Hannover, es tut mir leid!

In der Zeitung stand gestern, dass Hannover im Ranking der beliebtesten deutsche Städte gnadenlos abgerutscht ist. Je nach Liste und Auswahlkriterien steht die Stadt nämlich mal auf Platz 7, mal auf Platz 15 von 50. Doch neuerdings hockt man schlecht gelaunt auf Platz 25 herum. Grund: Die Kriminalstatistik. Da steht, sie weise 15.059 Straftaten je 1.000 Einwohner aus und der Bundesdurchschnitt läge „nur“ bei 10.723 Delikten. Das kann ich zwar nicht ganz glauben, aber wenn’s doch in der Zeitung steht…

Und ich bin Schuld. Eingerechnet sind nämlich auch die Schwarzfahrvergehen. Und ja, ich gebe es zu: Ich bin Freitag schwarzgefahren! Mein Gewissen plagt mich so…, – aber ich hatte doch mein Portemonnaie in der anderen Jacke gelassen! Und hab’s erst am Bahnhof gemerkt! Und ich musste doch pünktlich bei der Arbeit sein! Und zurück habe ich mir dann auch eine Karte gezogen, wirklich!

Ich weiß nicht, wie sie es spitzgekriegt haben, aber Samstag stand’s halt schon in der Zeitung:

Meinetwegen_ist_H_jetzt_una

Wenn Freundinnen zu sehr telefonieren.

„Na? Was machst’n grade?“

„Hab‘ eben meinen neuen Schrittmacher repariert.“

„Du hast’n Schrittmacher?!? Seit wann?“

„Montag. Und nachdem der mir prompt runtergefallen war, ging er nicht mehr richtig. Da hab‘ ich ihn kurzerhand aufgeschraubt und gesehen, dass da bloß so ’ne winzige Feder lose war. Also hab‘ ich die mit Hilfe einer Stecknadel wieder über ihre Kontakte gezogen, und jetzt tickt das Teil wieder!“

„Wieso weiß ich davon nix, – warst Du denn im Krankenhaus?“

„Nö, die gab’s bei L*dl. So ein ganz kleiner silberner Kasten ist das.“

„Bei L*dl gibt’s Schrittmacher?!?“

„Jetzt nicht mehr, die waren sofort alle.“

„Und in Gang setzt man die dann selbst, ja?“

„Joh, da sind Batterien und alles bei, und die Einstellungen nimmt man dann selbst vor.“

„Du verarschst mich doch, oder?“

„…?“

„Du hast mir nie erzählt, dass Du herzkrank bist!“

„… Ach… – Schrittzähler! Entschuldige. Schrittzähler.“

„Kuh, Du!!!“

Mühsam nährt sich das Brominchen.

Echte Gartenwalnüsse.
ImKorbwälzensichWalnüsserum

Die sammle ich morgens auf dem Weg zur Arbeit auf.

Und wenn ich abends aus dem Wohnzimmerfenster schaue und sehe, wie der Wind so in die Bäume fährt, dann weiß ich: Prima, morgen gibt’s wieder eine reiche Ernte. Eigentlich sollte ich ja keine Nüsse essen, aber ich bin einfach bockig und esse sie trotzdem, weil ich fast mit jeder Nuss etwas Schönes bekomme.

Meine Großeltern hatten einen Walnussbaum in ihrem handtuchschmalen Garten und ich hab‘ als Kind immer ganz ungeduldig darauf gewartet, dass er die holzigen Dinger mit dem Schnäbelchen endlich fertig hat. Ich hab‘ nicht viel Familie und noch weniger schöne Kind- heitserinnerungen, deshalb hüte ich die ebenso wie in einer festen Schale. Besonders gern mochte ich, wenn die Nüsse noch so waren, dass man die bittere, frische Haut von den Kernen abziehen konnte. Ich hockte mit den Nüssen am Fenster und pulte sie ge- duldig, bis ich eine kleine Handvoll hatte, die ich dann langsam und mit Genuss aß…

Die Nüsse, die man normalerweise beim Weihnachtszeug im Laden findet, stammen bekanntermaßen meist aus Kalifornien, sind oft trocken und oll, weil sie vom Vorjahr sind, und außerdem sind sie gebleicht. – Wozu eigentlich?!? Wo doch dort sonst alles extra gebräunt wird.

Wer die nicht mag, muss schauen, dass er französische aus dem Périgord bekommt, jetzt ist immerhin die Jahreszeit dafür. In unserer Markthalle kostet ein Kilo aber schon mal 6-7,-€, das kann man sich auch nicht dauernd leisten. Falls aber doch, wird man mit Geschmack belohnt. Als ich in selbiger Markthalle noch französische Feinkost verkauft habe, gab’s in unserem Sortiment eine Art Praline, die sich „Les Harlequines de Périgord“ nannte. Es waren ankaramellisierte Walnusshälften im Kakaomantel und so ungefähr das Leckerste, was man mit den Dingern anstellen kann. (Abgesehen von, natürlich, Likör.) Leider gab’s die Harlekine nur bei uns (den Laden gibt’s inzwischen zum Glück nicht mehr, aber das ist eine andere Geschichte) und über’s Internet findet man diese Köst- lichkeit nicht.

Nachts liege ich deshalb wach und verzehre mich danach. Und der, der mir ein Tütchen davon bringt, darf die Prinzessin zur Frau haben. Aber wenigstens habe ich die Nüsse vom Bürgersteig. Was brauch‘ ich da einen Prinzen.

Auf Sonntag folgt Sonntag.

Gestern war aber wirklich mal ein verschrobener Tag.

Erstmal bin ich gar nicht richtig aufgewacht, sondern aus einem Traum wie rausgerutscht. Den Traum kannte ich schon, den habe ich seit vielen Jahren immer dann, wenn ich mir selbst was Bestimmtes zu sagen versuche. Zuletzt hatte ich übrigens vor ungefähr zwei Jahren so deutlich mit mir geredet.

Nach dem Aufstehen tat ich dann ein Weilchen etwas, dass ich beim besten Willen nicht anders als „Rummuckeln“ bezeichnen kann, obwohl ich mir wünschte, dass das Wort „Muckel“ in allen seinen Abformungen nicht zu meinem aktiven Wortschatz gehörte. – Sei’s drum! Ich hab‘ also in meinem kleinen, bunten Haushalt so’n büschen gemuckelt und bin dann anschließend mit dem Fahrrad los.

Als ich am Zeitungsladen vorbeifuhr, dachte ich noch: „Ham die Urlaub?“, aber als ich dann zum Lindener Markt kam, wo weder die zwei Apotheken, noch der Italienische Laden, noch die Post aufhatte, würde mir blümerant. Ich hatte wirklich für einen Moment das schräge Gefühl, ich hätte womöglich den ganzen Samstag (und die Nacht drauf auch noch) verschlafen und es wär‘ Sonntag. Dafür allerdings war der Traum irgendwie zu kurz gewesen… In der mündlichen Rede würde ich jetzt sagen, es hätte sich „strange“ ange- fühlt, aber geschrieben sieht das ja total blöd aus, auch wenn es hier passt. Das Gefühl war unwirklich und fremd. Zum Glück fiel mir rechtzeitig, bevor ich mich mal zu einer gründlichen Kopfuntersuchung anmelden konnte, ein, dass ja Tag der deutschen offenen Tür oder sowas war!

Da war ich natürlich kurz beruhigt, und dann aber gleich ziemlich sauer! Schließlich hatte ich total viel vor: Geld einzahlen, Zeitung besorgen, Wocheneinkauf, Tablettchen abholen und mir Blumen schenken… – Also alles ziemlich dringend und dann steh‘ ich da im kurzen Hemd. Und dann war auch noch der Geldautomat in der Post gestört und wollte mir keine Penunzen rausrücken!

Ich finde das sowieso grundsätzlich seit Monaten doof, dass ausgerechnet in dem ersten Jahr, in dem ich wieder auf dem „normalen Arbeitsmarkt“ zugange bin, die Feiertage so beknackt liegen. Menno.

Aber der Bäcker, der hatte immerhin auf! Und hat auf mein Geheiß auch sofort Brötchen auf die Theke gelegt. Geht doch. Auf dem Rückweg habe ich einer Konkurrenzbank beim Abheben vermutlich ein Bündel unsichtbarer, weil noch virtueller Geldscheine in den Rach- en geworfen (Fremdautomatenabhebegebühr oder wie das heißt) und bin grummelnd bis leise schimpfend nach Hause, wo ich mich dann für den Rest des Tages über Pralinen, mein Strickzeug und Gedanken zur Lage hermachte.

Zum Glück liegt in meinem Badezimmer aber das Hannöversche Stadtmagazin und das verriet mir, dass heute in der Innenstadt verkaufsoffener Sonntag ist. Dann eben sorum! Bittesehr. Wäre doch gelacht, wenn ich heute nicht noch an Zeitung, Blumen, Tomaten und Zeug komme! Los geht’s, konsumier‘ mir!

Und den Kopf, den kann ich ja auch genausogutundgerne ein anderes Mal nachgucken lassen.

Zwei bis drei Mädchen? Von wegen!

Diese Woche habe ich wieder eine von diesen Sendungen geguckt, von denen jemand ganz Bestimmtes immer einen seiner berühmten „Spangenhälse“ bekommt. Ich guck‘ die aber einfach trotzdem, denn man wird weder doof noch dumpf davon, das war man ja -wenn- schon vorher. Im Gegenteil, mich entspannt und belustigt es zuweilen, eine Koch- sendung zu sehen. Keine Ahnung, was es ist, was diese Formate so beliebt macht, ich hab‘ da auch nur Theorien.

Eine davon lautet, dass man etwas von der Behaglichkeit zurückbekommt, die man vielleicht als Kind hatte, wenn man in der Küche hockte, und die Eltern oder Großeltern brutzelten das Abendessen. Man fühlte sich familiär und wusste: gleich gibt’s was Gutes. Zudem bin ich hoffnungslos romantisch und glaube tatsächlich, dass einige Zuschauer beim Zugucken Lust kriegen, auch mal wieder „richtig“ zu kochen und das dann auch tun, – vielleicht sogar für Gäste! Ja, natürlich gibt’s auch viele vor’m Gerät, die Fertigpizza dabei essen, aber die gibt’s ja eigentlich immer. Wenn Olympische Spiele sind, oder Fußball-Irgendwas ist, dann sieht man das auch auf allen Kanälen & jederzeit und kaum jemand beschwert sich über den Sinn darin, Anderen beim Sporteln zuzusehen, während sich in den Straßen die Pizzakartons bis an die Fensterbretter stapeln.

Mir als Gourmette machts einfach Spaß, Leuten beim Kochen zuzusehen und mir vorzu- stellen, ob und wie das wohl schmeckt. Manchmal guck‘ ich mir sogar was ab und bisher hat sich auch noch niemand beschwert, das schmecke irgendwie doof nach Fernseher…

Allerdings mache ich (und das sollte Jeder tun) einen großen Bogen um diese „Promi“- Sachen, denn diese Promis zeichnen sich ja eigentlich nur durchs Promi-sein-wollen aus und meistens ist es ihnen völlig schnuppe, wie das Essen wird. Hauptsache, man sieht, dass sie einen tollen Inneneinrichter hatten. Auch, wenn Profiköche um die Wette kochen, finde ich das eher langweilig.Dass die es können, weiß man ja nun.

Nein, ich mag ganz normalen Menschen mit normalen Berufen beim Schnippeln und Rühren zugucken. Die Kandidaten sind auch ganz unterschiedlich sympathisch und ich fühle direkt mit, wenn ein ansonsten netter junger Mann seine Nudel verk…, äh, verkocht und dann kaum Punkte kriegt, der Arme.

Solche Sendungen kommen jede Woche aus einer anderen Stadt und dann freu‘ ich mich, wenn ich z.B. Hannoveraner wiedererkenne, weil ich die eventuell schon mal in einem Club gesehen habe oder wir sogar gemeinsame Freunde haben. In dieser Woche kam übrigens eine Reihe von Folgen aus Aachen und ich freue mich klammheimlich, dass der Küchenchef des Lokals wirklich so selbstherrlich-unfreundlich ist, wie jemand ganz Bestimmtes das sicher annehmen würde, denn er ist aus Prinzip eigentlich nie in dieses Lokal der Aachener Haute-Volée gegangen. Jetzt weiß ich, dass er damit Recht hatte, – aber er nicht.

Merkwürdigerweise war in dieser Woche aber auch hier ein „Promi“ dabei, weil es eine Jubiläumsfolge gab. Der Promi war dann Hans Meiser. Egal. Er musste, wie die anderen Kandidaten, ganz normal kochen und kriegte das sogar ganz nett hin. Am Dienstag allerdings schnitt er sich leicht in den Daumen und tat in Großaufnahme so, als würde er nicht jammern. Der Küchenchef sagte daraufhin, er dächte, er hätte nur zwei Mädchen in der Küchenmannschaft diese Woche, es seien aber wohl doch drei!

Und nur deshalb schreibe ich eigentlich diesen Eintrag.
Das mit der Kochguckerei war nur der Anlass und in die Irre führendes Drumrum, hehe.

Ich muss nämlich diesem Küchenmann da mal gewohnt freundlich, aber ganz entschie- den widersprechen: Nach meiner Erfahrung jammern Mädchen und Frauen nämlich erheblich seltener und weniger auffällig über körperliche Wohligkeitsabwesenheiten als Jungs und Männer! Somit kann Herr Meiser sich geadelt fühlen, wenn man seine Lei- densfähigkeit „mädchenhaft“ findet.

Das wollt‘ ich nur mal eben sagen. Und jetzt gehe ich mir Frühstück kochen.