchte, tut’s eben vielleicht nur bei Nebel. Mir persönlich ist das Wetter sogar ganz egal. Ich trinke Bier, weil’s (wie gestern) gut zum Curry passt, weil ich mehr Platz im Kühlschrank brauche, weil ich die Flasche leer hübscher finde als voll (zu schwer, auch!) oder als Vase brauche, weil der Nachbar Gitarre spielt, weil ich mir endlich auch mal einen Bierbauch wachsen lassen will, weil die Bierindustrie sonst womöglich ihre Schergen vorbeischickt, weil dann die Stimmen in meinem Kopf endlich verstummen und noch gegen den Weltfrieden. Und Durst.
Aber es ging ja nicht um mich, sondern um die Briten. Wer gedacht hat, die trinken bloß soviel, weil die Kneipen so früh schließen, musste sich ja inzwischen schon eines Besse- ren belehrt fühlen. Denn mittlerweile haben die Kneipen dort endlich länger auf, und die Briten trinken direkt weiter. Kommt mir, ehrlich gesagt, auch ein bisschen logisch vor…
Der wahre Grund fürs englische Saufen ist nun aber enttarnt:
Übrigens stelle ich mir gerade vor, was es wohl für eine schöne Welle gäbe, wenn nun alle Briten ihre Radios auf Verabredung gleichzeitig von der Insel schubsen würden…
Sonntags gucke ich ja meistens gemütlich den „Tatort“ und wenn ich danach noch munter bin, schalte ich so ein bisschen herum. Oft lande ich dann, fast gegen meinen Willen, beim „perfekten Promi-Dinner“, dieser tragikomischen Veranstaltung, deren Promis meis- tens ungefähr so bekannt sind wie ich. Oder bei denen man sich aus gutem Grund nie gefragt hat: „Was macht’n eigentlich der Dings heutzutage?“ Ich kann da auch gar nicht lange am Stück hingucken und knipse dann zwischen den Kanälen hin und her. Bloß, um dann doch irgendwann wieder in den schrecklichen Wohnungen der F-Promis zu landen.
Ich müsste mich vielleicht mal zusammenreißen, damit meine Sonntage nicht immer wieder so enden. Andererseits: wieso eigentlich? Für Trash hatte ich schon immer was übrig. Schließlich habe ich früher mit Freundin K. auch jede Folge der „Traumhochzeit“ mit Linda de Mol geguckt. – Allerdings haben wir dabei immer Mengen von Rotwein ge- trunken und so viel geraucht, dass unsere fachmännischen Kommentare nicht nur immer undeutlicher wurden, sondern gelegentlich sogar komplett in Husten untergingen. Ehrlich gesagt, vermisse ich das manchmal ein bisschen… Das „Promi-Dinner“ wäre für solche Abende eigentlich wie gemacht.
Die Alltagssendungen des „Dinners“ hingegen gucke ich noch immer ganz gern, weil sich da ganz normale, zum Glück unprominente Menschen, denen das aber nichts ausmacht, um ihre Gäste bemühen und das mal mehr, mal weniger gut. Leider ist es mit der Zeit ziemlich langweilig geworden, weil die Kandidaten inzwischen wohl auch nach ihren Koch- kenntnissen ausgewählt werden. Da kann man sich zwar mal was Leckeres abgucken, aber so wird es nie mehr zu solchen legendären Folgen kommen wie der in der ersten Staffel, in der ein so ein jungscher Fitnesstyp seinen Gästen an einer Art Campingtisch zur Vorspeise Reiswaffeln mit Magerquark, als Hauptgang Reispampe mit Putenbrocken und zum Nachtisch Proteinpulver-Fruchtquark reichte. Dazu gab’s natürlich keinen unge- sunden Alkohol, sondern ein ebenfalls aus Pulver angerührtes Saftgetränk, stilecht aus Senfgläsern. Von den Gesichtern der Mitkandidaten würde ich mir glatt eine Wiederholung angucken.
Und eigentlich ist es auch schade, dass ich mir nie eine Strichliste angelegt habe für Sät- ze, wie: „Und hier wird also heute Abend hoffentlich das perfekte Dinner stattfinden!“, „Ich hab‘ das nämlich noch nie vorher gemacht!“, „Das ist meine Küche.“ und „Das war auf den Punkt gegart!“
Beim Promi-Dinner gibt es diese harmlosen Vergnügen nicht. Da lernt man höchstens, welche Schauspieler welchen Esoteriktick ausleben, wer selbst eine Neurosenküche ist, und dass der „Künstler“ HA Schult eigentlich ganz genauso fies drauf ist, wie man das schon immer befürchtet hat. Seit jener Folge übrigens hat der Comedyheini Hanno Fried- rich bei mir einen ganzganz dicken Stein im Sympathiebrettchen, weil er die ganze Zeit versuchte, die Unverschämtheiten Schults auszugleichen und sogar mehrfach dessen Teller leer aß, damit die jeweilige Gastgeberin sich nicht unglücklich aus dem Küchen- fenster stürzt.
Das wollte ich aber gar nicht erzählen…
Ich wollte nur mal wissen, ob gestern Abend zufällig außer mir noch jemand gerade in dem Moment zugeguckt hat, als Rosi Jakob (die von den Jakob Sisters) ihr Statement zu Lisa Bunds (DSDS-Irgendwas) Dinner abgegeben hat. Sie saß dabei ja auf der Sofakante und hinter ihr war ihr umtriebiger, weißer Pudel zu sehen. Ich nehme nun an, dass selbst die Promikandidaten die Sendung erst zu sehen bekommen, wenn sie fertig im Fernseher läuft.
Und darum wette ich jetzt mal, dass Frau Bund ihr schickes gelbes Sofakissen gestern so gegen halb elf unter plötzlich ausbrechendem, schrillem Kreischen und im ganz hohen Bogen aus ihrem Wohnzimmerfenster geschleudert hat…
– „Amerikaner“, „Berliner“, Wiener „Frankurter Kranz“.
(Es würden ja auch höchstens Salzstangen rein passen.)
– Kein Kaffeeausschank, kein Kakaokühlschrank, kein Hefegestank.
– Keine dicke Bäckerin mit kräftigen Oberarmen.
(Nach einigem Suchen: Links davon ist und bleibt tatsächlich nur Gebäum, aber dafür auf der anderen Straßenseite, im Tiefparterre eine Wohnhauses: Bäckerladen. Anzunehmen, dass sich also dort auch ein paar Meter weiter noch eine Bankfiliale befindet…)