Motorbiene

Eigentlich wollte ich mich heute gerne etwas echauffieren.
Geht aber nicht. Mir fehlt das Material.

Vorgestern oder so fiel mir nämlich wieder ein, dass ich vor ca. 2 Jahren mal so eine Männerzeitschrift gesehen hatte, auf deren Titel ungefähr folgender Nichtganzsatz prangte: „11 Knöpfe, die sie bei IHR drücken müssen, damit sie schnell von 0 auf 100 kommt!“

Ich bin mir ziemlich sicher, dass das da so oder weigstens fast so draufstand. Ich weiß sogar noch, auf welcher Zeitschrift. Beweisen kann ich das jetzt aber leider nicht.

Damals hatte ich überlegt, einen gepfefferten Leserbrief zu schreiben, aber dann dachte ich: Die werden mich dort bestimmt als Zicke begreifen, die wahrscheinlich keinen Typen hat und deshalb ein bisschen unentspannt ist. So wird man schnell abgewunken.

Wieso mir das jetzt wieder einfiel, kann ich gar nicht sagen. Vielleicht hat jemand irgend-
wo einen doofen Mensch-Maschine-Vergleich angestrengt. Oder es hat jemand über jenes Magazin gesprochen, kann auch sein. Jedenfalls, weil ich nun leider keinen Beweis habe für das doofe Cover, kann ich mich jetzt gar nicht richtig aufregen hier! Also, das regt mich auch auf… Da könnte ich auch schomma schnell von 0 auf bestimmt mindestens sagenwirmal 45 oder so kommen.

Ich find‘ das nämlich durchaus löblich, wenn die Herrschaften sich Gedanken machen, wie sie ihre Liebste schön in Stimmung kriegen. Ich mein’, schließlich haben ja nun Beide was davon. Aber wieso glaubt so eine Redaktion, derlei Inhalte nur vermitteln zu können, wenn sie mit den Männern Auto spielt? Sollen die dann ihre Freundinnen über so einen Straßenspielteppich schieben und „brrrrrmmmbrrrrmmm…“ dazu machen?

Ich entsinne mich noch, den Artikel überflogen zu haben, und tatsächlich standen da so Sachen, wie:

„Füllen sie nur den besten Sprit ein! Champagner, weichen Rotwein, usw…“

„Wenn sie daunddort diesunddas machen, schnurrt sie wie ein …-Motor.“

„Kraulen sie ihr wattweißich, das jagt ihre Drehzahl in ungeahnte Höhen!“

Genau.
Ich hätte da auch noch ein paar Tipps:

„Greifen sie ihr während der Fahrt mal so richtig ins Lenkrad, das macht sie wild!“

„Wechseln sie ihr mal gelegentlich die Wischerblätter, – da freut die sich!“

„Aber kommen sie ihr lieber nicht unvorbereitet mit ’nem Ersatzreifen, da wird sie sauer!“

„Klopfen sie ihr mal vorsichtig auf die Polster, das macht sie garantiert total elektrisch!“

„Machen sie ihr ein hübsches Eckchen im Carport zurecht, – sie wird sie mit dankbaren Scheinwerferchen anleuchten!“

„Und wenn der erste Rost ansetzt, klemmen sie ihrer Liebsten eine Straßenkarte unter’n Arm und zeigen ihr, wo die Bauarbeiter die Landstraße gelassen haben.“

Also, das wars, worüber ich mich nun eigentlich aufregen wollte.
Aber geht ja nun nicht. Manno!

Schrott!

Blinzel

UnsichtbarstrasseHier geht’s zur Unsichtbarstraße.

Die Straße kann man nicht sehen, es stehen unsichtbare Häuser links und rechts am unsichtbaren Straßenrand und man sieht auch nicht, dass auf den unsichtbaren Klingelschildern unsichtbare Namen stehen. Macht nix, denn die Leute, die da wohnen, sieht man auch nicht. Das ist viel-
leicht auch besser so, denn sie sehen sich, und was sie tun, selber nicht und knöpfen deshalb ständig ihre unsichtbaren Strickjacken schief zu und merken auch nicht, wenn sie Krümel am Mund haben.

Wenn die Frauen sich schminken und frisieren, sähe das total lustig aus, wenn man es denn sehen könn-
te. Neulich hat die kleine Boutique in Nummer 7 mal eine Modenschau veranstaltet. Ist aber keiner hingegan-
gen. Alle waren beim Grillfest. Das endete allerdings in einer Klopperei, weil der Grillmeister die ganzen leckeren Sachen hatte total anbrennen lassen und jeder hinterher meinte, er hätte es besser gekonnt. Ich habe da so meine Zweifel.

Obwohl man ja nix sieht, waschen manche Typen in der Straße am Samstag ihr Auto und mähen den Rasen. Das machen sie nur der Geräusche wegen, damit die Nachbarn auch ja Bescheid wissen. Hier in der Straße wohnt einer, der kann nur mit dem Mund das Fahr-
geräusch eines protzigen dicken Wagens nachmachen, und er glaubt, die Nachbarn den-
ken: Der ist reich! Die Nachbarn wissen aber ganz genau, dass er nur so tut und fragen ihn manchmal, ob sie auf eine Spritztour mitdürfen. Dann erfindet er Ausreden, dass der Wagen gerade zur Jahresinspektion in der Werkstatt ist und windet sich verlegen. Aber das sieht man natürlich auch nicht.

An der Ecke ist ein Laden, der Parfums, laute Hackenschuhe und Glöckchen verkauft. Antipickelstifte und Selbstbräunercremes gibt es dort inzwischen nicht mehr, die sind aus dem Sortiment genommen. Der Ladenbesitzer ist dennoch ein wohlhabender Mann, denn die Unsichtbaren besprühen sich gern mit Stinkezeug und hängen sich die Glöckchen um, damit sie auf der Straße nicht umgerannt werden. Man kann sich also vorstellen, wie das ist, die Unsichtbarstraße langzulaufen: ohren- und nasenbetäubend.

Deswegen gehe ich da auch nie durch und weiß das alles nur, weil ich einen kenne, der mal in ein Mädchen aus der Straße verliebt gewesen sein soll. Das war nicht so einfach, sagt er. Er hat immer wieder an ihr vorbeigeküsst und dauernd gefragt: „Wo bist Du denn?“ Das fand sie gar nicht witzig und fand, er gäbe sich keine richtige Mühe. Irgendwann war sie dann plötzlich weg. Behauptet er. Vielleicht schmollt sie auch nur.

Führerschein (4. und letzter Teil)

Die Fahrstunden wurden langsam, sehr langsam, besser. Spaß hatte ich an der Sache trotzdem nicht richtig, das enttäuschte mich schon. Eine Landstraße mit über 100 kmh langzubrettern liegt mir einfach nicht. Plötzlich kam H. damit rüber, dass er mich für den 13. Dezember für die Prüfung angemeldet hatte! Das war schon in der darauf folgenden Woche! Inzwischen hatte ich 18 Fahrtermine gehabt und das Gefühl, ich bräuchte eigentlich noch mal so viele. Allerdings wurde das Geld auch schnell weniger. Insgeheim vermutete ich, H. wolle mich vielleicht loswerden, um einem Infarkt lieber aus dem Wege zu gehen, denn wir stritten oft im Auto.

„Du machst mich fertig!“
„Aber dafür bin ich lustig!“
„Das glaubst Du auch nur!“
Also noch eine Woche zum Üben. Wir machten eine richtige Intensiv-Woche draus und fuhren fast jeden Tag zweimal. Immer noch machte ich dämliche Fehler, rief dann immer gleich: “Sach nix!“, während H. sich wortlos einen Schoko-Taler aus dem Handschuhfach fummelte.
„Ich will auch!“
„Nö. Haste nicht verdient.“

Dann kam der Tag der Prüfung.
H. hatte mich eigentlich an diesem Tag angemeldet, weil er gesehen hatte, dass ein bestimmter netter Prüfer an diesem Tag dran sein sollte. Leider kam es anders und irgendwas wurde getauscht, so dass ausgerechnet Prüfer G. zuständig war, ein so genannter “scharfer Hund“! Dass wir den 13. hatten, amüsierte mich eher, außerdem war’s ein Mittwoch.
Zuerst sollte der „Ponyhof!“-Kollege mit einer seiner Schülerinnen geprüft werden. Danach waren wir mit Herrn G. auf einem Parkplatz verabredet, um ihn aufzunehmen. Als wir dort ankamen, gingen die beiden Lehrer erstmal schön mit Herrn G. Kaffee trinken im Imbiss. Ich wurde allein im Auto gelassen wie ein Hündchen. Die andere Schülerin hatte locker bestanden und war schon längst auf dem Weg nach Hause. Ich saß also im Fahrschulauto und wartete. Ich schüttelte mich immer wieder vor Aufregung, guckte ständig zum Imbiss und meckerte leise vor mich hin. Die Herren hatten Zeit. Nach fünf Stunden kamen sie zurück und Herr G. guckte mich gleich biestig an. Großartig!

Als er und H. eingestiegen waren, ging’s auch schon los mit der Fragerei. Ich sollte sagen, was mir zu Reifen einfiel. Da ich wusste, dass mir dazu vier Sachen einfallen mussten, überlegte ich kurz, ob ich „Rund, schwarz, Gummi, Luft drinne“ sagen sollte, um die Situation aufzulockern. Aber ein Blick auf Herrn G. genügte. Ich spulte drei der vier Dinger (allgemeiner Zustand, Profil und noch was) ab und grade als H. schon heimlich dicke Backen machte, fiel mir noch „Luftdruck prüfen!“ ein. Die andere Frage, die er mir stellte, habe ich schon wieder vergessen, so puppig war die. Also gings nun los. Die Strecke hatte H. mit mir mehrfach in verschiedenen Kombinationen geübt. Es gab „Fallen“, die ich aber nun zum Glück kannte und auf die ich nicht mehr reinfiel. Allerdings sind auch Prüfer manchmal überrascht. Das merkte ich, als wir zu einer großen Kreuzung kamen, über die ich fahren sollte. Die Ampelanlage war nämlich ausgefallen. Ich musste mich vortasten und hatte wohl gewaltiges Glück, dass da kein Laster oder sowas kam. Eisiges Schweigen im Fond.
Dann ging es Richtung Schnellweg. H. hatte mir eingebläut, sollten wir hier lang müssen, auf jeden Fall und unbedingt 100 km/h zu fahren, denn der Herr G. hatte schon Prüflinge durchrauschen lassen, die dort langsamer gewesen waren. Kaum, dass ich von der vorgelagerten Kreuzung herunter war, ging ich schon auf’s Gas und zischte ab. Herr G. guckte überrascht und ärgerte sich offensichtlich, dass ich diese Hürde locker genommen hatte. In einer 30er Zone lief vor uns eine schwarze Katze über die Straße, aber sowieso von rechts nach links. Herr G, war erleichtert. Offenbar war er abergläubisch.

Eine Kurve fuhr ich zu weit aus, da war es schon wieder vorbei mit seiner guten Laune. Säuerlich gab er Anweisung zum Parken. Das klappte richtig gut. Ich sah, dass H. zufrieden war. Als wir endlich am TÜV-Gelände ankamen, konnte ich aber immer noch nicht sagen, ob ich nun bestanden hatte oder nicht. Wir waren nur 35 Minuten gefahren.

Herr G. holte Luft und meckerte sich richtig frei. Er zeigt mal allen Anwesenden, was Korinthenkacker so drauf haben, zeigte uns seine Harke und motzte dann zum guten Schluss, ich sei mit gerade mal „ausreichend“ noch eben so durch gekommen. Beispielsweise fand er es überhaupt nicht gut, dass ich in Rechtsvorlinks-Zonen nicht nur nach rechts, sondern auch nach links geguckt hatte! Ich gucke aber hin, wo es mir passt. Da ich ja noch recht rege bin, dauert das meistens  auch gar nicht lange. Missmutig überreichte er mir die doofe Plastikkarte und verabschiedete sich noch nicht mal richtig. Der Drecksack, der.
„Ihnen auch’n schön’ Tach noch, Herr G.!“
H. machte ein „Na also!“-Gesicht und fuhr uns zur Fahrschule zurück. Unterwegs wurde ich an jeder Straßenecke ein Kilo leichter.

Meinem Väterchen habe ich übrigens geschworen, dass er das irgendwann heimgezahlt kriegt. Ich überlege aber noch, wie…

Führerschein (Teil 3)

In der Theorie ging alles seinen Gang. Ich ließ mich vom Alleinunterhalter zubrausen mit Geschichten von „neulich“, ertrug seinen Schlachtruf: „Leuteeee! Wir sinn’ hier nich’ aufem Ponyhof!!!“, und lernte zuhause fleißig nach dem Buch und kreuzte in den Bögen herum. Bei H. immerhin lernte ich auch im Unterricht was, den wir irgendwann fast nur noch zu zweit bestritten.

Die Fahrstunden machten mich nach wie vor nervös. Ich mochte die Geschwindigkeit nicht und H. trat immer mal aufs Gas, damit ich nicht mitten auf der Straße das Parken anfing. Irgendwann fuhren wir mal wieder zurück zur Fahrschule, als ich laut feststellte, dass mir das aber grade schneller vorkäme als 20 kmh.
H. guckte mich nur an, als hätte ich sie nicht mehr. Ich hatte nämlich ausnahmsweise(!) auf den Drehzahlmesser geguckt, auf dem Tacho standen 55! Leider habe ich das dann Freundin T. erzählt, die mich seitdem damit aufzieht. Naja, würde ich aber andersrum auch machen…

T. bastelte mir liebevoll einen schönen Adventskalender, in dem dann so lustige Sachen waren wie Fotos von Tacho und Drehzahlmesser (zum Auswendiglernen), ein „Navigationssystem“ (ein Kinderkompass), Schokoladenautos und ein umgestaltetes P*x*-Büchlein mit dem Titel „D**** lernt Autofahren“.

Überhaupt wurde ich ja nun von allen Seiten gefragt, wie es „denn so läuft“. Ich war mit mir überaus unzufrieden und fürchtete, die ganze Sache nicht hin zu kriegen. Alle taten das als Koketterie ab und zogen mich auf, – war aber keine. Ich hatte wirklich oft richtig Muffe vor der Fahrstunde, machte mich ganz verrückt deswegen und wäre so doch gern mit Spaß dabei gewesen. Immer wieder machte ich doofe Fehler, weil ich mich nur schlecht gleichzeitig auf meine Füße, die Lenkung, das restliche Brimborium, Fahrlehrer H., und auch noch auf den Verkehr um mich herum konzentrieren konnte.
Das berühmte Abwürgen des Motors kam gar nicht oft vor, allerdings erschloss sich mir nicht so recht die ganze Kuppelei, und H. versuchte es auch gar nicht richtig mit Erklärungen, sondern meinte nur, ich solle es einfach so machen, wie er’s mir sagt.

Darüber gab’s dann oft Streit und wir wurden auch richtig laut, denn H. war ein mittelschwerer Choleriker. Naja, und ich nervös, halt. Meistens rief er: „Warum? Wa-rum! Warum machst du das nicht so, wie ich dir das sage!“ „Weiß ICH doch nicht! Was haste denn gesagt? Ich muss fahren hier! Scheiße, jetzt hab’ ich wieder das Blinken vergessen!“

Beide kniffen wir dann die Lippen zusammen und versuchten, uns zu beruhigen.

Irgendwann hatte ich dann die Idee, nach dem Belohnungssystem vorzugehen. Ich kaufte eine Schachtel mit besonders guten Schokoladen-Talern. Die kam ins Auto, und die Abmachung war: Wenn ich was besonders gut mache, krieg’ ich einen. Wenn H. sich sehr ärgern muss, bekommt er einen. Das funktionierte ganz gut, aber Nervosität fuhr trotzdem immer mit. H. brachte sogar mal eine gute Jazz-CD mit, um mich ruhiger zu machen, es half aber nur wenig. Schön waren allerdings manchmal unsere Unterhaltungen, denn wir sprachen viel über Kunst und Musik und so. Ich mochte ihn und offensichtlich genoss er es, mal eine Schülerin zu haben, die wenigstens ungefähr in seinem Alter war. Auch wenn sie ihm viel zu langsam fuhr.

In der achten Fahrstunde brauste ich aber tatsächlich zum ersten Mal auf die Autobahn und fand das wirklich gar nicht so schlimm. Heute schüttelt’s mich schon wieder bei dem Gedanken… Ende November machte ich, quasi im Vorbeifahren, die Theorieprüfung und gewann mit 0 Fehlern. Immerhin.
Nun musste ich den Ponyhofmann wenigstens nicht mehr aushalten.

Führerschein (Teil 2)

Im Oktober suchte ich mir eine Fahrschule aus. Ich werde lieber nicht andeuten, welche.
Zuerst musste ich den 1. Hilfe-Kurs machen, in dem uns eine angehende Rettungsärztin eigentlich ständig versuchte, weiszumachen, dass wir das, was sie uns zeigt, bestimmt sowieso nie brauchen werden. Inwieweit das pädagogisch wertvoll war, möchte ich jetzt hier nicht bestimmen. Ich hörte trotzdem aufmerksam zu und empfehle Jedem, sich im Notfall lieber von mir retten zu lassen als von den anderen Kursteilnehmern.

Am 23. Oktober ging es dann mit der Theorie los. Mit mir waren da jede Menge junge Menschen türkischer Abstammung, die sich redlich mühten, sämtliche Klischees darzustellen, die einem zu türkischen Jugendlichen so einfallen wollen. Ein Jungitaliener war aber auch noch dabei, der war sogar noch wilder. Alle konnten prima sehr laut sprechen und Klingeltöne tauschen. Die Mädchen waren nur etwas dezenter als die Jungs, die angeblich schon lange mit Papas oder Bruders Auto herum fuhren. Natürlich hatten sie sich schon eigene BM*s bestellt und brauchten den Lappen nur noch der Form halber.

Das kann ja lustig werden, hoffte ich, und setzte mich trotzdem strebermäßig nach vorne. Schließlich wollte ich die Sache so schnell wie möglich durchziehen und noch vor Weihnachten in trockenen Tüchern haben.

Der Fahrlehrer, der uns die erste Theorie-Stunde erteilte, war so Anfang 30, trug schlimm ausgelatschte Schuhe und schien mir ein richtiger Weiberkönig zu sein. Er kam erstmal eine Viertelstunde zu spät und legte dafür aber gleich richtig los. Volle 10 Minuten lang sprach er über Sinn und Zweck des Fahrenlernens, die Eignung dazu und das nötige Verantwortungsbewusstsein. Dann schweifte er ab, ließ sich mit den Jungs auf lustiges Geplänkel ein und erzählte anschließend eine Stunde lang wildes Zeug aus der Zeit seines eigenen Führerscheinerwerbs und andere Heldengeschichten. Wie man Frauen klar macht, z.B. Vielleicht kann ich das ja noch mal brauchen… Zum Schluss gings noch mal kurz um Verantwortungsbewusstsein. Schien ihm ein wichtiges Thema.

Der andere Fahrlehrer (H.), der sich mit ihm für den Unterricht abwechselte, war dagegen ein bäriger Papatyp mit Bart und Strickpullover, der keine Mätzchen duldete. Ich wusste sofort: bei dem fährste! Außerdem hatte sein Handy „Take five“ als Klingelton, das kriegte ich zufällig mal mit, und das untermauerte die Entscheidung noch.

Nach zwei Wochen traute ich mich und hatte meine erst Fahrstunde.

Das Tolle, wenn man den Führerschein macht, ist ja, dass man plötzlich von allen Seiten die dollsten Geschichten dazu erzählt bekommt, inklusive denen über erste Unfälle. In diesem Fall waren diese Geschichten überwiegend mindestens 20 Jahre im Verklärungstank gewesen, da meine Freunde ja alle so in meinem Alter sind und ihre Führerscheine in den 80ern gemacht haben.

In der ersten Stunde wurde ich erstmal gefahren. Und zwar in ungefährliches Gelände, wo man als Anfänger nicht viel kaputt machen kann. Da musste ich dann hinter’s Steuer und kriegte erst mal die ganzen Klamotten da erklärt. Das gefiel mir gut. Dann sollte ich anlassen. Das gefiel mir nicht mehr so gut. Und schon rollte die Kiste und ich fuhr tatsächlich die Straße runter. „Isch fasset nit!“ und „Was mache ich hier eigentlich? Bin ich total durchgeknallt oder was!“, kriegte der arme H. zu hören. Wahrscheinlich auch seit 20 Jahren wieder und wieder. Daran musste ich immer denken: Wie oft der Mann dieses Kommen und Gehen und diesen Angstschweiß seiner Schüler schon erlebt hat.

Nach einer guten Stunde, in der eigentlich nicht viel passierte, als um-dem-Block-Fahren, ersehnte ich das Ende der Fahrstunde (Dauer: 90 Min.), weil ich meine Konzentration kaum noch aufrechterhalten konnte. Spaß hatte es mir irgendwie auch nicht gemacht.

Das hatte ich mir anders vorgestellt. Ich war immer der Meinung gewesen, dass ich bestimmt eine gute, lässige Fahrerin wäre, so theoretisch. Nun merkte ich, wie anstrengend ich das fand und ahnte, dass das kein Spaziergang würde. Hätte ich das Mistding doch schon mit 20 gemacht! Da hatte ich einfach noch nicht die Lebenserfahrung gehabt, die mir jetzt die Lockerheit verbaute. Auch in der zweiten Stunde wurde ich nicht lockerer, weil mir plötzlich auffiel, dass es eigentlich das reinste Wunder ist, dass nicht ständig alle Verkehrsteilnehmer in einem großen Klumpen zusammengeknüllt werden.

Auch H. merkte, dass ich womöglich ein schwieriger Fall werden könnte, weil ich nicht aufhörte, beim Fahren zu denken.

Führerschein (Achtung: mehrteilig!) – Teil 1

Ich wollte ja mal erzählen, wie das nun war mit meinem Führerschein. Freundin T. hat sich das mal gewünscht, weil ich deswegen Ende des Jahres so rumgehühnert hatte. Und weil das ’ne lange Geschichte ist, kommt die ausnahmsweise in vier Teilen.

Vorgeschichte:
Im Sommer war ich beim Väterchen in Berlin zu Besuch für ein paar Tage. Zuerst liefs ganz gut, wir hockten in Biergärten und beim Inder, gingen ins Technische Museum, saßen abends schön vorm Fernseher und alles war nett. Mittenmal kommt er mir mit so’nem Umschlag an und meint: „Töchterchen! Pass uff. Ick habe mir jedacht, Du musst nu’ mal endlich den Führerschein machen, bevor Du zu alt wirst, wat Neuet zu lernen.“
Ich dachte, ich hab’ Ohrensausen!
Klar hatte ich mal gesagt, dass ich das Mistding irgendwann mal machen will, aber das war doch nur so in die Luft gesprochen gewesen. „Irgendwann“ ist für mich ein Zeitraum, der locker dreißig Jahre umfassen kann. Außerdem wollte ich den 1. selbst bezahlen, und 2. eigentlich erst machen, wenn ich mir mein Traumauto leisten kann: Eine alte Citroen DS. Die Göttin. Darum habe ich natürlich eh’ nie damit gerechnet, dass das noch was wird.

Also gab’s erst mal Diskussion, bis Väterchen fast eingeschnappt war, weil ich den Umschlag nicht wollte. „Du kannst Dir meinetwejen ooch 2.000 Kugeln Erdbeereis davon koofen. Det is’ mir ejal! Du nimmst det jetzt. Det is noch von deine Omi.“
Also gut. Wenn er mir mit der Omi kommt, werde ich weich. Und Erdbeereis mag ich auch überhaupt nicht.

Zurück in Hannover musste ich erstmal zum Augenarzt, wegen besonderer Umstände in meinem peripheren Guckbereich. Die Praxis liegt am Lindener Markt und als ich da rein kam, fielen mir gleich die überaus patzigen, billig aufgedonnerten Sprechstundenmädels auf. Es gab aber auch ein unauffälliges, liebes Aschenputtel, an die wandte ich mich dann. Die Praxis war total oll, die Einrichtung zusammengehauen aus allen Jahrzehnten. Ich wurde zum Sehtest gerufen. Das Behandlungszimmer fiel fast auseinander, der Armstuhl, auf dem ich Platz nehmen sollte, zeigte schamlos seine Polsterfüllung herum. Ich fand das alles immer lustiger und war gespannt auf mehr. Die Buchstaben erkannte ich, die sind ja zum Glück zeitlos (Helvetica?). Dann kam der Farbtest. Das Büchlein mit den Tafeln fiel ebenfalls fast auseinander, der Leineneinband war mit Tesafilm dick überzogen. Ich bestand den Test mit Bravour, obwohl ich meine, die Farben wären schon etwas verblasst gewesen…

Dann kam dieser Gesichtsfeld-Test, wo man ein Summerchen drückt, sobald der helle Punkt ins Blickfeld kommt. Das Gerät war selbstverständlich ebenfalls uralt und musste per Hand bedient werden. Die Sprechstundenmaus hantierte herum und ich konnte natürlich genau vorher sagen, von wo das Pünktchen kommen würde, weil ich ja mitkriegte, wie sie da werkelte. Also summerte ich, bis ihr die Puste ausging.

Dann bekam ich die berühmten Tropfen ins Auge und musste warten. Ich weiß, dass das alle immer sagen, aber das Gefühl ist wirklich komisch. Wenn ich mir vorstelle, dass die Herrschaften des Barock sich Belladonna nicht zu knapp in die Augen geträufelt haben, damit die Blicke verführerischer wirkten, muss ich feststellen, dass die wohl nicht mehr alle an der Kappe hatten.

Nach einer halben Stunde kam ich zum Doc rein. Und Doc war der Knaller!

Ein altes, rundliches Männlein mit weißen Babylöckchen, das vor sich murmelnd in Puschen durch sein vollgerümpeltes Behandlungszimmer eierte. Er wies mich an, Platz zu nehmen und mein Kinn auf einer Art Rahmenkonstruktion aufzustützen.
„Keine Angst.“, versuchte er mich zu beruhigen.
„Ich hab’ gar keine Angst.“, antwortete ich munter und guckte ihn verschmitzt an. Der Typ ist ein Kobold, dachte ich, der tut nur so kauzig. Gefällt mir.
„Doch!“, sagte er, „sie haben Angst. Alle haben Angst! Aber ich mache das schon seit über 35 Jahren, überall auf der Welt mache ich das. Sogar in China! Auf der ganzen Welt mache ich das!. Nur in Russland nicht.“
„O.K., jetzt habe ich Angst!“, grinste ich. Er nickte.

Ich bekam einen Glaskegel direkt auf den Augapfel gesetzt und er schaute sich meinen Augenhintergrund an. Durch die Linsenbrechung konnte ich sogar irgendwie mitgucken und sah ein schönes Muster aus Äderchen. Irre, sich ins eigene Auge gucken zu können. Nebenbei wurde geplaudert.
„Und? Kann ich den Führerschein denn machen, Herr Dokter? Krieg’ ich ihre Freigabe?“
„Das können sie. Aber mit dem Pilotenschein wird’s leider nichts.“
„Och. Schade.“
„Und Rettungswagen fahren wird auch nichts.“
„Und Feuerwehrautos?“
„Tut mir leid. Gar keine professionelle Personenbeförderung. Privat können sie aber machen, was sie wollen!“
„Prima. Dann muss ich den Löschzug donnich abbestellen. Fein, der ist nämlich schon angezahlt.“
Inzwischen guckte er schon mit dem Kegeldings in das andere Auge.
„Wenn sie den Führerschein dann haben und so ein Jahr Praxis, dann leihen sie sich mal einen Porsche aus! Das ist ein Auto!“
„Ich komm’ dann, und leih’ mir ihren…“
Er lächelte mild, wir waren auf einer Ebene.
Nun versuchte er, das Glasding von meinem Auge zu nehmen, aber das hatte sich fest angeschmiegt bzw. fest gesaugt. Er musste etwas nachhelfen, dann war das Ding raus. Zum Glück, sonst hätte ich wie der Terminator nach Hause gemusst, bis das Ding von alleine abfällt. Und das mir! Ich habe so empfindliche Augen, dass ich leider keine Linsen tragen kann, weil ich’s nicht fertig bringe, mir was ins Auge zu pitschen. Auf dem Weg nach Hause schien die allerschönste Septembersonne. Ich drückte mich an den Wänden entlang, weil das Licht mir direkt ins Hirn wollte. Eigentlich eine ganz schöne Vorstellung, aber erst hinterher.

(2. Teil dann morgen…)

Tankdeckelauflösung

Um die Geschichte nun nicht ins Leere laufen zu lassen: Der Tankdeckel wurde geöffnet!

Ich würde jetzt gerne behaupten, dass die Herrschaften das Auto wirklich umgedreht haben, um da mal so richtig..! Und so.
War aber nicht so. War viel langweiliger.
Es gab kein Vakuum, sondern es war lediglich das Gewinde oder irgendwie das Schloß „um“.
Will sagen: Zernudelt.

Zum Thema Auto passt noch ganz gut, dass ich grade meine aktuelle Rechnung vom Car-sharing bekommen habe, und da steht drin, dass ich eine Gutschrift bekomme über 28 ct.!
Damit kann ich 1,33333 Kilometer gratis fahren.

Nun muss ich mir aber mal genau überlegen, wohin die Reise gehen soll! Wo ist denn eigentlich mein Pass…?

Tankdeckelprobleme

Heute war es trotz Regens und den damit verbundenen Dämmerlichtverhältnissen ganz lustig in der Agentur. Obwohl nicht mal die Rechner Bock auf Arbeit hatten und immer heimlich nach Hause wollten, wenn man mal kurz nicht hingeguckt hat.

Gegen späten Mittag wurde ich total müde und kochte mir einen Aufwecktee.
Eine halbe Stunde später fiel er mir auch prima wieder ein, und wenn ich den getrunken hätte, hätte ich nicht mal Zeit gehabt, den Tassenarm wieder zu senken, bevor ich eingeschlafen wäre, also neuer Versuch.
Wiederum eine halbe Stunde später war ich schon echt müde und hatte den Tee wieder vergessen! Er sah aus wie Kaffee und hätte bestimmt geschmeckt wie Zigarette.
Der dritte wurde es dann aber!
Ich weiß, schon, warum die 3 mir die beste Zahl von allen ist.

Während ich also den dritten Tee nun endlich genießen konnte und die Herren von „Meßm*r Tee“ sich wahrscheinlich die Hände rieben, weil sie genau wussten: Die Theobromine muss bald schon wieder neue Beutel kaufen, kriegte die Chefin einen Anruf ihrer Freundin.

Diese hatte sich das Auto geliehen, weil die Züge sich ja heute Müllsäcke überstülpen und streiken wollten. Sie hatte das Auto bis auf den vorletzten, den letzten und sogar auf den Tropfen nach dem letzten leer gefahren und war damit stehen geblieben. Als sie wieder Sprit einfüllen wollte, kriegte sie den Tankdeckel nicht auf!
Auch die hilfreichen umgebenden Herren kriegten den Tankdeckel nicht auf!
Nicht mal in der Werkstatt kriegten sie ihn auf!

Nun ist die Freundin auch noch seit Tagen und Wochen total im Dauerstress, hat einen minutiös ausgestalteten Terminplan, in dem sie jede verlorene Minute um Monate zurückwirft.
Die brüllenden Kinder sitzen beim Babysitter in der nächsten Stadt und warten.
Also ist sie angespannt. Klar.
Die Chefin vermutet am Telefon, dass sich im Tank durch Motordurst ein Vakuum gebildet hat, das den Tankdeckel von innen kräftig anzutzelt und deswegen nicht mehr freigibt.
Sie hat das schon mal mit einem anderen Wagen erlebt, damals wurde die Rohrzange geholt und der Deckel mit Gewalt entfernt.
Dies rät sie der Freundin, ebenfalls zu tun oder notfalls sogar ein Luftloch hinein zu bohren, und legt auf.
Wir haben ja alles mitgehört und sie fragt noch: „Ja was willste denn da sonst machen?! Scheiß doch auf den blöden Deckel…!“

Eine Pause entsteht.

Ich sitze da so mit meinem Tee, werde grade wieder wach, überlege mal kurz und sage dann:
„ Los. Ruf’ die noch mal an! Die sollen das so machen wie die Hausfrau mit den Marmeladengläsern… Einfach das Autochen umdrehen und von unten mal ordentlich gegendotzen. Wirst sehen, dann geht der Tankdeckel ganz leicht!“