Also, wenn ich ein Mann wäre, und ich würde zum Beispiel so ganz bestimmte Straßen in ganz bestimmten Vierteln runterbummeln, und da würde vielleicht eine deutlich zurecht gemachte Dame stehen und mit aufforderndem Blick zu mir sagen: „Hey, Süßer!“, dann würde ich eventuell antworten: „Wieso?!? Ich geh’ immer so… Ich kann nicht süßer!“
sprache
Beim Bäcker…
… vorhin erfuhr ich zufälligerweise, dass heute wohl ein ganz besonderer Tag ist.
Nämlich Selbstschmiertag! Zumindest wurde gerade davon gesprochen.
„Nanu“, hab’ ich überlegt, „so’n Tag ist mir neu. Was ist das denn?“ Erste Assoziation: Internationaler Tag des Schminkens! Zweite Assoziation: Motorpflege-Infotag? Ach nein, ich bin ja hier beim Bäcker. Also eventuell einfach: Dick Eincremen zwischen Brötchen und Teilchen?
Aber nein, es ist nur Freitag. Und vor mir steht eine Frau und kauft „110 Scheiben Brot!“ für einen Kindergarten, denn “jedes Kind isst drei Scheiben!“ Entweder kann ich jetzt nicht rechnen, oder hier ist was faul. Vielleicht müssen sich 36 bemitleidenswerte Kinderchen schon morgens jeweils drei ganze Scheiben Brot reinstopfen, aber die Betreuerin darf nach zweien schon aufhören? Die armen Kleinen, das wird Arbeit. Und selber schmieren müssen sie sie zudem auch noch!
Nächsten Freitag sind statt Brotschnitten dann Brötchen dran. Ich vermute, „jedes Kind isst 5 Brötchen!“ Das werden dann also 182 Stück…
Mondscheinkäse
Kürzlich fand ich im Werbeprospekt einer Superladenkette das hier:
Das wollte ich nun natürlich genauer wissen.
Ist das vielleicht ein Käse, den man nur nachts isst? Es gibt ja viele Leute, die nachts an den Kühlschrank gehen, und vielleicht ist dieses spezielle Publikum bisher noch nicht ausrei-
chend erschlossen?
Oder wird der Käse ausschließlich in Nacht-
schicht herstellt, in Fabrikhallen, die lediglich von Mondschein erhellt werden?
Das würde mir nicht gefallen. So im trüben Fun-
zellicht kriegt doch gar niemand mit, wenn da z.B. einer seine ollen Hosentaschenflusen über’m Bottich ausleert. Oder, wenn dem da vielleicht sein Mickymausheft reinfällt.
Die Webseite der Molkerei bietet zunächst nur wenig Information, und diese ist auch eher ver-
wirrend. Da steht, der Mondscheinkäse würde nur
an „Licht-Blüten-“ und „Wärme-Fruchttagen“ gekäst, mit Aqua Luna Wasser behandelt: Der ganz Besondere, vollmündig, würzig-pikant.
Aha. Soso. Wie noch mal? Was sind denn wohl Licht-Blüten-Tage?
Hab‘ ich die neue Züchtung der fluoreszierenden Ringelblume irgendwie verpasst? Dann will ich die aber sofort für meine Blumenkästen! Oder geht es um gefälschte Banknoten, an speziellen Tagen gedruckt, mit denen Stehlampen zu erwerben oder Stromrechnungen zu zahlen sind? Oder sind das vielleicht einfach sonnige Tage im Frühjahr und Sommer?
Und was sind Wärme-Fruchttage?
– Da fällt mir ein, ’ne Wärmefrucht kenn‘ ich sogar: Glühbirne! So kommen wir aber doch wieder bei Stehlampen raus… Und was hat das nun mit Mondschein zu tun? Das Ganze bleibt, trotz Beleuchtung, irgendwie im Dunkeln. Ist ja eigentlich auch schnuppe, wenn der Käse schmeckt. Was steht da noch?
Mit Aqua Luna Wasser behandelt.
Da müssen wir eins abziehen, denn eins ist doppelt: Aqua und Wasser meinen ja wohl dasselbe. Wasser Mond Wasser. Und wieso behandelt? War denn jemand krank? Jetzt komm‘ ich doch langsam durcheinander… – Jedenfalls ist der Käse vollmündig. Das ist wichtig! Wenn er zum Beispiel einen Handyvertrag abschließen will. Oder was verbockt. Dann muss er auch gefälligst dafür geradestehen. Basta.
Ach, da finde jetzt doch noch was auf der Homepage, das kann mir vielleicht weiterhelfen:
Herstellung:
Zur Herstellung des Andechser Demeter Mondscheinkäse verwenden wir hochwertige Demeter-Milch. Der Käse wird ausschließlich an Licht-Blütetage und an Wärme-Fruchttagen gekäst.
Jetzt steht hier plötzlich Licht-Blütetage und nicht Licht-Blüten-Tage! Eventuell geht es um ein Stockwerk, auf dem jemand von lichtem Geblüt ist. Die Licht-Blüt-Etage. Wattweißich! Ich bin schon völlig derangiert, die Sache macht mich ganz schulli.
Nach unserem auf langjährigen Erfahrungswerten basierenden Käsungspro-
zess, kommt der Andechser Mondscheinkäse in ein Bad aus Meersalz, dass energetisiert wurde. Beim Reifungsprozess wird für den Kulturenansatz der Reifekulturen Wasser der St. Leonhards Aqua Luna Quellen verwendet.
Die haben also Mondquellen da, ja? Mondwasser. Hm. Hm.
Die mystische Kraft des Mondes ist in der Aqua Luna Vollmondabfüllung eingefangen.
Ich bin mir ja nun gar nicht sicher, ob der Mond tatsächlich über mystische Kraft verfügt. Ich dachte immer, der verfügt durch seine Masse eher über ordentlich Anziehungskraft. Schwippschwapp, Ebbeflut und so. Aber wenn die mystische Kraft bei denen eingefangen ist, kriegen wir die natürlich auch nur mit Glück und vielleicht Eintrittbezahlen zu sehen. Ach, da ist ja noch ein Hinweis:
Die Vollmondabfüllung wird ausschließlich am Vollmondtag abgefüllt.
Ja, der tat jetzt gut. Das ist klar und formschön. Damit kann ich was anfangen. Danke.
Das Zusammenwirken dieser einzelnen Besonderheiten machen den Demeter Mondscheinkäse zu einem unverwechselbaren Käseerlebnis.
Ui! Ein Käseerlebnis! Und auch noch eins, das ich nicht verwechseln kann! Wo ich doch sonst meine Käseerlebnisse so schlecht sortiert krieg‘! Hier stapeln sich doch schon die Alben, Odner und Käseerlebnisbeklebeetiketten…
Besonderheiten:
Sowohl Pflanzen wie auch Tiere sind Ihrem Lebensrhythmus, in Ihrem Wachstum und Ihrer Fruchtung in enger Beziehung mit den Kräften des Umkreises.
Mein Lebensrhythmus? Mein Wachstum? Und: Huch! Meine Fruchtung? Und die sind wo noch mal? Meine Kräfte verlassen mich… – Ach nein, da sind sie ja:
Sowohl die Kräften der Sonne, des Mondes, des Planeten, aber auch des fernen Fixsternenhimmels bilden an ihr mit.
Na, dann haben die jetzt aber mal kurz ganz schön zu tun, die Kollegen!
Die Licht-Blütetage sind für die Milchverarbeitung und Käsebereitung ideal. Sie bringen auch die beste Feinaromabildung. Die Wärme-Fruchttage eignen sich für alle Milchverarbeitung und auch besonders für die Herstellung von Schnittkäse.
Entschuldigung, ich kann nicht mehr… Nach dem ganzen Esotherikquark brauch‘ ich jetzt dringend so ’ne Stulle, wo die Wurst so richtig schön über die Ränder lappt! Hat zufällig grad‘ jemand eine dabei?
PS: Da gibt’s übrigens auch Backsteinkäse. Nein, ich möcht’s am liebsten gar nicht wissen, glaub‘ ich…
Sprachflus
Alles auf die 3!
Nachdem meinem DVB-T-Empfänger gestern Abend eine wundersame telefonische Fern-
heilung („Los! Funktionier’ wieder!“) zugute kam, konnte ich einen Mann im Fernseher bedauernd sagen hören: „Da habe ich wohl auf den falschen Zug gesetzt!“
Erst dachte ich, er meint vielleicht „in den falschen Zug gesetzt“, aber das passte nicht so richtig zum Rest der Erzählung. Also gehe ich jetzt davon aus, dass es irgendwo eine große Arena gibt, in der Lokomotivführer ihre bulligen Schätzchen mit Karacho durch’s Rund oder (wahrscheinlich eher Oval) jagen. Und drumrum stehen die Zuschauer und kriegen sich nicht mehr ein. Da wär’ ich ja gerne mal dabei! Wenn auch nicht unbedingt als Fahrgast. Nun muss ich nur noch rauskriegen, wo…
Gesundheit!
Also, für heute habe ich schon ca. 500 g ausgewogene Ernährung (2 Brötchen, eins mit Lachs und Farmersalat, eins mit belgischem Schokoaufstrich, dazu Tee und Gurken-
scheibchen), und ungefähr 1.250 g Bewegung (zum Bäcker gehen, Bad und Küche putzen, die ganze Bude staubsaugen) intus.
Es folgt jetzt: kiloweise gesunde Lebensweise (auf’m Diwan lümmeln und lesen, – sehr gesund: Man kann dabei weder aus dem Fenster fallen, noch vom Auto überfahren wer-
den).
Ach ja, und geschüttelt habe ich mich auch! Nach der kalten Dusche heute morgen…
Dann ist ja wohl für heute alles erledigt.
Zwickmühle
Gebongt!
Nee, ich bin nicht verschollen, ich hab’ bloß gerade mal wieder charmanten Besuch, darum bin ich dieser Tage so unbloggig…
Am Sonntag haben wir ja nun wie angekündigt mit Sachen geworfen und prompt scheint seitdem die Sonne. Wenn wir das nicht sauber hingekriegt haben! Nur das mit dem Wind, das müsste nicht sein. Beim Kastanienschmeißen haben wir lecker Sekt getrunken und sind dann kichernd zum Maschsee gewandert, weil es da nämlich gute Pommes gibt. Und auf den guten Pommes ist auch anständige Mayonnaise drauf, ganz genau wie jetzt auf meinem Mantel, denn es war wirklich ziemlich windig am Sonntag.
Den Rest des Tages verbrachte ich dann mit beiden Unterarmen in geschmolzener Scho-
kolade, weil ich Trüffelpralinen für die liebe Freundin S. gemacht habe. Sie hatte zwar schon längst im Januar Geburtstag, aber hätte ich die Pralinchen schon im Januar gebas-
telt, dann hätten sie jetzt, zum Zeitpunkt des Endlich-Hinfahrens, ja nun gar nicht mehr geschmeckt. Caramel- und Amaretto-Marzipantrüffel übrigens, die mir ganz gut gelungen sind. Das findet der Besucher auch, und schnürt jetzt immer mal um die beherbergende Blechdose herum.
Gestern, nach einem Stadtbummel, – also eigentlich wollten wir bloß Bärlauchbrot kaufen, es gab aber noch keins, weil die Bären im Schwarzwald wohl noch nicht abgelaucht haben, und dieser speziell schwarzwäldische Bärlauch aber nötig ist für dieses besonders leckere Brot -, wurden wir Zeuge, wie Lebensmittel auch ganz ohne Gentechnik stark ver-
ändert werden können. Nein, es wurde leider kein normaler Lauch in Bärlauch verwandelt, sondern eine Tomate in ein Ei, und dann wieder in eine Tomate. (Dabei fällt mir ein, dass ich selber mal eine Riesenerdbeere in ein Ei verwandelt habe! Das war eine Bildretusche für ein Kräutersalz. Ein Kind saß auf einer Bank, aß nun ein leckeres Ei, wo vorher eine Beere gewesen war und schien sich nicht im Mindesten über die Geschmacksverände-
rung zu wundern.)
Wir wollten jedenfalls gern gebackenen Schafkäse essen. Dazu gibt es normalerweise etwas müden Salat und ein lustiges Mangochutney. Das schmeckt viel besser, als man denkt. Ganz früher, als das Gericht noch neu auf der Karte war, gab es Tomatenscheiben dazu. Ich fand auch immer, dass das die ideale Ergänzung zu diesem leckeren Schafkä-
se sei, und war enttäuscht, als man die Tomaten eines Tages anscheinend in andere Salate abkommandiert hatte und stattdessen geraspelte Zucchini und Möhren zum Käse tat.
Deswegen erkundigte ich mich gestern bei der Tablettmamsell, ob es wohl machbar sei, dass ich ein paar Tomatenscheibchen dazu bekommen könne. Augenblicklich sah ich, dass ich sie verunsichert hatte. So schräge Wünsche waren ihr offensichtlich noch nicht untergekommen. Ratlos hob sie die Schultern: sie wisse nicht, wolle aber mal fragen gehen…
Ein Weilchen später kam sie ganz aufgeregt zurückt und sagte den eigentlich sehr hüb-
schen Satz: „Die Küche hat gesagt, ich muss ein Ei bongen!“ Ich schaute fragend, worauf sie noch dranhängte: „Das kostet 80 cent!“ Sie riss die Augen auf und hielt sich an ihrer kleinen Piepskiste fest, die heutzutage diese kleinen Kellnerblöckchen ersetzen. Ich also: „Ja, wenn sie das müssen, dann machen Sie das doch ruhig…“
Und dann warteten wir bestimmt eine halbe Stunde auf unser „gebongtes Ei“. Vielleicht hatte die sprechende Küche Probleme, das Ei aus dem Bongapparat wieder raus zu kriegen. Oder sie kochten die arme Tomate hart und versuchten, sie in einem Eierbecher zu stecken. Jedenfalls schien unser Wunsch starke Bremswirkung zu haben. Mein Besu-
cher hatte schon einen richtigen Hunger-Ast und war kurz davor, selber mal mit dieser ominösen Küche zu sprechen, als endlich die Teller kamen. Und siehe da: Das Ei hatte sich wieder in eine Tomate verwandelt! Und sie war nicht gekocht und auch nicht gebongt, sondern nur in Scheiben und schmeckte nach nix.
Dafür haben sie übrigens das Dressing(!) weggelassen.
Bestimmt auch…
…’n schwieriger Beruf: Fruchtzucker.
Das richtige Vokabular
Kinder. Ich selber hab’ ja, aus verschiedenen Gründen, keine, könnte mir aber wohl jeder-
zeit welche borgen. Vielleicht mache ich das sogar mal. Gestern jedenfalls war ich mit meiner japanischen Freundin M. und ihrer bald zwei Jahre alten Tochter M.N. in der Stadt. Freundin M. hatte einen Arzttermin und M.N. sollte solange im Wartezimmer auf mich aufpassen.
Damit uns die Zeit nicht zu lang wird, bekamen wir eine schöne Tüte Tierkekse für auffe Faust. Im Wartezimmer stand zudem ein Körbchen mit bunten Bauklötzen, und zwischen den Bauklötzen fanden sich so hübsche, flache, klar lackierte Holztiere. Kekslöwe in der rechten Hand, Holzlöwe in der linken, kann es schnell schon mal zu Verwechslungen kommen. Beinahe hätte ich einen Zahnarzttermin gebraucht. Von M.N. war kein Trost zu erwarten, sie versuchte nämlich gerade, einer Wildfremden unauffällig in die Handtasche zu steigen.
Später, wieder zu dritt, untersuchten wir das Sortiment eines skandinavischen Klamotten-
verjublers. M.N, die gerade sprechen lernt, kann drei Wörter schon besonders gut und benutzt sie gern: „Mehr!“ (Variante: „Mehrmehr!“), „Bitte!“ und „Liebe!“. Die daraus zu bildenden Kombinationen kann sich ja jeder selbst ausrechnen und wer gestern in der Innenstadt war, konnte sie auch deutlich hören. Ebenso die mütterliche Antwort über zwei Kleiderständer hinweg: „Ja, gleich…!“ oder: „Jetzt nicht…!“
Weil ich mir schon morgens beim Hochheben der kleinen Rackerin irgendwie den Rücken verknorzelt hatte, dauerte der Bummel nicht so lang wie sonst, und trotzdem kriegten wir Hunger. (Keine Sorge, der Rücken hat sich gegen Abend geräuschvoll wieder in seine für ihn vorgesehene Position eingefunden.) Beim Sushi (was sonst) fiel mir ein, dass es hier zum Glück ausnahmsweise mal keine Anwendung gibt für eine inflationär gebrauchte Redewendung, die mir neuerdings ständig aus dem Fernseher entgegenfällt. Bald fange ich eine Strichliste an. Neee, nicht „in aller Munde“. Das wird ja unappetitlicherweise dauernd über Zeitungsartikel geschrieben: „Bio (bzw. Health food, xyz…) ist in aller Munde“.
Sondern das, was in diesen Kochshows jetzt immerzu alle sagen; – müsst Ihr mal drauf achten, nämlich: „…auf den Punkt gegart!“ Das konnte man vom Sushi nun wirklich nicht behaupten.